Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Flavius Furianus musste innerlich tief seufzen. Diese Verhandlung war nicht nur zäh, sie war ebenso vernebelt wie der Angeklagte selbst. Hätte er bloß auf einen einigermaßen kundigen Pflichtverteidigen bestanden, hätte jener ihn sicherlich in einem grandiosen Schachzug selbst in den Zeugenstand gerufen, um den Beweis des Verhörprotokolls mit den blauen Flecken seines Mandanten grandios zu widerlegen. Auf diese Idee würde der Täter nicht kommen und somit das Delikt auch selbst nicht aus der Verankerung heben.
    Der Senator sah schon diese ewig lange Diskussion über die Schuld und Unschuld unter jeglichen Aspekten des Rechts, die er würde später mit den beiden anderen Iudices führen müssen.


    Wie Macer jedoch vorging, entlockte dem Flavier ein gewisses Stirnrunzeln. Dass er die Dispositionsmaxime der Parteien einfach so nicht zuließ, indem er dem Schuldigen die Minderung - oder gar Vernichtung - der urbanischen Redlichkeit verwehrte, erstaunte ihn indess. Schließlich hatte der Angeklagte ein Recht auf Widerlegung dieses Beweises.
    Auf der anderen Seite berief sich Macer wohl auf den Grundsatz der ne ultra petita, also nicht über das Verlangte hinaus gehen zu wollen. Inwiefern er dies konnte, war recht zweifelhaft und entlockte dem Flavier einige Gedankensprünge in die Prozessordnung, welche ja recht dürftig war. Irgendwann müsste diese ausgebaut werden, nahm er sich vor, und lauschte weiterhin.
    Hoffentlich beendete Macer die Verhandlung nicht, bevor sich seine beiden Iudices zu Wort melden konnten, schließlich hatte der Flavier einige für ihn recht evidente Fragen, welche er sowohl dem Angeklagten als auch dem Zeugenstand stellen wollte.


    Ab und an schweifte Sein Blick in die Zuschauerreihen, wo er sich des Anblickes einer jungen Tiberia ergötzte. Wahre Schönheit kam doch von außen, und insbesondere aus den Reihen der Patrizier. ;)

    Die Bezichtigung der Inkompetenz nahm der Flavier aus der Acta heraus und war sich auch bewusst dies erwähnt zu haben, so dass er die überaus übertriebene Geste des Aeliers nicht ganz nachvollziehen konnte. Oder er hatte irgend einen Makel an der Speise gefunden, wer wusste dies denn schon so genau.


    "Weder noch.", entgegnete der Flavier und nahm noch einen Bissen. Ehe er weiter auszuführen gedachte, musste er nun aber wirklich ein wenig essen.
    "Just nach meiner Ankunft ließ man mich von einer Schar Miles, ein Centurio war wohl dabei, abholen. Sie sagten der Statthalter wünsche es. Eine Unverfrorenheit, bin ich es doch nicht gewohnt wie ein Verbrecher behandelt zu werden. Als mein Leibsklave ihnen ausdrücklich zu verstehen gab, dass ich nicht in der Verfassung sei zu dem Statthalter zitiert zu werden - ich laborierte ja an einer schweren Krankheit und die Reise galt der Gesundung und wenn nicht, so doch der letzten Auskost irdischen Lebens und aegyptischer Wunder - ließen sie ab und verschwanden.
    Ich hatte zwar vor gehabt eine kleine Cena zu veranstalten, um die hiesigen Honoratioren kennen zu lernen, aber dafür fehlte mir stets die Zeit und auch die Gesundheit.
    Also traf ich weder den Statthalter noch den Kommandanten der Legio."


    Was der Umstand eines Treffens denn an irgend welchen Tatsachen zu ändern vermochte verstand der Flavier jedoch nicht. Statt dessen nahm er wieder einen Bissen.

