[Porta Esquilina] Templum Veneris Libitinae


  • "Salve Aventurinus." begrüßte ich Sinonas Verlobten. Die Tiefe seines Leids war ihm deutlich anzusehen und er dauerte mich sehr, gleichwohl meine eigene Trauer nicht geringer war.


    Schweigend erwiderte ich seine Umarmung, die mir und wohl auch ihm etwas Trost spendete. In diesem Moment der gemeinsamen Trauer um einen geliebten Menschen fühlte ich mich mit diesem Manne sehr eng verbunden. Einem Manne, von dem ich nicht so sehr viel mehr wußte, als das er rechtschaffen war, mir symphatisch und das ihn meine Schwester Sinona über alles geliebt hatte, genauso wie er sie geliebt hatte.


    So gern hätte ich die Hand Sinonas bei der bereits geplanten Hochzeit der beiden in Aventurinus Hand gelegt, doch die Götter wollten es anders. Bei diesen Gedanken spürte ich, wie mir die Tränen erneut in den Augen standen.


    Nachdem wir so eine Weile dastanden, sagte ich leise zu Aventurinus.


    "Ich weiß um die Tiefe deines Leids, Aventurinus, und der Verlust ist unermeßlich. Genauso wie unsere Trauer."


    Bei diesen Worten drückte ich ihn nochmals fest an mich.


    "Wir müssen jetzt stark sein. Unsere Aufgabe, gemeinsam mit Fausta, ist es jetzt dafür zu sorgen, dass Sinonas Familie, ihre Freunde, die Anhänger des Venuskultes und das römische Volk Abschied von Sinona nehmen können."

  • "So ist es..." bestätigte Aventurinus die Worte Falcos. "Wir werden für eine würdige Bestattung Sinonas sorgen."


    Aventurinus wischte sich mit einem Tuch seine Tränen aus dem Gesicht.


    "Doch bevor wir die notwendigen Schritte besprechen und angehen möchte ich beten."


    Aventurinus trat zum Altar. Er nestelte eine Münze mit dem Abbild der Venus...



    ...aus seinem Gewand und legte diese, so wie es Sitte war, für seine verstorbene Verlobte auf dem Altar nieder. Dann gedachte er seiner Liebsten und betete zur Göttin Venus.


    Oh große und erhabene Venus...", sprach er, "...ich bitte dich, nimm dich der Seele Didia Sinonas an, deren sterbliches Dasein die Götter beschlossen nun zu endigen. Oh, Venus, Sinona verehrte dich zeitlebens, genauso wie ich es tue, und sie war dir immer eine ergebene und zuverlässige Dienerin. Nimm sie in nun deine Arme und gewähre ihr deine Gunst, so das sie dort wo sie jetzt ist, den Platz einnehmen kann, welcher ihr gebührt."

  • Bewegt schaute ich Aventurinus Gebet und Opfer zu und stimmte die conclamatio an. Dreimal rief ich wehklagend Sinonas Namen:
    Sinona!
    Sinooona!
    Sinonaaa"

    Dabei wurde mir schmerzhaft bewußt, dass Ihre Seele verloren war, Ihr Körper ward uns genommen. Ich beschloss, dass wir nichts desto trotz symbolisch alle Riten durchführen würden. Die Göttin würde Ihrer Dienerin hoffentlich die Gunst erweisen und Ihre Seele finden.
    Ich fragte Falco:
    "Hast du immer noch ein Bild von Sinona in deinem Arbeitszimmer hängen, Falco?"

  • Zitat

    Original von Didia Fausta
    Bewegt schaute ich Aventurinus Gebet und Opfer zu und stimmte die conclamatio an. Dreimal rief ich wehklagend Sinonas Namen:
    Sinona!
    Sinooona!
    Sinonaaa"


    Irgendwie machte mir die Conclamatio - auf die es keine Antwort gab - etwas bewußter, dass Sinona nie mehr zurückkehren würde. Das nie mehr ihre fröhliche Stimme und ihr Lachen in der Casa Didia zu vernehmen sein würden...



    Zitat

    Original von Didia Fausta
    "Hast du immer noch ein Bild von Sinona in deinem Arbeitszimmer hängen, Falco?"


