- Büro des Marcus Vinicius Hungaricus -

  • Hungaricus war sehr in seine Schrift vertief, so daß er zuerst gar nicht registrierte, was sie da tat. Erst als er ein paar Laute aus ihrem Mund vernahm, schaute er auf und sah zu ihr.


    Antiope stand bei seinem Regal, hielt eine seiner libri in der Hand und ihr Lippen bewegten sich... eindeutig. Sie las!


    Er lehnte sich erstaunt zurück. Diese Sklavin war doch immer wieder für Überraschungen gut, und diesmal war sie sogar positiver Natur. Ein wenig sah er ihr zu, dann blickte sie ihn an. Zum erstenmal brachte sie ihn zum lächeln.


    Du kannst lesen?

  • Er sah mich schon längst an, ich hatte es nicht bemerkt. Doch irgendwie überraschte es mich, was ich sah. Er lächelte, ich hatte mir nie vorstellen können, wie es aussähen würde, da er scheinbar immer streng war. Ich brachte ebenfalls ein Lächeln zustande, doch es war müde, traurig... was ich eigentlich gar nicht wollte.


    Ja, aber nur sehr schlecht. Ich habe es notdürftig damals gelernt. Allerdings fällt mir sprechen wesentlich leichter, ohne abzulesen. Ich würde gerne besser lesen können, aber es soll halt nicht sein!


    Ja, lesen war schon eine schöne Sache. Ich rollte das Pergament vorsichtig zusammen und legte es beinahe schüchtern wieder zurück ins Regal, was war nur los mit mir? Hoffentlich würde es bald aufhören....

  • Oha, was war denn jetzt los? Auch sie konnte lächeln! Ja sagenhaft, sie sah ja richtig süß aus, wenn sie lächelte... auch wenn es kein Lächeln der Freude war...


    Nun, das ist etwas was man leicht ändern kann... Wenn du willst, könnten wir ins Geschäft kommen...


    Irgendwie hatte das den Beigeschmack eines Kuhhandels, aber Hungi sah so vielleicht eine Möglichkeit, Antiope's Rebelligkeit zu mindern. Gespannt sah er ihr in die Augen.

  • Es war auch einmal angenehm... Er behandelte mich nun doch wie einen Menschen, auch wenn es möglich war, dass er noch immer anders dachte. Doch es tat gut. Unsäglich gut. Ich fühlte, wenn auch etwas unwillig, wie mein Lächeln freundlicher wurde...


    Ja, man könnte über Geschäftsbedingungen verhandeln... Es kommt ganz auf deine Forderungen an...


    Ich lächelte um meine Worte zu unterstreichen... Wir konnten ja völlig unbefangen reden obwohl noch gerade eben alles so schien, als ob jegliche Konversation abgebrochen würde. Ich glaube, ein Punkt den ich schon jetzt an ihm schätzen werde ist, dass er nicht nachtragend ist.

  • Schau schau, es gab doch noch etwas anderes in ihr als nur Wut und Hass... Vielleicht konnte er aus ihr auch noch andere positive Eigenschaften herauskitzeln... und kennenlernen.


    Meine Forderung ist einfach: Erfülle deine Pflichten als Sklavin, dann bekommst du Rechte als Mensch, hier das Recht, lesen zu lernen. Ein einfacher Deal, für beide von uns.


    Dann kam ihm eine Idee. Vielleicht sollte er ihr Hoffnung geben, vielleicht würde es helfen... vielleicht. Es waren zwar für ihn zuviele unbestimmte Faktoren, aber man konnte es mal drauf ankommen lassen.


    Solltest du eines Tages freigelassen werden, könnte das eine gute Starthilfe in dein neues Leben werden. Mindestens genauso viel wie Geld.


    Wie würde sie darauf reagiern? Würde ihre Sperrigkeit wiederkommen, oder würde sie überlegen und einsehen? Er würde es bald wissen...

