[Officium] Rekrutierungsbüro

  • Unerhört, was für eine Unglaublichkeit! Appius sah Sollianus vor sich nur sprachlos an. Was für eine Schlamperei so mit den Dienstwegen umzugehen. Was für eine Frechheit, die sich da der PU erlaubt hatte. Alles musste doch seinen völlig korrekten Gang gehen. Wenn einer versetzt werden sollte, dann mussten Versetzungspapiere ausgestellt werden. Wenn einer entlassen werden sollte, dann die Entlassungspapiere. Was für ein Durcheinander. Seine Meinung über die CU, zugegeben sie war nie sonderlich hoch, sank noch mehr in den Keller. Appius Blick ging zu dem Actaartikel neben sich. Ob er mal einen saftigen Leserbrief über diese Schlampigkeit verfassen sollte? Doch im nächsten Moment schloß er das schon wieder aus. Denn dazu war er doch zu feige und wollte um keinen Preis der Welt auffallen oder von einem Prätorianer befragt werden. So seufzte er nur schicksalsergeben und sah den Mann vor sich mißmutig an. Jedoch nicht mißmutig wegen ihm, sondern weil er sich einfach unschlüssig war, was er tun sollte. Ah, den Präfekt befragen!


    „Moment, ich muss da weiter oben kurz nachfragen. Warte doch hier. Da...da ist ein Platz frei!“


    Der Miles deutete auf einen Hocker vor seinem tisch. Appius stand ächzend auf. Irgendwie rostete er schon hier immer mehr ein. Vielleicht drei Runden morgen? Entsetzt strich er sich über die Stirn. Jetzt fing er schon an, sich selber zu überraschen. Was für ein Tag! Er stapfte nach draußen. So blieb er einige Zeit verschwunden, erst eine halbe hora später tauchte er wieder auf. Kopfschüttelnd kam er herein und ließ sich auf den Stuhl nieder. Mit einer Hand griff er nach den nötigen Papyri, um die Daten aufzunehmen und die Meldung an den Präfekten zu verfassen. Alles mußte seine Ordnung haben.


    „Ich habe unseren Präfekten diesbezüglich konsultiert. Du wirst hier erst mal als Probatus aufgenommen. Wir müssen uns natürlich erkundigen, was die Gründe Deiner Entlassung war und prüfen, wie weit Dein Ausbildungsstand ist. Wenn alles korrekt ist, dann wird das nur einige Tage gehen und Du bist sehr schnell wieder Miles oder was der Präfekt, Dein Ausbilder oder Centurio auch immer beschließen mögen.“


    Der Griffel wurde hochgehoben, die Wachstafel hervorgezogen und auf die Papyri gelegt.


    „Also, Name haben wir schon. Dann wollen wir uns doch den weiteren Daten widmen. Wer waren Deine Eltern, wo kommst Du her und welche Krankheiten hattest Du schon in Deinem Leben. Du warst Miles? Seh ich das richtig?“

  • Danke Victor, dachte er grimmig und der Meuchler nahm immer mehr Gestalt an. Das kam ihm alles wie ein schlechter Scherz vor und seine Laune hob sich dadurch nicht, aber er setzte sich dennoch und wartete, mit einem höflichen Nicken in Richtung des Miles, der ja nichts dafür konnte, nun auf dessen Rückkehr. Dabei gingen ihm die unfreunldichsten Gedanken durch den Kopf, allerdings auch hier und da ein freundlicher, wenn er an seine letzten Begegnungen in Rom vor seiner Abreise dachte. Geduldig ungeduldig wartete er auf die Rückkehr des Miles und fragte sich, was der wohl als Antwort bekommen sollte. Als er endlich wieder da war, erhob er sich und stand wieder, wie er es gelernt hatte.
    Die Worte jedoch brachten in ihm keine große Freude, sondern er seufzte nur tief und mühsam unterdrückt. Danke Victor, dachte er nun nicht nur mehr grimmig und ließ einen Moment zu, das sein Frust auf seinem Gesicht auch gut erkennbar war, ehe es ihm gelang diesen wieder unter Kontrolle zu bekommen und er möglichst neutral und höflich auf den Mann sah.
    "Meine Eltern waren Sextus Germanicus Ursus und Germanica Aelia Paetina. Ich wurde in Mogontiacum geboren, habe aber die letzten Jahren stets unterwegs verbracht, erst ein paar Jahre Achaia, dann eine Rundreise und zuletzt, für Ausbildung und Dienstzeit bei der CU in Rom. Mit Krankheiten kann ich nicht dienen." Auf die letzte Frage hin nickte er ergeben. "Das ist korrekt. Ich wurde am ANTE DIEM III NON SEP DCCCLVI A.U.C. (3.9.2006/103 n.Chr.) zu diesem befördert und war es bis ID NOV DCCCLVI A.U.C. (13.11.2006/103 n.Chr.)." Bis der... nein, nicht weiter aufregen.

