Decima Valeria

  • Ob Valerias Frage musste Maximan leicht schmunzeln. Nein, nicht weil er es witzig fand oder glücklich war. Er schmunzelte darüber, dass er seinen Vater nicht kannte und so auch nicht einschätzen konnte, wie er handeln würde, wenn er ersteinmal hiervon erfuhr. Dann verschwand das Schmunzeln, das eigentlich soetwas wie ein Aufatmen der Gesichtszüge hätte sein sollen.


    "Ich weiß es nicht, wie er handeln wird. Aber ja, wir werden noch ein wenig Zeit haben. Sie werden uns zwar schwer machen, ihr Möglichstes tun, dich und mich getrennt zu halten, aber... Aber sie können ja nicht den ganzen Tag auf jeden von uns aufpassen."


    Optimistische Worte, das wusste Maximian. Aber er wusste auch, dass er keine Chance ungenützt verstreichen lassen würde, um Valeria zu sehen, sie vielleicht allein zu sprechen oder sie berühren zu können.


    Dann sah sie auf, legte ihre Stirn gegen seine und sprach Worte, die auch ihm Angst machten, auf der anderen Seite aber wieder nur Mut für die Sache spendeten. Er sah ihrer Träne nach, schloss die Augen, als sie ihn auf die Stirn küsste und folgte dann ihrem Blick, der sich auf ihre Hände gelegt hatte. Sie hatte seine ergriffen, sie verflochten, so als wären sie etwas, das einfach zusammen gehörte und das man nicht so einfach trennen konnte.
    Seine Hand hielt ihre fest, seine Finger wühlten zwischen ihren und wenn er gekonnt hätte, hätte er seine zweite Hand über die beiden anderen gelegt, sie beschützt und wenigstens für einen Moment demonstriert, was mit ihren Geistern geschehen würde. So aber sah er nur ebenfalls leicht lächelnd auf sie hinab.


    "Es wird nicht lange sein, mein Augenstern. Ich wünschte, ich könnte bei dir sein in den nächsten Wochen. Bei dir und deiner Mutter. Aber ich fürchte, es wird nicht möglich sein. Zumindest nicht so, wie du und ich... es uns wünschen. Ich werde anders bei dir sein, so wie du bei mir sein wirst. Hier."


    Damit hob Max die ineinander verflochtenen Hände und hielt sie gegen die Stelle seiner Brust, unter der sein Herz schwerfällig schlug.
    Er sah Valeria in de Augen. Ganz tief, versuchte in ihnen zu versinken. Denn dann müsste er nie weder von ihr getrennt sein. Er wäre in ihr. Für immer ein Teil von ihr. Und er wollte sich die Farbe einprägen. Die Farbe ihrer Augen, die ihn voller Schmerz aber noch viel mehr Liebe ansahen, damit er nie vergaß, wie das war, wenn man glaubte, die Liebe würde einen ersticken. So, wie er es jetzt glaubte zu tun.


    Er lächelte und wandte den Blick ab, zog Valeria aber im gleichen Augenblick wieder näher zu sich. Sein Blick fiel auf das Fenster, das immer noch nur Schwärze hereinquellen ließ. Wie lange wohl noch diese Nacht dauern würde? Sein Zeitgefühl hatten ihn verlassen. Aber wer brauchte schon die Zeit, wenn alles was noch zählte, dieser eine Moment war?


    "Ja, wir werden zusammen sein. Was spielt der Zeitpunkt noch für eine Rolle, wenn wir es ohnehin wissen..."


    Er legte seine Arme um Valeria und den Kopf in den Nacken, wobei er die Augen schloss. Er wollte sich darauf konzentrieren, wie es sich anfühlte, wenn sie so bei ihm lag. Denn morgen würden sie ganz sicher nicht hier sein. Nicht hier und auch nicht zusammen.

  • Augenstern....so hatte sie noch nie jemand genannt. Herz des Herzens, ja. Flavius hatte sie damals so genannt, aber Augenstern? Das war neu und es gefiel ihr. Sie seufzte glücklich und verlagerte ihr Gewicht so, dass sie Maximian damit zu Fall brachte und er sich in die Kissen sinken lassen musste. Auf einem Ellbogen aufgestützt, fuhr sie ihm mit der anderen Hand liebevoll über sein Gesicht.


