Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Und nichts anderes erwartete der Flavier, besser gesagt hoffte, in diesem Zusammenhang. Es wäre zu müßig gewesen nun wieder Rom zu verlassen und innerhalb der Stadt gab es wenig, was ihm Zerstreuung im Dienste Roms gestatten konnte. Praefectus Urbi wäre etwas gewesen, mit dem er sich recht gut angefreundet hätte. Leider nicht vakant.
    Daher nickte der Flavier bedächtig und verbeugte sich.


    "Das werde ich, Augustus. Mögen die Götter Dich und die Deinen behüten.", wünschte er zum Schlusse, um sich danach auf den Weg zu machen.
    Viel hatte er zwar nicht erreicht, konnte den Kaiser jedoch besser einschätzen. Immerhin etwas.

    Der Flavier nickte wohlwollend, denn die Motivation des Jungen war ihm sehr recht.


    "Ein scharfer Verstand und ein wenig Feingefühl für die Ambitionen und Wünsche deines Gegenübers machen aus dir einen guten Politiker. Wenn du ein großartiger Politiker werden möchtest, musst du begeistern können, um taktisch etwas dahin zu forcieren wo es dir gerade recht ist.", gab er von seinen Weisheiten preis und wusste selbst, dass hierzu auch noch Macht, jedweder Einfluss und Geld eine große Rolle spielten. Leider.


    Er nickte abermals. Ihm musste man nicht danken, wollte er doch alles dafür tun, um diese Motivation und Ambition Scatos in die richtige Bahn zu lenken. Die Bahn, die er gesichert haben wollte, die Bahn der aristokratischen Interessenvertretung.


    "Germanicus Avarus." und sein Puls schwoll bei diesem Namen unweigerlich an: "Ein reudiger Schurke, der an der Spitze des Postwesens seine Sesterzen zählt. Ein raffgieriger und gewitzter Parasit. Ich erlaube mir sogar zu behaupten, dass jene Made unsere Post öffnen und notieren lässt, um die taktischen Züge meiner Politik im Voraus zu wissen. Ihm wären wohl alle Mittel recht.", seine Hand ballte sich zur Faust, ehe er dies Augenblicke später erfasste.


    Sim-Off:

    Musst das Tiro Fori akzeptieren und dann ist es offiziell. ;)

    Eigentlich erschien ihm der Knabe auch noch jetzt als zu klein, gebrechlich, juvenil, einfach unreif für diesen Schritt. Aber es lag nicht am ihm, sondern bei seinem Vetter die Mannwerdung des eigenen Sohnes so zu forcieren.
    So stand der Consular, gestützt auf einen Gehstock vor dem Praetor, richtete sich stolz auf und bezeugte es.


    "Ich, Lucius Flavius Furianus, Sohn des Secundus Flavius Felix, bestätige hiermit ebenfalls die Mannbarkeit des Manius Flavius Gracchus."


    Nun sollte es amtlich sein.

    Der Flavier lächelte ob des Scherzes, und als diesen nahm er die Äußerung wahr, des Aeliers.


    "Ja, es stinkt, doch ist dafür eher der verantwortliche Senator, ich meine es war Octavius, zuständig. Und letztendlich der Preafectus Urbi. Ich verstehe nicht, warum ein Tiberius Für diese Aufgabe besser geeignet sein sollte als der Decimus. Und wenn es ein dir so dringendes Problem ist, Senator Aelius, dann sollten wir jenen dahin schicken, welcher das größte Vertrauen des Senates erhalten hat. Schließlich scheint es ein großes und störendes Problem zu sein - da gehört der Beste hin, der Fähigste und Vertrauenswürdigste."


    Natürlich meinte er dies nicht ernst, genau so wie Aelius Quarto sich seiner Worte bewusst sein sollte. Einen Patrizier steckte man nicht in die Kloake, insbesondere nicht nachdem sie gejagt worden waren und nur durch die Hilfe einiger weniger patrizischer Legaten jener Kaiser auf dem Thron saß, der auch nach dem Testament des letzten dort sitzen sollte. Und das war ja bekanntlich ein Aelier. Quarto sollte also aufpassen, dass er nicht in die Hand Biss, die ihn sozusagen fütterte.

    In Gedanken schloss der Flavier an: "Ja, weil sich eine Fraktion und deren Senatoren vor den Jüngling geworfen haben. An und für sich hat er kaum gesprochen."
    Aber das würde nur noch mehr Zündstoff für weitere, hitzigere Diskussion zur Verfügung stellen.


