Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Ächzend kam, von einem Sklaven gestüzt, langsamen und sehr vorsichtigen Schrittes Flavius Furianus. Der Senator ließ es sich nicht nehmen hier wenigstens kurz präsent zu sein, wusste er doch um die immanente Wirkung seines Fernbleibens auf die Feierlichkeiten seines Tiro.


    Leicht mit der freuen Hand zuwinkend, senkte er ab und mal den Kopf und lächelte milde, wenn er eine bekannte Persönlichkeit sah. Leider schien es derer nicht allzu viele zu geben. Lag es an dem weniger erlauchten Kreis der Bekanntschaften seines Tiro oder doch eher an seinem andauernden Abriss zu den gesellschaftlichen Kreisen Roms? Darüber wollte er sich später den Kopf zerbrechen. Derweil hustete er noch kräftig, ehe er sich auf die nächstbeste Kline bettete und ab und an ein paar Trauben genüsslich in den Mund fahren ließ.
    Seinen Sohn hatte er ebenfalls noch nicht erblickt, obwohl diesem ein wenig gesellschaftlicher Teint auch gut stehen mochte.

    Auch ich entschuldige mich für die unangekündigte Abwesenheit von mehreren Wochen, gar Monaten, bin jedoch recht eingespannt im Studium.


    Bis auf Weiteres also sehr sporadisch hier. Wenn etwas dringlich ist, dann gerne per PN mitteilen und ich versuche den Plot weiter zu führen. Danke.

    Der Unterton seines Filius gefiel dem Flavier so gar nicht und er goutierte diese freche Antwort mit einem Stirnrunzeln. Natürlich waren vorerst einige andere Dinge wichtiger, doch das sollte Catus schon dem alten Erfahrenen überlassen.


    "Nun, dann schreiten wir so vor. Du erstellst eine Liste mit den betreffenden Persönlichkeiten und legst mir diese vor.", natürlich war keinen Deut daran zu glauben, dass Flavius Furianus diese eigenhändig würde erstellen müssen. Es ging um die Zukunft seines Sohnes, da konnte derjenige sich sofort einbinden.
    Er schüttelte den Kopf: "Nein, etwas Wesentlicheres gibt es derzeit nicht. Was du beachten sollst? Nie ohne Leibsklaven das Haus verlassen und nicht auffallen. Halte dich von Etablissements zweifelhaften Ruhmes fern, beziehungsweise mache sogleich einen Bogen um jene. Dein Ruf ist unbefleckt und das sollte er bleiben. Verhalte dich unauffällig, deinem Stand und der Position als Angehöriger der Nobilitas entsprechend.", raunte der ältere Flavier zu und wandte sich wieder dem Wein hin.

    Das wusste Salinator nur selbst, dachte der Flavier, weigerte sich jedoch diesen Gedanken zu äußern. Es gab viele Gründe, doch er war selbst gespannt auf die Erläuterungen seines Vetters. Obgleich dieser sich im Senat stets bedeckt hielt, war sein Geist wohl nicht gerade unpolitisch geblieben in all der Zeit. Und da vertrauliche oder gar politische Gespräche mit Gracchus zu einer Seltenheit sondergleichen gerieten, war nun ein Augenblick gekommen die Gedankenzüge seines Vetters zu erfahren. Er teilte, wie nicht anders zu erwarten, sehr viele mit ihm, doch Gracchus war - im Gegensatz zu ihm selbst - sehr diplomatisch in der Ausgestaltung politischer Positionen.


    Daher nahm er sich eine Hand voll Trauben und wartete erst einmal ab.

    Nichts anderes wurde seit Jahrhunderten mit solcherlei Essen oder Mahlzeiten auch gemacht. Eine dumme Anmerkung seines Sprösslings, die er ihm jedoch gutmütig verzieh. Die Jugend war es, die noch aus ihm sprach.


