• Die freundliche Miene von Modestus wandelte sich nun in eine nachdenkliche. Was taten die Annaeer ?


    >Wo soll ich anfangen ? Florus ist Flottenpräfekt der wichtigsten Flotte Roms geworden.Meine Nichte Annaea Matidia,
    die übrigens auch einmal in Ostia gelebt hat, ist zurückgekehrt und ich konnte ihr zu einer Stelle als Scriba Provincialis
    verhelfen. Ein Annaeer in Germanien, Marcus Annaeus Scipio, feierte erst vor kurzem seine Verlobung mit ... einer Du-
    ccierin. Er wurde übrigens zum Regionarius befördert. Über unseren Verwandten in Spanien wirst du wohl selbst am
    besten bescheid wissen. Und was mich angeht, ich habe ich ich innerhalb der letzten beiden Jahre vom Stadtschreiber
    zum Duumvir hochgearbeitet und bin nun dabei eine politische Karriere zu beginnen. Ich bin übrigens auch wie Florus
    in der Factio Albata, deren Gebäude sich gleich nebenan befinden, tätig.<


    Von anderen Annaeern wusste Modestus im Moment nichts Neues. Als er über seine Karriere sprach erinnerte er sich an etwas.


    >Kennst du vieleicht noch Lucius Hortensius Aegrotus ? Er ist etwa in deinem Alter und mein Kollege als Duumvir ?<

  • "Wenn ich ihn kannte, so erinnere ich mich nicht mehr."


    Sophus nickte.


    "Und in der Tat habe ich Domitianus in Hispania bereits getroffen, ja. Er verließ Corduba nach der Schlacht. Ich empfahl ihm, nach Tarraco zu gehen. Ich hoffe, dass er dort eine gute Zukunft hat. Er war Sacerdos Publicus, als ich ihn traf. Möglicherweise hat er aber bereits einen neuen Posten ergriffen.
    Und jemand aus unserer Familie ist mit den Ducciern verbunden. Nun, wenn ich mich recht entsinne haben sie eine gewisse Bedeutung in Germania. Ich nehme an, dass Florus dieser Sache mit Wohlwollen gegenübersteht?"

  • >Ich vermute Florus weiß nichts von diesem Arrangement. Ich selbst habe nur durch Zufall von dieser Verlobung gehört
    als ich bei den Rennen unsere Factio vertreten habe. Seit meiner Reise nach Germanien habe ich Florus nicht mehr gesp-
    rochen und so würde es mich wundern wenn er es wüste.<


    >Möchtest du vieleicht etwas essen oder trinken ?< fragte Modestus wie ein guter Gastgeber.

  • "Sehr gern." antwortete der Alte prompt.


    "Nun, sobald es zu einer Heirat kommt wird der Panter Gentis davon erfahren müssen, nicht wahr? Schließlich steht unsere Familie nicht umsonst für Tradition.
    Zumal es höchst unwahrscheinlich ist, dass er Einwände hätte. Florus ist kein jähzorniger Mann. Ich wunderte mich, wüsste er nichts davon. Warum sollte man sein persönliches Glück verheimlichen?"

  • >Ich denke sie haben es wohl einfach nur versäumt einen Brief oder eine Einladung zu schreiben.
    Vieleicht haben sie das ja auch getan, aber der Brief ist verloren gegangen.<
    überlegte Modestus.


    >Nun dann lass uns doch am besten ins Triclinium gehen.<


    schlug er vor und machte eine einladende Geste in Richtung der Türen des Speißeraums.

  • Der alte Augur nickte nachdenklich.


    "Ja, so wird es sein."


    Bei dem Hinweis auf das Triclinium blinzelte er kurz verwirrt, dann erinnerte er sich an die Frage, die Modestus vor kurzem gestellt hatte.


    "Natürlich." antwortete er knapp und machte sich dann bereits auf den Weg. Wie es in der Casa aussah schien er noch zu wissen.

  • Als Modestus mit seinem Vetter Varus im Atrium angelangt war, drehte er sich kurz zu Chion um.


    >Lass schonmal ein Zimmer für Annaeus Varus und auch das Balneum vorbereiten.<


    Dann wandte sich Modestus wieder an Varus.


    >Das dauert jetzt etwas aber du kannst ein Zimmer heut noch beziehen. Hast du
    irgendwelches Gepäck, das noch auf Abholung wartet ?<

  • Varus lief aufgeregt Modestus hinterher.


    "das ist kein Problem ich habe es ja nicht eilig."


    "Ich habe noch einige Kleinigkeiten, sie stehen noch in meinem Officium, das habe ich nicht alles mit einmal wegbekommen."


    sagte Varus.


    "bist du eigentlich schon immer in Mantua?"


    fragte Varus interessiert.

  • >Nein. Ich bin erst seit zwei Jahren wieder in Mantua. Vorher war ich, wie viele junge Männer deren Familien es sich
    leisten können, in Achaia um dort meine Ausbildung mit den Vorlesungen der bekannten griechischen Gelehrten und
    Philosophen zu beenden.<


    Modestus überlegte kurz.


    >Eigentlich können wir schon zu deinem Zimmer gehen. Um deine restlichen Sachen abzuholen werden wir gleich noch
    einen Sklaven losschicken.<


    sagte Modestus und ging voran.

