Der Bau des Amphitheaters

  • Die zusätzlichen Appelle und Kommandoübergaben im Zuge der Eingliederung der neuen Kameraden hatten dazu geführt, dass auf der Baustelle kurzzeitig etwas weniger gearbeitet wurde. Wie üblich hatte der gegossene Beton dies dazu genutzt, um soweit auszuhärten, dass die Schalungen entfernt werden konnte. Bis zum Mittag hatten die Männer aus Priscus Einheit die Holzplatten neu gesetzt und die nächsten Abschnitte mit Beton gefüllt.


    Dann konnten sie sich wieder den am Vortag beschafften Materialien für den Fußboden widmen.


    "Wir kümmern uns jetzt um den Boden der einzelnen Segmente, die mit Mosaiken versehen werden sollen. Keine Sorge, das wird nicht der ganze Boden sein, sondern nur ausgewählte Stücke, aber mit denen müssen wir eben anfangen. Der Rest wird normal gepflastert, das geht dann später schneller.


    Wir haben hier gewachsenen Boden, darauf kommt jetzt erstmal der Kies. Gleichmäßig verteilen, wenn ich bitten darf. Hier, das macht ihr."


    Während die ersten Männer beginnen konnte, schaute Priscus sich die gelieferten zerschlagenen Ziegel an und zeigte den anderen, wie klein sie sein müssten, um später verarbeitet werden zu können.

  • Soweit er das mit seinen Architekturkenntnissen beurteilen konnte hatten die Leute Plan von dem was sie taten. Der Bau schien recht langsam vonstatten zu gehen. Andererseits schien man hier im Gegensatz zu Germanien mehr Zeit zu haben. Dort war es Aufgabe gewesen aus dem Nichts so etwas wie Zivilisation und Infrastruktur zu schaffen. Hier konnte man sich wohl den Luxus leisten etwas Schönes für die Ewigkeit zu bauen, wo er stets nur immer Funktionalität bauen mußte. Er erinnerte sich mit einem Schaudern an das ewige Flickwerk unter Zeitdruck und das oft fehlende Baumaterial, so daß man oft improvisieren mußte.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Da er das Pferd, das er für seine Reise benutzt hatte, offiziell noch nicht a die Legionsreiterei abgegeben hatte, nutzte es Avitus weiter, bis ihn irgendjemand darauf ansprach. Er hielt es für nicht sehr wahrscheinlich, dass das geschehen würde, da die Reiterei der Prima gut ausgestattet zu sein schien. Und ein Pferd konnte man gut gebrauchen, zumal es lästig erschien, zwischen dem Castellum und der Stadt zu Fuß zu pendeln.


    Die Bauarbeiten am Theater waren scheinbar in vollem Gange und Avitus versuchte einen Eindruck zu machen, als würde er seine Einheit besuchen und die Arbeiten inspizieren. Tatsächlich hatte er recht wenig Ahnung von dem ganzen Kram. Er würde eine Brücke bauen können oder eine Befestigung anlegen lassen. Theater allerdings waren... nicht sein Gebiet.


    "Optio Priscus"
    rief er, als er seinen Stellvertreter in der arbeitenden Menge der Soldaten entdeckte. Es schien ihm eine gute Gelegenheit, mit dem Offizier ein paar Worte zu wechseln und ihn etwas kennenzulernen.

  • Priscus blickte von seiner Arbeit auf, als er den neuen Centurio seinen Namen rufen hörte. Rasch legte er das gerade benutze Werkzeug zur Seite und begab sich in lockerem Laufschritt zu seinem neuen Vorgesetzten.


    "Salve, Centurio", salutierte er und blickte zu dem Mann auf dem Pferd hinauf.

