Das Nachtlager der Sklaven

  • Sciurus hätte dem Sohn des Herrn Felix nicht zugetraut, dass er eine Sklavin auf dererlei Weise züchtigte, wie es bei dem jungen Ding augenscheinlich geschehen war. Doch anscheinend hatte Furianus bereits mehr von seinem Vater gelernt, als es den Anschein hatte.


    "Dein Herr hat dich also dafür bestraft, dass du geflohen bist? Dies ist sein gutes Recht. Warum bist du geflohen? Weißt du denn nicht, was daraufhin geschehen muss?" Sciurus faszinierte dies auf eine merkwürdige Weise. Schon bei dem dummen Ding hatte er versucht hinter die Beweggründe der Sklavin zu gelangen. Doch sie war vorher den Löwen angerichtet worden.

  • Ihre Hände fuhren sich über ihr Gesicht und sie lehnte ihren Kopf zurück. Wie sollte sie das alles nur erklären, denn auf so vieles hatte sie keine Antworten und würde sicher auch nie welche finden. "Nein heute hat Furianus mich nicht bestraft. Eigentlich sollte meine Strafe nur sein, dass ich von nun an in der Küche arbeiten sollte, aber dort ist mir Sica begegnet und..." Nadia deutete auf die Würgespuren an ihrem Hals und sagte nichts weiter dazu. "Ich habe mir dann wieder Hilfe bei Furianus gesucht, aber es kam zu viel von früher hoch. Wir haben gerdet und er wollte mich eigentlich beschützen indem er mich bei sich im Cubiculum behalten hätte, aber ich habe unser GEspräch nicht mehr ausgehalten und bin rausgerannt auch auf die Gefahr hin, dass mich jemand anders hier finden wird."
    Nadia sah ihn kurz an und blickte dann wieder auf den Boden und auf ihre Hände. "Ich weiß was mit Sklaven geschieht die fliehen und ich kann dir nicht wirklich eine Antwort darauf geben warum ich es getan habe. Es ist so vieles vorgefallen zwischen ihm und mir und vieles wurde gesagt. Letztendlich landete ich in der Kammer, danach bin ich auf den Markt geschicjt worden und einfach gegangen und nicht wieder gekommen, aber ich wurde gefunden und nun ja jetzt sitze ich hier ...... und ich weiß nicht weiter..." Erneut legte sie ihren Kopf auf ihre Knie weil sie die Tränen nicht bendigen konnte.

  • Er hatte sich also doch nicht getäuscht. Der Sohn der Herrn Felix war verweichlicht und einfältig, was die Erziehung von Sklaven anbelangte. Anscheinend hatte Sica sich jedoch bereits des Problems angenommen.
    Je mehr die namenlose Sklavin erzählte, desto mehr erinnerte sie Sciurus an seine Mutter. Er hatte seine Mutter gehasst. Nichts anderes war ihm von ihr in Erinnerung geblieben, als dass sie den Tag lang gejammert und sich vor ihrer Arbeit gedrückt hatte. Sie war eine schlechte Sklavin gewesen. Sciurus hasste schlechte Sklaven.


    "Dummes Ding," sagte er ohne eine Regung in der Stimme. "Rennst fort, weil du zu schwach bist, deine Strafe zu akzeptieren. Rennst zu deinem Herrn um dich auszuweinen. Was glaubst du wer du bist? Deine Taten zeigen, dass du nicht einmal soviel wert bist, wie das Schwein, welches heute Abend auf den Esstisch der Herren kommt. Dass du weißt, was geschieht, macht es nur schlimmer, denn es zeigt, dass du nicht einfach nur begriffsstutzig, sondern dumm bist."


    Er ging einen Schritt auf sie zu, packte ihr Haar und zog daran ihren Kopf nach oben, so dass er ihr Gesicht sehen konnte. "Um deiner selbst willen solltest du tun, was man dir sagt. Faules Pack werde ich in dieser Villa nicht dulden, denn es geht zu Lasten aller. Wenn du das nicht einsehen willst, der Herr findet ausgesprochenes Vergnügen an Hinrichtungen im Circus." Er ließ ihren Kopf los und wandte sich ab um endlich die stinkende Kammer zu verlassen.