    Ja, es war das Geschenk eines Malers, welcher Sinonas Schönheit sehr verehrte. Warum fragst du, Fausta?"

  • Ich überlegte kurz. Da Neptun Sinonas Körper zu sich geholt hatte und ihn sicherlich nicht wieder herausgeben würde, mußten wir für die Trauerfeierlichkeiten tatsächlich eine andere Lösung finden, um die vorgeschriebenen Riten durchführen zu können.


    "Eine gute Idee, Fausta.", antwortete ich daher.


    "So wird es geschehen."

  • Zitat

    Original von Didia Fausta
    Bewegt schaute ich Aventurinus Gebet und Opfer zu und stimmte die conclamatio an. Dreimal rief ich wehklagend Sinonas Namen:
    Sinona!
    Sinooona!
    Sinonaaa"


    Aventurinus stimmte in die Rufe der Conclamatio mit ein.


    Wie sehr hätte er sich gewünscht, daß Sinona auf diese Rufe mit ihrer glockenreinen Stimme hätte antworten können und sich die Nachricht von ihrem Tode somit als Irrtum herausgestellt hätte. Doch allein, dies war nicht möglich, wußte er. Weit entfernt lag sie auf dem Meeresgrunde. In Neptuns Reich, von wo es keine Wiederkehr gab, dachte er voller Trauer um die Liebste. Warum..., Warum..., Warum...?, pochte die Frage, auf die es keine Antwort gab, hinter seiner Stirn.


    Mit feuchten Augen beendete Aventurinus seine Gebete zur Göttin Venus und verbrachte noch einige Zeit in stiller Andacht an seine verstorbene Liebste vor dem Altar. Danach trat er schließlich wieder zu Falco und Fausta, die bereits erste Einzelheiten für die nun vorzubereitenden Bestattungsrituale zu besprechen schienen.


    Zustimmend nickte er, als Fausta von dem Bild sprach, welches anstelle von Sinonas Körper aufgebahrt werden sollte und Falco sein Einverständnis dafür gab.


    "Fausta, du als Priesterin bist in diesen Dingen am Erfahrensten...", bat er diese dann, "...und der Tod der Flaminca Veneris ist ein Ereignis von öffentlicher Bedeutung..., jedes Wort fiel ihm schwer, "...sag uns, welche Riten durchzuführen sind und was du für den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten vorschlägst."

  • "Ihr könntet schon einmal in die Casa Didia gehen, und das Haus vorbereiten. Stellt Töpfe mit Zedern vor die Tür und hängt Tannenzweige in alle Räume. Weist die Sklaven an, die Totenmasken der Ahnen vom Staub zu befreien und die Totenbahre im Atrium aufzustellen. Ich werde Klagefrauen organisieren und Euch folgen. Ich werde die Totenbahre mit Sinonas Bild, Ihren besten Kleidern und Schmuck vorbereiten. Ausserdem solltet Ihr auch jeweils ein Geschenk für Sie aussuchen, dass wir für Sie mitverbrennen. Das kann Kleidung, Möbel Kunstgegenstände, Schmuck oder Ähnliches sein."
    sagte ich die Schläfen massierend. Ich empfand den Verlust immer noch als unfassbar.

  • Ich nickte zu den Worten Faustas, froh darüber etwas tun zu können.


    "Wir werden das Haus nach deinen Anweisungen schmücken, Fausta. Sinonas Bild lasse ich sofort für dich bereitstellen, so dass du damit die Totenbahre vorbereiten kannst.", sagte ich zu ihr und wendete mich dann an Aventurinus.


    "Komm, Avi. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Es ist das letzte was wir für Sinona tun können und wir werden die Trauerfeier für sie so prächtig gestalten, dass sie stolz auf uns sein würde."

  • Mit düsterer Miene nickte Aventurinus schweigend. Alles würde er tun, damit seine Liebste ein würdiges Begräbnis bekäme. Aber änderte das etwas an dem entsetzlichen Verlust?, dachte er. Er vermißte Sinona unsäglich und wußte, daß er dies bis ans Ende seiner Tage tun würde.


    "Danke, Fausta. Bis bald." sagte er schließlich und begab sich zur Tür, wo er auf Falco wartete.

