Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Zitat

    Original von Marcus Valerius Mercurinus
    "Gut, gut, ich glaube es Dir ja!"
    meinte der Scriba beruhigend und dachte sich dabei, dass er es mit einer ziemlichen Zicke zu tun hatte. Dennoch machte er sich seine Notizen und erklärte anschließend
    "Die Ehe wird in das Register eingetragen...das heißt: sine manu und per usum? Und wann genau fand die Hochzeit statt?"


    Scharf blickte der Flavier den Gottesdiener an. So mit seiner Frau zu reden würde er keinem erlauben. Jeder auch so winzig erhobener Ton gegenüber seiner Gattin würde in ihm Zorn erregen - das bekam der Scriba zu spüren.
    "Ja, genau. Das heißt es.", entgegnete er scharf und grub ein wenig in seinem Gedächtnis, bis er das Datum endlich gefunden hatte.
    "Am PRIDIE ID IAN DCCCLIX A.U.C. (12.1.2009/106 n.Chr.)"

    Das Gespräch schien in eine Richtung abzudriften, die nun gar nicht nach des Flaviers Geschmacke war. Flavius Furianus räusperte sich.


    "Politik, junger Flavius, Politik.", entgegnete er Piso und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    "Was glaubst du wie viele Männer, die lautstark propagieren dem Plebs zugerichtet zu sein, uns wie Heuschrecken überfallen hätten. Eine politische Allianz zwischen meinem guten Freund Durus und mir wäre unser beider politischer Tod. Wir sind uns zu ähnlich, recht gleich, man wäre über uns wie Heuschrecken auf ein Weizenfeld hergefallen. Darum vermied ich dies.
    Mit Aelius Quarto zu koallieren würde eine ganz andere Situation hervor bringen. Er ist gemäßigter, volksnäher und zudem noch immer der Bruder des Kaisers. Man würde sich hüten unsere Allianz nicht zu wählen. Ich will nicht sagen, dass er mein Zugpferd spielen sollte, doch ich möchte mich auf jeden Fall absichern."
    , erläuterte er weiter und machte eine wegwerfende Handbewegung: "Aber dies soll nicht unsere einzige Forderung darstellen. Vergesse nicht, Vetter, dass Aelius Quartos Stimme Gewicht in den Gehörgängen des kaiserlichen Apparates, gar dem Kaiser selbst, haben sollte.", nun wandte er sich Gracchus zu.
    "Einen Flavius als Rex Sacrorum zu sehen wäre eine unvergleichliche Ehre, möchte ich meinen. Ich hoffe, Vetter, deine dahin gehenden Ambitionen sind noch vorhanden?"
    Politik, besonders die latente, die verborgene, war stets das Verlockendste. Ein solches Bündniss hätte eine Tragweite, die durchaus zu solchen Forderungen berechtigen würde und ein Flavius Furianus hätte auch niemals Skupel diese laut auszusprechen. Nein, er arbeitete sogar darauf hinaus, wenn es denn nicht anders möglich war.
    "Ihr seht, wir haben durchaus Möglichkeiten und Wege uns für solch ein Bündniss zu begeistern.", erklärte er dann mit einem leichten Lächeln und wandte sich an Piso: "Und besonders du, der die nächste politische Generation wird einläuten müssen."
    Ein einfacher Satz, der doch zum Ritterschlag führte. Damit machte der Flavier unumwunden klar, wo er die Zukunft sah, auch wenn sie noch ein wenig von der musischen hin zur politischen Bahn gelenkt werden musste. Diese ganze Geschichte mit der Lyra und nun dem neuen Hirngespinnst der Dichtung, das alles war ihm noch zu unsicher.

    "Was sehr zu begrüßen wäre, wenn man sich den exorbitant gestiegenen Arbeitsaufwand eines Proconsuls vor Augen führt. Die heutige Struktur ist, meiner Meinung nach, jedenfalls bedingt dazu geeignet alle Aufgaben völlig korrekt zu delegieren, geschweige denn voll auszufüllen. An geeigneten Männern mangelt es uns keinesfalls.", unterstützte der Flavier die Aussage seines Freundes und derzeitigen Consuln.


