Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus


    An diesem Tage hatte auch Gracchus sich eingefunden, dem Beginn der parentalia beizuwohnen, denn trotz aller Geschehnisse waren es gerade jene kultischen Zeremonien und Feste, welche dem Jahr ihre feste, unumstößliche Struktur gaben, dem Leben eine voraussehbare, verlässliche Beständigkeit und dem Einzelnen die Stabilität der Kontinuität. Auf dem Weg zu den vorderen Reihen hin - wo er als Pontifex und Senator hin gehörte - hätte Gracchus beinah seinen Neffen Lucanus übersehen, beinah jedoch nur, so dass er schließlich zu ihm trat und leise zuraunte - leise, da die Vorbereitung zum Opfer schon in vollem Gange waren und jeden Augenblick es seinen Beginn würde nehmen.
    "Komm mit nach vorne, Lucanus."
    Wortlos schob er seinen Neffen durch die schmale Gasse, für welche die beiden Sklaven vor ihnen Sorge trugen, so weit, dass sie förmlich jede der sechs Locken der Virgo Vestalis Maxima einzeln konnten sehen. Gerade rechtzeitig war die Ankunft, da eben der Herold zum Schweigen aufforderte. Als Pontifex wusste Gracchus natürlich um die Ernennung der Pomponia Pia, doch ihr Anblick als virgo vestalis maxima ließ trotz allem das Herz ihm schwer werden. Jahrelang hatte dort seine Schwester gestanden, jahrelang hatte mit Stolz und Ehrfurcht er zu ihr aufgeblickt, da Agrippina tatsächlich die einzige ihres Zweiges gewesen war, welche der Familie zur Ehre hatte gereicht und dies letztlich wohl immer würde bleiben. Ihre Eltern hatten dem Imperium sie überantwortet, ihr Leben lang hatte sie ihre Existenz dem Wohle des Staates gewidmet - doch was hatte der Staat ihr zurückgegeben? Seine Pflicht hatte er vernachlässigt, zugelassen, dass auf niederträchtigste Art und Weise dem Leben sie entrissen worden war, und noch immer gab es keine Spur von dem Täter, noch immer gab es keinen Anhaltspunkt über den Hintergrund der Tat - eine Tatsache, welche längst nicht mehr nur deplorabel, sondern eine Schande war. All dies wallte durch Gracchus' Gedanken im Anblick der virgo vestalis maxima, welche gleich seiner Schwester ihr Leben dem Wohle des Imperium hatte gewidmet. Sie alle waren austauschbar, ebenso, wie auch der Kaiser dies würde sein.

    Allmählich setzten die einzelnen Opfertiere von den Senatoren getragen sich in Bewegung. Auch der rote Ochse wurde mit vereinter Kraft angehoben und die Stangen der Bahre, auf welcher er ruhte, auf die Schultern der Träger geladen. Der Weg vom Kapitol hinab brachte bereits die erste Schwierigkeit, denn das Gewicht zog sich nach vorn hin, die Trägheit zog abwärts, so dass die Senatoren versuchten, sich dem entgegen zu stemmen, wodurch der gesamte Marsch noch langsamer wurde als ohnehin. Es war etwa auf halbem Wege den Hügel hinab, als Gracchus allmählich ernsthafte Zweifel plagten, dass dieser Tag mitnichten auch nur halb so ruhmreich würde werden, wie noch vor Stunden er diesem Trug war erlegen. Was zählte, dass sie das Wohl Roms auf ihren Schultern trugen, was zählte, dass in Tagen, Wochen und Jahren einzig die Entsühnung von dauerhafter Erinnerung würde sein, was zählte, dass dies allfällig die bedeutendste Pflicht seines Lebens würde sein, wie konnte all dies von Belang sein, wenn am Ende des Tages sie einen derart deplorablen Anblick würden abgeben, dass die Götter das Opfer von solcherlei Trauergestalten nicht würden annehmen? Die Neigung hinab konnte er es spüren, das erste Ziehen im Knie, welches vielmehr einem Stechen gereichte, als würden gleichsam Tausende Nadeln dort hineinfahren und rechts und links der Gelenke je zwei mit Widerhaken bestückte Pfeile stecken, an welchen je ein Mann zog, sie doch nicht aus dem Fleisch konnte reißen, sondern das Fleisch mehr und mehr von seinen Knochen zog. Allfällig war es auch ein schleichendes Feuer, welches von den Knien aus sich ausbreitete, jegliches umliegende Gewebe in Brand steckte, und die Gelenke an sich alsbald vergessen ließ, da die Muskeln und Sehnen darum viel mehr noch schmerzten und alle Aufmerksamkeit auf sich zogen, selbst jene, welche auf der Schulter lag, auf welche sich die Bahre hinab drückte wie das Himmelsgewölbe auf des Atlas' Leib.

