Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Furianus blieb ruhig, scheinbar hatte er es doch erreicht. Mit geschlossenen Augen antwortete er ihr ruhig und gelassen.


    "Schon für die Bezeichnung dieser zweier Römer als Mistkerle hätte man dir die Finger brechen müssen, für deine trotzige Art hätte man dir vielleicht ein paar Peitschenhiebe nahe gelegt. Aber für die Kritik an unseren Göttern hätte man dich nicht weiterleben lassen sollen, serva. Das kann ich schnell ändern, auch wenn du nicht mein Besitz ist, ich würde Aquilius genug für zwei neue Sklavinnen geben und die Sache wäre erledigt. Denke also nicht du bist hier in auch nur irgend einer Form sicher vor den Konsequenzen deiner Zunge."


    Aber dafür lag er gerade zu bequem im warmen Wasser, um sich irgendwie noch regen zu wollen.


    "Aber da ich gerade so nett bin und keine Lust habe dir etwas zu brechen, erkläre ich dir es ein zweites Mal.
    Deine Götter haben es, wie du schilderst, zugelassen, dass du gepackt und verschleppt wurdest. Meine Götter haben zugelassen, dass du gepackt und verschleppt wurdest. Du hast einen Schaden davon getragen, die zwei Römer einen satten Preis für dich. Nun sage mir, wem hat das genützt? Sind diese zwei Römer von deinen Göttern bestraft worden? Haben deine Götter dich befreit? Nein.
    Sie sind schwach, finde dich damit ab."


    Sie spielte, diese Unwissende, sicherlich auf die Tragödie von Pompeji an. Naja, das konnte sie ja auch nicht wissen, so bewandert schien sie in der Religion nicht zu sein, würde es wohl nie sein.


    "Der feuerspeiende Berg ist ein Titan. Er wurde dort, von unseren Göttern, vor unzähligen Menschenleben eingesperrt. Unsere Götter sind dazu in der Lage. Nun grollt er, die Erde über ihm bebt und er speit Feuer, weil er leidet und rasend ist. Was glaubst du, hätte er angerichtet, wenn unsere Götter nicht in der Lage gewesen wären ihn so zu fesseln? Er hätte alles mit seinem Feueratem zerstört, alles Leben auf der Welt. Das mit der Stadt war eine Tragödie, doch immerhin besser als einen rasenden Titan vor sich zu haben. Unsere Götter sind stark, sie froh, dass du dem Titan nicht begegnen musst.
    Dass er nicht wieder Feuer speit und grollt, weißt du ja. Und da waren meine Götter, sie waren da als er grollte und sie haben ihn dazu gebracht aufzuhören. Du siehst, zu was unsere Götter fähig sind, es war unsere Schuld, die Schuld der Bürger, dass sie so nahe an der Gefahr siedelten. Die Götter können uns nicht vor uns selbst schützen, das ist nicht ihre aufgabe, wir müssen selbst ein wenig Verantwortung für uns übernehmen und nicht durch die Welt stolzieren, als wären wir unsterblich und unbesiegbar."

    "Sie treiben das Rad an, Gracchus..."


    Setzte er an und hielt inne, um sich zu besinnen, vielleicht um doch die Worte noch einmal erklingen zu lassen. Doch er konnte dies nicht einfach so stehen lassen, es wäre eine Kritik an den Göttern, eine Kritik ohne Aussage, ohne Begründung und Erklärung.


    "Erinnere dich an die Zeitalter. Gut, der Götter Handlung war selbstverschuldet, die Menschheit hat ihnen nicht genug Aufmerksamkeit und Huldigung entgegen gebracht, doch die Götter haben das Rad des Schicksals in Gang gesetzt, sie haben ein Stück Ungerechtigkeit uns aufgeworfen und wir versagen daran, versiegen geradezu in Selbstmitleid und Ausweglosigkeit. Wie kann man dies denn bekämpfen als Mensch? Etwas von den Göttern geschaffenes, ja, Gracchus, wie außer mit Demut und Eifer den Göttern gegenüber. Doch nicht mit Mord, nicht mit Mord an einer Frau wie deiner Schwester. Das ist nicht nur kontraproduktiv, das ist schlicht und einfach unangebracht dumm.
    Ich will nichts herauf beschwören, aber ich sorge mich um die Zukunft, um die Zukunft den Göttern gegenüber. Wenn wir weiterhin zulassen, dass ein paar Fehlgebildete sich an den Insignien unseres Reiches, an denen unserer Götter, vergreiffen, sie beflecken und beschädigen, dann sind wir des Unterganges, Gracchus.
    Ich bin kein Pontifex, Vetter, aber ich erahne Blitze am Horizont, wenn sie mich blenden, um kurz darauf des Göttervaters Grollen anzukündigen."


