"Ich bin zum einen jüngst Magistratus von Ostia geworden und zu dem Mitglied der Provinz Curie. Es hätte mich auch gewundert, wenn du dies wüßtest." wahrlich, Dio als kleiner Römer in der Provinz, sein Name dürfte in Rom, noch auf lange Zeit eher unbekannt bleiben ...

Domus Aeliana - Peristyl
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“Aha, Ostia, ich verstehe. Du musst verzeihen, aber ich komme nur noch selten dazu, mich mit Fragen der Regio Italia zu befassen. Früher war es anders, als ich selbst noch Mitglied der Provinzcurie war.
Dann darf ich dir also doppelt gratulieren.“ -
"Ich danke dir Senator, es ist für mich eine große Ehrer der Curie dienen zu können und somit Rom dienen zu können."
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Quarto stellte den Becher, den inzwischen leeren Becher, auf einen Beistelltisch an seiner Seite.
“Ich würde mich über eine Einladung auf jeden Fall freuen.“, kehrte er zum ursprünglichen Thema zurück.
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"Ich danke dir Senator, schon in Kürze werde ich dir das Datum unseres ersten Zusammentreffens zukommen lassen." der Alte erhob sich, "Für mich ist es nun auch Zeit aufzubrechen, ich danke für den offenen Empfang."
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“Sehr gerne. Dein Besuch war mir eine Freude.“
Auch Quarto stand auf und geleitete seinen Gast noch bis zum Ende des Peristyls, wo dieser von einem Sklaven erwartet wurde, der ihn hinaus geleitete.
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Quarto saß auf seinem Lieblingsplatz, einer Bank an der nördlichen Seite des Peristyls, von wo er den begrünten Innenhof vollständig im Blick hatte und wo er die morgendliche Sonne dieses schönen Märztages genießen konnte. Der Winter schien endgültig vorüber zu sein und endlich war es wieder warm genug, um diesen Ort unter freiem Himmel wieder ganz genießen zu können.
Einige Sklaven waren gerade damit beschäftigt einige ausladenden Kübelpflanzen – es waren Oleanderbüsche – aus ihrem geschützten Winterquartier innerhalb der Galerie nach draußen zu schaffen.
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Da kam Nakhti in den Innenhof des Peristyls. Er sah sich suchend um und fand seinen Herrn.
“’err, eine Besucherin! I’r Name Aelia Vespa ist, sie sagt und sie dich Onkel nennt.“
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Quarto, ganz darin vertieft gewesen, die Sklaven bei ihrer Arbeit zu beobachten, schrak hoch.
“Vespa? Meine Nichte? Oh…!“
Er erhob sich.
“…ähm… ja… sie möge doch, also… ich lasse bitten.“Schon wieder eine weibliche Verwandte die ihren Weg zu ihm fand. Im Gegensatz zu seiner Cousine Paulina kannte er seine Nichte, die Tochter seines Bruders Aelius Validus, jedoch kaum. Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht ebenfalls als Harpyie erweisen würde.
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Vespa war dem Mann mit der komischen Aussprache gefolgt und hatte die ganze Zeit über sich gefragt wo der Mann wohl herkam. Doch die Antwort wollte ihr nicht einfallen. Mit ihren Gedanken beschäftigt, hatte sie gar nicht mitbekommen, das sie wohl nun an ihrem Ziel angekommen waren. Im Peristyl angekommen, sah sie wie der Sklave von der Tür mit einem Mann sprach. Dies musste wohl ihr Onkel sein. Angestrengt begann sie nun zu überlegen wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten und ob sie ihn wohl noch wieder erkennen würde. Es war schon eine ganze Weile her. Dann fiel ihr ein, dass man sich ja im Alter kaum veränderte, sie würde dies jedoch sicher getan haben und nun stellte sich wohl eher die Frage ob ihr Onkel sie wohl erkennen würde. Wobei es doch eigentlich auch egal war. Nachdem die beiden fertig waren und es ihr so schien als würde ihr Onkel nun Zeit haben, wartete sie nicht lang sondern lief zu ihm und umarmte ihn einfach stürmisch.
"Salve Onkel. Ich freue mich so dich zu sehen und endlich hier zu sein. Der Weg war so lang hierher und ich konnte es kaum abwarten endlich hier zu sein."