    "Bleibst du noch, heute Nacht?" fragte sie ihn, leise flüsternd. Es würde wahrscheinlich für eine lange, sehr lange Zeit das letzte Mal sein, dass sie sich so nahe sein würden wie in dieser Nacht. Valeria wollte lieber müde am nächsten Morgen sein, als Maximian in dieser Nacht, die ja nun etwas besonderes war, gehen lassen. Sie bettete ihren Kopf auf seine Brust, spürte, wie sie sich rhythmisch hob und senkte und hörte, wie sein Herz schlug.

  • Max sank hinab und sah seiner Valeria in die Augen, während sie ihm über das Gesicht strich. Seinen gesunden Arm hatte er noch um sie gelegt und seine Hand fuhr ihr über den Oberarm. Dann nickte er kaum merklich, hob den Kopf an und drückte Valeria nun einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze.


    "Ich bleibe."


    Dann legte sie ihren Kopf ab und er seinen Kopf schräg, während seine Hand jetzt beruhigend durch Valerias Haar strich. Eine ganze Weile lang sagten sie nichts, sondern genossen nur die Stille und die trostspendende Zweisamkeit. Wie schön die Nacht doch begonnen hatte, wie zerstörerisch sie ihren Lauf genommen hatte und wie gut sie jetzt tat, wo man sich allmählich wieder beruhigte und die Gedanken einzuschlafen schienen.


    Irgendwann drehte Maximian sich zur Seite, sodass Valeria mit ihrem Kopf auf seinem Oberarm zu liegen kam und er die Hand des angebrochenen Armes gegen ihren unbedeckten Bauch legen konnte. Er wollte sie ansehen. Seine Augen sehnten sich schon nach ihren, nach ihrem Gesicht. Sein Kopf lag erhöht auf einem Kissen, sodass er es mustern konnte - Valerias Gesicht im Schein der schon ziemlich heruntergebrannten Kerze.


    Wieder verging eine ganze Weile, dann, es hatte scon den Anschein gemacht, er wolle sie küssen, legte er nochmal den Kopf schräg und ließ den Schelm durch die Augen sprechen.


    "Sollen die anderen uns doch auch noch erwischen, wissen werden sie eh alle bald davon."


    Er schmunzelte noch kurz, dann senkte seinen Kopf sich herab und seine Lippen strichen über ihre, gaben ihr einen zaghaften Kuss. Und wenn man jetzt nach dem Gesichtsausdruck geschaut hätte, dann war er ernst und kein Fältchen freute sich noch.

  • Valeria hatte erfreut gelächelt, als sie seine zwei Worte vernommen hatte. Zwei Worte, für die sie dankbar war. Schließlich hätte er auch anders denken und gehen können. Doch dass er es nicht tat, sprach für ihn und dafür, dass die Gefühle, die sie für ihn hegte, richtig waren.


    Nach einer Weile in angenehmer, vertrauter Stille, drehte sich Maximian so, dass Valeria auf seinem Arm zu liegen kam und er sie ansehen konnte. Ihr Geliebter schien sie regelrecht aufzufuttern mit seinen Blicken. Seine Hand streichelte derweil ihren Bauch und das Kerzenlicht tauchte ihren Körper in einen samtig-goldigen Farbton. Valeria erwiderte seinen Blick und deutete es falsch, als er sich plötzlich zu ihr beugte. Sie dachte, er hatte sie küssen wollen - doch dem war nicht so, denn Valeria, die schon ihre Augen geschlossen hatte, um den Moment voll auszukosten, vernahm nun seine Stimme. Dabei öffnete sie die Augen wieder und musste unweigerlich genauso schmunzeln wie Maximian, der seinen Kopf nun doch senkte und ihr einen zaghaften Kuss gab.


    War er zuerst noch vorsichtig gewesen, so wurde Valeria nun leidenschaftlicher. Ihre Augen waren geschlossen, während die Hand, auf der sie nicht lag, sich unter die Tunika schob, die er seit Livianus' Besuch wieder trug, und sanft über seine Brust strich.
    Ihr ging es gut. Und es ging ihr noch viel besser, wenn Maximian sie berührte und ihr sagte, dass er sie liebte.

  • Valerias warme Hand strich über seine Brust und er genoss das Gefühl ganz bewusst. Ganz sicher tat sie es mit seiner Hand, die ihren Bauch streichelte, genauso. Oder mit ihrer Zunge, die sich an Maximians schmiegte, über seine Lippen strich oder sich zurückzog, um seine hinein zu lassen.


