Der Zug gen Osten

  • Er liess es geschehen und nickte zufrieden.
    Bis eben war es nur eine Vermutung, mit einer Chance von 1 zu 1000, aber Du hast sie mir bestätigt. Sei Willkommen, Julia Duccia Germanica. So heisst Du doch, oder? Die Schwester des Tribunen Flavius Duccius Germanicus.
    Oh ja, ich kenne Deinen Bruder. Habe ihn kennen gelernt, als er im vergangenen Jahr versucht hat einige Stämme für Rom zu begeistern.

  • Ich atmete schwer durch und presste nur ein "Alrun" hervor. Flavius... Der Gedanke an ihn riss eine Wunde auf, die schmerzte wie nie. Eine neue Wunde in meinem zerrissenen Herzen. Ich würde ihn wohl niemals wiedersehen.


    "Er wird euch vernichten..."


    Ich sah ihn düster an.


    "Er wird nicht zulassen, dass ihr mir etwas antut, niemals."


    Flavius... am liebsten würde ich mich nun weinend zu Boden gleiten lassen, doch stattdessen drehte ich mich um und versuchte zur Hütte hinauszustürmen...

  • Er machte nur ein Zeichen und der Mann hielt sie auf und schob sie zurück, zwang sie auf den Stuhl.
    Ja, vielleicht wird er dies tun, sagte der Fürst, beinahe schon sanft. Es würde mich wundern, wenn er es nicht wenigstens versuchen würde. Schliesslich ist er Germane.
    Und so wie ich ihn kennen lernte, waren es auch nur ein paar Stunden bei einem Thing, ist er doch auch ein Familienmensch.

    Er musterte sie und reichte ihr den Met, wortlos dbzgl.
    Sollte er jemals hier lebend und als freier Mann auftauchen und Dich nach altem Brauch fordern, oder jemand anderes aus Deiner Familie, vielleicht würde ich mich dann sogar gezwungen sehen, Dich gehen zu lassen. Aber wie sollte er. Niemand weiss wo Du bist und niemand wird es erfahren, Alraun.
    Du gehörst ab heute zu diesem Dorf und wirst tun, was der Gode Dir sagt. Und wenn er sagt spring, wirst Du fragen wie hoch!
    Und wenn ich der Meinung bin, dass Du Dich gut benimmst, dann werde ich Dir vielleicht ein paar Freiheiten zugestehen.

  • "Ich werde mich nicht unterordnen. Dies ist nicht meine Heimat, meine Heimat ist bei meinen Brüdern! Und ich werde mich nicht anpassen. Nein, dieses Mal werde ich mich nicht fertig machen lassen!"


    Ich warf den Met nach ihm, Tränen hielt ich allerdings tapfer zurück. Auch wenn die Wut langsam der Verzweiflung wich.

    "Ihr habt kein Recht mich hier festzuhalten. Ich bin nicht in euren dummen Krieg verwickelt und ich habe auch nicht vor, mich da reinziehen zu lassen! VERSTANDEN?"


    Ich war über mich selbst überrascht, was ich für einen Mut an den Tag legte. Doch mit den Worten die ich sprach wurde mir: Ich meinte sie so wie ich sie sagte. Ich stand wieder auf und sah ihn feindselig an.

  • Er lächelte kalt.
    Nun gut, was jetzt kommt, hast Du Dir selber zuzuschreiben.
    Er nickte dem Mann zu.
    Fesselt sie und bringt sie in den Verschlag hinterm Haus, beim Stall. Lasst keinen ausser dem Goden zu ihr. Sie bekommt nur etwas, wenn er es befiehlt.
    Er musterte sie und schüttelte den Kopf.
    Törichtes Ding.
    Dann wandte er sich wieder dem Mann zu.
    Und irgendwer soll dem Gode heute oder Morgen Bescheid geben. Ach, wenn es erst Morgen ist, dann ist es auch nicht schlimm.

  • Ich sah wie einer der Hünen auf mich zukam und stürzte zu dem Fürsten. Ich wollte ihm an den Hals gehen, doch er packte meine Arme. Ich biss ihm ins Handgelenk, damit er mich losließe und er stieß mich nach hinten. Ich wurde panisch.


    "Beantworte mir doch bitte die Frage: Was wollt ihr von mir? Wieso bin ich hier? Warum unantastbar? Warum nicht daheim?"

  • Du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Oder eben doch zur Richtigen am Richtigen, wenn man dem Goden glauben mag.

    Er betrachtete sie und sah in ihren Augen ihre Panik.
    Wenn Du versprichst Dich zu benehmen, werde ich vielleicht von dem Verschlag absehen und Du bekommst eine normale Unterkunft, Verpflegung und gute Behandlung. Wenn nicht, bleibt es beim Verschlag.

