Culina

  • An ihrem Arm, den Sica noch immer umklammert hielt, riss er sie herum und stieß sie mit voller Wucht mit dem Rücken gegen die Wand. Mit der Faust setzte er sogleich einen harten Schlag nach, wobei er auf ihre Schläfe zielte. Dann drückte er seinen Unterarm gegen ihren Hals um ihr die Luft ein wenig abzudrücken.


    Ein böser Blick zu Konon.


    Ruhe.

  • Der Aufprall gegen die Wand presste mir die Luft aus den Lungen und der Schlag gegen die Schläfe gab mir das Gefühl, mein Kopf würde explodieren. Mit lauter Lichtblitzen und Sternen vor den Augen spürte ich seinen Arm an meinem Hals, aber ich hatte keine Kraft meine Arme zu heben. Im Gegenteil, ich musste kämpfen nicht das Bewusstsein zu verlieren.

  • Elendes Miststück. Ein letztes Mal drückte Sica noch etwas fester zu, so dass ihr für den Bruchteil einer Sekunde komplett die Luft wegblieb. Dann ließ er Mia abrupt los und trat einige Schritte zurück. Verächtlich spuckte er auf den Boden und verließ lautlos den Raum, ohne einen der beiden auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Im Türrahmen blieb er noch einmal kurz stehen und rief ohne sich umzudrehen im Befehlston nach hinten.


    Konon, komm!
    Mia, du bringst ihm noch eine Portion Essen in sein Zimmer.


    Dann ging er ohne zu warten eben dort hin.

  • Ich keuchte, als ich wieder Luft bekam und rutschte dann kraftlos die Wand entlang. Mein Kopf dröhnte und mein Rücken schmerzte fürchterlich. Langsam wurd mir bewusst, was gerade passiert war und ich schmeckte erneut das Blut. Mir wurd übel und ich kämpfte dagegen an, bis ich endlich alleine war. Er dann kroch ich zu einem der Eimer, die da standen für die Abfälle und übergab mich.
    Danach blieb ich einige Zeit zitternd und weinend am Boden liegen, ehe ich mich irgendwann zusammenriss und mühsam aufstand. Ich brachte den Eimer fort, wusch mir das Gesicht und tat noch Essen auf einen Teller, welches ich dann Richtung Stall trug. Anfangs verübte ich meine Aufgaben noch etwas wackelig, aber nach einer Zeit wurde es besser und als ich am Stall ankam, sah man mir nur noch bedingt an, was mir eben passiert war.

  • Seit Konon im Haus war, musste ich fast doppelt so viel kochen wie normal, zumindest hatte ich den Eindruck. Zum Glück war es nicht meine Aufgabe das dem Herrn klar zu machen. Das durfte wer anders tun. Meine Aufgabe war nur das unersättliche Hungergebrüll unter Kontrolle zu bringen.
    Auch wenn der "Kleine" recht dappert um sich rum machte, so war er doch, von schmatzen und schlürfen abgesehen, ein ruhiger Zeitgenosse, wenn er am Futtern war. Und er war ein dankbarer Esser, was mir hin und wieder sogar den Ansatz eines Lächelns entlockte.

  • Ich betrachtete den Fleischklops vor mir stirnrunzelnd und seufzte leise.
    "Konon? Kannst Du auch etwas geräuschloser Schmatzen?"
    Meine Stimme war freundlich, aber eine klitzekleine Genervtheit konnte ich nicht raushalten.

  • Ich seufzte und lächelte leicht. Also gut, wenigstens brüllte er das nicht heraus. Ich legte ihm noch ein wenig Brot daneben und wandte mich dann wieder meinen eigentlichen Aufgaben zu, froh, dass gewisse Subjekte seit einiger Zeit nicht mehr in die Küche kamen.

  • Sobald sie in der Küche angekommen waren, ignorierte Sica die Flavierin erst einmal und kümmerte sich um die hier arbeitenden Sklaven. Diese waren noch immer mit den Vorbereitungen der weiteren Gänge für das große Mahl beschäftigt und es dauerte nicht lange, bis Sica sich einen Überblick über den Stand der Dinge verschafft und den dabei entbehrlichsten Sklaven ausfindig gemacht hatte. Er pickte sich ein junges Mädchen heraus, die gerade mit einer anderen Sklavin gemeinsam etwas Obst vorbereitete. Sie war klein, braungebrannt und arbeitete stets zuverlässig. Ihr schwarzes Haar hatte sie, wie alle Sklaven hier in der Küche, unter einem sorgfältig gebundenen Kopftuch verborgen. Sicas Ton ließ keine Widerworte zu.


    Nigra, hol dieser Dame etwas zu essen, aber schnell.


    Die kleine Sklavin sah ein wenig erschrocken aus, sprang aber sofort von ihrem Platz auf und begann eifrig durch die Küche zu laufen, um eine angemessene Auswahl von den verschiedenen Gerichten zusammenzustellen. Erst dann wandte sich Sica wieder der Flavierin zu.


    Meine Anwesenheit wird wieder im Triclinium benötigt, Herrin. Die Sklavin wird sich um dich kümmern, falls du sonst noch etwas benötigst.

