Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Eine Augenbraue schob sich nicht unauffällig die Stirn herauf und sein Körper insistierte dieser Aussage mit allem zu widersprechen. Aber er konnte es nicht.
    Scheinbar wollte dieser Kaiser Unrecht zu Recht erklären, denn nichts anderes würde geschehen in den hohen Gerichten Roms. Vor allem das Mittel ließ nichts anderes zu.


    "Plato sagte einst, mein Kaiser: Ehrenwert ist der Mann, der selbst kein Unrecht tut, und doppelter und dreifacher Ehre wert, wenn er auch nicht geschehen läßt, daß andere Unrecht tun.
    Ich denke wir sind beide recht ehrenwerte Männer. Wir dürfen nicht zulassen, dass aus Unrecht Recht entsteht."


    Anscheinend legte der Kaiser keinen Wert darauf seine Position bei dem Stand zu festigen und zu legitimieren, der durch persönlichen Einsatz, Geld und Courage das Unrecht der salinatischen Anwesenheit unterband. Diesen Kaiser einsetzte.


    "Man hat jenes Unrecht durch kein richterliches Gremium unserem Stand aufgebührt. Du würdest ein großes Zeichen damit setzen, wenn du dich nicht den zähen und langwierigen Gerichten bedienst, sondern die Mühen, Strapazen und Entbehrungen der Patrizier ein wenig Linderung verschaffst."


    Res Publica, davon hielt er nichts. Unrecht wurde begangen und musste sofort aufgehoben werden, sonst liess man ihm freie Wahl. Er wusste auch, dass das Gewissen gar zu oft Unrecht zu geltendem Recht erheben konnte - wenn es nur einem Zweck diente. Diesen sah man dem Cornelier an.
    Res Publica. Diese wurde primär und seit Ewigkeiten durch den kultischen Dienst seines Standes aufrecht gehalten. Nicht durch stinkendes Geld. Aber dieser Ausspruch würde ihn einiges kosten. Jetzt schon lehnte er sich aus dem Fenster, zu viel riskieren würde er nicht.

    Es war müßig Behördengängen immer persönlich nachgehen zu müssen, doch man mühte sich eben ab.
    So begab sich auch der Consular schlussendlich nach versäumter Frist in die Kanzleigebäude und nachdem die Wache passiert worden war (übersprungen), fand er sich nach einem freundlichen Wink eines Beamten vor der richtigen Tür wider. Er klopfte an.

    Der Senator nickte bedächtig und war froh nun den eigentlichen Punkt ansprechen zu dürfen.


    "Eine famose Rede, wahrhaftig eines großen Staatsmannes Werk. Es ist nur richtig das von Salinator begangene oder oktroyierte Unrecht schnellstmöglich beiseite zu schaffen. Daher bin ich auch erleichtert, dass ein Unrecht Salinators, eine weitere Schlinge, die er um den Hals unseres Standes geworfen hatte, bald der Vergangenheit angehört - die aufgehobene Steuerfreiheit unseres Standes. Ich bin mir durchaus bewusst, dass der Bürgerkrieg Unsummen verschlungen hat und daher bin ich auch hier, um dir zu sagen, dass ich wohl nicht im Namen meines Standes sprechen kann - der dir sowohl in der Schlacht beistand, als auch jetzt beistehen wird - aber doch in meinem Namen als Flavius, der auf die Kompensation von der Vermögenssteuer Salinators entgangenen Sesterze und Güter verzichtet. Zum Wohle des Reiches, mein Kaiser, und auch zum Wohle der Festigung deiner Herrschaft.", und dabei verbeugte er sich leicht, um der damit verbundenen Demut Tribut zu zollen.

    Den kleinen Hinweis, er hätte ein konkretes Anliegen formulieren sollen, überging er ganz bewusst. Natürlich gab es einen Grund - den gleich keinen Termin zu erhalten, wenn das Anliegen offen geäußert werde.


    "Einen nachträglichen Beitrag würde ich durchaus gerne übernehmen und böte mich an eine kleine Spende an die Tempel in Form einiger Reparaturmaßnahmen durchführen zu können. Die Tempel Roms beherbergen geschöpfe unendlicher Schönheit und Alters - doch sie selbst bröckeln gar zu oft.", fuhr er fort, ohne sich beirren zu lassen und blickte dem Kaiser nun doch recht eindringlich in die Augen.
    "Man kann ihnen nicht genug danken, dass sie den Zustand, in welchem unser Stand leben musste, welchen er erdulden und ertragen durfte, abändern konnten. Mehr noch, sie haben einen der Unsrigen zu unserem Hüter und Wächter erkoren.", und hoffte mit dieser Anspielung dem Kaiser genug Hinweise auf den weiteren Verlauf dieses Besuches gegeben zu haben.