    Der entsprechende Artikel zu Parentalia im Dcitionary of Roman Religion (Lesley und Roy Adkins, Oxford University Press, 2000) enthält folgenden Satz:
    "[...] Offerings were made to the dead, often by groups of mourners going outside towns and cities to visit their family tombs and have a feast. [...]"
    was mit Klein- und Goßstädten darauf schließen lässt, dass dieses Fest auch außerhalb Roms zelebriert wurde.


    Da der Ahnenkult auch in den Provinzen eine große Rolle spielte - neben zumeist nur wenigen ausgewählten Gottheiten finden sich in allen Provinzen auch immer Spuren des römischen Genius und der Ahnenverehrung - dürfte ein Fest zu Ehren der Vorfahren dort sicherlich zum Grundstock römischen Kultes gehört haben.

    Eine kleine Gruppierung aus Priestern und Gehilfen versammelte sich um die Statue der Göttin Diana herum, einer der ältesten italischen Göttinnen, welche als Schutzherrin der Frauen für deren Fruchtbarkeit und Hilfe bei Geburten Sorge trug, wie auch Jäger aller Arten um Ihre Gunst und Wohlwollen baten. Es war dies der ihr geweihte Tag, so dass wie dies ihr zustand ein Opfer zu ihren Ehren allein zelebriert wurde. Wohlduftende Kräuter wurden zu Füßen der Göttin den Kohlen übereignet, so dass der wohlige Odeur im gesamten Tempel sich auszubreiten begann, bis weit unter das Dach sich hin zog, um noch immer die Priester zu umfangen, während diese um Dianens Aufmerksamkeit baten und die Gaben des Voropfers - Blumen, Nüsse und Wein - ihr darboten.


    Vor dem Tempel, geschmückt und vorbereitet, wartete bereits eine prächtige weißfarbene Kuh und harrte ihres Schicksales. Unter Gesängen prozessierten die Sacerdotes aus dem Tempel hinaus, um das Opfer und den Altar herum, wo einer aus ihren Reihen die Weihe mit mola salsa, wie auch die rituelle Entkleidung des Tiers übernahm, um schlussendlich im wieder eingekehrten Schweigen der Göttin zu überantworten, was ihr gebührte.


    "Die wir unter Dianas Obhut stehen
    Keusche Mädchen und gepflegte Knaben,
    Lasst uns, Mädchen und gepflegte Knaben,
    Diana Lobgesänge darbringen.

    O Latonia des Zeus
    Große Tochter, des höchsten der Götter,
    Die die Mutter auf Delos einst
    Unterm Ölbaum geboren,

    Dass Du würdest Gebieterin
    Grüner Wälder und Bergeshöhen,
    Ferner, einsamer Täler Schluchten
    Und der Rauschenden Ströme.

    Dich als Juno Lucina flehn
    Die Gebärenden vom Schmerze erfüllt an,
    Hehre Trivia, Luna auch
    Mit geliehenem Lichte,


    Die im Laufe der Monde Du
    Gibst das Maß für des Jahres Bahn
    Und dem Bauern bis unters Dach
    Füllst Du mit Früchten die Scheune.

    Welchen Namen Du hören willst,
    Unter jedem gepriesen sei,
    Spende, wie Du es immer tatst,
    Segen dem Volke des Romulus!"*


    Mit kräftigem Schlage fuhr der malleus hinab auf das Haupte der Kuh, zwischen die Hörner platziert, so dass diese dem Boden entgegen fiel, um dort ihr Leben zu lassen - durch den scharfen Schnitt einer Axt durch die Kehle dessen beraubt. Rotfarben tränkte das Blut ihres Körpers den steinernen Boden und versickerte in den Fugen dazwischen, noch während ein cultrarius den Leib des Tieres öffnete, um die Eingeweide daraus zu entnehmen. Obgleich viele Augenpaare die vitalia studierten, so fand kein Makel sich daran, so dass jene Stücke dem Feuer der Diana konnten übergeben werden, wie dies ihr zustand, wie dies ihr zu Ehren gereichte.



    Sim-Off:

    *Angelehnt an Catullus

    Ein nachdenkliches Nicken geleitete Gracchus' ein wenig gedehnte Antwort, welche mehr an sich selbst, statt an den Sklaven gerichtet war.
    "Halbbruder, richtig, so war dies."
    Er hatte Tugio nicht sonderlich gut gekannt, nicht mehr, als man einen Menschen kennen lernte, welchen man ab und an in den Thermen oder während lokaler Festivitäten traf, doch andererseits war Athen noch mehr ein Dorf als Rom, so dass die Mitglieder gewisser Kreise sich untereinander alle irgendwie bekannt waren. Schlussendlich kräuselte erneut ein feines, sublimes Lächeln Gracchus' Lippen.
    "Nun, was nicht ist, das kann noch werden"
    , schmunzelte Gracchus auf den Namen des Sklaven bezogen. Sciurus trat nun zu seinem Herrn und es war genügend der Zeit an Kleochares vergeben.
    "Bringe ihn nach Hause und zeige ihm die Villa. Zudem setze einen Termin für morgen an, an welchem Lucanus ihn kennen lernen soll, so dieser nicht eminent wichtigeres zu tun hat."
    Ein wenig würde Gracchus noch sich auf den Märkten weiter umsehen.
    "Alle weiteren Fragen wird Sciurus dir beantworten,"
    wandte schlussendlich er sich an Kleochares, um hernach sich von ihnen abzuwenden.

    Auch Gracchus grüßte den vorigen Praefectus Urbi, ehedem sich einer der Helfer ihnen näherte, mit prüfendem Blicke sie taxierte - beinah, als würde er die Eingeweide eines Opfers untersuchen und sich überlegen, ob ein kleiner Makel zu ignorieren war oder nicht - und schlussendlich Tiberius' Vorschlag umsetzte und sie alle drei, Tiberius, Octavius und ihn selbst, zu einer kleinen Gruppe Männer zuwies, welche ebenfalls ungefähr von ihrer Größe waren. Es war dies ein durchschnittlicher Querschnitt durch den Senat - abgesehen von Octavius, welcher aufgrund seiner nicht allzu lange zurückliegenden Verwundung womöglich noch immer ein wenig geschwächt war, erweckte zudem mehr als die Hälfte der Männer allein ob ihrer Statur und ihres Alters wegen nicht eben den Eindruck, als würden sie sehr oft noch sich in sportlicher oder sonstig körperlich aktiver Weise betätigen und ihrem Körper mehr als das anstrengende Dampfbad in den Thermen zumuten. Gracchus selbst war augenscheinlich der jüngste in dieser Runde und beim Anblick einiger seiner Mitträger wurde langsam ihm gewahr, dass dies vermutlich doch kein allzu leichter Tag würde werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Hätte nicht Tiberius Durus ebenfalls nie ein militärisches Amt inne gehabt, so hätte Gracchus vermutet, er könne der ganzen Diskussion nicht gänzlich folgen einzig aus dem Grunde, da ihm die Erfahrung dazu fehlte, doch da Senator Tiberius augenscheinlich genau zu wissen schien, worauf er hinaus wollte, konnte es daran nicht liegen, was Gracchus in seiner Überlegung jedoch keinen digitus weiter brachte.
    "So wir diese Frage stellen wollten, müssten wir nicht sie dem Imperator Caesar Augustus stellen, und würden wir in gleicher Weise nicht damit Zweifel zum Ausdruck bringen an seinem Vermögen, die imperialen Truppen geschickt über das Reich zu dislozieren und organisieren? Es ist davon auszugehen, dass der Kaiser sehr wohl weiß, weshalb er seine Tuppen in welcher Provinz stationiert hat, und so wir ein konkretes Anliegen für eine Aufgabe in einer speziellen senatorisch verwalteten Provinz vorzutragen haben, so sollten wir dies tun, anstatt pauschal Truppen zu fordern, welche letztlich ohnehin dem Augustus unterstehen, und im Falle eines Konfliktes zwischen Proconsul und Befehlshaber dem betreffenden Proconsul durch die offizielle Befugnis kein Stück weit wäre weiter geholfen, da der Befehlshaber sich letztlich immer auf das Wort des Augustus könnte berufen, es sei denn, der Augustus stellt jene Truppen unter volle Kontrolle des Proconsuls und dies wird er kaum tun, so er jene Männer nicht selbst auswählt. Ich sehe dies darum similär zu Senator Purgitius, so wir wollen, dass der Proconsul Befehlsgewallt über die Truppen seiner Provinz hat, werden wir dem Imperator das Recht müssen einräumen, diese Männer selbst zu bestimmen, wodurch wir die Kontrolle über jene Provinzen an ihn abtreten."

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    Wohlwollend blickte der Sacerdos auf das weiße Tier hin, der Senator hatte augenscheinlich keine Kosten gescheut, und jene wenigen, marginalen Flecken auf dem Fell der Kuh würden leichthin zu kaschieren sein. Orphidius winkte einen der Helfer heran und wies ihm, das Opfer vorzubereiten.
    "Er wird sich um Fell, Horn und den Schmuck des Tieres kümmern, so dass es nach dem Voropfer bereit sein wird"
    , wandte der Sacerdos erklärend sich dem Senator zu und drängte den Helfer gleichsam mit einem weiteren Wink, sich zu eilen. Sodann geleitete er Decimus die Stufen zum Tempel hinauf, trat mit ihm in die aedes hinein und schickte die Sklaven des Senators, welche Weihrauch, Wein und Blumen trugen mit geflüsterten Worten nach vorne zum Altar hin, auf dass sie rechtzeitig dort würden bereitstehen, wenn das Opfer begann. Er selbst schlug eine Gewandfalte seiner Toga über den Kopf und wusch seine Hände, um hernach mit dem Senator sich vor die überdimensionale Statue der Iuno zu begeben, auf dass jener dort mit der Räucherung konnte den Ritus einleiten, seine Worte an Iuno formulieren und die Voropfer darbringen.



