Der Bau des Amphitheaters

  • Priscus wurde langsam ungeduldig, weil sich bei den Betonarbeiten nicht viel zu tun schien. Natürlich hatte er nicht die ganze Baustelle im Blick und wusste daher nicht, ob an den anderen Abschnitten gerade besonders viel zu tun war, aber das Warten langweilte ihn doch ein wenig.


    Er ging zu den Betonmischkübeln herüber, die er zu Beginn der Arbeiten mit errichtet hatte und sah sich dort um. Alle waren in Betrieb, an Nachschub konnte es also nicht mangeln. Er nickte einem Kammeraden zu, der die Aufsicht über diese Arbeit führte und immer wieder von einem Mischer zum nächsten ging und entschied, wo nachgefüllt werden musste und wo entnommen werden konnte. "Na, wie läuft's hier? Bei uns kommt im Moment nicht viel an."


    "Alles bestens. Wo das Zeug hin geht, weiss ich selber nicht. Ich bin nur dafür da, dass genug da ist", grinste der andere Optio und gönnte sich eine kleine Pause für dieses Gespräch. Die Soldaten, die leere Kübel brachten oder volle davon trugen, schienen aber tatsächlich alle im Moment einen bestimmten Abschnitt der Baustelle zu versorgen.

  • Zitat

    Original von Marcus Decius
    Decius nickte dem Mann zu, als er von Cicero vorgestellt wurde. Mit Mühe unterdrückte er ein breites Grinsen, während ihnen die Auskunft erteilt wurde.


    Kopfschüttelnd folgte ich der Wegbeschreibung und raunzte Decius zu:


    "Ich will nicht hoffen, dass man uns hier von einem zum anderen schickt, nur damit sie ihre Ruhe vor uns haben."


    Am Rande nahm ich einen Mann wahr, dessen Kopfbedeckung mir suspekt erschien. Sie ähnelte einem Fass. Nein, es war ein Fass. Mein Neffe schien hier alle bunten Vögel des Imperiums versammelt zu haben. ;)


    "Mein lieber Decius, Du siehst, hier in Mantua wird hart gearbeitet. Fleiß ist eine Tugend, die sicherlich in unserer Gemeinde eine Heimat hat. Erzähle mir, von wo stammst Du her?"


    Da wir hier noch immer keinen Verantwortlichen fanden, so schien es mir eine gute Gelegenheit zu sein, den Mann näher kennenzulernen.

  • Das Grinsen in seinem Gesicht wurde immer breiter. Als er dem Blick Cicero's folgte und den Mann mit dem Fass über den Kopf sah, konnte er nur noch mit äußerster Mühe ein lautes Lachen zurückhalten. Decius versuchte sein Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle zu bringen und war froh, das sein Gastgeber ein anderes Gesprächsthema anschlug. Und es wirkte. Erinnerungen schlugen wieder über ihn ein. Erinnerungen, die er in der neuen Umgebung erfolgreich verdrängen konnte. Er wurde schlagartig ernst.


    "Ich komme aus der Provinz Dalmatia. Dort lebt auch noch meine Familie - oder das, was von ihr noch übrig ist. Meine Frau ist tot und mein Sohn kümmert sich um seine sterbende Tante, meiner älteren Schwester. Vor ein paar Monaten übergab sie mir Dokumente und Aufzeichnungen unseres Vaters. Sie war dort schon krank, mußt Du wissen und spürte vielleicht, daß es mit ihr zuende ging."


    Er räusperte sich.


    "Aus diesen Dokumenten ging hervor, das mein Vater ursprünglich ein Bürger Roms war. Meine Schwester rang mir das Versprechen ab, nach Rom zu gehen und 'die Dinge zu regeln', wie sie es nannte. So machte ich mich auf meine alten Tage auf den Weg. Tja, und nun bin ich hier und hoffe das mein Sohn bald nachkommen wird."