  • Was sollte ich nur tun? Ich versuchte mich zu beruhigen. Leise sprach ich:


    "Ich brauche ein bisschen Zeit für mich an der frischen Luft... Ich bin ausgeritten um zu entspannen, um über alles nachzudenken. Und stattdessen wurde ich mit noch mehr Ereignissen überrumpelt und muss zusehen, wie ich die verarbeite...!"


    Bittend sah ich ihn an.

  • Versuche nicht zu fliehen. Du würdest nicht einmal bis zum Tor kommen.
    Er nickte.
    Begleite sie raus und bring sie wieder rein, wenn sie soweit ist, aber gib ihr nicht länger als bis die Sonne den Horizont berührt.
    Dann entliess er sie.

  • Ich ersparte mir eine weitere zynische Bemerkung. Es würde nicht mehr wirklich viel Zeit zum Nachdenken bleiben, denn die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu. Bevor ich hinausgeführt wurde, warf ich ihm noch einen hasserfüllten Blick zu. Oh nein, hier würde ich nicht bleiben und wenn sie mich umbringen müssten, um mich aufzuhalten. Flavius würde ich ohnehin niemals wieder sehen. Was hatte das Leben da noch für einen Sinn?


    "Geh, lass mich bitte allein..."


    Sagte ich dem Manne, der mich hinausbegleitet hatte. Er stand noch ein wenig unschlüssig da und schien nicht so recht zu wissen, ob er mich wirklich allein lassen sollte. Doch im Endeffekt tat er es und ich ging zum Dorfesrand. Dort setzte ich mich auf einen Stein, meine Ellenbogen auf die Beine gestützt und das Gesicht in den Händen.


    Verzweiflung machte sich breit, abgrundtiefe Angst. Hier würde ich zugrunde gehen, ganz gleich wie gut sie mich behandeln würden. Es war nicht meine Heimat und auch nicht mehr meine Welt. Schon gar nicht in einem Leben, wo man mir das Gefühl von Freiheit geben wollte, ich aber nicht wirklich frei war. Hier war nichts, was mich stärkte, nicht einmal Skadi war hier.


    Würde ich sie jemals wiedersehen? Sie hatte für mich beinahe eine Tochterrolle angenommen. Ich musste als erstes überlegen, was ich tun sollte. Zeit zum Nachdenken über Flavius würde mir noch bleiben, wenn ich in meinem Bett läge. Ich biss mir auf die Lippen und ein salziger, metallischer Geschmack machte sich breit...


    Sollte ich mitspielen und mich in die Rolle einfügen? Sollte ich stur spielen und immer wieder versuchen zu fliehen? Sollte ich den geeigneten Moment zur Flucht abpassen, alles darauf hin planen? Ich wusste es nicht. Damals habe ich meinen Bewacher umgebracht und bin geflohen. Doch das würde ich kein zweites Mal mehr schaffen. Hier bleiben wollte ich auf keinen Fall, ich musste mir einfallen lassen, wie ich hier am besten wegkäme...


    Und zwar durch eigene Hand. Ich hatte nicht viel Vertrauen in die Römer, sie haben mich damals sogar durch eigene Hand in den Ruin getrieben durch ihre Machtspiele. Und eben wegen dieser Römer konnte ich auch nicht auf Flavius hoffen, denn sie spannten ihn ganz für ihre eigenen Zwecke ein. Sextus? Da kam nur ein zynisches Grinsen auf meine Lippen, er hatte keinerlei Kampferfahrung, genauso wie Valentin. Nein, ich musste meine Flucht selbst in die Hand nehmen. Doch wie? Würde ich Frauen finden, die mir helfen würden? Dafür müssten sie aber erst Mitleid bekommen und das hieße, die Männer gegen mich aufwiegeln. Mit Schlägen sparten sie nicht, das hatte ich inzwischen begriffen... In mir schimmerte ein Funken Hoffnung auf. Es war eine selbstmörderische und doch erfolgsversprechende Idee, die da in mir reifte...

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    Ein junges Mädchen, vielleicht 10 oder 11, näherte sich langsam und vorsichtig,aber nur mit wenig scheu der fremden Frau. Natürlich war bereits die Kunde im Dorf rumgegangen und das Mädel war schon immer neugierig gewesen.
    Als es sich genähert hatte und scheinbar noch unbemerkt blieb, griff es vorsichtig nach den Haaren der Fremden und berührte es sanft, fast schüchtern.