    Mit einer gewissen Brise Missbilligung nahm der Flavier die Parteinahme des jungen Piso für die Integrität der Verwaltung zur Kenntnis. Eigentlich war er bemüht gewesen die eigene Position dadurch zu stärken, indem er mögliche Gefahrenfelder für den Kaiser, und damit Quarto selbst, ein wenig dramatischer zeichnete als sie tatsächlich waren. Vielleicht hatte er damit aber auch nicht ganz unrecht.


    "Nun, wenn ihr beide, oder besser gesagt ihr drei.", damit sah er den jungen Aelius an und nickte lächelnd. "Nebenbei meinen herzlichen Glückwunsch zu der honorablen Position, Aelius.", und fuhr fort: "Wenn ihr euch also sicher seid, dass der Kaiser auf die volle Unterstützung der Kanzleien hoffen kann, dann umso besser. Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass außergewöhnliche Situationen auch außergewöhnliche Entscheidungen hervorheben. Und in solchen Fällen weiß ein Mann oft selbst nicht, wohin er tendieren soll und was das Richtige für ihn in der jetzigen Lage wäre."


    Ein recht nichtssagender Satz, aber was konnte er schon sagen? Der Wind wurde nun sprichwörtlich aus den Segeln genommen und seine Argumentation bezüglich der Germanici hatte nun Vorrang, auch wenn Quarto sich persönlich angegriffen fühlte.
    Eigentlich wollte er nun das Beispiel des Pompeius aufzeigen, dessen Gemahlin die einzige Tochter des Caesar war, gegen welchen er schlussendlich vorgegangen ist. Auf verwandschaftliche Bündnisse könnte man somit nicht spekulieren. Aber da er schon die außergewöhnlichen Umstände so weit umrissen hatte, legte er diesen Ratschlag lieber ab und lächelte.
    "Ich gebe zu, dass meine Aversionen gegenüber gewissen Familien hierbei ein gewisses Zutun mit sich bringen, doch ist meine Aussage auch auf die letztgenannten Geschehnisse bezüglich der Anbandelung zwischen Vescularius und den beiden Vertretern dieser Sippschaft gestützt.
    Natürlich wollte ich deine Beziehung zu den Genannten nicht in Misskredit bringen, doch eine Warnung schien mir hier äußerst angebracht, zumal auch der junge Flavius gerade eine gewisse Abhängigkeit des Germanicus Sedulus von Vescularius mit seiner Aussage stützte.
    Und außerdem bin ich der Meinung, dass es unser aller Anliegen sein sollte Männer kritisch zu beurteilen, die keine Skrupel haben die Götter, unsere Ahnen und unsere Geschichte in den Schmutz zu ziehen und damit Aufstände auszulösen. Ich bin sicher, dass auch dir dieser Tag noch gut in Erinnerung geblieben ist, Senator Aelius"


    Nun wurde der Fasan gereicht und der Senator wollte sich einem guten Essen, auch wenn die Situation angespannt war, nicht verwehren. So langte er zu. Es war durchaus köstlich, auch wenn eine gewisse Würze fehlte. Nachdem er sich nach dem ersten Bissen ein wenig gen die Liegenlehne stützte, fuhr er fort.


    "Wenn man der Acta Glauben schenken darf, so war genannter Germanicus Corvus aufgrund seiner Inkompetenz als Statthalter aus Aegyptus gebannt worden. Ich kenne diesen Mann nicht, aber als ich letztes Jahr noch in Aegyptus weilte, benahm er sich unverfroren.", zumindest verstand es der Flavier so, welcher damals von der Krankheit gezeichnet beinahe genötigt worden wäre vor dem Germanicus vorstellig zu werden. Das hatte er zu vermeiden gewusst, schließlich ist ein Flavius Furianus niemals einem Germanicus hörig gewesen und wollte dies auch für die Zukunft beibehalten.
    "Und Terentius Cyprianus folgte ihm, weil Caecilius Crassus, ursprünglich damit betraut, irgendwie verschollen ist. Auch eine recht obskure Begebenheit, nicht wahr? Ein solch versierter Mann auf militärischem Gebiete kann nicht einfach so verschwinden. Eigenartig ist das doch schon."
    Und damit schürrte er wohl, recht bewusst, eine unsichere Situation. Was konnte er auch anderes tun? Je prekärer es für die Aelier war, desto stärker war die flavische Verhandlungsbasis. Diese Taktik behielt er auch bei.
    "Die Vakanz des Legionslegaten der Prima ist auch sehr beunruhigend. Schließlich ist dies die Legion, welche Rom am nächsten steht. So denn Vescularius nicht dumm ist, wird er diese Situation auszunutzen wissen."