    Furianus konnte nicht son sich behaupten munter zu sein, er fühlte sich schlaff, einfach nur müde und von den Ereignissen um ihn herum zerrissen.
    Seine Stimme wurde ruhiger.


    "Und deshalb, Manius, kann es meiner Meinung nach nicht schlimmer für uns kommen. Und wenn, so werden wir nicht die einzigen sein, die fallen."


    Ein leichtes Lächeln konnte Furianus bei der Verwunderung seines Vetters dann doch nicht unterdrücken.


    "Ich war mir sogar relativ gewiss, dass irgend einer dieser Gierigen um mein Amt buhlen wird. Männer einer solchen Sorte, deren wohl berühmtester Repräsentant Senator Germanicus Avarus ist, sind nicht der Ehre, dem Ansehen und gar der Verpflichtung als Römer im Senat, sondern einzig und allein, um Profit daraus zu schlagen. Ich will nicht sagen, dass wir alle selbstlos sind, nein, es ist der Egoismus, der diese Welt zusammen hält, doch dieser ist bei solchen Vertretern geradezu grässlich pervertiert, Manius. Ich rechne mit allem, denn außer dem Ansehen einer Statthalterschaft, besitze ich nun mehr Sesterzen denn je. Das missfällt natürlich einem Mann wie Avarus, er ist ja nicht alleine damit. Und dass sich zuvor niemand für die Wahl gestellt hat, lag zum Einen darin, dass viele nicht die Voraussetzungen dafür erfüllen, nun doch eine Legislaturperiode vorüber gegangen ist und die Konkurenz gewachsen, zum anderen ist es natürlich sehr unattraktiv eine von der Rebellion zerrüttelte Provinz zu übernehmen. Es ist einfacher in den sicheren und reichen nahen Osten zu gehen, nach Gallien oder Nordafrika, anstatt nach Hispania, um dort die Struktur zu stärken, jedwede Art von letztem romfeindlichen Gedankengut auszutilgen und ja auch mit Mehraufwand und eigenen Kosten Stabilität zu erreichen. Und so ist es, Gracchus, ich habe hohe Erträge, ich kann mich nicht beschweren, doch ich kann nicht...schöpfen. Ich investiere und bekomme zurück, anderswo müsste ich ersteres nicht.
    Nun ist alles recht stabil, das Amt scheint nun attraktiv. Das ist meine Erklärung für diese Befürchtung."

    Furianus schloss seine Augen.


    "Wer weiß, wer weiß. Du solltest es in Betracht ziehen, immerhin haben dich deine Götter an diese Schicksal gekettet. Und du dankst ihnen noch? Sie sind schwach, serva, nur die Starken überleben in dieser Welt."


    Irgendwann, das wusste die Sklavin wohl selbst nur zu gut, würden auch die letzten Funken ihrer Götter verschwinden und sie allesamt von den stärkeren, größeren und erhaberen Göttern, den römischen, verdrängt werden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in einem römischen Tempel würde knieend beten und um Verzeihung bitten dies nicht früher erkannt zu haben.


    Furianus´erste sadistische Züge hatten sich seit etwa zwei Jahren allmählich entwickelt. Mit den größeren Problemen und Sorgen, mit all dem Frust seine Person betreffend, brauchte er irgendwann ein Ventil. Dass es ein Sklave war, lag wahrscheinlich, aber dass Furianus ihn einfach so umbringen ließ, das war im Endeffekt auch für ihn recht sonderbar und furchterregend gewesen. Doch man verdrängte gut, man verdrängte schnell und an diesem Abend würde diese Sklavin das Ventil spielen, würde sich die Pein und die Herabwürdigung, seine missverständlichen, konfusen und angsterregenden Gebärden und Aktionen über sich ergehen lassen müssen. Ja, sie war für heute die Auserwählte. Und Furianus begriff, was er damals nicht verstand, gar verabscheute, warum sein Vater zu Sklaven so war wie er war - sie waren wie Vasen, die man im Zorn zerstören konnte, dies kurz bedauerte, dennoch ungemeine Erleichterung genoss.