  • Immer noch kämpfte sie gegen die Tränen an, die immer weiter liefen und einfach kein Ende fanden. Alleine das war schon schmerzhaft, doch was sie sich dann anhören musste ließ ihr Herz fast still stehen. Nadia hatte eben noch geglaubt endlich einen normalen Sklaven hier getroffen zu haben, aber anscheinend hatte sie sich wieder einmal in einem Menschen getäuscht. Bevor sie noch etwas dazu sagen konnte riss er ihren Kopf nach hinten und man konnte an ihrem Blick erkennen, dass sie zum einen sehr überrascht war und zum anderen ziemlich geschockt über diese Behandlung. Es war als würde sie ihren Herzschlag hören können, als würde er in ihren Ohren immer wieder pochen und immer lauter werden. Warum war Furianus nicht hier? Sie konnte doch nicht schon wieder zu ihm gehen, nicht nach eben.
    "Mein Herr ist Furianus und er ürde es nie zulassen, dass man mir dies antut" hatte sie noch flüstern können als er sie endlich wieder los ließ. Sie drängte sich weiter in die Ecke wie ein scheues Tier und sah ihm nach. "Verdammter Mistkerl" nuschelte sie und wusste nicht ob er es noch gehört hatte oder nicht zumindest vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Sie wollte weg von hier, noch nie zuvor war der Wunsch größer als jetzt.

  • Wie ein eiskalter Schauer fuhr Sciurus der Hass durch Mark und Bein. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass dieses dumme Ding genau so enden würde, wie die anderen vor ihr.


    "Dein Herr ist Secundus Flavius Felix, denn er ist der Herr über deinen Herrn."


    Es war still in der Villa, so vernahm er ihre letzten Worte, als er die Tür hinter sich schloss. Traurig schüttelte er den Kopf über solch eine Verschwendung. Mit Cloelia hatte es auf eben diese Weise begonnen.

  • Sie ließ sich das Gespräch, wenn es denn eines wahr, durch den Kopf gehen und schüttelte immer wieder den Kopf darüber. Ihr Herr, nein Freund, nein Familie, war Furianus und er würde es immer sein, auch wenn sie mittlerweile keine Kraft mehr hatte dafür zu kämpfen. Ihre zierlichen Finger griffen nach der Kette um wenigstens einen Tros zu haben und ihre Gedanken schweiften zu Strabo. Ob er wohl noch an sie dachte? Sie hoffte es, denn sie tat es ständig auch wenn es nicht den Anschein hatte. Sie würde Furianus immer lieben, egal welcher Mann noch kommen würde und auch über den Tod weit hinaus würde diese Liebe Bestand haben. Irgendwann fiel sie in einen leichten Schlaf und sank zur Seite. Ihre Gedanken waren bei einem ganz anderen Ort und sie bekam ansonsten nichts weiter mit.

  • Nadia wachte irgendwann nach vielleicht einer Stunde wieder auf, weil ihr fürchterlich kalt war hier unten in diesen Räumen, die man gar nicht als solches bezichnen konnte. Etwas mühsam setzte sie sich wieder auf und rieb sich ihre immer noch geröteten Augen. Wenigstens hatte man sie anscheind nicht gesucht, denn man hatte sie in Ruhe gelassen, aber nun wollte sie unbedingt von hier weg. Es war ekelhaft hier unten und sie brauchte Licht. Nadia erhob sich von dem spärlichen Lager und wankte einen kleinen Moment, aber schnell ging es wieder und dann verließ sie die Unterkunft und ging hinaus in den Garten.

  • In Begleitung des jungen Küchensklaven betrat Sciurus den Raum. Der Haushalt war sowohl über Nadias Verfehlung informiert, als auch darüber, was mit denjenigen geschehen würde, welche sich mit ihr einließen.


