• Die Frage - 'Wer war zuerst da, die porta oder Leone? - war ebenso schwer zu beantworten wie das Pendant, mit dem Huhn und dem Ei. Nur eines war gewiss. Beide (also Leone und die porta) waren sie scharz wie Ebenholz und dementsprechend schwer war der Ianitor zu erkennen, wann immer er sich in nächster Nähe zu eben jener porta aufhielt, die sein ein und alles (weil seine Daseins-Berechtigung wie seine Bestimmung) war. Somit war es unschwer zu erraten, dass auch auch dieses Mal es Leone war, der die porta vorsichtig auf zog, das Holz und den Riegel dabei fast zärtlich tätschelnd wie einen Babypopo, ehe er sich der Person zu wandte die es gewagt hatte, in klopfender Weise, seinen Augapfel zu berühren:


    "Ja bitte?" Leone´s linke Augenbraue wanderte argwöhnisch nach oben, während er (auf Anwort wartend) an dem Sklaven vorbei zu eben jener Person schielte, die ihm nicht gänzlich unbekannt vor kam. Ja bei allen Göttern!!! Das ist doch ... ist das nicht der ...... also der ... der Aurelier, der immer dann hier anzuklopfen pflegte, wenn er nicht mehr weiter wusste oder wohin sonst? ...

  • Der Sklave, der eben geklopft hatte, blickte sich unruhig um. Er war nervös. Hoffentlich würde sich sein Herr einigermaßen anständig benehmen. Er hatte keine Kenntnis in wie weit sein dominus klar bei Verstand war, zumal er soeben einen weiteren Schluck aus dem Weinschlauch nahm und sich den Mund abwischte. Er war fast dankbar darum, dass der Weinschlauch wieder unter den Gewändern seines Standesgenossen verschwunden war, ehe sich die porta schließlich öffnete und ein bulliger Afrikaner zum Vorschein kam.


    "Mein dominus, Nero Aurelius Scipio, bittet...", begann der Sklave, ehe er lautstark von seinem Herrn verbessert wurde.
    "Er verlangt!", warf Scipio mutig ein. Noch blieb es beim aufflammenden Mut, beseelt vom Alkohol. Bitten würde er noch früh genug, aber keinen Sklaven.
    "...verlangt um Eintritt und darum empfangen zu werden.", beendete der Sklave schließlich und blickte den Afrikaner mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck an. Dienst war schließlich Dienst und für seinen Herrn war der Wein.

  • Zitat

    Original von Nero Aurelius Scipio


    Nero Aurelius Scipio war es also der Einlass verlangte. Leone´s Gesichtsausdruck wirkte leicht überrascht und dennoch gefasst. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, dass die Herrschaften stets nach allem möglichen "verlangten", anstatt darum zu bitten. Ungewöhnlich oder, besser gesagt, überraschend war nur, dass der Aurelier so plötzlich wieder vor der Türe stand, war er doch vor längerer Zeit einfach spurlos verschwundenm gewesen. Gerüchten zufolge hatte es den Aurelier sogar bis nach Alexandira und weiter nach Parthien verschlagen, wo ihm angeblich eines seiner zwielichtigen Geschäfte zum Verhängnis geworden sein soll. Das hatte zumindest Cassius der Stalljunge gegenüber Leone behauptet, dem es Dana der Küchenmagd gesagt haben soll, die es wiederum von Nele der nubischen Kammerzofe gehört haben wollte, die des öfteren des nachts dem Aurelier sein Bett gewärmt hatte. Zugegeben, die Quellenangaben waren mehr als dürftig und keiner von den drei Sklaven war zwischenzeitlich noch im Besitz der Aurelier. Somit könnte wohl nur der Aurelier selbst den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchtes verifizieren, wobei Leone es tunlichst vermied ihn danach zu fragen. Wen interessierte es auch, was Sklaven so den lieben langen Tag untereinander tratschten, wenn ihnen mal Zeit dazu blieb.