    "Kontakte kann man auf vielfältige Weisen knüpfen. Durch Schwüre, konspirative Gespräche ob der weiteren politischen Agitation und, das ist wohl noch das probatere Mittel, durch Eheschließungen.", eine Überleitung, die ihm grandioser nicht hätte gelingen können. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seine Züge, ehe er nach einem weiteren Schluck zu einer Erläuterung ansetzte.
    "So wie die Ehe deiner Mutter und mir. Du bist ebenfalls eine reife Frucht, die nach sorgfältiger Auslese einer adäquaten Gemahlin für das Wohl der Familie und vor allem deinem politischen Werdegang sehr nützlich wäre. Nicht ohne Grund verlangen gewisse Ämter im Cursus Honorum auch einen honorigen Familienstand."


    Von solchen Gesprächen waren sie zwar noch fernab, doch die Zeit würde kommen. Spätestens vor dem Aedilat seines Sohnes. Aber es war noch nie verkehrt schon jetzt anzustesten welche Verbindung die beste wäre.

    Der Senator war schon im Geiste bei der Einladungsliste. Nur fielen ihm recht wenige Namen ein, was wiederum ein Grund dafür sein mochte, dass entweder fast alle alten Weggefährten verschwunden waren oder er schlichtweg neuere Akteure nicht kannte.


    "Die Aurelier sind derzeit im Senat präsent, die Tiberier wohl überhaupt nicht. Die Claudier müsste man ohnehin durch die engen familiären Bande einladen, sonst ergäbe sich da viel Missmut, obgleich mir da nur Menecrates aufzufallen scheint. Und dieser weilt ohnehin nicht in Rom, wenn ich mich nicht irre. Vinicius Hungaricus würde ich ebenfalls gerne dabei haben, er ist mir irgendwie sympathisch. Natürlich Vetter Gracchus und die jüngeren, ambitionierten Nicht-Senatoren aus ehrwürdigen Familien.", resümierte er mehr für sich als für seinen Sohn.
    Tatsächlich fiel ihm kein geeigneter Kandidat ein, welchen er für seinen Sohn gewinnen konnte - oder vielmehr wollte.
    "Der Kaiser vielleicht?", schoss es ihm in den Kopf. Vielleicht konnte man diesen für die Belange der "konservativeren" Senatoren dadurch eher begeistern, wobei er Palma eher zu den Arvalbrüdern manövrieren wollte. Schließlich war jeder Kaiser ein Mitglied des Kollegiums gewesen, durchaus recht inaktiv, aber pro forma.


    "Flavius Scato ist mein Tiro. Ein viel versprechender junger Mann, ambitioniert und voller Tatendrang.", übertrieb er, da er Scato nicht recht einzuschätzen vermochte. Dies lag primär daran, dass er jenen nicht so oft zu Gesicht bekam, um sich eine fundiertere Meinung bilden zu können. Aber das sollte sich sowieso ändern.


    Ein weiterer Schluck und eine weg fegende Handbewegung folgte.
    "Was kümmern mich Zimmer, Quintus?! Ich bin Consular und nicht die Domina des Hauses. Frag irgend einen Sklaven, Zimmer haben wir hier mehr als genug, wie dir nicht entgangen sein dürfte.", harrschte er seinen Sohn an. Eine obsolete Frage. So etwas interessierte einen Flavius Furianus nicht einmal, wenn er durch die Villa irrte, um nach seinem eigenen Cubiculum zu suchen. Für die profanen Dinge im Leben gab es immer noch Sklaven und hier, in der Villa Flavia, mehr als genug.

    Der Flavier nickte bedächtig. Zu der Thematik Kaiser wollte er sich nicht mehr äußern.