    "Welches ist ihr Lager?"
    "Dort."
    "Räum die Decke weg und feg das Stroh zusammen. Sie wird auf dem Boden schlafen. Wer sie auf seinem Lager erwischt, der ist frei, sie dafür zu strafen. Doch sie soll äußerlich nicht übermäßig beschädigt werden. Jegliche Verfehlung ihrerseits ist Sica zu melden. Wenn Arbeit liegen bleibt, so wird der ganze Haushalt dafür bestraft werden, also habt keine Skrupel."


    Sciurus wartete nicht, bis der Junge das Lager geräumt hatte, sondern verließ den Raum.

  • *Tiruli-ta-ta* die kleine Melodie summte durch den Gang und wurde immer lauter als sich jemand der Sklavenunterkunft näherte. Die Tür wurde schwungvoll aufgestoßen und ein Mann, in einer guten römischen Tunika gekleidet und mit hohen geschnürten Sandalen, trat in die Sklavenunterkunft hinein. Langsam ging er in den Raum und ließ seinen Blick schweifen. Schwer seufzend schüttelte er den Kopf. "Wie immer...!" war sein leiser Kommentar zu all dem, was er vor sich sah. "Wird wohl gehen..." murrte er noch und ging auf eines der Lager am Fenster zu.


    Er musterte den aufgehäuften Heuhaufen und zuckte mit der Schulter. Gelassen warf er sein Säcklein auf sein neues Lager und sah sich dabei weiter um. Mit einem Schritt war er an einem kleinen Tisch und zog diesen an sein Lager heran und vor die Lichtquelle des Tages. Dann fing er an, sich ein wenig einzurichten und setzte sich auf sein 'Bett'. Bedacht knüpfte er sein Bündel auf und zog einige Papyri hervor, die er sorgsam auf dem kleinen und etwas unebenen Holztisch ausbreitete. Lächelnd und fast liebevoll strich er über die Schrift hinweg und vertiefte sich in die Schriftstücke.

  • Während die Prätorianer sich mit Furianus unterhielten, sah Sica in den Sklavenunterkünften noch einmal nach dem Rechten. Er ging zu Hannibals Lager und nahm es genauer in Augenschein. Zu seiner Zufriedenheit war es nicht von denjenigen der anderen Sklaven zu unterscheiden. Nur ein paar Schriftrollen lagen hier noch herum, die Sica sogleich an sich nahm. Er steckte sie weg und machte sich damit auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer, um sie dort zunächst zu untersuchen und dann wohl der eigenen Sammlung hinzuzufügen.

  • Es war das erste Mal seit langem, dass sie sich wieder hier in diese Unterkunft traute. Seit dem sie zusammen mit Hannibal hier gewesen war und feststellen musste, dass ihre Sachen verschwunden waren war sie nicht mehr hier gewesen. Sie hatte sich vergewissert, dass keiner hier in den Räumen war als sie eintrat und sich vorsichtig umschaute. Die Tür ließ sie einen Spalt breit offen, damit sie Geräusche von draussen hören konnte um sich gegebenenfalls in Sicherit bringen konnte. Nadia wusste nicht warum sie dachte, sie würde das Gesuchte hier vielleicht finden, aber sie hoffte es einfach und begann sich umzusehen.
    Sie suchte die Kette die sie geschenkt bekommen hatte und im Garten hatte liegen lassen als man sich um sie kümmerte. Als erstes ging sie zu ihren alten Platz, weil sie hoffte, dass einer der Sklaven sie vielleicht dort hingelegt hatte. So kniete sie sich auf das alte Lager und schaute nach ob sie etwas fand, immer wieder auf Geräusche lauschend.....
    Ihre Gedanken waren immer noch bei dem Gespräch mit dem Prätorianer und das alles wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.

  • Nur durch einen Zufall war sie grade hier anzutreffen und sah den Sklaven an der hier rein kam. Sie war gegenüber der Sklaven immer noch äusserts vorsichtig und zurückhaltend, denn sie traute keinem über den Weg und so kümmerte sie sich auch nicht weiter um diesen.

  • Sofort erhaschte er Nadia und ging auf sie zu.


    "Nadia, der Herr Flavius Furianus wünscht dich in seinem Cubiculum."


