Im Zwiespalt der Gefühle trat ich auf die Rosta. In der letzten Zeit verabscheute ich es immer mehr, mich in politische Angelegenheiten zu mischen. Andererseits bekleidete ich noch immer zwei Posten, den Magistratus von Ostia und den Beisitzer in der Curia Provincialis. Stets war es mein Bestreben, alles was ich in Angriff nahm, mit größtmöglicher Perfektion abzuschließen. Aus diesem Grund hielt ich es für meine Pflicht, die römischen Bürger vor Ablauf meiner Berufung auf die Missstände in der Curia Provincialis von Italien aufmerksam zu machen.
„Salve Bürger Roms!
Meine Amtszeit neigt sich dem Ende entgegen und ich ziehe bereits jetzt Bilanz. An Ideen zur Stadtaufwertung für Ostia hatte es mir nicht gefehlt, Probleme gab es jeweils bei der Umsetzung. Nicht, dass meine Vorschläge unüberlegt oder undurchführbar gewesen wären, keineswegs. Sie wurden letztlich angenommen. ABER zunächst erschienen sie einfach nur lästig, denn sie erforderten Mitarbeit, wozu sich leider der eine oder andere Berufene der Curia Provincialis von Italien nicht entschließen konnte aufzuraffen.
Doch Bürger Roms, es kommt noch besser. Ostia scheint die einzige Stadt Italiens zu sein, die überhaupt Verbesserungen nötig hat. Nicht einen einzigen Vorstoß aus anderen Gegenden erlebte ich in dieser Zeit. Glückliches Italien kann ich da nur sagen, so vollkommen zufrieden stellend aufgebaut.
Ich habe mich heute dazu entschlossen, euch, Bürger Roms, einen kleinen Einblick in die Arbeit der Curia zu gewähren, zu der ich – wie gesagt – nur als Beisitzer berufen bin. Nun will ich euch auch nicht mit langweiligen Geschichten nerven, zudem die Inhalte ja auch vertraulich sind. NEIN, ich habe dafür eine besonders amüsante Form der Verdeutlichung gewählt.
Ich lasse euch hier und heute an äußerst aufschlussreichen Begebenheiten in der Curia teilhaben, die einen tiefen Einblick in deren Arbeit vermitteln.“
Ich entfaltete einen Notizzettel, breitete ihn vor mir aus und las ihn vor.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
Ich lugte kurz in die Curia, sah, dass alle noch schliefen und schlich mich auf Zehenspitzen wieder hinaus. Es wäre unhöflich gewesen, jemand zu wecken.
ZitatOriginal von Lucius Aelius Quarto
Blinzelnd wurde Quarto kurz wach, drehte sich um und schlief weiter.
ZitatOriginal von Spurius Purgitius Macer
Macer zog extra seine Stiefel aus, damit das Klackern der Nägel auf dem Marmor niemanden weckte und legte nur schnell einen Zettel hin, um mitzuteilen, dass […].
ZitatOriginal von Quintus Caecilius Aventurinus
Aventurinus schreckte durch das Schnarchen eines Curienmitgliedes aus den Gedanken auf, in welche er vertieft gewesen war. […]
Aventurinus schaute erwartungsvoll in die Runde.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
Deandra nicht minder erwartungsvoll, hoffend, dass kein Schwächeanfall die Mitglieder in ein erneutes Koma fallen ließe.
Doch für diesen Fall hatte ich heute vorgesorgt. Eine große eiserne Glocke lag auf meinem Schoß und in der Hand hielt ich einen eisernen Schlegel. Sobald hier jemand wegnicken würde, bekäme er den Klang dieses handwerklichen Meisterstückes zu hören. Für den absoluten Notfall behielt ich mir vor, den Schlegel zweckentfremdet zu benutzen. […]
ZitatOriginal von Lucius Aelius Quarto
Erwartungsvoll schaute auch Quarto in die Runde. Ein paar Mitglieder waren nun schon längere Zeit sehr still gewesen.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
"Findest du nicht auch, Quarto, dass manche Mitglieder hier förmlich Winterschlaf halten? Halte dir mal eben die Ohren zu." […]
Mit diesen Worten holte ich aus und donnerte meinen eisernen Schlegel auf die Glocke. Ich bedauerte sehr, dass der Klang größtenteils von dem Gemäuer geschluckt wurde.
„Nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Erwähnte Mitglieder gehören zu den Aktiven der Curia!
Ihr Posting zeigt, dass sie die Curia besucht haben im Gegensatz zu den anderen. Ich bedanke mich an dieser Stelle, dass sie den Spaß mitgemacht haben. Wobei mir heute insgesamt der Geduldsfaden gerissen ist.
Alle übrigen waren in den Tiefschlaf verfallen. Das betrifft folgende Vollmitglieder: (letztes Posting)
Antonia Annaea Minervina (01.04)
Marcus Sergius Stephanus (01.04. hat sich offiziell abgemeldet)
Spurius Sergius Sulla (24.03.)
und folgende Beisitzer:
Adria Germanica (24.03.)
Lucius Syagrius Nepos (keine Wortmeldung)
Besonders enttäuschend empfinde ich das Verhalten der Senatorin Adria Germanica. Die erst dann ihre Wortmeldungen um 200 Prozent auf insgesamt drei Beiträge steigerte, als ich meinen Schritt an die Öffentlichkeit angekündigt hatte.
Beschämend auch das Verhalten von Lucius Syagrius Nepos und Spurius Sergius Sulla, der immerhin Vollmitglied ist.
Erwähnt werden sollen an dieser Stelle auf jeden Fall auch die "Erfolgsmeldung" der Curia. Neben der schweißtreibenden Wahl des Princeps Curiae und dessen notwendig werdender Vertretung, wurde immerhin noch die erste Aufgabe der Curia durch Flavius Felix formuliert und durch vorbildlichen Einsatz eines Einzelnen, nämlich Lucius Aelius Quarto, immerhin zur Diskussion gestellt. Die jedoch ist inzwischen eingestellt, ein Abschluss dieser ersten Aufgabe ist noch lange nicht in Sicht. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass jeder Versuch, eine zweite Aufgabe in die Curia zu geben, unweigerlich scheitern muss.
Was also sind die vorzeigbaren Ergebnisse der letzten sechs Wochen? Ein gewählter Princeps Curiae. MEHR NCHT! Oh doch, etwas gab es noch. Eine Beisitzerin hatte Vorschläge für ihre Stadt eingebracht, von denen einer – man höre und staune – sogar im Senat verabschiedet ist. Es handelt sich um die neue Vigilesstation in Ostia. Der zweite Vorschlag schmort seit mehr als drei Wochen in der Curia und wartet dort auf die Bearbeitung seiner Beschlussvorlage. Vielleicht hilft ja dieser Ausbruch von mir, den Beschluss auf den Weg zu bringen!
Nun, Bürger Roms, so arbeitet die von euch gewählte Curia Provincialis. Dies stelle ich hiermit zur Diskussion. Viel Vergnügen dabei!“