    Wie erwartet ließ ihn der Adoptivsohn nicht außen vor. Das war nicht selbstverständlich waren doch Jünglinge in seinem Alter recht wagemutig und ambivalent. Zum Glück besaß dieser in wichtigen Angelegenheiten noch eine gewisse Räson.
    "Vielleicht wäre demnächst eine größere cena angebracht, um dich vorzustellen. Allerdings bist du nicht der einzige Ambitionierte in diesem Hause. Meinen Fori kann ich gleich auch vorstellen und so trittst du in direkte Konkurenz - das nützt jeder Seite.", ob das angenehm für seinen Sohn war oder nicht interessierte marginal. Der Flavier ging einfach davon aus, dass dieser sich schon durchsetzen würde.

    "Mehr als riskant, das ist fahrlässig. Ein kleiner Schritt zu viel und seine Gegner werden sich alles erlauben. In einen zweiten Bürgerkrieg hinein gestürzt zu werden wäre Roms Untergang.", entgegnete er gelassen und winkte einen Sklaven herbei, der ihm Obst bringen sollte. Er hatte ein wenig Hunger.


    Unweigerlich ging jedoch seine Augenbraue gen Stirn, als sein Ziehsohn die Pläne erläuterte.


    "Und das auf eigene Faust oder verstehe ich das gerade falsch?", denn natürlich würde Furianus ihm behilflich sein. Alleine schon aus dem einfachen Grund Catus in eine bestimmte Richtung zu schubsen - oder zu drängen. Sonst käme er womöglich in Kontakt mit unlauterer Gesellschaft und der Name Flavius könnte Schaden nehmen. Dies galt es zu verhindern.

    Etwas resigniert drein blickend schüttelte der Flavier verträumt den Wein im Bescher. Dieser schwappte an die Seiten und schäumte ein wenig.
    "Ich glaube an keine Feindseligkeit. Aber auch keine gegenüber denjenigen, die ihn nicht gewähren ließen und hinter Salinator standen. Er ist ein Rätsel, ich an seiner Stelle hätte schon längst ein Zeichen meiner Politik gesetzt. Mit Milde zu regieren, gegenüber jedem, ist ein Zeichen der Schwäche.", folgerte er leicht vage sein letztes Gespräch mit dem Kaiser. Dieser schien desinteressiert, geradezu ennuyiert ob der Belange derjenigen, die litten und Blut für ihn vergoßen.


    Sein Blick wanderte vom rot gekränkten Bescher zu seinem Gegenüber.
    "Konkretisier deine sogenannten Vorbereitungen.", forderte er ihn auf und nahm einen kräftigen Schluck.

    Die Germanici und ihre Attitüden. Ein süffisantes Lächeln schlich sich auf seine Züge, ehe er zum Schluck ansetzte.
    Dem Scherz des jungen Gracchus konnte der Flavier nur ein müdes Kopfschütteln entgegen stellen. Natürlich war dies ein Versuch der Auflockerung jenes Gespräches, welches unweigerlich politische Richtungen einschlug. Das mochte nicht jedem gefallen, aber dies durch eher niveaulose Kommentare abzubrechen verärgerte den Flavier ein wenig zumal der junge Gracchus - zumindest hatte er den Anschein gemacht - in politische Gefilde vorzupreschen versuchte.


    "Und ich kenne einen Passus aus unserer Geschichte, in welchem sich ein römischer Barbar wieder den Barbaren zuwandte und das Schlachtenunglück hervor rief.", merkte der Flavier missmutig an und biss in eine Dattel.
    Die kurze Pause nutzte er, um seine Gedanken zu sammeln, wandte sich an Gracchus maior.
    "Ich erkenne keine Kooperationsbereitschaft bei unserem neuen Oberhaupt. Das macht mir Sorge. Natürlich sollte sich jeder gewiss sein, dass sein jetziger Stand über dem aller erhaben ist, doch die Herkunft hinweg zu werfen ist sehr verstörend. Milde ist an und für sich ein guter Wesenszug, doch scheint sie mir recht einseitig. Mir fehlt bisweilen die Milde gegenüber seinem Stand für begangenes Unrecht sowie die Großzügigkeit gegenüber seiner Gefolgschaft, gegenüber jenen, die Leid ertragen mussten, gegenüber jenen, die für ihn Blut vergoßen.", und es war zweifelsohne klar, dass er die Patrizier damit meinte. Es erschien ihm recht dumm Kompensation nur im Hinblick auf die alte Reputation walten zu lassen, nicht auf die Materiellen Verluste oder jene, die in Pekunien nicht zu beziffern waren.
    "Das ist schlichtweg undankbar.", raunte er noch zu, ehe er sich wieder seiner Dattel zuwandte. Der Kaiser musste aufpassen nicht in die Hand zu beissen, die ihn fütterte. Sie würde zurück schlagen.

