Callidus hört sich die lange Geschichte seines Bruders an. Er war damals schon von fixen Ideen besessen und hielt an ihnen fest. Dass er einem Kult nach dem anderen, einer philosophischen Richtung nach der anderen folgen würde, lag durchaus in seiner Natur. Dass er sich eines Tages dabei verrennen würde, gäbe es niemanden, der ihn abhält, war eine denkbare Möglichkeit, so dass Callidus seinem Zwilling Glauben schenkte, was noch durch die Gefühlsausbrüche des Bruders verstärkt wurde. Sicher hatte Pulcher die Reisen zu Studien genutzt, davon war Callidus ebenso überzeugt, denn wie der eine selbst, so musste auch der andere sein. Dennoch waren Jahre verschenkt.
Als die Sprache auf den verstorbenen Vater kam, trübte sich auch das Gesicht des Callidus.
> Vater erkrankte, der Arzt kam täglich, um nach ihm zu sehen. Er hatte eine Zeit lang Fieber, blutigen Husten. Der Arzt riet ihm, nach Aegyptus zu gehen, weil die Luft ihm dort besser tun würde, doch er weigerte sich. Er war zwar auf seinem Landgut in Ostia, aber dennoch nah genug an Rom, um Domitianus´"Politik" aus der ferne zu verfolgen. Er war gezwungen, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Unser Onkel wurde gar verband. Aelius Quarto selbst verbrachte lange Zeit in Achaia. Seine Zeit reichte nicht, auch wenn er stets wieder in die Politik eintreten wollte, er überlebte den Tyrannen nur kurze Zeit in schwerer Krankheit. Erst nach dem Tod unseres Vaters, nachdem ich ihn lange Zeit gepflegt und mich um das Anwesen gekümmert hatte, ging ich nach Rom.....du warst fort.
Vater fragte nach dir, nach deinen Briefen, aber was sollte ich dem Mann sagen? Erst kurz vor seinem Tod erfand ich Schreiben, in denen ich ihm sagte, dass es dir gut gehe.
Nun bist du nach so langer Zeit zurückgekehrt, jetzt, wo Vater schon längst tot ist. Bist du nur zurückgekehrt, um dich zu entschuldigen, um Vaters Grab zu sehen? Oder wirst du jetzt......bleiben? <
Callidus schien es, als würde der Bruder sein Handeln zumindest bereuen. Und mit verdienten Männern als Geschwister war der Aelier eh nicht gesegnet. Einer seiner Brüder war Apollonpriester, ein wenig aussichtsreiches Amt, ist man kein Patrizier. Der andere war Soldat und verstarb bei einer Übung, kein Wunder, der Taugenichts hatte sich als Kind schon beim Spielen mit dem Holzschwert selbst verletzt. Sein Zwillingsbruder stand ihm schon damals stets am nächsten und war der Einzige, der das Potenzial hatte, es zu etwas zu bringen.