    Zwar wusste der Sklave nicht warum, nicht wie schnell dies von statten gehen sollte, doch es wurde befohlen und er tat.

  • Sie war sich nicht sicher ob es das war woran sie dachte, warum er sie sprechen wollte, aber irgendwie hoffte sie es ja schon, also nickte sie ihm zu. "Ich werde sofort hingehen, danke dir."
    Sie lächelte dem Sklaven nur kurz zu und ging dann an ihm vorbei um sich in das Cubiculum zu begeben.

  • Dies nun also war der Platz, wo ich schlafen sollte. Nicht besser als das Schiff und nicht wirklich schlechter. Nur etwas beengter, aber wenn es weiter nichts war. Immerhin hatte ich nun nicht mehr die Ketten, die mich an die Schiffswand hielten. Und der Boden hatte etwas Polster, was auch angenehm war, wenn das Zeug auch frischer sein konnte, aber zumindest stank es nicht nach Erbrochenem. Lange lag ich in dieser ersten Nacht noch wach und dachte nach, ehe die Müdigkeit mich letztens doch einholte.

  • Weißes Sonnenlicht strahlte auf Rom herunter, ein kalter Wind wehte durch die Strassen und wirbelte so manchen Dreck auf. Menschen hasteten durch die engeren Gassen, um ihr Tagewerk zu vollführen, Andere gaben sich einem gemächlichen Trott hin, sie hatten wohl die Muse den Tag mit angenehmen Dingen zu verbringen. Immer wieder musste man Sänften oder vorbei eilenden Soldaten ausweichen ehe man aus den ganz belebten Straßen zu den vornehmeren Teilen der Stadt kam. Schweigend war Hannibal mit Nortruna in der Villengegend angekommen, hatte sie bis zu dem prachtvollen Tor geführt, welches zum Eingang der Villa angrenzte. Sie hatten einige schön angelegte Parkanlagen passiert, im Vorbeigehen hatte Hannibal eine winterblühende Rose abgepflückt und sie in seinem Beutel am Gürtel verschwinden lassen. Schweigend war er mit ihr durch das Tor gelaufen und auf die dunkle Portatür zu, hatte nur einige Worte mit dem Ianitor gewechselt und schließlich sie durch das riesige marmorne Atrium geführt, durch die reich geschmückten Flure und in die dafür doch bescheidene Sklavenunterkunft gebracht.


    Dort angekommen schloß er wortlos die Tür, zog sie zu einem Lager und drückte sie herunter, so dass sie dort zum Sitzen kam. Aus einem Beutel, wo er auch seinen Geldbeutel aufbewahrt hatte, zog er einen kleinen Sica (Ein Dolch) hervor, das Metall schimmerte in dem fahlen Sonnenlicht, was durch die Fensterritzen hereinfiel, dunkel auf. Kleine metallene Reflexe spielten auf den weiß gekalkten Wänden der Sklavenunterkunft. Ein paar anwesende Sklaven (~Waren es namenlose Sklaven oder doch wichtige Sklavenprotagonisten des Hauses? Wir werden sehen…~) sahen auf, Hannibal ignorierte sie. Mit der scharfen Messerschneide durchschnitt er die Fesseln und löste sie von Nortrunas Handgelenken, betrachtete nur kurz die aufgeschürfte Stelle und trat einen Schritt zurück, sein Messer dabei wieder wegsteckend. „Verstehst Du mich, Mädchen?“ Hannibal sah sie unverwandt an, versuchte zu sehen, ob ihre Augen sie verrieten.

  • Ohne groß eine Regung von mir zu geben war ich ihm hinterher gegangen und brav geblieben. Naja ich hatte nicht wirklich eine andere Wahl gehabt und auch keine Möglichkeit zu verschwinden, aber noch war nicht aller Tage Abend. Heute war nur ein Tag von vielen und ich hatte Zeit und konnte warten bis mein Tag gekommen war. Sicher war mir bewusst wenn ich dieses große Haus betreten würde, dass es sehr schwer werden könnte von dort wieder wegzukommen. Das war auch einer meiner Gedanken, dass es ein Gefängnis war, etwas wovor ich Angst hatte, etwas was ich nicht mochte, was wohl keiner mochte. Auch das sollte man diesem Römerpack einmal antun, man sollte sie auch einmal einsperren in diese netten engen Räume und ihnen nur Wasser und ein wenig Brot geben, dass dann auch noch hart wie Stein ist. Es schauderte mir als ich daran dachte was mir da mal geschehen war, aber das würde ich nicht noch einmal zulassen.