    Ruhig und bedacht entfernte er sich wieder von ihr und lehnte, wie schon zuvor, am Beckenrand an. Sie schien ängstlich zu sein, was er ihr auch überhaupt nicht verdenken konnte, war es doch zum einen seine Absicht und ein kleiner Test nebenbei.


    "Dann glaubst du wohl an die falschen Götter. Als Sklave hat man doch kein gutes Los, nehme ich mal an. Im Gegensatz zu dir geht es uns Römern gut. Wenn du klug bist, betest du die richtigen Götter an."


    Zwar wollte er ihr auf keinster Weise nahe legen nun zu konvertieren, schließlich sahen dies die Götter wohl nicht gerne, wenn nun plötzlich ehemalige Barbaren Bitten an sie richten. Zumindest ging er davon aus. Und die Gunst der Götter hatte man als Römer sowieso, sofern man im Besitz eines guten Verstandes war, was er einigen Menschen sofort absprechen würde. Auch einigen Römern.

    Sein Lächeln verschwand langsam und er antwortete entschieden.


    "Ja. Es ist der Weg, welchen das Schicksal mir zutragen würde und ich müsste es akzeptieren in der Hoffnung, dass das Schicksal mir irgendwann einen anderen Weg weist. Ihr Sklaven versteht scheinbar nichts von Disziplin, nicht nur an euch, sondern auch an den Göttern und ihren Entscheidungen, an ihrem Willen. Das nenne ich höchst frevelhaft."


    Hatte sie überhaupt Götter? Er musste es sogleich in Erfahrung bringen.


    "An welche Götter glaubst du, sofern du überhaupt glaubst?"

    Corvus, SL war im Plural. :P
    Hier gibt es noch viele gesichtslose Berümtheiten wie Felix, Hungi (obwohl ich Hungi schon gesehen habe, aber ein aktuelleres wäre doch schön. :P ) sowie noch diverse andere. Darunter fällt auch Meridius, auch wenn er schonmal ein Foto drin hatte, ist der Link doch futsch. :P
    Detritus ebenfalls, sowie auch der gute Avarus. ;) Von Lucianus habe ich auch noch kein Bild gesehen, tztztzt. Von Agrippa ganz zu schweigen. ;)


    edit: Lucidus ganz vergessen...da sieht man es schon, die ersten Auswirkungen dieser gesichtslosen Berühmtheiten, man vergisst sie. :P

    Furianus nickte mit einem milden Lächeln versehen und folgte seiner Verlobten zu den Korbstühlen. Diese waren ungewohnt, doch er bequemte sich dennoch dazu auf gleicher Höhe mit ihr zu sprechen, so dass der Korbstuhl ihm geeigneter erschien, als eine Kline.


    "Ich verstehe. Dennoch sollten wir bedenken, dass der Zeitrahmen des Feldzuges eine ebenfalls große sowie auch kleine Spanne haben könnte. Ich hoffe du verstehst auch mich, wenn ich nicht noch unzählige Monate oder gar Jahre warten will und kann."


    Natürlich verstand er, dass sie Vitamalacus gerne bei sich sehen wollte, besonders an diesem besonderen Tag, auf der anderen Seite war er doch nur ein Verwandter, einer unter vielen. Zwar lag dieses Unverständnis wohl daran, dass er selbst viel entbehren musste, gar seinen leiblichen Vater, der bei seiner Verlobungsfeier, obwohl in Rom, nicht mit seiner Anwesenheit beehrte - weder seinen Sohn noch die Schweigertochter in spe. Er konnte entbehren, Albina scheinbar noch nicht oder nur ungern.


    "Dennoch sollten wir uns erste Gedanken darüber machen, wer die Zeremonie abhalten sollte. Da stellt sich nämlich das erste Problem. Wir hätten zwei Kandidaten für den männlichen Part des Opferungsrituals, nämlich meinen Vetter Gracchus und deinen Verwandten und meinen Freund Durus, die beide Pontifices sind. Ich will es vermeiden auch nur einen von ihnen zu kränken."