    Fakt war jedenfalls, dass der Aurelier nun quicklebendig wieder vor der Türe stand, wo er natürlich nicht bleiben konnte. Nur wohin mit ihm auf die Schnelle? Sein Zimmer war nämlich - der Ungewissheit seines Verbleibes wegen - zunehmend in eine Art Abstellkammer verwandelt worden. Konkret gesprochen: In Scipios Zimmer standen einige angestaubte Büsten herum und nebenbei diente der Raum Klein-Durus als Spielzimmer. Aufgeräumt und sauber war es somit nicht, doch wofür gab es eifrige Sklaven die diesen Zustand schleunigst würden ändern. Zu hoffen blieb nur, dass der Aurelier genügend Geduld (/ Wein) mitgebracht hatte und der sich noch so lange gedulden (/auf den Beinen halten konnte) bis sein Gemach wieder im alten Glanz erstrahlen würde.


    "Natürlich, ...", entgegnete Leone also dem Sklaven freundlich zu nickend, ehe er die Türe mit einer Verbeugung ganz aufzog:"Willkommen Herr. Bitte tritt ein und gedulde dich einen Moment, ich werde nachsehen lassen wer von den Herrschaften , ehm ..." bereit? - gewillt? - gezwungener Maßen? . " gerade zugegen ist um dich zu empfangen, Herr" Der Nubier stockte kurz, da er überlegen musste, wohin genau mit dem Aurelier. "Dina! bewirte den dominus so lange im Tablinum!", rief er in Richtung der herbei eilenden Sklavin und hoffte, dass dieser Ort dem Herrn für die Wartezeit genehm wäre.

  • Die ganze Angelegenheit war Scipio wie eine Ewigkeit vorgekommen, dauerte sie doch nur wenige Minuten. Seine Kehle war trocken, es dürstete ihm nach dem kühlen Saft der Reben und er hatte das Gefühl aufzufallen, wenn er noch länger hier vor der Tür stehen musste. Er durfte nicht auffallen. Niemals. So schlimm der Zustand auch war. Niemand durfte davon erfahren.
    Endlich wich der Schatten und gab den Blick ins Innere des Hauses frei. Der erste Schritt war geschafft, weitere Schritte würden sogleich folgen. Kritische Schritte, denn er hatte das Gefühl, dass der Afrikaner ihn genau beobachtete. Wusste er? Würde er noch misstrauischer werden? Er durfte nicht auffallen und konzentrierte sich daher darauf besonders zielstrebig, aufrecht und gerade zu laufen und genau das wurde ihm zum Verhängnis. Direkt neben dem Afrikaner machte er einen kurzen Ausfallschritt und rempelte ihn erst einmal leicht an, ehe er von einem seiner Sklaven am Arm gepackt wurde und wieder in einen sicheren Stand gezogen wurde. "Dieser Boden ist aber auch glatt!", schimpfte der Sklave gut einstudiert und begleitete Scipio erst einmal noch ein Stück an der Seite, jederzeit bereit wieder einzugreifen. Er kannte ja seinen Herrn.


    Scipio kam das Ganze so unwahr vor, genau wie die Schönheit, die jetzt auf ihn zu kam und sich wohl weiter um ihn kümmern sollte. Leider wohl nicht so, wie er sich das Ganze vorstellte. Er ließ also seine Sklaven stehen und folgte ihr im engen Abstand ins Tablinum. Natürlich nicht ohne ihr ein paar mal grinsend in den Hintern zu kneifen.

  • Noch während sein Herr Purgitius Macer mit anderen Mitgliedern im Haus der Factio Russata saß, erreichte der Laufbursche die Villa Aurelia, um im Auftrag seines Herrn die Teilnahme der Factio Russata an den Totenspielen für Tiberius Durus zu melden. Da ihm sein Herr keine besondere Eile auftragen hatte, hatte er den Weg zwar zügig, aber entspannt hinter sich gebracht und klopfte dementsprechend nun auch ganz entspannt an die Tür der Villa und wartete darauf, dass man ihm öffnete, um seine Nachricht zu überbringen.

  • [Blockierte Grafik: http://imageshack.com/a/img184/8012/nuntiusbz6.jpg]


    Da Leone sich durch den Lufzug, der beim öffnen und schließen der porta entstand, schlimm verkühlt hatte und er deshalb in seinem Bett lag, öffnete an diesem Tag nicht er sondern ein Aushilfssklave die Türe.


