Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Selbstredend ging auch der Flavier davon aus, dass das grimmige Antlitz Petronius evoziert war durch den Groll auf die Christianer, was ihn sogleich in Gracchus' Sympathie ein wenig steigen ließ.

    "Wie erwähnt, eine Verschärfung des Decretum Christianorum ist längst überfällig, um unseren Stadteinheiten und den Geri'hten eine bessere Handhabe gegen diese Gelichter zu geben."

    Unter einer Falte seiner Toga zog Gracchus ein Pergament hervor, welches er dem Augustus reichte. Darin war das Decretum Christianorum gefasst, die angestrebten Änderungen durch eine rot gefärbte Tinte gekennzeichnet.

    "Ich habe mich hierzu vor kurzem bereits mit Decimus Serapio"

    , ein kurzer Blick zu diesem folgte,

    "Senator Marcius Salassus und Pontifex Minor Valerius Flaccus beraten, und dies ist unser Vorschlag, eben dies umzusetzen."

    Dass er zu einer entsprechenden Unterbreitung um einen Termin im Palast hatte gebeten, erwähnte Gracchus vorerst nicht.


    Pars Decima - Decretum Christianorum


    § 1 Religionstoleranz

    Im Grundsatz übt das Imperium Romanum eine religiöse Toleranz gegen das Christentum aus. Es wird den Christen gestattet ihren religiösen Praktiken nachzugehen.


    § 2 Allgemeines

    (1) Christliche Riten dürfen an keinem öffentlichen Platz zelebriert werden und es dürfen keinerlei Aufmärsche oder Prozessionen durchgeführt werden.

    (2) Die Christen in Rom sind dazu verpflichtet, einen religiösen Führer aus ihren Reihen zu erwählen. Dieser ist dem Gemeinwesen gegenüber für das Wohlverhalten der Christen verantwortlich. Er hat gegenüber den Quindecimviri Sacris Faciundis regelmäßig Auskunft über die Organisation zu geben, sowie gegenüber Personen mit berechtigtem Interesse auf Anfrage.

    (3) Religiöse Räumlichkeiten sind von außen nicht als solche kenntlich zu machen. Ihre Lokalität ist den Quindecimviri Sacris Faciundis durch den in Absatz 2 benannten religiösen Führer anzuzeigen.

    (4) Keine religiöse Praktik darf geltenden Gesetzen zuwiderlaufen, noch das Römische Pantheon direkt beleidigen.

    (5) Der christliche Glaube ist im Allgemeinen nicht meldepflichtig.

    (5) Es wird den Christen gestattet sich einen religiösen Führer zu erwählen. Dieser hat gegenüber Personen mit berechtigtem Interesse auf Anfrage jegliche Auskunft über die Organisation zu geben.


    § 3 Missionstätigkeit

    Es ist den Christen verboten öffentlich oder im Geheimen Römer offensiv zu ihrem Glauben zu missionieren durch aktives Predigen ihre Lehren zu verbreiten und Römer zu ihrem Glauben zu missionieren.


    § 4 Karriereverbote

    (1) Es ist Christen verboten im Exercitus Romanus zu dienen.

    (2) Es ist Christen verboten im Cultus Deorum zu dienen.

    (3) Es ist Christen verboten Ämter des Cursus Honorum innezuhaben.

    (4) Es ist Senatoren der Römischen Curie verboten Christ zu sein.


    § 5 Strafen

    (1) Christ zu sein ist grundsätzlich noch keine Straftat.

    (2) Verstöße gegen in diesem Decretum festgelegte Auflagen werden vom Iudicium Imperatoris erkannt und abgeurteilt, das jeweilige Strafmaß ist vom Gericht festzusetzen.


    § 6 Unschuldsbeweis

    Wird eine Person beschuldigt als Christ ihm verbotene Ämter innezuhaben so kann er sich von der Anklage mittels eines unter Zeugen zelebrierten Opfers an die Römischen Götter als unschuldig erweisen.

    Der Flavier hörte interessiert die Einschätzung Claudius', ehedem er auf die Frage des Kaisers kurz die Lippen schürzte und sodann antwortete.

