Beiträge von Aelia Adria

    "Das habe ich."
    Sie versuchte in seinem Gesicht so etwas wie Erleichterung oder Freude zu erkennen, denn sie war sich sicher, er selbst hatte ganz und gar nichts gegen diese Entscheidung.
    "Du weißt es selbst, in den letzten Monaten habe ich mich ganz aus der Politik herausgehalten, und sie fehlte mir keinen Moment. Vielleicht auch weil ich damit gar nicht in Berührung kam.
    Der Senat kann auf mich verzichten.
    Wann könntest du mich zum Kaiser bringen?"

    Adria legte gemächlich die Schriftrolle, die sie in der Hand gehalten hatte, in ein Regal zurück, bevor sie antwortete.
    "Salve!
    Richtig bist du zumindest schon einmal bei mir.
    Kannst du mir auch sagen, was sie mit Sonderausbildungen meint, was sie daran interessiert? Zu geplanten Kursen ... "
    , sie stockte ein wenig, da für die nächste Zeit leider nichts Konkretes geplant war, "... nunja, auch hier: hat sie an bestimmten Kursen Interesse?"

    Es dauerte zwar ein wenig, aber es wurde gehört, was die vor der Tür Stehenden durch das von drinnen schallende "Herein" vernehmen konnte.


    Es war einer der wenigen Tage, die Adria seit der Geburt in der Schola verbrachte. Die meiste Zeit kümmerten sich nun die anderen Angestellten und Sklaven um die Arbeit, doch heute hatten die Gäste Glück und der Rektor selbst war anwesend.

    Nachdem Paulina den Raum verlassen hatte, wollte Adria schon zu einem Kommentar über einen ersten Eindruck über sie ansetzen, doch fehlten ihr etwas die richtigen Worte, weshalb sie möglichst wertfrei schmunzelte und meinte: "Das ist also deine Cousine."


    "Ich habe mir überlegt", wobei ihr erst jetz auffiel, wie grauenhaft der Themenwechsel war, "ich werde nicht länger den Senatssitz behalten wollen. Ich werd wohl am besten demnächst kurz vorm Kaiser vorsprechen. Er wird doch Zeit haben?"

    "Ich muss gestehen, der einzige Verzicht, den ich mir herausnahm, war der auf ein reges gesellschaftliches Leben", antwortete sie und begann zu schmunzeln. Die zarte Konstitution war doch eine Übertreibung, zumindest sah sich Adria nicht gerade zart, besonders seit den letzten Monaten.


    "Sollte es mit der weiblichen Form tatsächlich so sein?", fragte sie Paulina, wobei sie nicht umhin konnte, deren Rundungen zu betrachten.
    "Ich meine noch immer genug Weiblichkeit an mir zu haben, die vor der Schwangerschaft nicht in dieser Form vorhanden war."


    Sie hätte jetzt ihren größeren Busen erwähnen können, warf dann jedoch einen Blick auf Quarto und unterließ es. Ob der Arme überhaupt noch diesem Gespräch zuhörte?

    "Es sind keine Anstrengungen, die nicht durch die Freude auf den Nachwuchs bei weitem aufgewogen würden. Ich wünsche es einer jeden Frau, in den Genuss dieser Erfahrungen zu kommen."
    Das war fast ein Standardsatz einer jeden Frau. Auch wenn sie ihren Bauch und die schmerzenden Beine sehr wohl öfters innerlich verfluchte, sollte man darüber, besonders fremden Frauen gegenüber, die noch nicht gebärten, nicht sprechen.
    "Und selbst das Problem der Kleidung gab es nur in den letzten Wochen, in denen ich das öffentliche Leben ohnehin weitestgehend mied. Ich finde die römische Mode diesbezüglich recht vorteilhaft."
    Sie schaute zuerst auf auf ihren Bauch hinab und schwenkte dann ihren Blick zu Paulina. Selbst wenn sich bei dieser schon ein kleines Bäuchlein versteckt hätte, wäre das nicht aufgefallen.