    Prächtig war dieses Haus oder wie auch immer sie es nannten, das musste ich zugeben. Arm waren die Bewohner hier sicher nicht und das war mir schon draussen in der Gegend aufgefallen, dass dort nur Menschen leben mussten, die eine Menge an Geld besaßen. Doch etwas war überall gleich, nämlich den Ort wohin er mich brachte, den Ort den ich hasste, die Unterkunft von Sklaven. Ich musste schlucken als er mcih reinbrachte und noch mehr schluckte ich als er mich auf eines der freien Lager drängte, denn im ersten Moment bekam ich ein Gefühl der Panik in mir, die nur noch schlimmer wurde als ich seine Waffe erblickte die er mir ja fast in Gesichthöhe hinhielt als er sie zog.


    Ein kurzes Zucken ging dabei durch meinen Körper und dann spürte und sah ich wie er meine Fesseln durchtrennte und das Seil zu Boden fiel. Ich beachtete meine wunden Stellen nicht weiter, denn ich war sie gewohnt hatte ich den Urbanern doch schon genug von ihnen zu verdanken. Mein Atem wurde etwas schwerer und wieder presste ich meine Lippen zusammen als er mich ansprach. Meine Augen funkelten ihn an, verrieten mich, aber zeigten auch einen großen Willen den ich besaß und der sagte, dass sie mich nicht brechen und formen konnten wie sie wollten. >>Kann verstehen!<< sagte ich dann in einem kaum hörbaren Ton und wieder funkelte etwas in meinen Augen, ein kleines Feuer schien in ihnen zu brennen.

  • Zufrieden nickte Hannibal, trat noch einen Schritt zurück und drehte sich halb von Nortruna ab. Schweigend und ohne eine Regung auf dem Gesicht sah er sich in der Sklavenunterkunft um, die er seit einiger Zeit wieder bewohnen musste. Ungerührt und als ob er die Sklavin nicht mehr beachten wollte, knüpfte Hannibal den Beutel mit dem restlichen Geld und den darin enthaltenden Dolch ab, warf diesen achtlos auf sein kaum benutztes Lager. Kühl sah er zu der alten Serrana, die ihn aus misstrauischen starren Augen ansah, sie hielt seinem Blick stand. In ihren Augen standen schon die ersten Zeichen von grauem Starr, doch sie schien nicht einmal blinzeln zu wollen. Wie die meisten Sklaven stand sie auf der Seite von Sciurus und Sica hier im Haus und mit denen hatte es sich Hannibal seit der Geschichte mit der Cloaca verscherzt, besonders bei Sica. Hannibal wandte sich von der Alten ab und trat wieder auf Nortruna zu. „Du kannst verstehen? Das ist gut.“ Er umfasste ihr Kinn und hob es sanft, betrachtete sie von oben und seine Braue wölbte sich in die Höhe. Sein rechter Mundwinkel verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. Wie der dunkelhäutige Mann auf dem Sklavenmarkt, den Hannibal mit Interesse gemustert hatte, zeigte Nortruna die Spuren eines freien Lebens. Zumindest erschien es Hannibal derart, als er in ihre Augen sah. Wie das wohl war? Frei zu sein?


