• Classicus betrat den Carcer, es roch modrig. Ein ungemütlicher Ort hierunten. Hier roch es nach Verderben.


    Tilla Romania? sprach er die junge Frau an


    Weißt Du etwas über die Ermordung des Kaisers sowie seiner Familie?


    Er schaute sie streng an.

  • Das aufgeschürfte Knie war gut verheilt. Mit einem zusammengefalteten Stück Stoff und den Lederbändern ihrer nutzlosen Sandale hatte sie die Wunde vor dem allgegenwärtigen Schmutz in der Zelle geschützt. Von Mutter Esther wusste sie, dass Wunden sauber bleiben und geschützt werden mussten, damit sich keine Entzündungen ausbildeten. Den Modergeruch, der im carcer vorherrschte nahm Tilla nicht mehr wahr, sie hatte sich daran gewöhnt. Wie auch an das Warten, die Langeweile und das karge Essen.


    Sie schluckte gerade den letzten Bissen Brot hinunter, als der Soldat ihre Zelle betrat und erhob sich mit langsamen Bewegungen vom zusammen geschobenen Strohhaufen und der Decke. Ob sie was über den Kaiser wusste? Sie verneinte mit einem sachten Kopfschütteln, hob die Schultern und sah ihm fest in die Augen. Ich bin doch nur eine kleine Diebin.. äh Dienerin.. trallalala... Im Grunde wusste sie nur das was in der Straße ausgerufen worden war: Der Kaiser war tot! Mit den Händen zeichnete sie ein Rechteck in die Luft. Sie brauchte die Tafel, wenn er mehr wissen wollte. Und sie wollte raus... frische Luft atmen, den Wind spüren.

  • Als die Frau das Rechteck in die Luft zeichnete , fiel Classicus ein, dass ihm der andere Soldat gesagt hatte, dass diese hier stumm war. Classicus drehte sich herum.


    Bring mal das Täfelchen her Camurianus ! und einen Stift.
    Nachdem Classicus die Tafel bekommen hatte, hielt er sie der Frau hin . Hier schreib alles auf.

  • Der Name des Soldaten, der die Tafel brachte, brachte Tilla zum Schnunzeln. Was für ein schöner Name. Den könnte man abkürzen oder gar umstellen, wie man wollte. Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken. Camurianus = Camur, Murian, Camus, Nusca, Urian, Murica. Aber nun sollte sie sich mit den Gedanken zurück, zum eigentlichen Thema bewegen. Soldaten liessen sich nicht einlullen. Also? Was wusste sie über den Kaiser? Tilla begann im Stehen zu schreiben. Der Name unseres Imperators lautete Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus. ER ist tot. Während er lebte, hatte ich nie direkt mit ihm zu tun, Ich sah ihn nur von weitem oder aus weiter Ferne, im Kolosseum oder bei öffentlichen Opferungen. Eigentlich sah ich ihn überhaupt nicht winken. Es hieß immer, er sei krank und würde deshalb woanders wohnen, um sich zu erholen. Nur die Statuen errinnern, dass es ihn gibt. Sein Stellvertreter heißt Potitus Vescularius Salinator. ER vertritt das Recht und befiehlt über die Cohortes Urbanae und die Cohortes Praetoriae. Alle wissen das und dass man denen besser nicht unnötig über den Weg läuft. Ich bin eine einfache Sklavin und hatte die Erlaubnis zum Besuch meiner Mutter. Trotzdem bin ich hier gelandet, nur weil ich nicht mitgekriegt habe, dass der Notstand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt wurde. Wir hatten einen schönen Tag. Wenn ich die Geschehnisse mitgekriegt hätte, wäre ich bei Mutter geblieben, aber dann wäre ich von euch, den Soldaten gesucht worden, weil ich angeblich weggelaufen sei, um für immer bei meiner Mutter zu leben. Falscher Zeitpunkt, falscher Ort! Ich war doch nur auf dem Heimweg... niemals wäre ich weggelaufen. Es tut mir leid, euch zu beschäftigen, ich bin Sklavin. Sie gab ihm die voll beschriebene Tafel zurück und umarmte sich selbst mit den Armen. Ihre einzige Bitte passte nicht mehr auf die Tafel: sie wollte frei sein.

  • Classicus nahm die Tafel an sich und las aufmerksam. Eine Sklavin die soviel wusste. Sie war recht gebildet, wenn sie auch nicht die beste Meinung von ihnen, den Urbanern, hatte. Naja das war nach der letzten Begegnung ja auch nicht verwunderlich.


