Der Bau des Amphitheaters

  • Während der Schreiber routiniert eine Wachstafel nach der anderen vollkritzelte, lauschte der Präfekt schweigend den Ausführungen des Centurio, warf allerdings hier und da einige Zwischenfragen ein, denn er selbst war kein ausgebildeter Architekt.


    "Ich nehme an, für das Aufstellen der Säulen werden Baumaschinen notwendig sein. Sind geeignete Instrumentarien vor Ort oder muss da hinsichtlich diverser Hilfsmittel nachgerüstet werden? Und wenn dem so ist: Welchen Typs sind jene?"


    Das Aufzimmern von Teilen der Hilfsgerüste war bereits vor einigen Wochen angeordnet worden, weswegen er hierbei keine Rückfragen hatte, sich gleichwohl vornahm, bei den Schreinern und Zimmerleuten nachzuhaken.


    "Da logischweise weiterhin Beton verwendet wird: Könnte ein etwaiger Wintereinbruch dazu führen, dass Qualitäts- und Sicherheitsmängel entstehen, gar kostspielige Abrissmaßnahmen unausweichlich wären? In diesem Falle wäre ich nicht gewillt, großartige Risiken einzugehen, was einen Baustopp bis ins Frühjahr zur Folge hätte."


    Aurelius hatte ein ähnliches Szenario seit Beginn der Planungsphase erwartet. Glücklicherweise hatte sich jenes bislang nicht eingestellt, was dessen Misstrauen den Launen der Götter gegenüber jedoch noch gesteigert hatte.

  • Die Frage nach den Hilfsmitteln war berechtigt. Claudius nickte. Er hatte sich diesbezüglich auch schon einige Gedanken gemacht. Massiver Sand- sowie Naturstein brachte enorme Gewichte auf die Waage.


    "Meines Wissens steht uns einfaches Hebezeug (Vorläufer des Baukrans) zur Verfügung. Es wird für unsere Zwecke genügen. Bei etwas physikalischem Verständnis, was ich zumindest bei den Offizieren voraussetze, lassen sich mittels Hebel, Rolle und Seilen erhebliche Lasten bewegen.
    Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass in der Statik, die Säulen betreffend, nur Angaben über die Stärke gemacht worden sind, nicht aber über die Ausführung. Mir fehlte diesbezüglich die Rücksprache mit den Auftraggebern. Wer entscheidet das denn jetzt? Immerhin gibt es drei verschiedene Säulenformen."


    Nachdenklich fuhr sich der Centurio über das Kinn. Ihm wurde zugetragen, dass die entscheidenden Amtsträger der Stadtverwaltung in Mantua nicht greifbar waren.


    "Tja, was den Beton betrifft - sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, erfolgt ein Baustopp. Meines Wissens existieren keine Zusatzstoffe, die Beton und Mörtel trotz Frostgraden binden lassen und auf Experimente lasse ich mich nicht ein. Dann müsste der Bau für diese Zeit eben ruhen."

  • Der Präfekt nickte knapp.


    "Mir liegen keine Informationen darüber vor, welche Säulen vom Auftraggeber gewünscht worden sind. Im Zweifelsfalle nehme ich allerdings die Verantwortung auf mich, dass du als Architekt des Theaters je nach Sachlage frei entscheiden darfst. Sollte die Wetterlage eine Weiterführung der Arbeiten ernstlich behindern, möchte ich so schnell wie möglich darüber informiert werden, um die Zulieferungen entsprechend zu regeln.
    Gibt es weiterhin Dinge, von denen ich wissen sollte?"

  • "Bezüglich der Säulen trifft das Wort "Sachlage" die Problematik nicht. Es ist vielmehr eine reine Geschmacksfrage und meiner liegt womöglich nicht im Trend. Ihren Zweck erfüllen alle drei Formen."


    Als die Rede auf die Wetterlage kam, nickte der Centurio. "Selbstverständlich."


    Bei der Frage des Präfekten nach Dingen, die er wissen sollte, rieb sich Claudius nachdenklich den Hinterkopf. Alles Relevante bezüglich dem Bau und seiner Centurie einschließlich ihm selbst war bereits angesprochen worden. "Aktuell liegt nichts an. Das kann sich natürlich schnell ändern."

  • "Interessiert nicht. Ich habe diesbezüglich keine Anweisungen erhalten und deswegen wird verbaut, was geliefert wird."