    "Nun, zu Purgitius' militärischer Leistung kann ich nicht mehr sagen als in den Geschichtsbüchern steht, doch zweifelsohne ist dies bereits herausragend. Als Mensch kann ich ihn ebenfalls kaum be..urteilten, war ich privat nicht näher mit ihm bekannt. Ich schätze ihn jedoch als den gemäßigten Mann ein, als welcher er auch im Senat auftrat. Seine Laufbahn dort bis hin zum Consulat war durch Fleiß geprägt, seine Politik stets auf das Wohl Roms ausgeri'htet. Auch ich erachte ihn für würdig, in das Ulpianum aufgenommen zu werden."

    Während Gracchus vielen Glücksuchenden zweifelsohne gegenüber ein wenig reservierter wäre aufgetreten, so hatte der Annaeus durch seine Bildung, und insbesondere die Orte jener Ausbildung bereits einen kleinen Vorteil - allfällig auch durch sein gefälliges Äußeres -, ob dessen der Flavier freimütig war mit seinen Ratschlägen.

    "Nun, die Aufgaben eines Aedituus werden dir zweifelsohne dabei helfen können, in Rom Fuß zu fassen, immerhin wirst du mit vielen Menschen in Kontakt kommen. Sofern du dich indes ernsthaft um den ordo senatorius bemühen mö'htest wird ein Amt allein dir nicht helfen. Jemand wird deinen Namen auf die kaiserliche Liste der Standeserhebungen setzen müssen, darob solltest du deinen Patron sorgsam wählen."

    Vieles in Rom war nur durch den Einfluss eines Patrons zu erreichen, insbesondere jedoch Standeswechsel.

    Ein Bote des Collegium Pontificum überbrachte an diesem Tage die Ernennung des Anneus Vindex zum Aedituus, beiliegend ein kurzes Schreiben, dass man ihn dem Tempel des Aesculapius auf der Tiberinsel zuwies und er dort in zwei Tagen seinen Dienst antreten könne.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    SERVIUS ANNAEUS VINDEX


    ZUM


    AEDITUUS

    - ROMA -


    - DCCCLXXI AB URBE CONDITA -


    CD_Papyrus_gross.png

    gez. Iullus Curtilius Victor
    - PONTIFEX PRO MAGISTRO -


    Der junge Anneus schien tatsächlich weit herumgekommen zu sein und Bildung war eine vorzügliche Voraussetzung jeglicher Karriere, wie der Flavier befrand. Er reichte das Schreiben an seinen Sklaven Ikarus weiter, welcher das Papyrus sorgsam entrollte und vorzulesen begann. Während er dies tat hob sich für einen kurzen Augenblick Gracchus' linke Braue, dann schürzte er seine Lippen und schlussendlich nickte er.

    "Dies ist in der Tat eine vorzügliche Referenz, und auch der Tempel des Aesculapius scheint der rechte Wirkungsort für dich zu sein. Ich werde deine Causa dem Collegium antragen, sehe indes nichts, was deine Aufnahme in den Cultus Deorum sollte behindern. Du wirst in etwa zwei, drei Tagen eine Na'hricht erhalten."

    Ikarus rollte das Schriftstück wieder zusammen und reicht es Vindex zurück.

    "Eine Frage noch, wer ist dein Patron?"

    Gute Besserung, Tacitus!



    Mir persönlich fällt es derzeit leider noch immer ein wenig schwer unter der Woche genügend Freiraum und Kreativität für das IR aufzubringen. Sofern dazu auch noch das Wochenende wegfällt verringert sich meine Postingfrequenz noch weiter. Ich versuche allmählich aufzuholen und werde mir dazu auch erlauben, ein wenig kürzere Beiträge zu verfassen (und irgendwie meine Threads zu reduzieren), es wird aber mindestens bis zum Wochenende wohl im Schneckentempo weitergehen...

    Gracchus schätze sehr, dass der Augustus ohne Umschweife zur Sache kam, ob dessen er auf die Aufforderung Auquilius' ebenso direkt begann.