  • Ich bewahrte mein Lächeln während seiner Worte, doch stellte ich mir eine Frage. Ich sah ihn an, lange sah ich in sein Gesicht, musterte es und hoffte, er würde meine Worte nicht trotzig verstehen, sondern als eine ganz einfache Frage. Ich sprach seinen Namen mit einem Akzent aus, er ging mir schwer von den Lippen.


    Hungaricus... Verstehe bitte diese Frage nicht als Aufmüpfigkeit, es ist nur... eine Frage halt...


    Ich sah ihn an, meine Augen waren müde, das alles in der letzten Zeit war einfach zuviel für mich gewesen, hatten mein Feuer gelöscht.


    Warum nehmen Römer Sklaven? Nur weil sie anderer Herkunft sind? Ich selbst habe ebenfalls adliges Blut in meinem Leib, entstamme dem dortigen Königsgeschlecht wie ihr es ausdrücken würdet. Wir nehmen doch auch keine Sklaven, ganz gleich welchen Volkes. Wonach geht ihr?


    Diese Frage brannte schon lange in mir und nun war es aus mir heraus gerutscht. Doch ich verstand das alles wirklich nicht und ich sah fragend zu ihm hinauf, war an seinen Tisch gekommen. Beinahe ängstlich, denn ich zitterte vor innerlicher Erregung.

  • Hungi war wenig überrascht... eigentlich hatte er diese Frage schon fast befürchtet. Und so anscheinend einfach die Frage war, so kompliziert war deren Beantwortung. Doch vielleicht würde es ihr helfen...


    Fast jede Kultur hat doch Sklaven. Die Ägypter, die Griechen, selbst oben in Germania gibt es Unfreie. Wer Sklave wird, ist unterschiedlich. Selbst geborene Römer können Sklaven werden, weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können und keinen Patron haben, der ihnen aus ihrer Not heraushilft. Manche verkaufen sogar ihre Kinder in die Sklaverei, um zu überleben, und auch, damit ihre Kinder überleben. Oft jedoch werden Kriegsgefangene als Sklaven erbeutet. Auch ich bin nicht davor gefeit, eines Tages als gewöhnlicher Sklave zu enden.


    Ich kenne deine Geschichte nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie kennen will.


    Ohje er wurde weich. Jetzt zeigte er zuviel Mitgefühl.

  • Ich biss mir auf die Lippen, trotz stieg in mir auf. Ich hatte niemandem etwas getan, niemals habe ich einem Römer leid zugefügt. Sie kamen einfach bei Nacht, nahmen uns mit sich, töteten uns. Meine Augen wurden glasig. Stockend sprach ich...


    Entschuldigung, aber darf ich gehen? In mein Quartier? Bitte...


    Ich konnte es kaum noch länger zurückhalten und wartete nicht auf seine Antwort. Zum Essen würde ich wieder da sein, doch jetzt.... Ich stürmte aus dem Büro und lief, rannte beinahe... hinweg zu meinem Quartier... warum?


    Immer wieder kam diese Frage auf.


    Warum mein Stamm?
    Warum Sklaverei?
    Warum musste ich jetzt weinen?


    Soviele Warums stauten sich in meinem Kopf und ich war froh, als ich in meinem Quartier anlangte.

  • Nachdenklich sah er ihr nach, als sie hinausstürmte. Er wußte, ein Zurückhalten würde ohnehin nichts helfen... so hoffte er darauf, daß sie sich bald wieder beruhigen würde und ihre Lage einsieht.


    Er setzte sich zurück an seinen Tisch, schaute ihr noch ein wenig nach, doch dann erinnerte er sich der Arbeit, die auf ihn wartete.

