Wenige Tage später gesellten sich zum üblichen Baulärm akustische Resultate regelmäßiger gezielter Hammerschläge von etwa zwei Dutzend Steinmetzen, welche wiederum von ungeschulten Hilfsarbeitern unterstützt wurden, denen es etwa oblag, zwangsläufig anfallende Steinreste abzutransportieren, um sie entweder - wie es mit großen Mengen Bauschutts ohnehin geschah - ihrer neuen Bestimmung als variabel einsetzbares Füllmaterial zuzuführen oder, sollten sie - was selten der Fall sein sollte - sich als gänzlich überflüssig erwiesen haben, die Steinbrocken in einer anwachsenden Schuttgrube unweit des Bauplatzes zu entsorgen. Einige erfahrene Altmeister dieses Handwerkes patroullierten mit Argusaugen durch relativ unerfahrene oder gänzlich neu angelernte Immunes, gaben wertvolle Ratschläge und legten hier und dort schon einmal selbst Hand an. Ihrer eigentlichen Aufgabe konnten sie jedoch erst etwas später nachgehen: Dann nämlich, wenn erste Rohfassungen der Säulen abgenommen werden konnten und ein geschultes Auge und eine ruhige Hand vonnöten waren, um komplexere Verzierungen am Stein zu vollführen.
Der Bau des Amphitheaters
- Tiberius Corvius Cadior
- Geschlossen
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Zwei Wochen war Claudius’ Einheit nicht mehr mit dem Bau des Amphitheaters beauftragt gewesen. Als er heute den Bauplatz betrat, musste er feststellen, dass in der Zwischenzeit nicht ein Stein verbaut, nicht ein Träger eingefügt, keine Säule errichtet, sich aber Unmengen an Baumaterialien angesammelt hatten. Der Offizier schüttelte den Kopf, verkniff sich aber jeglichen Kommentar.
Er zückte Priscus’ Bericht, überflog nochmals die Angaben und sah sich schließlich nach seiner rechten Hand um. Erst im Anschluss an die Unterredung wollte er die Arbeiten an die einzelnen Centurien verteilen.
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Mit dem neuen Dienstplan war Priscus auch wieder für die Baustelle eingeteilt worden, neben seiner Aufgabe als Wachkommandant. Nach einer kurzen Besprechung hatte er herausgefunden, dass sich verschiedene Einheiten mit Wache und Bau abwechseln sollten. Heute war er also wieder auf der Baustelle.
An seinem letzten Bauabschnitt arbeiteten inzwischen ein anderer Trupp, wie er rasch feststellte, so dass er sich zum Sammelplatz begab und zwischen dem gestapelten Material die Bauleitung entdeckte.
"Salve, Tribun", grüßte er Claudius Vesuvianus. "Für welche Aufgaben werden wir eingeteilt?"
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Und da kam auch schon der Gesuchte.
"Salve, Priscus", erwiderte Claudius den Gruß. Er hatte schon vor Monaten geklärt, dass auf dem Bau die Förmlichkeiten überflüssig waren. Auf die Anfrage nach der Aufgabenverteilung hin, winkte der Tribun entschieden ab.
"Du wirst kurzfristig von deiner Einheit abgezogen. Ich brauche dich und deine Erfahrung für den Gedankenaustausch bezüglich der Sitzbänke. Tylus benötigt eine Zeichnung, bevor sie liefern können. Nach meiner Vorstellung sollen die Bänke aus Holz gefertigt werden, Stein strömt zuviel Kälte aus. Auf irgendwelche optischen Spielereien wollte ich verzichten, aber in der Ausführung haben wir verschiedene Möglichkeiten.
Wann hast du denn das letzte Mal über Stunden in einem Theater gesessen? Hattest du da eine Rückenlehne?" -
Sein Vorgesetzter schien gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt zu sein, fand Priscus.
"Natürlich nicht, die Sitzbänke mit Rückenlehne sind doch hochstehenden Personen vorbehalten."