    Ihm war es schon seit langer Zeit ein Dorn im Auge, dass die Machtfülle, wie sie vor allem in der Provinz Germania herrscht, niemals beschnitten wurde. Dies ermöglichte zwar, theoretisch, eine schnellere Entscheidungsfindung, doch er war schon immer ein Befürworter vieler Ansichten gewesen - ein Legatus Proconsularis mit einem ihm entsprechend delegierten Imperium war keineswegs ein bürokartischer Aufwand, welchen hier wohl einige gleich deklarieren würden.

    Dass sie ambitioniert war seine Gesellschaft auszukosten oder vielmehr zu intensivieren, das sah auch ein recht kühler Flavius Furianus schon recht bald. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Züge, als sie ihm eine eindeutige Offerte zuwarf.


    "Gewiss ließe sich das ermöglichen und es wäre mir eine Ehre eine so angenehme Begleitung zu erhalten.", sagte er bewusst recht neutral, denn sie näherten sich den beiden Männern. Durus würde dies sicherlich nicht gut heißen. Auf der anderen Seite war dieser schließlich auch nur ein Mann. Dass die junge Tiberia auf der anderen Seite schon Hochzeitsgeläut in den Ohren hatte, nun das konnte er sicherlich nicht registrieren, doch ihr Feuer behafteter Blick reichte durchaus aus, um das seinige zu entfachen.
    Er fühlte sich wieder jung. Wie damals, als er keine Gelegenheit ausgelassen hatte, kein einziges Bad alleine zu nehmen pflegte und mit den vielen hübschen Sklavinnen im flavischen Haushalt als Jüngling zu üben pflegte.
    Diese Zeiten waren schon lange vorbei, doch der ureigene Instinkt würde wohl niemals aus ihm entweichen - zum Glück.


    "Möglichkeiten gäbe es genug, besonders in der Politik. Ich könnte durchaus in Erwägung ziehen noch einmals die Praetur zu bekleiden.", log er, damit ihr Wissensdurst gestillt wurde. Niemals würde er wieder ein Jahr seiner doch recht knapp bemessenen Zeit opfern wollen.
    Wenn er kandidierte, dann als Consul.
    So gelangten sie an die Klinen und die Tiberia legte sich auf die Kline zur Linken, denn die Rechte war wie stets dem Ehrengast vorbehalten. Dorthin platzierte sich der Flavier. :D
    Anschließend zupfte er sich einige Trauben von der Reebe in der Schale auf dem Tisch und legte sie sich mit einem verschmilzten Lächeln in den Mund. Die zweite fand auf die gleiche Art und Weise den Weg in seinen Mund, während seine Augen unablässlich auf der Tiberia haften blieben. Ein kleines Lächeln folgte.

    Der Senator ließ seinen Blick auf seinem Vetter ruhen, bis dieser schließlich geendet hatte. Was der junge Piso sagte, war ihm relativ gleichgültig, so dass er es sich auch anmerken, indem er einfach in seinen Becher nachdenkend blickte. Die beiden Senatoren schienen einer Meinung. Was Piso anbelangte, so zählte dessen Meinung in den Augen des Flavius Furianus keinen Deut. Er war nicht derjenige, der in diesem Raum die Familienpolitik bestritt - und so würde es auch die nächsten Jahre bleiben, solange nicht sämtliche männliche Flavier auf ominöse Art und Weise um´s Leben kommen sollten.
    Leicht massierte er sich den Nasenrücken, kniff die Augen zusammen und ergriff darauf hin das Wort an seinen Vetter gewandt.


    "Ich würde es mehr begrüßen, wenn die gens Flavia bis zum Ende dieser Konstellation neutral bleibt. Mir liegt nichts ferner, als diesen Novus zu dem neuen Kaiser zu proklamieren, aber politisch wäre es von Vorteil so lange wie nur möglich neutral zu bleiben und sich dann binnen Augenblicken vor der eigentlichen Schlacht für eine Seite zu entscheiden. Das erspart uns viel Arbeit und macht uns für beide Seiten attaktiver.
    Wenn ich die derzeitige Konstellation beurteilen würde, dann sähe ich bisweilen keinen ernsthaften Grund zur Sorge. Die Abneigung des Preafectus Urbi unserem Stand gegenüber ist zwar präsent, aber sie tangiert mich bis heute nicht in geringstem Maße - schließlich sind wir von diesem nicht abhängig. Jedoch besteht die Gefahr und wird stets größer, schließlich kann der Novus sehr leicht den Staatsapparat untergraben, da er de facto die Macht in seinen Händen hält. Die Beamten sind, wie wir wissen, als ehemalige Sklaven, sowieso nicht die loyalsten und drehen sich auch gerne nach dem Wind. Oder nach den Sesterzen.
    Eine Mehrheit im Senat hat dieser Potitus meiner Meinung nach noch nicht. Er bandelt jedoch, dies habe ich durch Nachforschungen erfahren, mit den Germanicern an. Diese werden auch direkt von ihm Begünstigt, wie ich meine. Wenn er noch weiterhin gegen uns, also unseren Stand hetzt, könnte er mir aber recht bald ein Dorn im Auge sein. Das muss ich zugeben. Man darf die allgemeine Stimmung im Senat nicht verharmlosen. Aus einem Wortgefecht kann leicht die alte Konstellation der Boni und Popularen entstehen und so etwas wäre unser Tod."