  • Meine Hand auf seine Schulter legend, sah ich Decius tief in die Augen.


    "Du sprichst von einem harten schicksal. Die Götter scheinen Dich zu prüfen, um dein Wesen zu ergründen. Und ich hoffe, Du wirst standhaft sein. Wann immer ich Dir in irgendeiner Form helfen kann, so lasse es mich wissen."


    Gegen dieses Schicksal waren meine eigene Sorgen irgendwie ziemlich belanglos.

  • "Ich danke Dir, Cicero. Ich weiß, das ich noch einen langen Weg vor mir habe und hoffe, das ich ihn vor meinem Ableben erfolgreich zu Ende beschreiten kann."


    Dann machte Decius eine Handbewegung, als wolle er die trüben Gedanken verscheuchen und lächelte den Magistratus der Stadt an.


    "Der Tag ist viel zu schön, um Trübsal zu blasen. Meinst Du wir werden heute hier noch einen Verantwortlichen antreffen?"

  • Zweifelnd wiegte ich meinen Kopf zur Seite.


    "Nun, wenn der mann mit dem fass auf dem Kopf repräsentativ sein sollte, so frage ich mich, ob wir einen Verantwortlichen wirklich treffen wollten. Nun, falls wir hier kein Glück haben sollten, so könnte ich Dir noch etwas anderes zeigen."


    Ich signalisierte meinem Sklaven Aristos, das er die Kutsche kommen lassen sollte.

  • Jetzt lachte Decius laut.


    "Stimmt. Nacher läuft der Verantwortliche in Frauenkleidern herum oder so. Aber mich würde wirklich interessieren, warum der Kerl ein Fass auf dem Kopf trägt. Obwohl...."


    Er schüttelte den Kopf.


    "Ich glaube es ist besser, wenn wir das nie in Erfahrung bringen."


    Als er die Kutsche holen ließ, sah Decius ihn beschwichtigend an.


    "Laß gut sein, Cicero. So leid es mir auch tut, aber ich muß so langsam weiter. Es ist schon spät und ich möchte auf meiner Reise zur nächsten Stadt noch vor Einbruch der Dunkelheit auf halber Strecke das Gasthaus erreichen. Und dann muss ich mich auch schon beeilen, das der nächste Brericht fertig wird."


    Er legte die Hand auf Cicero's Schulter.


    "Ich danke Dir für die Gastfreundschaft und die Zeit, die Du mir geopfert hast. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch bei Dir!"

  • Auch ich verabschiedete mich und nickte Aristos zu.


    "Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen, mein lieber Decius. Wann immer Du einen Freund oder Hilfe brauchst, meine Tür wird für Dich geöffnet sein."

  • "Ich danke Dir, mein Freund. Deine Großzügigkeit berührt mich. Ich weiß nicht, wie ich Dein Angebot erwiedern kann. Selbstverständlich steht auch meine Tür Dir jederzeit offen."


    Die beiden Männer tauschten einen herzlichen Händedruck aus. Decius sah Cicero nach, als dieser seine Kutsche bestieg und davon fuhr. Dann machte auch er sich auf zur nächsten Etappe seiner Rundreise.

  • Während die beiden Zivilisten den Platz verließen, fuhren einige von Ochsen gezogene Wagen auf den Platz. Der Centurio, der hier die Aufsicht führte, rief ein gutes Dutzend Soldaten herbei und gemeinsam begannen sie, zahlreiche kleine Fässer unbekannten Inhalts abzuladen.