  • Avitus sprang ab und nahm den Helm ab.
    "Salve Optio. Der Tribun hat dich als hervorragenden Soldaten empfohlen, Optio. Ein Grund, Stolz zu sein. Aber ich bin nicht nur deswegen hier, um dir das zu sagen..."
    er machte eine kurze Pause, um das Lob wirken zu lassen
    "... die Secunda ist für die Bauarbeiten hier zuständig, wie ich weiß. Wenn du also etwas brauchst, sei es Material oder mehr Männer, meine Tür steht dir offen. Sag bescheid ohne zu zögern. Ich verlasse mich auf dich hier, und übernehme die Ausbildung unserer Rekruten. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Ausserdem... verstehe ich von Theatern nichts"
    sagte Avitus, den Blick über die Baustelle schweifend.
    "Eine Brücke oder Verschanzung... kein Thema. Aber das hier... hm. Nun gut"
    er setzte den Helm wieder auf.
    "Zwischenberichte über den Stand der Dinge kannst am besten direkt an den Tribun schicken. Aber lass mir jeweils eine Abschrift zukommen, so haben die Scribae was zu tun"

  • Avitus stieg auf das Pferd auf.
    "Noch was, Optio. Ich erwarte so bald wie möglich einen Bericht über die Einsatzbereitschaft der Centuria. Mann- und Materialstärke, Ausbildungsstand und so weiter. Du brauchst nicht anzuklopfen, und sollte ich nicht da sein, leg mir den Wisch auf den Tisch"
    sagte er.
    "Ansonsten... weitermachen, Optio"
    sagte Avitus knapp und ritt um das Theater rum, wo er den Primipilus entdeckte.
    "Salve, Primus Pilus. Hätte ich mir ja glatt denken könne, dass ich dich hier treffe"
    sagte er. Plautius war der Leiter der Bautrupps der Hispana gewesen und ausgebildeter Architekt und dass der Bauprojekt sein Interesse weckte, war für Avitus keine Überaschung.

  • "Sieht nett aus was die hier bauen. Stellt sich die Frage, ob es nötig ist, aber Ressourcenprobleme wie wir in Germania kennen die nicht. Wer leitet den Bau?"

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  • "Wird erledigt, Centurio" erwiderte Priscus auf die neuen Anweisungen. An den Bauarbeiten selber schien sein neuer Vorgesetzter kein großes Interesse zu haben. Aber das war nicht seine Sorge, denn er hatte nur dafür zu sorgen, dass seine Leute ihre Arbeit sorgfältig machten.


    Also begab er sich zurück zum Bauabschnitt und schaute, ob der Kies gleichmäßig verteilt worden war.

  • Avitus sprang ab und salutierte.
    "Tja, die Zweite Centurie, also demnach ich. Ich lasse allerdings die Berichte direkt an den Tribun schicken, da er als mein Vorgänger bei der Zweiten den Bau geleitet hat. Wenn ich schon null Ahnung hiervon habe, so versuche ich wenigstens den Anschein zu erwecken, als ob..."
    sagte Avitus mit einem etwas deprimierten Lächeln.
    "Ich bin nicht für so etwas geschaffen, Primus Pilus, du kennst mich. Mein Platz ist auf dem Campus, wo ich Männer ausbilde, am Schwert, Pilum oder Geschütz"
    sagte er und hoffte, Plautius würde den Wink verstehen. Es blieb zu hoffen, dass er mit der Versetzung sein Interesse an Architektur nicht verloren hatte.

  • Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Wir kümmern uns jetzt um den Boden der einzelnen Segmente, die mit Mosaiken versehen werden sollen. Keine Sorge, das wird nicht der ganze Boden sein, sondern nur ausgewählte Stücke, aber mit denen müssen wir eben anfangen. Der Rest wird normal gepflastert, das geht dann später schneller.


    Wir haben hier gewachsenen Boden, darauf kommt jetzt erstmal der Kies. Gleichmäßig verteilen, wenn ich bitten darf. Hier, das macht ihr."


    Seltener als sonst fand Vesuvianus zum Bauplatz. Zwar wusste er, dass er sich auf Priscus verlassen konnte, aber das entband ihn nicht von seinen Pflichten. Zufrieden stellte er den Fortschritt beim Aufbau des Bodens fest.
    Als er Priscus ausmachte, trat er auf ihn zu, grüßte ihn - sie hatten sich heute noch nicht gesehen - und begann sogleich seine Gedanken zu äußern.

    "Bevor das Wasser drauf kommt, muss die Angelegenheit verdichtet werden, denn sonst reißt der später aufgebrachte Bodenbelag. Gerade bei den kostspieligen Mosaiken wäre das ärgerlich."