  • Appius, der korrekte Miles des Rekrutierungsbüros, ahnte nicht im Mindesten von den Gedanken oder der Stimmung des baldigen Probatus. Denn empathisch war Appius in keiner Weise. Das, wovon er am Meisten verstand, waren Verordnungen, Erlasse und Befehle. Feste Regeln waren das Wichtigste für diesen Mann. Und so war er selber in etwas mißmutiger Stimmung, schließlich wurde hier höchst unkonventionell gehandelt. Zumindest kam es ihm so vor. Aber der neue Präfekt, so hatte es sich herumgesprochen, war wohl ein Quell von Überraschungen. So kritzelte er alles nieder und sah mit hochgezogener Augenbraue, die er jeden Tag zu einem glatten Bogen zurecht strich, Sollianus an.


    „Keine Krankheiten! Jaja, noch nie mit einer Lupa ins Bett gestiegen?“


    Appius grinste nicht dabei oder zeigte sonst eine Anwandlung von Humor bei dieser Frage. Aber vielleicht war sein Humor zu feinsinnig? Oder er hatte einfach keinen? Er schrieb sich auch die fehlenden Krankheiten nieder, sorgfältig und jeden Strich betont setzend. Dann legte er die Schriften zur Seite und alles in eine manierlichen Reihe. Er sah auf und deutete auf die Tür.


    Ausrüstungskammer. Anklopfen und eintreten. Titus Crassus müßte dort Dienst haben. Dann meldest Du Dich bei der Unterkunft der zweiten Centurie der ersten Kohorte. Deine Ausbildung fängt morgen früh an. Einer der Soldaten soll Dich zum Fahneneid schicken.“


    Schon wandte er sich wieder dem Actaartikel zu. Da war doch noch etwas? So ist es, wenn die Routine unterbrochen wird. Wird man ja ganz konfus.


    „Willkommen in der Legio Prima, Probatus. Möge Mars Dir wohlgesonnen sein! Wegtreten!“


    So, der Actaartikel. Zwar las er den Artikel schon zum zweiten Mal, aber er konnte von den fein formulierten Worten nicht genug bekommen.

  • Die Frage forderte dann doch ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. "Ich bevorzuge weniger ansteckende Dämlichkeiten," meinte er und dachte an die ein oder andere Flucht vor zu früh heimkommenden oder zu neugierigen Ehemännern, Brüdern und Väter. Aber angesichts des mangelnden Humors des Miles sagte er dies möglichst neutral und ohne das Lächeln zu lange zu zeigen.
    Und nun den ganzen Mist noch mal von vorne, dachte er seufzend. Als wenn ich mich nicht schon einmal durch all den Schmu hätte quälen müssen. Er würde noch in die Geschichte eingehen als der am Häufigsten Probatus gewesene Soldat, da war er sicher. Dennoch nickte er nur bei der Aufzählung und konnte sich ein "Das Prozedere ist mir bekannt," nicht ganz verkneifen. Die Willkommensgrüße nahm er erneut mit einem Nicken entgegen. "Danke, Miles!" Er salutierte und drehte sich auf dem Absatz um, ehe er das Rejrutierungsbüro wieder verließ und zu den genannten Örtlichkeiten ging. Auf ein Neues also. Er hatte ja auch nichts Besseres vor.

  • Es war schon länger her, dass Priscus mit dem Rekrutierungsbüro zu tun hatte und deshalb musste er sich erstmal kurz umschauen, wo er denn hin musste. Die Stelle, wo Zivilisten vom Tor aus hingebracht wurden, war immernoch dieselbe wie früher, aber da wollte er ja nicht hin. Eine Tür weiter saßen wohl die, zu denen er musste.