Richtig genau wusste Priscus nicht einmal, wann er zuletzt im Theater oder Amphitheater war. Es muss jedenfalls schon länger her gewesen sein, denn Mantua hatte ja noch keines und hier hatte er die letzten Jahre verbracht.
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"Rückenlehne ist nicht gleich Rückenlehne. Gerade über die Höhe der Lehnen kann viel über die Wertigkeit des Platzes bzw. des späteren Gastes ausgesagt werden", bemerkte Claudius. Er wollte durchaus einen gewinnbringenden Disput über die Sitzbänke starten, denn er musste sich eingestehen, dass Innenarchitektur nicht zu seinen Spezialgebieten gehörte und er an sinnreichen Beiträgen zu dieser Thematik interessiert war.
"Mir hat sich bezüglich der Bänke die Frage gestellt, wie man Aufführungen, die ja oft über Stunden gehen, ohne Lehne und ohne größere Rückenbeschwerden genussvoll überstehen soll", begann er zu erklären. "Erst kürzlich hatte ich bei einer Besprechung das Vergnügen, ohne Lehne auszuharren und bereits nach kurzer Zeit mussten diverse Dehn- und Streckübungen herhalten, damit ich mich auf den Gesprächsinhalt und nicht den Rücken konzentrieren konnte. Jetzt kann man in einem Theater dagegenhalten, dass spannende Spiele die Besucher oft von den Plätzen reißen. Ich weiß nicht, ob das als Ausgleich reicht."
Abwartend sah Claudius zu seinem ehemaligen Optio, der - wie er wusste - auch nicht Innenarchitekt war, aber des Öfteren über gute Ideen verfügte. Eine Lehne in Höhe der Nieren würde aus seiner Sicht schon einiges bringen. Dabei wurde Claudius klar, dass Steinbänke diese Möglichkeit gar nicht boten. Sie waren dafür witterungsresistent. So hatte eben alles seine Vor- und Nachteile.
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Hätte man zu Priscus gesagt, 'Messlatte ist nicht gleich Messlatte', so hätte er qualifiziert mitreden können. Bei 'Rückenlehne ist nicht gleich Rückenlehne' war das weniger der Fall.
"Ich habe mich noch nie genauer mit den Möglichkeiten einer Rückenlehne befasst. Aber soweit ich weiß, werden diese auf den normalen Sitzreihen nicht verwendet. Wenn das wirklich so schlimm wäre, dann hätte es doch bestimmt schon jemand geändert."
Für ihn war es das einfachste, das nachzubauen, was an anderen großen Bauwerken vorgemacht worden war. Völlig falsch konnte es nicht sein.
"Das mit den Holzbänken habe ich auch nicht ganz verstanden. Ich dachte, wir bauen hier ein Amphitheater komplett aus Stein, eben um nicht immer den Ärger mit dem Holz zu haben?"
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"Naja, das ist alles eine Frage der Kosten", erwiderte Claudius mit gerunzelter Stirn. "Das Holz käme kostenlos aus Tylus, der Naturstein würde wieder aus den legionseigenen Steinbrüchen kommen. Manchmal frage ich mich sowieso, wer das alles bezahlt. Die Legion hat ihren Beitrag zum Amphitheater bereits reichlich erfüllt, die Stadt Mantua möglicherweise auch und manch wohlhabender Einwohner wollte sich ebenfalls einbringen."
Claudius stemmte die Arme in die Hüfte, er ließ den Blick über die Fläche schweifen, für die Sitzreihen vorgesehen waren. Da kam einiges zusammen. Gut, im Kolosseum gab es auch überwiegend Steinbänke und nur wenige aus Holz.
"Ich werde bezüglich der Bänke Rücksprache mit der Stadt halten“, entschloss er sich kurzerhand. „Mir ist es schließlich gleich, was verbaut wird. Priscus, deine Centurie beginnt mit dem Aufstellen der Marmorsäulen im abschließenden Säulengang. Die Abstände liegen bei 7 Fuß (2,1 m) von Mitte zu Mitte gemessen. Zuerst ein Block, dann die Ionischen. Soweit alles klar?"