    "Die Gefahr für die pax deorum, und damit das Wohle Roms, war in den letzten Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, vorwiegend geprägt aus dem Inneren heraus. Versäumnisse, Anmaßungen oder Missverständnisse ließen die Götter wider ihr Volk zürnen. In den letzten Jahren indes breitet sich in Rom mit der Sekte der Christianer gar ein Feind aus dem Äußeren in unserem Innersten aus und frisst sich wie ein Ge..schwür durch die Eingeweide des Staatswesens! Wir haben dieses Geschwür viel zu lange ignoriert und gar toleriert! Die Schändung des Tempels der Göttli'hen Flavier* ist nur ein besonders schwerwiegendes Unheil, welches sie durch ihre schändli'hen Aktivitäten heraufbeschworen haben, und dessen Folgen für die pax deorum noch nicht gänzlich abzu..sehen sind, die wiederholte öffentliche Diffamierung unserer Götter und des Göttlichen Augustus ein weiteres, und auch Leib und Leben römischer Bürger ist nicht vor ihnen si'her! Jede ihrer Taten ist eine Gefahr für die pax deorum, und diesen Ma'henschaften muss endlich Einhalt geboten werden! Das Decretum Christianorum ist viel zu vage, immer wieder kommt es vor, dass Richter keine offizielle Handhabe für eine Ver..urteilung haben wenn nicht gerade ein gegenständlicher Schaden wurde angerichtet! Und jede dieser Freilassungen befeuert den christianischen Brand und schwä'ht unser Verhältnis zu den Göttlichen, das essentiell ist für das Wohlergehen unseres Staates und das unserer Bürger!"

    Es kostete den Flavier sichtlich Mühe einigermaßen beherrscht zu bleiben. Es war schlimm genug, dass es den Christianern gelungen war, ernsthaften Schaden in einem Tempel anzurichten - dass sie sich dazu ausgerechnet auch noch den Tempel der vergöttlichten Flavier hatten ausgesucht, traf Gracchus besonders hart. Kritisierte er schon seit langer Zeit, respektive seit der Missionierung seines Bruders Animus, die Christianer und ihre Umtriebe scharf, so stand ihm derzeit der Sinn danach, jeden einzelnen von ihnen zu inhaftieren und den Löwen zum Fraße vorzuwerfen - Männer, Frauen, Kinder, allesamt!


    Sim-Off:

    *da die Geschichte um die Schändung des flavischen Tempels bereits vor einiger Zeit SimOff begonnen und nun auch ihren Höhepunkt überschritten hat, baue ich sie hier SimOn bereits ein, da es recht gut passt. Wir können also davon ausgehen, dass diese Nachricht bereits bekannt ist.

    Varenus hatte nicht genügend Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Der Augustus trat soeben ein. "Ja, Aurelia fehlt. Vielleicht kann der Pontifex Flavius weitere Auskünfte erteilen?" Hing der Segen etwa schief? Varenus war auf jeden Fall sehr hellhörig geworden. Es handelte sich zwar um eine Einladung, doch war es, wenn der Augustus dies tat, wie ein Befehl zu verstehen. Das ist mal wieder typisch für den Adel.

    Einen Augenblick blinzelte Gracchus irritiert, ehedem seine Stirne sich in Sorgenfalten legte.

    "Meine Gemahlin befand sich die letzten Tage nicht gänzli'h wohl, so auch heute Morgen als ich das Haus verließ."
    Währen letzteres eine Mutmaßung war, so entsprach das allgemeine Befinden der Aurelia tatsächlich der Wahrheit, ein Umstand, welcher den Flavier durchaus in letzter Zeit umtrieb.
    "Allfällig fühlte sie sich noch nicht besser und hat sich exkulpieren lassen.*"

    Zweifelsohne würde irgendein Palastdiener davon Kenntnis haben.


    Sim-Off:

    *Ich habe Prisca am Freitag eine PN gesendet, welche sie jedoch noch nicht gelesen hat. Sofern sie noch einsteigen möchte ist es so mit einer kleinen Verspätung immer noch möglich.