  • Ich inspizierte auch diesen Tempel, der mir in letzter Zeit enorm ans Herz gewachsen war. Der Innenausbau war gut in Schuss, aber die Säulen am eingang machten mir etwas Sorgen. Wenn der Kult n Zukunft zu Geld kommt oder wir einen Gönner finden, könnten Sie mal erneuert werden, dachte ich mir.

  • In einer düsteren Stimmung gegangen, betrat ich den Tempel meiner Göttin und kniete vor Ihrer Statue. Ich wusste nicht warum, aber Kälte umschloss mein Herz. Ich betete zu Venus die arme Seelen zu beschützen, die ins Dunkel gefallen waren und sie zum Licht zu geleiten.

  • Jakobus hatte sich ein paar Sklaven der Tiberier geschnappt und dann zum Tempel der Venus Libitina aufgemacht. Einerseits hatte das Totenregister aktualisiert zu werden, andererseits mussten Requisiten für ein Begräbnis zusammengekauft werden.


    So ließ er Claudias Namen in das Totenregister der Tiberier eintragen, dann trat er hinaus zu den Sklaven, die gewartet hatten.


    "Wir brauchen Klageweiber, Musiker und Stichus, du hast eine Liste mit Ölen und so weiter."


    Damit verteilten sich die Männer und Jakobus trat zu einer Frau, die an einem Schild stand:



    PRAEFICAE


    Preise nach Absprache



    Jakobus verwickelte die Dame in ein Gespräch, feilschte einige Zeit und setzte letztendlich das tiberische Familiensiegel auf einen Mietvertrag.


    Am Ende des Tages hatten die Sklaven endlich alles wichtige zusammengesammelt und verließen den Ort wieder in Richtung Villa Tiberia...

  • Nach ihrem durchaus erfolgversprechenden Besuch im Archiv des Tabularium erreichten der Praefectus Classis Annaeus Florus und der Decmvir litibus iucandis Flavius Gracchus den Tempel der Venus Libitina, nahe der Porta Esquilina. Vor, um und im Tempel herrschte reges Treiben, denn gestorben wurde immer und obgleich ein jeder Mensch dies nur ein einziges mal an einem einzigen Tage tat, so wurde sein Leichnam doch über mehrere Tage hinweg betrauert, nicht nur von der Familie und Freunden, sondern mehr noch von angeheuerten Klageweibern, welche sich neben Leichenwäschern und -wärtern ebenfalls um den Tempel herum rekrutieren ließen, gleichsam wie auch die notwendigen Utensilien zu Aufbahrung und Bestattungsritus im Tempel erworben werden konnten. Doch obgleich Gracchus' Magistratsamt ein niederes war, so war es ein Amt des Cursus Honorum und reichte damit bei weitem aus, um sich in gewissen Bittstellerschlangen ein längeres Warten zu ersparen. So ließ er den Praefectus und sich selbst auf direktem Weg bei einem Sacerdos melden.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ich war dem Decemvir gefolgt und um uns herum hatten sich wieder unsere Klienten und das Gefolge eingereiht. Diese nun sorgten auch dafür, dass ich nicht von den Angeboten der Klageweiber und Wäscher belästigt wurde. Mein Ziel war ja schliesslich nicht das, was diese "Unternehmer" dachten.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Sim-Off:

    Nun denn, im Grunde ist die verbleibende Asche wohl auch ein Teil der Hinterlassenschaft, wodurch die Decemviri litibus iucandis auch hierfür zuständig wären und wir die Sacerdotes getrost übergehen könnten, da augenscheinlich auch keiner von ihnen Anspruch ehebt.