    Natürlich war ihm klar, dass ein Mann, welcher über allen Stand, sich nicht unbedingt mit dem letzten Stand asoziierte, sondern eher seinen Erhabenen annahm und lebte - dennoch, die Patrizier waren nach wie vor dominierend auf den gesellschaftlichen Ebenen, die auch den Kaiser zu tragen pflegten.


    "Meine Familie hat sehr unter dem Homo Novus gelitten. Wir wurden gejagt wie die Tiere, verbannt, gar feige ermordet.", fuhr er mit theatralisch gesenktem Blick fort. Auch wenn der Mord an Flavius Piso nicht geklärt werden konnte, so war es doch recht verdächtig, dass ein Senator patrizischen Geschlechts vor der Ermordung an dem Kaiser und dem darauf folgenden Machtanspruch eines Adelshassers ums Leben kam, sehr verdächtig.
    "Die Sorge um meine Lieben trieb mich die ganze Zeit umher, ich war rastlos und gebeutelt, zumal mein Verbannungsort mir jeglichen Spielraum der politischen Agitation nahm. Zum Glück konnte ich einen Teil meines Vermögens in Sicherheit bringen. Viele konnten es nicht. Unser Stand ist gebeutelt, nicht nur physisch, sondern auch finanziell. Die alten Söhne Roms, welche die Stützen dieses Reiches über Jahrhunderte waren, mit ihren Kaisern, in deren Tradition du stehst, wurden behandelt wie Hunde. Was glaubst du, mein Kaiser, werden wir Patrizier genug Genugtuung erfahren, genug Vergeltung an jenen, die uns beutelten und töteten, erhalten?"


    Und das war der Punkt, an dem seine müde und alte Haut sich an den Schläfen beulte, ein wenig roter wurde, denn dieses Thema versetzte ihn in tiefe Wut, gar Rage. Sich bei diesem Thema zusammen zu reissen fiel ihm schwer und er wischte sich kurz mit einem Leinentuch über die Stirn.

    Er blickte skeptisch drein. War das alles? Natürlich hat sich etwas gewandelt, vielleicht auch zu einem gewissen Teil die Qualität der Kandidatur oder allgemein das politische Geschäft. Doch so weit sollte das Niveau der Kandidaten gesunken sein?! Er war fassungslos und machte seinem Unmut auch in aller Öffentlichkeit Luft.


    "Mehr nicht?! Zuverlässigkeit als etwas, was ich jedem Sklaven aus meinem Haushalt zutrauen kann, damit stehst du hier? Hier, und bewirbst dich selbst als den favorisierten Candidatus zu einem Aedilat! Von Spielen sind wir zu meiner Zeit als obligatorische Verpflichtung ohnehin ausgegangen! Damit kannst du hier nicht aufwarten. Auch wenn es Umbrüche gab, das Vertrauen in die Politik sank, so ist doch nicht Zuverlässigkeit, die diesen Umstand umkehren soll! Es ist mehr Tatendrang, neue Ideen, mehr Elan und Engagement! Einer, der aufgrund seiner familiären Verstrickung dem Plebs näher stand als ich, kann doch mit mehr als Spielen und Zuverlässigkeit aufwarten! Überzeuge mich!", sprach er mit klarer und lauter Stimme.


    Natürlich war es ihm ein persönliches Grauen, dass einer aus der Provinz nun um das Vertrauen für das Aedilat bat und mit so wenig Werbung anscheinend auskommen konnte. Einer aus der Provinz wohlgemerkt! Die letzte Zeit hatte seinen Stand geschwächt und daher war es ihm umso wichtiger irgend welche Nutzniesser dieser Zeit aus dem Senat oder den Ämtern so gut es ging weg zu halten, bis eine andere Generation von Politikern die Bühne betrat. Eine, die den konservativen Werten nachhing, eine, die der Nobilität entspross und daher von Klein auf mit den idealen Roms, den Tugenden und Prinzipien aufwuchs. Einer aus der Provinz, einer, dessen Familie immer noch barbarischen Sitten nachging, nein, diesen konnte er so leicht nicht ziehen lassen.

    Flavius Furianus hatte sich nicht groß vorbereitet auf dieses Gespräch. Es galt einige Dinge zu besprechen und abzustecken, nicht nur Bitten zu äußern, sondern auch Erfahrungen auszutauschen. Zumindest hatte er sich so einen Verlauf vorgestellt, ob der Imperator nun Lust hatte oder nicht, er wollte es mehr nach einem Plausch aussehen lassen als nun nach einer Audienz.