    Leicht fuhr sich der Flavier mit dem Zeigefinger über die rechte Augenbraue und nahm einen Schluck, um seine Erläuterung wieder aufzunehmen.


    "In meinen Augen hat Quarto uns jedoch gewiss was zu bieten, wenn wir mit ihm jetzt paktieren. Dies sollte jedoch unter keinen Umständen öffentlich passieren durch irgend welche Aufhebungen alter Unrechtmäßigkeiten.", damit war sein Standpunkt klar und da dieser sich mit dem seines Vetters schnitt, war der junge Flavius, welcher das Arrangement zur Sprache brachte, wohl überstimmt.
    "Ich weiß nicht so recht, ob du, Vetter, gedenkst die nächste Amtsperiode zu kandidieren, aber ich muss sagen, dass ich damit liebäugele. Und ich weiß, dass wenn dies bekannt wird, ich massiven Gegenwind aus einer gewissen Fraktion erhalten werde.
    So denke ich, wäre es von Vorteil, wenn Aelius Quarto mit mir kandidiert, falls dies in den nächsten Monaten noch zur Disposition steht.
    Außerdem würde ich verlangen, dass er sich von den Germanici distanziert. Wir müssen eine klar Linie bilden."

    "Das sollte ich wohl. Die junge Tiberia scheint ein guter Medicus zu sein.", entgegnete er mit einem eindeutigen Lächeln, welches viel mehr ein Grinsen war, und nippte kurz an seinem Wein.
    Er bemerkte, wie das Verlangen nach diesen roten Lippen in ihm wuchs, aber es galt nichtsdestotrotz die Contenance zu wahren. Nicht hier, nicht vor seinem besten Freund und auch nicht in dieser Umgebung.
    Zu lange, das bemerkte er nun selbst, hatte er den Versuchungen des Fleischlichen stand gehalten, zu lange nicht auf Frauen geachtet, zu lange war er versessen in seine Arbeit gewesen - und das, obwohl er sein Äußeres stets pflegte.


    "Nein, zur Ader gelassen wurde ich nicht. Es war viel mehr ein Lungenleiden, welches solcher Prozedur nicht bedarf.", antwortete er beiläufig. Sie hatte wohl Interesse an Medizin. Durus musste wohl aufpassen, um sie nicht irgendwann in einem dieser Kurse unter Männern zu erwischen oder bei sonstwelchen Abartigkeiten, welche sich für eine Frau nicht ziemten.
    Auf diese eindeutige Anspielung, und sie war es wahrhaftig, ging er mit einem verschmitzten Lächeln ein und nickte leicht. Sie war ein Mädchen, welches wohl nicht viel "anbrennen" ließ und der Flavier war durchaus versucht mit ihr einen der dunklen Gänge zu erforschen. Wäre da nicht diese Krankheit, die ihn so schwächte. Vermutlich reichte es nicht einmal, um die Aufgabe seiner männlichen Natur zu vollziehen.