    Nach einer Weile verlangsamte er den Kuss, trennte seine von ihren Lippen und sah sie wieder nur an. Schweigend, nachdenkend, leicht schmunzelnd. Sie kannten sich gerade ein paar Tage und schon ging alles den Bach runter: Erst brach er sich den Arm, dann verliebte er sich in seine Cousine und jetzt hatte man sie auch noch erwischt. Also ehrlich... Gäbe es eine Belohnung für die drei wohl schlecht laufendsten Tage, dann hätten Valeria und Maximian sie ganz sicher verdient.

  • Maximian löste sich erst eine ganze Weile später von ihr und sah sie an. Valeria betrachtete aufmerksam sein Gesicht, in dem die Gedanken ziemlich gut abzulesen waren. Er schien Trauer zu verspüren darüber, dass alles nicht so gelaufen war, wie sie sich das vorgestellt hatten. Valeria ging es ebenso, doch wollte sie in der noch verbleibenden Zeit einfach nicht daran denken.


    Sie drückte Maximian zurück in die Kissen und fuhr mit den Fingerspitzen leicht lächelnd über sein Gesicht.
    "Lass uns diese eine Nacht noch genießen, Maximian", flüsterte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, während eine ihrer Hände an seiner Seite entlang nach unten strich, um dann wieder umzukehren und unter seiner Tunika nach oben zu gleiten. Sie sah ihn an, sah ihm in die Augen und fühlte, wie ihr Herz allein bei seinem Anblick und derm Umstand, dass sie ihm berühren durfte, schneller schlug.


    Sie verdränge erfolgreich die Gedanken an Livianus und den Umstand, dass sie erwischt wurden. Es war geschehen und man konnte es nicht rückgängig machen; da brachte es auch nichts, darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn...

  • So eine war Valeria also. Maximian ließ sich zurückdrücken, küssen und die Tunika lupfen. Ja, das war viel besser, als sich noch irgendwelche weiteren Gedanken zu machen, denn all das würde schon noch früh genug auf sie beiden zukommen. Und jetzt hatten sie mit ziemlicher Sicherheit für eine gane Weile lang ihre letzte Nacht, die letzte Gelegenheit, sich ausführlich zu lieben. Er schmunzelte leicht und zeigte smit offen, dass Valerias Anwandlung ihm gefiel.


    "Gerne, Liebste."


    Er strich ihr das Haar hinters Ohr und huschte mit seinen Augen über Valerias Gesicht, wobei sich seine Hand auf ihren entblößte Rücken legte, dort hinauf und wieder herunterstrich und die Decke, sollte sie da noch irgendwo sein, gänzlich wegrutschen ließ.
    Und dann reckte er ihr seinen Kopf entgegen, um sie wieder küssen zu können, wobei er sie zu sich zog.

  • Valeria lächelte und drückte Maximian einen Kuss auf die Stirn, nachdem er sie zu sich gezogen hatte. Zugegeben, ein bisschen komisch war es schon, wie sie nun so auf ihm hockte. Sie fühlte sich so nicht wohl, hatte sie doch keinerlei Erfahrung - von ihrer ersten Vereinigung mit Maximian einmal abgesehen. Doch sie blieb erst einmal sitzen und wartete, was Maximian nun weiter mit ihr tun würde.

  • Maximian sah Valerias unsicheren Blick und fuhr mit seiner Hand ihren Rücken hinab, bis sie auf ihrer Hüfte zu liegen kam und verfolgte diesen Weg, auch wenn er ihn nicht sehen konnte, mit den Augen. Der Anblick, der sich ihm bot, war atemberaubend: Valeria saß auf ihm und war gänzlich entblößt. Er wusste gar nicht mehr, was er jetzt als erstes wollte. Er entschloss sich, sie erst nocheinmal in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln, ehe seine Hand wieder zurück an ihre Hüfte strich und Valeria dann zärtlich lenkte, sodass er in sie dringen konnte. Da sie aber auf ihm saß, würde sie dieses mal bestimmen können, wie es geschah und so herausfinden, was ihr gefiel. Und er würde ganz nebenbei auch auf seine Kosten kommen... Seine Hand löste sich nämlich von ihrer Hüfte, die sich noch eher fragend bewegte, und wanderte Valerias flachen Bauch hinauf, hin zu ihren wunderscönen Brüsten, wo sie eine Weile lang liebkoste, dann aber weiterwanderte und Valeria erneut in einen fordernden Kuss einludt.

