• "Nein, Leone, nein!", sagte Orestes in einem aufgeregten Ton. Er war in den letzten Tagen immer leicht gereizt gewesen, und die letzte spitze Bemerkung des ansonsten mehr als zuverlässigen Ianitors der Aurelier war für Manius Aurelius Orestes heute zu viel gewesen. Irgendjemand hatte in der Sklavenschaft das Gerücht oder auch nicht Gerücht, jedenfalls hatte jemand gestreut, dass Orestes einer Tiberierin den Hof machte. Und als Leone fragte, ob er in die Villa Tiberia gehen würde, wurde Orestes etwas laut.


    Es war just dieser Moment als eine Sänfte vor dem Haus hielt und eine sehr gepflegte Sklavin auf das Haus zu ging. Kurz glimmte ein Funke Hoffnung in Orest auf - vielleicht war es Arvinia, die sich durch eine Sklavin ankündigen ließ? Das wäre ein zu schöner Zufall, dass er gerade in der Tür stand, wenn sie vorbei käme. Aber andererseits hatte er schon länger nichts mehr von ihr gehört - ob sie ihn schon gesehen hatte? Zumindest die Sklavin hatte ihn sicher schon gesehen. Also wäre es unpassend gewesen einfach zu verschwinden. Also sagte er nur zu Leone:"Tu Deine Pflicht, ich warte hier, um zu erfahren, wer da kommt."


    Und er ging einen Schritt zurück ins Vestibül, während Leone die Sklavin begrüßte und sie fragte wer sie sei und wessen Sklavin sie sei.

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    Berenice wartete, während sie einen kurzen Blick über die Schulter warf, um nach ihrer domina zu sehen. Gleich darauf kam eben jene ebenfalls in Richtung Villa stolziert und stellte sich direkt hinter ihre Sklavin, um zu begutachten, warum das so lang dauerte.
    Die Tatsache, dass ein Mann, der nicht wie ein Sklave aussah und womöglich ein Aurelier war, in der Tür stand und schnell zurückgewichen war, als Berenice sich der Villa näherte, irritierte die Sklavin leicht. Von der Auseinandersetzung zwischen dominus und Sklave bekam sie nichts mit. Allerdings musste sie das ja auch nicht interessieren.


    "Meine domina, die ehrenwerte Aurelia Severa wünscht eingelassen zu werden und ein Familienmitglied, am besten den Hausherren, zu sprechen." Antwortete Berenice sanft, nachdem der Ianitor sich ihr zugewandt und die Standartfragen gestellt hatte.

  • Leicht enttäuscht - aber auch erleichtert - hörte Orestes, dass es nicht die Tiberierin war, die ihm einen Überraschungsbesuch abstatten wollte, sondern Aurelia Severa, eine entfernte Verwandte, die von allen anwesenden, so glaubte er es wenigstens am nächsten mit Laevina verwandt war . Das konnte ja heiter werden, wenn Severa - wie ihrem Namen nach kam.


    Dennoch Orestes hatte sich angewöhnt, jedem Menschen mindestens eine Chance zu geben und über ihn nicht sofort - oder gar nur auf eine Vermutung hin zu urteilen. Daher verließ er das Vestibül wieder ging an Leone vorbei - ""Du hast es doch gehört. Es ist Severa. Sorg dafür, dass ihre Sachen hereingebracht werden, und dass uns jemand in der Zwischenzeit etwas ins Atrium bringt.", raunte er mehr, als dass er redete.


    Da Ursus und Corvinus gerade nicht im Hause waren, wäre es eh auf ihn gekommen sie zu begrüßen, und da er schonmal hier war tat er dies auch gleich. Nachdem er an Leone vorbeigegangen, ging er auf Severa, die hinter ihrer Sklavin war zu. " Severa - herzlich willkommen. Falls Du mich nicht gleich erkennst ich bin Manius Aurelius Orestes. Der Enkel von Crassus. Du wirst doch wohl ein paar Tage bleiben?" Ohne dass ihre Sklavin den Namen gesagt hätte, hätte er sie sicherlich nicht erkannt, aber so konnte er ihr hübsches Gesicht einordnen.


    Er schaute sie sehr freundlich an und lächelte. Aber komm doch ersteinmal rein, es wird abend sjetzt schon manchmal recht frisch. Und warscheinlich bist Du auch hungrig und durstig von der Reise.".