    Zitat

    "Aktuell liegt nichts an. Das kann sich natürlich schnell ändern."


    "In Ordnung."
    Der Präfekt nickte knapp und erhob die Hand zum Gruße.
    "Die Götter mit dir! Vale."


    Sophus warf einen letzten Blick über das Areal und wandte sich, gefolgt vom Scriba, den Pferden zu, welche ihn zu einem großen, überdachten Orte in einiger Entfernung führten, der zur Zwischenlagerung hölzerner Baumaterialien genutzt wurde und dem sich die Arbeitsstellen der Schreiner und Zimmerleute anschlossen, welche die vor Ort gefällten und entasteten Baumstämme abschälten und je nach Bedarf in Latten, Pfosten und kleinere Pflöcke verarbeiteten, bereits Einzelteile für die bald benötigten Gerüste vorfertigten, welche direkt am späteren Einsatzort die Phase der Endfertigung duchlaufen sollten.

  • Claudius grüßte in Wort und Haltung zurück. Anschließend stiefelte er zu dem Bauabschnitt der Außenwand, der offenkundig bei der Ausführung ins Stocken kam.


    "Bekomme ich jetzt langsam mal die Richtlatten geliefert?“, brüllte er über den Platz. „Wir haben nicht Zeit bis übermorgen. Kommt in die Pötte, sonst helfe ich nach."

  • Zusammen mit einem Kameraden schleppte ich die ersten Latten zum Bauplatz. Wir legten sie auf Querhölzer und holten einen neuen Schwung. Für das Einbauen waren andere zuständig. Bei dieser Arbeit wurde uns nicht kalt. Wir waren ständig in Bewegung.

  • Endlich trafen die Latten ein. Der Centurio beauftragte Priscus und seine Männer mit der Ausrichtung und wies erste Contubernia dort ein, wo die Latten samt Richtschnur bereits standen. Lage um Lage wurde nach oben gemauert. Unkompliziert konnten die Seile in der Höhe verstellt werden, vertikal mussten sie nicht mehr ausgerichtet werden. Mit der Schnur als Anhaltspunkt brauchte kein Ziegel mehr einzeln ausgerichtet zu werden.


    Sobald die Männer etwa bis in Brusthöhe gemauert hatten, beorderte sie Claudius an eine andere Stelle des Außenfundamentes. An der verlassenen Position ließ er Gerüste errichten, die ein Weitermauern zuließen. Beständig war der Centurio mit der Koordination der Zulieferung oder der Arbeitseinteilung beschäftigt. Mal musste er die Hilfskräfte zur Eile ermahnen, weil sie mit den Mischungen in Verzug kamen, mal fehlten Ziegel für die Soldaten auf den Gerüsten.


    Sobald erste Mauern die Sollhöhe erreichten und damit ein Segment rundum geschlossen war, ließ Vesuvianus den Beton verfüllen. Er kontrollierte genauestens den Einbau der erforderlichen Bewehrung, sie musste den in der Statik gemachten Angaben entsprechen.


    Gegen Abend konnte Claudius zufrieden auf das Tagewerk blicken. Viele Segmente der Außenmauer waren fertig gestellt. Der Beton musste nur noch aushärten. Die letzten Abschnitte würden am nächsten Tag folgen, an dem ebenso die Errichtung der tragenden Innenwände und die Aufstellung erster Säulen geplant waren. Im Anschluss daran würden sie schon bald die Lehren und die Unterkonstruktion für die erste Decke dieses Theaters brauchen.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Endlich trafen die Latten ein. Der Centurio beauftragte Priscus und seine Männer mit der Ausrichtung


    Immer noch skeptisch angesichts des Vorgehens begann Priscus mit den anderen mit dem Anbringen der Latten. Er war sich sicher, dass diese nicht ewig gerade bleiben würden und dass ein paar Lote am ohnehin benötigten Baugerüst die selbe Funktion wesentlich besser erfüllt hätten, aber wenn sein Chef es so wollte, dann wurde es eben so gebaut.


    Jeweils an den Ecken eines Segments stellten sie die Richtlatten auf und brachten sie mit Lot und Winkelmaß in die richtige Position, in der sie sie mit schrägen Latten fixierten. Dann spannten sie die gewünschten Richtschnüre und machten sich auf zum nächsten Abschnitt.

  • Nach der Einweisung mauerten wir Stunde um Stunde. Bald zog sich die Mauer in einer gewundenen Linie um das gesamte Areal. So konnte man eine Vorstellung vom Ausmaß bekommen. Das Amphitheater nahm langsam Form an.