    edit: kurz was eingefügt

    Da niemand seinen brillianten Vorschlag zur Kenntnis nehmen wollte, zog sich der Flavier allmählich aus dieser Debatte zurück. Eigentlich war es ihm egal, er hatte schon damals eine honorable Summe spenden wollen, dann warf der Frevler ihm egoistische Züge vor, man einigte sich auf eine Mittelsumme und von da an war es ihm eigentlich egal. Die Hauptsache war, dass dieses Großprojekt endlich mal seiner Vollendung entgegen schreiten konnte und nicht das Bild Roms mit dem ganzen Bauschutt und Lärm beeinträchtigen konnte.
    Gelangweilt unterdrückte er noch einmal ein Gähnen und nahm eine Abschrift seiner Notizen zu den Themen der morgigen Angenda hervor, um das eine und das andere noch hinzuzufügen.

    Diese Verhandlung war mehr als nur schwierig, sie war strapaziös. Zumindest sah es Flavius Furianus so. Auch wenn er nicht den Anschein machte sich für den Casus zu interessieren, so mochte dies ein Trugschluss sein. Der Tathergang insbesondere warf ihm Fragen auf, die er unablässlich durch die wirren Gänge seines Geistes jagte in der Hoffnung doch irgendwann eine Antwort herbei denken zu können - oder die ein oder andere Handlung nachvollziehen zu können.
    Und auch wenn dies nur ein aufmerksamer Beobachter wahrnehmen mochte, so notierte sich der Senator unablässlich einige Gedanken.
    Die Frage Macers bezüglich des Opfers entlockte ihm ein marginales Lächeln. Er wusste, worauf der Purgitier hinaus wollte und notierte sich dies ebenfalls auf seinem Wachstäfelchen.


    deliktischer Tathergang:
    - Angeklagter = Abschaum; dem Pöbel angehörig; am liebsten Tod, hätte es verdient!
    - Opfer ohne jegliche Begleitung? (Octavius = reicher, honorabler Mann = Klienten, Sklaven, Leibwächter -> nicht anwesend?!)
    - weitere mögliche Zeugen zur Be- und Entlastung?


    - Casus: Komplize (wer war er, warum starb er, was beging er genau am Tathergang?)
    -> Angeklagter soll nochmal mit eigenen Worten den Tathergang schildern! (Macer darauf hinweisen)


    objektives Recht:
    - § 88 Räuberischer Diebstahl oder § 92 Raub (abzuwägen? Macer hackt nach)
    - § 73 Mord oder § 77 Körperverletzung mit tödlichem Ausgang (Messer im Rücken /= sofortige Tötung oder eine Kausalkette zum Tod?; Komplize sticht in das Herz = sofortiger Tod?)


    - vermutlich Beschluss zur § 39 Nachtragsanklage nötig (Macer darauf hinweisen)


    Irgendwie ahnte der Flavier, dass hier die Rechtsfindung recht mühsam sein würde. Aber im Zweifel würde er, trotz seiner Aversionen gegen den plebejischen Abschaum wohl für den Angeklagten entscheiden müssen, wenn etwas vakant war.