    OK. antwortete Classicus. Du musst noch ein bisschen ausharren. Ich denke aber, Du kommst demnächst frei. Classicus drehte sich und ging Richtung Zellentüre.

  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator


    Geschwind war die sarkastische Stimmung in Hungi weg. Er verspürte wieder den altbekannten Zorn in sich, als er antwortete: Blödsinn! Mein Bruder ist kein Feind des Kaisers und ich war es auch nicht. Ich wurde nie aufmüpfig gegen ihn. Hingegen hatte ich nur mit dir Probleme. Er erinnerte sich ebenso an die Korrespondenzen mit dem Vescularier und dem Kaiserhof, als er damals Statthalter in Germania war. Und wo ich meine Zeit zu verbringen gedenke, geht nur mich etwas an. Außerdem sagtest du selbst, der halbe Senat hat seinen Landsitz in Misenum. Und jetzt wagte er sich enorm weit vor. Du konstruierst etwas zusammen, weil du nichts hast.

  • Potitus schaute grimmig drein und setzte den Daumen auf seine gepanzerte Brust. "Ich bin sein Stellvertreter! Wir Probleme mit mir hat, hat Probleme mit dem Kaiser!" Natürlich hatte Hungaricus Recht! All das war konstruiert! Aber selbst, wenn es keine Ergebnisse brachte, würde Salinator niemals zulassen, dass dieser Mann hier jemals wieder heil herauskam! "Der halbe Senat hat einen Sitz in Misenum, aber er sitzt dort nicht mitten im Winter!" Offensichtlich wollte der Vinicier das Argument nicht verstehen! "Ich habe es im Guten versucht. Wenn du nicht bereit bist zu reden, werden wir Mittel und Wege finden..." Der Mann war ein ehemaliger Praefectus Praetorio und würde wohl wissen, dass den Schwarzen ganz andere Möglichkeiten offen standen...

  • Der Soldat nickte und gab Auskunft. Noch etwas ausharren musste sie. Im Dreck und Staub und Gestank und hinter schweren Gittern. Stumm sah sie zu, wie er zur Türe ging. Ihr fiel eine Frage ein. Tilla ging die wenigen Schritte nach vorne, tippte dem Soldaten auf den Arm und zeigte auf die Tafel. Sie wischte den Anfang vom geschriebenen Text weg und schrieb ihre Frage nieder. Habt Ihr schon nachgeforscht? Tilla meinte damit, ob man bereits zur Villa Flavia gegangen war und sich nach ihrer Herrin erkundigt hatte. Oder ob man sie hier unten ausharren liess, weil sie eine Sklavin war. Aus dunklen, fast schwarzen, Augen sah sie den Soldaten an, bat zusätzlich mit stummem Blick um Informationen. Die Fingerkuppen waren kreideweiß.

  • Classicus drehte sich um. Als die Frau noch etwas auf die Tafel geschrieben hatte antwortet er ihr umgehend, indem er ihre Frage verneinte.


    Geduldige Dich noch etwas Dann auf dem Weg zur Zellentür kramte er in seinem Butel. Er ging nochmals zurück zu der Frau und reichte ihr ein Stück getrocknetes Brot.


    Hier. Beim Hinausgehen blieben ihm noch kurze Zeit die schwarzen Augen der Frau in Erinnerung.

  • Nein? Sie sollte sich noch gedulden? Tilla seufzte leise und verschränkte die Arme ineinander. Der Soldat aber kehrte zurück und steckte ihr etwas zu, womit sie nicht gerechnet hatte. Ein Stück altes Brot? Außerhalb der kargen Mahlzeiten? Was sollte das bedeuten? War es ein Zeichen? Tilla stand immer noch da, als die Zellentür längst zugeschlossen war. Dazu hatte sie die Tafel behalten dürfen. Erschöpft vom Stehen setzte sie sich wieder auf den Strohhaufen und ballte die Hand um das Stück Brot. Immerhin war ihr Überleben gesichet... sie hatte was zu Essen. Tilla griff nach dem Krug und trank ein paar Schlucke Wasser. Es half gegen das ständige Magen knurren. Sie war es nicht mehr gewohnt zu spüren.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Er setzte sich auf den Stein, der Bett sein sollte, und seufzte auf. Mehr konnte man hier ehe nicht tun als warten.


    Potitus wandte sich endlich seinem letzten Gefangenen zu. Er hatte ihn einige Zeit lang schmoren lassen, aber letztlich war es doch wichtig, aus irgendwem irgendetwas herauszubekommen! Mit einer Fackel in der Hand betrat er den dunklen Raum. "Flavius, einen wunderschönen guten Tag! Wie geht es dir?" fragte er und grinste.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Natürlich wusste der Inhaftierte das. Er hatte oft genug selber besagte Mittel und Wege befohlen um an die gewünschten Informationen zu kommen.


