Beiträge von Marcus Matinius Metellus

    Ich seufzte laut...


    „Jetzt weiß ich, warum man besser mit Männern trinkt, da wird der Wein wenigstens nicht schlecht. Ich finde das ein schlechtes Zeichen, wenn man anstoßt... Du willst doch nicht das Pech in meinem neuen Job heraufbeschwören? Also, wenn ich den Becher jetzt voll mache, damit wir auf meine Ernennung anstoßen, dann erwarte ich, dass du in leer machst und wenn ich sage ‚LEER’, dann meine ich auch leer!“


    Ich goss ihr wieder ein, bis der Becher ganz voll war und ich setzte an!


    „Zum Wohl! Auf meine Ernennung!“

    „Was ich vor hab, dass stand doch schon fest, es war nur die Frage, ob das mit den Plänen meines Vaters übereinkommen würde... Glücklicherweise hat mein Vater mein Schicksal in meine eigene Hände gelegt und ist auf meinen Wunsch eingegangen: Ich darf nun in der Provinzverwaltung anfangen: In der Regia meines Vaters. So kann ich ihm bei der Arbeit über die Schultern schauen und lerne noch etwas über die Provinz, wo ich solange abwesend war!“


    Darauf musste wieder angestoßen werden....


    „Lass uns auf meine Ernennung anstoßen!“


    Ich nahm ihren Becher und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass er noch fast ganz voll war. Ich drückte ihr den Becher wieder in die Hand und stemmte die Arme in die Hüften.


    „Helena! Du willst doch nicht das ich böse werde? Austrinken! Sofort!“


    Ich wartete darauf, dass sie den Becher leere, damit wir erneut anstoßen konnten.

    „Das Gespräch mit ihr hat mir gereicht. Ich muss auf Nummer sicher gehen um meinen inneren Frieden zufinden. Und ich kann nur noch mal betonen, dass ich mir von einer fast gleichaltrigen nichts sagen lasse. Dixit!“


    Ich schaute in meinem Becher: Leer! So nahm ich zuerst Helenas Becher und dann meinen und füllte reinen Wein nach.


    „Lass uns trinken! Auf die neue Frau meines Vaters, die genauso meine Schwester sein könnte! Lass uns auf mein Junggesellenleben anstoßen!“


    Ich wartete bis Helena ihren Becher anhob, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich den Becher leerte um ihn gleich wieder aufzufüllen. Erst dann trank ich auch.

    “Ich weiß was ich hier tu’. Um meine Sorgen werde ich mich morgen schon kümmern, das sei dir sicher. Ich werde Valeria beschatten lassen, ihre Vergangenheit aufwühlen lassen, denn ich muss mir über ihre Motive ganz im klaren sein, wenn ich ruhig schlafen soll. Ich tu’ das nicht für mich, sondern für meinen Vater. Ich will nicht, dass er enttäuscht wird. Und ich tu’ das für meine Mutter, die auf meinem Vater wartet. Hier geht es nicht um mich... Aber das glaubst du mir sicher nicht... Du denkst sicher, ich bin ein Egoist, dem es nur um seine eigene Interessen geht. Frauen... Ach du bist ja eine, du weißt es daher am besten...“


    Frauen können so seltsam sein, so unterschiedlich von einem auf den anderen Augenblick. Frauen haben die Eigenschaft ihre Motive hinter einer Fassade zu verstecken... Frauen... sind so liebliche Wesen... Frauen sind so begehrlich... Ohne sie kann man nicht, aber mit ihnen auch nicht.


    Ich betrachtete Helena, nein, ich sondierte sie. Was steckte hinter ihrem Äußeren? Ja, ich gab es zu, oft interessierte mich nur das Äußere, aber vielen der Mädchen ging es doch oft genauso... Aber was war, wenn man mehr wollte?

    Sie hatte mich nicht versetzt und an die Becher hatte sie auch gedacht. Doch was war dies für eine Kanne die sie mitbrachte?


    „Das macht nichts! Ich bin noch lange nicht müde! Aber sprich, was hast du da noch mitgebracht? Noch mehr Wein? Nun, das wäre nicht nötig gewesen, denn ich habe hier nicht den billigen mitgenommen!“


    Ich deutete auf die Kanne in meinem Arm und hob dann lehrreich den rechten Zeigefinger.


    „Wie sagte ein weiser Mann einmal: ‚Nunc vino pellite curas!’ – ‚Nun vertreibt die Sorgen mit Wein!’“


    Ich seufzte kurz und sah Helena an.