    "Die alleinige Zahl an HeiIsu'henden ist fürwahr ein Problem auf der Insel, schlussendlich ist der Raum dort begrenzt."

    Was allfällig auch der Grund war, dass Händler sich dort nicht auch noch zwischen die Kranken wollten drängen, zudem machten sie zweifelsohne besseren Umsatz auf Foren oder in Straßen, wo die Besucher diverser Tempel sie frequentierten.

    "Jemand, der dies alles zu orchestrieren vermag, könnte in der Tat eine Bereicherung sein. Welche Referenzen kannst du vorweisen?*"



    Sim-Off:

    * Ein fiktives Schreiben eines passenden NSC reicht gänzlich.

    Es gefiel Gracchus, dass sein Tiro nicht gleich sich auf das durch ihn präferierte Amt stürzte, sondern die Vergabe durch den Senat mit Realismus reflektierte.

    "Dies ist ein hehres Ziel, Fabius. Selbstredend werden dir als Virgintivir längst nicht alle Möglichkeiten offen stehen, doch übli'herweise sind die Praetoren nicht abgeneigt, auch verantwortungsvolle Aufgaben an geeignete Tresviri abzugeben."

    Da der flavische Senator auch bei der Wahl der Praetoren einen nicht unerheblichen Einfluss würde ausüben, würde er zweifelsohne auch hernach dafür Sorge tragen können, dass Torquatus nicht nur keine allzu großen Steine in den Weg würden gelegt, sondern er sich dazu beweisen konnte - ohne es ihm jedoch dabei allzuleicht zu machen.

    Gracchus kannte selbstredend den Tempel des Aesculapius, der auf der Insel im Tiber hinter dem Theatrum Marcelli lag, indes musst er sich eingestehen, dass er seit langem nicht mehr dort gewesen war. Einen Augenblick betrachtete er wenig verwundert diese Feststellung in seinem Inneren, ließ dies doch auf auf sein Wohnergehen schließen.

    "Was genau ist es, das dich am Zustand des Tempels des Aesculapius besorgt?"

    Gerade der Dienst auf der Tiberinsel war letztendlich sehr speziell, galt es doch nicht nur sich um die Verwaltung eines Gebäudes zu kümmern und Hilfestellungen bei Opferungen zu geben, sondern eben auch sich um die Kranken zu kümmern, welche gar im Tempel nächtigten.

    Die Nennung Vescularius' Namens brachte Gracchus einen Herzschlag lang aus seiner Konzentration und Ruhe, wenn auch äußerlich höchstens bemerkbar, dass er kurz die Zähne aufeinanderbiss und seine Wangenmuskeln sich darob ein wenig anspannten. Die Information, dass Iunia Axilla in Alexandria hatte verweilt, führte ihn jedoch zu seinen ursprünglichen Gedanken zurück.

    "Nun, in Anbetracht dieser Familienverhältnisse könnten die genauen Todeszeitpunkte sich dahingehen zu deinen Gunsten auswirken, dass sofern Pompeius vor seiner Mutter starb sein Erbe an diese wäre geflossen. Und bei ihrem Tode somit an den durch den Decemvir bereits ermittelten Erbbere'htigten - also dich. Die Rechtmäßigkeit der Schenkung wäre in diesem Falle für dich nicht weiter von Belang."

    Einige Augenblicke lang betrachtet der Flavier die geschwungenen Linien der Maserung des Tisches zwischen ihnen, ehedem er wieder empor blickte.

    "Du solltest zuerst den Praetor aufsuchen, Fabius, und ihm deine Angelegenheit darlegen. Plinius Atticus ist durchaus ein vernünftiger Mann und unser Augustus nicht gierig. Wem also würde es nützen wenn der Besitz deiner Gemahlin über das Erbe ihres Sohnes an den Staat fällt?"

    Ein Besitz, der wohl trotz allem aus der Perspektive des Staates kaum der Rede wert war.