    Der Flavier nickte bedächtig, ehe er einen kräftigen Schluck aus dem Glas nahm.


    "Mir ging es seit Jahren nicht gut.", raunte er zurück und rückte ein wenig auf der cline hin und her, da er anscheinend keine recht günstige Sitzposition finden konnte. Zum Liegen war ihm heute nicht.
    "Naja, sei´s drum. Was das Physische angeht nein, mental geht es gut, wie es Rom geht weiß ich nicht - der Kaiser ist ein kleines Rätsel.", ließ er kurz durchsickern und merkte damit an, dass er den Wink des Adoptivsohnes schon verstanden hatte. Wenn er sein Wissen nun sinnvoll zu nutzen bereit war, dann nur auf politischer Ebene.


    Und kurz darauf fing er an Überlegungen anzustellen, die eines Vaters glichen, jedoch recht pragmatisch durchexerziert wurden. Er brauchte einen mächtigen Patron, dann Grundstücke, musste seinen Dienst bei einem möglichst zweiten mächtigen Senator absolvieren - am besten noch parallel Reputationen erringen. Er stellte hohe Anforderungen an den Jungen zumal dieser nicht einmal sein leiblicher Sohn war. Aber er war ein Mann, trug seinen Namen und ein Scheitern war in Furianus´Welt einfach nicht vorgesehen.

    Eigentlich war ihm so gar nicht nach einem Gespräch, geschweige denn Wiedersehensfreude. Den ganzen Tag schon grübelte er über einen adäquaten Passus, welchen er in die Gesetze Roms hinein manövrieren zu gedachte - schließlich ging es über die Privilegien seines Standes. Die Steuerfreiheit viel eher.


    So schlürfte er, auf seinen Gehstock gestützt und mit Zeige- und Mittelfinger an der Schläfe reibend, in das Atrium. Und da fiel es ihm ein - warum kommt ein Consular zu einem Jüngling und nicht umgekehrt?! Seine Stimmung sank ins Bodenlos.


    Und da lag er, selbstgefällig und wieder mit etwas Wein in der Hand. Den hatte der Senator aber auch dringend nötig.


    "Salve, Sohn!", brachte er missgelaunt hervor und ließ sich demonstrativ langsam und ächzend auf die daneben stehende Cline nieder.
    "Brauchst du Geld, Hilfe, hast du etwas angestellt?!", beäugte er ihn von der Seite und schnippte einem Sklaven zu er möge ihm verdünnten Wein bringen. Die Luft war recht trocken und einige kleine Huster konnte er nicht unterdrücken.

    Gerne.


    Nun fehlt noch im Stammbaum ein Strang zwischen dem NSC und Claudia Catilina, damit die Verhältnisse sichtbar werden. Derzeit sieht es so aus als hätte Furianus ihn einfach so adoptiert. ;)

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Ich nehme an, daß der Sproß aus einem weiteren Flavier-Zweig keine Option ist, weil ihr Beziehungen zu anderen Gentes haben wollt?