    „Ich danke dir, dass du hier bist! Bist nen prima Kumpel, ich meine Cousine! Und du hast wirklich nichts besseres zutun, als dir die Sorgen eines jungen Mannes anzuhören, mit dem die Götter ihr Späßchen treiben?“

    Ich wartete geduldig auf Helena und zog mir mühselig die Stiefel aus und warf sie in die Ecke. Das letzte Mal als ich mit einer Frau getrunken hatte, war lange her... Sie hieß Prygia, die Tochter eines Gladiatorentrainers, Die hatte was vertragen... Helena war viel zu zart gebaut um viel vertragen zu können, was zweifellos auch ganz lustig sein könnte.


    Sie musste denken, ich sei richtig betrunken, dabei bräuchte es schon mehr von diesem Gesöff um mich umzuhauen.


    Wo blieb sie bloß? Sie hatte mich doch nicht übers Ohr gehauen? Ich beschloss, nicht mehr lange zu warten....

    Ich konnte sehr wohl alleine laufen und wollte erst noch etwas sagen, andererseits mit Helena Arm in Arm zu laufen... Ich entschloss mich für Zweiteres.


    „Nun gut! Aber du musst noch in die Küche und zwei Becher holen. Ich hatte eh nur einen, aber der ist nun... er existiert nicht mehr! Ich hoffe du verträgst etwas, musst du ja, immerhin fließt zwar nicht genau das gleiche Blut in unseren Adern, aber na ja... Ich finde es toll, dass du mir als Gesprächspartner zur Verfügung stehst. Sonst kenne ich ja kaum jemanden hier oder mich kennt keiner mehr. In Achia, da sind meine Freunde, zumindest ein Teil, der andere ist auch heim...!“


    Ich machte eine Geste, dass ich bereit war, unter dem einen Arm den Weinkrug und nun erwartete ich Helena unter dem anderen Arm. Ich brachte ein leichtes Grinsen zustande.


    „Lass uns gehen! Ich bin bereit! Und morgen hilfst du mir mit den Göttern einiges zu bereinigen, ok?“

    Ich ignorierte ihr Hand und stand mühselig von alleine auf. Eine Standpauke konnte ich jetzt am wenigsten vertragen. Wer in diesem Haus wollte mich denn noch alles bevormunden?


    „Deine Standpauke kannst du dir sparen. Ich habe mich nur um den billigen Wein gekümmert und es liegt alleine in der Entscheidung eines Mannes ob er sich betrinkt oder nicht. Du musst noch viel über Wein lernen. Man betrinkt sich nicht hoffnungslos mit dem guten und teuren Wein: Viel zu schade!


    Nur konnte ich ihr schlecht sagen, wohin bzw. was ich nun brauchte... Meine Cousine konnte mir das auf jeden Fall nicht geben!


    Aber vielleicht würde sie einen guten Gesprächspartner abgeben und vielleicht dürfte ich mich zumindest in ihre Arme begeben...


    Wo hier ein Lupanar ist, müsste ich woanders und zu einem anderen Zeitpunkt mal in Erfahrung bringen.


    „Eine kalte Dusche brauche ich nicht, lieber eine starke, nein weiche Schulter und ein paar liebe Worte!“


    .. und Taten, doch auch das behielt ich für mich. Wo hatte ich nur meinen Kopf gelassen? Suchend blickte ich mich um... Eine Kanne Wein würde es auch tun!


    „Wohin gehen wir?“


    Zu dir oder zu mir, wäre es mir fast herausgerutscht, aber das passte nicht zur Situation!

    Ich blickte auf. Da war eine Frau. Hatten die Götter doch Mitleid mit mir? Das wäre wirklich ein Wunder. Mit euphorischer Stimme rief ich aus:


    „Oh, holdes Weib! Dich schicken die Götter zu mir! Wahrhaft einen schönen Anblick stellst du dar. Venus persönlich muss dich geschickt haben...“


    Dann betrachtete ich das Ding dort genauer... Sie kam mir bekannt vor. War es die Göttin höchst persönlich? Nein, das Gesicht kam mir von woanders bekannt vor. Wann hatte ich diese Frau denn zum letzten Mal gesehen? Ich kam ins Grübeln... Jetzt wusste ich es: Ich hatte sie eben gerade noch gesehen: Helena!
    Mit gesenkter und enttäuschter Stimme sagte ich:


    „Ach Helena, du bist es!“


    So ein Mist, wieder spielten die Götter mit mir. Wer war es dieses mal? Venus? Fortuna? Ich würde wohl ein Großteil meines Geldes für Opfergaben ausgeben müssen....


    „Oh ihr Götter! Warum? Warum immer ich? Was muss ich tun?“


    Da kam mir eine Idee: Helena!


    „Helena, du bist doch Priesterin! Sag mir, warum mögen mich die Götter nicht? Wieso spielen sie so mit mir? Was kann ich dagegen tun? Bitte hilf mir!“


    Sollte ich sie auch nach dem Weg in ein Lupanar fragen, aber sie würde eh den Weg nicht
    kennen!

