Der Zug gen Osten

  • Als ich aufwachte war mein Feuer bereits verlöscht. Die Auserwählte, ich war mir mittlerweile darin sicher, lag vor mir. Ich würde sie auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereiten müssen. Ob sie denn schon ahnte was ihr noch bevorstand? Was sie ist?


    Ich würde ihr einen germanischen Namen geben müssen, sie wird sicher einen römischen haben... nun warten wir, bis sie aufwacht, dachte ich mir.

  • Langsam wurde es wärmer und benommen öffnete ich die Augen. Wo war ich...? Wie kam ich so plötzlich hierher, ich war doch grade noch bei Skadi gewesen... Angstvoll sah ich mich um. Sie war nicht hier also... Oh ihr Wanen und Asen...


    "Was..."

  • Während ich sie noch anschaute wachte sie bereits auf. Nun gut, sie müsste noch vor unseren Führer gebracht werden, danach wäre immer noch Zeit für Dinge wie Namen. Ich blickt sie wieder an.


    "Ich bringe dich gleich vor unseren Führer, ich werde ihm sagen, dass du keine Verräterin bist und ich möchte dass du mir als Hilfe zugewiesen wirst. Vielleicht wird er dir gegenüber auch noch weitere Fragen haben.


    Bis zu unserer Rückkehr solltest du dich auch wieder daran erinnern, ob du einen germanischen Namen hast, wenn nicht werden wir dir dann einen suchen. Ist das klar?"


    Fragend blickte ich sie an, sie schien gerade erst wieder zu sich zu kommen und meine Worte auch nur halb aufgenommen zu haben.

  • Ich schüttelter leicht den Kopf und versuchte meine Gedanken wieder zusammenzubekommen. Mein Gehirn setzte erst bei "Rückkehr solltest du dich an..." ein und ich murmelte leise:


    "Alrun"


    bevor ich mich erstmal wieder versuchte zu orientieren. Skadi war gestorben und er sprach von meinem germanischen Namen? Verständnislos schüttelte ich meinen Kopf und versuchte unter Schwanken aufzustehen.


    "Mir is komisch... ich glaub ich muss mich..."


    ich musste würgen, konnte es noch einmal mit aller Kraft zurückkämpfen. Ich wollte nicht in seiner Hütte erbrechen. Mein Kopf schmerzte, mein Herz auch. Doch irgendwie schien der Verlust Skadis so unreal, als ob es Jahre her wäre oder es nur ein Traum war. Ich war mir sicher, es war kein Traum.

  • Ich half ihr beim Aufstehen, ihr schien dies noch weniger gut zu bekommen. Darüber musste sie hinweg, so fing auch ich damals an... So, Alrun war ich Name. Ihr Gesicht war kreidebleich, ich dachte ich muss ihr etwas zu den Visionen und Geschehnissen sagen die mit diesen Kräutern über jemanden kommen.


    "Diese Dinge, die du dort sahst. Es sind selten Geschehnisse die wirklich passieren. Das sind nur die mächtigsten Erlebnisse und auch mir geschieht dies nicht sehr oft.


    Sim-Off:

    Achtung geklaut! *g*


    Die weitaus meisten sind Visionen von Dingen die waren, die sind oder auch Dinge die sein können. Auch wenn es dich vielleicht erschreckt hat, es kann auch nur ein Bild dessen sein, das passieren könnte."


    Ich brachte ihr einen Behälter mit Wasser und ein Tuch.

  • Ich hielt mich fest an seiner Hand, hatte Angst wieder umzufallen. Seine Worte bekam ich noch immer nur halb mit. Sie drangen nicht richtig in meinen Kopf, auch wenn ich jedes Wort hatte vernehmen können. Ich zitterte.


    "Skadi... ihr darf nichts geschehen..."


    Ich musste an das kleine Fohlen denken, was in Britannia seine Mutter verloren hatte und was ich mit eigener Kraft großgezogen hatte. Ziegenmilch an meinem Finger. Und es war an meiner Seite aufgewachsen. Meine kleine Skadi. Aus welchem Grund auch immer überkam mich mit einem Schlag großes Heimweh nach meinen 'Brüdern', meinen Cousins und Cousinen. Nach meiner Familie und nach meiner Skadi.


    "Ich... werde nicht heim dürfen...?"

  • "Nein, das wirst du nicht. Du wirst nun mit uns bleiben. Betrachte uns als deine neue... Heimat. Und nun komm mit mir."