  • Ich war gerade eben noch in der Küche gewesen, Ursus sei noch nicht wieder zurückgekehrt. Ich hoffte, das meine Augen nicht weiter gerötet waren. Das Blut hatte ich von meiner Hand bereits abgewischt. Doch der Knochen tat unglaublich weh, ich hatte Mühe das Essen vor mir herzubalancieren. Ich trug es mit der linken Hand und mit der rechten koordinierte ich es, wenn es wackelig wurde.


    In seinem Büro angelant stellte ich das Tablett vorsichtig auf seinem Schreibtisch ab, wobei ich einmal leise in meiner Sprache fluchte, denn es tat unglaublich weh. Ich ließ die Hand schlaff fallen.


    Ich wünsche einen guten Appetit. Was soll ich nun tun?


    Ich zwang mir mühsam ein Lächeln on der physischen und psychischen Qualen ab und nickte leicht, während ich ihm einen guten Appetit wünschte.

  • Noch immer vertieft in seiner Arbeit sah Hungaricus er nur ganz kurz auf.


    Vorerst nichts. Du kannst jetzt selber essen gehn, ich werde dich rufen, wenn ich dich brauche.


    Fix, diese eine Formulierung passte noch immer nicht... Also nochmal alles anders...

  • Ich hatte seine Worte wahrgenommen und überlegte, was ich sagen sollte. Noch einige Augenblicke lang sah ich ihn unentschlossen an, wollte ich doch gar nichts essen. Ich wollte nur eines: Zu Selnya. Ohne sie würde ich nichts mehr essen und wenn ich daran zu Grunde ginge.


    Doch dann wandte ich mich doch wortlos um und ging mit Selnya in meinen Gedanken, mit ihr in meinem Herzen aus dem Büro hinaus. Ich ging schleichend und einfach nur noch in mein Quartier. Ich würde schlafen gehen, auch wenn mich Albträume plagen würden.

  • Dieses Mal war die Tür geschlossen, was sollte ich nun tun? Ob ich ihn eher stören würde? Ich entschloss mich, vorsichtig anzuklopfen, ganz da war ich ohnehin noch nicht, gedanklich noch immer in meinen Träumen.

  • Leise trat ich ein und schloss hinter mir beinahe zaghaft die Tür, ich erkannte mich selbst kaum wieder. Doch ich würde mich einfach gehen lassen, ich hatte keine Lust mehr jede Handlung vorauszuplanen. Ich würde einfach das tun, was mir aufgetragen würde und nicht mehr hinterfragen, warum ich das tue. Es macht mich sowieso nur wütend.


    Guten Morgen!


    Dass Dominus oder Herr war für mich noch immer nicht eingeübt, doch solange ich höflich war schien es Hungaricus nicht zu stören. Ich hoffte noch immer sehr, nicht zu stören.

  • Wie? Guten Morgen? Hatte er die Nacht durchgemacht? Er sah hinaus... tatsächlich... Strahlender Morgen, die Luft so klar wie das Wasser in einem Wildbach...


    Guten Morgen.


    Hm, was brauchte er jetzt... Er mußte bald in die Castra...


    Bring mir etwas zu essen. Ursus hat sicher schon was hergerichtet. Ach und kaltes Wasser und ein Handtuch, heute muß Katzenwäsche reichen.

  • Ich musste lächeln, doch bald verzehrte es sich zu einem nicht böse gemeinten Grinsen.


    Wie, du hast die ganze Nacht durchgemacht? Soll ich dich heute Abend daran erinnern, wenn es Zeit wird zu Schlafen?


    Ich lächelte doch dann nickte ich und verschwand. Draußen musste ich noch immer an mich halten, wie konnte man eine ganze Nacht am Schreibtisch zubringen? Heut Abend würde ich ihn wahrlich erinnern! Vielleicht würde er es ja begrüßen.


    Ich brachte Olivenbrot mit Honig und einigen Weintrauben, es war nicht besonders nahrhaft, doch auch nicht in geringen Mengen. Mir wurde bei dem Gedanken an Essen beinahe schlecht. Wielange mein Körper wohl noch mtispielen würde? Ich kam herein und stellte zunächst das Essen auf den Tisch.