    Das war niemals die Intention dahinter, sondern vielmehr das Ausspielen der familiären Verbandelungen.
    Ich bin kein Freund davon die ID´s mit NPC-Eltern auszustatten oder einem Spieler zuzuweisen, der schon 7 Kinder hat. Es ist auch interessant dies auch mal familiär einzubetten, wenn die Gelegenheit schon da ist und in diesem Falle sogar noch der Großvater "bespielt" wird. ;)

    Der Flavier lag etwas abseits auf einer Cline, so dass er seine geliebten Trauben stets griffbereit hatte. Auf das üppige Schwein musste er verzichten. Anordnung des Medicus. Obwohl er nicht inwiefern diese Diät seinem Lungenleiden zuhilfe kommen sollte, ließ er sich dennoch darauf ein, da eine gesunde Skepsis gegenüber einem leichtsinnigen Lebenswandel wohl bei jedem angebracht war.
    Zackig schnappte er nach einer grünen Reebe und ließ die kleinen Trauben, ähnlich kleinen Steinen, flugartig in den Mund gelangen.


    "Nein, aber ich habe gehört sie seien von minderem Amüsement gewesen. Aber das verwundert auch niemanden, vor allem nicht nach so einer entbehrungsreichen Zeit.", fügte er an, obgleich er kein sonderliches Interesse an den Spielen hatte. Wenn man sie ein, zwei Male erlebt hatte, dann hatte man eine genaue Vorstellung wie die nächsten zwangzig sein würden. Der Verlauf war ohnehin fest gefahren. Die Gladiatoren nahmen an Rafinesse ebenfalls ständig ab. Entweder waren die Gladiatorenschulen qualitativ schlechter oder die Kämpfer einfach fauler und dümmer.
    Ja, früher war alles besser.

    Ganz kurzes Statement (ich weiß, ich muss erst angesprochen werden) von mir:


    Marcus Cornelius Proximus, also der leibliche Vater, kann abgeändert/editiert werden. Wäre kein herber Verlust für die Familienplanung. Mir persönliche wäre ein NSC aus einer patrizisch nicht bespielten Gens lieber, da der andere Fall eine "Auseinandersetzung" mit bestehenden Gentes herbei führen müsste. Das will ich ungerne.

    Die Männer fingen an zu tuscheln, einige nickten sich auffordernd und grazil lächelnd zu und der Flavier fühlte nun zum ersten Mal, dass er doch zu lange fernab Roms weilte.
    Natürlich hatte er sich über die Geschehnisse informiert und mit den enger befreundeten Fratres korrespondiert - und doch, Vieraugengespräche waren das Fundament einer jeden politischen Bewegung. Und das traf auch auf die Arvales Fratres zu.


    Plötzlich erhob sich sein langjähriger Freund, Manius Fabius Cerco, welcher in der gleichen Legislaturperiode wie er zum Praetor berufen worden war. Man begegnete sich in den Gängen des Gerichtsgebäudes täglich und nach dessen Contio auch oft im gegenseitigen Domus, um zu plaudern, zu speisen und auch ab und an in den Thermen zum Ringkampf. Dies lag jedoch Jahre zurück, denn beide waren etwas gebrächlich geworden.


