Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Der Flavier nahm das Schreiben entgegen, überflog es und kommentierte dieses mit einem einfachen "Hmmm.", um es sogleich darauf zur Seite zu legen.


    "Natürlich gibt es noch etwas.", sagte er anschließend mit einem Lächeln und ergriff den Claudier, um ihn an der Schulter führend in eine bestimmte Richtung zu dirigieren, nämlich die der Klinengruppe.
    "Bring meinem Gast was zu Trinken.", herrschte er im Vorübergehen einen nichtsnutzig dastehenden Sklaven an und war zu Lepidus wieder schlagartig freundlich.
    "Wie ich sehe bist du quasi in der Lehre bei meinem besten Freund und wohl für dich fähigsten Lehrer. Das, dies muss ich zugeben, erfreut mich sehr.", dann folgte eine nichtssagende Pause, der Flavier nahm einen Schluck des Weinwassers und fuhr dann im Plauderton fort.
    "Ich hoffe doch stark, dass du nicht der Jurisprudenz wegen die Dienste deines Lehrers benötigst, sondern aufgrund der politischen Thematik. Verstehe mich nicht falsch, Durus ist ein großartiger Jurist, vermutlich der Beste von allen, doch ich hoffe einfach nicht, dass du diesen ausweglosen Weg wirst einschlagen wollen.
    Ich bin sehr daran interessiert, dass du so bald wie nur möglich deine erste Kandidatur zum Cursus Honorum bekannt gibst, Claudius. Schließlich kann ich meinen Schwager dort besser unterstützen."

    Ein schelmisches Lächeln war auf seinen Gesichtszügen abgezeichnet.

    Furianus befand es nach dem Ausspruch des Claudiers für ein wenig übertrieben. Schließlich hätte Durus auch einen Sklaven schicken können und keinen seines Standes.
    Doch er ließ sich dies nicht anmerken und nickte freundlich.


    "Ich bin mir sicher, dass die Purpurea vertreten sein wird.", war schließlich von ihm zu hören und er nahm einen Schluck, um sogleich darauf dem Claudier zu bedeuten, dass er auch gerne etwas zu trinken bekommen könnte.
    "Gibt es sonst noch etwas?"

    Den Freibrief hatte er charmant beschnitten und das gefiel ihr wohl nicht. Es war wohl eine dieser jungen Dinger, die im Geiste einer Agrippina versuchen würden hinter einem starken Mann die Fäden der Politik zu spinnen. Auch wenn er öffentlich einen ganz anderen Kurs verfolgte, gefiel ihm die Vorstellung einer starken Frau hinter ihm, die nicht nur ihre, sondern auch noch seine mitverfolgen würde. So wäre Politik vielleicht durchaus einfacher.


    "Vielleicht zeige ich mich in Anwesenheit charmanter Damen nicht so krank?", säuselte er dann mit einem Lächeln und nahm noch einen Schluck zu sich.
    Da die Unterhaltung nicht auf solch einer niveaulosen Konversation bewegt werden sollte, erklärte er es doch ein wenig umfassender.
    "Es begann in der zweiten Amtszeit meiner Statthalterschaft in Hispania. Ich fühlte ich plötzlich schwach, physisch natürlich, dann folgte wohl ein Ungleichgewicht der Säfte und darauf hin folgte eine Disfunktion der Lunge.
    Nach meinen Aufenthalten in Achaia und Aegyptus schien es so, als würden mich die Götter verschonen, doch vor ein paar Monden hat es wieder angefangen mich zu schwächen."

    Da er unmöglich auf solch einem fatalen Thema für einen potenten Mann stehen bleiben konnte, versuchte er die Konversation mehr auf die Dame zu richten.
    "Tiberia, sag, wer ist denn dein Vater? Womöglich kennen wir uns."

    Unkommentiert beließ er den Punkt des Praefectus Urbi für´s weitere. Statt dessen war ihm nicht wohl, dass er noch immer in der Dunkelheit bezüglich Quartos Einstellung den Flaviern gegenüber tappte.


