Domus Aeliana - Oecus

  • Ein Schälchen läßt er sich reichen und gut zwei Schöpfkellen Suppe einlegen. Die Würzung nimmt er lieber selbst vor. Und kostet nur einen winziges Löffelchen, der noch zu heißen Brühe.


    "Die liebe Zeit hat es mir bisweil verwehrt tiefer im eigenen Betrieb den Unternehmungen, den Büchern und all das zu forschen. Du mußt wissen, das ich nicht sonderlich viel dabei tue, die Sklaven machen das und solange der Denar rollt, kümmere ich mich lieber darum zu sehen, wo er zielgerecht zum Liegen kommt.


    Aber ich kann mir nicht vorstellen, das jene Männer die rechtlich unter meiner Hand stehen, den Namen Germanicus Avarus beschmutzen würden, nur um Dinge auf den Märkten und dem Forum zu verkaufen, die nicht aus den Manufakturen kommen, die meine Handelsplaketten tragen. Nein vielmehr halte ich es für unmöglich."


    Noch einmal probiert er von der Suppe und rührt mit dem Löffel in der Schale, doch die Hitze würde ihm noch immer die Zunge versenken.


    "Mir wurde keine Frist gestellt, die sich auf den Kalendaren bezieht, nur die üblichen Drohungen und Ankündigungen. Da es aber anzunehmen ist, das jene neuen Aediles auch irgendwann in ihrer Amtszeit zuviel Freizeit haben werden. So wollte ich mich kümmern, bevor ich in die Provinz reise..."

  • “Ich wäre von einem Aedil enttäuscht, wenn er sich nicht eines noch offenen Edicts eines seiner Vorgänger annehmen würde.“, meinte Quarto und schlürfte noch etwas Suppe.


    “Ich glaube auch nicht, dass der Senat pauschal alle Erlasse eines gewesenen Aedils außer Kraft setzen wird. Das wäre höchst ungewöhnlich und selbst wenn, dann bestenfalls nach dem Ende des zurzeit stattfindenden Prozesses. Aber wie lange dieses Verfahren noch andauern wird, dass wissen alleine die Götter, fürchte ich.“


    *schlürf*


    “Nein, damit wäre dir auch nicht geholfen.“


    Er hielt mit seiner Schlürferei für einen Moment lang inne und schien nachzudenken.


    “Ich würde an deiner Stelle folgendes tun: Marcus Vinicius Lucianus wird sicher für die kommende Amtszeit zum Consul gewählt. Sollte ich Recht behalten, dann würde ich mich gleich anschließend an ihn wenden. Er kann deinen Fall auch später prüfen, wenn er vereidigt wurde und sein Konsulat angetreten hat.“


    Quarto kratzte den letzten Rest Suppe aus seiner Schale.


    “Er ist ein vernünftiger Mann, er wird objektiv und unvoreingenommen sein. Wenn du im Recht bist, dann wirst du es bei ihm auch bekommen, da bin ich zuversichtlich.“

  • Die Suppe immernoch heiß mit dem Löffel einnehmend -Avarus fragte sich, ob Quarto eine deutlich kühlere Variante hatte- , überlegte er jene Worte des Senators. Natürlich waren sie sinnig, aber er mußte in die Provinz. So seufzte er kurz und schwieg.


    Erst als die Schale ausgelöffelt und der leicht herzhafte Hauch mit etwas Wein abgelöscht war, antwortete er:


    "Wohl an, das wird das einzigst Mögliche sein. Da bleibt mir auch Muse meinen Geschäften in Germanien zwischendurch nach zu gehen. Wahrlich eine gute Periode, wo es an einem Consul nicht mangelt."


    Er strich sich mit der Handfläche über den Mund und lenkte so auch die letzten Lauchkräusel zum Abfallen. Dann blickte er wiedermal zum Prinzen hin, der sich recht ruhig verhielt.


    Sein Blick schwenkte zurück zu Quarto. -Gedankenfürsichbehält-


    "In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht ihr zueinander?"


    Er hätte sicher auch jenen Prinzen Acuma fragen können, aber weil er weder einen Laut, noch ein Wort bisdato hörte, war er sich unsicher ob er dem Latinischen überhaupt mächtig war.

  • In einem Entfernteren? Nein das meinte ich auch nicht."


