Es war einer jener Tage, an denen Cnaeus immer wieder feststellte, dass er etwas unternehmen musste. Er hatte schon zu viel Zeit damit vergeudet zu warten und zu viel Verantwortung - in Bezug auf seinen Werdegang - auf andere Personen übertragen. Natürlich stand eine erfolgreiche Karriere in Rom stets in Verbindung mit einem einflussreichen Patron, jedoch wurde dem Fabier immer bewusster, dass ein Standbein womöglich nicht ausreichte, um die Räder der Urbs Aeterna in Bewegung zu bringen. Also entschied Cnaeus, die Therme aufzusuchen. Die Therme waren - so glaubte er zumindest - ein exzellenter Ort für kleine Unterhaltungen. Wenn er etwas Glück hatte, konnte er vielleicht sogar weitere Kontakte knüpfen, die seinen Einstieg in die Ritterlaufbahn etwas verkürzen oder erleichtern konnten.
In einer schlichten Tunika gekleidet, schritt Cnaeus auf die Tür der Casa zu, wo ihm bereits Lasthenes begegnete. "Herr, wohin gehst du?" Cnaeus schaute etwas verdutzt drein, als der Sklave ihn ohne Aufforderung zu einer Rechtfertigung zwang. "Seit wann, Sklave, erlaubst du dir selbst zu sprechen?" Der Blick des Fabiers verfinsterte sich weiter, woraufhin Lasthenes etwas zuckte. Mit einer schnellen, unbeholfenen Handbewegung zeigte der Sklave an, dass er seinem Herren nicht zu nahe treten wollte. "Oh nein, mein Herr, das will ich nicht. Ich...Es herrscht eine Ausgangssperre, mein Herr." Cnaeus' Gesichtsausdruck entspannte sich bei diesen Worten keineswegs, offenbarte nun aber mehr Verwirrung als Verärgerung. "Eine Ausgangssperre?" Eine Ausgangssperre hatte er noch nie miterlebt. Weswegen auch, Rom war seit seiner Geburt eigentlich noch nie in Gefahr. "Warum?" Lasthenes wartete einen Moment, ehe er dann bestimmt antwortete. "Man munkelt, der Kaiser wäre vergiftet worden. Dass er tot ist, ist auf jeden Fall sicher."
Verdutzt ging Cnaeus einige Schritte zurück und ließ sich auf eine der Klinen im Atrium fallen. Zunächst dachte er daran, was dies für das Imperium Romanum bedeutete - wer würde nun Valerianus' Nachfolger werden, was würde mit dem Stadtpräfekten passieren? Dann dachte er - was für ihn von größerer Bedeutung war - was dies für seine Karriere bedeutete. Er wusste, dass sich dadurch sein Einstieg in die Ritterlaufbahn nur noch weiter verzögerte - womöglich um Wochen, wenn nicht gar Monate. Kein Amt, kein Geld. Kein Geld, keinen Einfluss. Keinen Einfluss, keine Macht. Cnaeus' Verwirrung schlug nun ihn Wut um. Wie vom Blitz getroffen, sprang der Fabier auf und stürmte in Rage aus dem Atrium. Es war nur noch der laute Krach einer zugeschlagenen Holztür zu vernehmen, die nun keinen Einblick mehr gewährte, was dahinter geschah.