    "Wenn du mehr erfahren könntest, wäre das sehr hilfreich für mich.", ergänzte der Flavier und schien ein wenig in Gedanken versunken.
    "Diese alte Fehde sollte schnellstmöglich beseitigt werden. Was einmal war, muss nicht ewig sein - und wir haben dies auch nicht zu verantworten, keiner von uns."
    Dann blickte er auf und nickte, als wolle er sich selbst eine Bestätigung für etwas geben.
    "Ja, die Dinge verändern sich.
    Weißt du noch, wie du damals der häufigste Gast im Hause der Flavia warst? Ich kann mich gar nicht entsinnen, warum die erste Durchsuchung durchgeführt wurde. Ich weiß nur, es gab eine nach der Missetat von Messalinas einfältigem Jungen."
    , sagte er lächelnd und schwelgte beinahe in alten Erinnerungen - wie ein Greis.

    An einem sonnigen, jedoch keinem warmen, Tag:
    Flavius Furianus erinnerte sich zwischen Frühstück und Abendessen an einen gewissen Flavius Piso, welchen er schon länger nicht aufgesucht hatte.
    Diese Verfehlung musste beseitigt werden und so kam der Flavier in der späten Nachmittagsstunde in das Cubiculum des Auserkorenen.


    Kurz klopfte er an, wartete es nicht ab und ging hinein.


    "Salve, Junge. Ich wollte gerne wissen, was du gemacht hast seit unserem Gespräch.", fing er dann ungezwungen an. 8)

    Der Flavier war natürlich stolz genug, um keine Schwächen zu zeigen. Und besonders die Politik, bei der eine kleine Schwachstelle den ganzen Ruin bedeuten konnte, prägte ihn dahingehend in das Extreme.
    So verwarf er ihre Sorge mit einer Handgeste und schüttelte leicht den Kopf.


    "Keine Sorge, meine Liebe, ich übertreibe es schon nicht."


    Was verlangte sie denn da? Das musste wohl weibliche Logik sein. Auf der einen Seite musste er sich schonen, auf der anderen Seite hart arbeiten, um den Ahnen und vor allem auch ihr, gerecht zu werden. Aber vermutlich dachte er auch falsch und das "schonen" war darauf zurück zu führen, dass sie recht viel von ihm in Zukunft erwarten wollte und er darauf gespannt sein musste, Energien ansammeln.
    Dennoch, innerlich bäumte sich bei ihm vieles auf gegen diese honigsüßen Worte seiner noch inoffiziellen Frau.


    Und plötzlich erstarrte er innerlich.


    "Hast du gerade eben etwas von einem Kind gesagt?!", rief er aus und eilte zu ihr hin, um sie bei den Händen zu fassen.
    Seine Freude war riesig, hätte er damit doch nicht nur seine Pflicht als Flavier einen Erben zu hinterlassen erledigt, sondern ebenso bald die Freude eines Vaters spüren dürfen.
    Und unglaublich war es schon, dass er damals in seinem erbärmlichen Zustand in Athena es überhaupt fertig brachte Leben zu erschaffen. Ja, die Götter mussten ihm doch gewogen sein. ;)

    Wenige Minuten später kam der Flavier, schlicht in einer Tunika gekleidet und mit einem Becher Weinwasser in der Hand, in das Atrium, wo ihn der Gast bereits erwartet hatte.


    "Salve Claudius. Man sagte mir, du wolltest mich in Factioangelegenheiten sprechen?", grüßte er dann und kam wie so oft, gleich auf den Punkt.

    Als der junge Claudier sein Interesse an den Arvalbrüdern deutlich zur Sprache brachte, nickte diesem der Senator freundlich zu. Er wäre sicherlich der letzte, welcher einem jungen und ambitionierten Mann die Teilnahme verwehren würde.