  • "Orestes!" Manius Aurelius Orestes? "Es freut mich sehr dich wieder zu sehen!" Hatten sie sich überhaupt schon einmal gesehen? Severa musste sich eingestehen, dass sie Manius' Gesicht nicht einordnen konnte. Auch der Hinweis, er sei Crassus' Enkel sagte ihr nichts. Aber das musste er ja nicht wissen. Ehrlich gesagt war die Patrizierin erleichert darüber, dass man sie so willkommen hieß, man wusste ja nie, weswegen es für Severa zunächst keine Bedeutung hatte, dass sie sich nicht an Orestes entsinnen konnte. Vermutlich würde sich das noch ändern, momentan war alles ein wenig durcheinander, Severa war viel zu aufgeregt, als dass sie nachdenken konnte.


    Severa glaubte sich daran zu erinnern, dass ihre Cousine Laevina ebenfalls in Rom eingetroffen sei. Später würde sie Orestes nach genaueren Neuigkeiten fragen, es wäre schön wenn sie Laevina wieder sehen würde und das auch noch in Rom. Dass sonstige nähere Verwandte in der Villa weilten war ihr bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt, da gab es im Grunde genommen auch nicht mehr viele. Severa hatte sich wahrlich überwinden müssen ihre Mutter alleine zurückzulassen. Doch sie musste auch an sich denken. Eine Patrizierin auf dem Lande, das passte einfach nicht! Es war alles so langweilig und so ruhig, dabei brauchte die Aurelia doch den Trubel. Sie hasste dieses Leben, sie gehörte nach Rom, das wusste sie jetzt schon. "Aber sicher. Ihr werdet mich jetzt wohl eine ganze Weile lang ertragen müssen." Severa grinste schelmisch und zwinkerte ihm zu. "Ja, es ist sehr frisch. Aber angenehm." Es war schon ziemlich spät, womöglich würde sie die restlichen Villenbewohner heute nicht mehr antreffen. Begeistert schaute sich die Aurelia noch einmal um, bevor sie in die Villa trat. Aufgrund der Dunkelheit konnte sie nicht viel sehen, morgen würde sie jedoch sicherlich einen kleinen Spaziergang durch Rom machen. Oder besser gesagt: alsbald es ihr möglich war, machte sie die Märkte unsicher!

  • Es war für Orestes nicht möglich zu erkennen, ob sie ihn erkannte oder nicht. Aber das war auch nicht so wichtig. "Du kannst Dein Gepäck ruhig unseren Sklaven überlassen, die werden es in das Zimmer bringen, das wir für Dich herrichten. Es wird vielleicht am besten sein, wenn Du ein zwei Tage im schönsten Gästezimmer schläfst und wir Dir dann das Cubiculum neben dem von Laevina vorbereiten können - natürlich nur wenn Du das möchtest. Aber erst einmal komm doch in unser bescheidenes Atrium. So zeigte er ihr den Weg ins Atrium.

  • Nun da der junge Claudier seinen Weg eingeschlagen hatte, den Weg im Dienst der Götter, beschloss er diesen Weg auch ernsthaft zu bestreiten. Dazu gehörte ein Engagement für die Götter über die Pflicht hinaus und persönliche Kontakte. Die salii collini waren eines der anerkanntesten Kollegien in einer ganzen Reihe davon und ihr magister war dazu auch noch ein septemvir. Mehr Gründe Marcus Aurelius Corvinus konnte man sich kaum vorstellen. Schließlich erreichte Sabinus Sänfte die villa aureila, ein beeindruckendes Gebäude, auch wenn es nicht an die villa claudia heranreichte. Einer der Sklaven, ein dunkler Nubier, klopfte an die große porta.

  • Als Leone, seines Zeichens breitschultriger Nubier, an diesem Morgen die Tür öffnete, glaubte er, in einen Spiegel zu sehen. Sein Spiegelbild hatte zwar eine leicht andersartige Nase und trug andere Kleidung, doch Haut und Körperbau waren größtenteils identisch, wie er fand. Neben dem Sklaven stand ein Herr in feinem Zwirn. Er brauchte eine Winzigkeit länger als sonst ob der Irritation des Spiegelabbilds, bis er sich schließlich räusperte. "Salve. Was kann ich für euch tun?"

  • „Salve!“ grüßte der Nubier seinen Landsmann laut und durchaus freudig zurück und hoffte sich etwas unterhalten zu können, während sein Herr seine gewichtigen Geschäfte erledigte. Sabinus dagegen dachte gar nicht daran sich mit fremden Sklaven herumzuschlagen, wofür hatte er schließlich selbst Sklaven?


