[Officium] Legatus Legionis

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Germanien … Syrien … Die Aussicht so weit reisen zu müssen, barg einigen Schrecken. Flora war erleichtert gewesen, endlich angekommen zu sein, aber anscheinend hatte sie ihr Ziel noch lange nicht erreicht. Das es notwendig war, lag auf der Hand. Sie benötigten im Kampf gegen Salinator Verbündete und diese würden sie wohl kaum in Italia finden. Sie stieß einen leisen Seufzer der Resignation aus. Zumal ihr der Gedanke kam, dass sie das Land würde verlassen müssen. Durus galt als Hochverräter und sie war seine Gattin gewesen. Im Grunde gab es keinen sicheren Ort mehr für sie. Stand ihr nun ein leben auf der Flucht bevor? Ein Leben im Exil, bis man den Vescularier gestürzt hatte.


    „Gibt es überhaupt noch einen sicheren Ort für mich? Durus gilt als Hochverräter. Salinator wird jedes Mittel recht sein um unserer Habhaft zu werden“, gab sie zu bedenken. Kurz warf sah sie Ahala einen Blick zu. Früher oder später musste sie es wohl sagen. „Ich bin schwanger“, eröffnete sie schließlich.

  • "Nun ja, eigentlich stand das Tribunat ja ohnehin schon seit längerem oben auf meiner Liste, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich unter derartigen Umständen zum Militär stoße." Ahalas Bemühen um einen etwas auflockernden Scherz endete eher kläglich mit einem schiefen Grinsen und einem weiteren Schluck Wein. Und gleich darauf dem nächsten, der noch viel größer hätte ausfallen können, hätte sein Weinbecher denn mehr hergegeben. Floras Schwangerschaft hatte er nach ihrer spektakulären Verkündigung für ein Weilchen recht gut verdrängen können, doch jetzt hatte er erneut das Gefühl, dass ein riesiger Amboss über seinem Kopf schwebte, kaum kleiner als der, den die Aussicht auf ein weiteres Leben in Verfolgung und weitab aller gewohnten Gemütlichkeit erschaffen hatte.
    "Ähm ja, genau." kommentierte Ahala daher bemerkenswert lahm, während er betont ausdruckslos auf irgendeinen Punkt in Ursus' Officium starrte, nachdem er kurz einen Blick mit Flora gewechselt hatte. Wie günstig, dass gerade seine durchaus geschätzte Cousine Septima erwähnt worden war, die würde sicher eine hervorrgande Ablenkung hergeben.
    "Es geht ihr nicht gut? Das tut mir leid." Keine leere Worthülse diesmal, denn Septima lag Ahala wirklich am Herzen, vermutlich, weil sie ihm in gewisser Weise ähnlich war. Nur doof, dass jetzt schon wieder um Schwangerschaften ging, das Thema schien ja wie eine dunkle Wolke über ihm zu hängen...
    "Wenn du nichts dagegen hast, Ursus, dann werde ich Septima besuchen, das heißt, sobald ich mich baden und umziehen konnte, sonst wird sie mich schwerlich ertragen können. Dann werde ich sicher auch die Gelegenheit bekommen, euren Sohn kennenzulernen."

  • Man konnte Flora deutlich ansehen, daß ihre Gedanken sich überschlugen. Allerdings wußte Ursus nicht, was das für Gedanken waren. „Einen wirklich sicheren Ort gibt es nie, Flora. Wir können nur versuchen, Dich an einen Ort zu schicken, an dem Du nicht auffällst. Ich dachte daran, die Germanicer um Hilfe zu bitten. Sie sind nicht auf der Feindesliste des Vesculariers und zumindest Sedulus ist mein Freund. Sie haben viele Landgüter. Da sollte doch auf einem Platz für meine Angehörigen sein? Ich denke dabei durchaus auch an Septima und Titus. Und Lentidia.“ Er atmete tief durch. „Schwanger? Das ist eine wirklich gute Nachricht! Hat Durus noch davon gewußt? Wie wunderbar es wäre, wenn es ein Sohn wäre...“ Wie merkwürdig, daran zu denken, was für eine Art von Erbe dieser Sohn anzutreten hätte.