    Auf ihren Vater wollte sie nicht eingehen und auch wenn der Flavier dieses Thema gerne vertieft hätte, so beließ er es dabei. Wüsste er, dass er es war, der ihren Vater zum Aquarius in Hispania ernannte, wäre er um einiges schlauer gewesen. Aber das war, wie erwähnt, ihm nicht hinlänglich bekannt.
    Auf ihre Frage hin musste er nur lächelnd nicken und reichte ihr seine Hand, damit er sie zu der Klinengruppe in all seiner Würde, respektive dem Quentchen, welches er aufgrund seinem miserablen Gesundheitszustand einbüßte, geleiten konnte.
    Beiläufig stellte sie dann Fragen, auf die er nicht gerne antwortete. Nicht, weil sie diese stellte, aber bei ihr war es ihm noch unangenehmer, da er doch das Gewisse spürte und es doch gerne ausgebaut hätte. Diese Frage schien das jähe Ende einzuleuten, so dass er beschloss dies einfach zu überhören und auf den politischen Aspekt zu achten.
    "Meine Zukunft, Tiberia Septima, hängt vom Wohlwollen der Götter ab. Ich bin gerne politisch tätig und habe auch vor dies weiterhin in meinen Möglichkeiten zu sein. Mit deinem Onkel als Consul bin ich zwar beruhigt, aber ich werde mich nicht zurück lehnen. Die Politik ist wie ein nicht still stehendes Rad, welches sich so schnell dreht, dass man stets befürchten muss den Anschluss zu verpassen. Ich war schon froh, dass ich die immense Wissenslücke, die ich aufgrund meiner Genesungsreisen bekam, innerhalb einiger Monate in Rom schließen konnte.
    Ausruhen werde ich mich gewiss nicht, schließlich wird dein Onkel nicht ewig Consul bleiben - andere werden nachrücken."
    , und er ließ offen, ob er es sein würde, der dies tat. Mit dem Gedanken hatte, das wusste bloß niemand, schon häufig gespielt. Aber es kam, wie bei so vielem, auf seine Gesundheit an...

    "Fürwahr, fürwahr.", kommentierte er lächelnd die Begebenheiten um seine ehemalige Verwandte und besann sich wieder auf das andere Thema.


    Seinem Wortlaut nach wollte Balbus unbedingt einen Nachfolger und genau das konnte der Flavier gut nachvollziehen.
    "Das kommt alles zu seiner Zeit. Schau mich einmal an, ich bin schon ergraut und habe bis dato keinen Erben hinterlassen.", gestand er, wenn auch recht amüsiert, ein und konnte sich nicht dem Eindruck erwehren, dass er mit seiner Verpflichtung einen Erben zu zeugen womöglich scheitern würde.

    Auch Flavius Furianus ging dieser, für ihn in diesem Jahr überaus erfreulichen, Pflicht nach.
    Flugs ward er in der Sänfte zum wohl bekannten Domizil gebracht worden und genoss, zum Glück nicht allzu lange, die überaus große Freude in einer Schlange zu stehen.
    Als er dann an der Reihe war, ruhte auf seinem Gesicht ein wohlwollendes Lächeln.


    "Salve, mein Freund. Mögen die Götter gut über den neuen Consul wachen, denn über den Staat wachen, das müssen sie mit dir an der Spitze nicht allzu sehr."

    Die Frage seines Vetters sah Flavius Furianus, gestellt mit einem eindeutigen Grinsen, mit einer gewissen Ironie behaftet. Auf so etwas würde er nicht antworten. Er lächelte freundlich, wobei ihm in diesem Moment nicht gerade danach war. Eigentlich hätte er den Vetter am liebsten angefahren, denn in diese Frage sah er wieder den Spott alter Tage, als der junge Flavius Furianus von einem unwürdigen Amt zum Nächsten sprang. Unterstellte ihm Gracchus nun gar Bedeutungslosigkeit gerade auf dem Feld, in welchem sich Senator Furianus so wohl fühlte und sich darauf auch, seiner Meinung nach, sehr gut verstand? Er würde es später anschneiden müssen.


    "Quarto steht mit dem Rücken zur Wand. Der labile Gesundheitszustand seines Bruders zwingt ihn zu handeln. Seine derzeitige Position ist jedoch mit keinerlei Raum zur Handlung ausgestattet - er ist nur Senator, hat kein wichtiges Amt inne. Das verwundert mich, wenn ich ehrlich bin, schließlich ist sein Bruder der designierte Kaiser und einen gewissen Vorteil oder einen gewissen Machtstrang hat der Kaiser seinem Bruder zu überlassen. Sehr verdächtig, dass seitens des Ulpiers nichts kommt.", fing er an sich wieder dem Wichtigen zu widmen und sprach in die Richtung seines Vetters. Piso übersah er, schließlich hatte der Jüngling seine Pläne, alleine mit Quarto solcherlei Verhandlungen zu führen, durchkreuzt.
    "Statt dessen kleidet der Kaiser einen Unbekannten, einen der frivolsten Homini Novi mit Macht ein. Und dieser Mann wird es auch sein, der versuchen wird den Kaiser selbst zu stürzen oder, nach dessen Ableben, nach seinem Amt zu greifen. Das sieht nun auch Quarto und ist gezwungen mit uns zu paktieren."