    Der Senator vermochte es nicht zu sagen, ob sie hier nur zwanglos gingen und ein Gespräch führten, oder ob dies doch ein gegenseitiges Geben und Nehmen war. Sie war wissbegierig, durchaus forsch, aber auch er ging nicht ohne ein wenig Egoismus auf die Sache ein. Ihre Anwesenheit machte ihn um etwas eine Dekade jünger, so erschien es ihm zumindest. Dieser Jungbrunnen würde versiegen, spätestens nach dem Spaziergang, und so musste er dies auskosten. Zudem waren ihre Reize schier blendend und er ertappte sich stetig bei der Versuchung auf ihre Hüften oder ihren Vorbau zu starren. Für einen Mann waren dies Qualen, auch wenn sie eher angenehmer Natur zu sein schienen.
    Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie ihn wieder auszufragen schien.
    "Nun ja, ich als Senator und vor allem Patrizier kann von einem profunden Erfahrungsschatz bezüglich der Thermae nicht sprechen. Ich ziehe es vor lieber in der Villa Flavia alleine zu baden.", was natürlich hübsche und junge Sklavinnen nicht ausschließen musste."Durchaus war dies einst anders, als ich noch als junger Mann Kontakte knüpfen musste. In der Politik ist dies evident und die Thermen ein wunderbarer Ort, um unscheinbar in ein zwangloses Gespräch zu kommen."
    Ob er was Bestimmtes hören wollte? Nun ja, das, was er gerne hören würde, hätte sie sicherlich noch nicht gehört. Wenn es um den Kaiser und seinen wankelnden Machtstatus ging, so waren da selbst die Thermen verschwiegen. Keiner würde es wagen sich in eine so große Gefahr zu begeben - zudem konnte es sogar in einen Delikt ausarten, wenn jemand nachweisen konnte, dass diese Gerüchte die Stabilität des Reiches bedrohten.
    "Derzeit nichts Bestimmtes. Aber wenn ich um Gerüchte bemüht bin, lasse ich dich darum wissen, versprochen." Und ein keckes Grinsen rundete dies ab, wobei er dies nicht ungenutzt ließ und einen kleinen Blick auf ihre Brüste riskierte. Leider war die Mode auch heute, besonders bei den tugendhaften Patrizierinnen, nicht überaus freizügig. ;)
    "Dein Onkel also? Ich verstehe.", und dies führte ihm abermals vor Augen wie alt er nur geworden war. Die Zeit entrann ihm aus den Händen, so schien es.
    "Manius kenne ich schon seit meinen politischen Anfängen. Zuerst verband uns die Politik, doch mit der Zeit auch eine darüber hinaus schreitende Freundschaft. Dies ist auch nicht verwunderlich, kreuzen sich doch unsere Vitae recht häufig. Wir beide wurden in nicht allzu langem Abstand Senatoren, waren jung und strebsam, schätzen beide die Traditionen und die Religion. Wir sind in einem Collegium, wobei Manius schon stets der Besonnere von uns beiden war. Ich war mehr der Dränger. Aber in letzter Zeit gleichen wir uns wohl an - und dies mehr in die besonnene Richtung.", sagte er lächelnd. Ja, durch seine Krankheit wurde sein Leben ausgebremst. Damals war er voller Flammen und Tatendrang, heute ließ er sich aber viel mehr Zeit, als ihm selbst lieb war.
    "Hast du eigentlich noch Verwandtschaft außer Durus?", fragte er aus Höflichkeit und ließ sich einige Minuten Zeit, bevor er ihr politisches Interesse zu befriedigen versuchte.
    "Durchaus. Die territoriale Ausdehnung des Imperiums eines jeden Statthalters, sei es ein Proconsul oder Legatus Augusti pro Praetore, hat viele Schwierigkeiten mit sich gebracht. Zum Beispiel ist es Sitte, zumindest sehe ich dies so, dass ein Statthalter zu Beginn seiner Amtsperiode eine Rundreise durch seine Provinz vornimmt, um sich zum einen zu zeigen und zum anderen die Provinz, ihre Beschaffenheit und die Menschen, besser kennen zu lernen. Wenn du dir nun vor Augen führst, welches Ausmaß eine Provinz nunmehr seit den Reformen des Iulianus hat, wird auch jeder politisch unversierte Mensch zu dem Entschluss kommen, dass so eine Reise viele Monate beansprucht. Und das kann sich ein Statthalter selten leisten. Zudem wachsen Provinzen und Städte zunehmend und die Kontrolle aller gestaltet sich somit immer schwieriger. Die Kompetenzen und die Personalstruktur bleibt, doch der Aufgabenbereich nimmt immer mehr zu. Das ist verheerend, weil der Staat seinen Pflichten immer weniger gerecht werden kann. Dies schadet nicht nur ihm in Form leerer Staatskassen, sondern begünstigt auch das Verbrechen in Form von Delikten oder anderen Strafbeständen wie Hehlerei, Steuerhinterziehung oder anderweitigen Machenschaften gegen die fiskale Hoheit des Staates.
    Eine Verkleinerung würde dem Abhilfe schaffen, da bin ich mir sicher. Oder, was ich eher begrüßen würde, eine Ausweitung der Personalstruktur. Schließlich bringt es dem Staat meiner Meinung nach mehr, wenn er einem Proconsul einen geeigneten und umfangreichen Stab an Personal gibt, anstatt eine Provinz in fünf Aufzuteilen, das Problem zu haben so viele Proconsuln aufzutreiben und ohnehin jedem einen Personalstab mitgeben zu müssen. Und wir Senatoren haben genug freie Posten in Rom und müssen nicht nach neuen Provinzen lechzen, in denen sich einige meiner Kollegen die eigene Kasse aufbessern könnten. Das braucht Rom nicht."