    Du wirst nichts erfahren, weil ich nichts weiß! schrie er hinaus.


    Potitus grinste. Das waren doch die Schreie eines Eingeschüchterten! "Wir werden sehen!" Zufrieden darüber, einen hochnäsigen alten Mann gebrochen zu haben, drehte er sich um und verließ grußlos die Zelle. Die Männer würden schon etwas herausholen. Dementsprechend wies er sofort einen seiner Männer an, den Folterknecht zu holen.

  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus wandte sich endlich seinem letzten Gefangenen zu. Er hatte ihn einige Zeit lang schmoren lassen, aber letztlich war es doch wichtig, aus irgendwem irgendetwas herauszubekommen! Mit einer Fackel in der Hand betrat er den dunklen Raum. "Flavius, einen wunderschönen guten Tag! Wie geht es dir?" fragte er und grinste.


    Als er die ersten Schritte vernahm, setzte sich Furianus auf und nahm etwas von dem Kraut, was der Arzt als schmerzmildernd beschrieben hatte. Wenn nun der Novus mit seinen Folterknechten kam, wollte der Flavier es ihnen nicht leicht machen. Und vor solchen Mitteln griff er auch nie zurück, wenn er ein paar Minuten länger in das Gesicht des Mannes lächeln konnte, welcher im Begriff war ihn zu zerstören.
    Schnell kaute er darauf rum und schluckte es tief hinunter, ehe die Tür aufgesperrt wurde und dumpft zurückschnellte.


    "Ach, naja, nicht so gut wie dir.", grinste er zurück, doch dann verzog sich seine Miene und er blickte dem Mann voller Abscheu ins Gesicht.
    "Dein selbstgefälliges Grinsen kannst du dir bei dieser Gelegenheit auch abgewöhnen, Novus. Wenn erstmal bekannt ist, dass du mit dem Mord am Kaiser so wenig zu tun hast wie der Soldat mit dem Gladius, wirst du an meiner statt hier sitzen. Diesen Tag zu erleben ist mein nächstes Ziel - und ich bin sehr zielstrebig, musst du wissen."

  • Potitus stutzte. Zuerst über die Freundlichkeit, dann über die Dreistigkeit! Novus! Das nannte er ausgerechnet ihn! "Du scheinst ja sehr genau Bescheid zu wissen über den Tod des Kaisers." Und vor allem hatte er eine blühende Phantasie! "Aber Spaß beiseite. Wir wissen wohl beide, dass du nicht deshalb hier einsitzt, weil ich Angst davor habe, dass du mich als Hochverräter enttarnst, sondern ganz im Gegenteil!" Wahrscheinlich war es besser, er kam direkt mit den Neuigkeiten! "Dein alter Freund Tiberius Durus hat sich einem Verhör dadurch entzogen, dass er sich mitsamt seiner Familie umgebracht hat. Nicht gerade ein Offenbarungseid der Unschuld, wirst du zugeben müssen. Dein Familiare Flavius Gracchus und Flaccus haben sich ebenfalls davongestohlen. Ich glaube nicht, dass ich ausgerechnet diese Leute ausgewählt hätte, um mit ihnen Valerianus anzugehen..." Er trat einen Schritt auf Furianus zu. "Das wäre wohl eher deine Kragenweite!"

  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus stutzte. Zuerst über die Freundlichkeit, dann über die Dreistigkeit! Novus! Das nannte er ausgerechnet ihn! "Du scheinst ja sehr genau Bescheid zu wissen über den Tod des Kaisers." Und vor allem hatte er eine blühende Phantasie! "Aber Spaß beiseite. Wir wissen wohl beide, dass du nicht deshalb hier einsitzt, weil ich Angst davor habe, dass du mich als Hochverräter enttarnst, sondern ganz im Gegenteil!" Wahrscheinlich war es besser, er kam direkt mit den Neuigkeiten! "Dein alter Freund Tiberius Durus hat sich einem Verhör dadurch entzogen, dass er sich mitsamt seiner Familie umgebracht hat. Nicht gerade ein Offenbarungseid der Unschuld, wirst du zugeben müssen. Dein Familiare Flavius Gracchus und Flaccus haben sich ebenfalls davongestohlen. Ich glaube nicht, dass ich ausgerechnet diese Leute ausgewählt hätte, um mit ihnen Valerianus anzugehen..." Er trat einen Schritt auf Furianus zu. "Das wäre wohl eher deine Kragenweite!"