    Dann blickte er scharf zu Piso, der vor ihm mit seiner Zusammenfassung, welche wirklich kürzer war als die des Senators, geendet hatte.


    "Von was für einem Geheimbündnis sprichst du da?", fuhr ihn der Flavier etwas lauter an.
    Flavius Furianus würde dieses Gespräch dominieren, das wusste er, denn er war der wohl seiner Meinung nach einzige in diesem Raum, der sich über diese Materie die letzten Wochen den Kopf zerbrochen hatte.
    "Es kann überhaupt kein Geheimbündnis geben!, antwortete er selbst und lehnte sich zurück, um einen Schluck aus dem so eben gereichten Becher verdünnten Weines zu nehmen: "Wenn Quarto die Aufhebung der damnatio memoriae gegen Domitian in Aussicht stellt, dann weiß spätestens danach ganz Rom durch diesen symbolischen Akt um die Aussöhnung unserer Familien. Und jeder Senator wird um ein Bündniss wissen, wenn wir hingegen erklären uns öffentlich zu entschuldigen. Als erster der Praefectus Urbi selbst.
    Also wenn du schon von einem Geheimbündniss redest, dann rede nicht davon unter solch öffentlich wirksamen Bedingungen! Und wenn du von diesen Bedingungen reden willst, dann ist es nur töricht von einem Geheimbündnis zu sprechen!"

    Die letzten Sätze galten dem Jüngling und waren nicht nur gedacht dem jungen Flavier Grenzen aufzuzeigen, ihn zurecht zu weisen, sondern vielmehr dafür, damit dieser seinen Platz in diesem Raum und innerhalb der politisch agierenden Familienmitglieder, gut kannte.
    Flavius Furianus würde das Wort haben und daran würde dieser auch niemanden in diesem Raum zweifeln lassen. Die alte Energie schien wieder zurück zu kehren und falls, die Götter mochten ihn davor bewahren, die Krankheit wieder die Oberhand gewinnen würde, so wäre dies sein politisches Ende.
    Er blickte zu seinem Vetter.
    "Mir liegt nichts ferner als unsere Familienehre wieder vollends herzustellen, aber eine Aufhebung der damnatio memoriae ist mir politisch zu gewagt. Wir würden uns in ein fallendes Schwert stürzen, verbünden wir uns öffentlich mit den Aeliern. Nicht, dass ich den Zenit ihrer Machtentfaltung für erreicht erachte, keineswegs, doch dies würde uns Möglichkeiten und Chancen verwehren, wenn der Praefectus Urbi so bald nicht ersetzt wird. Der Jüngling hat es gerade erwähnt, Potitus würde seine latenten Hasstiraden gegen unseren Stand nicht nur erhöhen, er würde sie vor allem auf unsere Familie bündeln. Dies gilt es zu verhindern.", anschließend blickte der Flavier kurz gen Boden, um danach mit festem Blick die Augen seines Vetters zu fixieren.
    "Und eine öffentliche Entschuldigung kann ich nicht mit meinem Stolz vereinbaren. Dies würde bedeuten öffentlich von einem Fehler unserer Ahnen zu sprechen, einem Fehler unseres letzten Kaisers und damit über die Ahnen zu urteilen. Ich maße mir dies nicht an, ich wurde so nicht erzogen."

    Die Sache mit seiner Anvermählten schien für den Flavier nun vom Tisch zu sein und er würdigte diese Thematik mit keinem weiteren Gedankengang.
    Leicht angetrunken und bespaßt, ließ er seinen Becher in der Hand spielerisch hin und her wackeln, bis er schlussendlich einen weiteren Schluck nahm.


    "Du bist doch nun quasi Stammgast bei Tiberius Durus. Wenn ich mich nicht täusche, so hat er viele Nichten, Cousinen oder Dergleichen. Du solltest dich ein wenig weiter gehender bei ihm umsehen.
    Und wenn du darin Hilfe brauchst, so zögere nicht mir einen Wink zu geben, worauf ich das Thema bei Durus anschneiden werde. Alles kein Problem."
    , riet ihm der Flavier und ließ seinen Becher nachfüllen.