    Bevor die porta jedoch aufschwang öffnete und schloss sich kurz der Sehschlitz, durch den jeder "Klopfer" zunächst ob seines optischen Eindrucks gemustert wurde. Bestand der Ankömmling den Sehtest, so wurde die Türe aufgezogen. Handelte es sich dagegen um einen verwahrlosten Bettler, der Essensreste schnorren wollte oder gar um eine finster erscheinende Person, so erfolgte die - mehr oder weniger freundliche - Kommunikation ausschließlich durch das Holz der geschlossenen Türe hindurch.


    Im vorliegenden Fall erkannte aber selbst das ungeschulte Auge des Aushilfssklaven sofort, dass es sich bei der Gestalt nur um einen Boten handeln konnte und so öffnete sich die Türe prompt für ihn.
    "Sei gegrüßt. Was wünschest du?", fragte der Aushilfssklave höflich und freundlich lächelnd den Burschen, nachdem er einen Schritt vor die Türe gemacht hatte ...

  • "Salve", grüßte der Laufbursche zurück und hatte natürlich keine Ahnung, ob ihm hier der reguläre Türhüter oder ein Vertreter gegenüber stand. Zwar kannten sich Türhüter und Boten, die häufiger miteinander zu tun hatten, durchaus untereinander, aber die Villa Aurelia gehörte nicht unbedingt zu den Orten, zu denen ihn sein Herr häufiger schickte. Also war es auch geraten, dass er sich etwas umfangreicher vorstellte. "Ich wurde von Purgitius Macer geschickt, mit einer Nachricht für Aurelius Lupus. Dieser hatte die Factio Russata zur Teilnahme an dem Wagenrennen anlässlich der Totenspiele für Tiberius Durus eingeladen und mein Herr lässt ausrichten, dass die Factio sehr gerne mit zwei Fahrern daran teilnehmen wird." Beim Vortragen dieser Nachricht strahlte er, als würde er sich selber unglaublich darüber freuen, dass es wieder ein Rennen geben würde.

  • [Blockierte Grafik: http://imageshack.com/a/img184/8012/nuntiusbz6.jpg]
    "Ah! ... Wegen dem Wagenrennen ...", entgegnete der Aushilfssklave ebenfalls sehr erfreut klingend. Das Wagenrennen sorgte bereits seit Wochen unter den Sklaven für Aufregung, denn am liebsten wollten alle die Herrschaften dorthin begleiten. Die Spiele boten nämlich eine willkommene Abwechslung für den tristen Sklavenalltag und außerdem war es DIE Gelegenheit, um neben dem bisschen servieren von Speisen und Getränke die Spiele verfolgen zu können.


    "Zwei Fahrer von der Factio Russata, ...in Ordnung. Ich bin sicher mein Herr wird sich sehr über die Zusage deines Herrn freuen. Ich werde es Aurelius Lupus sofort ausrichten, außer, du sollst ihm die Nachricht persönlich überbringen?" Mit einem fragenden Blick sah der Aushilfssklaven den Boten an während er bereits ein kleines Wachstäfelchen zückte, um die Nachricht für Aurelius Lupus zu notieren. Es war ja gut möglich, dass der Bote noch weitere Nachrichten für den Hausherrn hatte ...

  • Der Laufbursche schüttelte den Kopf. "Nein, persönlich überbringen soll ich die Nachricht nicht." Das trug ihm sein Herr auch relativ selten auf. Im Allgemeinen vertraute er wohl darauf, dass Türsklaven oder Sekretäre zuverlässig waren. "Danke fürs Ausrichten. Dann bin ich auch schon wieder weg. Vale", verabschiedete sich der Bursche dann. So war es eben, das Leben als Laufbursche. Auftrag annehmen, irgendwo hinlaufen, Auftrag ausführen und wieder zurücklaufen.

  • Nachdem Commodus eine positive Antwort auf seinen Brief bekommen hatte, stand er nun vor der Villa Aurelia.
    Er hatte beschlossen endlich ein bestimmtes Thema anzugehen. Bei diesem Besuch ging er nur von begrenztem Erfolg aus aber er hatte sich gedacht erst einmal ganz oben anfragen weiter nach untern konnte man sich ja dann immer noch orientieren.


