- Officium XVI

  • "Du willst also ernsthaft behaupten, Rom wäre die Zivilisation per se? Ich bitte dich, in keinem noch so entlegenen hispanischen Dorf tobt ein derartiger Überlebenskampf wie in dieser Stadt. Bist du noch nie in einen Stadtteil gekommen, den du nicht gut kanntest? Wo könnte man sich besser verirren, als in den Straßen Roms? Und wo wird härter, wilder gekämpft, als auf dem Forum Romanum oder der Rostra? Wo werden erbittertere Schlachten geschlagen als auf den Mercati Traiani? Diese Stadt ist eine Wildnis für sich, mit nichts vergleichbar, was die Natur erschaffen hat. Nirgendwo gibt es jeden Tag so viel neues zu entdecken wie hier. Ja, ich bleibe dabei, Rom ist ein Abenteuer."


    Nun trinkt Lucilla doch wieder einen Schluck Wein. "Aber vielleicht kommt diese Ansicht doch daher, dass ich nur aus der Provinz stamme und vielleicht doch nur ein beschaulicheres Leben gewöhnt bin."

  • "Wahrscheinlich oder die meine, das ich vornehmlich per Sänfte die Stadt durchquere und den Sklaven die harte Arbeit des Einkaufens aufdrücke. Viel sehe ich nicht, außer das Forum Romanum oder die Casa Germanica, in die Armenviertel bin ich lieber noch nie gegangen...


    Aber vielleicht hast du ja ein wenig Wahrheit gesprochen und Rom ist ein Abenteuer, brutal würe ich es trotzdem nicht ansehen, da kenn ich zu viel Gegensätzlichkeiten von den Keulenträgern jenseits des Limes.


    Rom ist zivilisiert mit dem Hang zur Selbstdarstellung."

  • "So könnte man es natürlich auch sehen." lacht Lucilla.


    "Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass diese Stadt etwas Besonderes und mit keiner anderen vergleichbar ist?"

  • "Nein, danke." lächelt sie. "Ich sollte dann so langsam sowieso wieder weiter. Heute Abend ist mal wieder ein Empfang in unserer Casa und ich muss noch auf den Märkten vorbei."


    Sie nimmt den Becher ein letztes Mal und trinkt ihn aus.

  • Lucilla steht auf und geht zur Tür hin.


    "Den Bericht und die Preisliste werde ich umgehend abschicken, wenn ich in Hispania bin. Ich reise Morgen wieder ab."


    Sie lächelt Avarus an. "Und wenn mir sonst noch etwas einfällt, dann werde ich wiederkommen."

  • Es war spät in der Nacht und der gesamte Palast war, abgesehen vom Schein der Öllampen dunkel. Die Räumlichkeiten des Verwaltungstraktes waren ruhig und nur auf den Fluren waren ein paar vereinzelte Praetorianer zu hören, die dort patrouillierten.
    Diese Stille war jedoch nur im ersten Moment zu erkennen. Von außen konnte man sehen, dass eines der Officien beleuchtet war. Eine Gruppe Praetorianer, die auf dem Gelände außerhalb des Verwaltungstraktes patrouillierte bemerkte zwar das Licht, war jedoch der Meinung, dass dies durch einen übermotivierten Beamten verursacht wurde und so ignorierten sie es.
    Was die Praetorianer von außen nicht erkannten, war dass in diesem Officium schon lange keiner mehr arbeitete. Das Officium stand bereits seit längerem leer, da der Beamte sich nicht in Rom aufhielt.
    Im Inneren des Officiums war ein Mann damit beschäftigt Aktenschränke zu öffnen, Kisten zu durchwühlen und Akten zu lesen. Eine Akte fesselte ihn besonders und er setze sich mit dieser in der Hand an den Schreibtisch. Er studierte sie eingehend und legte sie danach auf den Tisch.
    Er machte sich nicht die Mühe wieder aufzuräumen, denn bis der Beamte, der in diesem Officium saß zurückkehrte, war er schon längst über alle Berge. So ging er nun zur Tür des Officiums, schaute vorsichtig raus und als die Praetorianer, die auf dem Flur patrouillierten gerade um eine Ecke herum gingen schlüpfte er in den Flur.
    Ganz leise schlich er sich den Korridor entlang zum Ausgang des Verwaltungstraktes. Als er sich gerade endgültig aus dem Staub machen wollte, stieß er einen Blumenkübel um und stieß einen kurzen Schmerzenschrei aus. Er schaute sich um und lauschte. Er hörte, wie einige Bewaffnete angelaufen kamen und verliess schnell und ungesehen das Gebäude und kurz darauf den Palatium.