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Priscus nickte und war froh, sich wieder um etwas kümmern zu dürfen, bei dem er besser Bescheid wusste. Säulen aufzustellen war zwar eine mühsame Arbeit, kam seinen Qualifikationen als Techniker aber gerade recht.
Nachdem er den Tribun wieder allein gelassen hatte, besah er sich kurz den Bauabschnitt und erteilte dann die nötigen Anweisungen an seine Leute. "Die Säulen kommen über den großen Kran dort drüber hier oben zum Abschluß. Wir müssen sie dann erstmal bis zu ihrer Position bringen und dort aufstellen.
Ihr organisiert uns einen geeigneten Transportwagen, mit dem wir hier oben rangieren können."
Einige Soldaten nickten und machten sich auf den Weg. Priscus schaute die nächste Gruppe an.
"Ihr besorgt Holz und Seile für eine Hebelvorrichtung, mit der wir die liegenden Säulen aufrichten können, ohne dass sie uns umkippen."
Und auch diese Gruppe machte sich auf den Weg.
"Und ihr kommt mit mir, wir bereiten oben die Standplätze der Säulen vor."
Als sie oben am Bauabschnitt angekommen waren, schwebte bereits der bestellte Transportwagen am Kran nach oben und wurde wenig später oben abgesetzt. Sorgfältig kontrollierten die Soldaten, ob der Weg rundum frei war, so dass sie den Wagen problemlos zwischen Abladestelle und Bauabschnitt hin und her bewegen konnten. Dann polsterten sie das Gefährt mit Stroh aus, damit die geladenen Säulen keinen Schaden nahmen. Wenig später wurden auch die Balken angeliefert, mit denen eine Hebekonstruktion gebaut wurde, die die Säulen aufrichtete.
"Alles klar, damit wären die Vorbereitungen soweit. Die Säulen können angeliefert werden", kommandierte Priscus.
Erstaunlich reibungslos klappte dann der eigentliche Arbeitsablauf. Eine Säule nach der anderen wurde nach oben gezogen, auf den Wagen verladen, an ihren Platz gebracht und aufgerichtet. Während die Männer die Position kontrollierten und gegebenfalls korrigierten, wurde der Wagen wieder zurück geschoben. Und während die nächste Säule aufgeladen und zu ihrem Platz gebracht wurde, setzten die anderen die Holzkonstruktion um und konnten dort die Arbeit sofort fortsetzen.
Bis zum Abend wurde so schon eine große Anzahl Säulen auf ihre Plätze gebracht und am nächsten Tag waren es noch mehr, da die Zeit für die Vorbereitung und Besprechung entfiel.
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Bis zum Abend wurde so schon eine große Anzahl Säulen auf ihre Plätze gebracht und am nächsten Tag waren es noch mehr, da die Zeit für die Vorbereitung und Besprechung entfiel.
Tage waren vergangen, in denen die restlichen Säulen aufgestellt wurden. Der Tribun beaufsichtigte die Erstellung der ersten Bögen, welche zwischen den Säulen der äußeren Reihe als Abschluss vorgesehen waren. Dazu mussten wieder Lehren angefertigt werden, die dem genauen Maß der Abstände entsprachen. Sowohl die Holzbauwerker als auch die Maurer waren aber inzwischen derart geübt, dass es zu einer zügigen Abfolge der erforderlichen Tätigkeiten kam.
Die innen stehenden Säulen jenes abschließenden Ganges wurden mit einem geraden Sturz versehen. Auch hier waren wieder Abstützungen erforderlich bis der Mörtel ausgehärtet und der Überbau gefestigt war.