    „Entschuldigt. Natürlich, ihr wollt baden und euch umziehen. Und euch auch ausruhen und essen. Ich lasse euch ins Praetorium führen, wo ihr alles nötige vorfinden werdet. Langweilig wird euch kaum werden, ich habe schon einige Gäste. Septima wird sich bestimmt freuen, euch zu sehen. Erholt euch gut, ich werde am Abend zu euch stoßen.“ Bis dahin gab es noch einiges zu organisieren.

  • Musste sie sich nun ihr Leben so vorstellen, dass sie immer nur auf der Flucht sein würde. Keine erfreuliche Aussicht für eine verwöhnte aurelische Tochter. Es blieb nur zu hoffen, dass dieser Zustand nicht ewig währen würde. Hoffentlich gelang es Titus und seinen Verbünden Salinator zu stürzen. Bis dahin blieb ihr nämlich keine andere Möglichkeit als sich zu verstecken und ab zu warten. Resigniert stieß sie einen kleinen Seufzer aus. Titus würde sie wohl kaum auf seinen Feldzug mitnehmen. Schon gar nicht mehr, wo er nun wusste, dass sie schwanger war. „Nein, leider nicht … ich bekam keine Gelegenheit ihm dies zu erzählen.“ Lang genug hatte sie sich ja selbst erfolgreich vorgegaukelt, dass es nur eine Magenverstimmung war. Wobei die morgendliche Übelkeit schwer zu leugnen gewesen war. Die Unpässlichkeiten hatten auf ihrer abenteuerlichen Flucht zum Glück ein Ende gefunden. Die lange Reise war auch schon ohne Unwohlsein eine Tortur gewesen. Wie froh war sie doch, wenigstens erst einmal angekommen zu sein und den Luxus eines Bades und eines weichen Bettes genießen zu können


    Titus schien ihre tiefen Sehnsüchte zu kennen. Flora zeigte ein schwaches dankbares Lächeln. „Auf das Bad freue ich mich schon seit Misenum“, gestand sie. Ahala schien es nicht anders zu gehen. Ein kurzer Seitenblick zu ihm, rief ihr in Erinnerung dass sie reden mussten. Dass hatten sie bisher erfolgreich vermieden. Die meiste Zeit hatten sie sich angeschwiegen oder gestritten.
    Kurz umarmte sie ihren Vetter, dann folgte sie dem Sklaven ins Praetorium. Sie hätte es auch selbst noch wieder gefunden. Schließlich hatte sie einige Monate bereits hier verbracht.

  • Etwa drei Stunden, nachdem Manius Flavius Gracchus, welcher in der Castra der Legio I wenn überhaupt nur unter dem Namen Decimus Maxentius war geführt worden, das Lager gen Rom hatte verlassen, brachte ein Sklave aus dem Privatbesitz der Aurelier eine Nachricht zum Officium des Legaten.



    M. F. G. Legato Tito Aurelio Urso s.p.d.


    Mit der Art und Weise wie Vescularius Salinator in Rom die bestehenden Machtstrukturen hat geändert, hat sich eine Möglichkeit aufgetan, welche mir den Versuch gestattet, das dem Imperium Romanum und seinen Bürgern dräuende Unheil allfällig ein wenig zu verringern, unsere eigene Ausgangslage ein wenig zu verbessern und einige der Soldaten innerhalb der Hauptsadt für unsere Seite zu gewinnen.


    Mag die Aussicht auf Erfolg auch gering sein, da dies von unzähligen Faktoren abhängt, mag mir im schlechtesten Falle nicht einmal die Rückkehr nach Rom glücken oder ich schon bei Ankunft dort inhaftiert werden, so ist es doch meine Pflicht, den Versuch zu wagen, ob dessen ich noch in der heutigen Nacht aufgebrochen bin.


