Ich war allein und ich genoss es endlich einmal allein zu sein. Der Regen prasselte vom Himmel hinab und mein Haar klebte eng an meinem Leib. Mein Blick war düster, ich hatte dunkle Vorahnungen. Ich hatte lang nichts mehr von Maximian gehört. Kein Brief. Und wieder einmal beschlich mich so ein dummes Gefühl.
Ich ritt wild und trieb Skadi. Ich musste alle Enttäuschung, dass er sich nicht gemeldet hat irgendwie wegbekommen. Sicher hatte er eine andere und ich war nur ein Vergnügen in Rom gewesen, hatte mich mein Herz wieder betrogen. Aber was erwartete ich?
Stimmte es überhaupt? War er so? Nein, das war er ganz bestimmt nicht... Ich hielt Skadi zum langsamer laufen an und schluchzte verzweifelt, nach vorn gebeugt in Skadis Mähne. Ich krallte mich fest. Ich wollte mich fragen, warum ich immer das schlimmste befürchtete, doch ich kannte die Antwort.
Die Antwort die viele Enttäuschungen enthielt. Schmerz, Leid. Trauer. Ich wollte nicht mehr nach Hause. Ich wollte für immer allein sein. Ich wollte Flavius, Valentin, Maximian und Sextus nicht sehen. Ich würde aus ihrer aller Leben verschwinden. Eines Tages würde ich jedem von ihnen Kummer bescheren.
Ich musste aufhören Abhängigkeiten zu entwickeln, mein Leben war ruiniert. Und wahrscheinlich würde ich das von Flavius und Maximian ebenso zerstörne, wenn ich ihnen mit meinen Problemen auf den Leib rückte. Ich wusste schon immer in meinem Herzen, dass ich ihnen mit meinem Wehgeklag wehtun würde.
Die Menschen die man am meisten liebt, denen wird der meiste Schmerz zugefügt. Ich sah im Regen Maximians Gesicht vor mir, Skadi hatte bereits angehalten. Erinnerungen stiegen in mir auf, als ich damals im hellen Sonnenschein im frühen Morgengrauen losgeritten bin. Damals war ein laues Lüftchen gewesen.
Ich hatte im Gras geschlafen, im Gras gegessen bis ich eine Silhouette auf mich zureiten gesehen habe. Es war Maximian, der Sohn von Meridius. Ich hatte nicht lange gebraucht um mich in ihn zu verlieben und ich wusste, er liebte mich genauso. Niemals hatte ich einem Menschen außer Flavius und Valentin so vertraut wie ihm.
Würde ich es überhaupt ohne ihn aushalten? Mein Herz flüsterte "Nein". Ich würde zurück müssen, aber ich wollte nicht. Ich wollte ihrer aller Leben nicht zerstören. Ich musste an Flavius denken, er hatte gerade seine Liebste verloren. Hatte ich Angst, deshalb Angst, Maximian zu verlieren? Mein Herz schrie nach ihm, ich wollte seinen Duft wieder wahrnehmen.
Doch er schien mir weiter fort als je. Und das lag bestimmt nicht daran dass ich bisher nach Norden ritt. Ich stemmte meinen Oberschenkel entschlossen wieder in Skaids Seite und bewegte mich langsam fort.