Ihre Stimme klang ganz aufgeregt und eigentlich war sie dies auch. Wie ihr Onkel wohl auf den unangemeldeten Besuch reagieren würde? -
Quarto war war aufgestanden und seiner Nichte einige Schritte entgegen gegangen um sie zu begrüßen.
“Salve Nichte. Es ist schön dich zu sehen.“
Er betrachtete sie demonstrativ von oben bis unten.
“Groß bist du geworden, eine richtige Frau. Als ich dich das letzte Mal sah, da warst du noch ein Kind und jetzt steht eine richtige Dame vor mir.“
Er konnte sich gar nicht so genau erinnern, wann es gewesen war, dass sie sich begegnet waren, doch nun stand da tatsächlich eine wohlgeratene, junge Erwachsene vor ihm. Blond, wie ihm auffiel, was in seiner Familie selten vorkam.
“Möchtest du dich ein wenig zu mir setzen? Das Wetter ist schön und die Sonne bereits angenehm warm.“ -
Stolz lächelte sie als ihr Onkel so erstaunt war über sie.
"Es ist schon sehr lange her. Ich reichte dir etwa bis über den Bauch. Seitdem bin ich doch wirklich noch ein wenig größer geworden,"
sagte sie lächelnd und begleitete ihren Onkel dann zu der Bank zurück. Die Sonne war wirklich schon wieder so stark, dass sie sogar die Bank ein wenig angewärmt hatte. Sie nahm Platz und sah sich etwas um. Es herrschte reges Treiben. Wie es aussah wurden schon die Pflanzen an ihren Standorte zurückgebracht. Es tat gut sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Die warmen Sonnenstrahlen ließen sie ihre Reise vergessen.
"Wie geht es dir? Ich hoffe doch sehr, dass alles in Ordnung ist."
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Tatsächlich, größer war sie geworden. Auch Quarto fand das.
Inzwischen hatten alle Kübel ihren Platz gefunden. Den Winter über hatten die Oleanderbüsche zusammengebunden und von Bahnen aus grobem Sackleinen geschützt verbracht. Jetzt befreiten die Sklaven sie davon.
“Oh, dank der Götter Gnade geht es mir ganz ausgezeichnet. Du siehst, ich genieße das Privileg eines schönen Hauses auf dem Palatin, in Rom wird der Name Aelia wieder geachtet, so wie in alten Zeiten und die Zahl meiner politischen Feinde ist überschaubar. Vor vier Monaten hat mir mein Weib ein Kind geboren, gleich einen Sohn. Oh ja, die Götter meinen es in letzter Zeit wirklich gut mit mir.
Wie ist es dir ergangen, seit… ähm… dein Vater…“
Seine Rede stockte. Der Verlust des Bruders grämte ihn noch immer. Wie viel schwerer mochte die Last für die Tochter sein?
“Es tut mir sehr leid. Ich hatte von Anfang an Bedenken, als er sich dazu entschloss in Germania Verantwortung zu übernehmen. Es ist ein wildes, gefährliches Land. Aber ein Mann muss dorthin gehen, wohin das Pflichtgefühl ihn ruft…
Dann dieser Aufstand, der Krieg, sein Verschwinden. Ich bin damals eigens nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium gereist, aber keiner konnte mir weiterhelfen. Irgendwann kam die Gewissheit, dass er tot ist und ich ließ für ihn eine Inschrift an unserem Familiengrab an der Via Appia anbringen…“Er schaute zu seiner Nichte.
“Es muss sehr schmerzlich für dich gewesen sein, den Vater zu verlieren. Aber die Götter verfolgen mit allem einen Plan, auch wenn wir den Sinn nicht sehen oder erkennen können.“ -
Das waren wirklich sehr schöne neue Nachrichten, die sie da hörte.
"Meinen Glückwunsch Onkel. Wie heißt er denn? Das freut mich so für dich."
Fast war sie versucht ihn wieder zu umarmen, hielt sich dann aber doch zurück. Als nun auch noch ihr Onkel das Gesprächsthema zu ihrem Vater lenkte, verschwand das Lächeln und die Freude aus dem Gesicht der jungen Frau und wich der Trauer. Noch immer hatte sie das damals nicht verwunden und die Umstände seines Todes machten es auch nicht wirklich leicht damit umzugehen. Sofern irgendetwas das überhaupt leicht machen konnte.