  • Über die Hauptlagerstraße erreichten drei Reiter, namentlich Tribun Lepidus, Architekt Claudius und der Praefecuts die Porta Praetoria und schwenkten mit ihren Rössern auf den linken Straßenzug ein.
    Nach wenigen hundert Doppelschritten eröffnete sich den Offizieren auf der rechten Seite das ausgedehnte zentrale Baustofflager, dessen weitaus größte Fläche von witterungsresisten Materialen, also vorwiegend Steinblöcken, bedeckt war. Wie jeden Tag herrschte das gröbste Gewusel auf einem etwas größeren, geschotterten Platz in Front einiger überdachter Lagerstätten. Der Lärmpegel übertraf sogar noch jenen in den Fabricae und wer ein unbeteiligter Betrachter der Szenerie war, musste in höchstem Erstauenen zur Kenntnis nehmen, wie die Techniker, Schreiber und Optiones im scheinbaren Wirrwar den Überblick behielten.
    Blickte man etwas nach links, konnten einige dezentrale Sammellager der Holzabteilung ausgemacht werden, während zwei Tonmeiler, deren Präsenz man sich noch vor wenigen Augenblicken hatte vergewissern können, waren inzwischen hinter einem kleinen Wäldchen verschwunden, von denen es jetzt nicht mehr viele gab: Der Holzverbrauch war enorm und die Legionäre hatten an vielen Stellen oft nur karge Baumstümpfe verbleiben lassen.
    An schweren Holzkarren vorbei, welche von kräftigen Ochsen gezogen wurden, erreichte man unter dem Schnauben der Pferde, Meckern störrischer Maultiere, Rufen und Gesprächen der Legionäre die Behelfsstraße, welche direkt zum Baugrund führte und einmal durch ein echtes Straßenpflaster abgelöst werden sollte. Nach und nach, zunächst noch von einem Waldausläufer verdeckt, kam das eigentliche Baugelände in Sicht...

  • Als Claudius Mantua vor Monaten verlassen hatte, hielt Frost die Stadt gefangen. Nun bot sich ihm ein verändertes Bild: Die Vegetation war längst aus ihrem Winterschlaf erwacht und wo man hinschaute, bot sich dem Betrachter ein herrliches Bild. Einzig die abgeholztenWaldflächen beschwerten des Offiziers Gemüt, besaß er doch Sinn für Ästhetik in jeglicher Form und es würde Jahre dauern, um das Landschaftsbild wiederherzustellen.


    Bei Erreichen des Bauplatzes gewann jedoch das praktische Interesse die Oberhand und mit einem Blick erfasste Claudius den Umfang des Baufortschritts.


    "Bei den Göttern! Da hat sich ja einiges getan."


    Der Centurio nahm zur Kenntnis, dass alle Säulen des Untergeschosses errichtet und die anschließenden Gewölbearbeiten annähernd abgeschlossen waren. Er musterte aus der Entfernung die Ausführung, bis ihm eine Betonschicht, die in begrenztem Ausmaß auf einen Teil der Gewölbe aufgebracht war, ins Auge fiel.


    "Das muss ich mir einmal genau ansehen", sagte Claudius und runzelte die Stirn.

  • Wenn es ihm passend erschien, kommentierte der Tribun einige Szenarien, erklärte, dass die Bogenarbeiten abgeschlossen und zu welchem Grad die Mauerarbeiten beendet seien. Für den Präfekten waren solcherlei technische Erläuterungen von etwas geringerer Bedeutung - ganz im Gegensatz zum Architekten, auf dessen Betreiben hin die Stabsoffiziere zu besagtem Gewölbe ritten. Nichtsdestotrotz imponierten ihm die mittlerweile recht stattlichen Mauerabschnitte und die grundsoliden Leistungen römischer Baukunst.

  • Genaueres konnte Claudius vom Pferderücken aus nicht erkennen und so stieg er kurzerhand ab, kletterte an einem der Gerüste hoch und untersuchte besagte Betonschicht. Nach kurzer Prüfung sah er sich in seinen Befürchtungen bestätigt, denn er hatte vor seiner Abreise niemandem Anweisungen für diesen Arbeitsschritt hinterlassen. Er richtete sich auf und rief den Stabsoffizieren zu:


    "Der Beton ist ohne Bewehrung aufgebracht worden. Aus statischen Gründen können wir das keinesfalls so lassen, das Zeug muss wieder runter."