    "Fratres! Ich bin sitze schon lange in dieser Societas, um zu erkennen, dass in einer unbeständigen Zeit der Wirren und Irren Roms eine Zeit der Beständigkeit kommen muss. Beständigkeit nach welcher sich jeder von uns sehnt.
    Der Bruder, welchen ich zum Magister vorschlagen will, war lange Zeit fernab von uns. Erzwungen, genötigt, fristete er seinen Tag fernab Roms. Und wir haben ihm die Treue gehalten, auch wenn die mit Blut getränkte Hand des Salinators nach jedem von uns Griff - auch in dieses altehrwürdige Gremium hinein. Wir ließen uns nichts vorschreiben, denn dieser Mann war einst auch Magister.
    Dieser Mann sitzt neben mir."
    , eine kleine Handbewegung deutete auf Flavius Furianus.
    Diesem war die Verwunderung augenscheinlich anzusehen. Der Flavier hatte mit jemand gerechnet, der die Arbeit und Geschicke der Societas hat mitverfolgen können. Er war fernab Roms gewesen und Beständigkeit wollte Fabius wohl mit der Beständigkeit vor Salinator begründen.
    Nichtdestotrotz war Flavius Furianus sehr irritiert und rang nach etwas Luft.
    "Lucius Flavius Furianus wurde in die Verbannung geschickt, nachdem er im Carcer gefoltert worden war. Wir alle wussten nicht, ob er zurück kommt, ob die Götter ihn Rom wieder bringen. Und sie taten es. Daher wäre es nicht nur ein Zeichen gegen die zurück liegende Tyrannei, sondern ein Zeichen für unseren Magister, der es verdient nun wieder seinen Platz einzunehmen. Es ist ausserdem ein Zeichen für unseren verstorbenen Magister Flavius Piso, dessen Tod sicherlich die Hand Salinators begünstigt haben wird.
    Lasst uns ein Zeichen setzen, eines für unsere Beständigkeit!"

    Mit diesen Worten setzte sich der Fabier und nickte dem Flavier berkäftigend entgegen. Dieser war immer noch recht fassungslos und irritiert, konnte seine allmähliche Freude nicht verbergen.


    Das Tuscheln fing an, der Valerier musste um Ruhe bitten. Wie so üblich gab es keinen Gegenkandidaten, denn das Amt des Magisters war kein politisches, kein mächtiges - ein ehrenvolles umso mehr. Sich darum zu streiten war jedoch ehrlos.


    "Wir kommen nun zur Abstimmung, Fratres!", erklärte der Valerier mit donnernder Stimme - er war stets ein guter Vorsänger gewesen - und blickte in die Reihen der Brüder, die mit einem Handzeichen das Für oder Wider ihrer Entscheidung äußerten.
    Nach der Auszählung stand das Ergebnis fest. Lucius Flavius Furianus sollte neuer Magister der Arvales Fratres werden.
    "Lucius Flavius Furianus, die Societas hat entschieden, dass du alter und neuer Magister unseres Kreises wirst. Ich hoffe dir als Stellvertreter bestmöglich zur Hand gehen zu können.", erklärte der Valerier und setzte sich.


    Nun stand der Flavier, sichtlich konfus von der schnellen Abfolge dieser Entscheidung, auf und blickte durch die Reihen.


    "Ich danke euch, Fratres. Ich blicke durch diese Reihen und sehe Männer, die ich nicht nur hier, sondern im Verlauf meines Lebens getroffen, ins Herz geschlossen und schätzen gelernt habe. Wir alle sind uns unserer Aufgabe sehr wohl bewusst, wir alle wissen um die essentielle Bedeutung unserer Riten und Feste.
    Beständigkeit habt ihr gefordert und Beständigkeit werde ich euch bringen.
    Ich selbst bin sehr überrascht, wenn ich ehrlich bin, über den Verlauf der heutigen Sitzung und doch erfüllt mich eure Entscheidung mit Stolz und Zuversicht. Lange wurden wir wie Tiere durch die Straßen Roms gejagt, haben den Dienst an den Göttern gar vernachlässigt.
    Nun ist die Zeit der Buße angekommen, denn die Götter lenkten keinen Salinator, keinen Praefectus Praetorio, keinen Kerkermeister, der uns vom Dienst abhielt. Nein, die Schuld tragen wir, trägt Rom.
    Lasst uns den Göttern huldigen. So, wie sie es von uns und wir von uns selbst erwarten!


    Ich werde euch über das nächste Opfer postalisch in Kenntnis setzen, Fratres. Sowie über die nächste Zusammenkunft in meinem Hause.
    Ich danke euch abermals, die Versammlung ist hiermit beendet."