"Vater hatte damals Mutter und mich zu ihren Verwandten hier in Italia geschickt als abzusehen war, dass die Unruhen weiter zunehmen würden. Er hatte da ein gutes Gefühl. Als wir dann von dem Überfall auf Colonia hörten, bekamen wir große Angst um ihn. Später erfuhren wir von dem Krieg und seinem Verschwinden. Die Zeit war sehr schwer und bis die Gewissheit kam, dass er tot war, schimpfte Mutter die ganze Zeit warum er denn unbedingt in dieses Land musste, er nicht hier bleiben konnte wo es ruhig war. Danach tat sie immer so als würde es ihr nicht schwerfallen mit Vaters Tod fertig zu werden. Doch ich wusste, dass es anders war. Es war schwer für uns alle und ist es noch immer."
Vespa redete auch heute noch nicht gern vom Tod ihres Vaters. Es schien alles noch so nah und wenn sie von ihm sprach, rückte es noch ein Stück näher. Deshalb ging sie diesen Gesprächen am liebsten aus dem Weg weshalb sie auch das Thema sehr schnell änderte.
"Mit dem Haus hast du vollkommen recht. Was ich bisher so gesehen habe als man mich hierher führte, ist es wirklich wunderschön. Auch die anderen Gebäude hier wenn man denn erst einmal bei der Wache vorbei gekommen ist. Aber was meinst du mit wieder geachtet? Wurde er es denn eine Zeit lang nicht und warum nicht?"
Sie konnte sehr viel fragen und war sehr wissbegierig. Weshalb sie natürlich nun auch hier nachhakte.
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“Ach die alten Zeiten, ich rede noch viel zu viel davon…
Du wirst dich kaum noch daran erinnern. Aber das Ulpius Iulianus der Kaiser des Imperiums wurde, dass war auch für unsere Gens ein großer Glücksfall. In der großen Zeit der iulisch-claudischen Dynastie genossen wir Einfluss und Anerkennung. Aber dann kamen die Flavier und der dritte von ihnen, dessen Namen man heute nicht mehr aussprechen darf, er war der Schlimmste!Viele Aelier mussten damals ins Exil gehen oder lebten unter falschem Namen. So auch dein Vater, hast du das nicht gewusst?
Ich begleitete deinen Großvater damals nach Griechenland ins Exil. Aber dein Vater war noch so jung und darum wurde entschieden, dass er in die Obhut einer befreundeten Familie gegeben wurde und als einer von ihnen aufwachsen sollte. Ein Freund meines Vaters nahm ihn wie einen Sohn auf, sein Name war Marcus Sergius Stephanus.Erst nachdem der letzte flavische Kaiser vor acht Jahren gestorben war und nachdem die darauf folgenden Bürgerkriege beendet waren, konnten wir Aelier wieder den Platz einnehmen, der uns gebührt. Damals hat dein Vater dann auch seine wahre Identität offenbart und sich öffentlich wieder zu seinem wirklichen Namen bekannt.“
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Kurz dachte sie über das Gesagte nach. Doch sie konnte sich nicht daran erinnern. Es gab einige Sachen über die ihr Vater nicht gern sprach. Diese musste dazu gehören. Auch wurde ihr damals einiges vorenthalten.
"Es gab Dinge, die erzählte Vater mir nicht. Er war nicht selten der Meinung, dass es mich nicht interessieren würde und ich mich damit nicht belasten soll. Ich habe damals sehr wohl die Unruhe mitbekommen, die ihn erfasste, doch sagte er mir nicht warum dies so war. Auch später verriet er nichts und Mutter auch nicht."
Das schien wirklich eine schlimme Zeit für die ganze Familie gewesen zu sein. Seinen Namen zu verheimlichen, zu fliehen und die Heimat zu verlassen, war sicher alles andere als leicht. Dann die Bedrohung und die Gefahr immer entdeckt zu werden. Eigentlich war sie ganz froh, dass sie jetzt erst davon erfuhr.