    Er klopfte an und trat ein. "Salve Kameraden. Ich habe ein paar neue Anweisungen für das Rekrutierungsbüro."


    Er machte sich keine Hoffnung, den derzeit zur Leitung des Büros eingeteilten Optio direkt zu kennen, und blickte deshalb von einem der drei anwesenden Männer zum nächsten und hoffte, dass der Büroleiter nicht derjenige war, der normalerweise auf dem vierten, jetzt freien Platz saß.

  • Keiner der drei Männer schien sich so recht für zuständig zu halten, so dass der Büroleiter wohl tatsächlich der fehlende Mann sein musste.


    "Worum geht's denn?", fragte dann aber doch einer der Männer.


    "Die zweite Cohorte soll auch wieder Rekruten zugeführt bekommen, die erste dafür weniger. Hat der Praefectus Castrorum so auf einer Stabsbesprechung angeordnet."


    Genau so hatte er es zwar nicht angeordnet, aber sinngemäß stimmte das, und die konkrete Ausarbeitung hatten Priscus und Aristides eben so gemacht, wie gerade vorgetragen.

  • Die Tür ging auf, Appius betrat das officium. Säuberlich aufgerollte Papyrusrollen lagen in seinen Armen und seine Uniform, seine Rangabzeichen und seine Frisur saß natürlich tadellos, sein Kinn war penibel, wie jeden Tag, rasiert und sein Blick unerbittlich. Wie immer, wenn er Fremde in seinem Bereich, bei seiner Arbeit ausmachte. Faules Pack, dachte er sich, dabei einen abschätzigen Blick auf die anderen drei Männer werfend. Hatten natürlich keine Ahnung, was hier zu tun war und machten nur Dreck. Außerdem hatte einer von denen es gewagt das frisch eingetroffene Bündel der Acta, wo wahrscheinlich noch nicht mal die Tinte ganz trocken war, zu öffnen und darin zu blättern. Appius Adlerscharfe Augen machten einen Fettfleck am Rande des ersten Artikels aus. Ein Fettfleck? Auf seiner Acta? Entsetzen stand in seinem Gesicht geschrieben, er wurde erst ganz fahl im Gesicht und dann puderrot vor Zorn. Doch ehe er nur ein Wort sagen konnte, seinem Ärger mit eisig gesprochenen, aber nicht zu lauten, Worten Luft gemacht hatte, deutete einer der Männer auf Priscus.


    „Hey, der will, daß die zweite Kohorte auch wieder ein paar Frischlinge bekommt!“


    Appius, beherrscht und völlig kontrolliert- bis zu jenem unheilvollen Tag, der wohl noch kommen und ihn zu einem tödlichen Vulkan machen wird- wandte sich ganz langsam um. Regungslos sah er Priscus an.


    „So, die zweite Kohorte. Gibt es einen schriftlichen Befehl dafür? Ein Dokument für die Archive und die Verwaltung?“


    Appius glaubte es nicht. Eine einzige Schlamperei war es, ein völliges Chaos. Alle Legionäre, vom kleinen probatus bis zum Legaten waren völlige Idioten in seinen Augen, was die Ordnung in der Verwaltung anging. Selbstgefällig hielt er sich für eine feste Stütze in dem Verwaltungsapparat, denn er glaubte zu meinen, daß ohne ihn die Legio Prima mit Sicherheit im Chaos und Anarchie versinken würde. Und so kämpfte er jeden Tag im Stillen weiter gegen diese Zustände.

  • Priscus beobachtete den Einzug des Büroleiters schweigend. Er hatte selber zwar wenig, aber immerhin genug Dienstzeit in solchen Büros verbracht um zu wissen, dass jedes seine eigenen Regeln und jeder Büroleiter seine eigenen Gepflogenheiten hatte. Dieser hier schien einer von der ganz peniblen Sorte zu sein und Priscus konnte verstehen, warum sein Kamerad beim Essen sich nicht darum gerissen hatte, die neuen Anweisungen zu übermitteln. Aber natürlich hatte der Mann auch Recht, Ordnung musste sein in der Legion und ohne schriftlichen Befehl hätte ja jeder kommen können.