    Es dauerte trotz allem ein wenig, schließlich jedoch schälte sich ein Sacerdos aus einer kleinen Menschentraube und trat mit ernstem Gesicht und bedächtigem Gang auf die beiden zu. Es war ein hagerer Mann, seine Wangenknochen traten deutlich aus seinem Gesicht heraus, seine Lippen waren nur ein schmaler Strich, die Nase kantig und nur seine buschigen Augenbrauen wollten sich nicht ganz in das Gesamtbild der sparsamen Statur einpassen.
    "Salvete, was führt euch in den Tempel der Venus Libitina?", begrüßte er den Praefecten und den Decemvir.
    "Salve, Sacerdos. Dies ist Praefectus Classis Annaeus Florus, ich selbst bin Flavius Gracchus, Decemvir litibus iucandis. Wir befinden uns auf der Suche nach den sterblichen Resten des Sohnes des Annaeus, Marcus Annaeus Metellus, welcher ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. verstarb. Wir waren bereits in den Archiven des Tabularium, dort verwies man uns hierher, da sich laut der Aufzeichnungen die Priesterschaft der Libitina für die ordnungsgemäße Verbrennung verantwortlich zeichnete."
    Ein Tempelscriba hinter dem Sacerdos notierte bereits fleißig Name und Datum und noch ehe der Sacerdos reagierte, blickte er bereits erwartungsvoll zu diesem. Der Priester jedoch ließ sich Zeit, schien die Worte zu überdenken und seine eigenen sich zurechtlegen.
    "Wenn die Verbrennung durch die Priesterschaft durchgeführt wurde, so wird sich die Asche finden lassen." Er drehte den Kopf und schickte den Scriba fort. Sodann stand er wartend, nicht den Anschein erweckend, noch etwas sagen zu wollen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ich selbst, ein zutiefst religiöser Mann, zumindest was in mir drin passierte, war von dieser Umgebung etwas eingeschüchtert, oder sagen wir einmal zumindest paralisiert.


    Ich stand da, mit geneigtem Haupt und stammelte ein Dankeschön an den Priester und die Götter hervor, während wir auf den Scriba warteten.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Das betretene Schweigen des Vigintiviren rührte weniger von dessen Ehrfurcht vor dem heiligen Ort - denn trotz dessen, dass jene Ehrfurcht auch in ihm tief verwurzelt war, so hatte er während seiner Zeit als Sacerdos doch genügend Zeit in den aedes der Stadt verbracht um demgegenüber etwas aufgeschlossener zu sein- als mehr durch das ungewöhnliche Treiben in diesem Tempel, denn obgleich auch in den übrigen Tempel oftmals ein stetiges Ein und Aus an Opfernden vorherrschte, so waren es dort doch zeremonielle Worte, gemurmelte Gebete oder auch die durch das Knistern der Flammen durchbrochene Stille, welche die Geräuschkulisse bildeten. Im Tempel der Venus Libitina jedoch herrschte das Wehklagen der Klageweiber und Trauernden vor, der Klageweiber, welche in dieser Art und Weise auf sich aufmerksam und ihre Kunst anpreisen wollten, und der Trauernden, welche hier die Münze für ihre verstorbenen Anverwandten zu hinterlegen suchten und gleichsam in berechtigte Klage verfielen, was zudem nicht gerade wenige waren. Gestorben wurde immer und vor allem reichlich, gerade in den zurückliegenden Monaten war Gracchus dies beinahe schmerzlich bewusst geworden, und auch, dass der Tod einen jeden Menschen ereilen konnten, gleich welcher Bevölkerungsschicht er angehörte, gleich welchen Alters oder Standes. Keine Familie blieb vom Schnitt der Schicksalsgöttinen verschont. In solcherlei bedrückende Gedanken vertieft, zuckte Gracchus unmerklich zusammen, als der Tempeldiener auf einmal wieder neben dem Sacerdos stand und durch ein übertriebenes Hüsteln auf sich aufmerksam machte, und er musste sich eingestehen, dass er durch die klagenden Laute und die weihrauchgeschwängerte Luft völlig die zeitliche Orientierung verloren hatte. Der Scriba hob ein unscheinbares Gefäß in Form eines Hauses empor, auf dessen Dach eine Tabula lag, welche der Sacerdos aufnahm und prüfte. Schließlich nickte er, woraufhin der Scriba die Urne Annaeus anbot.
    "Dies ist, was von Marcus Annaeus Metellus nach Vollzug der Bestattungsriten geblieben ist. Mögest du den Traditionen unserer Vorfahren entsprechend fortfahren, um den letzten Schritt zu vollenden, so dass sein Geist befriedigt in die Reihe der Ahnen deiner Familien einziehen kann."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!