Ich hielt sie fest und mich damit auch. Umklammerte sie und weinte. Erst mit der Zeit beruhigte ich mich und sah schluchzend zu ihr auf.
"Ich danke Dir," kam es halberstickt. "Von nun an, bist Du noch mehr meine Familie, als Du es sowieso schon warst."
Und dann fiel mir siedendheiss ihr Rücken ein, zumal sie mich halbnackt in ihren Armen hielt.
"Der Verband..."
Auf der Flucht - Wieder einmal
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Ich sah verdattert auf Selnya. Ich hatte gar nicht richtig bemerkt wie sich die Rinde schmerzhaft in meine Haut bohrte. Aber das war mir auch nicht wichtig gewesen und ist es noch immer nicht sonderlich. Ich wollte eigentlich nur für Selnya da sein. Ich küsste sie auf die Stirn.
"Mach dir keine Gedanken. Das geht schon wieder. Seelenschmerz ist weitaus schlimmer und gefährlicher als das Pieksen auf meinem Rücken! Diese Wunden heilen schneller!"
Ich kraulte sanft ihren Nacken.
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"Aber er entzündet sich," kam nur matt von mir. Aber ich machte mir wirklich Sorgen um sie und den Rücken. Wenn sie Fieber bekommen würde. Aber viel Kraft zum wiedersprechen hatte ich nicht.
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Ich musste lächeln. Dieser kleine Dickkopf. Sie war erst einmal wichtiger, mein Rücken mochte sich entzünden, doch es würde keine großen Probleme geben. Entzündungen konnte man besser heilen als abgrundtiefe Traurigkeit.
"Wir können uns ja - wenn du unbedingt willst - kangsam an meinen Rücken heranwagen! Aber auch nur wenn du nicht wirklich noch Trost brauchst!"
Ich lächelte.
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Ich nickte matt und kämpfte mich hoch.
"Dreh Dich um," sagte ich leise. Mir schwindelte etwas, aber ich zwang mich auf den Knien zu bleiben und mir den Rücken anzugucken. -
Ich warf ihr einen besorgten Blick zu, drehte mich allerdings um. Auf den Knien sitzend sah ich nun gen Baum und betrachtete mir die Unebenheiten der Rinde. Diese einfachen Dinge schon die außerhalb Roms waren genoss ich.
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Ich musste die Wunden noch einmal auswaschen, da sich Borke reingesetzt hatte. Dabei versucht ich ganz vorsichtig zu sein, obwohl ich ihr wohl dennoch weh tat.
"Tut mir leid," murmelte ich matt. Ich schüttete zum Schluß den Rest des Wassers über ihren nackten Rücken und wartete, bis es abgeronnen war. Dann nahm ich mit zitternden Händen den Verband und verband sie vorsichtig. Normalerweise hätte ich sie nicht berührt, aber ich war zu erschöpft und so berührten meine Hände ihre Haut ständig und ich brauchte Ewigkeiten, bis der Verband saß.
"Ich hol noch frisches Wasser und wasch den Verband aus," sagte ich leise. -
Ich setzte mich wieder hin, verzog keine Miene. Manches Mal zwickten meine Wunden unter ihren Berührungen ziemlich mächtig. Doch ich wollte ihr ein eventuelles schlechtes Gewissen ersparen.
"Nein Selnya. Das können wir auch auf später verschieben! Lass uns jetzt lieber ein wenig ausruhen, wir sind beide sehr erschöpft. Hast du Waffen mitgenommen?!"
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"Ich weiss nicht," murmelte ich nur noch und hatte mühe die Augen offen zu halten. Ich fühlte mich so müde, ausgelaugt und erschöpft wie schon lange nicht mehr. Wie in den ersten Tagen meiner Gehübungen.
"Vielleicht im Beutel oder so."
Irgendwie war ich antriebslos, hockte auf meinen Knien und starrte müde vor mich hin. Einfach nur umfallen und schlafen. -
Rasch zog ich mir meine Kleider wieder an und überprüfte kurz, bis ich einen Dolch gefunden hatte, den ich mit zu unserem Lager nahm. Ich setzte mich neben Selnya und bot ihr meine Arme an, auf dass sie in ihnen Schutz suchen könnte.
"Gegen Spätnachmittag reiten wir weiter doch jetzt schlafen wir erst einmal besser. Komm, zur Sicherheit habe ich eine Waffe und dir biete ich meine Arme an. Du bist völlig erschöpft und versuche nicht mich eines anderen zu belehren!"