  • Der Präfekt schüttelte etwas verständnislos das Haupt, denn als Organisator hauptsächlich des Transports konnte er nicht nachvollziehen, wie selbst nachweislich erfahrenen Technikern derartige Nachlässigkeiten unterliefen.


    "Dann hast du darin ja bereits eine neue Aufgabe. Sieh zu, dass solcherlei Mängel möglichst rasch behoben werden und vergewissere dich, soweit es eben geht, ob in den bisherigen Bauphasen derlei schlechte Arbeit noch häufiger anzutreffen ist. Jene Versäumnisse in der Gründlichkeit kosten uns nur wertvolle Zeit hinsichtlich der weiteren Bauschritte.", meinte er denn zum Architekten Claudius, stieg vom Ross, führte es mit der Hand etwas näher zum Baugrund hin und kramte dann aus einem Lederbeutel einige Karten hervor, die bereits während der Planungen des Baus zum Einsatz gekommen waren.


    http://home.arcor.de/de_la_cha…m/Amphitheater%20plan.jpg


    "Nun, Techniker, könntest du jetzt den konkreten kurz- und mittelfristigen Bauverlauf skizzieren?"
    Aurelius war bereits über die unmittelbar anstehenden Bauvorhaben informiert worden und hatte entsprechende Planungen bereits vor Wochen begonnen, womit eine ausreichende Versorgung an Baumaterialien gewährleistet worden war. Die mittelfristige Planung jedoch stand noch nicht, weshalb er bereits auf entsprechende Informationen drängte.

  • Nach einer weiteren Kontrolle stand fest, dass die fehlende Bewehrung nur bei einem der Segmente nachweisbar war.


    ‚Glück gehabt’, dachte Claudius und machte sich an den Abstieg. Die Ausbesserungsarbeiten würden den Baufortschritt dennoch nachhaltig hemmen.


    Wieder festen Boden unter den Füßen, trat der Centurio heran und warf einen Blick auf die Bauzeichnung.


    "Das ist die Grundrisszeichnung, Praefectus. Sie beinhaltet die Lage und Stärke sämtlicher Fundamente des Objekts und die Ausführung des Untergeschosses. Dieser Bauabschnitt ist vollständig abgeschlossen. Auf einer weiteren Zeichnung sind die darauf aufbauenden Ebenen erfasst, die uns nach dem Einbringen der Decke bevorstehen."


    Vesuvianus warf einen flüchtigen Blick auf die anderen Karten in der Hand des Praefectus’. Vermutlich hatte er die Seitenansicht, die bessere Möglichkeiten der Erklärung bot, ebenfalls dabei.


    "Auf jeden Fall sind die folgenden Geschosse deutlich kleiner, was sowohl einen geringeren Material- als auch Zeitaufwand bedeutet. Es werden also recht bald die dekorativen Säulen für den oberen abschließenden Säulengang, sowie erste Mosaike für die Gestaltung der Böden und dünne Marmorplatten für die Verkleidung der Nutzsäulen und gemauerten Wände in den unteren Geschossen benötigt werden. Im Anschluss daran käme bereits die Montage der Sitzbänke."


    Claudius legte eine Pause ein. Die Innengestaltung war zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht doch etwas zu weit vorgegriffen, anderseits gehörte die Materialorderung tatsächlich schon zu den mittelfristigen Aufgaben.

  • "Abgeschlossen? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Immerhin hinkt seit einigen Tagen ein Bauabschnitt durch einen Unfall hinterher, einige sind noch immer nicht im Soll und dieser Baupfusch da scheint das Fortkommen des Projekts ja nicht unbedingt zu beschleunigen."