  • "Er ist schon hier."


    sagte Chion und stand von der Bank im Atrium auf. Er trug nun die himmelblaue Tunika die mit einem guten
    Gürtel mit vergoldeter Schnalle gegürtet war.


    "Zwei Dinge. Erstens solltest du jetzt nichts essen, denn du wirst bei Calvisius essen. Ob du willst oder nicht.
    Zweitens solltest du nicht mit dir selbst sprechen. Das tun nur Irre und keine zukünftigen Magistrati."

  • Chion nickte nur kurz und ging voraus, denn der Annaeer kannte den Weg nicht. Die Villa war nicht weit weg
    von der Casa der Gens Annaea, weshalb es nicht sehr lange dauerte bis die beiden Männer vor ihr ankamen.

  • Varus hatte die lange und beschwerliche Reise aus Rom hinter sich gebracht. Nachdem er die Porta der Villa Annaea betreten hatte, eilten gleich eine handvoll Hausangestellter um ihn herum und sein Reisegepäck wurde umgehend aus der Kutsche in die Villa gebracht.


    Varus der sich erst ein wenig frisch machen wollte, wartete heute auf seinen neuen Sklaven, den er kürzlich erworben hatte. Bis dahin war noch etwas Zeit, liegengebliebenen Schreibkram aufzuarbeiten.


    Bei einem Becher verdünnten Wein, ließ er sich seine Schreibutensilien aus seinem Officium bringen.


    Varus fühlte sich gleich wohler. Neu eingekleidet und einen guten Wein, da machte die Arbeit gleich viel mehr Spass.

  • An einem Tisch, mit etwas verdünntem Wein, hatte sich Varus es gemütlich gemacht, um den Bericht für den Praefectus Vehiculorum zu verfassen.



    Ad
    Herius Hadrianus Subdolus
    Praefectus Vehiculorum
    Provincia Italia
    Sedes administrationis Italiae
    Roma


    Salve Praefectus,
    entschuldige bitte, das erst jetzt ein Antwortschreiben aus der Mansio von Mantua seinen Weg zu dir findet, doch bedarf es einer etwas genaueren Kontrolle vom Zustand der Mansio, um den weiteren reibungslosen Ablauf in der Mansio zu gewährleisten.
    Die Pferde und die notwendige Ausrüstung sind in hervorragendem Zustand. Auch über das Personal gibt es keine Einwände, alles in allem gibt es kaum etwas zu beanstanden. Nur das Schreibmaterial geht langsam zur Neige, darum werde ich mich aber in den nächsten Tagen selbst hier in Mantua kümmern.
    Und so verbleibe ich,




    mit freundlichen Grüßen,



    Decimus Annaeus Varus





    ~Mantua~
    ANTE DIEM VII ID APR DCCCLVIII A.U.C. (7.4.2008/105 n.Chr.)


    Varus schaute das geschrieben nochmal kurz durch, während er einen Schluck von dem Wein nahm. Nachdem er das Schreiben für in Ordnung befand, legte er es zur Seite, um es sogleich Habia geben zu können.

  • Nachdem ich mich ein wenig eingerichtet hatte, begab ich mich zu meinem neuen Dominus, um einen Auftrag für ihn zu erledigen.
    Ich schlich leise durch die Casa, bis ich ins Atrium gelangte.
    "Salve Dominus, du sagtest, du hast einen Auftrag für mich? Hier bin ich, stets zu deinen Diensten."

  • Mit den Worten, "sehr gut" erhob sich Varus von der Kline und ging auf Habia zu. "Hier habe ich ein Schreiben für den Praefectus Vehiculorum in Rom. Ich möchte, das du dies Schreiben persönlich bei ihm ablieferst."
    Varus reichte seinem Sklaven das Schreiben. "Hast du irgendwelche Fragen? Wenn es geht so schnell wie möglich beim Praefectus abliefern." Fügte Varus noch hintendran und schaute fragend zu seinem Sklaven.


    "Achja..., der Stallbursche hat dir schon ein Pferd zurecht gemacht."

  • Alles schien schon vorbereitet als ich ins Atrium kam. Meine erste Aufgabe, mit der mich mein Dominus betraute, führte mich schon wieder aus Mantua heraus,
    wo ich eigentlich hoffte, ein wenig länger hier hier zu verweilen dürfen.
    Nun gut, dachte sich Habia, es nützt ja nichts.
    Gespannt lauschte ich den Anweisungen des Dominus aber in Rom kannte ich mich zumindest aus, da war kein langes suchen vonnöten.
    "Soweit habe ich alles vertanden, Dominus."
    Ich nahm den Brief an mich und machte schon anstalten zu gehen, da steckte mir der Dominus noch etwas Kleingeld zu, was Habia sicher auch gut gebrauchen kann, da dieser Ausflug auch nicht innerhalb eines Tages zu bewältigen war.
    "Ich mache mich dann auf den Weg, Dominus. Ich werde mich beeilen." und so verließ ich das Atrium, um mir mein zur Verfügung gestelltes Pferd näher zu betrachten.

  • Als Habia im Begriff war zu gehen, steckte ihm Varus noch etwas Kleingeld zu. Die schien Habia nach Meinung von Varus zu benötigen.
    "Ich erwarte dich dann alsbald zurück. Richte dem Praefectus schöne Grüße von mir aus."
    Und schon war der Sklave verschwunden.

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