  • ...und so vereinigten sie sich das zweite Mal in dieser Nacht. Es war beinahe noch schöner als das erste Mal, denn die Gefühle, die es dieses Mal in Valeria auslöste, waren anders und zugleich doch irgendwie...vertraut, denn Maximian war der Grund, der sie auslöste. Es jagte ihr einen sachten Schauer über den Rücken; und schnell gewöhnte sie sich daran, auf ihm sitzend das Tempo bestimmen zu können. Sie beugte sich immer wieder herunter, um Maximian fordernd zu küssen. Auch diesmal war sie sehr leise, traute sie sich doch nun noch weniger, sich fallen zu lassen. Allein die Götter wussten, wer sie noch entdecken würde...


    Vielleicht lag es daran, dass Valeria sich nun zu sehr verkrampfte, zu sehr auf die leisen Geräusche in der Casa lauschte oder vielleicht lag es auch daran, dass die Gefühle durch das Auf-Maximian-Sitzen eben anders waren als bei ihrer ersten Vereinigung - jedenfalls fuhr Valeria diesmal nicht dieser befreiende Schauer über den Rücken. Auch ihre Lust nahm nicht ab, als Maximian sich leicht aufbäumte und sich keuchend entlud. Doch sie war nicht traurgi darüber. Beim nächsten Mal würde es sicher wieder so sein; auch, wenn das nächste Mal sicher weit entfernt in der Zulunft lag.


    Sie seufzte also nur leise und sank dann zu Maximian herab, ihn stumm lächelnd betrachtend.
    "Du siehst glücklich aus", stellte sie, ebenfalls glücklich, fest.

  • Maximian bemerkte freilich, dass Valeria dieses Mal nicht dieses Hochgefühl erreichte, wie er. Bei ihm war es sogar stärker als vorhin, als er Valeria in die fleischliche Liebe eingeführt hatte, auch wenn er immerzu im Hinterkopf hatte, dass die Tür jeden Moment aufspringen könnte. Sie tat es nicht und Maximian schloss diese Tür im Hinterkopf.


    Valeria sank zu ihm herab, als er noch schnaufte und mit noch mit leicht verklärtem Blick schon glücklich lächelte. Seine Hand legte sich an ihre Wange und strich die Haare davon.


    "Das bin ich auch." Er pausierte kurz und sah Valeria tief in die Augen, während er seine Hand in ihren Nacken legte und ihren Kopf näher zog. "Wie nie zuvor."


    Seine Lider schlossen sich halb, ließen den Blick beinahe schon verschwimmen, während er ihren Kopf gänzlich zu sich zog, um sie erneut mit all seiner Liebe, die er für Valeria spürte, zu küssen. Ja, was für ein Luxus musste das sein, wenn man jetzt zufrieden einschlafen könnte und am Morgen im warmen Schein der Sonne neben dem Menschen, den man liebte, erwachen könnte und wüsste, dass einfach alles... richtig und gut war?
    Er wurschtelte seinen Arm um Valeria und dachte daran, sie einfach nicht mehr loszulassen, komme was wolle. Dass das nicht gehen würde, wusste er, und doch hielt ihn dieser Gedanke eine ganze Weile lang fest, während der er Valeria mit verträumten Gesichtsausdruck ansah.


    Und dann, aus dem Nichts heraus, sagte er mit leiser Stimme und Valeria zärtlich streichelnd:


    "Ich möchte, dass du nach Rom abreist, ehe Meridius hier ankommt."

  • Die junge Decima lächelte erfreut und rollte sich schließlich von Maximian herunter, um sich neben ihm liegend in seinen Arm zu kuscheln und glücklich zu seufzen. Sie fand es einfach nur wunderschön, so zu liegen und ihren Geliebten glücklich zu sehen. Kurz flammte hinter der Stirn die Frage nach der anderena auf, von der Maximian noch vor wenigen Tagen gesprochen hatte, doch er hatte sie seitdem nicht mehr erwähnt und er hatte auch nicht so ausgesehen, als würde er noch an sie denken.