    "Ich finde es ebenfalls, nun ja", meldete er sich murmmelnd zu Wort, "recht bedenklich den jungen Decimus dieses Amt zu geben. Natürlich hat er sich dazu geäußert, aber Rom hat noch andere Baustellen, um die er sich verdient machen kann. Wir müssen auch über diese Mauern hinaus schauen, auf das Volk. Einem Aufruhr oder lauten Mob will ich nicht unbedingt, Patres Conscripti.
    Alle anderen sollen ihre präferierten Ämter erhalten."

    "Deine Bescheidenheit ehrt dich, Augustus.", folgerte er und verstand, dass er mit sturrem Wiederholen seiner Ansichten und Meinung nicht voran kann.
    Dieser Kaiser erschien republikanischer als die Republik und das machte ihn ein wenig stutzig. Würde dieser sich vollends zurück nehmen, anstatt im Wohle Roms schnelle Entscheidungen zu erwirken, konnte dies recht schnell zum Negativen gereichen. Nicht ihm, seinem Stand, gar Rom selbst.


    Oha, nun sprach er es aus. Er sei kein Alleinherrschert. Das von einem neu gekröntem Haupte. Der Flavier wurde misstrauisch, da die Strategie des Kaisers eine Ungewöhnliche war. Insbesondere in diesen Zeiten. Wollte er womöglich durch seine Zurücknahme in politischen Entscheidungen Vertrauen gewinnen? Das war hoffentlich nicht der politische Pfad, auf welchem er zu wandeln trachtete. Rom benötigte jetzt eine starke Hand, schnelle Entscheidungen, um sich schnellstmöglich zu erholen. Vor allem wirtschaftlich.


    "Natürlich, Augustus, der Senat steht an deiner Seite und ist wahrlich zu einer Entscheidungsfindung in dieser Thematik ein guter Garant. Ich werde mich persönlich einsetzen, um diesen Umstand der Unsicherheit im Senat anzusprechen und mein Anliegen zu vertreten.", versicherte er dem Cornelier und hatte selbst Zweifel an dem Erfolg dieses Vorhabens. Zu viele Neider, Hasser und falsche Prediger saßen noch im Senat.


    Weitere Anliegen hätte er wohl gehabt, doch der Start war recht miserabel. Anscheinend musste der Flavier an seinem sturren Vorgehen ein wenig arbeiten, der Kaiser ließ sich ja überhaupt nicht darauf ein.


    "Du hast sicherlich wichtige Entscheidungen zu treffen, Augustus. Ich möchte deine Zeit nicht über das Maß hinaus strapazieren.
    Ein Anliegen hätte ich jedoch. Wenn Rom oder du, Augustus, mich braucht, so stehe ich bereit. Ich bin zwar nicht der Jüngste, doch Erfahrung habe ich umso mehr."


    Eigentlich eine Floskel, da er kein weiteres Geld mehr benötigte, kein weiteres Amt für seine Reputation, und doch, es waren turbulente Zeiten und er würde helfen können, wenn man ihn brauchte. Vor allem, da er durch den patrizischen Hintergrund des Kaisers gewisse Sympathien für jenen hegte. Diesen gut zu unterstützen war daher ein besonderes Anliegen. Bürgerkriege konnte sie nicht gebrauchen, der Kaiser musste sich halten.

    Auch wenn er einige Probleme mit diesem Wahlergebnis hatte - wie wohl manch andere auch - erhob er sich von seinem Platz, um dem frisch gewählten Consul zu gratulieren.


    "Mögen die Götter dich führen und an deiner Seite sein. Entscheide weise und im Sinne Roms, Consul Marcus Decimus!", rief er in dessen Richtung aus und reichte diesem die Hand.


    Die Formen musste gewahrt werden und der Decimer wurde gewählt. Daran konnte man nicht rütteln, sondern versuchen eine gute Zusammenarbeit zu erreichen. Zum Wohle Roms war dies mehr als nötig und persönliche Attitüden hatten hinten anzustehen.

    Der Flavier strich sich bedächtig über die Stirn, um dann plötzlich eben jenen Finger in die Höhe zu hieven.


    "Das werden wir müssen, junger Caius!", ertönte es etwas lauter und er strich sich wieder über das Kinn, ehe er bemerkte, dass diese vage Formulierung für einen jungen Aspiranten auf einen Platz im Senat nicht hinreichend war.