    Wohl bekommts!


    Dann trat ich wieder hinaus und machte mich auf den Weg, Wasser zu holen. Ich holte eine gewöhnliche Bronzeschale und füllte sie mit Wasser. Wenn er von einer Katzenwäsche sprach dürfte das reichen. Und ein Handtuch... wo waren die nur? Es dauerte bis ich mich durchgefragt hatte, doch dann brachte ich es alles nach oben und blieb mit allem im Raum stehen. Sicherlich hieße er es nicht gut wenn ich es neben das Essen stellte.

  • Hungi griff sich an die Stirn und rieb ein wenig nachdenklich mit dem Finger. Dann stand er auf und griff nach einem Stück Brot... Hmm, er liebte Oliven... aber Honig und Weintrauben mochte er heute nicht. Ihm stand der Sinn nach was anderem. Langsam kaute er weiter und trank ein Schluck Wasser nach, während er noch immer drüberlas.


    Antiope stand schon eine Zeitlang im Raum, als er sie wieder bemerkte.


    Ah du bist schon hier? Sehr gut. Folgendes, ich brauche meine Rüstung, sie sollte in meinem Zimmer sein, ich hoffe Ursus hat sie poliert.


    Dann tauchte er seine Hände in das erfrischend kalte Wasser und benetzte sein Gesicht. Mehrmals wiederholte er diesen Vorgang bis er dann zum Handtuch griff und sein Gesicht und seine Hände trockenrieb.

  • Ich beobachtete ihn schweigend, während er aß. Ich stellte seufzend fest, dass ich eigentlich keine Gründe hätte mich gegen ihn aufzulehnen und fast entsetzt stellte ich fest: gwöhnte ich mich langsam an das Sklavendasein? Hoffentlich nicht... Als er mich bemerkte trat ich vor und stellte das Wasser auf seinen Tisch und nach seinen nächsten Anweisungen verschwand ich wieder aus dem Büro.


    [Cubiculum] Ich stand unschlüssig im Raum des Hungaricus und erblickte die Rüstung... Und nun wunderte mich seine wache Reaktion immer Keller keineswegs mehr. Ich ging hin und prüfte sie. Ursus hätte sie besser polieren können. In alter Manie schrubbte ich mit meiner heilen Hand noch ein wenig über leicht fleckige Stellen und alls ich halbswegs zufrieden war ging ich wieder heraus, betrat mit der Rüstung das Officum [/Cubiculum]


    Hier...


    Ich brachte sie zu ihm, sie war bis auf Kleinigkeiten recht sauber. Ich sah ihn erwartungsvoll an und bemerkte gar nicht, dass die verrutschte Tunika ein wenig meiner Schulter entblößte und auch ein wenig tiefer ging... Ich war zu sehr auf Hungaricus fixiert. Was er wohl machte?

  • Hungi griff nach einem weiteren Stück Olivenbrot und aß weiter, als Antiope mit seiner Rüstung erschien. Er winkte sie zu sich, und zeigte ihr, wie man eine Rüstung anlegte.


    Hier, da mußt du aufmachen... Nein nein, nicht so, ein wenig sanfter, die Rüstung soll ja noch ein wenig länger halten. Ja genau so.


    Ein wenig ungeschickt stellte sie sich an, aber das würde sich legen mit der Zeit. Mit den Gedanken noch bei seiner Arbeit fiel sein Blick auf ihre entblößte Schulter. Huh, nein nicht schon wieder... Nein, aus! Jetzt nicht! Er wandte seinen Blick ab.


    He, nein, nicht ganz so fest. Ich will ja noch atmen. Er lächelte. Interessant, wie sie sich so anstellte in ihrer neuen Rolle. Er zweifelte noch immer an der Ruhe, aber er genoß sie.

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