    "Insbesondere wenn zuvor Ermittlungen bis nach Aegytpus stattfinden müssten. Ein solcher Fall, der viel Aufwand mit sich bringt, dabei indes nicht eben mit öffentli'hem Prestige oder unter großer Wahrscheinlichkeit zu einer enormen Finanzspritze für die Staatskasse entlohnt wird, ist kaum etwas, das ein Praetor in seiner Amtszeit forcieren wird. Viel eher wird er geneigt sein, einem angesehenen Beamten des kaiserlichen Palastes das ihm zustehende Erbe seiner Gemahlin zukommen zu lassen."

    Gracchus schüttelte den Kopf.

    "Aber nein, während des Winters sind sie wieder in Baiae. Serenus mag ungestüm sein, doch verantwortungslos ist er nicht."
    In diesem Augenblicke trat die Zofe in den Türrahmen, die Zwillinge vor sich in den Raum schiebend. Es dauerte indes keine Sekunde, da riss der kleine Junge sich los und stürmte auf die Tischgruppe zu, noch ehe die Zofe zu einem empörten "Quintus!" konnte ansetzen.
    "Pati!"
    Er erklomm die Kline seines Vaters und setzte sich mit einen fröhlichen Grinsen zu ihm.
    "Nicht so stürmisch, Quintus."

    Liebevoll strich Gracchus über das dunkle Haar des Jungen, das vom vorherigen Bade noch feucht war.
    "Sieh nur, wer endli'h wieder zu Hause ist: dein Bruder Manius und seine Gemahlin Philonica."
    Quintus schaute zu seinem Bruder und diesen aus verkniffenen Augen an, in seinen Blick konnte man beinahe ein wenig Herausforderung hineindeuten. Derweil war auch die Zofe mit Prisca herangetreten, die mit schüchtern aufeinander gepressten Lippen Gracchus Minor aus großen Augen ansah. Während ihr Bruder Quintus die Erzählungen über seinen großen Bruder nicht sonderlich hatten interessiert, hatte Prisca jedes Wort in sich aufgesogen und sich einen Helden wie aus einer der Sagen imaginiert, welche die Zofe ihnen zum Abend oftmals erzählte. Da das kleine Mädchen noch keine Vorstellung sich machte, wie ein Heroe auszusehen hatte, störte es sie auch nicht, dass Minors Leib nicht eben dem eines Herkules entsprach. Der Ältere Gracchus beugte sich ein wenig nach vorn und hob das Mädchen ebenfalls auf die Kline.
    "Nun, wollt ihr nicht euren Bruder und seine Gemahlin begrüßen?"
    "Salvete"

    , flüsterte Prisca schüchtern, während ihr Bruder ein beinahe trotziges

    "Salvete!"

    ihnen entgegen schmetterte. Einen Bruder wie Marcus, den Sohn einer Freundin seiner Mutter, welcher diese manchmal in die Villa begleitete, und der ein Jahr älter war als die Zwillinge und mit Quintus Legionär oder Pirat spielte, dies wäre ein Bruder, wie er ihn gebrauchen könnte. Der dickliche alte Mann auf der anderen Kline jedoch entsprach diesem Bilde kaum.

    Die Wahl seines Sohnes zum Aedilis Curulis war kaum zu verlieren, zumal bereits im Vorfeld diverse Senatoren und Consulare, Claudius Menecrates eingeschlossen, ihre Unterstützung hatten zugesagt, sodass deren Pedarii ebenfalls genötigt würden sein, ihm ihre Stimmen zu geben. Und dennoch hatte der ältere Flavius eine gewisse Nervosität verspürt, hatte an die Möglichkeit einer Niederlage denken müssen, welche nicht nur Minor, sondern ihn gleichermaßen hätte kompromittiert. Nachdem jedoch das Procedere des Wahlvorgangs war vollendet und die Consuln Minors Namen verlasen, atmete der ältere Gracchus erleichtert auf und ein entspanntes, zufriedenes Lächeln malte sich auf seine Lippen. Von Stolz durchflutet und von Sorge befreit konnte er sich somit der Verteilung der niederen Ämter zuwenden, schlussendlich hatte er hier noch einen Tiro zu unterstüzten.