    Adria vermied es, ihren Lucius anzusehen, denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sein Blick war; wie immer wenn seine Ausdrucksweise über sie vom schmeichelhaft süßen zum übertrieben schmalzigen überging. Schon so musste sie übertrieben lächeln, aber auch das verging wieder schnell.


    Sie nahm Platz, da ihr Mann es ihr angeboten hatte und beobachtete die Frau. Irgendwie hatte diese Frau etwas Einschüchterndes, fast Furchteinflößendes an sich, aber äußerst interessant. Adria meinte zwar, Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrem Gatten erkennen zu können, doch ansonsten wäre ihr eine Verwandtschaft der beiden nicht gerade glaubhaft erschienen.


    "Ich nehme doch an, du wirst uns in unserem Haus einige Zeit beehren. Du wirst sicher schon bald Bekanntschaft mit ihm machen können. Wohl hörst du zumindest von ihm, sobald er ausgeschlafen ist. "

    Neugierig wie Adria nunmal war, wenn es Besuch im Haus gab, kam sie kurz nachdem sie vom Besuch gehört hatte, auch hierhergekommen. Nicht zu vergessen, dass es natürlich in ihren Augen die Pflicht der Frau des Hauses war, Gäste zu begrüßen, was sie nun also tun wollte.


    Als sie ins Tablinum eintrat, sah sie ihren Gatten gerade sich am Hinterkopf kratzen. Ihr schien, als würde er dies in letzter Zeit vermehrt tun und sie nahm sich vor, ihn später darauf anzusprechen. Es konnte auf Dauer einfach nicht gesund sein.


    Mit einem freundlichen Lächeln trat sie also der Frau entgegen.
    "Salve!
    Ich bin Adria."
    Das (Verwandtschafts-)verhältnis zum Hausherrn erwähnte sie dabei nicht, da das hoffentlich bekannt war.

    Der Rhythmus der Sprüche des netten Onkels hatten dem kleinen Gaius ganz gut gefallen und er wollte auch gleich dabei mitmachen. Dem Onkel war es vielleicht nur als Gebrabbel vorgekommen, aber der kleine Gaius war davon überzeugt, einen ordentlichen Hexameter zusammengebracht zu haben.
    Doch dann unterbrach eine Frau das nette Zusammenspiel.
    Ganz anders als die meisten anderen Leute um ihn herum, schenkte sie ihm aber nicht wirklich Beachtung. Eigentlich wäre das ein guter Grund für ihn gewesen, ein wenig herumzuquengeln um es doch zu kriegen. Doch irgendwie kam er gar nicht dazu, denn die Frau begann schon gleich mit dem netten Onkel zu reden. Ihre Stimme zog Gaius fast in einen Bann. Fasziniert von ihr, schaute er sie nur mit großen Augen an und jede Poesie von vorhin war vergessen.

    "Wunderbar."
    Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und stieß einen Laut der Erleichterung aus. Mit einem dankbaren Blick, dem er hoffentlich nur schwer etwas abschlagen konnte, sah sie ihn an.
    "Und um alles woran ich nicht gedacht habe, kümmerst du dich auch.
    Ich werde mich dann wieder ein wenig hinlegen."

    Quarto hatte manchmal eine faszinierend überzeugende Art.
    "Ein großer Feldherr .... ", wiederholte sie mit einem Lächeln. Dabei dachte sie schon daran, wer dann wohl das Vorbild für den Kleinen sein würde, denn der Vater als Vorbild würde ihn eher weniger in diese Richtung treiben. Aber wozu hat man noch den Rest ver Familie.
    "Wenn du es so möchtest, soll er Gaius heißen.
    Hat eigentlich jemand schon ein Amulett für ihn besorgt?"