  • Der neue Tag begann diesig. Nichts desto trotz wollte Claudius heute die Außenwand fertigstellen und nach Möglichkeit auch noch den Großteil der Innenwände. Allzu viele waren es nicht. Das Areal umfasste eine große Anzahl durchgängiger Räumlichkeiten und Unterkünfte für die zukünftigen Schausteller sowie Einrichtungen zur Versorgung der Besucher des Theaters und der Betreiber.
    Allerdings war eine erhebliche Anzahl von Säulen zu errichten. Ohne Verzögerung wies der Centurio seine Männer in die jeweiligen Arbeiten ein. Es schien ihm zudem angebracht, einige der im Mauern unerfahrenen Soldaten auf den Sinn der durch den Optio errichteten Richtlatten einschließlich der gespannten Seile hinzuweisen.


    "Die mit dem Senklot ausgerichteten Latten gewährleisten euch die akkurate vertikale Ausrichtung unserer Mauer. Da ein Stein aber drei Seiten hat, muss auch unsere Mauer dahingehend ausgerichtet werden. Zu beachten ist, dass wir zwei horizontale Linien zu beachten haben. Dabei hilft uns die gespannte Maurerschnur ungemein. Wer sich nach ihr richtet, kann sicher sein, dass weder der Stein in sich verkippelt ist noch die Ausrichtung der Mauer ständig nachgeprüft werden muss.


    Schaut es euch bei den versierten Legionären ab. Sie setzen die Ziegel anhand des Richtseils und müssen weder mit einer Waage noch einem Lot die Ausrichtung nachprüfen, sofern der die Latten ausgerichtete Techniker saubere Arbeit geleistet hat und davon können wir bei Priscus und seinen Männern ausgehen."


    Claudius wies auf ein Contubernium, das über ältere Soldaten verfügte. Zügig wurden dort die Ziegel in den zuvor aufgetragenen Mörtel gedrückt, gemäß der Schnur ausgerichtet und schon ging der Griff zu einem neuen Ziegel. Die Mauer wuchs zusehends.

  • Der Caesar reitet auf seinem Pferd zur Baustelle hinaus. Er grüßt die Offiziere die ihm begegnen und gibt zu verstehen, dass die Arbeiten durch seine Anwesenheit keineswegs gestört werden sollten. Er betrachtet den Baufortschritt zunächst schweigend aus der Entfernung. Dann reitet er näher heran, um eine Runde am Rand der Baustelle entlang zu drehen.

  • Decius, der zu der Gruppe der getadelten, im Mauern wohl unerfahrenen Gruppe gehörte, merkte sich die Worte des Centurios und zog sich die Lehren der älteren Legionäre zu Gemüte. Er beobachtete mit seinen Kameraden nocheinmal aufmerksam, wie die Veteranen des Bauhandwerks mit geschwinder und zielsich'rer Hand die Mauer in die Höhe zogen, sich immer schön an den geeichten Seilen orientierend.


    "Sieht doch simpel aus, wieso bekommen wir das nicht hin?" fragte Decius einen seiner Kamderden, der grinsend antwortete: "Wir waren halt zu oft auf dem Exerzierplatz und zu selten auf der Baustelle...


    Schleßlich jedoch gaben sie sich eienn Ruck und versuchten, die durch visuelle Aufnahme gewonnenen Erkenntnisse konstruktiv in die Tat umzusetzen...

  • "Sehr gut, Decius! Das wird doch langsam."


    Zufrieden klopfte der Centurio dem jungen Legionär auf die Schulter. Mit diesen Anweisungen und Hilfestellungen gingen die Arbeiten flotter voran. Claudius ärgerte sich bereits, dass er sie nicht früher gegeben hatte.


    Erste Contubernia konnte er bereits in die Säulenerrichtung einweisen.


    "Priscus, hilfst du den Männern bei der Handhabung des Hebezeugs. Ich muss mich um die Bereitstellung der Gewölbelehren kümmern. Die fehlen bis auf den heutigen Tag."


    Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte der Centurio bereits Richtung der Holzwerkstätten davon. Irgendwo klemmte die Lieferung und er wollte die Ursache herausfinden.

  • Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius
    "Sieht doch simpel aus, wieso bekommen wir das nicht hin?" fragte Decius einen seiner Kamderden, der grinsend antwortete: "Wir waren halt zu oft auf dem Exerzierplatz und zu selten auf der Baustelle...