  • Priscus salutierte etwas förmlicher als bisher vor seinem ehemaligen Centurio. "Selbstverständlich, Tribun, daran werden wir denken." Tatsächlich kamen auch wenig später einige Männer zu diesem Bauabschnitt, die Stampfer geholt hatten, mit denen der Belag gepresst werden konnte.


    "Wann werden die Steinplatten für den übrigen Bodenbelag geliefert", erkundigte sich der Optio dann, um ein wenig Überblick die Arbeitsplanung für die nächsten Tage zu gewinnen. Er ging zumindest nicht davon aus, dass die empfindlichen Mosaike zuerst gelegt werden sollten.

  • Nachdem die Frage nach den Steinplatten zunächst offen bleiben musste, ließ Priscus die Männer mit dem vorhandenen Material weiter arbeiten. Nach dem Kies konnten auf der Bodenschicht wie angeordnet Sandsteine, zerkleinerte Ziegel und Kalk aufgebracht werden. Ordentlich verstaubt von dieser Arbeit und geschwitzt von der Benutzung der Stampfer zur Verdichtung der Packung betrachteten die Männer ihr Werk.


    "Gute Arbeit, aber kein Grund tatenlos drumherum zu stehen. Das Zeug wird nicht vom Anstarren fest.


    Ihr da holt Wasser und verteilte es gleichmäßig über die Fläche. Wisst ja wie das geht. Und das mir bloß keiner danach hier drüber läuft, während das Zeug feucht ist. Schuhabdrücke könnt ihr woanders hinterlassen aber nicht in meinem Bauabschnitt."


    Priscus teilte ein paar Männer dafür ein und wandte sich dann an die verbleibenden. "Der Rest kommt mit mir, wir können die Schalungen an den Treppen abbauen und sind dann mit dem Betonguß fertig."

  • Vesuvianus durchlief gedanklich die Informationen zum Thema 'Steinplatten', dann hatte er's.


    "Ein Teil der Platten müsste eigentlich bereits eingelagert sein, aber gesehen habe ich die auch noch nirgends. Muss ich mich mal drum kümmern. Auf jeden Fall sind auch in den nächsten Tagen Lieferungen geplant.
    Mir machen aber auch noch die Säulen und Wände, die mit diesen dünnen Platten verblendet werden sollen, Gedanken. Haben wir denn überhaupt Leute in unserer Centurie, äh, ist ja nicht mehr meine, also ... ach, du weißt schon ... also hast du Leute, die das richtig ordentlich können?"

  • "Richtig ordentlich? Naja, wir haben Steinmetze, die sollten sowas schon können. Sonst müssen wir den Abschnitt wohl an eine andere Einheit abgeben und machen uns woanders nützlich, wenn es eine bessere Gruppe dafür gibt."


    Priscus hatte ohnehin das Gefühl, während der Arbeit mehr als einmal rund um das Bauwerk verschoben worden zu sein, um an allen möglichen Stellen Gerüste zu bauen, Kräne einzusetzen, Schalungen zu bauen, irgendwas zu vermessen und einiges mehr, da käme ein erneuter Aufgabenwechsel nicht unerwartet.

  • "Das Verkleiden ist Filigranarbeit und in der Regel sind Steinmetzarbeiten grob oder wenigsten grober. Na, sie sollen es an einer später wenig frequentierten Stelle versuchen und du kontrollierst das am besten erst, bevor du die entscheidenden Sichtflächen zur Bearbeitung freigibst.


    Fugen oder fugenlos ist dann auch noch Frage. Damit durch Temperaturschwankungen entstandene Spannungen schadlos aufgefangen werden können, bieten sich immer Fugen an, wobei die Maserungen des Natursteins fugenlos wesentlich besser zur Geltung kommen. Aber das sollen die Fachmänner entscheiden."


    Claudius ließ seinen Blick über das Objekt schweifen und musste seinen Kopf inzwischen weit in den Nacken legen. Er schützte die Augen mit der Hand vor der Sonne.


    "Wir sind weit, aber nach dem Geschmack der Stadtverwaltung nicht weit genug. Trotzdem ... für diesen Bau und der Stillstandszeit im Winter haben wir nach meiner Einschätzung einen guten Baufortschritt geleistet. Was meinst du?"