    "Es gibt seit je her Gräben im Senat. Ich spreche bewusst nicht von Fraktionen oder Gruppierungen. Das wäre vielleicht vor dem Debakel, damit meine ich den Bürgerkrieg, noch vertretbar gewesen - heute keineswegs! Es zeichnet sich ab, dass gewisse geistige Umtriebe, insbesondere bei den Homini Novi, langsam politische Entscheidungen zu einem gewissen Kurs hin bewegen. Dieser ist zweifelsohne uns, die alten Familien Roms, jeglicher rechtmäßiger Privilegien zu berauben, um eine neue Ordnung zu erschaffen. Eine Ordnung, die den Blick von uns als privilegierte Schicht abwendet und eher den Status des Senators als neuen Patrizier definiert. Die Germanici sind die ersten Verfechter dieser Theorie, gehörte doch insbesondere einer dieser Sippe zu diesem schändlich neuen Geldadel. Und um diesen zu sichern, fordert er schon seit Dekaden unsrige Steuerfreiheit aufzuheben und diese den Senatoren zukommen zu lassen. Natürlich ist dies primär der Sicherstellung und Ausweitung des persönlichen Vermögens geschuldet. Reudiges, geldgeiles Pack!", stieß er aus und wandte sich verächtlich zur Seite. Dort standen sorgfältig die Büsten der flavischen Kaiser.


    "Natürlich dreht sich, und das zu meinem Bedauern, heutzutage fast alles um den schnöden Mammon. Unsere Geburtsrechte, unseren Status, bin ich jedoch nicht gewillt kampflos zu verlieren. Was geschehen mag, wenn diese Gruppe an Überhand gewinnt, haben wir alle schmerzlich unter Salinator erfahren dürfen. So ein Verbrechen darf sich nicht wiederholen.
    Diese Gruppierung muss bekämpft werden. Warum, junger Caius?"
    , und ehe er die Antwort des jungen Mannes abwartete, sprach er selbst die für ihn gravierende Wahrheit aus: "Weil es schändlich genug ist die persönlichen Rechte und Vorteile in das erste Licht zu rücken und die Staatsräson hinten an zu stellen. Weil es schändlich ist dem Mammon nachzulaufen anstatt Rom als eine glorifizierte Idee und einen Traum zu begreifen. Weil es schändlich ist, und das ist der wichtigste Punkt, dass diese egoistischen Züge die Agressionen in den eigenen Reihen hervor rufen, anstatt sich auf die wesentlichen Probleme Roms mit den Barbaren und Parthern zu konzentrieren. Im Endeffekt kämpfen Römer gegen Römer, Brüder gegen Brüder, und das, junger Caius, wird der Tod dieses glorreichen Imperiums sein. Das kannst du mir glauben.
    Und wir müssen alles daran setzen, um die Staatsräson nach außen zum wichtigsten Thema zu machen. Denn wenn wir an den Grenzen schwach sind, weil wir uns im Innerene bekämpfen, hat der Barbar leichtes Spiel mit uns und steht, die Götter mögen dies vermeiden, irgendwann wie Hannibal ante portas.
    Und dann, ja dann, werden diese Parasiten endlich verstehen, dass sie durch ihre egoistischen Machenschaften Rom in den Ruin getrieben haben. Nur wird es zu spät sein."


    Und just in diesem Moment bemerkte er, dass aus dem Dialog nun eine kleine Rede wurde, dass er zu viel Pathos hinein gebracht hatte und eigentlich vom Thema recht schnell abgewichen war, da es für ihn eine beschlossene Sache nach der Verlautbarung des Caius war.


    "Das kannst du übrigens als die erste Lehrstunde betrachten, junger Caius. Wir patrizier, und andere ehrbare Familien Roms, müssen uns im Schulterschluss üben. Beziehungen sind daher von großer Bedeutung. Pflege sie wie die Blumen im eigenen Hortus, sie dürfen nicht verkommen - insbesondere unter euch Jungen, die ihr die nächste Generation darstellt. Ihr müsst lernen persönliche Querelen zum Wohle Roms zu überwinden.", er hob abermals den Zeigefinger.
    "Und damit meine ich keineswegs, dass du dich nun anbiedern musst. Kokettiere ein wenig, doch wisse um deine politischen Grenzen. Wer ein Strohalm bleibt, wird irgendwann im Winde umknicken. Ein großer Baum dürfte dies nicht."

    Verwunderte blickte der Flavier den jungen Mann von unten nach oben an. Ja, tatsächlich, eine gewisse Ähnlichkeit war nicht bestreitbar.


