Gracchus war sich nicht sicher, ob er gegenüber einem der Fabier bereits hatte erwähnt, dass er es stets schätzte in medias res zu gehen - Titus Torquatus mochte dies indes durchaus auch beobachtet haben -, dass jedoch Cnaeus Torquatus sich nicht lange in Floskeln oder Nichtigkeiten verlor ehedem er sein Anliegen vorbrachte, kam Gracchus überaus zupass. Unverbindliche Plauderei war nicht seine Stärke - nicht bei Gastmählern, nicht vor dem Senat, nicht bei Hochzeiten, und ganz gewiss nicht im Angesicht des Todes.
"Nun"
, begann er darob nachdenklich.
"Um diese Causa angemessen einschätzen zu können, benötige ich noch einige Details, welche mehr oder weniger relevant sind, je nachdem wie sie in einem Gesamtkonstrukt sich zusammenfinden. Iunias Sohn, Pompeius, wie alt war er zum Zeitpunkt des Todes? Gibt es seinerseits Agnaten, welche erbbere'htigt sind, etwa eigene Kinder, oder auch sein Vater oder weitere Kinder dessen, also Geschwister Pompeius'? Gibt es darüber hinaus noch weitere Kinder Iunias?"
Gleichwohl Fabius sich mehr auf den Umstand der Schenkung konzentrierte, so konnte dies alles unabhängig von einer Schenkung relevant für die Erbfolge sein, wie auch das folgende.
"Bezüglich des Zeitpunktes des Todes ... sind ... sind Iunia und ihr Sohn gemeinsam ge..storben? Gibt es Zeugen dafür? Sofern nicht, gibt es Zeugen, welche die jeweiligen Todeszeitpunkte exakt be..stätigen können?"
Der Flavier mochte sich ungern mit den Details der Todesumständen beschäftigen, doch im Zweifelsfalle entschieden diese über die Verteilungsreihenfolge des Erbes.
"Lässt sich diese Angelegenheit nicht über die Erbfolge regeln, so besteht durchaus die Möglichkeit, die Rechtmäßigkeit der Schenkung anzufechten. Bei der Höhe des Vermögenswertes wäre eine entspre'hende Dokumentation angemessen, indes reicht es auch aus, dies unter Zeugen zu tätigen. Sofern es keinen Erben Pompeius' gibt, welcher nun dieses Vermögen beansprucht, oder jene Zeugen dir gegenüber keinen Groll hegen, ist es indes unwahrscheinlich, dass sie von sich aus bei den Praetoren würden vorsprechen."
Letztlich bemaß Gracchus das Vermögen nicht als derart immens, dass diese Angelegenheit in einem großen Gerichtsverfahren würde abgehandelt werden, welches die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit würde auf sich ziehen.
"In Hinblick auf die Rechtmäßigkeit solltest du allfällig mit den Verwaltern der Betrieben und Ländereien sprechen. Sofern der Besitz tatsächlich gewechselt hat, sollten sie dies nicht nur wissen, sondern auch ein Schriftstück Iunias vorweisen können, welches dies bestätigt, oder aber eine direkte Weisung ihrerseits glaubhaft versi'hern. Ist dies nicht der Fall, sollte diese Aussage vor Gericht bereits ausreichen, um die Schenkung als nichtig zu deklarieren."
Nach einem kurzen Zögern fuhr er fort.
"Im Zweifelsfalle wäre es sonstig durchaus eine Option, ein mögliches Verbrechen bei den entsprechenden Behörden anzuzeigen. Indes, zumindest sofern es keine weitere Partei gibt, welche einen Anspru'h auf das Erbe erhebt, sollte diese Angelegenheit sich auch vor den Praetoren zu deinem Vorteile klären lassen. Die Ehe ist ein hohes Gut, wir leben nicht in Zeiten der Not, und aufgrund deines Status kann man dir wohl kaum übermäßige Gier vorwerfen."