    Nachdem er aus der Sänfte gestiegen war richtete er erst einmal seine Kleidug. Er trug heute nagelneue, sündhaft teure und nach dem letzten Schrei gefertigte Kleidung. Er selber war auch in bestem Zustand also frisch gebadet, rasiert, frisiert und leicht eingeölt. Dabei hatte er streng darauf geachtet das dabei seine Männlichkeit und sein Stand betohnt wurden und er nicht am Ende sogar leicht tuntig rüber kam.


    Varia war natürlich mit dabei. Auch sie hatte hatte einiges an Programm über sich ergehen lassen und war heute ganz frisch gestylt und für ihre Verhältnisse sogar aufgetackelt. Also leicht geschminkt, eingeölt und sogar leicht parfümiert. Dabei war sie aber in ihrer Funktion als Custos da. Da Commodus sehr wohl gemerkt hatte das Varia in ihrem "leichten" Outfit zwar ansprechender aussah aber irgendwie..."zappelig" war hatte Commodus hier heute aufgetragen das andere zu tragen. Er wollte ja auch nicht von sich und seinem Anliegen ablenken.
    Varia war also in hochglanzpolierter auf den Körperangepassten Brustplatte, einem Lendenschurz mit langen breiten Lederriemen und Caligae gekleidet. Dazu noch ein Umhang dem man vorne schließen konnte.


    Commodus ging zur Tür und klopfte an die Villa Aurelia.

  • An diesem Tag spielte Leone - wie so oft - mit sich selber das Spiel: "Horch mal wer da klopft!", bei dem er am Takt des "Klopfens" zu erraten versuchte, wer da vor der porta stand und um Einlass bat. Als langjähriger Ianitor hatte er nämlich herausgefunden, dass jeder Mensch (respektive der für ihn stellvertretend handelnde Sklave) auf seine ganz eigene Art und Weise zu klopfen gedachte. Der eine forsch, der andere ganze sachte. Mal ein schnelles Stakkato, oder aber wenige langsame Schläge - eben jeder nach seinem Gusto. Am einfachsten waren im übrigen die Prätorianer zu erraten, wenn sie (anstatt anzuklopfen) die Türe von vorne herein eintraten. Aber zum Glück kamen die eigentlich nicht mehr zu "Besuch", seitdem Salinator endlich Geschichte war.


    Heute tat Leone sich jedoch schwer, denn dieses Klopfen reihte sich in eine Vielzahl ähnlich klingender Rhythmen ein und so war er schon gespannt wer derjenige war der da klopfte, um sogleich dessen Namen abzuspeichern:


    "Salve Herr. Wie kann ich dir weiter helfen?, fragte Leone freundlich lächlend - und eine Verbeugung andeutend - nach, als er den überaus schick gekleideten und gut duftenden Mann begrüßte. Er tippte einfach mal auf den Helvetier, denn schließlich hatte dieser für heute einen Termin, doch könnte natürlich auch jemand anders zufällig vor der Türe stehen.

  • Mit einem kurzen Blick schätzte Commodus die beeindruckende Gestalt des aurelischen Ianitors ab und hob anerkennend kurz eine Augenbraue. Der helvetische Iantior Atermas war definitiv fähig seine Gestalt und Aufmachung machte aber weniger her als dieser Nubier. Vielleicht sollte er das mal auf seine Liste setzen.
    "Salve, mein Name ist Marcus Helvetius Commodus und der Hausherr erwartet mich!"


    Varia als seine Leibwache stellte er natürlich nicht extra vor.

  • Varia folgte Commodus, wie immer wie ein Schatten, lautlos, schweigend. Ja sie hatte sich angewöhnt in seiner Gegenwart nur zu reden wenn er sie direkt ansprach. Ansonsten blieb sie stumm wie ein Fisch. Für Ausstehenden musste sie gar desinteressiert wirken. Aber sie war hellwach und hatte ihre Umgebung stets im Blick.
    Dem Ianitors nickte sie kurz zu. Sie würde sich ja eh hier im Eingangsbereich aufhalten, während ihr Dominus seinen Termin wahrnahm. Nur wenn er es unbedingt wünschen würde, würde sie ihm folgen. Aber zunächst ging sie einfach mal davon aus, das sie hier warten würde.