    "Die Anweisung geht aus dem Protokoll der Stabsbesprechung unter Leitung vom Praefectus Castrorum hervor", antwortete er daher ruhig. "Ich bin Optio Tallius Priscus von der zweiten Cohorte, ich müsste in dem Protokoll namentlich erwähnt sein."

  • Gespannt verfolgten die anderen Soldaten diese kleine Szene zwischen ihrem vorgesetzten Offizier und einem anderen ranghöheren Soldaten. Wenn es gerade keiner sah, wechselten sie Blick als ob sie Wetten austauschen wollten, wer hier den Kürzeren ziehen würde. Priscus, mit seinem berechtigten Anliegen, oder doch eher der fanatische Appius, der für die Ordnung alles tun würde. Appius sah Priscus stumm an und überlegte. War das der richtige Dienstweg? Eigentlich nicht! Da war er sich sicher. Natürlich könnte er noch mal sein Handbuch wälzen und nachschlagen, ob es nicht Ausnahmen gab. Schnell warf er einem Soldaten einen vernichtenden Blick zu als dieser seine Hand nach der Acta ausstrecken wollte. Wie von einem Peitschenhieb getroffen, zog dieser die Hand schnell zurück. Vorsichtig schob Appius die Tafeln auf seinen Armen fester zusammen, damit auch Rand auf Rand lag, und wog den Kopf hin und her.


    „Das Protokoll? Ja, die erste Fassung hab ich tatsächlich gelesen. Außer eine miserable Orthographie, grauenhafter Satzstellung und völlig unsinnigen Wortkombinationen war nicht viel Brauchbares zu finden. Außerdem stand da nur in den Aufzeichnungen, daß die Ausbildung in Zukunft auf mehr Schultern verteilt werden sollen. Aber ja, Du wurdest tatsächlich darin erwähnt.“


    Unzufrieden über die Handhabung- eine Beschwerde über diesen Zustand würde schnell beim Praefectus auf den Tisch liegen, neben einem Dutzend anderer Beschwerden (Appius war der Meister in der Legion auf diesem Gebiet)- musste er ein resigniertes Seufzend unterdrücken. Aber er wußte auch, daß es durchaus Ärger geben würde, wenn er sich jetzt völlig sträuben würde. So nickte er mit zusammengepressten Lippen und trat auf den Tisch zu. Die Soldaten sprangen hastig auf und räumten die Plätze, verzogen sich schnell an ihren Arbeitsplatz zurück. Pikiert betrachtete Appius den großen Fleck von Tinte, welcher sich mit dem Rest von Essigwasser vermischte. Probeweise roch er daran und verzog das Gesicht. Wein! Na, das würde noch Ärger geben.


    „Also gut, wie viele Probati sollen Deiner Cohorte zugeteilt werden?“

  • Priscus hatte durchaus mit Rückfragen gerechnet und wäre selbst dann nicht überrascht gewesen, wenn der Büroleiter ihn nach einer Kopie des Protokolls gefragt hätte. Aber dass er jetzt Zahlenangaben machen sollte, überraschte ihn dann doch.


    "Nun, da die zweite Cohorte bisher keine Probati zugeführt bekommen hat und ich folglich nicht darüber informiert bin, wie stark im Moment überhaupt der Zustrom von Rekruten ist, kann ich dazu nicht allzu viel sagen. Mit den Ausbildern der ersten Cohorte wurde vereinbart, dass die Rekruten zu gleichen Teilen auf die erste und zweite Cohorte aufgeteilt werden sollen."


    Er hatte vorher nicht gezählt, aber Platz für 30 Frischlinge sollte in seiner Einheit wohl sein. Und er nicht nahm an, dass die erste Cohorte gerade mit über 60 Leuten überschwemmt werden sollte.

  • Der Scriba des Legaten betrat das Rekrutierungsbüro.


    „Salve! Ich habe hier Unterlagen eines Centurios der Cohortes Urbanae, der sich direkt über den Legaten bei unserer Legio beworben hat. Ihr sollt ihm eine positive Antwort schicken und euch um seine Versetzung zur Legio I kümmern.“


    Er legte die Unterlagen auf den Tisch.