    Ich war schon sehr lange Legionär und hatte bereits mehrere Baustellen erlebt. Trotzdem konnte ich nicht behaupten, dass mir mauern leicht fiel. Es sah nur so aus. Bei manchem Stein klappte es auf Anhieb. Bei einem anderen drückte ich ständig herum.


    Endlich waren die Wände fertig und wir kamen zu den Säulen. Das Hebezeug musste angebracht werden. Weil ich nicht wusste wo, sah ich ratlos zu den Offizieren.

  • Der Caesar hält auf seiner Runde interessiert inne, um einigen Soldaten bei der Aufstellung der Säulen zuzuschauen. Er weiss um die gewaltige Arbeitsleistung der Männer, die überall im Reich für den Bau von Straßen, Wasserleitungen und Gebäuden verantwortlich sind. Er selbst hatte schon häufig Legionen für solche Arbeiten ausgesandt. Trotzdem fasziniert ihn die Arbeit der Männer immer wieder.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Erste Contubernia konnte er bereits in die Säulenerrichtung einweisen.


    "Priscus, hilfst du den Männern bei der Handhabung des Hebezeugs."


    Priscus nickte und holte die betroffenen Soldaten zusammen. "Für jede Säule müssen wir eine Hebevorrichtung errichten, um die Säulentrommeln aufeinander zu setzen. Natürlich bauen wir nicht für jede Säule einzeln eine, sondern können mit mehreren reihum um das Bauwerk wandern. Als erstes holt ihr mal das Material:


    Zwei Balken, die vier Schritt länger sind als die Säulen hoch. Vier starke Holzpflöcke. Ein Balken von fünf Schritt Länge. Und dann ein paar lange starke Seile. Eine Rolle und einen Haken brauchen wir auch noch, ein paar Nägel vielleicht auch.


    Die beiden langen Balken werden oben zusammen gebunden und unten in etwas Abstand gegen den dritten Balken gestützt, der wiederum gegen zwei der Pflöcke gelegt wird. Die anderen beiden Pflöcke halten zwei Seile, die die Konstruktion nach hinten ziehen. Und das ganze bauen wir natürlich so, dass die Spitze genau über der Säule hängt. Durch Ziehen an den Seilen holen wir sie etwas weiter nach außen, um die per Wagen angelieferten Säulenteile aufzunehmen.


    Fragen? Klären wir später, holt erstmal die Teile!"

  • Decius und seine Kameraden hörten ihrem Optio aufmerskam zu und machten sich alsbald aus dem Staub um die benötigten Materialien zu beschaffen.


    Decius kümmerte sich mit drei Kameraden um die benötigten langen Balken. Sie marschierten zum Baumteriallager, und je zwei Legionäre nahmen einen der beiden großen Balken auf. Diese erwiesen sich als sehr schwer, und es erforderte einige mühe sie unbeschadet zur Baustelle zu transportieren.


    Als die Vier Soldaten schließlich zurück bei dem Optio ankamen, die Balken auf den Schultern und von der Last schwitzend, blickten sie ihn fragend an, und Decius fragte:


    "Ähm, Optio... ächz... wo genau sollen wir die Balken abladen?"

  • Mit einer Schar von Hilfskräften kehrte der Centurio aus den Holzwerkstätten zurück. Eine große Anzahl an Lehren für das Gewölbe des Untergeschosses erreichte mit ihm den Bauplatz. Er wies auf eine freie Stelle inmitten des Theaterareals.


    "Vorerst seitlich ablagern. Sie werden umgehend eingebaut, wir benötigen zuvor allerdings noch die benötigten Stützpfähle. Hölzer zum Befestigen und Verkanten ebenso. Ranschaffen, dann sehen wir weiter."


    Die Knechte spritzten davon und kehrten alsbald mit den erforderlichen Materialien zurück. In der Zwischenzeit begutachtete der Centurio die ersten aufgestellten Zwischenwände. Bei den Säulen waren die Soldaten offenbar noch nicht so weit.

  • Ich brachte mit den Kameraden die Balken angeschleppt. Wir versuchten uns im Aufstellen, so wie es der Optio beschrieben hatte. Oben überschnitten sich die Pfosten. Kurz darunter wickelten wir ein Seil darum und hofften, dass das schon mal richtig war. Fragend blickten wir zum Optio.

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