    So schritt er selbstbewusst hinein und erblickte ein weiteres Mal die Pracht, die seine Ahnen auch genießen durften.


    "Ave, Augustus!", sprach er, hob seinen rechten Arm und liess diesen mit geballter Faust zur Brust gehen. Eine kleine Verbeugung komplemmentierte die Begrüßung.
    "Ich gratuliere dir zu deinem Sieg, nicht nur auf dem Felde, sondern auch in den ehrwürdigen Hallen des Senates. Ein Sieg, den ich mir erwünschte und doch, ein Sieg, zu dem ich weniger nicht hätte beitragen können. Ich wünschte, es wäre anders."

    Lucius Flavius langweillte sich keineswegs, auch wenn dieser Eindruck viele beschleichen mochte. Ob es an seiner Pose lag etwas versunken und ohne jegliche Körperspannung neben den anderen Consularen zu sitzen, oder doch an dem desinteressierten Blick hinweg schweifend an das Fenster gegenüber, wusste man nicht. Er musste nachdenken, über die allgemeine Situation, die so schien, wie noch zu seinen Zeiten in des Hallen, über den Candidatus, dessen Schritte an ihm völlig vorbei gegangen waren oder einfach über das Leben, wie es spielte. Mit ihm, mit anderen. Und doch, er musste zeigen, dass er zurück war.


    Mit hoch gerollten Augen, einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, klatschte der Senator lustlos und halbherzig in die Hände. Seiner Rolle ist er doch stets treu geblieben.


    "Große Worte, Titus Duccius. Du hast viel geleistet und eine gewisse Kompetenz kann man dir nicht absprechen. Und doch interessiert mich nicht nur, was war, sondern umso mehr was noch wird. Hast du ein Programm, etwas, womit du den aufgeheizten Plebs, denn die Wirren der letzten Zeit waren doch recht nervenzerreibend, ein wenig besänftigen willst? Hast du vielleicht Ideen etwas zu verbessern, zu überarbeiten oder sondergleichen?", sprach er recht gleichgültig und gestikulierte ab und an mit der rechten Hand. Eine kleine Pause, in der er seine Hände auf die Knie ablegte und sich ein wenig nach vorne beugte.
    "Ich bin angetan, aber bei Weitem nicht überzeugt dir meine Stimme zu geben, junger Duccius."

    Ich nehme mich des alten Threads für eine Frage mal an:


    Wie viel zahlt man denn an Steuern heutzutage im IR? Mir ist allerdings nicht entgangen, dass wir Patrizier nun neuerdings etwas zahlen - ganze Renovierungen werden da als Steuer konfisziert. Gibt es einen gestaffelten oder einheitlichen Steuersatz?


    Wie ist es denn bei diesen Steuern noch möglich Vermögen von 500.000 Sesterzen aufrecht zu erhalten, wie neulich in einem Thread gelesen? Wurde diese Zahl bewusst übertrieben oder gibt es "offene" Steuerschlupflöcher? ;)
    Bei 100.000 Sesterzen ist ja meist Schluss, da die Steuer wöchentlich rund 5000 auffrisst - und auch wenn man ein sehr gut bezahltes Amt annimmt, ist dies nur eine +/- Rechnung. Über 500.000 kann quasi nur der Kaiser kommen...
    Für die Top-Verdiener ist ja spätestens bei 250.000 Ende. Inklusive Einnahmen aus Grundstücken.

    Ein dem besagten Termine zu erscheinen, war für ihn keine große Anstrengung. Das einzige, was er nun hatte war nunmal viel Zeit. Diese vertrödelte er meist oder pflegte seine ehemaligen Klienten zu Gesprächen zu empfangen - viele hatten sich losgesagt, andere treu geblieben. Man musste dahingehend immer recht gut differenzieren.


    So stieg er, gestützt von einem Sklaven, die große Marmortreppe empor und erreichte das Hauptportal kaiserlicher Räumlichkeiten.
    Der Sklave grüßte und legte die EPISTEL vor, welche ein weiteres Voranschreiten möglich machen sollte.

    Der Patrizier setzte sich ruhig und schaute sich ein wenig um. Ein officium, wie jedes andere. Nicht besser, nicht schlechter.
    Von den Trauben rührte er jedoch keine an. Nicht, dass er sie nicht mochte, sogar zu sehr, so dass ihm zumindest in den nächsten zwei Stunden der Appetit ordentlich abhanden gekommen war. Zumal er auch eine Diät einzuhalten hatte.