    Eilbrief


    an M'Decimus Livianus, Legatus Legionis
    Legio I Traiana Pia Fidelis, Mantua
    von C'Octavius Sura, Centurio
    Cohortes Urbanae, Roma


    Salve Decimus Livianus!


    Höchstwahrscheinlich wirst du mich nicht mehr kennen. Ich diente eine zeitlang unter deinem Kommando in der Cohortes Urbanae, bevor du das Kommando der Legio IX übernahmst. Inzwischen wurde mein Einsatz mit der Beförderung zum Centurio belohnt. Aber ich plane in absehbarer Zeit einen Einheitenwechsel stattfinden zu lassen - zu der Legio I. Jedoch würde ich gerne wissen, ob es denn möglich wäre - sprich, könnte ein weiterer Centurio noch von Nutzen sein?
    Falls du eine Einschätzung von jemand anderen benötigst, so kannst du dich an meinen Patronus - Vincius Lucianus - wenden. Anbei liegt meine Personalakte.


    Vale! C'Octavius Sura, Centurio Cohortes Urbanae.


    Personalakten der Cohortes Urbanae


    Allgemein:
    Personalakte: Caius Octavius Sura
    Amt: Centurio


    Familie:
    Gens: Gens Octavia
    Ordo: Bürger
    Stand: Plebeisch


    Auszeichnungen:
    I Diploma; Cursus Architectura I
    ANTE DIEM XVII KAL OCT DCCCLVI A.U.C.(15.9.2006/103 n.Chr.)


    I Phalera; für hervorragende Arbeit bei der Ausbildung der Probati ANTE DIEM XII KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (20.9.2006/103 n.Chr.)



    Laufbahn:
    Probatus; Cohortes Urbanae
    PRIDIE NON IAN DCCCLVI A.U.C. (4.1.2006/103 n.Chr.)


    Miles; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM V ID IAN DCCCLVI A.U.C. (9.1.2006/103 n.Chr.)


    Princeps Prior; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM XIV KAL MAR DCCCLVI A.U.C. (16.2.2006/103 n.Chr.)


    Centurio; Cohortes Urbanae
    ANTE DIEM XVII KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (16.7.2006/103 n.Chr.)



    Anmerkungen:


    Student (Examen Primum) - Academia Militaris Ulpia Divina



    Signatur:
    Caius Octavius Sura,


    Quintus Caecilius Metellus

  • Stück für Stück traten die drei anderen Männer im Rekrutierungsbüro ihren Rückzug an, suchten sich Beschäftigung im Hinterzimmer oder im Archiv. Es wollte wohl keiner im Raum bleiben, wenn Priscus den Raum verlassen hatte und Appius somit die Muse hatte, seinen Ärger und Zorn mit seiner üblich kühlen und korrekten, dabei doch äußerst fiesen, Wortwahl Luft zu machen. Appius derweil verfolgte die Fluchtbemühungen seiner Untergebenen nicht sonderlich, sondern zog ein papyrus hervor, um sich zu der Anforderung Notizen zu machen.


    „Zu gleichen Teile auftrennen? Aha! Nun gut, dann werde ich das so in die Wege leiten. Im Moment haben wir jedoch nicht so viel Andrang, obwohl sich das im Winter noch ändern kann. Wenn die jungen Leute nicht mehr eingespannt sind, die Langeweile sie überkommt, dann überlegen sich manche doch bei der legio einzutreten.“


    Abgesehen davon, daß im Winter die Arbeit rarer war und man in der legio einfach mehr Geld verdienen konnte, um auch die Familie durchbringen zu können. Das erwähnte Appius jedoch nicht, sondern notierte sich schnell einige Fragmente auf dem Papyrus. Seine Schrift konnte niemand sonst lesen, das wußte er. Es war nicht so, daß er nicht völlig korrekt schreiben konnte. Aber im Laufe der Zeit hatte er sich eine Art Geheimcode ausgedacht, damit niemand ihm in seine Arbeit pfuschen konnte. Außerdem waren viele alte Notizen in dem Code geschrieben, somit hatte er sich auf effektive Art unentbehrlich gemacht. Gerade als er zu Priscus blicken und noch etwas anmerken wollte, trat schon der scriba hinein. Irritiert ließ Appius seine Feder sinken und griff nach den Schriftrollen. Aufmerksam lauschte Appius den Worten des scriba und funkelte ihn schließlich pikiert an. Was für ein Chaos! Er und sich um die Versetzung kümmern? Oh ihr seligen Götter, womit wurde Appius nur ständig bestraft? Seufzend sah er auf die papyri und nickte dem scriba zu. Ein gewisser Vorwurf war in dem Ausdruck des optio dort zu erahnen.