    Es ist eine große Bitte, allfällig zu groß in Anbetracht der Tatsache, dass wir nur auf der gleichen Seite des Kampfes stehen, dass bisher nur entfernte Verwandte und gemeinsame Freunde unsere Personen verbinden, doch muss ich zu alledem, was du bisherig für uns getan hast, dich darum noch bitten, bis zu meiner Rückkehr oder zur Wiedergenesung meines Neffen auf meinen Sohn Acht zu geben. Ich weiß, dass er in deiner Obhut in guten Händen ist, und werde auf ewig dafür in deiner Schuld stehen.


    Mögen die Götter unserer Sache gewogen sein, sie stets wohlwollend über dich und die deinen wachen!


    M.F.G.

  • Gemeinsam mit dem Soldaten von der porta hieß es also nun warten. Im Kopf ging er noch einmal die den Brief durch, den er gesehen hatte. Die Einzelheiten konnte wichtig sein, warum nicht?


    Außerdem vertrieb es die Zeit.


    Sim-Off:

    Ich weiß

  • Der Scriba des Legaten kam gerade zurück und schaute überrascht auf die beiden Besucher. Ging man einmal für ein paar Minuten zur Latrine, schon staute sich wieder alles! "Salvete", grüßte er und musterte vor allem den Boten prüfend. "Was kann ich für Dich tun?" Es kam ja schließlich nicht jeder rein zum Legaten. Obwohl das in letzter Zeit vielleicht so aussah.




    Sim-Off:

    Tut mir echt leid wegen der Warterei :(

  • "Salve et tu", antwortete er dem cornicularius, als dieser endlcih herein kam.
    "Ich habe eine dringende Nachricht für den legatus aus der Stadtverwaltung."
    Das stimmte nun nicht zu einhundert Prozent, kam aber nah genug an die Wahrheit heran.
    "Außerdem muss ich wissen, was er bezüglich der Nachricht zu tun gedenkt. Es geht um dei Getreidevorräte in Norditalia" Schob er letzterdings noch nach, um eine Diskussion zu vermeiden.

  • Um die Getreidevorräte? Das klang ja spannend. "Gut, ich werde fragen, ob er Zeit hat. Wenn Du mir Deinen Namen verrätst, heißt das." Wäre ja peinlich, wenn er dem Legaten nicht mal sagen könnte, wer ihn eigentlich zu sprechen wünschte.

  • Hoppla, schon wieder? Wieso vergaß er in letzter Zeit eigentlich ständig seinen Namen zu nennen, fragte sich Servianus, in den Sekunden bevor er seinen Namen nannte:
    "Titus Iulius Servianus heiße ich."


    Wie eigentlich meist benutzte er seinen künftigen Namen, auch wenn die Adoption noch nicht gelaufen war.

  • Ging doch. Der cornicularius lächelte leicht. "Warte einen Moment." Er ging zum Legaten, um den Besucher anzukündigen und kam auch schon kurze Zeit später zurück. "Der Legat hat Zeit für Dich. Du kannst zu ihm gehen." Der Sohn des Primus Pilus, hatte der Legat gesagt. Der cornicularius versuchte, sich das Gesicht gut einzuprägen.

  • Ein kurzes Nicken, dann betrat er das officium des legatus und grüßte diesen reichlich unmilitärisch. Er sah einfach keinen Sinn darin, so zu tun, denn jeder hätte seine täppischen Versuche sofort als solche erkannt und die Peinlichkeit konnte er sich auch schenken.
    "Salve legatus. Wenn du gestattest, komme ich gleich zur Sache:
    Die Stadt hat ein Brief erreicht und der duumvir hat dafürgesorgt, dass ich ihn einfach sehen musste. Ich denke, er ahnt, dass ich dir davon berichten werde.
    Was ist nun deine Meinung dazu, soll ich dem duumvir eine Nachricht zukommen lassen? Inoffiziell?"

  • "Salve, Iulius." Ursus deutete auf einen Stuhl. "Setz Dich doch." Der junge Mann schien sich ja bereits sehr gut eingelebt zu haben. Er wirkte selbstsicher, ohne überheblich zu sein, und brachte sein Anliegen sachlich, klar und vor allem in aller Kürze vor.