    Und darin täuschte sich sein guter Freund auch an diesem Tage nicht.
    Ein leichtes Lächeln war auf den Lippen des Senators zu sehen, während der junge Flavius sprach. Ja, er hatte ein gewisses Talent, welches von Furianus forciert, in einem guten Sophisten aufgehen würde.
    Und damit würde er auch heute beginnen. So räusperte sich der Senator.


    "Gewiss, Senator Tiberius, ich habe eine Frage.", meldete er sich zu Wort und blickte alsbald in die Richtung des jungen Bewerbers, dessen Stimme er ohnehin erhalten würde - aber man durfte ja immer etwas herauskitzeln.
    "Wie du, Candidatus, während deiner Recherche und dem Eigenstudium nicht versäumt haben wirst, dir die Bedeutung unserer Aufgabe vor Augen zu führen, so hast du es sicherlich auch nicht versäumt um unseren Zirkel ein wenig mehr zu erfahren.
    Wir sind eine Vereinigung von Patriziern, die nicht gerade wenig an Einfluss und Titeln besitzen - man könnte meinen wir rekrutieren uns aus den Strebsamsten, Tugendhaftesten, Erfolgreichsten und auch Tapfersten unseres Standes. Du siehst, unsere Vereinigung hat in letzter Zeit sehr viel, nun ja, Blut lassen müssen. Unsere Mitgliederzahl ist gesunken, viele ehrenwerte Männer sind verstorben."
    , er legte eine Pause der Pietät ein.
    "Aber das bedeutet nicht, dass dies dir zum Vorteil gereichen muss. Wir wählen unsere Reihen akribisch.
    Und so frage ich dich, Flavius Piso, welchen Mann wirst du in ein paar Jahren in deinem Spiegel betrachten? Was wird dieser Mann haben, um sich stolz Arvalbruder nennen zu können?"


    Eine recht offene Frage, aber er wusste einfach noch nicht wohin der Junge überhaupt wollte. Auch wenn er quasi schon gewählt war, Flavius Furianus wollte den Jüngling noch zappeln lassen.

    Flavius Furianus, der bisweilen ruhig auf der Kline gelegen hatte und sich fragte, was der Abend noch Unerfreuliches für ihn bereit hielt, schaute kurz auf und begrüßte seinen Vetter, der eigentlich sein Onkel war, mit einem leicht erzwungenen Lächeln.
    "Salve, Gracchus."
    Anschließend war es wohl an ihm das Wort zu ergreifen und der Flavier tat dies nicht, bevor er hörbar seufzte, um seine Stimmung vorab jeglicher Deutung zu entziehen.
    "Du kommst zeitig, Vetter.", begann er in Gracchus´Richtung.
    "Der junge Piso offenbarte mir gerade, dass er ein Arrangement getroffen habe. Aelius Quarto wird bei uns speisen und die Ziele wurden von unserem jungen Verwandten auch schon abgesteckt - unter anderem die Aufhebung der Damnatio Memoriae des Domitianus für ein Bündnis mit unserer Familie."
    Die Missbilligung dieses Vorgehens konnte nicht deutlicher ausfallen. Im Grunde war dies eine hervorragende Gelegenheit, nur der Stolz des Flaviers entbehrte für diese Leistung ein Lob.
    Er wollte es sein, der im Alleingang die Einigung erzwang, eine Einigung, die schon lange überfällig ward. An eine Aufhebung der Damnatio hatte Furianus bisher nicht gedacht, obgleich ihm die Ehre der Familie, einschließlich der Ahnen, ein großes Anliegen war.
    Aber solch ein politischer Schritt würde nicht jedes Mitglied des Senates gut heißen - er konnte schon wieder die Welle der Einwände vor sich erwachsen sehen, die sich nicht nur aus dem Speichel eines gewissen Germanicus würde nähren können. Auch andere mochten einstimmen und dieser Umstand war kein ungefährlicher.