    Und dann brach Maximian den Zauber des Augenblickes, indem er auf Rom zu sprechen kam und ihr mitteilte, dass es sein Wunsch war, dass Valeria nicht mehr anwesend war, wenn der pater familias nach Hause kam. Sie versteifte sich etwas, fuhr dann langsam herum und blickte ihn ungläubig an.


    "Aber...warum denn?" fragte sie leise. Fast schon befürchtete sie. Maximian könnte all seine Worte nicht ernst gemeint haben, doch etwas war in seinem Blick, das ihr sagte, dass dem nicht so war.

  • Maximian sah Valerias ungläubig Blick zuerst gar nicht, denn er sah an die Decke. Dann wandte er den Kopf Valeria zu und hob die Hand, um Valeria wieder beschwichtigend über die Wange zu streichen und kurzzeitig leicht zu lächeln. Dann wich sein Blick aus, ab ins Unendliche, könnte man meinen, nur um bald darauf schon wieder zurückzukehren.


    "Ich habe so das Gefühl, dass er es anders aufnehmen könnte, als Livianus.", murmelte Max leise und verzog kurz kaum merklich das Gesicht. "Kennen tu ich ihn zwar nicht so gut, aber alle sagen, wie ähnlich wir uns sind... Wenn ich mir vorstelle pater familias zu sein und von meinem Sohn zu hören, dass er Blutschande betreibt..." Er stockte und legte den Kopf leicht schräg, während er Valeria anblinzelte. Wie konnte er das sagen, wo er sie doch liebte? Aber es war so. Wäre er pater familias, dann war es seine Pflicht so zu reagieren, wie Maximian es sich von Meridius ausmahlte.


    "Du sollst nicht dabei sein, wenn er mich zur Rede stellt. So oder so wird er das mit mir ausmachen wollen und mich nicht mehr zu dir lassen... Geh zu deiner Mutter zurück, ehe es so weit ist."

  • Blutschande. Das Wort hallte in ihrem Kopf nach. Immer und immer wieder.
    Von Livianus hatte sie es hingenommen, aber von Maximian? Sie starrte ihn an und hörte seine letzten Worte wie durch Watte.


    "Gut....dann...dann werde ich gehen....gleich morgen......wenn du es wünschst", stammelte sie flüsternd und fingerte nach der Decke, um sich damit zu bedecken. Sie kam sich mit einem Mal klein und dumm vor. War es denn für ihn nur ein Spiel gewesen? Seinen Worten nach zu urteilen nicht, doch...warum schickte er sie sonst weg? Sie war alt genug, um sich mit Worten zu verteidigen, auch gegen den pater familias. Sie hatte das Durchsetzungsvermögen ihrer Mutter geerbt, das hatte man ihr schon in der Schule nachgesagt, und sie war nicht dumm. Gut, gegen das Wort des pater familias konnte man nichts ausrichten. Doch wer wusste, was Meridius überhaupt sagen würde?


    Betrübt rutschte sie ein Stückchen von Maximian weg und schlang die Decke um sich herum.
    Die Hochgefühle, die sie Minuten zuvor noch verspürt hatte, waren einem dumpfen Gefühl gewichen, das sich wie ein Wurm in sie hineinarbeitete, als sei sie ein Apfel.

  • Max beobachtete, wie Valerias Gesichtszüge einfroren, sie die Decke um sich schlang und von ihm wegrutschte. Er blieb noch still liegen, seufzte lang und schloss kurz die Augen, dann legte er sich auf die Seite und blickte Valeria fest an, während Seine Hand sich auf ihren Oberarm bettete.


    "Ich wünsche mir nicht, dass du abreist. Ich möchte dich lieben, Tag und Nacht, mit dir reden, dir zuhören, dich ansehen - nichts wünsche ich mir sehnlicher, das musst du mir glauben."


    Er pausierte kurz, sah zwischen ihren dunklen Augen mit bedeutungsschwangerem Blick hin und her, dann sank sein Kopf herunter, ließ aber nicht von ihren Augen ab.
    Julia. Er hatte sie geliebt oder hatte geglaubt, dass er sie liebt. Vielleicht hatte er aber auch nur das Gefühl geliebt, zu denken, er wäre verliebt.
    Das hier... Valeria, war etwas anderes. Sie war tiefer in seinem Kopf als alles andere zuvor. Es war auch nicht das Gefühl, das er liebte. Nein, es war sie. Valeria. Er liebte sie. Liebte sie von Kopf bis Fuß, wenn sie lachte, wenn sie weinte, wenn sie schwieg, wenn sie redete.
    Er schlug kurz die Augen nieder, seufzte ganz leise und sah sie dann wieder an.