    Er wollte nichts überstürzen, sondern erstmal Informationen mit den engeren Fratres austauschen. Daher lud er auch diverse Arvalbrüder nach der Sitzung zur cena ein. Wenn man Beständigkeit wollte, musste man mit Bedacht agieren.

    Die Nachricht vom Tode des Senators Marcus Aemilius Severus erreichte ihn wenige Tage zuvor. Sein Tod wäre nichts Außerordentliches, wenn dieser nicht der Sakralgemeinschaft der Arvalbrüder vorgestanden hätte. Ein Pflichttermin bahnte sich daher unweigerlich an.


    Mit dumpfen Schritten betrat, gestützt von seinem Geshtock, der Flavier den Tempel der Concordia, welcher zumindest für ihn recht verwaist empor thronte. Lange hatte ihn der Pfad des Weges von hier fern gehalten, lange trachtete er wieder seiner Kultgemeinschaft den so wichtigen Dienst erweisen zu dürfen. Heute sollte es sein.


    Bedächtig betrat er die Vorhalle des Tempels, in welcher sie ihre Versammlungen abhielten und Organisatorisches wie die Contio besprachen, setzte sich auf seinen alten Platz. Dieser schien irgendwie seite seiner Abwesenheit nicht geputzt worden zu sein. Zumindest verriet dies sein lautes Niesen, welches durch den Staub hervor gerufen wurde. Ein paar Tempelsklaven musste man endlich wieder ordentlich mit dem Stock bearbeiten - würde er später weiter geben.


    So saß er da, plauderte mit den Brüdern und wartete auf den ältesten aus ihrer Reihe. Pontifex Quintus Valerius Iuvenalis hatte sich verspätet, würde aber sicherlich eine seiner vielen Ausreden unter der Toga zaubern. Und da war sie, er musste noch zum Flamen Martialis, alles ganz wichtig. Der Flavier notierte dies mit einem Lächeln und verzieh gar schnell.


    "Verehrte Fratres. Erschüttert hat uns das Ableben unseres geliebten Magisters. Marcus Aemilius hat ein ruhiger Tod ereilt, im Schlafe und im Beisein seiner Lieben. Ein großer Mann ist Rom genommen worden, ein guter Bruder uns.
    Wir alle betrauern diesen Verlust und werden in einem angemessenen Zeitraum die Contio für einen neuen Bruder vollziehen. Die Candidatii werden dem neuen Magister, welchen wir heute zu wählen getrachten, bitte mitgeteilt."
    , fing der Valerier an und Furianus fing langsam an mit dem Gedanken zu spielen abermals den Vorsitz zu übernehmen. Natürlich war dies nicht seine Entscheidung, sondern vermehrt die der Brüder und auch wenn man ihn nicht vorschlug, so wäre er der Letzte, der dies selbst tat. Es war eine Sache der Ehre.
    Aus seinem Gedankengang gerissen fing der Valerier auch gleich an: "Ich fordere euch Fratres nun auf mir diejenigen zu nennen, welche für das Amt des Magisters eurer Meinung würdig sind!"


    Der Flavier blickte sich, natürlich etwas geleingweilt, langsam umher und beobachtete die Mimik einiger Anwesender. Er war sich unsicher, ob man heute etwas freier war oder die Fratres im Vorhinein mit dem Vorsitz des Valeriers spekulierten. Schließlich war er der Älteste und in Würde keinem nachstehend.

    Der Flavier wedelte mit der rechten Hand in einem Kreis. Dies war augenscheinlich als Aufforderung zu deuten endlich den Candidatus herbei zu schaffen, da auch er Hunger hatte. Es ennuyierte ihn hier einiges, obgleich er sich eigentlich hätte zurücklehnen können. Schließlich ging es hier nicht um Consuln, sondern die erste Stufe des Cursus Honorum, also etwas, was nicht von großem Interesse sein sollte. Schließlich schafften viele der Vigintiviri nicht einmal ihr Quaestorat.