Der Bau des Amphitheaters

  • Das Geschrei des vierten Opfers hinter sich lassend, begleitete Priscus den Wagen mit den drei Verletzten ins Castellum zum Lazarett. Da der Wagen zur Schonung der Verletzten nicht zu schnell fuhr, konnte er recht bequem nebenher laufen.

  • 'Schlimmer als ein Klageweib während einer Bestattung', dachte der Grieche und rollte missmutig sein Auge.


    "Ein offener Bruch ist nicht nett, aber deswegen muss man sich nicht so anstellen", rügte der Medicus. Er winkte zwei Helfer heran und ließ das Bein des Soldaten mit Werkzeugstielen provisorisch schienen. Die Ruhigstellung der Gliedmaße sollte für einen erträglichen Transport ins Lager sorgen.


    Plötzlich kam dem Griechen noch eine hervorragende Idee, die ein breites Grinsen in das von Bartstoppeln gezierte Gesicht grub.


    "Die Amphore", rief er einem der Männer zu, die vor kurzem noch als Stütze gedient hatten. Wild gab er seinen Worten durch Fuchteln mit den Armen Nachdruck.


    "Los, ansetzen und auf ex." Eine Antwort des Unfallopfers wartete er nicht erst ab, sondern kippte die Amphore derart, dass dem Glücklichen nur noch das Schlucken übrig blieb.

  • Mit dem nunmehr zufriedener gewordenen Patienten gestaltete sich der Rückweg zum Kastell erträchlich leise. Der Medicus bereitete sich derweil mental auf einen äußerst anstrengenen Einsatz vor.

  • Nach dem Abtransport des letzten Verletzten schickte ein inzwischen am Unfallort erschienener Centurio einen Teil der Männer wieder an ihre Arbeit zurück und beorderte die anderen, die Unfallstelle aufzuräumen. Selber machte er sich auf die Suche nach seinem Kollegen, der für die Gerüste zuständig war, um mit ihm gemeinsam dem Tribunen, der die Bauaufsicht inne hatte, Meldung zu machen.

  • Selbiger erschien auch bald in Form des Tribunen Lepidus, welcher das Kommando über sämtliche Bautrupps hatte, zunächst am Sammellager, welches generell den wichtigsten weil zentralsten Treffpunkt der am Bau beteiligten Offiziere bildete. Hier konnte der Stabsoffizier berechtigterweise hoffen, rasch an ausführlichere Informationen zu gelangen...

  • Als Priscus vom Lazarett zurück kam, um sich wieder an die Arbeit zu machen, passierte er den zentralen Sammelplatz. Dort machten offenbar gerade zwei Centurionen dem Tribunen Meldung, der die Aufsicht über die Baustelle hatte und deshalb natürlich über den Unfall informiert werden musste. Priscus wusste, das so etwas immer passieren konnte, auch seine eigenen Gerüste könnte es treffen. Trotzdem war er froh, nicht betroffen zu sein und die Verletzung der Kameraden nicht verschuldet zu haben. Auch wenn es ihn als Techniker natürlich interessierte, was falsch gemacht worden war, bleib er nicht stehen und hörte zu, sondern ging weiter. Er würde die Information sicher auf anderem Wege erfahren, wenn sie von Belang war.

  • Ein paar faulere Soldaten seiner Gruppe hatten die Unterbrechung genutzt, die Arbeit langsamer angehen zu lassen, zumal sie ohnehin nicht so genau wussten, was sie als nächstes tun sollten. Priscus sah das mit Missfallen und überlegte, wie man die Zeit bis zum Abschluß der Betonarbeiten über den Gewölben überbrücken könnte. Sein Blick fiel auf einen Korb mit Seilen.


    "Hier, schaut die mal durch, da sind sicher ein paar dabei, die sich am Ende auflösen. Bringt die wieder in Ordnung." Und schon waren drei Männer damit befasst, ein Seil nach dem anderen zu prüfen und lose Ende neu zu Spleißen. Für die anderen fand Priscus auch rasch Arbeit: ein paar schickte er los, um die Sägen zu schärfen, mit denen die Gerüstbalken auf passende Länge gesägt wurden, andere holten vergessene Nägel aus nicht mehr benötigten Teilen, um sie bei Bedarf wieder gerade zu schlagen, damit man sie nochmal verwenden konnte. Zwei schickte er los, ausgeliehene Werkzeuge von anderen Einheiten zurück zu bringen - einen links um die Baustelle herum und einen rechts herum. Er war gespannt, welcher schneller war, denn die betroffene Einheit arbeitete gerade genau am anderen Ende der Baustelle.

  • Tribun Lepidus, ein alter und erfahrener Recke, welcher noch in Britannia gedient hatte, nahm die Meldungen der Offiziere recht gelassen auf. Unfälle wie jener waren zwar, zumal tödliche Folgen nach sich ziehend, bedauerlich, aber an Großbaustellen eben nie ganz zu vermeiden. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass die teils wesentlich gefährlicheren Arbeiten in den Steinbrüchen nur zu wenig schlimmen Verletzungen geführt hatten, befahl der Tribunus, als die Unfallstelle geräumt und gesäubert war, den Gerüstabschnitt neu zu errichten.
    Unter den nunmehr besonders wachsamen Blicken der Techniker und des betroffenen Centurionen, welcher den Einsturz als eigenes Versagen aufgefasst hatte, rückten einige Männer von der Hilfsgruppe an, welche, mit Brettern, Nägeln und Seilen aus dem Sammelplatz bald ihrer Aufgabe nachgingen...