    Avarus konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen und räusperte sich im Anschluss.


    "Du und der Prinz Acuma."


    Dabei nahm sein Blick etwas Verschwörerisches an. Die Augen blitzten auf, der Kopf drehte sich leicht zur Seite, um beide Reaktionen -durch die Augen wahrgenommen- zu sehen. Nur kurz hielt er diese spielerische Weise, dann lachte er erneut und puhlte sich mit dem Fingernagel ein Stück Lauch aus den Zähnen.

  • Angesichts dieser Frage blickte Quarto seinen Gast an, als sei er eine Geiß die goldene Eier legt. Sollte er das als Unverschämtheit auffassen oder hatte der Senator schon zuviel vom Falernerwein gehabt? Nein, Avarus war als standfester Trinker bekannt, was Quartos Verwirrung noch steigerte.


    “Der Prinz und ich? Äh… also… nein, ähm… Prinz Acuma ist der Sohn des dakischen Königs Decebal. Er weilt als…“ *hust* "…als Gast von Ulpius Iulianus in Rom und ich habe die Ehre ihm in dieser Zeit Unterkunft geben zu dürfen.“


    Nachdem er das gesagt hatte, blickte er zu Acuma hinüber und nickte ihm mit einem kurzen Lächeln zu.

  • Ahha na warum nicht gleich so. Aus dem Palast hörte man ja nichts, also galt es so den staatlichen Gästen auf den Zahn zu fühlen.


    "Soso wahrlich eine noble Aufgabe. Wie steht es sonst um den Staat, gibt es Dinge, die man nicht lesen kann oder auf den Foren der Stadt hört?"


    Avarus hatte Zucker geschleckt und konnte sich vorstellen durch Quarto das Neuste aus den Analen des Palastes zugetragen zu bekommen. Natürlich würde jener es in eine unverständliche Hülle packen, aber die Möglichkeit bestand, das der Senator Germanicus es verstand. 8)

  • Suppenschalen wurden wieder eingesammelt und der nächste Gang aufgetischt.
    “Pullum Numidicum!“, verkündete Nakhti, als er die große Platte mit den kleinen, gegrillten Hühnerbrüstchen servierte. Es waren Perlhühner, die mit einer Soße aus Datteln, Honig, Pinienkernen und verschiedenen Gewürzen serviert wurden.


    Dazu gab es einen neuen Wein, einen leichten, roten unbekannter Provenienz.

  • “Nun, ich besuche die Foren nicht sehr häufig. Mein Platz ist für gewöhnlich hier, im Palast.“


    Quarto ließ sich einschenken und probierte den Wein. Er schaute zu Avarus und gab dann mit einer fast unmerklichen Geste dem Sklaven, der den Wein mischte, zu verstehen, dass er in diesem Fall mit dem Wasser etwas großzügiger sein durfte. Das war für den Hausherrn zwar ungewöhnlich und versetzte den armen Sklaven in nicht wenig Erstaunen, doch er tat wie ihm geheißen.

    “Aber mich erstaunt mich auch mehr, was ich nicht höre. Von unserem gemeinsamen Bekannten Octavius Dio zum Beispiel, von seinen großen Vorhaben habe ich lange nichts mehr vernommen. Er wollte doch ein Bestiarium bauen lassen.“

  • "Verschollen der Gute, vielleicht das Alter, vielleicht die Rosen, evtl. eine glitschige Warmbeckenkante, bei den Octaviern weiß man ja nie was ihnen heute in den Kopf steigt und sie Morgen schon wieder verschwunden sind. Wie ich hörte, soll er nicht der einzigste Octavier sein, der einfach so entschwunden ist. Wie weit waren denn seine Planungen. Schon etwas reif für den Anstich?"


    Der Rote war wirklich straff und Avarus, der erst etwas mitleidig schaute, als man den Wein regelrecht Wasserdünn mischte, hellte sein Gesicht auf. Frei nach der Mimik 'genau richtig so'. Ein Stückchen Huhn landete auch auf dem Teller, würde jenen Ort aber nicht überleben...

  • “Oh, Details sind mir nicht bekannt. Wilde Tiere sind nicht mein Metier. Ich sehe mir bisweilen eine Tierhetze im Flavischen Theater an, aber ansonsten genügen mir die Vöglein, die sich hier in mein Peristyl verirren und die ich mit Brotkrumen zu füttern pflege.“


    Quarto nahm sich ebenfalls von dem Perlhuhn, zweifelsohne ein Vöglein, das sich nicht freiwillig hierher verirrt hatte.