    Aber alsbald nahm die hübsche Tiberia sein Interesse vollkommen ein. Schlagfertig war sie auch noch, so dass der Senator bei ihrer Frage nach dem Freibrief nur lächelte und einen Schluck aus dem Weinkelch nahm. Sie würde es schon verstehen.
    Als sie ihn dann doch etwas konkreter ausfragen wollte, musste der Senator abermals lächeln.
    "Wir sprechen über etwas, was solch junge und schöne Damen nicht tangieren sollte.", antwortete er dann freundlich. Er wusste selbst nicht, ob es eine in Komplimenten verpackte Zurechtweisung war oder schlicht und einfach die latente Antwort, dass er darüber, besonders darüber, nicht mit Frauen sprach.
    Flavius Furianus war schon seit anbeginn seiner politischen Tage konservativer Gesinnung und diese verstand es unter anderem die Politik nur den Männern zu überlassen, den Frauen jedoch die Familie und das Heim anzutragen. So hatte es schon immer funktioniert, so war Rom groß geworden und Frauen, die sich in Männersachen einmischten, hatten nicht selten das gleiche Ende wie die ehrenwerte Mutter des Nero - unter anderem. ;)

    Dass Flavius Furianus ein paar Schritte hinter ihr ging, hatte vielerlei Gründe. Der Erste war, eine gewisse Krankheit plagte den Flavier schon die letzten Monate recht deutlich und seine physische Stärke ließ selbst das Gehen zu einem Hindernis werden - die Claudia war da einfach schneller.
    Der Zweite war der, dass er sich irgendwie fühlte als müsste er nun auf die Schlachtbank. Sie schien euphorisch, was er auf die Tatsache zurückführte, dass sie auf sein Vermögen als Ehefrau spekulieren konnte. Schade, dass sie nicht um das Testament wusste, in welchem sie keines Wortes erwähnt worden war. Und der Flavier wollte es auch nicht so schnell ändern. :P


    Sie klopfte sogar selbst an, das war doch recht ungewöhnlich für diese Frau, die er damals so reserviert in Athena kennengelernt hatte. Womöglich war sie eine gute Schauspielerin - der Flavier schaute skeptisch.


    Der Flavier verstand nicht, warum man nun eine Frist einzuräumen hatte. Furianus war zwar einige Jahre fernab von Rom gewesen, doch verspürte er auch schon dort, dass Durus die Arvalbrüder seit Jahren kommissarisch leitete, wie er es ausdrücken mochte. Missmutig nickte er anschließend, denn es war ein Tag zum Feiern und eine etwaige Diskrepanz wollte er hier und jetzt wahrlich vermeiden. Dass man jedoch über den Kaiser sprechen sollte, versetzte ihn doch in ein gewisses Interesse. Der Flavier war schon lange genug in der Politik, um zu erkennen, dass hier ein einfaches "Ja" oder ein "Nein" vollkommen gereicht hätten. Also musste noch etwas vorgefallen sein, wenn Durus ihn schon um ein privateres Gespräch bat.


    Als er den Claudier zu sich rief, beugte sich der Senator leicht zu seinem Freund, um kaum hörbar zu sagen: "Er scheint wohl dein neuer Klient zu sein, so oft wie du ihn mitnimmst."
    Und diese Tatsache erinnerte ihn daran, dass er nach Flavius Piso und seinen Plänen sehen sollte. Der Junge musste früher oder später sowieso im Senat sitzen, das war schon beinahe Tradition. Oder er starb davor, wie sein eigener Bruder, was natürlich äußerst schlecht sein würde.