  • In der Nacht war niemandem weiter etwas aufgefallen. Das Geräusch, dass die Patrouillie gehört hatte, wurde als Geschrei einer Katze identifiziert, die bei der Überprüfung gefunden wurde.


    Am nächsten Morgen jedoch merkte die Wache, die vor dem Officium des abwesenden Legatus Augusti Cursus Publico postiert war, dass die Tür offen stand. Da der Legat noch nicht zurückerwartet wurde näherte der Miles sich vorsichtig der Tür.


    "Hallo? Senator Avarus, seid ihr das?"


    Als aus dem Inneren keine Antwort kam öffnete er vorsichtig die Tür. Seine Hand umklammerte sein Schwert und er war bereit jedweden Eindringling sofort niederzustrecken.


    Er schaute sich im Inneren um und fand ein Chaos vor. Sofort rief er einen seiner Kameraden, damit dieser den Centurio verständigte. Er selbst postierte sich wieder vor der Tür und sorgte dafür, dass niemand eintreten konnte.

  • Balbus erreichte mit dem Miles gemeinsam das Officium und gab der Wache ein Zeichen beiseite zu treten.


    Er schaute sich die Tür an.


    "Sie war heute morgen unverschlossen?"


    "Jawohl."


    "Und gestern abend war sie noch verschlossen?"


    "Sie war verschlossen, seit der Legat das Officium verlassen hat." Der Miles deutete auf das Schreiben an der Tür.


    Balbus schaute nochmal genauer hin.


    "Sie sieht nicht aus, als ob sie aufgebrochen wurde. Scheinbar war jemand da, der einen Schlüssel hatte."


    Er betrat das Officium und schaute sich um.


    "Wissen wir, ob irgendwas entwendet wurde?"


    Die Wache war eingetreten und schüttelte den Kopf.


    "Da wir nicht einmal genau wissen, was hier alles drin war, wissen wir auch nicht ob alles noch da ist oder nicht."


    "Also ist alles was wir wissen, dass hier heute Nacht jemand drin war und das er ein Chaos hinterlassen hat. Das ist fantastisch. Wofür patrouillieren wir denn in diesem Gebäudetrakt, wenn hier trotzdem sowas passiert?"


    Die Wache schaute ihn unverständig an.


    "Also gut, die nächtlichen Patrouillien im Verwaltungstrakt werden erweitert. Ebenso wird ab sofort auch Nachts eine Wache an jedem Zugangspunkt zum Verwaltungstrakt postiert. Sorgt dafür, dass alle Männer informiert werden, dass sie verstärkt die Augen aufhalten und vor dem Verschliessen der Officien noch einmal kontrollieren sollen, ob jemand drin ist."


    Die beiden Milites nickten und Balbus machte sich auf den Weg zurück.

  • Waldemarr betrat das Officium XVI.


    "Salve Legatus, ich hätte einen Bericht für Sie"


    Legatus Augusti Curso Publicus
    Germanicus Avarus,
    Off XVI, Administratio Imperatoris, Palatium Augusti,
    Rom, Italia


    Salve Legatus,


    Beiliegend die Versandübersicht des Monats August für den Cursus Publicus Hispania.


    Decima Lucilla
    http://www.imperium-romanum.in…s-praefectusvehiculor.png




    Beförderte Briefe insgesamt: 23


    davon
    Eilpost: 12
    Normal : 11


    Einschreiben (n): 1


    ITA: 15
    GER: 7
    HIS: 1


    Quittungen: 4
    Gesamteinnahme: 325 Sz.

  • Hebt nur kurz den Kopf und sagt.


    "Gut danke, dort drüben..." zeigt auf ein Holzregal "... ist die Ablage für Schreiben an mich. Leg es oder sie einfach da rein, ich schaue sie mir später an.


    Gibts irgendwelche Neuigkeiten aus dem hohen Norden, die ich wissen müßte?""

  • Mit einem Stabel Pergamente brachte Avarus die Staubflocken auf dem Tisch zum Tanzen. Es standen Veränderungen an und es lag an ihm diese zum Wohle des Cursus Publicus zu vollführen.


    MIt verschränkten Armen setzte er sich hin, döste an die Decke und überlegte, wie und vorallem wo er demnächst mit welcher kompetenten Arbeitskraft würde rechnen können.

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