    "Genau, in Ostia.", log er abermals, aber das fiel ihm nach vielen politischen Jahren auf seinem Rücken nicht besonders schwer. Es war niemals hinderlich ein wenig die Wahrheit zu verbiegen, wenn man den größeren Nutzen darin sah. Und den sah der Flavier stets gegeben.
    "Ihr geht es gut, denke ich. Die Reise wird beschwerlich gewesen sein.", entgegenete er, denn mehr wusste er selbst nicht. Sie schrieben sich sporadisch und die Tatsache, dass sie schon da war, verwunderte ihn bis heute. Sie hatten eigentlich andere Vereinbarungen.
    Als die Sprache auf die Zukünftige des Claudiers kam, konnte sich der Flavier ein leichtes Lächeln nicht verwehren.
    "Hmmm, ich würde darin nicht so zaghaft sein. Es ist gut schon früh Bande zu knüpfen, rein politischer Natur. Eine Ehe ist hierfür vortrefflich.", was eigentlich gleich aussagen sollte, unter welchen Bedingungen der Flavier seine eigene Ehe eingegangen war. Doch bei ihm war es ein wenig difficiler, schließlich war das vielmehr die Pflicht auf einen Erben, als politische Verbindungen.

    Eigentlich wollte Flavius Furianus in den nächsten Minuten ein wohlig warmes Bad in den hauseigenen Thermen einnehmen, als ihn ein aufdringlich werdender Sklave bis zur Weißglut brachte, indem er die Befehle, man möge ihn nun nicht stören, einfach bewusst überhörte.
    Es musste also wichtig sein. So streifte sich der Senator eine weinrote Tunika über und begab sich in das Atrium.
    Dort stellte dieser überrascht fest, dass kaum ein anderer als der Jüngling selbst dort vor ihm stand.
    "Junge, was soll das werden?", fragte er daher ungläubig.

    Bereitwillig erhob auch der Flavier seinen, fast schon leeren, Becher, streckte sich dem Claudier entgegen und stieß mit diesem an. Ein dumpfer Klang erhellte das Zimmer und mit einem marginalen Lächeln auf den Lippen trank der Flavier bis auf den letzten Schluck.


    "Danke für den Glückwunsch.", denn als solchen sah er diese Geste auch an.
    Es war schon etwas vage sich nun so heraus zu lehnen und für seine Ehefrau zu sprechen - wollte sie denn eigentlich in Rom als schon angekommen betrachtet werden?
    Er riskierte es, schließlich saß ihm hier ihr eigener Bruder gegenüber. Diesen nicht sehen zu wollen war nicht die Natur seiner Frau. Diese, bisher recht unbeschwert und des Lebens froh, hegte sicherlich keinerlei Aversionen gegenüber nahen Verwandten.


    "Ja, sie weilt derzeit in meinem Haus in Ostia und wird die nächsten Tage offiziell in Rom ankommen. Vorab müssen noch Dinge erledigt werden.", hielt er dennoch offen und erlog sich einen kleinen Teil dazu. Catilina war nur einige Zimmer weiter mit irgend etwas beschäftigt, das war sicher, nun durfte sie nur nicht in adulescenter Freude heraus stürmen und ihren Bruder umarmen. Er wäre dann in einer sehr peinlichen Situation.
    "Und du, hast du bereits ein Eheweib oder etwas in Aussicht?", fragte der Flavier unverhofft, um bloß auf ein anderes Thema zu schwenken.

    Bei aller Liebe zur Historie - ich sehe es anders.
    Ich denke gerade zu unserer Zeit, also knapp 100 n.Chr. war das römische Standesdenken wohl nicht in der republikanischen Manier ausgeprägt.
    Natürlich gab es noch Patrizier, aber ich denke nicht, dass sich das Gros derer von den üblichen Eques unterschied oder ihnen gleich Laufbahnen verwehrt wurden.


    Wir sollten uns auch bewusst sein, dass wir so - wenn es nicht schon im Eröffnungstext des Tiberius Magnus steht - Spieler ganz bewusst vor die Wand fahren lassen. So wie auch hier geschehen. Und es ist ja nicht so, dass man als Patrizier einsteigt und gleich Praefectus Annonae wird. Der Spieler, von dem hier konkret die Rede es, hat es sich durchaus verdient.

    "Das freut mich zu hören, Lepidus. Wir brauchen mehr Patrizier im Senat.", und das besonders, seitdem dieser Emporkömmling statt des Kaisers an der Macht war.
    Belustigt von der erstaunten Mine des Claudiers, ließ sich Furianus auf eine der Klinen fallen und lachte auf.
    "Mitnichten will ich dich auf den Arm nehmen."