    "Ja, du bist es tatsächlich, Neffe. Dass Zeit sehr schnell vergeht wird mir in solchen Augenblicken doch sehr bewusst.", sprach er milde und schürzte die Lippen. Tatsächlich sah er Milo doch ähnlich, hatte jedoch große Züge seiner Mutter in sich. Vom wuchs her normal, zu schmächtig sah er auch nicht aus - eine gute physische Entwicklung, mochte man meinen. Ein Sklavenhändler, welcher geschult in der Beobachtung und Einschätzung von Menschengut war, hätte vielleicht was anderes gesagt. Zum Glück war der Senator auf diesem Gebiet nicht sehr bewandert.


    Er nickte leicht: "Du willst in den Senat. Ein ehrbares Ziel und deinem Namen mehr als würdig. Wie lange weilst du schon in Rom und was hast du getan," er musste leicht überlegen, wie er den Tod Milos als zeitlichen Abschnitt recht gut verpacken konnte, ", nun ja, seitdem deine Mutter sich von der ewigen Stadt abgewandt hatte?"
    Ein Aufwachsen fernab römischer Luft war sicherlich nichts schlechtes, doch gewisse Anreize, insebsondere politische, konnte man nur hier erfahren.

    "Fehler? Mitnichten, Senator Lucius Aelius. Wir haben doch gerade attestiert, vielmehr du, dass Tatenlosigkeit ein guter Weg wäre. Ich bin anderer Meinung.", und langsam verschränkte er die Hände vor der Brust, um Sekunden später dem jungen Mann demonstrativ in die Augen zu blicken. Mit einem Gesicht, welches recht einschüchternd sein konnte.


    "Er hat nichts gemacht. Gar nichts. Er hat weder römische Tugenden bewiesen noch einen anderen Dienst, der während dieser schrecklichen Zeit jemandem, der außer Stande war tätig zu werden, gerecht wäre.
    Mal im Ernst, Senator Lucius Aelius,"
    , sein Blick wanderte wieder auf Quarto: "Was hat er schon aufzuweisen außer der Tiro fori eines Senators zu sein, den hier niemand kennt oder kennen müsste? Sein Patron, welchen ich im Übrigen immer noch schätze, brillierte ebenfalls nicht mit Maßnahmen gegen den Usurpator, sondern ließ es über sich ergehen."


    Feige waren sie, alle feige. Daher fixierte er wieder den Decimus.


    "Während ehrbare Männer, gar Familien, durch die ausführende Hand eines engen Verwandten bluteten, starben, was hat dieser Mann geleistet?!", seine Worte brausten und er wurde etwas lauter.
    Feige, sagt er, wäre es sich nun zurück zu ziehen aufgrund der familiären Verstrickungen und dem Fehlerverhalten seiner engesten Familia. Er sagt es sei feige und damit nennt er sich im selben Atemzug mutig. Du und mutig?!", seine Wangen bebten.
    "Sühne erstmal für die Gräueltaten deines Vetters, diene Rom, bevor du uns hier weiter verspottest. Bewähre dich, beweise dich, ehe du dich mutig nennen kannst. Das hier ist kein Altar, um Sühne und Buße Rom gegenüber zu tun, das ist der Senat! Der Senat ist eine Ehre und kein Steigbügel für einen Verkrüppelten Jüngling, der eine Beschäftigung zur Sühne sucht!"


    Er hatte genug gesagt. So ein Bengel würde es nicht wagen ihn das Wort mutig zu lehren. Der Flavier musste erst einmal verschnauben, denn die Lunge raste in seiner Brust - er war doch recht schwach.
    Es war auch äußerst ungeschickt, taktisches Fehlverhalten, nicht vorher bei hohen Senatoren vorstellig zu werden. Besonders jenen, in deren Gunst man nicht allzu hoch stehen mochte.

    "Während du also in Hispania weiltest, wusstest du um die Umtriebigkeiten deiner Sprösse?", griff er ein und war recht erschüttert ob der Zusammenhänge, die sich hier offenbarten.


    Dass es Decimi waren, das war offensichtlich, doch nahm er an jene gehörten zu einem entfernten Teil der Familie. Schließlich war er ja auch Statthalter in Hispania und lernte zahlreiche Vertreter der Decimi kennen. Diese enge Verstrickung zu Livianus warf jedoch Fragen auf, die es hier zu klären galt.
    Die Antworten, das war sehr schnell klar, waren nicht hinreichend. Wenn er wirklich hinter den Machenschaften seines Blutes stand, so war die Kandidatur zum Consul nur Hohn und Spott für diejenigen, die unter dem Usurpator bluteten.