    "Ich plädiere dafür, Titus Fabius Torquatus seinem Wunsch entsprechend den Tresviri Capitales zuzuteilen. Ich konnte mich während seines Tirociniums von seinen Stärken überzeugen, und bin der Ansicht, dass er diese bestmöglich in diesem Aufgabenberei'h einbringen kann."

    Zu den übrigen Amtsträgern hatte der Flavier keine Meinung.

    Gleichwohl seine Teilnahme an einem Consilium Ulpianum - dem ersten - bereits viele Jahre zurück lag, so hatte die Einladung zu diesem Ereignis zahllose unerquickliche Reminiszenzen in Flavius Gracchus evozieren lassen. Damalig hatte er über die Aufnahme von Vinicius Lucianus und Tiberius Durus mitentscheiden sollen - ersterer zu diesem Zeitpunkt ein offizieller Hochverräter, letzterer für den Flavier ein persönlicher Verräter, beide wie er involviert in die Verschwörung zur Ermordung Kaiser Valerianus', welche Gracchus damalig wie heute gerne aus den Annalen seines Lebens, oder zumindest seinem eigenen Gedächtnis hätte getilgt. Gleichwohl die heutige Zusammenkunft nicht das geringste mit jenen Ereignissen hatte gemein, so hatte einzig die Art dieser dazu gereicht, dass der Flavier in dieser Nacht nur wenig hatte geschlafen, am Morgen kaum einen Bissen herunter gebracht und während der Salutatio seinen Klienten nur beiläufig hatte zugehört. Erst als er den Raum der Zusammenkunft betrat wurde ihm gewahr, dass er nicht einmal mit seiner Gemahlin, welche ebenfalls geladen war, darüber hatte gesprochen - oder allfällig hatte sie es, doch er hatte nicht zugehört? Dass er nun auch noch Faustus erblickte, der augenscheinlich ebenfalls dem Consilium beiwohnte - der Anlass rechtfertigten wohl kaum eine gesteigerte Präsenz der prätorianischen Garde zum Schutz des Augustus -, bescherte ihm einerseits ein Gefühl des Wohlseins, welches ihn stets im Anblicke Serapios überkam, wie auch des Unbehagens, da er bereits all sein Mühe musste aufwenden, eine solide Fassade ob der larvae seiner Vergangenheit aufrecht zu erhalten.

    Der Consular Manius Flavius Gracchus traf kurz nach dem Augustus ein und wandte sich selbstredend zuvorderst der Begrüßung eben dieses zu, ehedem er den Praefectus Praetorio Heius und dessen Tribun Decimus grüßte - letzteren mit der größtmöglichen Unverfänglichkeit, welche er konnte aufbringen, was ob der langjährigen Perfektionierung prätendierter Fassaden in jeglichen Lebenslagen durchaus ihm gelang. Fabius Torquatus grüßte er lediglich mit einem Nicken, ebenso wie den Tribun Petronius - welchen Gracchus ob seiner zivilen Erscheinung weder als Tribun der Urbaner konnte einordnen, noch der ihm sonstig bekannt erschien. Der Flavier war durchaus gespannt auf dieses Treffen, insbesondere ob der Causa der christianischen Umtriebe in der Stadt, hatte er zu seinem Bedauern auf sein Ersuch zu einem Gespräch mit dem Augustus zum Vorschlag zur Änderung des Decretum Christianorum doch bisherig keine Antwort erhalten. Indes, allfällig mochte auch diese Zusammenkunft ein geeigneter Augenblick für diesen Vorstoß sein, ob dessen Gracchus selbstredend jenen Vorschlag mit sich führte.

    Während Gracchus in seinen jüngeren Jahren zwar durchaus dessen gewahr gewesen war, dass die ihm gegebenen patrizischen Voraussetzungen eine große Pflicht gegenüber der Gesellschaft ihm auferlegten, hatte er dennoch Wohlstand und Pracht der flavischen Güter lange Zeit für alltäglich hingenommen. Indes hatte sein Leben ihn längst unzähliger anderer Umstände belehrt, dass er nun dem ihm Gegebenen mit großer Achtsamkeit und Dankbarkeit gegenüber stand, und darob die Worte des Annaeus nicht als Schmeichelei auffasste.

