• Erschrocken, fast schockiert hob Crassus seinen Blick. Vor diesem Moment hatte er sich lange gefürchtet. Seine Müdigkeit war vergessen, seine Gedanken schwirrten umher und seine Muskeln spannten sich an.


    Und?


    fragte er leise. Wollte er es eigentlich wirklich hören?

  • Lucilla seufzt und blickt auf. Wenn sie es ihm schon sagen muss, so will sie ihn wenigstens dabei ansehen. Doch sein Blick sorgt dafür, dass ihr schon jetzt aller Mut aus dem Leib weicht. Erinnerungen an den Tag am Meer streifen ihre Gedanken, doch sie schiebt sie eilig beiseite. Sie darf es nicht länger aufschieben, denn es wäre niemandem gegenüber fair.


    Ebenso leise wie er, antwortet sie. "Ich habe mich für Avarus entschieden."


    Nun ist es heraus. Eine Last sollte von ihren Schultern fallen. Doch Lucilla fühlt sich nur erdrückt, ihr Herz ist schwer und ihre Sinne sind betrübt.

  • Obwohl er diese Entscheidung erwartet hatte, traf sie ihn wie ein Faustschlag mitten in das Gesicht. Er lächelte kurz, sehr kurz und gequält und zuckte dann mit den Schultern. Er sagte mit unsicherer Stimme:


    Dann wünsch ich euch alles gute.


    Er erhob sich.


    Du entschuldigst mich, ich habe noch ein Attentat aufzuklären.


    Enttäuschung und Trauer schwang in seiner nun mehr entschlossenen Stimme mit. Er verließ das Atrium um sich in sein Officium zurückzuziehen.

  • Das ist es also. Lucilla lässt die Schultern hängen und schließt die Augen. Sie atmet tief durch, doch nichts kann das Gefühl verdrängen, Crassus auf immer verloren zu haben. Sie weiß nicht, was sie erwartet hat, doch nicht, dass alles so abrupt enden würde. Die schönen Stunden, der Strand, die Taberna. Und nicht, dass er alles so einfach enden lassen würde. Sie ist sich nicht sicher, ob sie ihm dafür dankbar, oder ob sie eher auf ihn wütend sein sollte.


    Sie öffnet die Auge wieder und wie es ihrer Natur entspricht beschließt sie ersteinmal auf ihn wütend zu sein. Ebenso wie auf Avarus. Und überhaupt alle Männer dieser Welt.


    "Viel Spaß mit deinem Attentat..." murmelt sie verärgert vor sich hin und stellt den noch fast vollen Becher mit Mulsum auf dem Tisch ab. Dann steht sie auf und verlässt das Haus.


    Doch entgegen aller Vorsätze, das erdrückende Gefühl bleibt.

  • Der Ianitor lieferte Maximus im Atrium ab und machte sich gleich auf die Suche nach Crassus, den er dann schließlich in seinem Officium fand. Crassus fackelte nicht lange, als er von dem Besuch unterrichtet wurde, ließ Wein in das Atrium bringen und folgte kurz darauf selbst.


    Salve Volkstribun!


    rief Crassus während er das Atrium betrat.


    Womit habe ich die Ehre deines Besuchs verdient?

  • Nachdem der Ianitor Maximus ins Atrium gebracht hatte, brauchte er nicht allzu lange warten bis auch schließlich der Herr des Hauses Caecilius Crassus erschien. Freundlich begrüßte er ihn.
    "Salve, Crassus, es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen. Ich habe in der Vergangenheit schon ein wenig über dich in Erfahrung bringen können. Wie läuft es derzeit bei den Praetorianern?"

  • Crassus bot mit einer Handbewegung Maximus eine Sitzgelegenheit an, ein Sklave trat aus dem Hintergrund und füllte 2 Becher mit verdünntem Wein.


    Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Volkstribun.


    Crassus selbst machte Anstalten sich zu setzen, hielt jedoch bei Maximus Frage kurz inne und ließ seine Frage auf sich einen Moment lang wirken. Er wollte wissen wie es derzeit bei den Prätorianern lief, Crassus setzte seine Bewegung fort und setzte sich nun endgültig hin.


    Der Kaiser und seine Familie lebt, folglich machen wir Prätorianer nichts falsch.

  • Maximus nahm das Angebot einer Sitzgelegenheit gerne wahr und sah bereits mit Freuden wie der Sklave etwas Wein einschenkte.
    "Eine gute Antwort." Maximus musste schon ein wenig schmunzeln.