    "Vielleicht denkst du, dass ich dir nur Lügen erzähle, damit du mir das gibst, was jeder Mann sich wünscht. So ist es nicht, Valeria. Seitdem ich am Morgen bei Aurelius aufgewacht bin, weiß ich, dass es weit darüber hinaus geht. Ich erzähle dir nicht nur, was du hören willst, sondern das, was ich denke... was ich fühle."


    Er blinzelte und seine Hand legte sich an ihre Wange. Sein Daumen strich zärtlich über die weiche Haut, während sein Blick kurzzeitig erneut wie abwesend wirkte. Dann schnaufte er leise, lächelte schief und ziemlich missglückt.


    "Natürlich kannst du bleiben, aber wir werden uns kaum mehr sehen können. Vielleicht können wir uns noch einmal wegschleichen, geheim treffen... Es wird nicht leicht und noch weniger schön werden. Jeder Blick von dir würde alles besser erscheinen lassen, mir Hoffnung geben, hörst du? Und doch möchte ich, dass du rechtzeitig fortgehst. Dir soll der Zorn erspart bleiben, wenn er denn eintritt."


    Beinahe schon verzweifelt sah er Valeria an und seine Nackenhärchen stellten sich plötzlich auf, als habe er irgendeine Vorahnung, was zeitgleich in Rom geschah.

  • Sie hatte ihm zugehört. Natürlich hatte sie das, denn alles was sie wollte war, dass er ihr ihre trüben Gedanken nahm und die Zweifel zerstreute. Und das hatte er getan, wenn auch nicht vollkommen. Denn da war noch immer der ein oder andere Gedanke, der sich um Julia drehte, um ihrer beider Zukunft und um den Wahrheitsgehalt von Maximians Worten.


    Valeria sah ihn prüfend an und ließ alles auf sich wirken, doch im Grunde genommen hatte ihr Herz schon längst die Entscheidung gefällt. Sie glaubte ihm. Natürlich, wieso auch nicht? Warum sollte er die Unwahrheit sagen? Wenn er wirklich nur darauf aus war, der Fleischeslust nachzugehen, dann hätte er anders reagiert, so viele Male zuvor und auch jetzt.


    Daher senkte Valeria nur den Blick und drückte sich an Maximian heran. Worte waren überflüssig, sagte diese eine Geste doch schon alles aus, was zu sagen war.


    "Nein, schon gut. ich war dumm. Ich werde gehen, Maximian. Wenn du mir eines versprichst...."
    Sie hob den Kopf und sah ihn an.
    "Vergiss mich nicht..."

  • Er schmunzelte leicht und strich Valeria eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann sah er sie eine Weile schweigend an und drückte ihr scließlich einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, bei dem er selbst die Augen schloss, jede Sekunde bis ins letzte auskostete und sich dann nur langsam von Valeria entfernte.
    In seinen Augen stand ein Funkeln, das um Teil auch von der tänzelnde Flamme der Kerze herrührte. Sein Finger strich über Valerias Augenbrauen, über ihre Nase und dann die Konturen ihrer Lippen, ehe er in die Grube zwischen Kinn und Lippen rutschte, wo er liegen blieb. Wie oft war er diese Linie mit den Augen gefahren, um sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen? Unzählige Male, doch immer noch entdeckte er neues, wenn er es wieder tat.


    "Wie könnte ich dich vergessen? Wie, wenn mein Herz jetzt zerspringt, wenn ich daran denke, dich nicht mehr sehen zu können?"

  • Valeria lächelte geschmeichelt und traurig zugleich. Er verstand es so wunderbar, mit seinen Worten umzugehen und ihr zu schmeicheln...
    Sie lehnte sich zu ihm hinüber und versank in einem zärtlichen Kuss mit ihm, ihn dabei umarmend. Sie glaubte ihm und doch...