Dann überlegte sie, ob sie ihrem Onkel jetzt von ihrem Vorhaben unterrichten sollte und ihn auch bitten, sie dabei zu unterstützen. Doch warum sollte sie es nicht tun? Warum lange vor sich hinschieben?"Ich möchte dich etwas fragen Onkel Quarto und auch um etwas bitten."
Ihren Blick hatte sie bei ihren letzten worten wieder auf ihren Onkel gerichtet. Aufmerksam wollte sie sein Gesicht beobachten um auch ein wenig abschätzenzu können ob es wirklich der geeignete Augenblick war.
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“Aber ja, sprich nur frei heraus.“, ermunterte Quarto sie.
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Kurz dachte sie über die richtige Wortwahl zu ihrem anliegen nach. Doch so richtig mochte ihr keine einfallen. Also tat sie das, wozu ihr Onkel sie aufgefordert hatte.
"Ich möchte dich bitten einige Zeit hier bleiben zu dürfen. Nach Colonia Claudia ist die Heimatstadt meiner Mutter ein kleines Dorf für mich. Ich weiß, dass Roma wesentlich größer ist als die Stadt am Rhenus. Doch wo ich jetzt lebe, habe ich das Gefühl, dass alles an mir vorbeigeht. Mutter weiß, dass ich zu dir gereist bin und einige Zeit gern hier bleiben möchte. Ich wollte dich auch nur ungern in einem Brief fragen. Dies finde ich zu unpersönlich. Deswegen bin ich selbst hergereist um dich zu fragen. Wenn du Bedenken hast und mich lieber zurück schicken möchtest, so werde ich es akzeptieren. Aber Rom ist so eine große Stadt und hier kann man das Leben fühlen. Deswegen bitte ich dich, mir meinen Wunsch zu erfüllen und mich einige Zeit hier wohnen zu lassen."
Natürlich hatte sie diesen Brief nicht nur geschrieben weil sie dies zu unpersönlich fand. Es war ein Grund, aber nicht der Einzige. Viel mehr hoffte sie auch, dass er sie, wo sie nun einmal hier war, sie nicht so einfach zurückschickte. Es war ein Hintergedanke und sie fühlte sich ganz sicher nicht wohl dabei, aber manchmal musste man seinem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen und dies hoffte sie damit getan zu haben.
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Quarto hörte seiner Nichte gut zu und lächelte schließlich.
“ Du tust gut daran, einige Zeit in Rom verbringen zu wollen. Eine junge Frau deiner Herkunft sollte ihre Zeit nicht ausschließlich in der Provinz verbringen.
Wenn deine Mutter damit einverstanden ist, dann nehme ich dich natürlich gerne und mit großer Freude auf. Das Haus stand lange Zeit viel zu leer. Es ist wirklich schön, wenn hier ein wenig mehr Leben einkehrt.
Auch eine andere Verwandte wohnt seit einiger Zeit hier, Aelia Paulina, die Tochter meines Onkels Publius Aelius Hadrianus Afer. Sie ist kaum älter als du, vielleicht könnt ihr zwei Freundinnen werden.“ -
Ob sie ihren Onkel vorwarnen sollte, dass sie manchmal eher einem Wirbelwind glich als einer ruhigen jungen Frau? Wobei...sicher würde er es bald merken und dann würde er es auch wissen und das mit dem Leben ins Haus bringen. Das konnte sie sicher einrichten. Ihrer Mutter hatte sie da schon so manchen Nerv gekostet. Aber in diesem großen Haus würde man sich sicher nicht so häufig über den Weg laufen wie zu Haus bei ihrer Mutter. Doch erst einmal musste sie sich bednaken. Es war ja nicht selbst verständlich und so fiel sie ihrem Onkel erneut um den Hals, während sie sich halb überschlagend bedankte.
"Danke Onkel...vielen Dank...ich freue mich so...ich darf in Rom bleiben...Danke schön...ich freue mich...Rom ist so eine schöne Stadt...ich werde Mutter einen Brief schreiben und ihr von deiner Erlaubnis berichten...dann macht sie sich keine Sorgen."
Es war so schön dieser engen und kleinen Stadt entflohen zu sein und hier in Rom bleiben zu dürfen und ihr Onkel sah an dem strahlenden und glücklichen Gesicht wie groß die Freude war, die er ihr mit siener Zustimmung bereitet hatte.
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