    “Gut, wird gemacht. Wenn es eigentlich auch nicht zu meinem Aufgabengebiet gehört.“


    Das mußte klar gestellt werden. Schließlich wurden hier immer mehr Präzedenzfälle geschaffen. Die Acta zu lesen, würde wohl leider auf den Mittag verschoben werden müssen. Was für ein elender Tag. Barsch wandte sich Appius ab und wieder Priscus zu.


    „Dann ist das auch erledigt? Gibt es sonst noch etwas, optio?“

  • "Nein, das ist alles", antwortete Priscus und verzichtete auf die Nennung von Rang oder Namen, da sich der Büroleiter nicht entsprechend vorgestellt hatte.


    "Ich danke für deine Bemühungen. Ich nehme an, dass das Büro über die regelmäßigen Stärkemeldungen darüber informiert wird, wenn die Aufnahmefähigkeit der zweiten Cohorte erschöpft ist. Vale."


    Mit einem knappen Gruß verließ er das Büro. Die Zeit, in der der selber seine Tage als Immunis im Büro verbrachte, hatte er anders in Erinnerung, aber damals hatte er auch nichts mit dem Büroleiter persönlich zu tun. Technische Arbeiten im Freien oder der übliche Schreibkram der Centurie waren Priscus genug an Formalitäten, darüber war er sich jetzt wieder einmal klar geworden.

  • Vom Miles wurde ich durch die Gänge der Principia geführt, bis wir vor dem richtigen Officium angekommen waren. Er nickte mir noch einmal zu und verließ mich dann. Noch einmal atmete ich tief durch und klopfte dann an die Tür des Officiums.

  • Die Schreiben wurden sorgfältig auf den Tisch gelegt und Appius nickte Priscus zu. Dann war alles geklärt und er konnte sich seiner Schreibarbeit an den besagten Centurio widmen. So ein Schreiben hatte er zuletzt in seiner Scribazeit unter dem alten Legaten, Purgitius Macer, erledigt als Appius noch ein ganz kleines Lichtlein in der Verwaltung war. Trotzdem sehnte er sich inbrünstig zu diesen Zeiten zurück, die in seinen Augen die Glorreichste in der Zeit der Legio Prima war. Doch es war keine Zeit für Nostalgie, denn gerade da klopfte es wieder an seiner Tür. Appius teilte mit Sicherheit die Meinung des Tribunus Claudius und hätte selber alles als Hühnerstall bezeichnet, wäre er auf die Idee gekommen.


    „Wie ich höre, ist da vielleicht schon ein Neuer. Ich schick ihn dann zu Deiner Centurie, Optio. Vale!“


    Die anderen Schriftrollen wurden in kleine Kästen gepackt und Appius nahm Platz. Dabei beachtete er Priscus nicht sonderlich. Freunde machen wollte er sich in der Legio eh nicht, er hatte auch kaum Freunde. Aber es kümmerte ihn wenig, höchstens an den Tagen von Saturnalia. Als er Platz genommen hatte, war er auch bereit etwaige neue Anfragen zu empfangen oder einen neuen Rekruten.


    „Herein!“

  • Ich trat ein und nickte den Männern im Raum zu. Etwas unsicher wandte ich mich an den Mann am Schreibtisch. Etwas peinlich berührt, weil ich nicht wusste, wen ich grüßen sollte und wie. Also tat ich es aus dem Bauch heraus.


    Salve...ich möchte mich verpflichten. Lucius Matinius Macro ist mein Name.