    Ich brachte sie zu unserem Führer. Erklärte ihm meine Erlebnisse mit ihr, dass sie von den Göttern geschützt ist und ihr nichts geschehen dürfe und dass sie in meine Obhut gehört. Dann verabschiedete ich mich vorerst. Er mochte sicher noch einige Fragen an sie haben.

  • Ich folgte ihm. Ein dunkler Schleier hatte sich über meine Seele gelegt. Es war dämmrig draußen und ich sah gen Himmel, während wir zu einer anderen Hütte gingen. Meine Schritte wurden nach und nach langsamer. Nein, hier würde und wollte ich nicht bleiben. Meine Heimat war im Schoße meiner Familie und nicht hier. Es musste nicht Rom sein, nein. Germanien war mir um einiges lieber. Doch ich hatte mich an das römische Leben gewöhnt und fand es nicht mehr schlimm.


    'Was sollte nur aus meiner Familie werden?' schoss es mir durch den Kopf. Ob sie mich schon suchten? War ich einen Tag erst fort, oder länger? Mir kam jede Sekunde getrennt von Flavius wie eine Ewigkeit vor. Ich war ihm in Hispania nicht mehr begegnet, war zu abruppt abgereist. Es hatte mich verletzt, dass ich nicht zu ihm in die Loge gedurft hatte. Ich kehrte in meine 'Heimat' zurück. Und kaum dass ich ausritt, wurde ich gefangen genommen.


    'Dies ist deine neue Heimat' hatte der Gode zu mir gesagt, mit einem ruhigen Gesichtsausdruck. 'Dies hier wird deine neue Heimat werden' sagte damals der Peiniger mit einem hämischen Grinsen zu mir. Ich schloss kurz meine Augen, hatte nicht bemerkt dass ich stehengeblieben war, als der Gode nach mir rief. Mit einigen schnellen Schritten schloss ich wieder zu ihm auf und folgte ihm in die Hütte des Anführers. Während sie sich unterhielten starrte ich die Wand an.


    Immer schwerer wurde mein Herz und ich glaubte nicht mehr weiter zu können. Warum hatte ich mich in den letzten Stunden nicht mehr gewehrt? War mein Körper so schwach? Oder war es mein Herz, was mich nicht weiter kämpfen ließ...? Warum war Flavius nicht hier um mir Kraft zu geben? Ich war mir sicher, ein paar Tage hier und ich würde wahnsinnig werdem...


    Schon jetzt stieg in mir der Wunsch auf, einfach umzukehren. Doch sie würden mich nicht lassen. Was genau sie von mir wollte, wusste ich noch immer nicht... Mir kamen viele Sachen in den Kopf. Ich war ruhelos und niemals schien es mir gegönnt zu sein, Ruhe zu finden. Vielleicht in der Nacht?


    Als der Gode verschwand hob ich meinen Kopf und sah den Anführer an. Ihn, den die Römer suchten und töten wollten. Wie leicht könnte ich ihn hinterrücks ermorden, wenn ich erst einmal sein Vertrauen erschlichen hatte?! Aber ich hasste es zu lügen. Mein Blick durchdrang ihn...

  • Der Fürst dieses Stammes betrachtete die Frau und runzelte die Stirn. So so, eine Auserwählte also. Er seufzte.
    Setz Dich! Und nun erzähl mir von Dir! Deinen Namen, wo Du herkommst, wer Deine Familie ist und so weiter.

  • Was sollte ich sagen? Von meiner Familie würde ich nicht viel verraten....


    "Ich heiße Alrun, Tochter des Landogar vom Stamm der Ampsivarier. Doch bevor ich weitererzähle würde ich wirklich endlich gerne einmal wissen, was ich überhaupt hier soll? Ich komme nicht mit..."


    Meine Stimme wurde unbewusst lauter. Es regte mich unglaublich auf, alle setzten voraus, dass ich Gedanken lesen konnte, wie mir schien.

  • Du bist eine Ampsivaria? Und doch hat man Dich auf römischen Boden gestellt?
    Er musterte sie skeptisch, sehr skeptisch.
    Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Aber der Gode war der Meinung, das Du leben musst. Normalerweise hätte ich Dich meinen Männern überlassen und danach wärst Du evtl. als Sklavin hiergeblieben. Wenn Du einer römischen Familie angehörst, vielleicht auch als Geisel, im Austausch, aber so....

  • Was sollte ich jetzt nur antworten? Sollte ich lügen? Sollte ich sagen, ich sei als Sklavin bei den Römern gelandet? Was sollte mir schon geschehen... Möglichst ruhig entgegnete ich ihm - es war wohl die erste große Lüge meines Lebens.