    Wenig später bemerkte er, dass die junge Tiberia ihm zuprostete und sich dann auch anschließend auf den Weg zu ihnen machte. Sie suchte wohl das Gespräch und der Senator würde es nicht verwehren. Besonders nicht, wenn der Gesprächspartner so gut aussah wie diese junge Blume. Gekonnt setzte er sich ein wenig von Durus und dem Claudier ab, um ebenfalls den Häppchen-Sklaven anzusteuern. Normalerweise hätte er den Sklaven ja gerufen, aber da die Tiberia sich schon die Mühe gab, diesen weiten Weg zu nehmen, würde er ihr entgegen kommen können.
    "Ich hoffe, ich kann dir alle Fragen beantworten, junge Tiberia, die du an mich zu stellen hast.", antwortete er dann frei heraus. Dass die Frauen über ihn redeten, gefiel ihm nicht - er war eher eine Person der Direktheit.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus lächelte wohlwollend, als Furianus seiner Nichte ein Kompliment machte. Als er dann jedoch beiseite geschoben wurde und dieser ihn auf seinen Vetter ansprach, stutzte er ein wenig. Was wollte der Flavier denn jetzt?


    "Quintus? Der weilt bei der Legio I, soweit ich weiß. Ich habe ihm zwar geschrieben, aber auch nichts mehr von ihm gehört."


    erklärte er verdutzt.


    Der Flavier nickte knapp.


    "Ich frage, da wir uns endlich bewegen sollten. Damit meine ich die Fratres Arvales. Wie lange ist der Kaiser denn schon in seinem Amt und wie lange haben wir es hinausgezögert ihn in unseren Reihen willkommen zu heißen?", trug er doch ein wenig hitzig vor und senkte dann seinen Ton allmählich.
    "Wir sollten klar Position beziehen und nicht den Schein aufrecht erhalten der Jetzige habe keine Legitimation uns anzugehören, wie einst Iulianus. Das ist gesellschaftlicher Mord, mein Freund. Das weißt du auch. Und wenn Quintus Vitamalacus als Magister den Orden nicht mehr führen kann, braucht es einen anderen Mann."
    Dabei sah er herausfordernd in die Augen des Tiberiers. Es war ihm egal, wer der Neue wurde, die Hauptsache war, dieser Mann war integer. Dass sein Freund sich dazu am besten eignen würde, wussten wohl sie beide. Nur der Umstand, dass Durus damit einen Verwandten verdrängen würde, machte dies ein wenig delikat.


    Indess war dem Flavier minder aufgefallen, dass die Frauen über ihn sprachen. Zwar konnte er sie nicht hören, doch im Augenwinkel sah er, dass ihre Blicke auf ihm ruhten, so dass es sich Flavius Furianus nicht nehmen ließ freundlich in die Richtung der Damen zu nicken. Vielleicht fühlten sie sich ja dadurch ertappt.

    Während der Senator in das Innere der Casa geleitet wurde, bestaunte er im Vorübergehen die Ahnengallerie der Oktavier. Hier und da waren Gesichter, an die er sich erinnern konnte, wie auch an das des berühmten Octavius Anton, welchen er persönlich nicht kannte, doch viel gehört hatte. Einige Büsten hatte er mit dessen Antlitz schon einmal gesehen und der Wiedererkennungswert war daher da.


    Geduldig wartete er, ob der Hausherr zugegen war, sich hinter einer Säule versteckte oder erst noch kommen wollte...

    "Ich verstehe. Nun denn, dann heiße ich dich in Rom willkommen, Tiberia Septima, und freue mich dich kennen zu lernen. Die Männer müssen die Villa Tiberia ja seit deiner Ankunft in Horden belagern, so hübsch wie du bist.", kokettierte der Flavier wie stets. Eigentlich hatten diese blumigen Worte eine gute Wirkung auf Frauen, aber die Tatsache, dass er schon zwei Male verlobt, aber beim dritten Mal recht schnell geheiratet hatte, ließ wohl am Ziel und der Wirkung dieser Worte ernsthaft zweifeln.


    Doch ehe die junge Tiberia ein Gespräch mit dem (alten) Statthalter beginnen konnte, nahm dieser den Onkel selbst in Beschlag und führte Durus, an der Schulter führend, ein wenig abseits.