  • Zürückgekehrt, war Notker sehr erleichtert. Es hätte auch alles schiefgehen können. Aber jetzt hatte man eine Geisel, die vieleicht einige wichtige Informationen hatte. Er ging also ersteinmal zu dme Krieger, der die Frau mit sich gemommen hatte. Erst fand er ihn nicht, aber dann sah er ihn.
    Hast du schon näheres von der Gefangenen erfahren können? Name, herkunft usw.?

  • Ich schrak aus meinen Gedanken zusammen. Was zum... Ich drehte mich um und erblickte ein kleines Mädchen. Unverzüglich wurden meine Gesichtszüge weicher, ja, ich lächelte sogar fast. Mit sanfter Stimme begrüßte ich sie.


    "Hallo, kleine Dame! Was führt dich zu mir? Wie heißt du denn? Ich bin Alrun..."


    Eigentlich sollte ich zum Trotz meinen gewöhnlichen Namen nehmen, doch ich wählte meinen germanischen, um die Kleine nicht zu erschrecken oder auch um ihr die Aussprache zu erleichtern.

  • Zitat

    Original von Notker
    Zürückgekehrt, war Notker sehr erleichtert. Es hätte auch alles schiefgehen können. Aber jetzt hatte man eine Geisel, die vieleicht einige wichtige Informationen hatte. Er ging also ersteinmal zu dme Krieger, der die Frau mit sich gemommen hatte. Erst fand er ihn nicht, aber dann sah er ihn.
    Hast du schon näheres von der Gefangenen erfahren können? Name, herkunft usw.?


    Der Krieger sah den Fürsten nur stumpf an.
    "Sie ist beim Goden. Frag den. Der beschützt die ja," grummelte er.





    Zitat

    Original von Julia Duccia Germanica
    Ich schrak aus meinen Gedanken zusammen. Was zum... Ich drehte mich um und erblickte ein kleines Mädchen. Unverzüglich wurden meine Gesichtszüge weicher, ja, ich lächelte sogar fast. Mit sanfter Stimme begrüßte ich sie.


    "Hallo, kleine Dame! Was führt dich zu mir? Wie heißt du denn? Ich bin Alrun..."


    Eigentlich sollte ich zum Trotz meinen gewöhnlichen Namen nehmen, doch ich wählte meinen germanischen, um die Kleine nicht zu erschrecken oder auch um ihr die Aussprache zu erleichtern.


    Die Kleine lächelte, etwas schüchtern aber freundlich.
    "Thusdanelda. Wer bist Du? Was machst Du hier? Sind die Römer wirklich so böse?"

  • Ich sah sie nachdenklich an.


    "Wie ich schon sagte, ich bin Alrun, Tochter des Landogar vom Stamm der Ampsivarier. Ich habe nur den kleinsten Teil meines Lebens unter den Römern verbracht und... sie sind ganz anders als wir Germanen, doch sie können auch sehr freundlich sein. Römer sind nicht unweigerlich böse. Schau, unter uns gibt es auch schlechte Menschen und wenn diese bei den Römern ganz oben stehen..."


    Ich zuckte mit den Schultern.

    "Ich wurde... hierhergeführt..."


    Ich hielt es nicht für schlau ihr zu sagen, auf welche Art und Weise...


  • Fasziniert hörte das Mädchen sich die Worte an, mit leicht geöffnetem Mund und schief gelegtem Kopf.
    "Kannst Du Lesen?"

  • Zitat

    Original von Julia Duccia Germanica
    Ich nickte lächelnd.


    "Ja... und du?"


    Sie schüttelte betrübt den Kopf.
    "Und auch nicht schreiben. Nur ein bisschen Rechnen. Aber ich möchte es gerne lernen."
    Plötzlich leuchten ihre Augen.
    "Bringst Du es mir bei?"

  • Ich strich ihr einmal sanft durchs Haar.


    "Das wollte ich dir gerade vorschlagen... Ich würde es dir gerne beibringen. Zählen.. wie weit kannst du schon zählen? Und kennst du schon Buchstaben?"


    Ich wusste nicht ob es gut war, mich so zu binden....

  • Zitat

    Original von Julia Duccia Germanica
    Ich strich ihr einmal sanft durchs Haar.


    "Das wollte ich dir gerade vorschlagen... Ich würde es dir gerne beibringen. Zählen.. wie weit kannst du schon zählen? Und kennst du schon Buchstaben?"


    Ich wusste nicht ob es gut war, mich so zu binden....


    Sie knabberte an ihrer Unterlippe als sie nachdachte.
    "So viel, wie wir Vieh auf den Weiden stehen haben," strahlte sie dann stolz. "Und Buchstaben? Sind das Runen?
    Lehrst Du mich auch die römische Sprache?"

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