    "Ich war eine römische Sklavin und auf der Suche nach Kräutern für einen Römer, der schwer krank war..."


    Sklavin... Den Männern überlassen... Seine Worte hörten sich schrecklich an und inzwischen war ich dem Goden richtig dankbar geworden. Nein, ich wollte keine Geisel sein... Flavius... sollte das nicht erfahren...

  • Sein Blick wurde hart.
    Auch wenn Du vom Goden als unantastbar deklariert wurdest, solltest Du mich nicht zum Narren halten. Hör also auf mich anzulügen!

  • Mein Gesichtsausdruck wurde entgegen jeglicher Gewohnheit leicht spöttisch.


    "Ich habe nie jemanden aus dem Grund zum Narren gehalten, weil mir nichts geschehen konnte. Für gewöhnlich versuche ich mich zu decken. Und wenn ich jemanden zum Narren halte, absichtlich, dann tue ich es bei solchen, die welche sind. Egal ob ich geschützt oder ungeschützt bin. Und Fürst, Ihr seid doch sicherlich niemand, der närrisch ist, nicht wahr?"

  • Ohne Vorwarnung schlug er mit dem Handrücken in ihr Gesicht.
    Unantastbarkeit heisst nicht, dass ich Dir keine Manieren beibringen kann und darf.
    Und nun sprich endlich die Wahrheit, Weib. Denn ich weiss, was für ein Pferd Du geritten bist und noch so einiges mehr!

    Kalt funkelten seine Augen.

  • Durch den Schlag war mein Kopf leicht zur Seite gegangen, doch ruhig blieb ich stehen. Mein Atem wurde lediglich etwas lauter, meine Wange brannte und auch mein Ohr hatte etwas abbekommen. Es war sowieso alles egal.... Langsam richtete ich meinen Kopf grade, den Blick noch immer gesenkt. Meine Stimme bebte vor Zorn. Er sprach von Skadi. Ich wusste nun, sie war nicht tot, aber ich wusste, sie würde nicht am Alter sterben...

    "Weißt du wie gleich mir diese Unantastbarkeit ist?? Ich will nichts weiter als zu meiner Familie zurückkehren! Skadi habe ich seit ihrer Geburt, ihre Mutter ist gestorben und ich habe sie mit meinen eigenen Händen großgezogen!"

  • Er musterte sie und nickte plötzlich.
    Wärst Du Sklavin, dürftest Du kein eigenes Pferd besitzen oder auch nur aufziehen und Du dürftest ihr schon gar nicht den Namen einer unserer Göttinnen geben!
    Wer also ist Deine Familie?
    Und wiederhole nicht das, was ich schon weiss. Ich kenne Landogar, besser kannte ihn, ehe sein Stamm gemeuchelt wurde.

  • Ich sah ihn finster an. Am liebsten hätte ich meine Hand erhoben und ihn geschlagen, doch das wagte ich nicht.


    "Ich sagte bereits, welcher Familie ich angehöre..."


    Sagte ich. Kein weiteres Wort. Es war ohnehin alles verloren. Mein Geliebter war nicht hier, niemand war hier.

  • Er musterte sie und winkte dann einen der Männer, die an der Tür standen zu sich. Er unterhielt sich leise mit ihm und schickte ihn dann raus. Lange blieb er schweigend sitzen, bis nach etwa 20 Minuten der Mann wieder kam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er nickte und stand auf. Der Mann verschwand wieder zur Tür und der Fürst ging zu einem Tisch und füllte zwei Becher mit Met. Während er geruhsam das tat, sagte er wie nebenbei.
    Es ist schade, das der Quaestor Principi seine Schwester nie wieder sehen wird.
    Bei den Worten drehte er sich um und beobachtete sie.

  • Meine Lippen bebten und nun schlugen die Wogen meines Temperaments über mir zusammen. Wenn er wirklich 'nur' mein Bruder für mich wäre, wäre ich vielleicht ruhig geblieben, doch so...? Ich holte aus und vor Überraschung, wie mir schien, wehrte er sich nicht als meine Hand mit meiner ganzen Kraft seine Wange traf. Ich kochte vor nie gekannter Wut und ich spürte, dass sie noch lange nicht verraucht war. Damit hatte er sicherlich nicht gerechnet.

    "Schwein!"


    Meine Stimme war laut als ich ihm dieses Wort ins Gesicht schrie. Warum fühlte ich mich nur so angegriffen bei seinen Worten? War es wegen des 'niemals wiedersehen' oder wegen der Aufdeckung meiner Tarnung? Oder weil ich Angst hatte er wusste von uns? Doch was fürchtete ich?

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