    "So denn, du fragtest weshalb ich hier sei und ich werde dir dies Stück für Stück erläutern, indem ich dir gleich noch eine weitere Frage stellen will. Wie oft lässt du dich eigentlich auf dem Forum Romanum blicken um den Reden von der Rostra lauschen? Nur schätzungsweise."

  • Crassus dachte einen Moment lang nach:


    Ich besuche eigentlich nur zur Wahlzeit die Rostra täglich, den sonstigen Reden nur so, wie es meine Zeit zulässst. Allerdings bin ich über so ziemlich alles gut informiert, was auf der Rostra vorfällt, auch wenn ich nicht persönlich anwesend war.
    Mich selbst wird man aber außerhalb der Wahlzeit nur selten auf der Rostra antreffen können und sprechend schon doppelt selten.

  • Ein kurzes Seufzen gab Maximus zum Besten, danach lächelte er allerdings wieder und fuhr fort.


    "Nun, ich weis, dass du als Praetorianer wahrscheinlich sehr viel zu tun hast. Aber würdest du sagen, dass es eher an deiner zeitlichen Einschränkung liegt, weshalb es dir nicht möglich ist auf dem Forum zu erscheinen oder ist es einfach nur Desinteresse am Geschehen auf der Rostra?"


    Es interessierte Maximus, wirklich was Crassus im Bezug drauf dachte und betrieb deshalb eisern Ursachenforschung.

  • Crassus dachte einen Moment nach und fragte dann schließlich:


    Wenn mir Gegenfragen erlaubt sind: Warum frägst du danach? Möchtest du eine Studie machen oder ähnliches? Gibt es dafür einen besonderen Grund?
    Entschuldige die Fragen, aber ich bin es nicht gewohnt Fragen zu beantworten, eher sie zu stellen.

  • "Man könnte es tatsächlich als eine Art Studie auffassen, aber all dies erfüllt einen höheren Zweck. Du bist nämlich kein Einzelfall, Crassus, wenn du sagst, dass du selten auf dem Forum anzutreffen bist. Ich finde es durchaus schade und bedenklich, dass in Rom derzeit das politische Mitwirken der Bürger immer weiter absinkt. Zum ersten Mal fiel mir dies während des Plebiszits auf und es führte sich in der nächsten Amtszeit weiterhin fort. Ich will meinen Vorgängern im Amt des Volkstribuns allerdings keinen Vorwurf machen. Sie sind nur Opfer dieses etwas erschreckenden Trends geworden. Denn, findest du nicht auch, dass sich die Plebejer Roms mehr für das politische Geschehen interessieren sollten? Dass sie teilhaben müssten an den Diskussionen auf der Rostra? Dass sie wenigstens hinhören sollten um sich ihre Meinung zu bilden?"

  • Solange man auf der Rostra ist kann man nicht seinem Beruf nachgehen. Und wenn man nicht seinem Beruf nachgeht, bekommt man kein Geld. Und nun ist die Frage, ist es es wert, einen Tag zu opfern, an dem ich nichts verdienen kann, um auf die Rostra zu gehen, wo am Ende vielleicht gar nichts gesprochen wird, was mich interessiert?
    Sicherlich ist die Politik für Rom mehr als nur wichtig, ja sogar überlebensnotwendig, doch mindestens genauso notwendig ist es, dass ich Geld nach Hause bringe mit welchem ich mein Weib und meine Kinder ernähren kann.
    Du verstehst? Solange ich auf der Rostra bin verdient der normale Römer nichts. Denn der normale Römer hat einen Betrieb mit einem Mitarbeiter, sich selber.
    Sicherlich, wir Ritter haben Betriebe mit vielen Angestellten die von uns nicht dauernd überwacht werden müssen, der normale, arme Römer hat das aber nicht.


    Crassus machte eine Kruze Pause:


    Zur Zeit leben wir in einer Zeit, wo wir Glück haben wenn wir leere Lager haben. Und dann muss ich jeden Tag der erste der aufbaut und der letzte der abbaut sein, damit ich eine Chacne habe Geld zu verdienen.

  • "Also würdest du doch zeitliche Gründe dafür in Erwägung ziehen?" Maximus dachte einen Moment nach. "Diese Entwicklung scheint dann aber ebenfalls etwas plötzlich gekommen zu sein. Nein, wenn man bedenkt, dass es doch früher auch nicht anders war und dass sich etliche Menschen auf dem Forum tummelten um die Worte eines einzelnen Mannes zu hören, dann frage ich mich was sich an der beruflichen Situation im Vergleich zur noch etwas jüngeren Vergangenheit geändert hat?


