Mit einer gewissen Brise Missbilligung nahm der Flavier die Parteinahme des jungen Piso für die Integrität der Verwaltung zur Kenntnis. Eigentlich war er bemüht gewesen die eigene Position dadurch zu stärken, indem er mögliche Gefahrenfelder für den Kaiser, und damit Quarto selbst, ein wenig dramatischer zeichnete als sie tatsächlich waren. Vielleicht hatte er damit aber auch nicht ganz unrecht.
"Nun, wenn ihr beide, oder besser gesagt ihr drei.", damit sah er den jungen Aelius an und nickte lächelnd. "Nebenbei meinen herzlichen Glückwunsch zu der honorablen Position, Aelius.", und fuhr fort: "Wenn ihr euch also sicher seid, dass der Kaiser auf die volle Unterstützung der Kanzleien hoffen kann, dann umso besser. Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass außergewöhnliche Situationen auch außergewöhnliche Entscheidungen hervorheben. Und in solchen Fällen weiß ein Mann oft selbst nicht, wohin er tendieren soll und was das Richtige für ihn in der jetzigen Lage wäre."
Ein recht nichtssagender Satz, aber was konnte er schon sagen? Der Wind wurde nun sprichwörtlich aus den Segeln genommen und seine Argumentation bezüglich der Germanici hatte nun Vorrang, auch wenn Quarto sich persönlich angegriffen fühlte.
Eigentlich wollte er nun das Beispiel des Pompeius aufzeigen, dessen Gemahlin die einzige Tochter des Caesar war, gegen welchen er schlussendlich vorgegangen ist. Auf verwandschaftliche Bündnisse könnte man somit nicht spekulieren. Aber da er schon die außergewöhnlichen Umstände so weit umrissen hatte, legte er diesen Ratschlag lieber ab und lächelte.
"Ich gebe zu, dass meine Aversionen gegenüber gewissen Familien hierbei ein gewisses Zutun mit sich bringen, doch ist meine Aussage auch auf die letztgenannten Geschehnisse bezüglich der Anbandelung zwischen Vescularius und den beiden Vertretern dieser Sippschaft gestützt.
Natürlich wollte ich deine Beziehung zu den Genannten nicht in Misskredit bringen, doch eine Warnung schien mir hier äußerst angebracht, zumal auch der junge Flavius gerade eine gewisse Abhängigkeit des Germanicus Sedulus von Vescularius mit seiner Aussage stützte.
Und außerdem bin ich der Meinung, dass es unser aller Anliegen sein sollte Männer kritisch zu beurteilen, die keine Skrupel haben die Götter, unsere Ahnen und unsere Geschichte in den Schmutz zu ziehen und damit Aufstände auszulösen. Ich bin sicher, dass auch dir dieser Tag noch gut in Erinnerung geblieben ist, Senator Aelius"
Nun wurde der Fasan gereicht und der Senator wollte sich einem guten Essen, auch wenn die Situation angespannt war, nicht verwehren. So langte er zu. Es war durchaus köstlich, auch wenn eine gewisse Würze fehlte. Nachdem er sich nach dem ersten Bissen ein wenig gen die Liegenlehne stützte, fuhr er fort.
"Wenn man der Acta Glauben schenken darf, so war genannter Germanicus Corvus aufgrund seiner Inkompetenz als Statthalter aus Aegyptus gebannt worden. Ich kenne diesen Mann nicht, aber als ich letztes Jahr noch in Aegyptus weilte, benahm er sich unverfroren.", zumindest verstand es der Flavier so, welcher damals von der Krankheit gezeichnet beinahe genötigt worden wäre vor dem Germanicus vorstellig zu werden. Das hatte er zu vermeiden gewusst, schließlich ist ein Flavius Furianus niemals einem Germanicus hörig gewesen und wollte dies auch für die Zukunft beibehalten.
"Und Terentius Cyprianus folgte ihm, weil Caecilius Crassus, ursprünglich damit betraut, irgendwie verschollen ist. Auch eine recht obskure Begebenheit, nicht wahr? Ein solch versierter Mann auf militärischem Gebiete kann nicht einfach so verschwinden. Eigenartig ist das doch schon."
Und damit schürrte er wohl, recht bewusst, eine unsichere Situation. Was konnte er auch anderes tun? Je prekärer es für die Aelier war, desto stärker war die flavische Verhandlungsbasis. Diese Taktik behielt er auch bei.
"Die Vakanz des Legionslegaten der Prima ist auch sehr beunruhigend. Schließlich ist dies die Legion, welche Rom am nächsten steht. So denn Vescularius nicht dumm ist, wird er diese Situation auszunutzen wissen."
edit: kurz was eingefügt