    Der Präfekt versuchte, die einzelnen Abschnitte per Augenmaß auf der Karte zu identifizieren, was gar nicht so leicht war, denn Hilfskonstruktionen der Holzabteilung, Kräne und schließlich das permanente Gewusel erschwerten die Sicht von einem nicht eben übersichtlichen Standpunkt aus. Als der Techniker auf die oberen Stockwerke zu sprechen kam, wechselte er die Karte, welche auch von Tribun Lepidus interessiert beobachtet wurde.


    http://home.arcor.de/de_la_cha…mphitheater%20schnitt.gif


    Man konnte sofort erkennen, dass die Gerüstbauten noch zu klein waren und erst einmal kräftig aufgestockt werden müssten.


    Zitat

    "Auf jeden Fall sind die folgenden Geschosse deutlich kleiner, was sowohl einen geringeren Material- als auch Zeitaufwand bedeutet. Es werden also recht bald die dekorativen Säulen für den oberen abschließenden Säulengang, sowie erste Mosaike für die Gestaltung der Böden und dünne Marmorplatten für die Verkleidung der Nutzsäulen und gemauerten Wände in den unteren Geschossen benötigt werden. Im Anschluss daran käme bereits die Montage der Sitzbänke."


    Der Präfekt nickte.
    "Da wird nun verstärkt Carrara gefragt sein. Hast du im Bauplan die Innengestaltung bereits detailliert durchdacht, nicht nur was Typus der Säulen und Mosaikmuster angeht, sondern auch die Materialien und deren benötigte Menge?"

  • "Na ja, eigentlich bin ich kein Innenarchitekt, was aber nicht heißt, dass ich nicht trotzdem eine Vorstellung von der Innengestaltung habe. Material und Materialbeschaffenheit spielen dabei ebenso eine Rolle wie Farbe und das vorhandene Licht. Da die Säulen des oberen Ganges noch in meinen Bereich fallen und ich mich bei ihnen für den weißen Carrara entschieden hatte, würde ich selbigen auch für die Verkleidung der einfacheren Säulen in den unteren Geschossen sowie in großem Maße für die Verkleidung der gemauerten Wände verwenden.


    Auf jeden Fall muss für die Fußböden auf ein anderes Material zurückgegriffen werden. Carrara ist ein sehr heller und damit gleichzeitig weicher Marmor. Je heller der Stein desto kratzempfindlicher ist die Oberfläche - das hat die Praxis gezeigt. Ich empfehle für die beanspruchten Böden Granit. Ich kenne italienische Granite, weiß nur nicht, aus welchem Steinbruch sie kommen."


    Claudius kramte in seinem Gedächtnis nach den Namen bewusster Natursteine, die den Praefectus vermutlich vor das Problem stellen würden, zunächst den Ort der Förderung in Erfahrung zu bringen. Der Centurio schmunzelte über die höchst angenehme Aufgabenverteilung: Er traf die Wahl und der Präfekt besorgte.


    "Da wären einmal die Granite "Serizzo Antigorio" und "Grigio Sardo", die beide ein eher unauffälliges Muster in den Farbnuancen Weiß bis Grau, ersterer sogar Richtung Anthrazit aufweisen. Mein ganz persönlicher Favorit ist allerdings "Azul Aran" - ein äußerst harter Granit aus Hispania, der ein hoch interessantes Farbmuster mit metallenen Einschlüssen, eine extreme Härte und damit hohe Belastbarkeit aufweist. Nun ja, vielleicht etwas zu aufwendig, den zu beschaffen."


    Für seine Villa würde Claudius allerdings weder Aufwand noch Kosten scheuen, denn dieser Granit war es wert.


    "Dort, wo wir an den Wänden einen Blickfang setzen wollen, würde ich den "Arabescato" verwenden, ein Marmor, der ein auffälliges, weil großflächiges Muster in verschiedenen Grautönen auf weißem Untergrund aufweist. Tja, und eigentlich würde ich außerdem die Einbindung von Mosaiken empfehlen - nicht zu viele und die Positionen gut überlegt."