  • Nachdem der Gast seinen Namen genannt hatte, trat Leone einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Handbewegung in Richtung atrium. "Willkommen Herr. Bitte folge dem Sklavenjungen ins tablinum, dort wirst du bereits erwartet."


    Der Begleitung des Helvetiers nickte Leone ebenfalls freundlich zu und deutete ihr mit einem Fingerzeig an, dass sie sich neben der porta auf die Bank setzen könnte, um dort auf ihren Herrn zu warten, sofern dieser sie nicht mit ins tablinum nehmen wollte.

  • Da, bis auf die Ausnahme beim Besuch bei Fausta, Commodus Varia eben genauso benutzte wie ein großer Teil der reichen Römer ihre Leibwachen benutzte blieb diese natürlich hier. Er gab ihr nur noch die knappe Anweisung in leisen Worten.
    "Finde soviel wie es geht über den Ianitor raus."


    und ging dann hinter dem Sklavenjungen hinterher.

  • Varia schaute Commodus fragend nach. Sie sollte was? Wie genau stellte er sich das eigentlich vor? Sah sie aus wie eine Plaudertasche? Eigentlich hatte sie gehofft sich hier, wie so oft, einfach ihren Gedanken nachzuhängen. Aber nun sollte sie Konversation machen und dabei auch noch was über den Typ da rausbekommen. Na ganz prima. Warum interessierte er sich überhaupt für den? Sonst waren Sklaven für Commodus doch auch nur Möbelstücke oder zierendes Beiwerk.
    Varia nahm also erst mal Platz und grübelte eine Weile, wie sie ein Gespräch anfangen konnte. Sie war ja in so was überhaupt nicht geübt. Also versuchte sie es erst mal mit einem unverfänglichen Thema....
    Wetter, genau Wetter ging immer wenn man nicht wusste worüber man reden sollte.
    „Ganz schön warm heute. Oder was denkst du?“ sagte sie also schließlich, mit einem versuchten Lächeln, zu dem Ianitor. „Ich heiße übrigens Varia.“

  • Zitat

    Original von Varia
    „Ganz schön warm heute. Oder was denkst du?“ sagte sie also schließlich, mit einem versuchten Lächeln, zu dem Ianitor. „Ich heiße übrigens Varia.“


    Nachdem Leone die Türe hinter dem Besucher geschlossen hatte, nahm er wieder auf der Bank Platz. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er dabei, wie der Gast seiner Leibwächterin noch etwas zu raunte, jedoch verstand er nichts von dem Gesagten. Allerdings kam Leone nicht umhin bei der Gelegenheit die Frau kurz von oben bis unten zu mustern. Irgendwie faszinierte ihn der Anblick der Amazone, die trotz ihrer weiblichen Schönheit eine gewisse maskuline Gefährlichkeit ausstrahlte. Und so richtete Leone sein Augenmerk lieber schnell wieder auf die Honigküchlein, welche die Köchin ihm vorhin auf einem Tablett vorbei gebracht hatte, ehe die Amazone noch mit bekäme wie er sie anstarrte. Honigküchlein! Das war das Stichwort. Mmmmh .... lecker! Dieser Anblick war mindestens genau so faszinierend für den Nubier und sofort vergaß er alles andere um sich herum.


    Andächtig hielt Leone eines von den Küchlein zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, schnuppert kurz daran und schon entblöste er seine strahlend weißen Zähne, um ... - ... sogleich in seiner Bewegung zu erstarren, als plötzlich die Stimme der Frau in seiner Nähe erklang. Langsam wandte Leone den Kopf und (mit hoch gezogenen Augenbrauen) blickte er irritiert zu ihr. Dieses Lächlen! Da saß sie also und wollte reden. Ausgerechnet übers Wetter??? Leone wusste nicht so recht wie ihm geschah.


    "Warm? ..Heute? ..Pffff ...",etwas hilflos zuckte Leone mit den Schultern als er nach einer passenden Antwort suchte: "Tja, also wie man´s nimmt, nicht wahr? Also bei mir zu Hause, in Africa, da wo ich herkomme ist es noch viel heißer als hier, weißt du?"