    „Mein edler Herr, Appius Claudius Sabinus, möchte zu Marcus Aurelius Corvinus!“ Derweil strich sich der junge Claudier desinteressiert und wartend durch sein Haar.

  • Leone hob die Brauen. "Der Senator befindet sich gegenwärtig außer Haus", klärte er sein Gegenüber und den desinteressierten Patrizier auf. Claudier waren hier seit Ewigkeiten nicht mehr ein und aus gegangen, soviel wusste Leone. "Er wird sicher bald zurückkommen. Für gewöhnlich dauern Senatssitzungen nicht so lange. Möchte dein Herr hier warten?"

  • Der nubische Sklave wusste sehr sicher das sein Herr ganz sicher nicht vor der villa der Aurelier warten wollen würde. Unsicher kratzte er sich am Kopf und hoffte sein Herr würde diesen Umstand nicht auf ihn schieben. So tat er das, was ihn in solchen Dingen aufgetragen wurde.


    „Dann richte dem senator bitte aus, dass der edle Appius Claudius Sabinus ihn gern im Bezug auf eine Mitgliedschaft in der ehrwürdigen salii collini sprechen möchte und ihn deshalb herzlich in die villa claudia in roma zur Erörterung dieses Themas einlädt.“


    Irgendwie ahnte der Nubier das er trotzdem für diesen Misstand bestraft werden würde.

  • Leone blinzelte irritiert. Da wollte der Claudier, dass der Aurelier ihn besuchen kam, weil der Claudier ein Anliegen hatte? Beinahe hätte er sich am Kopf gekratzt, was nun wirklich nicht sonderlich höflich gewesen wäre. Er hatte von diesen Dingen ja auch keine Ahnung, aber sein Großvater hatte ihn immer ein Sprichwort gelehrt. Der Prophet kam stets zum Berg, nicht andersherum. Mit sich hadernd, ob er so vorlaut sein und darauf hinweisen sollte, betrachtete er erst den Sklaven, dann seinen Herrn. Und entschied sich dann dagegen. "Ich werde es ihm ausrichten", versprach Leone, argwöhnte allerding, dass sein Herr sich nicht bequemen würde. Er sah sich jedoch genötigt, nochmals darauf hinzuweisen, dass der Senator sicher bald zurückkommen würde. "...wenn ihr wirklich nicht warten wollt. Es kann nicht mehr lange dauern." Für gewöhnlich kehrte der Aurelier spätestens gen Mittag nach Hause zurück, um einen Happen zu essen.

  • „Nun gut... dann hoffen wir das es nicht zu lange dauert“ Hoffte der Nubier besonders für sich selbst und war gespannt ob sein Herr in der Zwischenzeit in die villa eingeladen werden würde. Das würde zumindest dem Nubier zugutekommen, so dachte er sich zumindest.

  • Ein wenig verdutzt sah Leone den Sklaven nun an. Was wollte der nun? Drinnen warten? Oder sollte er Corvinus doch ausrichten, dass ein Claudius Sabinus ihn sprechen wollte und eingeladen hatte? Irritiert blinzelte er und räusperte sich. Sonderlich helle erschien ihm sein Siegelbild gerade nicht mehr - oder hatte er selbst etwa was falsch verstanden?

  • Leone sagte nichts weiter dazu. Es war schon seltsam genug, dass der Sklave einfach so entschied, was der Herr wollte, ohne ihn auch nur einmal fragend anzusehen. Aber das war nicht sein Met. Er zog die Tür weiter auf und deutete hinein. "Dann folgt mir bitte."


  • Leone beobachten war langweilig... dieser Mensch saß faul rum, stocherte mit einem Stück Holz in seinem Mund herum oder kratzte sich irgendwo. Tilla seufzte verhalten, lugte zu den Gängen zurück, aus denen dominu Ursus und ihre Herrin Laevina kommen mussten. Wie lange brauchten die denn jetzt? Tilla dachte, ebenso wie Ursus, nicht mal an eine Sänfte.. es war für sie ganz normal das Haus zu Fuß zu verlassen und zu Fuß zurückzukehren. Als jüngste Sklavin musste sie sowieso immer laufen und die anderen, die sie begleiten sollte, per pedes begleiten. Allmählich des Wartens überdrüssig, zupfte sie an ihrem Umhang herum, entfernte die Hasen- und Pferdehaare die von den letzten Ausflügen in die Ställe stammten. Zuletzt holte sie eine Pistazie heraus, versuchte diese mit den Zähnen zu knacken... *knackknirsch* Das Glöckchengeräusch klang dumpf unterm dem Umhang. *knackknirsch*

