- Büro des Marcus Vinicius Hungaricus -

Hungi grinste zurück, suchte ganz kurz nach einem kleinen geheimnisvollen Zettel, fand diese in einem Stapel voller geheimnisvoller Akten, nahm sie und hielt sie vor sich.

Ich weiß. Huch, das darfst du ja nicht sehen, ist ja eine interne Beobachtungsnotiz meiner Leute.

Und schwupps, verschwand besagte Notz rauschend in seiner linken Hand.

Gratuliere Bruderherz.

Hungi schmunzelte und schenkte seinem Bruder auch etwas mulsum ein. Dann schaute er nochmal auf den Zettel und spielte den Überraschten.
Ahja, die Quittung von der Reinigung. Ich muß Ursus unbedingt sagen, daß er meine Toga abholen soll...

Er grinste noch breiter über das Gesicht und reichte ihm den Becher. Sehr belustigt von dem von vorher lehnte er sich zurück.

Für dich habe ich immer Zeit, Lucianus. Sprich dich aus.

Puh, das ist eine gute Frage.

Hungi bläst hörbar aus und legt nachdenklich den Kopf in den Nacken.

Also, du darfst einmal bei allen Sitzungen dabei sein, no na. Wenn du selber sprechen willst, mußt du vorher den Consul darum bitten. Ach wir haben ja diesmal keinen Consul, dann stattdessen beim Princeps Senatus. Ach herrjeh, der muß ja auch noch bestimmt werden.

Abstimmen darfst du natürlich nicht, das ist klar.

Was du aus dem Senat erzählen kannst, ist auch klar. Eigentlich alles, nur jene Themen nicht, die sozusagen unter Staatsgeheimnis fallen. Das ist aber meines Wissens nach schon länger nicht mehr vorgekommen. Vielleicht magst du in dieser Sache mit Livia zusammenarbeiten? Die Acta berichtet ja auch aus dem Senat.

Der Themawechsel war jetzt nicht ganz nach Hungis Geschmack, aber er lächelte tapfer weiter.

Demnächst, mein Lieber, demnächst. Halte dir schon mal ANTE DIEM XIV KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (18.4.2006/103 n.Chr.) frei, da könnte es ein wenig rundgehen.

Welche andere Frage? Daß wir uns schon zusammengerauft haben?

Hungi dachte kurz nach. Streitereien wie die vorm Orakel und bei der Verlobungsfeier des Flaviers, kleinere Sticheleien, der Horror, den er fühlte, wenn er ans Eheleben mit ihr dachte...

Ja, ich denke schon.

Ja, werden wir. grinste Hungi. Lass dann aber die Amphoren und Lupas lieber draußen.;) Nicht, daß ich etwas dagegen hätte, die Sitzungen so zu... hm, wie soll ich sagen... zu versüßen.

Ja? antwortete der - wie immer - arbeitende Hungi.

Immer wenn er so anfing, wußte Hungi, daß es sicher nicht kurz werden wird. Also legte Hungi seinen Griffel weg.

Klar. Spritzer? fragte Hungi, wartete aber nicht wirklich auf eine Antwort und schenkte ein.

Hungi hatte indes sich und seinem Bruder den angekündigten Spritzer eingeschenkt und Lucianus einen Becher gereicht.

Ich nehme mal an es geht um die mit der äußerst unglücklichen Lex, die als Plebiszit Eingang in unser Recht gefunden hat?

Was fragt Hungi... na sicher wirds um die gehen, um welche sonst.

Na dann, schieß los.

Oha, eine leichte Unsicherheit bei seinem Bruder? Interessant, was es alles gibt.

Du bist Volkstribun und als solcher hast du die Pflicht, solche Dinge anzusprechen, egal ob es dem Senat gefällt oder nicht. Aber ich denke nicht, daß du eine allzu schlechte Figur dabei gemacht hast. Nur ein wenig ungeduldig bist du, aber das bin ich auch, liegt wohl in der Familie.