    Gedanklich watschte sich Leone selbst als er sich so reden hörte. Da wollte sich die Frau offensichtlich einfach nur nett mit ihm unterhalten und dann stammelte er herum wie der letzte Idiot. Kurz atmete Leone durch und nachdem er sich ein bisschen gefangen hatte sprach er weiter: "Warst du zufällig schon mal in Africa? ... Ach ja und mein Name ist Leone. Ehm, hier bitte, möchtest du die mal probieren? Die sind ebenfalls noch ganz schön warm. Das sind bestimmt die besten Honigküchlein von ganz Rom!", mit einem etwas verlegen wirkendem Lächeln hielt Leone ihr das Honigküchlein ehrerbietungsvoll hin, als würde er ihr eine Blume überreichen wollen.

  • Varias Lächeln wurde eine Spur breiter und ehrlicher, ja wer konnte schon nein zu Honigküchlein sagen. Sie nahm als ganz vorsichtig, dass so eherbietungsvoll dargebotene Küchlein. „Danke.“ sagte sie freundlich und biss vorsichtig hinein.
    „In Afrika, nein da war ich noch nicht. Noch viel heißer als hier?“ Varia mochte sich das nicht mal vorstellen, nun gut heute war es eher angenehme, aber im Sommer, ja da war die Hitze hier drückend. „Du warst also auch mal frei?“ kaum ausgesprochen bereute Varia ihre Frage auch schon. Sicher war er das, wie sollte er sich sonst an seine Heimat erinnern können? Außerdem wusste gerade sie doch welche Wunden diese Frage aufreißen konnte, aber zurücknehmen konnte sie sie ja nicht mehr, also fragte sie einfach weiter. „Wie alt warst du als du herkamst?“ Varia schickte ein Stossgebet zu ihrer Göttin, dass er nicht auch schon als Kind gefangen genommen wurde, irgendwie waren alle fast alle Skaven, die sie bisher kannte Kinder gewesen, als man sie gefangen hatte. Sie biss noch mal in das Küchlein. „Die sind wirklich lecker.“ schob sie dann noch hinterher.

  • "Oh ja, bei uns ist es noch viel ... viel heißer als hier !", bestätigte Leone und es freute ihn, dass Varia das Küchlein von ihm annahm. Sie machte irgendwie einen netten Eindruck und man schien sich mit ihr gut unterhalten zu können, ganz im Gegensatz zu den meisten ihrer männlichen Leibwächterkollegen, die den Mund nur aufbrachten wenn es etwas zu futtern gab. So wie Einar und Bernulf zum Beispiel, die zwei Leibwächter der Aurelia Prisca. Die Beiden standen nämlich zufällig gerade in der Nähe herum und verputzen ebenfalls schmatzend Honigküchlein. Heute schien irgendwie die ganze villa Aurelia voll davon zu sein - von Honigküchlein fein …


    Eine Leibwächterin wie Varia würde eigentlich viel besser zur Herrin passen, dachte Leone beiläufig, als er kurz zu den beiden grobschlächtigen Germanen hinüberblickte und bemerkte, wie die Beiden ihrerseits die "Kollegin" aus den Augenwinkeln musterten. Fehlte nur noch, dass Einar und Bernulf ausgerechnet heute Lust bekämen zu "plaudern" und so setzte Leone schnell bei dem zuletzt Gesagten an: "Es freut mich, dass sie dir schmecken. Nimm dir ruhig mehr wenn du willst." Mit einer einladenden Geste (die nur Varia galt) stellte er den Teller mit den Küchlein zwischen sich und ihr ab und nahm zunächst selbst eines von den Teilchen, um genüsslich seufzend hinein zu beißen. Das gab ihm etwas Zeit um sich auf die übrigen Antworten vorzubereiten. Nicht, weil es ihm sonderlich schwer viel von seiner Vergangenheit zu sprechen, sondern weil er nicht genau wusste wo er anfangen sollte. Für seine Herkunft hatte sich nämlich noch nie jemand interessiert und so kam er sich ein wenig seltsam vor ausgerechnet Varia nun davon zu erzählen:


    "Ja ich war auch mal frei. … Ich bin in Africa geboren und aufgewachsen. Mein Stamm hatte mich gerade in den Stand der Jäger erhoben, als die Römer unser Dorf überfielen und uns alle als Sklaven gefangen nahmen. Wie uns erging es im übrigen vielen anderen Stämmen auch so, denn unser Volk ist zu schwach um gegen die Übermacht der Römer zu bestehen. … Tja das geschah vor ungefähr 10 Jahren. Anschließend brachten die Römer mich und viele Andere aus meinem Volk hierher nach Rom, wo ich an die Aurelier verkauft wurde und seitdem lebe ich hier und bewache diese Tür da …" Leone nickte hinüber zu der porta, die zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden war. Ihn wunderte selbst, dass kaum Bitterkeit in seiner Stimme lag sondern immer noch Stolz und Überzeugung in seinen Worten mit wog: "Aber ich werde nicht für immer diese Tür bewachen. Eines Tages werde ich als freier Mann in meine Heimat zurück kehren." Dann bin ich frei und werde meine Heimat wieder sehen. … Aber jetzt noch nicht … noch nicht.


    Leone seufzte andächtig und sah wieder in Varias Augen: "Und du? … Von welchem Volk stammst du? Eine so ehrbare Kriegerin wie dich habe ich - ehrlich gesagt - noch nie hier gesehen" Leone meinte das keineswegs ironisch. Im Gegenteil klang seine Stimme aufrichtig und anerkennend da er überzeugt war, dass der Römer ihr sonst kaum sein Leben würde anvertrauen, wenn sie ihr "Handwerk" nicht wirklich bestens verstünde.

  • Varia hatte die beiden Germanen, zumindest nahm sie aufgrund von Größe und Gestalt an, dass sie eben solche waren, wohl bemerkt. Ein kurzes flüchtiges Nicken in deren Richtung und schon hatte der schwarze Türwächter wieder ihre volle Aufmerksamkeit.
    So nahm sie auch dankend noch eins von den leckeren Teilchen.
    Vor Zehn Jahren also. Varia schaute ihr Gegenüber an und versuchte sein Alter zu schätzen. Anfang 30 vielleicht? - Hm oder doch Ende 20? irgendwo dazwischen würde er bestimmt liegen.
    Also war er wenigstens kein Kind mehr. Obwohl manchmal fragte sich Varia ob es nicht einfacher wäre...


    Die Schicksale aller Sklaven ähnelten sich wohl. Und für einen Jäger, also einen, der viel in der Natur unterwegs gewesen war, musste dieses Tür bewachen wohl wie eine Gefängniszelle sein.


    Sie nickte beiläufig. Ah auch er dachte also man würde ihn frei lassen, wie oft hatte sie das schon von dem einen oder anderen gehört? Sie hielt es inzwischen nur noch für eine römische Floskel, mit der man Sklaven bei Laune hielt. Aber sie sprach das natürlich nicht aus, denn Hoffnung war wohl das woran sich die meisten hier aufrecht hielten.
    „Bestimmt und dann siehst du deine Heimat wieder.“ sagte sie statt dessen mit einem freundlichen Lächeln.


    Varia musste lachen, nein sie lachte Leone nicht aus, sondern an. „So viele von uns gibt es ja auch nicht.“ sagte sie zwinkernd. „Nun ich stamme aus einer Region, die man wohl den Griechen zuordnet. Mein Stamm lebt in der Nähe des Thermodon. Die Griechen nennen uns Töchter des Ares. In Rom nennt man uns Amazonen.“ sagte sie freundlich zu ihrem Gesprächspartner. Inzwischen war sie es ja auch gewohnt, dass man sie fragte warum ausgerechnet ein Frau ein Leibwächter war. Dies war scheinbar selbst für Rom ungewöhnlich.


    „Und du musst nur auf diese Tür aufpassen?“ fragte sie nochmal, fast schon ungläubig. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass das mitunter langweilig werden konnte. „Oder hast du auch andere Aufgaben?“ Varia machte es sich gemütlich, so gut es eben ging, sie war jetzt tatsächlich in Plauderlaune, was auch an der Freundlichkeit ihres Gegenübers lag.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!