    Abrupt zog er seine Hand zurück als ob er sich verbrannt hätte, was er gewisser Maßen auch getan hatte. Hannibal trat zurück, sein Gesicht, kurz mit einem melancholischen Ausdruck behaftet, verschloss sich schnell. Wie kam er nur immer wieder zu diesen rebellischen Empfindungen? Er war schließlich ein treuer Sklave der Flavier, war ein Sklave in langer Tradition in dieser patrizischen Gens, sein Vater war es bereits, dessen Vater und noch viele Generationen zuvor. Hannibal atmete tief ein, verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Du gehörst von nun an Marcus Flavius Aristides. Er ist ein Flavier aus der großen patrizischen Gens der Flavier. Die Flavier haben schon als Kaiser über das römische Imperium geherrscht, Du dienst also in Zukunft in einem glorreichen Haus.“ Hannibal schwieg und trat auf den Tisch in der Unterkunft zu. Seine Hand griff nach einem Tonkrug, leise plätschernd goss er das blau schimmernde Nass in einen einfachen Tonbecher. „Mein Name ist Hannibal. Ich bin ebenso ein Sklave von Marcus Flavius Aristides.“


    Ohne den Blick von Nortruna abzuwenden, trank Hannibal einen Schluck aus dem Becher, ging abermals zu ihr und reichte ihr den rauen Becher hinunter. „Hier, trink.“ Unrast hätte Hannibal fast dazu getrieben wieder auf und ab zu gehen. Mit großer Selbstbeherrschung, irgendwie fühlte er sich in dieser Umgebung fast mindestens genauso unwohl, wie es die Sklavin wohl tat- wenngleich aus völlig anderen Gründen, zog er einen hölzernen Hocker heran und nahm vor Nortruna Platz. „Wie ist Dein Name, Mädchen? Und wo kommst Du her?“

  • Ich traute mich nicht mich hier wirklich umzusehen und auch den Blicken von den anderen Sklaven und dieser unheimlichen Frau wich ich aus und hoffte, dass sie mich alle einfach nur in Ruhe lassen wollten. Vielleicht hatte ich ja Glück und könnte mich hier unten verstecken, man würde mich vergessen oder der Weg nach draussen war vielleicht gar nicht so schwer wie ich es mir vorstellte. Meine Hände hatte ich auf dem Lager mittlerweile liegen und griff an die Seiten um einfach etwas zu haben was ich fassen konnte. Sozusagen einen kleinen Halt und dann griff er mich am Kinn, nicht fest, aber ich hasste diese Geste, hasste sie sehr und das konnte er in meinem Blick nur allzudeutlich sehen. Mein Trotz sprühte schon kleine Sternchen so sah ich ihn an und ich hielt meinen Blick. Er sollte sehen wie stolz ich war, dass ich mich nicht unterdrücken lassen würde. Was er wohl dachte? Dachte er vielleicht, dass nur weil ich verstand auch einfach gehorchen würde? Er würde sich umsehen, ja alle würden das. Mein Hass wuchs in diesem Moment noch um einiges an, aber ich wusste ja wie immer, dass man sich das nicht anmerken lassen sollte, wenn man nicht gleich zu Anfang Probleme haben wollte und deswegen versuchte ich langsam durchzuatmen und war froh als er mich los ließ.


    Toll dieser Name sagte mir nichts und ich wollte meinen sogenannten neuen Herrn nicht sehen und nicht wissen wie er war, denn er war ein Römer. Innerlich spannte sich wieder alles zusammen, zerrten die Gefühle an mir und die Sehnsucht nach meiner Heimat. >>Ich gehören mir und kein anderen Römer. Dienen ich niemanden!<< Auf seinen Namen ging ich nicht ein und ich nannte auch meinen nicht. Vielleicht war es ja besser ganz ohne Namen zu sein, so konnte mir vielleicht weniger geschehen. Das Plätschern im Hintergrund machte mir Unbehagen und ich konnte nicht sagen warum das so war, aber ich war froh als er wieder vor mir stand schüttelte dann aber den Kopf als er mir den Becher geben wollte.


    Immer wieder knetetn meine Finger die Kanten des Lagers und ich hatte befürchtet, dass diese Frage von ihm doch noch kommen würde. Ich drehte meinen Kopf auf die andere Seite so, dass ich ihn nicht ansehen musste. >>Germanien!<< sagte ich und ließ meinen Namen immer noch weg. Es hatte doch keinen Sinn mit ihm über meine Herkunft zu reden, die man mir ja genommen hatte.

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