  • Staunend betrachtete Decius die Baustelle, als sie den Platz erreichen. Um ihn herum bemerkte er Soldaten, die hämmerten, sägten und Steine auftürmten.


    "Nicht schlecht, nicht schlecht", murmelte er.


    "Beeindruckend, Cicero. Das ist das erste Mal, das ich eine so große Baustelle sehe."

  • "Ich muss gestehen, ich bin auch das erste mal hier. Aber in Judaea sah ich ähnlich große Baustellen."


    Es war ein großes Treiben, das auf mich einen sehr geordneten Eindruck machte. Zufrieden nickte ich und passte auf, nicht zu sehr im Wege zu stehen.


    "Wer weiß, Decius, wer weiß. Vielleicht wird das hier heute noch ein Familientreffen werden."
    Instinktiv hielt ich nach einem meiner Verrwandten Ausschau. Aber bei der Größe der baustelle wäre es ein Zufall, würde ich einen der beiden entdecken. Sofern sie überhaupt hier sein würden.


    "Die Kosten für das Projekt sind enorm, Decius."

  • Decius hob die Augenbrauen.


    "Du warst in Judaea? Ich bin noch nicht soweit herumgekommen."


    Er lächelte.


    "In welcher Höhe belaufen sich die Kosten? Ich habe noch keine Zeit gehabt in der Curia alle Dokumente zu sichten."


    Decius machte einem Soldaten Platz, der mit einem Stapel Bretter vorbei lief.

  • "Die exakten Kosten kann ich Dir derzeit nicht nennen, da werde ich meinen Scriba fragen müssen. Allerdings baue ich selbst derzeit. Und glaube mir, Marmor macht einen Römer schnell zu einem armen Mann."


    Erneut schaute ich mich um und sprach dann mit lauter Stimme zu einer Gruppe herüber.


    "Salve, ich bin der Magistratus der Stadt. Wer kann uns Auskunft geben?"

  • Die beiden Männer standen in Hörweite eines Contuberniums, welches gerade damit beschäftigt war, die regelmäßig eintreffenden Maultiere zu entladen, welche Tonziegel aus abgerissenen Meilern der Umgebung, Bretter und Pfosten von der Holzabteilung und allerlei Utensilien aus den Lagerwerkstätten zum Bauplatz beförderten.
    Einer der Legionäre zupfte einen Kameraden am Zipfel der Militärtunika.


    "He, Quintus! Hast du gehört? Der Magistrat ist da. Soll ich mal dem Optio Bescheid sagen?"


    "Ne, Lentulus. Lass mich das machen..."


    Mit gewichtiger Miene bahnte sich Quintus den Weg durch die Gruppe und ging einige Schritte auf die Männer zu.


    "Mit welcher Auskunft kann ich helfen?"

  • Gerade wollte ich decius von den Sorgen eines Häuslebauers erzählen, als wir unterbrochen wurden. Aha, man hatte uns also endlich wahrgenommen. Ich musterte dezent den Mann und muss gestehen, seine Augen hatten durchaus etwas wirres. Ich schaute zu Decius, dann wandte ich mich an den Mann, der sich uns nicht vorstellte.


    "Ich bin Titus Aurelius Cicero, Magistratus von Mantua. Und das ist Marcus Decius, Scriba der Regio Italia. Bist Du der Verantwortliche hier?"

  • Sim-Off:

    Der auf dem Bild ist doch nur unser wunderlicher griechischer Arzt. ;) :D


    "Salve! Ja....puhh...ähhh..."


    Quintus krazte sich etwas verwirrt am Hinterkopf. Für einen 'Verantwortlichen' hatte man ihn noch nie gehalten.


    "Wen willst du denn genau sprechen? Meinen Optio, Centurio, gar Tribun Lepidus? Der hat nämlich den ganzen Trupp hier unter sich."

  • Sim-Off:

    Da möchte man ja glatt krank werden


    Mein Schmunzeln hielt ich dezent zurück, war ich mir doch so ziemlich sicher gewesen, dieser Mann könne nicht die Verantwortung getragen haben.


    "Nun, wir wollen nur sehen, wie die Arbeit vorankommt und ob Ihr Hilfe benötigt. Wenn der Tribun zugegen ist, dann wäre der Tribun wohl der geeignete Gesprächspartner, nicht war?"

  • Quintus nickte und überlegte einen Moment.


    "Hm, am Sammelplatz sind die Chancen doch wohl passabel, den Tribun zu erwischen. Wenn du einfach dem Behelfsweg hier folgst, gelangst du an eine Kreuzung. Links führt eine Straße nach Mantua, gehst du ein Stückchen rechts weiter, kommst du schnell an den Sammelplatz. Kann man gar nicht verfehlen."


    Der Legionarius deutete in dessen ungefähre Richtung.

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