Aus Gründen der ansprechenden Optik hatte Claudius die Maurer angewiesen, dem Deckenabschluss durch vorgesetzte Ziegelreihen eine unterbrochene Ansicht zu geben. Dadurch erhöhte sich zwar der Arbeitsaufwand, aber der Anblick entschädigte dafür.Mit diesen Arbeiten endete der Einsatz des Tribun und Architekten Claudius an diesem Bauprojekt. Die noch anstehenden Mosaikarbeiten fielen nicht mehr in sein Ressort, die Handwerker sollten zudem von der Curie beigebracht werden. Er hatte sich der Einfachheit halber für steinerne Sitzreihen entschieden, die bereits bestellt, geliefert und eingebaut wurden.
Zufrieden betrachtete er abschließend das Theater, bedankte sich bei den ihn unterstützenden Offizieren und Spezialisten und machte sich auf den Weg ins Kastell, um den anstehenden Abschlussbericht anzufertigen und abzugeben.
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Auch für Priscus wurden mit den fortschreitenden Arbeiten die Einsatzbereiche etwas eingeschränkter. Die nötigen Kräne und Rampen, die zum Einbau der schweren Steinstufen überall im Amphitheater benötigt wurden, waren noch einmal eine gemeinsame Meisterleistung aller Techniker der Legion gewesen. Reihe für Reihe waren die Stufen übereinander geschichtet worden und jeder Stein musste nach hinten und unten sorgfältig gegen das darunter liegende Gewölbe abgestützt werden. Die Steinmetzte hatten hervorragende Arbeit geleistet und die gebogenen Steine passten so exakt aneinander, als hätten die Steinmetze einfach einen großen Steinring in einzelne Blöcke zerlegt.
Priscus nutzte den Verlauf der Arbeiten, um zwei Soldaten seiner Centurie als Techniker einzuarbeiten. Die Ausbildung solcher Spezialisten erfolgte innerhalb der Legion und so wie er vieles von seinem Wissen von anderen Soldaten gelernt hatte, gab er jetzt Kenntnisse weiter. Geduldig erklärte er noch einmal in allen Details den Aufbau der Kräne und die wichtigen Punkte, auf die man achten müsste. Stärke der Seile, Dicke des Holzes, Berechnung der richtigen Längen, um mit dem Gewicht hoch genug zu kommen und so weiter. Eine solche Großbaustelle war einfach die beste Gelegenheit, alles im praktischen Einsatz zu zeigen.
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Einige Tage später waren in etwa der Hälfte des neuen Amphitheaters nahezu sämtliche schweren Geräte komplett abgebaut und erstmals hatte man im Innenraum einen freien Blick auf der Ergebnis. Nur im oberen Umgang und vor den senkrechten Mauern der einzelnen Geschosse standen noch Baugerüste, die die Maler für ihre Arbeiten brauchten. Auch außen herum war das Bauwerk immernoch komplett von Gerüsten eingeschlossen und auch hier waren es vor allem die Maler, die ihr Werk noch lange nicht abgeschlossen hatten.
Aus dem Inneren der Gänge, Treppenhäuser und Katakomben drangen auch an vielen Orten noch Geräusche. Mit kräftigen Hammerschlägen trieben die Arbeiter an verschiedenen Stellen Löcher in den Stein, die Halterungen für Türen, Gitter oder Fackeln aufnahmen. An anderen Stellen führten Techniker Probeläufe für eine Wasserleitung aus, die für die Versorgung der Tierställe in den Katakomben angelegt worden war. Und an manchen Ausgängen trugen Arbeiter auch einfach nur Material aus dem Gebäude heraus, was drinnen nicht mehr gebraucht wurde und schichteten es auf dem Sammelplatz auf.
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Der Geruch von Pflanzenextrakten und Ölen wehte leicht über den Platz, nachdem nun wirklich überall die Maler in Aktion waren, um verschiedene Bauteile mit einem farbigen Anstrich zu versehen. Die großen Mischanlagen für den Beton, die Priscus zu Beginn der Buarbeiten mit errichtet hatten, waren inzwischen wieder demontiert worden und an ihre Stelle war ein Gewirr kleiner und großer Bottiche getreten, in denen sich verschiedene farbige Massen und Farbrohstoffe sammelten, um in großen und kleinen Töpfen durch die Gegend getragen zu werden.