    "Ich weiß nicht mehr, als das, was man von der Straße hörte.", entgegnete er unbeeindruckt und lehnte sich zurück.
    Die wietern Worte des Novus hagelten jedoch auf ihn nieder wie tausend Messerstiche. Durus und seine gesamte Familie tot?! Furianus blieb still, er musste sich beherrschen. Apathisch blickte er auf den Boden. Warum wurde er nicht eingeweiht? Schließlich war Durus stest sein bester Freund. Aber warum wählte er den Freitod? Er ein Kaisermörder? Er war zwar Durus, aber kein Iunius Durus, und der Kaiser kein König. Zumindest nicht vom Namen her.
    Flaccus und Gracchus geflohen? Er konnte es nicht glauben. Diesen Flaccus hatte er zwar recht kurz gesehen, doch auch auf den ersten Blick schien er nicht zu solch einer Tat fähig - geschweige denn sein Vetter Gracchus! Niemals Gracchus, dafür war dieser zu zart, zu sehr er selbst. Ein Intellektueller, eine zarte Gestalt. Sie mussten wohl mit Geld ausgeholfen haben. Oder sind einfach so davon geflohen, um sich der Pein des Carcers zu entziehen.
    Furianus blickte auf und schaute dem Novus herausfordernd ins Gesicht.
    "Nicht jeder setzt sich so einer Pein aus, Novus. Ich bin alt, ob ich hier dahin scheide oder auf meinem Krankenbett ist mir gleich. Auch ich hätte mir mein Schwert in die Brust rammen können - ob schuldig oder unschuldig, wir beide wissen, dass man hier nur äußerst selten rauskommt.
    Jungen Männern, wie meinen Vettern, ist das Leben zu kostbar, als es hier zu beenden. Es ist nur natürlich und rational, dass diese fliehen. Jeder weiß, wie du zu uns Patriziern stehst und es war mehr als absehbar, dass du Männer des öffentlichen Lebens aus unseren Familien wirst beseitigen wollen. Ob an meinen Händen Blut klebt oder nicht, wir beide wissen, dass in solchen Notsituationen Säuberungen leichter von der Hand gehen."
    , Flavius Furianus erhob sich, "Und jeder, derm sein Leben lieb und teuer ist, wäre ein Narr, wenn er sich nicht deinen Fängen entzogen hätte."
    Ein leichtes Grinsen fiel auf seine Lippen.
    "Ein kluger Schachzug von dir. Du beseitigst den Kaiser und jene, die dir im Wege stehen und keiner fragt großartig warum und wie. Ich weiß auch schon, wie du dich verteidigen wirst. Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen, nicht wahr? Das wird dein Sprüchlein sein, wenn das Volk erfährt wie viele ehrbare Männer Roms durch deine Hände starben."

  • Potitus legte den Kopf schief. Er stritt nicht einmal wirklich ab, an der ganzen Sache beteiligt gewesen zu sein! Und jetzt versuchte er auf billige Art und Weise, die Schuld auf ihn zu laden! Das war wahrscheinlich der Plan der Verschwörer gewesen! "So ein Schwachsinn, Flavius! Aber dir wird das Phantasieren noch vergehen!" Inzwischen hatte er schon ganz andere Männer angepackt! Da kam es auf einen Consular mehr oder weniger auch nicht mehr an! "Ich erwarte ein Geständnis, sonst wirst du hier tatsächlich nicht mehr lebend herauskommen!" Er verschränkte die Arme vor der Brust.

  • "Das einzige Geständnis, welches ich dir werde ablegen können,", fing er an und fokussierte den Novus mit zornigem Blick, ", ist jenes, dass du und deine Brut niemals die Kaiserwürde an euch halten werden könnt. Kaisermörder haben in Rom eine kurze Lebensspanne und es ist nur eine Frage der Zeit, wann dich die Götter für deine Greueltat werden richten!"


    Es war das eine einen Usurpator, unter dessen Joch das Volk litt, aus dem Weg zu schaffen - aber eine ganz andere die gesammte Familie mitsamt einem schwachen Kaiser, der sowieso das Zeitliche hätte bald verlassen sollen, zur Strecke zu bringen. Solch eine Tat traute er im gesamten Imperium nur einem Mann zu. Einem, der in seiner jetzigen Position am meisten davon profitieren konnte.

  • Potitus grinste. Auch aus diesem verborten alten Mann war nichts herauszukriegen! "Du hast Recht, Kaisermörder sterben früh. Der Tiberier hat diese Lektion schon gelernt und ihr werdet sie alle lernen!" Damit drehte er sich um und verließ das Verlies.

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