  • "Ich denke schon, dass wir den Jungs einiges zutrauen können", äußerte sich Priscus zur Leistung der Steinmetze. "Vielleicht ist es für sie eine nette Abwechslung und sie legen sich besonders ins Zeug."


    Die Meinung der Stadtverwaltung zur Baustelle hatten ihn bisher kaum interessiert, immerhin kam selten genug jemand aus der Stadt überhaupt auf der Baustelle vorbei.


    "Wir überragen die Bauwerke der Stadt und ich wüsste nicht, wo wir noch deutlich schneller hätten arbeiten können."

  • Sein Optio … Claudius stockt. Ach, Mist, es war ja gar nicht mehr sein Optio. Wie lange er wohl noch brauchen würde, um sich umzustellen? Na, jedenfalls vertrat Priscus dieselbe Meinung wie er. Der Baufortschritt war keineswegs verlangsamt.


    Mit diesen Überlegungen traf Claudius schließlich beim Hafen Mantuas ein. Er hatte von Tribunus Lepidus die Auskunft erhalten, dass die fehlenden Steinplatten just an diesem Tage erwartet wurden und nach aller Wahrscheinlichkeit bereits entladen wurden. Dem war auch so. Etliche Hilfskräfte waren vor Ort, um die Materialien auf bereitstehende Karren zu laden.


    "Sofort zum Bauplatz", wies Claudius die Männer an, als die sich anschickte, Richtung Kastell zu fahren.


    An der Spitze der Kolonne traf er beim Amphitheater ein, lotste die Karren sogleich an eine zweckmäßige Stelle und beaufsichtigte für kurze Zeit die Entladearbeiten. Zum Glück…


    "Vorsichtig, ihr Dummköpfe. Die Platten werden möglichst stoßfrei abgesetzt, auch wenn das auf’s Kreuz geht. Das ist nicht zu ändern."


    Der Tribun schüttelte den Kopf.

  • Die Zeit, die für die Anlieferung der Steinplatten benötigt wurde un die danach die Steinmetze brauchten, um sich zu einigen, wie sie vorgehen sollten, nutzte Priscus für den vom Centurio angeforderten schriftlichen Bericht über die Arbeiten. Mit einer ausreichend großen Wachstafel hockte er sich in den Schatten und notierte die Ergebnisse der letzten Tage sowie die vorgesehenen nächsten Schritte. Erst während des Schreiben fiel ihm ein, dass der Bericht direkt an den Tribun gehen sollte und der Centurio eine Kopie haben wollte. Also drückte er die fertig ausgefüllte Tafel einem Legionär in die Hand.


    "Bring die zum Tesserarius, der soll eine Kopie machen. Eine Fassung geht an den Centurio, eine an Tribun Vesuvianus."

  • Etwa um die Zeit, als erste Arbeitstrupps aus den Steinbrüchen in Norditalia zurückkehrten, trafen, auf Transportschiffen der Classis Ravennas sicher verstaut, schwere Steinblöcke im Zivilhafen Mantuas ein, welche zur weiteren Feinverarbeitung durch geschulte Handwerker der Lagerwerkstätten weitgehend in ursprünglicher Gestalt belassen worden waren. Folgerichtig wurde im Anschluss an nicht eben wenig heikle Verladearbeiten mit fachkundiger Begutachtung des mittlerweile ganz in die Nähe des Theaterbaugrundes geschafften Materials begonnen. Sorgfältig untersuchten Steinmetze Skizzen des Architekten, maßen benötigte Längen und Durchmesser aus, um schließlich mit Kohlestiften und Handzirkeln erste Markierungen anzubringen, welche später durch beständigere Steinkerben ersetzt wurden. Wenige Doppelschritte von einem mittlerweile abgebrochenen Ziegelmeiler errichtete eine Centuria behelfsmäßige Überdachungen aus imposant großflächigen, zusammengeflickten Zeltbahnen, welche später einmal die Handwerker vor unerwünschten Witterungseinflüssen aller Art schützen und somit einen möglichst ungestörten Fortgang der Arbeiten versprechen sollten.

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