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Abwesenheit verlängert bis zum 03.02 :dagegen:


    Durch ein abermaliges Verschuldens seitens der Telekom wird meine Abstinenz zwangsweise bis zum 12.02. verlängert.
    Und da sich bald die Klausurenphase anbahnt, kann sich dieser Termin auch noch verschieben. :(

    Flavius Furianus hätte ein ebenso glückliches Arrangement nicht treffen können, war doch der Tag viel zu schön, um in Wänden gefangen durchlebt zu werden. So war sein Gemüt, wie schon am Morgen zuvor die Sonne, empor gestiegen, als er seine einstige Verlobte im Garten antraf.
    Lächelnd ging er ruhigen Schrittes auf sie zu.


    "Salve, Albina. Dein Antlitz wird von Mal zu Mal immer schöner und ich sollte den Tag verfluchen, an welchem ich mein Proconsulat annahm und dich in Rom zurück ließ.", sagte er recht schmeichelhaft. Und eigentlich bereute er es wirklich, wenn er sie so sah, in der Rolle einer Gattin anmutig im Garten sitzend. Aber das Schicksal hatte sie beide nicht zu diesen Rollen bestimmt, nicht unter einem Dach.
    "Ihr habt wirklich ein bezauberndes Domizil, das muss ich zugeben. Die Hand der Hausherrin hat hierzu sicherlich einen großen Anteil beigetragen.", sagte er in ehrlicher Bewunderung, denn es war wirklich geschmackvoll gewesen. Alle Räume, durch die er hindurch geführt wurde, waren in gleichem Stil gehalten und strahlten eine gewisse geschmackvoller Anmut aus, ohne überladen oder überrepräsentativ zu wirken. Das war in der Villa Flavia das schiere Gegenteil, was ihm schon seit langer Zeit immer wieder aufzufallen schien.
    Abwartend, welchen Platz sie ihm hier im Garten zuweisen würde, blickte er sich lächelnd um, und ließ sich die Sonne in das Gesicht scheinen.

    "Nun ja, mit dem Theater, dem Spiel, musischen Aktivitäten anderer Art, schönen Kleidern und auch spannenden Spaziergängen durch Rom.", sagte er mit einem Lächeln, was natürlich nur den letzten Vorschlag unterstreichen sollte.


    Dass sie seiner Frage direkt auswich, das bemerkte er jedoch sofort. Doch Furianus war schon lange genug Politiker, um das zu vergessen. Er würde sich vornehmen später noch einmal zu fragen, wenn sie schon anderweitige Gesprächsthemen würden bewältigt haben.