    “Er hat mit dem Imperator Caesar Augustus über sein Vorhaben gesprochen, soweit ich weiß. Ob die Pläne aber weiter gediehen sind…“, Quarto zuckte mit den Schultern um dann das Thema zu wechseln:
    “Du beabsichtigst nach Germania zu reisen? Um diese Jahreszeit? Ist das nicht sehr mühsam und voller Gefahren?“

  • Avarus zieht es vor einem Perlhuhn das Fleisch vom Knochen zu nehmen und es genüsslich zu kauen, bevor er etwas entrüstet antwortet:


    "Du warst dort auch noch nicht oft, oder? Germanien mag am Limes seine ewigen Gefahren aufzeigen, aber bis man dort ist, durchreitet die Reisegesellschaft schöne Täler und Auen, überquert die Pässe, die mit Schnee natürlich nicht so prickelnd sind oder umgeht die Berge mit einem Weg durch Gallien. Ich habe lange genug in Germanien gelebt um es einschätzen zu können. Natürlich sollte man die Begebenheiten nicht unterschätzen und auch für einen kleinen Straßenraubversuch gewappnet sein, aber Germanien ist nur dann gefährlich, wenn man sich zu unbedacht darin verirrt." ;)


    Ein Happen verschwindet in seinem Mund und Senator Avarus fügt hinzu:


    "Es nützt aber auch nichts, am mir heimisch gewordenen Kamin bleiben zu wollen, denn mein Architekturgeschäft hat eine Ausschreibung gewonnen, so muß ich ziehen, ob ich will oder nicht. Die Berufsehre verpflichtet einfach dazu."

  • ”Ich war erst einmal in Germania. Im letzten Jahr, aber im Sommer und da war das Wetter schon… naja, sehr viel Regen und Nebel habe ich gesehen.“, gab Quarto zurück.


    “Aber wenn die Verpflichtungen rufen, dann muss man reisen. Du hast also einen Bauauftrag dort?“

  • "Eher ein Zubrot, das Sahnestück vergab man natürlich einem anderen Bewerber. Was nicht anders zu erwarten war, sitzt in der Regia doch ein alter Bekannter. Ich darf mich mit dem Wiederaufbau der Taverne Silvia Nigra -welche einst von meiner verstorbenen Frau Felicia bewirtschaftet wurde- beschäftigen. Ein nur unwesentlicher Auftrag, aber vielleicht auch einer, wo der Fuß in der Tür steht, wie man zu sagen pflegt."


    Er leckte sich die Fingerspitzen ab und wischte sie mit einem Tuch trocken. Dann griff er zum stark verdünnten Wein und schwenkte den Becher etwas umher.


    "Du sitzt ja auch förmlich an der Quelle, vielleicht ergibt sich in Rom auch der eine oder andere lukrative Bauauftrag. Zwar habe ich mich bereits für die Renovierungsarbeiten am Marstempel beworben, doch du weißt ja wie sie sind, zuerst schauen sie auf den Preis, kalkulieren die Kosten, nehmen den Billigsten und wundern sich dann, das nach einem Jahr die Fresken und Mosaike brüchig werden. Hochwertige Qualität, die teuer und langlebig ist, wird nicht bevorzugt genommen. Doch warum auch, in einem Jahr ist das begleitete Amt vorüber, man wurde ernet in den Cursus Honorum gewählt und die Nachfolger sollen auch ihr Prestigeobjekt haben. Das dabei weniger beachtete Tempel verfallen, intressiert sie nicht."


    Er machte eine abweisende Handbewegung die aussagte:' Doch wer soll das schon verstehen und etwas ändern daran?!'... und trank vom Vinum.

  • “Nun ja, auf dem Palatin ist schon länger nicht mehr gebaut worden. Aber es besteht zurzeit auch kein dringender Bedarf und der Kaiser hat bislang noch nie den Wunsch geäußert, sich hier oben mit einem eigenen Tempel oder einem anderen Bauwerk zu verewigen.“


    Quarto legte die Reste des von ihm bis auf die Knochen abgenagten Perlhühnchens zurück auf den Teller.