    Den Brief nahm er interessiert entgegen. Während er ihn las, runzelte er immer mehr die Stirn. Schließlich ließ er das Schreiben sinken. "Egal, auf welcher Seite der Duumvir steht, es wäre nicht klug, irgendwelche Vorräte wegzugeben. Norditalia wird höchstwahrscheinlich zum Schlachtfeld werden. Und wenn nicht das, werden zumindest viele Truppen durch Norditalia ziehen. Einige von ihnen werden vielleicht rücksichtslos plündern. Wirklich klug wäre, Vorräte zu verstecken und nur das Notwendigste offen zu lagern. Du könntest versuchen, dem Duumvir diese Idee unterzuschieben. Es wäre uns auf zweierlei Weise nützlich. Zum einen schadet es dem Mann, der meiner Meinung nach für den Tod des Kaisers verantwortlich ist, zum anderen stärkt es die Region, die mir sehr am Herzen liegt. - Rom gegenüber könnte der Duumvir so tun, als hätte er die Vorräte losgeschickt. Es gibt so viel räuberisches Volk, gerade in diesen Zeiten."

  • Mit weichen Knien ging Antias zur Principia. Hinein in die Höhle des Löwen. Beim Officium des Legaten angekommen, prüfte er seine Sachen. Ein ordentlich sauberer Eindruck war die halbe Miete. Er klopfte und betrat das Vorzimmer.


    " Legionarius Servius Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte meldet sich wie befohlen."


    Mit einem Kloß im Hals blieb er im State.

  • "Salve, Legionarius", grüßte der cornicularius und nickte. "Du wirst erwartet, geh nur rein." Er machte noch eine einladende Geste, dann widmete er sich wieder seinen Wachstafeln, die sich seit einiger Zeit immer mehr vermehrten.

  • Was für ein Tag, er wurde erwartet. Ihm wurde immer flauer im Magen, die Knie. Nicht dran denken. Antias trat ein und machte seine zweite Meldung.


    " Legionarius Servius Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte wie befohlen zur Stelle."


    Stur geradeaus sehen, stramm stehen und warten. Wären da nicht diese weichen Knie.

  • Ursus versiegelte gerade eine Wachstafel, als der Legionarius eintrat. "Salve, Legionarius Obsidius." Er erwiderte den Gruß und musterte den jungen Mann dann sehr aufmerksam. "Steh bequem, Legionarius, dieses Gespräch wird vermutlich ein bißchen dauern. Ich hörte, Du hast eine Freundin in der Stadt? Ist das etwas Festes oder - nur so zum Spaß?" Soldaten waren nun einmal meistens so. Die wenigsten meinten es ernst. Wobei es natürlich auch die gab. Die eine richtige Familie hatten und eben heirateten, wenn die Dienstzeit abgeleistet war. Und dann auch die Kinder legitimierten. Was für eine Art von Mann war wohl Antias?

  • Die Begrüßung war freundlich. Antias stellte sich bequem. Woher...ach so. " Ja, mmhhh....ich habe eine Freundin. " Durfte er das hier äußern? " Eine feste Freundin. Sie wohnt in unserer Casa. Betreibt eine kleine Bäckerei. Wir wollen heiraten sobald es möglich ist." Antias wollte damit andeuten, dass er nicht vor hatte sie sitzen zu lassen. Chio war die, die er liebte und nicht hergeben würde.
    " Zum Spaß, dass würde sie niemals zulassen." Antias grinste verlegen.

  • "Klingt, als sei sie eine vernünftige Frau." Ein leichtes Schmunzeln umspielte die Lippen des Legaten. Lucilla war also seine feste Freundin. Das klang ja schon gar nicht so schlecht. "Sagt Dir der Name Marei etwas? Falls ja, woher kennst Du sie und wie stehst Du zu ihr?" Die Kleine mißverstand vielleicht schlichte Freundlichkeit. Sie war ja noch viel zu jung, um so gravierende Entscheidungen selbst zu treffen. Oder auch nur zu begreifen, ob die Erfüllung ihres Wunsches wirklich eine Verbesserung ihrer Situation mit sich brachte. Er mußte an Caelyn denken. Sie war erwachsen und hatte es nicht abschätzen können.

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