  • Nach einer kurzen Weile erreichten auch Ursus und ich die Porta, an der Tilla schon ungeduldig auf uns wartete. So lange hatten wir doch gar nicht gebraucht!
    Auf die Frage nach der Sänfte, mit der ich eigentlich fast fest gerechnet hatte, überlegte ich erst kurz. Bevor ich antworten konnte, sah ich wie hübsch Ursus errötete und musste mein Entzücken mühsam unterdrücken. Wie süß!
    Ich antwortete nur etwas verspätet: "Nein, wir können gerne laufen, von mir aus!" Ich war selbst leicht überrascht. Lange Spaziergänge war ich nicht gewohnt, aber nach meinem Ausflug mit Severa war ich irgendwie auf den Geschmack gekommen. Wir betraten die Strasse, im Gefolge Tilla und einen starken Leibwächter und ich folgte Ursus willig und wartete gespannt, wo er mich hinführen würde. Während des Gehens nahm ich mit allen Sinnen meine Umgebung wahr und hier im edleren Viertel war selbst der Geruchssinn nicht so furchtbar enttäuscht, wie sonst in Rom.


  • Ad: Tilla Romania
    Villa Aurelia Roma
    Salve, kleines Glöckchen!
    Mit diesem Schreiben möchte ich dir mitteilen, dass ich mir eine schöne und großzügige Wohnung gefunden habe und würde mich freuen, wenn du mich besuchen kommen könntest.. Abends bin ich fast immer zu Hause. Hier ist die Adresse: Casa Sergia Via Nomentana am Fuße des Quirinal. Die Casa ist sehr leicht zu finden.
    Freue mich auf deinen Besuch,
    Vale bene,
    Duccia Clara


    Bevor sie aber losgingen, bekam Tilla eine Rolle in die Hand gedrückt. Bevor sie jedoch nachfragen konnte was das war oder ob es ein Irrtum war, war der Überbringer schon wieder verschwunden. Sie warf einen entschuldigenden Blick zu Laevina und Ursus, öffnete die Rolle und begann zu lesen. Ihre Augen begannen zu strahlen.. da war endlich die heiss ersehnte und versprochene Nachricht von Duccia Clara.


    Tilla juchzte stumm auf, sprang freudig in die Höhe und klatschte in die Hände Ich habe Post bekommen! Meine allererste Post!!! Noch nie habe ich einen Brief bekommen und jetzt kriege ich auch einmal Post!! teilte sie den anderen freudestrahlend mit. Eine Nachricht von Clara! Sie hat ein dach überm Kopf gefunden und ich darf sie besuchen kommen... was ich auch sehr gerne machen möchte. Tilla hielt im Freudentänzchen inne, sah zu Laevina rüber. Darf ich denn? Oder können wir gleich zusammen dort vorbeigehen? Nur gucken, ob es ihr auch wirklich gut geht... fragte sie bittend schauend.

  • Quintus Philo ging als nach den Ratschlägen des M. Valerius Mercurinus, auf welchen er in der Regia des Cultus Deorum aufgesucht hatte, an die porta der villa Aurelia, um dort vielleicht ins Gespräch mit dem sehr angesehenen und einflussreichen M. Aurelius Corvinus zu kommen, obwohl Quintus Philo selbst keinen wirklichen Termin hatte, den er vielleicht bei einem so viel beschäftigten Mann besser haben sollte. Doch er wollte es dennoch versuchen in Schritt, nach langem Hin und Her durch die Stadt, endlich an das große Tor, und klopfte.


    *Klopf, klopf*

  • Es war ein guter Tag. Leone fühlte sich beschwingt, und das lag nicht nur daran, dass Matho niemanden mehr herumkommandieren konnte. Nein, Niki, die Köchin, hatte die Reste von einem Gastmahl unter den Sklaven aufgeteilt, und Leone hatte eine fette Gänsekeule abbekommen. Zwar hatte er daraufhin einiges an Zeit verwenden müssen, um die Fleischreste zwischen den Zähnen fortzubekommen, aber nun war er guter Dinge und öffnete dementsprechend beschwingt auch die porta. "Salve! Was kann ich für dich tun?"

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