    Claudius war in seinem Element und er stoppte vorsichtshalber. Über Mengen konnte man dann nachdenken, wenn die Entscheidung über das Material gefallen war.

  • Der Präfekt wölbte etwas skeptisch die Augenbraue. Für ihn klangen die Schilderungen des Architekten eher nach dem Bauplan eines kaiserlichen Palastes. Die kleineren Theateranlagen, welche man oft in der Nähe von Standlagern der Armee antreffen konnte, waren in der Regel eher schlicht gehalten, häufig wiesen sie gar keine Marmorfassade und nur spärliche Mosaiken auf, waren im Grunde auf solide Ziegelmauerarbeiten beschränkt, doch in Anbetracht der Tatsache, dass auch die Stadt Mantua ein reges Interesse am Theater als Blickfang und Prestigeprojekt bekundet hatte, musste da wohl ein prunkvollerer Bau her, wenngleich der Präfekt bestimmte Vorstellungen des Architekten von Beginn an einschränken musste. Beispielsweise war Hispania nicht einmal in die groben Planungsvorbereitungen einbezogen worden, hinsichtlich des Granits wollte er sich auf italisches Gestein konzentrieren, dessen Herkunft sich aufgrund der Lage Mantuas natürlich auf Förderungsgebiete in Nähe der Alpen beschränken würde. Was diverse Ausgestaltungsmaßnahmen durch Mosaikleger anging, musste er wohl früher oder später nach geeigneten Werkstätten Ausschau halten.
    Er kannte bereits Motive aus dem Theater in Verona, welche sich im Grunde auf die Darstellung von Gladiatoren spezialisiert hatten; ein echter Publikumsliebling wurde sogar häufig mit Namen und Herkunft vermerkt. Vorsichtshalber notierte Aurelius erst einmal alle Wünsche und Planungen des Architekten, die seinem Geschmack nach jedoch eindeutig zu extravagant ausgefallen waren.


    "Hm, ich werde sehen, was sich machen lässt.", brummte er dann, keinen Zweifel an seinem Vorhaben lassend, kräftige Abstriche machen zu wollen.

  • Mit einem Nicken quittierte der Centurio die Auskunft. Er würde ohnehin das verbauen, was letztlich eintraf und da er das zur Verfügung stehende Budget nicht kannte, blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten.


    "Tja, und dann wäre noch die Frage nach den Säulen."Claudius kramte aus einem Lederbeutel, der an seinem Gürtel befestigt war, ein Pergament und entfaltete es.


    [Blockierte Grafik: http://img259.imageshack.us/img259/8539/saeulen5ij.jpg]


    "Steinmetze könnten diese drei Säulenformen herstellen. Ihren Zweck erfüllen alle und es ist eine reine Geschmacksfrage, welche wir verwenden wollen. Ich persönlich tu mich schwer mit der korinthischen." Der Centurio tippte auf die letzte der Säulen. "Sie soll die jungfräuliche-mädchenhafte Zartheit verkörpern. Na ja, mir ist sie zu kitschig. Die dorische", sein Finger wies auf die erste, "stellt die Stärke und Anmut des Mannes dar und sie ist mit Abstand die älteste Säulenform." Claudius musste grinsen, denn er hatte sich schon beim ersten Kennenlernen der Säulenbeschreibung gefragt, wo Vitruv beim Mann Anmut sah.


    "Und dann wäre noch die Ionische, die der fraulichen Schlankheit nachempfunden wurde. Die Stadt hat uns ja Entscheidungsfreiheit eingeräumt, trotzdem bin ich diesbezüglich unschlüssig. Ich würde fast zu der dorischen tendieren, auch wenn sie längst nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Sich als rückständigen Architekten betiteln zu lassen, ist allerdings nicht gerade erstrebenswert. Hm, welche der Säulen würde denn deinen Geschmack treffen?", fragte der Architekt interessiert.

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