Ausritt vor Mogontiacum

  • Sie nickte nur und atmete tief durch.


    Hier wären wir am Drusus Gedenkstein angekommen.


    Einen Moment verweilte sie und ritt nun nach links und weiter am Rhenus entlang. Ein ganzes Stück ritt sie so bis sie an einem Platz ankam und hier auch stoppte. Wie in einem Hlabkreis aufgestellt, sah man hier sehr alte Bäume. Sie waren sehr hochgewachsen, hatten noch dichtes Blattwerk, was sich in zwischen alle Herbstfarben angenommen hatte. Venusia fand diesen Platz ausgesprochen schön. Er wirkte aber nur auf den so, der ein Auge für die Schönheit der Natur hatte und diese zu schätzen wusste. Ohne ein Wort zu sagen, ließ sie ihren Blick schweifen.

  • Er folgte ihr, ebenso schweigend und fragte sich, was er noch tun sollte. Nun gut, er hatte sich in die Scheisse reingeritten, da musste er sich auch wieder selber rausziehen.
    Er sah sich um und dann sie an.
    "Und was ist das hier? Wirkt ein wenig wie ein alter Hain, aber dafür fehlt eigentlich der Opferstein."

  • Der Platz ist schon lange nicht mehr besucht worden. Jedenfalls nicht so, dass hier das wichtigste freigehalten wurde. Vieles ist durch Buschwerk versteckt oder von ihm überwuchert worden.


    Venusia stieg vom Pferd und hielt auf das Buschwerk zu, was vor den Bäumen wuchs. Dann drückte sie einige Zweige bei seite und dahinter kam ein Stein zum Vorschein. Er war stellenweise grün vom Moos wo Regen und Sonne eine ungeschützte Stelle gefunden hatten.


    Dieser Platz ist wie viele andere vergessen worden.


    Vielleicht zeigte es ihm ja, dass sie zumindest noch mit offenen Augen durch die Gegend ritt.

  • Er sah entgeistert auf den Stein und liess sich vom Pferd rutschen. Langsam schritt er auf den Stein zu und kniete sich ehrfürchtig davor nieder. Sanft strich er über den Stein drüber und sprach in Gedanken zu den Göttern.
    Ohne sich umzuwenden fragte er nach einer Weile seine Base:
    "Weisst Du etwas hierüber?"

  • Sie schüttelte den Kopf.


    Leider nicht viel. Ich bin nur durch Zufall darauf gestoßen. Wenn ich mir das so anschaue, dann muss es früher ein sehr wichtiger Ort gewesen sein. Aber leider habe ich dazu bisher noch nichts gefunden.

  • Lange kniete er da, die Hände auf dem Stein, die Augen geschlossen. Es waren andächtige Momenten. Die Sonne zog langsam über den Himmel, ehe er die Augen wieder öffnete und sie mit einer tiefen inneren Ruhe ansah und sanft lächelte.
    "Nun gut. Was steht als Nächstes auf dem Programm?"

  • Nun es gibt zwei Möglichkeiten. Noch etwas durch den Wald reiten und dann zurück nach Mogontiacum und dort das besichtigen was du noch nicht kennst oder gleich zurück. Ganz wie du magst.


    Sie lächelte auch wieder etwas und wartete ab.

  • Dass du die Gegend näher kennen lernen möchtest, kann ich ja verstehen, aber mich? Kennst doch schon einiges von mir.


    Auch sie ging zu den Pferden, stieg auf und ritt dann langsam weiter den Rhenus entlang.

  • "Einiges, doch ist die frage, auch alles, was interessant und wichtig ist?
    Mein Vater sagte immer, Du musst Deine Gegner so gut kennen wie Deine Freunde und Deine Freunde so gut wie Deine Gegner, nur so bleibst Du vor unliebsamen Überraschungen gefeit."
    Er ritt wieder neben ihr.

  • Sie musste etwas schmunzeln.


    Also gut. Was möchtest du noch von mir wissen?


    Immer weiter ritten sie parallel zum Rhenus. Venusia hatte ein Stück Landschaft ausgemacht, die sie an ihre alte Heimat erinnerte und dort wollte sie hin. Die Stelle war etwas von Mogontiacum entfernt.

  • "Vom Prinzip her gesehen: Alles!"
    Er grinste sie leicht an und hielt das Pferd immer auf selber Höhe zu ihr.
    "Ich weiss nur das wenige, was Du bisher erzähltest. An Dich entsinnen kann ich mich nicht mehr, zumindest nicht bewusst und auch sonst sind viele Dinge aus dem Dorf nicht mehr in meinem Kopf.
    Wie zum Beispiel ist Dein germanischer Name? Den Deiner Geschwister? Was weisst Du noch von vor dem, was passierte? Wie kamst Du hierher? Was vermisst Du? Was möchtest Du hier nicht mehr missen? Und so weiter!"

  • Venusia lächelte.


    Das ist aber eine ganze Menge, die du da wissen willst.


    Sie hatte keine wirkliche Lust zu allem etwas zu sagen, aber sie würde sehen was nun am ende herauskam.


    Im freien Germanien würde man mich Dagmar nennen. Meine familie ist nach Britannien gegangen als ich 6 war. Nach dem Angriff der Chauken. Sie hielten es dort für sicherer. Meine Brüder tragen die germanischen Namen Aldemar und Diegbert. Hierher kam ich nach einem Jahr Fußmarsch der besonderen Art.


    Venusia machte einen Moemnt wieder ein fast leeres Gesicht. Ja, besonders war er auf jeden Fall. Nur nicht erfreulich besonders. Doch schnell ließ sie es wieder freundlich werden.


    Ich vermisse die britannische Küste und das britannische Land. Von unserem Dorf an der Amisia habe ich nur wenige Erinnerungen. Was ich ier nicht mehr missen möchte ist eine schwierige Frage und was meinst du mit dem was ich weiß was vor dem passierte?


    Sie schaute ihn fragend an.

  • "Ich meinte die Chauken, den Angriff. Aber die Frage hast Du ja schon erklärt,"
    sagte er freundlich und doch in einem merkwürdigen Ton. Wieder erinnerte er sich an die Dinge, die VAlentin ihm gesagt hatte und die letzten Begegnungen mit den Eltern. Eine düstere Wolke schien um ihn herum zu erscheinen. Keine der Wut oder ähnlichem, sondern der Trauer und auch der Einsamkeit.
    "Britannien, da war ich einmal, aber es ist lange her,"
    versuchte er sich und sie abzulenken.
    "Bitte, erzähl mir mehr davon."

  • An den Angriff der Chauken kann ich mich noch wie heute erinnern. Ich hatte es lange Zeit verdrängt, gar ganz vergessen, aber es ist wieder da. Leider kann ich mich an den Rest nicht erinnern.


    Sie machte eine kleine Pause und erzählte dann weiter.


    In Britannien war es wirklich ruhig. Lange Zeit. Die großen grünen Ebenen. Das Wetter ist viel milder als hier. Die rauhen Klippen. Es war alles so beeindruckend. Die Wälder. Und die Weiten. Man störte selten jemanden. Es ist einfach ein wundervolles Land.


    Man konnte Venusia ansehen, wie gut es ihr gefiel und vermuten, wie sehr sie es vermisste.

  • Ich weiß es nicht. Dort ist zu viel passiert und ich weiß nicht, ob ich das vergessen kann.


    Sie ritt weiter und hielt Ausschau nach dem Ort, den sie suchte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!