Domus Aeliana - Peristyl

  • Verus nickte verstehend. Sein Patron schien seinen ehemaligen Mentor sehr geschätzt zu haben oder quälten ihn etwa ebenso die Erinnerungen an verstorebene Freunde und Familienmitglieder? Sein Gesicht verriet einiges.


    Verus nahm sich vor, nicht weiter nachzuhaken. Aelius Quarto verdiente es mit es Respekt behandelt zu werden und nicht, wie ein junger Bursche, ausgefragt zu werden. Das geziemte sich einfach nicht für einen Römer.


    "Der Tod gehört zum Leben. Ohne Tod wäre das Leben an sich sinnlos. Dinge erhalten erst ihren Wert durch Endlichkeit. Sein Leben war etwas Besonderes, da er dich beeindrucken konnte und in unseren Gedanken lebt er weiter." Da sein Patron nicht mehr von sich gab, beließ es Verus auch nun dabei. Es gab nichts Schlimmeres als in alten Wunden umherzustochern.


    Verus lächelte verlegen.

  • "Jedem ist irgendwann ein Ende bestimmt und das ist auch gut so. Nichts hält ewig," sagte Verus.


    "Apropos Zeit: Ich müsste so langsam wieder zum Amtssitz zurück. Irgendwas wollte ich aber noch..." Verus überlegte angestrengt. Er wollte noch irgendetwas Wichtiges mit seinem Patron besprechen. Er strich sich durch den Bart.

  • Plötzlich ging Verus ein Licht auf. "Ich wollte dich fragen, ob es sich für mich lohnt den Cursus Honorum zu bestreiten. Am Ende dieses Weges würde, natürlich aus meiner Sicht heraus, das Amt das Curator Rei Publicae stehen. Ich möchte einiges in der Regio verändern und die Verwaltung näher an den Menschen bringen. Mir ist bewusst, dass ich dazu einige Ämter bestreiten muss. Jedoch sehe ich darin ein fortkommen meiner Verwaltungskarriere oder siehst du andere Möglichkeiten? Genau dies wollte ich dich fragen, Patron!"


    Wie konnte Verus eine so wichtige Frage verdrängen? Wahrscheinlich, weil er kein großer Politiker war. Er lächelte wiedermals verlegen aber dennoch nicht dümmlich, viel mehr freundlich und dezent.

  • Quarto überlegte, wenn auch nur kurz.


    Dann sagte er: “Ich kann niemandem ernsthaft von diesem Schritt abraten, auch wenn es ein großer ist, der gut bedacht werden will. Und es ist ein weiter Weg, der voller Tücken sein kann. Auch würde ich mich an deiner Stelle wirklich nicht auf ein ganz bestimmtes Amt festlegen. Denn bis es so weit ist, dass du dafür überhaupt in Erwägung gezogen wirst, können sich die Gegebenheiten wieder verändert haben. Unser moderne Zeit ist so schnelllebig geworden.
    Dazu kommt, dass man heutzutage nicht mehr Senator sein muss, um wirklich bedeutende Ämter bekleiden zu können. Viele Ritter dienen Rom in höchst verantwortungsvollen Positionen.
    Aber grundsätzlich, ja, grundsätzlich spricht nichts dagegen den cursus honorum beschreiten zu wollen.“

  • Verus strich sich nachdenklich durch den Bart. Er hatte Quartos Worte in sich aufgesogen und verdaut.


    "Es ist eben eine Sache, ob man für die Politik geboren wurde und eine andere Sache, Politik zu machen. Ich kann das schlecht für mich einschätzen. Ich hoffe nur Römer genug zu sein, um meiner geliebten Patria wohl zu dienen. Wie siehst du dies? Du kennst mich nun eine Weile, Patron. Wie schätzt du mich ein? Kann ich diesen Weg gehen oder sollte ich mich auf vertrauten Brettern bewegen?"