    So geleitete er sie galant an seiner Seite zu einer der breiten Hauptstraßen, so dass sie dort - natürlich umringt und beschützt von seinen Leuten - ruhigen Schrittes flanieren konnten. Am liebsten natürlich zu den Tempelbezirken, damit dieses Flanieren nichts Lasterhaftiges bekam.


    "Rom bietet einer so hübschen Frau aus diesen Kreisen sehr viele Möglichkeit zur Zerstreuung. Viele gehen auch in die öffentlichen Thermen, habe ich mir sagen lassen. Dort scheint die Gerüchteküche besonders stark zu brodeln und ein Mann wird solche Informationen auch nicht mit einem kühlen Kopfschütteln voller Desinteresse würdigen - zumindest ich würde dies nicht, steckt doch in solcherlei viel Politisches.
    So könntest du deinem Onkel recht nützlich sein."
    , begann er im Plauderton, ohne sie einmal anzusehen. Dies fiel bei einer solchen Begleitung dem Senator recht schwer. Doch dann fasste er sie lächelnd in´s Auge.
    "In welchem Verhältnis steht mein Freund Durus denn nun genau zu dir? Bist du eine Base, Nichte oder noch entfernter Verwandt? Ich weiß zwar, dass dein Vater mit dir in Tarraco weilte, aber die Verflechtungen zu Durus waren mir bisher schleierhaft."

    Die Villa Flavia Felix, das Haus seines eigenen Vaters, war, seit er denken konnte, ein Hort der Ruhe und des Friedens. So tönte das Geschreie, mochte es noch aus Freude sein, durch die Gänge des ganzen Hauses. Von diesem Geräuschpegel sichtlich erregt, trat auch einige Minuten später der Senator ins Atrium, da der Herd der Geräusche nicht eindeutig auszumachen war.
    Mit finsterer Miene betrat er also die Räumlichkeiten und wurde nicht durch eine große Verwunderung überrascht - um ehrlich zu sein, er vermutete schon, dass es jene Person war.
    Gerade wollte er etwas entgegen schreien, als ihm, wie vom Blitze getroffen, einfiel, dass der junge Piso die Stufe zum Curus Honorum hatte überschreiten dürfen. So quälte er sich seine Wut zu unterdrücken und kam mit einem leicht erzwungenen Lächeln dem Piso entgegen.


    "Salve, junger Flavius. Wie ich sehe, oder besser gesagt höre, scheint dein Mitteilungsbedürfnis über den Erfolg recht groß zu sein. Dem will ich also nicht entgegen stehen und dir gratulieren.", dann gab er mit einem herrischen Wink dem Sklaven zu verstehen, dass jener gefälligst einen Becher Wein dem Senator zu gereichen hatte, und klopfte dann dem jungen Piso auf die Schulter.
    "Der erste Schritt ist also getan. Nun bleibt mir nur noch übrig dir weitere schnelle und grandiose Erfolge auf diesem Wege zu wünschen, so dass du allsbald in die Hallen wirst aufgenommen, in welchen unsere Familie sich so wohl fühlt und in der wir an den Geschicken Roms unsere heilige Pflicht verrichten.", auch wenn dies eher nach einem Tempel klang, so war das Senatsgebäude für einen Flavius Furianus nichts anderes als ein heiliger Tempel, in welchem er, der großen Roma mit seiner Schaffenskraft huldigte. Er erhob den Becher, schüttete ein wenig auf den Boden, um die Götter an diesem Moment zu erquicken, und trank einen großen Schluck auf den jungen Piso und dessen Werdegang.