  • Arrecina war ihm gefolgt, denn ihr blieb auch nichts anderes übrig wenn sie sich nicht verlaufen wollte. Die Villa war wirklich groß und sie brauchte unbedingt noch eine kleine Führung hier im Hause damit sie sich auch wirklich immer zurecht finden würde. Sie beobachtete ihn genau was er tat und wie er sich bewegte und sie konnte förmlich spüren, dass die Anweisung seines Herrn ihm nicht passte. Man sah es ihm nicht an, aber wer wollte schon die Nichte des Flaviers die ganze Zeit bedienen und so leicht würde sie den Sklaven nicht wieder entlassen. Nein, da ihre Sklaven irgendwie noch beschäftigt waren sollte er sich auch um sie kümmern.
    Leicht hatte sie ihren Kopf auf die Seite geneigt, als er seine Befehle für das Mädchen gab und diese auch gleich gehorchte, dann lächelte sie den Sklaven kühl an, als sie wieder seine Aufmerksamkeit genießen konnte. Abschätzend musterte sie ihn und schüttelte dann den Kopf. "Sica. Das war doch dein Name? Ich denke schon, dass deine Anwesenheit hier noch von Nöten ist. Die anderen kommen schon zurecht oder soll ich mich bei meinem Onkel beschweren gehen, dass du mir nicht dienen willst? Und es würde sicher kein gutes Bild abgeben wenn ich gleich wieder in das Triclinium platze und sage, dass du mich einfach alleine gelassen hast" meinte sie in einem wirklich sanften Ton, der aber erkennen ließ, dass sie eigentlich keine Wiederrede von ihm duldete.
    "Leiste mir ein wenig Gesellschaft und erzähl mir hier von der Villa. " Etwas blitzte in ihren braunen Augen auf und das kleine Lächeln hatte jegliche Freundlichkeit verloren und glich eher dem Lächeln eines Raubtieres welches auf der Jagd war, und das war sie doch eigentlich immer.
    Vor allem war die Küche nicht grade ein schöner Ort an dem sie lange verweilen wollte. "Wenn wir schon dabei sind könntest du mir auch noch die Villa zeigen, was hälst du davon?" fragte sie ihn und trat einen Schritt auf ihn zu so, dass sie nicht mehr weit von ihm entfernt war. Auch bei ihm musste sie aufsehen, denn irgendwie schienen sie alle größer als sie zu sein.

  • Mit regloser Miene sah Sica die in seinen Augen ganz offensichtlich missratene Tochter des missratenen Bruders seines Herrn an. Seine Verachtung gegenüber diesem Teil der Familie verstärkte sich zusehends und ersparte ihm jeglichen Zorn, so dass er ruhig antworten konnte.


    Deine Anweisungen widersprechen denen des Senators. Er befahl mir ausdrücklich sofort in das Triclinium zurückzukehren. Falls du mir das nicht glaubst, kannst du dich gerne bei ihm vergewissern.


    Nach der Szene von vorher wusste er genau, dass sie das kaum tun würde, wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß und es sich nicht mit dem mächtigsten aller Flavier verderben wollte. Die Anrede Herrin ersparte Sica sich von nun an. Hier handelte es sich offensichtlich noch um ein Kind, welches noch einer strengen Erziehung bedurfte, und mit solchen Dingen gab er sich nicht ab. Es war ihm eigentlich relativ egal, ob sie noch zetern oder sich bei irgendwem beschweren würde. Solange er keinen wirklichen Anlass dazu gab, dass sein Herr ihn bestrafen müsste, konnte sie ihm nichts anhaben. Falls sie es doch versuchen würde, müsste er dem Senator nur angemessen von ihren Umtrieben unterrichten. Entsprechend gleichgültig ließ Sica die Flavierin stehen und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche in Richtung Triclinium.

  • Das erlaubte er sich nicht wirklich grade. Was war das für ein Sklave der sich ihren Befehlen wiedersetzte? Es hatte noch kein Sklave gewagt sie einfach stehen zu lassen, aber er tat es. Völlig verdutzt stand sie deswegen in der Küche und sah ihm nach wie er einfach ging. Er hatte wohl Recht, dass sie jetzt nicht einfach zurück gehen wollte, denn irgendwie war die Stimmung da drüben ein wenig zu eisig, naja dieser Sklave passte dort hin wie die Faust aufs Auge.
    Arrecina ließ sich von der Sklavin etwas kleines zu essen geben und auch etwas zu trinken und machte sich Gedanken darüber wie sie es diesem Sklaven noch heim zahlen konnte, denn wenn er dachte, dass das damit erledigt war hatte er sich getäuscht. Vielleicht kam sie nicht über ihren Onkel an diesen Sklaven, aber sie fand immer MIttel und Wege sich andere gefügig zu machen und auch er würde ihr noch unterliegen.


    Es war nicht viel was sie gegessen hatte als sie den Teller der Sklavin wieder entgegen schob. Als sie aufstand war ihre Wut immer noch nicht verraucht und deswegen verpasste sie der Sklavin einfach eine Ohrfeige um sich ein klein wenig abzureagieren. Danach verließ sie selber die Küche und würde sich sicher gnadenlos in der Villa verlaufen, aber das war dann ja die Schuld des Sklaven da er sie alleine hatte umherwandeln lassen. Sie hatte nicht einmal ein Cubiculum.

  • Wie immer bemühte sich Nigra, ihrer Arbeit vorbildlich nachzugehen. Während ihrer Anfangszeit in der Villa Flavia hatte sie damit noch größere Probleme gehabt. Doch allzu schnell hatte man ihr schmerzhaft bewusst gemacht, was Faulheit für einen Sklaven bedeuten konnte. Ruhig und still wartete sie neben der Herrin ab und versuchte jener so gut es ging ihre Wünsche zu erfüllen. Mit der anschließenden Ohrfeige hatte sie nicht gerechnet, wunderte sich allerdings nicht übermäßig. An manche Dinge gewöhnte man sich eben mit der Zeit, der Schmerz ließ bald nach und Nigra dachte nicht länger darüber nach, während sie das Geschirr der Herrin wegräumte und sich wieder ihren Aufgaben in der Küche widmete.

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