    "Sage mir, mein Freund, wie geht es eigentlich Vitamalacus? Man hört quasi nichts mehr von ihm.", fragte er den Tiberier mit einem ganz anderen Hintergedanken. Vitamalacus war nicht nur einer von ihnen, er schätzte diesen Mann auch, obgleich dieser mit einer Plebejerin verlobt war, die keinerlei Vorteile ihm versprach, doch dieser Mann hatte auch eine weitere Funktion inne, die den Flavier doch störte.

    Ihre Worte hätten den Senator geschmeichelt, wenn er nicht hinter jedem eine Lüge oder Ironie vermuten würde. Zu lange hatte er sich daran gewöhnt von Menschen umgeben zu sein, die nicht ihn als Person schätzten, sondern seinen Namen, die damit verbundene Macht, seine Abstammung und letztendlich und wohl am meisten seinen Reichtum. Er wusste nicht, was diese Frau an ihm faszinierte, vermutlich einer der Punkte, für den man sich immer bei so einem Mann wie dem Flavier interessierte. Sie war auch nur eine Frau - und vielleicht eine gute Schauspielerin.
    Leicht abwehrend hob er die Hände.


    "Nicht doch, es ist nicht so schlimm.", versuchte er sich zu erklären und ein wenig davon abzulenken, dass er sich am liebsten tot in sein Gemach gelegt hätte, wenn er nur konnte - und durfte.
    "Lass´uns lieber Platz nehmen und du erzählst mir wie es dir ohne mich in Athena so erging.", fragte er freundlich und schaffte somit wohl zwei Probleme von sich. Das Eine, um von seiner Krankheit abzulenken, da Frauen seiner Erfahrung nach sehr gesprächig wurden, wenn man so etwas fragte und das Andere, er musste unbedingt sitzen, denn zum Stehen reichte die Kraft nicht lange.
    Also nahm er sie bei der Hand und führte die Gattin zu einer Sitzgruppe, wobei er sie leicht in die Richtung der Korbstühle entließ. Die Claudia würde wissen, was er damit andeutete und wenn nicht, würde er dies direkt ansprechen und als weitere Bedingung zu einer Ehe mit ihm einbinden. Eigentlich war es für solche Erklärungen zu spät, da sie ja schon seine Gattin war, aber die Fronten mussten geklärt werden.

    Der Flavier versuchte zu ergründen, inwieweit Quarto bereit war seinen Bruder zu schützen und damit auch sich selbst und die Familie. Ein Mann wie Furianus würde das Äußerste tun, aber beileibe schätzte er Quarto anders ein.


    "Er sollte sich vor dem Praefectus Urbi am größten hüten.", kommentierte er die Tatsache, dass Quarto scheinbar noch nichts zu unternehmen gedachte.
    "Weißt du eigentlich wie er zu mir steht? Beziehungsweise zu uns Flaviern allgemein. Du weißt, es gibt da eine alte Fehde und ich bin wahrlich nicht erfreut darüber. Ich schätze ihn sehr, er ist ein besonnener und kompetenter Mann an dessen Werten und Moral ich niemals zweifeln würde. Ich wüsste gerne, wie er von mir denkt, denn gesprochen habe ich ihn bisweilen nur ein oder zwei Male und das auch nicht in der Vertrautheit, die ich gerne hätte."

    Furianus war ein wenig perplex, als man ihn davon unterrichtete wer und besonders wann dieser hier erscheinen würde. Er bemerkte daraufhin deutlich, wie sein Fieber zunahm. Vielleicht war das aber auch die Reaktion des Körpers auf die gewohnte Angstsituation.


    Jedenfalls hatte der Senator keinerlei Planungen in die Wege geleitet, er sprach nicht einmal mit seiner Familie darüber. Das sollte, wie geplant, eine Woche vor der Ankunft seiner Gattin geschehen - daraus wurde wohl nichts.
    So ging der Flavier, mit einer Tunika bekleidet und gänzlich unrasiert, seiner neuen Gattin entgegen. Er nahm dafür seine Kräfte zusammen, denn der Akt des Gehens fiel ihm schon jetzt recht schwer.