    Furianus beugte sich ein wenig vor, um Quarto besser sehen zu können, denn sie saßen nicht unweit voneinander.


    "Damit implizierst du, Aelius, dass es besser wäre nichts zu tun. So käme man nicht in die Verlegenheit sich für Fehler zu rechtfertigen, damit wäre jedoch auch die Möglichkeit des Richtigen und damit folgenden Ruhmes verwehrt.", sprach er hörbar laut.


    Sein Blick wanderte auf den jungen Aspiranten.


    "Warum sollte ich nicht in die Vergangenheit schauen? Sie ist unsere Identität und schlussendlich richtet sie über uns. Ein jeder Römer hat sich für seine Taten, wie auch Tatenlosigkeit in evidenten Momenten, zu verantworten! Immer!"


    Er lehnte sich wieder zurück. Es waren klare Worte, keine Fragen, doch eine Mahnung an jene, die nun blindlings zu vergessen schienen was noch vor Monaten passiert war in dieser Stadt. So etwas leichtfertig zu vergessen war töricht, die Verantwortlichen nicht ihrem Urteile zuzuführen nur dumm. Er vergaß nicht so schnell und er würde Vergeltung fordern für das, was ihm angetan wurde.
    Auch von dem Decimi.
    Eine Flavia war immer noch verschollen, verschleppt von Prätorianern unter einem Decimus und das würde nicht ungesühnt bleiben. Nicht für ihn.

    "Decimus, wo warst du während der Schreckensherrschaft?", sprach er salopp aus, nachdem Quarto geendet hatte.


    Er hatte das ungute Gefühl, dass einige Senatoren Salinator einfach, nun ja, in einem tiefen Schlaf erlebt hatten aus welchem sie nun alle urplötzlich erwachten. Wenn jemand, wie er, verbannt wurde, so konnte er es nachvollziehen, jemand wie sein Vetter der Proskriptionslite anheim fiel, dann konnte er es verstehen. Aber an Decimus Livianus konnte er sich nicht erinnern.
    Wo war er also, während Rom ihn brauchte? In einer Höhle als Eremit wohl kaum. Die Frage war doch, auf welcher Seite er stand, ob er überhaupt auf einer Stand und ob er in der Lage war Rom beizustehen - und es dennoch nicht tat.
    Der Flavier haderte mit diesem Kandidaten aus der Versenkung heraus. Vor allem für dieses Amt.

    Gelangweilt verfolgte Furinanus aus der Riege der Consulare die Rede. Niedrige Ämter wie jenes waren zwar Voraussetzung und ein erstes Sprungbrett für eine erfolgreiche politische Laufbahn, sein Interesse war jedoch recht peripher. Der Name seines guten Freundes ließ ihn jedoch aufblicken. Schreckliche Umstände, unter welchen Manius starb. Er fühlte sich diesem stets freundschaftlich verbunden und ein Patrizier mehr im Senat würde das Gefüge wieder einrenken, welches die tollwütige Schneise des Usurpators hinein gerissen hatte. Viele patrizische Senatoren ließen ihr Leben.


    "Eine gute Rede, Lucius Tiberius. Den Göttern zu dienen sollte, nach einer so gottlosen Zeit, unser hehrstes Anliegen sein. Du sollst dich prüfen können und daher hast du meine Stimme, junger Tiberius!", rief er dann aus, nachdem sich das Gemurmel ein wenig gelichtet hatte.


    :app:

    Er hustete kurz und musterte den Mann. Oder eher Jüngling. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, schob es jedoch auf seine Unzulänglichkeit Namen zu merken und die erzwungene Abwesenheit durch Verbannung. Anscheinend flogen die Jahre nur dahin und er wurde viel zu alt.


    "Es kommt drauf an für wen und für was.", antwortete er daher etwas harsch, denn über familiäre Notstände und gewisse Avancen anderen Frauen gegenüber, gar Heiratspolitik, hatte er einfach keine Lust zu reden. Das ging ihn auch nicht sonderlich viel an, außer es handelte sich um das eigene Kind.