  • “Niemand sollte Politik machen, der nicht auch dazu geboren wurde. Es ist kein Handwerk, dass man erlernen kann. Es ist eine Gabe, die einem in die Wiege gelegt wird, etwas, dass man im Blute hat und das im besten Fall über Generationen vom Vater zum Sohn und weiter zum Enkel getragen wird. Ich beispielsweise, ich wurde dazu geboren, von den Göttern ausersehen, wenn ich das sagen darf, ohne anmaßend zu klingen. Meine Ahnen dienten Rom schon vor dreihundert Jahren im Senat und in meinem Haus hängen die Totenmasken vieler consuln, die vor mir den Namen Aelia trugen. Es ist nicht nur das Talent, es ist auch die Bestimmung.
    Natürlich, mittlerweile gibt es viele neue Männer im Senat. Männer, die aus keiner alten Familie der Nobilität stammen. Dagegen will ich nichts sagen. Es sind gute und fähige Männer darunter. Auch kann man Techniken erlernen. Man kann die Rhetorik studieren und das Recht und sich verschiedene Fähigkeiten aneignen. Doch am Ende zählt, ob man Anhänger und Förderer hat, ob man das öffentliche Interesse und das eigene in Einklang zu bringen vermag und ob man den Verstand und vor allem, dass Herz seiner Zuhörer gewinnt.
    Du bist ein Decimer. Deine Sippe hat Einfluss. Das würde dir gewiss helfen. Aber bist du auch ein Redner? Kannst du mitreißen? Kannst du überzeugen? Das musst du dich selbst fragen. Ich kann dir dazu keine Antwort geben.
    Vielleicht wäre eine ritterliche Karriere für dich der bessere Weg. Ja, dass könnte ich mir vorstellen.
    Aber wenn du dich für den cursus honorum entscheidest, dann verspreche ich dir meine Unterstützung.
    Zuerst aber, müsstest du dem ordo senatorius angehören. Das weißt du natürlich.“

  • Verus presste sanft Luft durch seine Nase. Er dachte nach. Seine Denkerhand fuhr sanft über sein Kinn. Seine Augen begannen zu träumen. Er ging in seinem Schädel noch einmal die Worte von seinem Patron durch. Verus war ein nachdenklicher Mann, der Worte gerne genauer untersuchte.


    Verus nickte schwer als er einen Gedanken gefasst hatte.


    "Ich werde es tun," antwortete er. "Wie ich mir selbst immer gesagt habe, man muss Dinge anpacken. Nichts zu tun und gewohnte Wege zu beschreiten, führen einem nicht zum Ziel. Zumal ich als Ritter relativ abgesichert bin, was eine eventuelle politische Niederlage betrifft. Ich kann in meine alte Karriere zurückkehren. Ich möchte es schon aus reinem Interesse probieren. Jede Erfahrung, die ich sammeln kann, ist Gold wert."


    Er lächelte, wie ein Junge, der gerade sein erstes Pferd bekommen hat.


    "Leider gehöre ich nicht dem ordo senatorius an. Ich habe mir aber bereits Verdienste als Curator erworben und ebenso kann ich auf meine Familie bauen. Dennoch fürchte ich mich davor als Bittsteller in meiner Familie aufzutreten und um Unterstützung zu betteln. Es gefällt mir nicht, meine Familie in dieser Form für meine Zwecke zu benutzen. Ich frage auch ungerne dich aber da du mir bereits deine Unterstützung angeboten hast, würde ich dich fragen, mein Patron. - Auch, wenn ich dies ungerne tue. Ich bin der Meinung, dass ein Mann selbst Verantwortung übernehmen sollte."

  • Der Senator wiegte den Kopf hin und her.


    “Nun ja. Das ist schon eine Entscheindung fürs Leben und es ist nicht auszuschließen, dass die Zugehörigkeit zum ordo senatorius dir in Zukunft einige Türen verschließen könnte, wenn sie zu Ämtern führen, die üblicherweise an Ritter gegeben werden. Darüber musst du dir schon im Klaren sein.
    Wenn du aber fest entschlossen bist, dann werde ich dem Imperator Caesar Augustus schreiben und für dich, als meinem Klienten, um die Standeserhebung bitten. Angesichts deiner militärischen Verdienste und deiner augenblicklichen Stellung denke ich, dass diese Bitte eine gute Aussicht auf Erfolg hat.“

  • Verus strich sich leicht zittrig durch den Bart. Sein alter Schwertarm machte wieder Probleme. Er überlegte und abschließend nickte er.


    "Ich werde es versuchen," antwortete er im Nicken. "Ich wäre dir dankbar," sagte Verus höflich im Nachsatz.

  • Verus erhob sich ebenso. "Dann ist jetzt wohl die Zeit zum Abschied? Ich werde für dich beten, mein Patron."


    Im Nachhinein musste Verus persönlich festhalten, dass es ein sehr angenehmes und tiefgründiges Gespräch war und er sichtlich glücklich war. "Ich danke für das Gespräch!"

  • Nakhti, der Sklave, trat in das peristyl hinaus, den von einem Säulengang umgebenen, lauschigen Hof, wo sich sein Herr, der Senator Aelius Quarto, in den warmen Monaten des Jahres so gerne aufhielt.


    “'err!“, sagte er. “'err. 'ier Besuch für dich ist, 'err! Faustus Octavius Macer sein Name ist, er sagt.“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!