    "Meine Liebe, welch´Freude dich zu sehen.", log er, was jedoch unabdingbar war. Schließlich war sie seine Frau und bis der erste Erbe kam, musste er sie bei Laune halten.
    "Ich habe leider nicht viel vorbereiten können - schließlich war dein Erscheinen in einem Monat geplant.", offenbarte er dann auch sofort als Entschuldigung für die peinlichen Momente, die für Catilina sicherlich prikelnd sein würden.

    Glücklich seinen Freund glücklich zu sehen, löste er sich von dem Sieger der Stunde und wurde auch gleich von einem sehr hübschen Wesen begrüßt.
    Leider konnte er, wie sie es wohl ahnte, sich ihr Gesicht nicht einprägen. Er war sich auch recht unsicher, ob er sie vorher schon einst gesehen hatte.
    Jedenfalls grüßte er freundlich zurück.


    "Salve, reizende Dame.", was wohl nicht gerade korrekt war, wohl eher ein wenig forsch, aber in diesem Moment wollte ihm einfach nichts Neutraleres einfallen. Wer wusste, wer sie war. Er definitiv nicht.

    Just in diesem Moment erschien ein Sklave an der Porta, der es sich nicht nahm durch den Hinterausgang, sondern ganz vorne, durch das Hauptportal zu schreiten. Es war kein Anderer, als der Leibsklave des Furianus, der nun herauseilte, um neue Kräuter für die tägliche Medizin des Herrn zu besorgen.
    Als der Name besagter Dame fiel, horchte er auf.


    "Wie? Claudia Catilina ist angekommen?!", fragte er daher fassungslos und nachdem der Sklave der Claudierin genickt hatte, warf er die Hände über den Kopf.


    "Sie sollte doch erst in einem Monat kommen! Ohje. Lasst sie herein, sofort!", wandte er sich an Acanthus und lief schleunigst wieder in die Villa, um Furianus davon in Kenntnis zu setzen.

    Der Flavier, das musste er sich wohl selbst zugestehen, hatte mit solch einem Ausgang wahrlich selbst nicht gerechnet. Vielleicht war es auch die gute Portion an Misstrauen allen anderen gegenüber, die ihn dazu verleitet haben mochte es so zu sehen - oder doch ein gewisses Gefühl in der Magengegend.


    Wie auch immer, dieser überraschende Sieg, wenn man dies denn als solchen ansehen mochte, war völlig unerwartet und ließ den Flavier innerlich zu höchst glücklichen Sprüngen ansetzen. Physisch war ihm dies leider vergönnt, sonst wäre er wohl, bei diesem Versuch, schon nach dem Aufkommen auf dem Boden nach einem Sprung ohne Bewusstsein zur Seite gefallen. Dennoch, innerlich war er stärker und konnte es.
    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen galt sein erster Blick dem Mann, der ihn so glänzend vertreten hatte. Die Freude ward nicht ausgesprochen, aber man konnte es dem Flavier an dem Leuchten der Augen und an diesem marginalen Lächeln ansehen.


    "Ich danke dir, mein Freund.", sagte er anschließend und wandte sich in stoischer Gelassenheit, mit einem ebenso subtilen, aber eindeutigen Lächeln, dem Mann zu, der nicht abtreten konnte, ohne eines seiner berüchtigten Kommentare abgegeben zu haben.
    Dem Flavier lag nichts ferner als nun etwas zu sagen. Der Ausdruck, der Triumph, der zwar von außen betrachtet lapidar und lächerlich sein mochte, doch für Flavius Furianus einem Sieg Alexanders über die Perser glich, war ein schier unbeschreiblicher.
    Ohne Worte blickte er den Verlierer an und wünschte sich, man könnte dies in ein Wandbild verpacken und für alle Zeiten festhalten. Zumindest in seinem persönlichen Officium. ;)