    Maximus lehnte sich einen kurzen Moment zurück.


    "Verzeih mir, wenn dir die Fragen zu unangenehm sind. Aber es ist ein sehr spannendes Thema und den Kern des Problems ausfindig zu machen erweist sich als eine knifflige Angelegenheit."

  • Du meinst also die berufliche Lage hat sich nicht verändert?


    Crassus nippte an seinem Becher Wein nachdem er Maximus zugeprostet hatte


    Warum sollte sich dann auf einmal und plötzlich ein politisch Desinteresse entwickelt haben? Also, wenn du so konsequent die eine Möglichkeit ausschließt, dann kann ich ja ebenfalls das mit der anderen machen. Weil ich verstehe nicht, warum sich das eine defintiv nicht geändert haben kann, das andere aber schon.

  • "Ich spekuliere darauf, dass die Bürger eine Möglichkeit hätten, diese allerdings nicht unbedingt wahrnehmen. Mag sein, dass ich die Situation auf den Märkten nicht so sehr verfolgt habe, aber wenn es ein ernsthaftes Problem mit dem Absatz der Betriebe gäbe, warum beschwert sich dann niemand? Man hätte die Möglichkeit zum Aedil zu gehen oder auch zu mir, dazu bin ich schließlich da. Die Probleme der Bürger anzuhören und eine Lösung zu finden und damit komm ich eigentlich schon wieder zurück auf das politische Desinteresse."

  • Was sollte der Ädil oder auch du ändern? Verbieten, dass jemand seine Waren verkauft und so überlebt? Ich würde hier kein politisches Desinteresse sehen, sondern viel mehr den Realismus. Und es muss ja nicht zwingend nur mit einem wirschtaftlichen Aspekt zu tun haben, dass es so aussieht als ob ein politisches Desinteresse herrscht.


    Crassus machte eine Pause und dachte kurz nach:


    Ja, ich glaube es gibt bei weitem mehr Aspekte für unsere jetztige Situation wie wir uns gerade vorstellen können. Und einer davon könnte auch ein gestiegenes Desinteresse an der Politik sein, keine Frage. Nur würde ich diesen Grund nicht als Hautpgrund ansehen, wobei es doch spannend wäre zu erfahren, warum das politische Interesse gesunken sein soll. Doch darauf will mir spontan keine Antwort einfallen, hast du vielleicht schon eine Theorie entwickelt? Warum sollte auf einmal die Politik für den armen Plejbeier von neben an weniger spannend sein wie früher, sodass er seine Zeit lieber wo anders verbringt? Wenn überhaupt würde mir nur einfallen, dass nicht das politische Interesse gesunken ist, sondern einfach die wirtschaftliche Belastung gestiegen ist und somit das politische Interesse im Verhältnis gesunken ist, wenn es auch reel gleich geblieben ist. Aber diese Möglichkeit scheint dir nicht realistisch, hast du einen anderen Vorschlag, eine andere Idee?

  • "Ach, Crassus, es gibt so viele Theorien. Die einen behaupten den Plebejern ginge es einfach zu gut um sich für das politische Geschehen zu interessieren, andere meinen es läge an den schlechten Politikern an sich, die keine Hoffnung zulassen würden und wieder andere denken das die Bevölkerung den Mut verloren hat etwas verändern zu wollen. Ich kenne die Antwort nicht, deshalb will ich die Ursache durch viele Gespräche erfassen und für eine Verbesserung der allgemeinen Einstellung unter den Bürgern eintreten."


    Maximus nippte an seinem Becher Wein.


    "Aber ich glaube, wir begeben uns hier schon fast auf einen höchst philosophische Weg, der uns vorerst noch zu keinem Ziel führen wird. Ich habe am nächsten Sonntag erst einmal eine Rede geplant und werde dies im lauf der Woche noch offiziell verlautbaren. Deshalb frage ich dich an dieser Stelle: Wirst du dir die Zeit nehmen und meinen Worten gehör schenken?"

  • Ich werde versuchen es einzurichten, dir versprechen kann ich aber nichts. Ich verspreche nie etwas, was ich nicht sicher halten kann. Und was ist denn noch sicher?


    Crassus nippte an seinem Becher Wein und wartete ab ob der Volkstribun noch etwas ansprechen wollte.

  • "Ich denke dies war erst einmal alles. Es hat mich gefreut dieses Gespräch mit dir zu führen und hoffe, dass wir dies bald einmal wiederholen können."


    Maximus erhob sich


    "Doch nun wird es leider an der Zeit für mich weiterzuziehen, ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Crassus."

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