    Aber da er sicherlich nicht durch Zufall mit Onkel angesprochen wurde, obgleich er den Jüngling nicht kannte, traf das nicht zu. Zumindest nicht, dass er wüsste. Natürlich hatte auch er zur richtigen Zeit seine Hörner abgewälzt und Liebschaften gepflegt, aber bis dato kam noch niemand Ernsthaftes, der ihn als Vater ansprechen mochte.
    Kurz musterte er den Mann theatralisch von oben bis unten und nickte als Zeichen, dass sein Gegenüber nun eine Erklärung vorbringen konnte.

    Der Senator trat ein und nickte demjenigen zu, der verantwortlich erschien.


    "Salve, Schreiberling.", grüßte er und setzte sich auf den Stuhl. Das Stehen raubte ihm die Kraft.


    "Consular Flavius Furianus. Jüngst erhielt ich einen Brief, der mich auf den Umstand Aufmerksam machte, dass ich in den Listen ohne Grundstücke geführt werde. Das kann nicht sein, ich habe mehr als genug und fordere Aufklärung in dieser Sache."

    Dieses Haus war ihm schon lange fremd gewesen. Dennoch hielt ein kleiner Kern in seiner Brust an den Büsten, dem eigentümlichen Geruch und schließlich doch recht markanten Erinnerungen fest. Außerdem war es in diesen Zeiten erforderlich Einigkeit zu präsentieren. Und wenn dies seinen Aufenthalt im Stammhaus erforderte, so sah er doch davon ab den Rückzug auf das Anwesen vor den Toren Roms anzutreten.


    Er, der er auf einem Stuhl in vorderster Reihe Platz genommen hatte, beäugte die Anwesende Schar doch recht missmutig. Zu viele neue Gesichter, zu wenig Bekanntes, zu wenig Routine - zu viele ließen ihr Leben oder waren anderweitig unpässlich geworden. Die Götter spielten der Familie oft böse Streiche und er war dessen langsam überdrüssig. Eigentlich war er vielem überdrüssig geworden, teilweise seinem geliebten Rom selbst. Die Zeiten des Aufbruchs, Elans und der guten rhetorischen Auseinandersetzung im Senat, sie schienen vorbei. Langsam ertappte er sich die Germanici zu vermissen, besonders seinen idiotischen Feind Avarus. Ein kurzer Augenblick der Besinnung und er war wieder da, schaute auf Gracchus Minor.
    Ein zierlicher Knabe, eher für den Cultus oder die Politik geeignet, auf dem Schlachtfeld äußerst deplaziert. Die Zukunft der Flavier also. Nun ja, der unsägliche Zustand einer Tochter als einzigem Spross war wie ein Dolch im Herz. Ja, seine kleine Tochter, die er nie sah, weil er sie nicht sehen wollte. Ein Stammhalter musste her und was hatte er erhalten? Wieder einen potentiellen Brutkasten anderer Gentes, die flavische Lenden würden nützen können, um Erben auf die Welt zu setzen. Sein Fleisch und Blut würde einen anderen Namen tragen, sein Genie einer anderen Familie Ruhm und Ehre bringen. Deplorable Situation.
    Wieder ruhten seine Augen auf dem kleinen Minor, der so klein nicht mehr schien. Wie ein Baum ist er nach oben gewachsen. Ein feierlicher Tag und der Senator winkte einen Sklaven dabei, damit dieser die kleine Schatulle mit dem Geschenk für den Sohn seines Vetters vorsichtig zu Furianus schmuggelte.
    Sein Blick glitt gelangweillt zu den anderen Gesichtern, die entweder zu unbedeutend waren, um sie sich einzuprägen oder einfach nur langweillig schienen. Ohne Esprit zu versprühen standen sie alle da, keiner ragte heraus, keiner hatte überaus interessante Merkmale, Lebensläufe, Erfahrungen.

    Der ennuyierende Charakter tagespolitischer Themen war so stark, dass er nicht umhin konnte sich das ein oder andere Mal dabei zu ertappen voller Eifer die Lider geschlossen zu haben. Irgendwie nagte der Zahn der Zeit recht stark in den letzten Wochen.
    Mit einer einfachen Tunika lag er also mit seinen Papyri in seinem Cubiculum und roch permanent an seiner Brust. Die neue Salbe, gemicht aus den absurdesten Kräutern und Pflanzen, roch recht eigensinnig. Und dieser Umstand erzürnte ihn ein wenig.


    Schon wollte er harsch einen Sklaven zu sich zitieren, um ein Fläschchen des neuen Parfüms zu holen, welches er erstanden, als es an der Tür klopfte.


    "Ja?", ertönte es schließlich aus der Kehle und er bemerkte, dass der verdünnte Wein irgendwie recht schnell leer wurde.