    Noch als er im flavischen Heim morgens früh ein Bad nahm und ihm die Liste der Tagesdebatten überreicht wurde, konnte der Senator bei dem Anblicke dieses Punktes den Seufzer nicht unterdrücken.
    Nicht nur gefühlt begleitete dieser Bau seine gesamte politische Karriere. Er war nie aktiv daran beteiligt gewesen, doch seit seiner ersten Kandidatur bis hin zu diesem bedauerlichen Zustand der Amtsvakanz, wurde der Name des Bauwerkes oft in den Mund genommen, war Ursprung einiger hitziger Debatten und oft auch eine Maßnahme einige Senatoren an sich zu binden.
    Und nun ein weiteres Mal. Kurz rollte der Senator unmerklich mit den Augen und dachte wohl, er würde sich bei den Worten Quartos verhören.
    Das Gebäude schien doch so gut wie fertig, warum benötigte es noch weitere Aufsicht? Und warum mussten wieder Senatoren eingespannt werden?
    Die doch vage Antwort auf die bevorstehenden Arbeiten führte auch nur zu einem weiteren Augenrollen.


    "Dieses Bauwerk hat doch sicherlich einen dafür zuständigen Architectus, oder irre ich?
    Falls es dann nur um letzte Vorstellungen, die ein oder andere Art der Dachziegel geht oder noch die eine Malerei der anderen vorzuziehen ist, sollten wir uns da nicht an diesen wenden?
    Es wäre weitaus sinnvoller den Mann einfach in den Senat zu laden, ihn darüber referieren zu lassen, wofür welches Geld ausgegeben wird, was einer Entscheidung bedarf und was nicht - und dann sofort darüber endgültig abzustimmen.
    So wirkt hier jeder ein Stück an diesem herrlichen Bauwerk mit und die Kompetenz bleibt durch die Ratschläge - und vielleicht durch einige Kommentare von, in diesem Metier bewanderten, Senatoren - des Architectus gewahrt."

    Der angeblich so große Affront gegen das ius tangierte den flavischen Senator eigentlich keinen Deut. Die Wahl war vor allem rechtens ausgegangen, soweit gab es dann doch keine gegenteiligen Behauptungen, und nur, weil ein eingesetzter Vertreter des Kaisers - oder der Kaiser auch selbst - Amtspflichten verletzten, musste die periodenweise Besetzung der wichtigsten Ämter wohl nicht gestört werden. Und an was mancher Senator wohl nicht dachte, das war die Tatsache, dass mit jedem Aufschub sich die Imperien der Amtsträger noch weiter verlängerten. Ob dem Senat eine solche Situation beileibe lieber war, als ohne ein Kopfnicken des Kaisers die Wahlen anzusagen, war doch fragwürdig.


    "Ich bin ebenfalls dafür die favorisierten Ämter den Kandidaten zuzusagen.
    Und wenn ein Amt eine besondere Herausforderung mit sich bringt oder dies überdies mehr gewürdigt wird, so liegt es in der Natur der Sache, dass gerade jenes Amt vom Candidatus favorisiert wird - einmal, um die Anerkennung und somit die Stimmen der Senatorenschaft an sich zu binden und zum anderen, um sich zu profilieren.
    Setzen wir sie also dort ein, wo sie sich selbst gerne sähen und für was sie hin gearbeitet haben."
    , meldete er sich zu Wort, um das eigentliche Thema dieser Diskussion aufzugreifen.

    Der Flavier nickte mit einem freundlichen Lächeln und streckte seine Hand aus, damit sie die ihrige in seine legen konnte. Treppenstufen waren ja überaus rutschig, besonders welche aus Marmor. :D


    "Gerne. Nach so einer langen Debatte in einem stickigen Raum wäre ich überaus froh über solch eine Gesellschaft.", entgegnete er dann und schritt die paar Treppenstufen, eskortiert von seinen Klienten, herab.
    "Mir ist das rege Interesse an Politik nicht entgangen, Tiberia Septima. Du weißt schon, dass sich dies für eine Frau in deiner Position und deinem Alter nicht ziemt? Woher kommt dies?", fragte er sogleich direkt und blickte ihr ernst in die Augen.
    Hinter den Reizen einer Frau konnte nicht selten ein kluger Kopf eines Mannes stecken - jemand konnte sie auf ihn angesetzt haben.