Ich lächelte sanft. -
Ich hätte eh nicht die Kraft gehabt zu wiedersprechen. Ich kuschelte mich in ihren Arm und legte meinen noch um sie und war Sekunden später eingeschlafen. Zunächst ein traumloser und tiefer Erschöpfungsschlaf. Stunde um Stunde vergingen und die Sonne wanderte über den Horizont. Gegen Abend wurde der Schlaf leichter und es kamen mit ihm Träume, die mich unruhig werden liessen, aber nicht weckten.
Die ganze Zeit hatte ich mich mehr an sie geklammert. -
Ich genoss ihre Nähe, die Nähe meiner kleinen Schwester. Wielange waren wir voneinander getrennt gewesen? Die Trennung war noch schlimmer gewesen als die Peitschenhiebe. Sie schlief schnell ein und ich war froh, dass ich es erkannt hatte. Sie hätte sich sicherlich noch lange mit ihrer Müdigkeit abgeplagt.
Ich blieb noch ein wenig liegen um mich an den Schmerz zu gewöhnen, doch auch mich übermannte die Müdigkeit sehr schnell. Ich wusste nicht wielange ich geschlafen hatte als ich wieder aufwachte, doch die Sonne stand schon sehr tief am Himmel. Ich sah zu Selnya, sie schlief noch.
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Meine Träume waren wirr und man merkte es durch meine Unruhe, aber ich wachte immer noch nicht auf. Feiner Schweiss perlte auf meiner Stirn.
Als die Sonne fast den Horizont berührte, wachte ich blinzelnd auf. Ich fühlte mich erschlagen und war mir sicher gleich wieder in der Kammer aufzuwachen, aber ich lag unter einem Baum, in den Armen meiner Schwester. Ich lächelte leicht und versuchte mich zu bewegen, fühlte mich aber noch steif.
"Was macht Dein Rücken?" fragte ich mit leicht belegter Stimme. -
Ich bebachtete sie während sie sich langsam aufwachend räkelte und strich ihr kurz durchs Haar. Sie sah schlaftrunken, allerdings schon viel besser aus als am Mittag.
"Ach, das werde ich erst Mitte unseres nächsten Reiseabschnittes beurteilen können. Jetzt fühlt er sich nur steif an, allerdings ansonsten ganz gut. Und wie geht es deinem Herzen?"
Ich sah sie besorgt an.
-
"Es schlägt... wie es es immer tut, auch wenn ich es nicht will."
Ich richtete mich mühevoll auf und sah mich um.
"Es wird bald Nacht. Reiten wir die Nacht durch?" -
Ich sah sie traurig an und streichelte über ihre Wange.
"Hey, du solltest aber leben wollen! Schließlich teilen wir unser Leben und wir wollten doch immer füreinander da sein?"
Ich schloss sie fest in meine Arme.
"Wir reiten solange bis es nicht mehr geht!"
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"Keine Angst, ich sprach von Vergangenem... als ich dachte, nichts mehr zu haben. Weder meine Familie, noch Dich. Aber diesmal habe ich noch Dich!
Und wenn ich nur noch einen Wunsche hätte auf dieser Welt, dann wäre es der, nie wieder von Dir getrennt zu werden."
ICh sprach leise, irgendwie müde und doch voller Überzeugung. -
Ich patschte ihr kurz auf die Schulter und stand dann auf. Voller positiver Gedanken streckte ich mich und... autsch. Grummelnd registrierte ich das mein Rücken bei dieser Beegung schmerzte. Ich half Selnya auf und packte alles zusammen.
"Wohin reiten wir jetzt?"
Ich schmunzelte.
-
"Weiter nach Süden, wenn wir nach Sicilia wollen. Allerdings gibt es zwei Möglichkeiten: Durch die Berge oder durch die Sümpfe.
Naja, theoretisch könnten wir auch am Strand langreiten die meiste Strecke jedenfalls." -
Ich sah Selnya an. Ich dachte nach.
"Am Strand würde man uns vermutlich zu deutlich sehen und die Flucht wäre eine auf offener Strecke. Das ist mir zu gefährlich. Berge sind am langwierigsten, aber auch am sichersten. Es kann aber auch sein, dass die Römer so denken wie wir und... Ach, sie suchen ohnehin ganz woanders! Wir nehmen die Berge!"Ich staunte wie gut sie sich auskannte. Ich verstaute die Sachen auf meinem Pferd.
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