Die groben Geräuschen von Hämmern und Sägen auf Holz, Stein und Metall aus dem Inneren des Bauwerks waren inzwischen dem zarten Klopfen kleiner Hämmer gewichen - die Mosaikenleger waren am Werk.Priscus kam nicht mehr täglich auf die Baustelle. Zum einen war er immernoch regelmäßig als Wachkommandant eingeteilt und musst dann im Lager bleiben und zum anderen waren Arbeiten für Techniker im Moment eher selten. Hier und da überwachte er den Abbau eines Gerüstes und half beim Nachmessen von Arbeitsabschnitten, für die externe Handwerker herangezogen worden waren, die nach der geleisteten Arbeit bezahlt wurden.
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Bevor der erste Nachtfrost kommen sollte und gefrorenes Wasser in Ritzen und Ecken zu Rissen und Abplatzern im Putz oder Bodenbelag führte, sollte alles fertig sein. Noch war etwas Zeit, auch wenn die Nächte langsam kühler wurden. Dennoch arbeiteten die Handwerker mit viel Elan und täglich konnten irgendwo am Amphitheater kleinere Arbeiten abgeschlossen werden. Mal war es eine komplett eingebaute Tür, mal ein fertiges Mosaik, mal eine vollendete Bemalung an einer Loge.
Irgendwo im Dachgebälk des oberen Umgangs verewigten sich ein paar Zimmerleute noch mit einem eingeritzten Gebet an die Götter, die diesem Bauwerk lange Standfestigkeit schenken mögen und ein paar Stockwerke weiter unten machten sich andere Handwerker an die gegenteilige Arbeit und verdeckten ein paar in die Wand geritzte und jetzt nicht mehr benötigte Bauzeichnungen mit einer zusätzlichen Putzschicht.
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Viele Tage lang hatte Priscus nichts mit den Arbeiten am Amphitheater zu tun gehabt und war deshalb der Baustelle fern geblieben. Jetzt hatte ihn man ihn nochmal hinzu geholt, da er vor Beginn der Arbeiten die Geländepläne eingemessen hatten und es dazu irgendwelche Fragen gab. Schon von weitem erkannte er, dass die Bauarbeiten nun wirklich bald abgeschlossen waren. Die große Sammlung von Farbeimern und Bottichen auf dem Materialplatz war verschwunden und die frische Bemalung des Bauwerks strahlte in der klaren kalten Luft. Kein Arm eines Baukrans oder Balken eines Gerüstes ragte mehr über die Oberkante des Bauwerks hinaus und aus dem Inneren waren nur noch wenige Geräusche schwerer Arbeit zu vernehmen.
Umso eifriger ging es auf dem Materialplatz zu, wo unzählige Wägen und Tragtiere beladen wurden, um nicht mehr benötigtes Material entweder zur Entsorgung abzutransportieren oder es zurück ins Lager zu bringen und es vor der herbstlichen Witterung zu schützen. Außerdem wurde freier Platz benötigt, um einen Überblick über das Außengelände zu bekommen. Priscus erklärte den Kollegen einige Details zum Geländeplan und fand ein ganzes Stück unter der platt getretenen Grasnarbe sogar eine eingeschlagene hölzerne Markierung wieder, die er damals bei der Vermessung gesetzt hatte und deren scheinbares Fehlen die anderen Techniker kurzzeitig irritierte.