    “Es gibt verschiedene Bauprojekte hier in Rom, die unter der Ägide des Architectus Urbi stehen, aber da sage ich dir wohl kaum etwas Neues.
    Ansonsten… nun ja, dass Ulpianeum… ein mit Sicherheit sehr lukrativer Bauauftrag. Aber der Senat verzögert den Baubeginn, wie er es schon seit Jahren tut.“

  • "Hm ja in der Stadt sind bis auf einige Tempelrenovierungen kaum mehr als Insulas im Auftragsangebot. Es ist eine wahrliche Preisschlacht die dort getrieben wird und ich tue gut daran mich bei dem Wohnungsbau der niederen Schichten raus zu halten. Nicht selten dominiert der Pfusch am Bau. Der Architectus Urbi kann da sicher auch ein Liedchen von pfeifen."


    Der Senator entschied sich noch ein Perlhuhnbeinchen zu nehmen. Sie schmeckten aber auch vorzüglich. Während er es beknapperte, erzählte er emsig weiter:


    "Das Ulpianeum... wie war der letzte Stand, ich war der Meinung, das du dich mit einer Arbeitsgruppe nach einem anderen Standort umschauen wolltest, nachdem der einst ausgearbeitete Entwurf von den Göttern abgelehnt wurde?!"

  • Sim-Off:

    Oh weh oh weh, wie peinlich, entschuldigt mich bitte, ich war neulich so im Stress und habe es einfach total übersehen *schäm*


    Was war nur mit Acuma los? War r noch zu müde von der Reise? Zwar hatte er dem Gast Quatros freundlich zugenickt, als ihm dieser vorgestellt wurde, doch am Gespräch nahm er nicht teil. Ja, er war ungewöhnlich schweigsam und hatte fast nicht einmal mitbekommen, wie sie sich über ihn unterhielten. Lag es an seiner Beinverletzung, welche ihn schmerzte und müde machte.
    Nein, sein Verhalten war unverzeihlich. Und so wurde er schliesslich wach gerüttelt und schaute erst Quatro, dann Medicus Germanicus Avarus entschuldigend und peinlich berührt an und sprach aufrichtig: »Es tun mir leid. Ich waren nicht ganz bei mir ...«
    Es war die ehrlichste Ausrede, dennoch war es nicht gut und es ärgerte ihn. Worüber hatten die Männer geredet? Er musste es sich noch einmal in sein Gedächtnis führen.


    Dennoch war es unverzeihlich ...

  • “Ich hoffe, die Speisen sagen dir zu, Prinz Acuma.“, versuchte Quarto auch den Gast aus der Fremde ein wenig in das Gespräch mit einzubeziehen. Die Niederungen römischer Politik mussten den Dacer zwangsläufig langweilen, dachte er sich.
    “Es ist nur ein bescheidenes Mahl und ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, welche Speisen man in deiner Heimat gewöhnlich zu sich nimmt.“



    Sim-Off:

    @ Acuma: Gar kein Problem. :)

  • Auch Acuma hatte sich etwas von der Suppe reichen lassen und war nun, als Quatro ihn fragte, gerade damit fertig und stellte die Schale zurück auf den Tisch.
    Acuma fand einiges vom Essen tatsächlich fremdartig, aber geniesbar, ja einiges schmeckte ihm wirklich gut und so nahm er eine Olive zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie vor sich.


    »Es schmecken mir sehr gut und ich sein einfache Speisen gewohnt, besonders, wenn ich sein mit Soldaten unterwegs!« Er deutete auf die Olive. »Wir haben auch diese Frucht in Dakien und wir stellen fiel aus Milch und Getreide her. Vor allem aber wir würzen scharf ...« Schliesslich verschwand die Olive in seinem Mund. »Und wir essen viel Lammfleisch!«
    Er erzählte noch ein wenig, aber nicht zu ausgiebig vom dakischen Essen, denn er wollte Quatro auch nicht langweilen, so dass er nur von einigen für ihn fremden Spezialitäten erzählte.


    Schliesslich nahm er seinen Kelch Wein und prostete den Anwesenden zu: »Mir schmecken dieser Wein! Wir auch stellen her.«



    Sim-Off:

    Ich hab nicht wirklich etwas über dakisches Essen gefunden :D

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