    Mit vor Glück leuchtenden Augen sah sie ihn an. Mit einer Handfläche strich sie ihm liebevoll über die linke Wange.
    "Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich. Ich weiß schon, was ich mir zumuten kann.
    Ist er nicht hübsch?"
    Quarto wusste natürlich von wem sie sprach.
    "Unser kleiner Lucius"

    Adria hatte nach den Anstrengungen des vorigen Tages eine wirklich erholsame Nacht. Das Baby schlummerte friedlich in seiner Wiege und so begab sie sich ins Atrium, wo die Mensa bereits aufgestellt war.
    Sie stieß einen Dank an die Götter. Besonders die Gesundheit des kleinen Buben war eine große Erleichterung und eine große Sorge war weggefallen.
    Gemeinsam mit ihrem Gatten wollte sie nun also ein Göttermahl herrichten, wobei sie es nur hierherlegen würde und alles andere von den Sklaven verrichtet wurde.

    Es folgten ein paar Stunden des Leides für die Gebärende, dessen Anblick ein jeder Ehemann wirklich besser erspart bleiben sollte. Doch irgendwann war es geschafft.
    Ein kleiner Junge erblickte das Licht der Welt und machte auch schon kurz darauf seinen ersten lebendigen Schrei, was ihm angesichts der Umgebungsänderung nicht zu verdenken war.


    Erschöpft aber unbeschreiblich erleichtert nahm die frischgebackene Mutter das Kleine noch in die Arme, bevor sie es wieder der Hebamme gab. Diese machte sich nun auf den Weg zu Quarto.


    Adria schlummerte währenddessen langsam ein.

    Adria dankte ihrem Gatten mit einem leicht verkrampften Lächeln, dass er jetz ging war ihr trotzdem sehr recht. Alles sollte man einem Mann nicht zumuten.


    Sogleich schickte sie im Gedanken ein Stoßgebet zu Iuno Lucina und konzentrierte sich dann auf jede Kleinigkeit, die die Obstetrix tat und ihr sagte.


    Die Zeit verging, die Wehen kamen und gingen und manchmal schlich sich sogar so ein kleiner böser Gedanke gegen ihren Gatten, der ihr das ja angetan hatte, ein.

    Adria bejahte die Frage der Obstetrix mit einem Murmeln und wartete auf weitere Kommentare der Frau. Schon allein ihre Anwesenheit hatte Adria um Welten mehr beruhigt als die ihres Gatten.


    Die Obstetrix stand wieder auf und drehte sich zu Quarto.
    Sie sprach kein Wort sondern sah ihn nur mit einem Blick an der sagen sollte, er solle den Raum langsam zu verlassen. Es könnte bald soweit sein und die Anwesenheit eines Mannes dann nicht mehr gewünscht.

    Ihr Gatte machte sie irgendwie langsam nervös. Eine Antwort wie "warum sonst hätt ich sie rufen lassen", hätte sie am liebsten fallen lassen, stattdessen antwortete sie angestregend möglichst ruhig zu bleiben nur mit einem deutlichen Nicken.


    Es dauerte gar nicht mehr lange, bis auch schon die Hebamme zur Tür hereinkam und die Situation mit einer für Adria unerträglichen Lockerheit übernahm, als wäre es das Alltäglichste der Welt.
    Adria beantwortete ihre Fragen und warf ihrem Gatten zwischendurch immer wieder einen vielsagenden Blick zu, sobald wieder einmal eine Wehe vorüber war.

    Sie freute sich ja immer ihren Gatten zu sehen, er strahlte meistens so eine Ruhe aus, die sie gerade sehr brauchen konnte. Allerdings hatte sie das Gefühl, heute würde ihr das nicht sonderlich helfen.
    Auf seine Frage zu antworten, hatte sie gerade auch überhaupt keine Lust und sie verdrehte nur die Augen und ließ sich seufzend langsam nach hinten nieder.


    "Die Hebamme hab ich schon holen lassen. Ich hoffe sie kommt bald."