    Nun kam endlich der Sklave mit einem gemischten Wein und überreichte den Becher dem Claudier.


    "Deine Schwester nahm ich in Athen zur Frau, ja, das stimmt. Vor den Göttern ist es offiziell, aber noch nicht vor dem Recht. Wir werden das die nächsten Tage zu erledigen wissen, Schwager."
    Das Wort gefiel dem Flavier, denn so spannte sich der Bogen familiärer Bande auch noch weiter zu den Claudiern. Seine Mutter war ebenfalls eine.

    Missmutig trat er ein und bekam schon die erste Überraschung. Der Jüngling erschrak nicht. Irgend etwas musste da in letzter Zeit nicht zu Furianus´Wohwollen geschehen sein, jemand musste ihm die Angst genommen haben. Und Angst war evident, darauf legte der Flavier großen Wert, denn dadurch entstand zumeist Respekt.
    "Ja, eine Freude.", entgegenete der Flavier trocken und setzte sich, um sogleich darauf die zweite Überraschung zu erleben.
    Gehofft hatte er dies, doch erwartet hatte er nicht einmal die Hälfte dessen, was ihm der junge Flavier aufzählte. Er war wirklich fleißig gewesen und die anfängliche Skepsis des Flaviers wandte sich zu einer gewissen inneren Freude darüber, dass der Kleine doch nicht so missraten war wie anfangs gedacht.
    "Nicht schlecht, junger Piso, du hast die Zeit gut genutzt.", erkannte er dann kurz an und lauschte weiter. Einen Patron hatte dieser nun auch noch - hier musste der Haken sein. Vermutlich ein unbedeutender Plebejer.
    "Na, wer ist es?", folgte der Flavier brav dem kleinen Ratespielchen des Jünglings und erwartete schon das Schlimmste.
    Das Schlimmste sollte auch gleich folgen. Nun dichtete der Spinner auch noch. Flavius Furianus war kein Kenner der Künste, aber seit dem Spiel des Piso auf dessen Instrument, wusste der Senator, dass die Dichtkunst genau so blamabel ausfallen sollte.
    "Ich würde es eher begrüßen, wenn du deine restliche Energie nicht auf die üblichen Künste konzentrierst, sondern vielleicht auf die nützlicheren. Wie Rhetorik eine ist. Wenn du im Senat bist, darfst du kein durchschnittlicher Sophist sei, sonst gehst du unter.", tadelte er darauf hin mit immer noch schier ausdruckslosem Gesicht.
    Der darauf folgende, schon schier freundschaftliche, Ton des Jünglings missfiel dem Flavier schon recht stark. Angesäuert verzog er die Augenbraue und wunderte sich über diese respektlose Sprache.
    "Man angelt keine Frauen, junger Flavier.", wies er ihn dann barsch an, nachdem der Geduldsfaden eindeutig gerissen war. "Außerdem bitte ich dich dahingehend Stillschweigen zu bewahren. Es ist noch nicht öffentlich, was seinen guten Grund hat.", fuhr erdann fort, um eine kleinere Pause einzulegen, in welcher er entschied dem jungen Flavier doch ein wenig Auskunft zu geben.
    "Wir haben in Athena den Bund der Ehe beschlossen. Hier in Rom ist es noch nicht angemeldet, daher nicht offiziell und ich möchte, dass dies auch so bleibt, bis ich entscheide, wann die Zeit reif dafür ist."

    Bei dem letzten Satz musste der Flavier plötzlich auflachen.


    "Und du glaubst es mir bis heute nicht!", sagte er dann lachend und schüttelte den Kopf.
    "Ach nein, mein Freund. Ich wusste es wirklich nicht, ich kam frisch aus Britannia, bin dann sogleich der Legion beigetreten und sie war auch irgendwo anders - ich glaube in Hispania. Und da ich bis dahin eigentlich gar keinen außer meinen Vater und Bruder kannte, war ich dir wirklich schutzlos ausgeliefert."


    Ja, das waren noch Zeiten gewesen, dachte er sich und musste selbst den Kopf über sich schütteln. War er schon so alt?


    "Erwartest du eigentlich Nachwuchs? Ich habe versäumt dir diese überaus wichtige Frage zu stellen."
    Zumindest war es für den Flavier sehr wichtig. Er wusste selbst nicht, wie er reagieren würde, wenn seine Frau endlich mit einer solchen Wahrheit aus dem Schatten treten würde.