    "Ich weiß, dass dem Augustus nach weitaus wichtigeren Dingen, als mit einem alten Mann zu sprechen, der Sinn trachtet. Dennoch würde ich ihm diesen kleinen Gefallen gerne abringen. Sofort klingt recht fordernd, sagen wir mal in nächster Zeit. Ich wollte ohnehin noch kurz in die Basilika und mich eintragen lassen - wenn also der Termin in ein paar Stunden eingeräumt werden könnte, wäre ich sehr erfreut.", natürlich hätte er dies auch postalisch erledigen können, doch die Neugier, was dieser Abschaum von Salinator, für räumliche Veränderungen oder gar Strukturelle nach sich gezogen hat, interessierte ihn ungemein. Das wollte er persönlich erleben. Zeit hatte er ja sowieso.

    Und so kehrte er nach der mühseligen Durchquerung des Flügels, nach langer und erzwungener Abstinenz in die Räumlichkeiten seines Lebens, seiner Karriere. Hier fing sein politisches Bestreben an, hier war er als Jüngling, hier war er als Consul. Natürlich machten auch die Räumlichkeiten eine Wandlung mit, denn die Bedürfnisse veränderten sich mit dem alter zunehmend. So wurde das kleine Zimmer in einen eigenen Trakt mit mehreren Zimmern umgewandelt, denn als Senator musste man doch recht oft dem Status und der Rolle Tribut zollen.


    Er griff nach einem Papyrus. Ciceros Reden, ja, das würde für Zertsreuung dienen, ehe das Bad angerichtet war. So bequemte er sich auf einen orientalischen Diwan, welchen er hatte in Palma erstehen lassen, und las bedächtig. Ja, er war wieder Zuhause.

    Der Senator ließ sich die Tür öffnen und trat dann gemächlich herein.


    "Salve! Senator Lucius Flavius Furianus, ich bin in einer persönlichen Angelegenheit hier und wünsche eine Audienz beim Augustus.", brach er sofort mit dem Wesentlichen hervor. Warum Zeit vergeuden bei jemandem, welchem es nichts nutzte?

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Bei dir, Hungi, hat's scheinbar schon geklappt mit dem goldenen Acanthus - bei Furi * hingegen offenbar noch nicht. [ Link ]


    * extra nochmalverlinkt, obwohl der Link im obigen Zitat von Decima Messalina auch drin war. 8)


    Ja, hätte gerne meinen goldenen Acanthus zurück. Diesen auch bitte im Stammbaum der Flavier im Tabularium - der derzeitige sieht ja schrecklich aus! ;)

    Der Senator schritt dann auch nach einer gefühlten hora selbst vor die Porta und ging hindurch, nicht ohne sich einen kurzen Moment zu gönnen das ihm so wohl bekannte Atrium wieder mit seinen Blicken zu erfassen.
    Er hatte sich innerlich schon auf eine den Umbrüchen geschuldete Renovierung gefasst gemacht, doch anscheinend wurde die Villa erfolgreich verteidigt. Die meisten Büsten standen auf ihren Plätzen, die Clinen waren vielleicht ein wenig verrückt worden, doch solche Lapalien hatte er sich nie merken können.


    So schritt er zielsicher in den Flügel, in welchem stets seine Gemächer waren.


    "Richtet meine Gemächer her und lasst mir ein Bad ein.", befahl er harsch den umher lungernden Sklaven.

    Zitat

    Original von Lucius Vinicius Massa
    Just in dem Moment trat ein Senator zur Porta und meldete sich an. Dasselbe Anliegen wie Massa und den Namen hatte er schon einmal gehört.
    Massa wandte sich dem Mann zu, vorsichtig, damit seine Leibsklaven nicht dachten, er wolle ihm etwas antun


    "Verzeih Senator, ich kam nicht umhin deinen Namen zu hören und ich denke du kanntest meinen Vater..... Vinicius Lucianus!"


    Der Senator drehte sich ein wenig verstohlen um und musterte den Mann. Er hatte Lucianus gekannt, nicht besonders gut, doch er hielt etwas von ihm. Der Junge kam definitiv nach der Mutter. Der Senator nickte bedächtig.


    "Salve, junger Vinicius. Ja, ich kannte deinen Vater. Mein tiefstes Beileid für sein Schicksal, welches du als Spross auch geteilt haben musst. Eine furchtbare Tat, mögen die Ahnen ihn bei sich willkommen heißen - er war ein guter Mann mit guten Prinzipien. Ehrbare Prinzipien, für die es sich zu sterben lohnt."


    Das alte Prozedere war ihm bekannt, anscheinend änderte sich dies nicht mit neuen Kaisern. Er nickte der Stadtwache zu und ließ sich hinein geleiten. Den neuen Primicerius a libellis kannte er nicht, doch Beamte waren wie immer alle gleich gestrickt.