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Pünktlich (mehr oder minder) erschien Plautius auf seinen Stab gestützt und in seinen Militärmantel eingehüllt auf der ehemaligen Baustelle und hielt Ausschau nach dem Optio. Er freute sich bereits auf die Besichtigung. So ein Bau war schon eine andere Dimension von Bauwerk, als das was er mit seinem Bautrupp in Germania bauen durfte. Ja ja, wenn man Zeit und Material zur Verfügung hatte. In Germania hätte der LAPP Decimus Meridius sicher getobt, wenn er das gesehen hätte und das Material direkt in Meilen für den Strassenbau umgerechnet, die man damit hätte bauen können. Mit Strassen sah es in Germania immer noch sehr mau aus. Kein Wunder, daß man wenig Interesse hatte das Gebiet auf der feindlichen Seite des Limes zu erobern.
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Als die Bauarbeiten noch von vollem Gange waren hatte man es sich auf dem großen Materiallagerplatz immer auf irgendwelchen Kisten, Holzstapeln oder Steinblöcken bequem machen können, wenn man auf irgendwen oder irgendwas wartete und gerade kein Vorgesetzter in der Nähe war. Jetzt war der Platz inzwischen völlig leer, frisch planiert und bereit, im nächsten Frühling wieder zur Wiese zu werden. Also hatte sich Priscus an einen der massiven Pfeiler des Amphitheaters gelehnt und kam dem Praefectus Castrorum nun entgegen.
"Salve, Praefectus!" salutierte er und stellte sich gleich so hin, dass der Praefectus einen ungehinderten Blick auf das Bauwerk hatte.
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„Steh ruhig bequem, Optio. Ich habe es nicht so mit Förmlichkeiten. So etwas brauche ich nicht, um jederzeit an meinen Rang erinnert zu werden.
Ein beeindruckendes Bauwerk, Optio. Wir lange habt ihr jetzt genau gebaut? Mit wie vielen Leuten im Schnitt? Können wir alle Bereiche bereits begehen? Oder gibt es noch irgendwo feine Abschlussarbeiten, wo wir gerade im Weg stehen würden?
Ich möchte ja nicht über einen Mosaikboden laufen, wo man die Steinchen gerade erst lose ausgelegt hat. Oder über einen Boden, wo man gerade die letzte Schicht aufgetragen hat und man folglich unsere Spuren noch in 2 Jahrtausenden sehen würde.“
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"Danke", antwortete Priscus und meinte damit sowohl die Erlaubnis, bequem zu stehen als auch das Lob für die beeindruckende Bauleistung.
Die Angaben zur Bauzeit teilte er sinnvollerweise in mehrere Abschnitte für Vermessung, Vorarbeiten, Rohbau und Innenarbeiten auf. "Die Außenarbeiten im Gelände sind, wie du siehst, noch nicht ganz abgeschlossen. Einiges kann wegen des Wetters erst im Frühjahr gemacht werden. Wir können keinen Frost in den Bettung für Straßen und Wege gebrauchen. Innen ist aber alles soweit fertig, dass wir nichts kaputt machen würden. Beziehungsweise wären die unfertigen Teile noch abgesperrt."
Zwei solcher Stellen hatte er von letzter Woche gekannt, aber beide hatte er heute morgen als bereits abgeschlossen vorgefunden. Was nicht ausschloß, dass an anderer Stelle noch einmal Arbeiten begonnen wurden.
"An der Baustelle selber waren nie mehr als zwei Cohorten gleichzeitig im Einsatz, hinzu kamen jedoch die Abteilungen, die die Steinbrüche betrieben und die Verbindungen zwischen diesen und der Baustelle sowie zu den Häfen sowohl nach Osten als auch nach Westen herstellten."
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„Wurde das Gebäude nur von der Legio gebaut oder haben auch zivile Handwerker aus Mantua mitgearbeitet? Von den Latrinen weiß ich zwar, dass wir einige gute Leute für Karrikaturen haben, aber ob wir auch Mosaikleger haben …
Wieviele Sitzplätze hat der Innenraum? Und gibt es wie in Roma Katakomben mit Aufzügen, die die Akteure nach oben transportieren? Welcher Teil der Bauphase gestaltete sich als besonders schwierig."
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