Der Zug gen Osten

  • Idilko kümmerte sich um alles. Besorgte die Pferde, machte Proviant fertig. Sorgte dafür, dass die Dinge, die Gundalf ihnen mitgeben würde, gut verstuat wurden und ging dann, todmüde aber entschlossen, bei Morgengrauen an Julias Bettstatt und weckte sie mit einem sanften über die Wange streichen und einem leisen.
    "Alrun?"

  • "Sht, ich bin es, Idilko," lächelte sie sanft. "Deine Brüder bringen Dich heute zu Leif. Und dann wird alles anders.
    Er wartet gewiss schon auf Dich."
    Sie sagte nicht, dass sie sich gefragt hatte, wieso er nicht mitgekommen war. Sie lächelte nur freundlich.

  • Man merkte Julia nicht an, ob die Worte bis in sie vorgedrungen waren, es war zumindest keine Reaktion zu erkennen. Sie erinnerte sich wie sie am Nachmittag schreiend davonlief, sah förmlich wie das Bild unter ihren hektischen Schritten unter Tränen verschwamm. Damals.


    Sie erinnerte sich an den nächtllichen Waldboden. Kurz sah sie nun Idilko an und strich ihr über die Wange.


    "Bald..."


    sollte heißen, dass sie bald wieder hierherkommen würde.

  • "Bring ihn mit," lächelte Idilko und sah sie fragend an, die Arme leicht erhoben um die Erlaubnis abzuwarten, ob sie sie in den Arm nehmen durfte.

  • Sie lehnte sich erschöpft an Idilko, tat jedoch nichts weiter. Nicht einmal Nicken. Sie wollte los, wollte Idilko mitnehmen, wusste jedoch genau es ginge nicht. Sie wusste in ihrem Herzen aber, sie würden sich wiedersehen.

  • Sanft umschlossen ihre Arme die junge Frau und eine Hand fuhr ihr über die langen Haare. Sanft murmelte sie liebe Worte in ihr Haar und sanft lächelte sie auf ihre kleine Schwester hinab.
    Lange standen sie so da.

  • Der Gode betrat nun seine Hütte und betrachtete schmunzelnd die beiden Frauen. Oh nein, auch ihm würde der Abschied nicht leicht fallen, doch was half es? Alrun sollte bald, sehr bald zu ihrer Familie zurück. Er sprach sie leise an:


    "Ihr solltet nun aufbrechen. Es wird ein langer Ritt und allein wegen Sarolf solltet ihr schnell das nächste Dorf erreichen, möglichst noch vor Abend."

  • Er war schon eine Weile wach, wenn auch schummerig. Die Schmerzen waren eingedämmt und die Aussenwelt auch. Mehr oder minder.
    Sein Blick hing an Julia, die er verschwommen wahrnahm und dann am Goden, den er irgendwann sah.
    Als man ihm aufhalf, fühlte er sich ein wenig schwebend, aber es ging erstaunlich gut alles. Leicht schwankend sah er Julia an. Etwas schien mit ihr nicht zu stimmen, aber was konnte er nicht sagen. Er wusste ja nicht, was los war.
    Als man ihn rausführte, sah er sein Pferd und beim Aufhelfen spürte er die Schmerzen, trotz der benebelnden Kräuter doch recht stark. Blass und schweissgebadet saß er oben auf und sah hinunter. Was würde jetzt kommen? Sextus saß ebenfalls auf. Aber was war mit Julia?

  • Gundalf war in der Hütte geblieben, er wusste wie sehr im Alrun fehlen würde, auch wenn er es sich nur ungern eingestand. Und Idilko stand draußen und sah den verschwindenen Gestalten hinterher, zu dritt ritten sie dahin und eine Träne stahl sich aus ihren Augen.


    Ob sie sich wiedersehen würden?

  • Julia sah nicht zurück, als sie das Tier antrieb, sie starrte vor sich auf den Weg, während sie voranritt. Sie wusste nicht einmal wohin, vertraute sich der Führung von Sextus an. Als sie das Dorf verlassen hatten, trieb sie das Pferdchen an, ritt schnell. Bald, bald würde sie wiederkehren.

  • Sie reagierte nicht, konzentrierte sich auf das Reiten und schon das fiel ihr unsagbar schwer. Und sie ritt pausenlos, so wie es nur Julia konnte. Wollte Sextus eine Pause machen, winkte sie ab. Nein, sie wollte so bald wie möglich aus den Wäldern heraus, wollte ins nächste Dorf.

  • Als die Wirkung der Kräuter nachliessen, spürte er jeden einzelnen Schritt mit unsäglicher Gewalt. Sein ganzer Körper verkrampfte sich und mit jedem Schritt war nur noch ein leises Stöhnen zu hören. Schweissgebadet war er und längst hatte er keine Kraft mehr sich festzuhalten. Langsam verlor er den Halt und drohte wegzurutschen. Nur Julias Arme, die die Zügel hielten, hielten ihn oben, aber langsam kippte er nach vorne und ehe er die Kruppe des Pferdes erreichte, wurde ihm schwarz vor Augen. Die Bauchwunde nässte und blutete wieder leicht.

  • 'Nein, nein, nicht jetzt... Ich will nicht hier bleiben...' Kurz wollte sie seine Schwäche nicht wahrhaben, doch dann musste sie wohl oder übel anhalten und ließ Valentin sanft das Pferd hinunter und in Sextus Arme gleiten, der ihn sogleich auf eine Decke legte.


    Julia stieg ab und kümmerte sich um Valentins Bauchwunde, versorgte sie mit Kräutern. Der Gode hatte ihre alles Nötige mitgegeben und ebenso wies sie Sextus an, einen Kräutertrunk zu brauen.

  • Er hatte leichtes Fieber und lag unruhig, vor Allem vor Schmerzen, auf der Decke. Als sie ihm den Trunk einflösste, wehrte er sich schwach, trank dann aber doch. Erst nach einer Weile öffnete er sehr langsam und mühevoll die Augen.
    Der Trank wirkte langsam, aber er war zu schwach um sich zu rühren. Sein Blick suchte Julia und hielt sie verschwommen fest. Wollte sie nicht loslassen und doch zugleich nach Sextus suchen. Müde und ergeben schloss er schliesslich die Augen.

  • Sie bettete ihres Bruders Kopf auf ihren Schoß und strich ihm abwesend durchs Haar, während sie Sextus fragte, wielange es ungefähr noch dauern würde, bis sie am Dorf der Chatten ankämen, wenn sie von hier aus durchritten. 'Einige wenige Stunden' kam als Antwort zurück 'es sei nicht mehr weit'. Sie nickte ihm zu und sagte ihm, er solle sich ausruhen. Julia selbst kümmerte sich weiter um Valentin, wollte dass er schläft.

  • Unruhig und leicht fiebrig, schweissverklebtes Gesicht und der Körper nicht anders. Die Schwüle drückte zusätzlich. Gegen Morgen hatte es geregnet und nun war die Sonne so warm, das es schwül war.
    Leicht bewegten sich seine Lippen, er murmelte unverständliches Zeug und schlug ein oder zweimal kraftlos um sich. Die wenigen Worte, die man verstehen konnte waren Julia, Desideria und Sextus. Doch meist immer wieder Julia.

  • Nachdem Julia selbst eingenickt war und erschrak als Sextus sie weckte, ging die Reise weiter. Sie hätten es bald geschafft, dort würden sie einen Tag Pause einlegen. Doch besser dort als hier, Valentin musste durchhalten.

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