    Fortsetzung aus dem Atrium ;)


    Ich konnte diese ganze Situation immer noch nicht ganz begreifen. Da war man ein paar Jahre fort und lässt seinen Vater alleine und dann kommt so etwas dabei raus. Man sollte Väter nie alleine lassen. Der Weinkeller war der Beweis dafür. Hatte er soviel zu feiern? Immerhin hatte ich nun eine riesige Auswahl, aber die besten Weine wollte ich dann doch nicht anrühren, die waren zum besaufen viel zu schade. Die etwas günstigeren taten es auch: unverdünnt.


    So brach ich das Siegel der ersten Amphore und goss mir reichlich ein... Wenn die Amphore erstmal etwas leerer wäre, könnte ich direkt ansetzen. So machte ich es mir in einer Ecke bequem...


    Men Vater konnte manchmal so leichtgläubig sein. Sich Hals über Kopf verlieben, dass könnte ich nicht, nicht so dass ich den Verstand verlieren würde. Sicher hatte ich schon das eine oder andere Mädchen gehabt, aber für beide war es meistens nur Spaß, auch wenn ich mir manchmal etwas Anhaltenderes gewünscht hätte. Doch Venus wollte wohl nicht so...


    Mittlerweile war die Amphore so leicht, dass ich sie direkt anheben konnte, doch viel war auch nicht mehr drin.


    Es ging mir nicht im Geringsten um das Erbe, ich wollte auf eigenen Beinen stehen, zumindest später, am Anfang tat die Starthilfe ganz gut. Es ging mir um meinem Vater. Was wäre, wenn sie ihn enttäuschen würde. Wie oft haben es diese jungen Dinger nur auf das Geld abgesehen, schlimmstenfalls konnte ihr „Göttergatte“ nicht schnell genug sterben und es wurde nachgeholfen. Doch wie konnte man sich sicher sein? Ich war kein guter Schnüffler und wollte auch nicht dabei entdeckt werden. Was also tun? Trinken!


    Leer! Mit lautem Geschepper landete die Amphore in einer Ecke, irgendjemand würde es schon wegräumen... Das nächste Siegel brach, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten, das einschenken war dann noch schwerer und ich plumpste auf den Boden. Was ich nun brauchte war eine Frau! Doch war ich zulange von hier fort, als das ich wüsste, wo das nächste Lupanar war. Niemand hatte es mir als Kind gezeigt. So ein Mist aber auch! Ich warf den Becher mit einem lauten Geklirre in eine Ecke, irgendjemand würde es schon wegräumen...

    "Helena!... Helena... Ich werde nicht zusehen und warten. Ich werde handeln. Wenn auch nur im Hintergrund, aber ich werde handeln. Ich möchte meinen Vater nicht verletzen. Er soll davon nichts erfahren, er soll glücklich sein, dass wünsche ich mir. Aber ich werde es herausfinden ob sie ein falsches Spiel treibt, denn ich muß mir sicher sein. Ich hoffe du verstehst das!


    Ich werde sie aber nie als Vormund akzeptieren! Ich lasse mir nichts von jemanden sagen, die meine Schwester sein könnte..


    Allein schon die Vorstellung wie dei beid...


    ...nein, dass wollte ich nicht weiterdenken. Auch wenn sie ja... Naja, egal!

    "Ich brauche was zu trinken!"


    Und begab mich auf den Weg in den Weinkeller,

    "Immerhin? Hast du mal daran gedacht, wie alt mein Vater ist? Ich meine, ich wünsche ihm alles Glück der Welt und wenn er mit ihr glücklich ist... Aber an ihren Motiven zweifel ich! Wonach sieht das denn aus, wenn ein junges Ding einen älteren Herrn heiratet? Nicht das ich selbst auf das Erbe abgesehen habe... Es geht mir nur darum, wenn sie ihn ausnutzt und ihn unglücklich macht.... Und dann Mutter... Sie wartet auf den elysischen Feldern auf meinen Vater und er taucht dort auf und 40 Jahre später kommt dann meine neue Mutter dazu????"

    Ich drehte mich um... Das konnte ich eigentlich jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Aber nun gut, hatte ich jemanden, wo ich Luft ablassen könnte...


    "Helena..! Helena, hast du schon meine neue Mama kennengelernt? Sie ist 19 Jahre!!"

    Mit eiserner Mine verließ ich das Peristyl. Ich wusste nicht, was ich von der ganzen Situation halten sollte. Bei Iuno, sie war 19 Jahre, gerade etwas älter als ich... Meinem Vater könnte ich keine Vorwürfe machen, aber was steckt bei ihr dahinter?

    "Nun gut, ich denke, dann können wir nun diesen Ort verlassen und nachhause gehen... Glückwunsch Vater, ich beneide dich um deine neuste Errungenschaft! Und auch dich beglückwünsche ich. Du hast es bestimmt nicht schlecht bei uns wenn du gehorchst!"