    "Nun, davon abgesehen, dass meinen Pflichten als Pontifex dies inkludieren, gehört es durchaus zu den ersprießlichen Aufgaben dieses Amtes, pfli'hteifrigen Bürgern den Schritt in den Cultus Deorum zu ermöglichen."

    In jedem Falle war dies weitaus erquicklicher als etwa Adoptionsangelegenheiten.

    "Darüberhinaus muss ich gestehen, dass dein Schreiben meine Neugier weckt, denn nur wenige Anwärter auf eine Anstellung im Cultus Deorum bringen bereits eigene Pläne mit. Was ist es also, das du auf deinen Reisen gelernt und das du in die Tempel Roms bringen möchtest?"

    Meine Arbeitswochen sind derzeit recht intensiv, dass ich währenddessen kaum Zeit und Muse für das IR finde. Dies wird sich die nächsten drei bis vier Wochen noch hinziehen. Ich versuche an den Wochenenden zu antworten, falls ich etwas wichtiges übersehen sollte, schickt mir bitte eine PN.

    Dies hat die letzten beiden Wochen leider nicht so funktioniert, wie ich es mir vorstellte, doch hoffe ich, dass nun wieder etwas mehr Kontinuität in mein IR-Leben einkehrt.

    Nach der Salutatio hatte Flavius Gracchus sich aus dem Tablinum in sein Officium begeben und sich hinter dem schweren, hölzernen Schreibtisch verschanzt. Er war seit vielen Jahren über das Alter hinaus, dass dieses Mobiliar als Bollwerk ihm diente, seine Zweifel ob seiner Tauglichkeit dahinter zu verbergen, doch noch immer schätzte er den Abstand, welchen es zwischen ihn selbst und seine Besucher brachte. An diesem Morgen war der erste Besucher ein gewisser Annaeus Vindex, der sich um eine Anstellung als Aedituus bemühte, und in dieser Angelegenheit einen Brief an das Collegium Pontificum hatte verfasst.


    Ad

    Collegium Pontificum

    Regia Cultus Deorum

    Roma


    Werte pontifices,


    ich bin erst kürzlich in dieser von den Göttern gesegneten Stadt angekommen, konnte aber schon einen Blick auf die Herrlichkeit der hiesigen Bauten werfen, die ohne Frage auch das Auge der Götter erfreuen. Nachdem ich mich nur ein wenig einleben konnte, möchte ich aber auch dieser Stadt dienen.


    Bei meinen Rundgängen fiel mir auf, dass einige der Tempel, so wunderbar sie auch sind, leider schlecht geführt zu sein scheinen. Ich mache niemandem einen Vorwurf, doch habe ich auf meinen Reisen im Osten des Reiches Vieles gesehen und gelernt und bis sicher, dass ich mit diesem Wissen der Organisation und Verwaltung sicherlich zuträglich sein werde.


    Werte Herren, betrachtet dies Schreiben bitte als eine offizielle Bewerbung um eine Position als Aedituus in einem der vielen Tempel dieser wunderschönen Stadt. Gerne würde ich ein persönliches Gespräch mit euch führen, da ich davon ausgehen muss, dass dieser direkte Vorstoß meinerseits einige Fragen aufwerfen wird.


    Hochachtungsvoll und in Erwartung eurer Antwort verbleibe ich damit.

    Vale Bene!


    Servius Annaeus Vindex

    Domus Annaea


    Erst als Ikarus, der Leibdiener und Sekretär Gracchus', den Brief hatte vorgelesen, wurde jener Annaeus in das Zimmer hinein geführt.

    "Salve, Annaeus Vindex. Bitte, nimm Platz"

    , wies der Flavier auf einen der beiden Stühle, welche ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches standen.

    "Du möchtest also Aedituus im Dienste Roms werden?"