    "Liebster, was ist mit....mit den anderen Frauen, die du bisher gehabt hast? Hast du ihnen das gleiche gesagt wie mir? Wirst du sie auch nicht vergessen? Oh, ich möchte dir so gern Glauben schenken, Maximian. Aber ich erinnere mich noch an deine Worte von vor drei Tagen und...bitte versteh, wenn ich nicht blind glauben kann, dass du von heute auf morgen....nur noch mich...liebst", erklärte sie leise, ihn zum Schluss auf die Nasenspitze küssend.


    "Wenn es dein Wunsch ist, werde ich gehen, ehe dein Vater kommt. Ich werde dir schreiben, so oft sich Zeit findet und mein Herz wird immer bei dir sein und dir beistehen, wenn der pater familias zurückkehrt. Nur sage mir eins: liebst du Julia noch?"

  • Diesmal hörte Max sich jedes einzelne ihrer Worte an und verstand sie freilich. Sie war noch von Zweifeln bewegt, weil sie eine Frau war. Wie viele Frauen wurden hintergangen, weil sie in einem Moment interessant waren, dann jedoch einer anderen unterlagen. So wie... Julia.
    Aber seine Zweifel sich selbst gegenüber und der Liebe, hatten sich in jenen drei Tagen aufgelöst. Jetzt war es seine Aufgabe an Valeria Buße zu tun, was er Julia angetan hatte. Er verstand das, respektierte es und antworte schließlich:


    "Nur einer sagte ich ähnliches wie dir. Ich lernte sie auf einem Ausritt kennen, wir unterhielten uns eine Weile, nahmen uns gegenseitig die schlechte Laune mit unseren Worten. Und am Abend erschien es mir, als habe ich zu ihr eine besondere Verbindung. Am nächsten Tag musste ich bereits weiterziehen und wir sahen uns nur noch kurz am Hafen, doch als ich hier an kam, ware die Sehnsucht zu ihr nur klein und ich verwirrt darüber. Ich dachte, ich würde sie lieben, doch die Gefühle ebbten ab, ganz von allein."


    Er sah sie an und dachte dabei an Julia. Nein. Wenn er sie geliebt hätte, richtig geliebt, dann hätte er sie nicht einfach so vergessen können. Nicht bei Aurelius und Mummia, nicht hier. Und schließlich hatte er seither keinen Gedanken mehr an sie verloren.
    Leise seufzend bettete er seinen Kopf anders und nahm nachdenklich eine von Valerias Haarstähnen zwischen die Finger.


    "Mein Kopf ist voll von dir, genau wie mein Herz. Es ist kein Platz darin für eine Liebe zu Julia. Das weiß ich jetzt und das wusste ich auch gestern schon, seitdem du bei mir warst, als es mir in der Nacht schlecht ging. Und es wird morgen so sein und den Tag darauf, bis wir uns wiedersehen und du mich wieder ausfüllen kannst mit deinen Blicken, deiner Stimme, deinen Berührungen und... deinem Lächeln."


    Bei seinen letzten Worten schmunzelte Maximian wieder leicht und wurschtelte seine Hand durch Valerias Haar. Da erlosch die Kerze, die hinuntergebrannt und ein Rinnsal an Wachs hinterlassen hatte. Maximian aber sah immer noch die dunklen Augen Valerias und ließ nicht von ihnen ab.

  • Die junge Decima seufzte tief und anhaltend, während sie ihrem Geliebten in die Augen sah. Dann löste sie die lockte Verbindung zwischen ihren Augen und sank zusammen mit Maximian zurück in die Kissen, als die Kerze verlosch, und drückte sich an ihn heran. Die Decke hatte sie nun auch über ihn gebreitet.


    "Ich werde immer da sein, Maximian. Ich werde gleich morgen früh beten, dass die Zeit nicht allzulang sein mag, die wir durchzustehen haben. Du fehlst mir schon jetzt."


    Sie schmiegte sich daher umso enger an ihn. Seine Worte waren Balsam für ihre Seele gewesen. Dass er Julia nur so kurze Zeit gekannt hatte, hatte sie nicht gewusst. Umso beruhigter war sie nun, nach seiner Erklärung.


    Schon leicht schläfrig in der Stime fragte sie Maximian eine weitere Frage, die sie beschäftigte, auf die sie aber keine wirkliche Antwort erwartete. Maximian konnte die Antwort darauf nämlich ebenso wenig wissen wie sie selbst.
    "Werden wie jemals frei unsere Gefühle zeigen können, Maximian?"

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