  • Einen Moment lang beachtete Appius den jungen Mann nicht. Sorgfältig entrollte er ein Papyrus, glättete das Stück gepresstes Pflanzenteil und griff nach einem kleinen Kästchen, wo er seinen Schreibgriffel und die Tinte dafür herausholte. Die Wachstafel rechts wurde noch etwas grader und akkurater hingelegt, links ein Kasten verschoben, noch mal die Genauigkeit der Utensilienausrichtung überprüft. Nachdem Appius das seelenruhig getan hatte, wandte er sich endlich dem Matinier zu. Prüfend musterte er ihn von oben bis unten.


    “Aha! Nun denn! Lucius Matinius Macro, wie Micro? Hmh!“


    Sorgfältig und penibel notierte sich Appius jenen Namen und sah dann wieder auf.


    „Wer sind Deine Eltern? Wo kommst Du her? Welche Krankheiten hattest Du, Matinius. Ach? Bist Du mit dem Praefectus Matinius Plautius verwandt?“


    Durchdringend sah Appius Macro an.

  • Ich sah den Schreiber aufmerksam an und antwortete dann auf seine Frage. An ihm haftete dieselbe Beamtenkrämerei, die ich auch schon in Hispania, Rom und auch Mantua mitbekommen hatte. Pflichterfüllung und Korrektheit über allem, erst danach kamen die wirklich wichtigen Dinge.


    Meine Eltern sind Aquinas Matinius Crassus und Matinia Cloelia. Bisher war ich nie schwerwiegend krank.


    Matinius Plautius? Ja, er ist ein Onkel. Dass er hier stationiert ist, wusste ich nicht.

  • Prüfend musterte Appius wieder den jungen Mann vor sich. Daß der mit Matinius Plautius verwandt war, bedeutete bei Appius keinen Vorteil, im Gegenteil. Alles was neu war, war schlecht in Appius Augen und Plautius würde sich bei ihm- so war Appius eingebildete und selbstgefällige Meinung- erst mal gründlich beweisen müssen. Wie jener Mann vor ihm auch. Sorgfältig wurden die Namen notiert, dann sah Appius von seiner Schrift auf.


    „Nun, er ist hier stationiert. Aber mach Dir mal keine Hoffnung, deine Ausbildung und Deine Arbeit wird deswegen nicht leichter. Aber gehen wir mal weiter. Was ist Dein Werdegang? Hast Du ein Handwerk gelernt? Kannst Du lesen und schreiben? Welche Waffenfertigkeiten hast Du gelernt und wenn ja, bei wem? Gibt es etwas nützliches, was Du der Legio mit Deinen Fertigkeiten beisteuern könntest?“





    [SIZE=7]Sig entfernt und Farbe geändert...[/SIZE]

  • Praefectus Plautius brachte persönlich einige Schreiben seiner Scribas im Rekrutierungsbüro vorbei, nachdem er feststellte, daß seine Scriba und die des Legatus alle fleißig dabei waren dem Zahlmeisterm bei der Überprüfung der Soldlisten zur Hand zu gehen. Plautius war eine Unregelmäßigkeit aufgefallen, der er unter dem Siegel höchster Geheimhaltung nachging. Er selbst arbeitete an der Verpflegungsliste. Jetzt blieb noch die Materialliste.


    Er unterbrach kurzerhand eine Musterung, nachdem er das Officium betreten hatte. Zumal er den Rekruten erkannt hatte. Er verwettete einen Wochensold darauf, wenn dies nicht einer seiner nichtsnutzigen Neffen war. Und in diesem Fall konnte er sogar direkt sagen wer es war, dann sein Neffe Macro war das jüngere Ebenbild seines verstorbenen Bruders Crassus. Wollte etwa dieser Tagedieb hier bei der Legio anfangen? Jede Wette, daß er wieder in jedem Lupanar in Roma Schulden hatte. Oder hatte Agrippa ihn etwa hierher geschickt. Verdammt, dem sollte er auch mal wieder schreiben.


    “Salve. Ich suche einen gewissen Appius, den man auch Appius den Akuraten nennt. Nach allem was ich höre ist dieser korrekte Soldat genau der Mann, den ich für einen Spezialauftrag auf höchstem Niveau brauche. Seine Erfahrung, Genauigkeit und seine Kenntnisse in der Buchführung werden von mir als Praefectus Castrorum dringend benötigt.”

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

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