    Die Sitzung wurde aufgelöst und Rom befand sich in Trauer, es waren dies so lapidare Worte, dass beinahe der Sinn dahinter verloren gehen konnte. Geht und trauert, hatte der Consul die Senatoren angewiesen, darum erhob sich auch Gracchus, um eben dies zu tun, zu gehen und zu trauern - allfällig auch nur ersteres, denn viel relevanter als die Trauer war, nicht die Zukunft aus den Augen zu verlieren. Ein Aelier würde Ulpius folgen, rechtmäßig adoptierter Sohn zwar, doch trotz allem aus der Familie der Aelier stammend und in nicht unbedingt positivem Verhältnis zur Flavia stehend. Möglicherweise mochte der Groll seiner Familie gegenüber der Gens Flavia Valerianus anhaften, möglicherweise nicht - doch bis dies ermittelt würde sein, war Vorsicht geboten, so man den Namen Flavius in seinem Namen trugt.

    Manches Mal hatte Gracchus das Gefühl, dass sobald ein kleines Problem die Pforte zur Curia Iulia durchschritt, es unweigerlich sich dehnte und streckte und zu übermäßigem Umfang hin sich aufblähte, möglicherweise um jener geschichtsträchtigen und staatstragenden Atmosphäre gerecht zu werden, welche diese Halle erfüllte. Jenes Problem um eine redundante Vertretungspflicht des Praefectus Urbi schien Gracchus ein solches zu sein.
    "Ich stimme Senator Purgitius zu. So sich kein Mann in diesen Reihen mehr findet, welcher gewillt ist das Amt eines Aedils anzunehmen, oder der Senat keinem Kandidaten sein Vertrauen aussprechen kann, so sollte ein Paradoxon in den Worten der Gesetze unsere letzte Sorge sein."
    Andererseits war dies vermutlich ein positives Zeichen, denn sofern der Senat sich um jene Marginalitäten der Gesetzte in solch umfassender Weise konnte kümmern, so standen keine drängenderen Angelegenheiten an, befand sich nicht der Staat in Aufruhr, nicht das Reich in Gefahr und die Welt war ein Stück weit in Ordnung.

    Fragenden Blickes folgte Gracchus dem Blick des Senators zu den Rindern hin.
    "Nun"
    , begann er ein wenig zögerlich.
    "Es ist nicht eben einfach, den passenden Zeitpunkt zu finden, an welchem ein Jungtier als Opferrind alt genug, doch nicht länger ein Kalb ist. Ich assekuriere jedoch, der Cultus Deorum hat sich ausgiebigst mit einer Großzahl Rindern befasst, und jene, welche diesen Tages mit uns der lustratio harren, stellen die beste aller möglichen Auswahl dar. Immerhin wird an jene Opfer ein gewisses Maß an Anspruch gestellt, doch gerade bezüglich der Stiere hätten es leicht Tiere mit doppeltem Umfang können können."
    Jene Senatoren, welche ob ritueller Ausrufe verunsichert waren, konnte Gracchus indes beruhigen.
    "Der Rex Sacrorum wird alle notwendigen zeremoniellen Worte sprechen, einzig das age im Opferritus wird durch die Consulen ausgesprochen werden. Ansonsten werden wir sicherlich schwer genug an den Opfern zu tragen haben, als dass uns zu Ausrufen zumute sein wird."
    Abgesehen von jenen Ausrufen des Schmerzes und Jammers womöglich.

    Das hell klingende Lachen, welches mit Flügeln durch den Raum schwebte, so filigran und zart schimmernd wie diejenigen von Libellen, ließ das subliminale Lächeln auf Gracchus' Lippen ein Stück weiter noch seine Mundwinkel anheben. Unbezweifelt, Epicharis würde perfekt an die Seite Aristides' passen und allfällig auch die bisweilen ein wenig triste Stille der Villa Flavia zum Erzittern bringen. Obgleich Gracchus die sanfte Couleur ausgewogener Stille sehr zu schätzen wusste, viel mehr als das kakophonische Durcheinander reghaften Lebens, vermisste er bisweilen den heimlichen Klang erhabener Leichtigkeit und graziler Lebendigkeit, wie nur ein weibliches Wesen ihn vermochte erklingen zu lassen - abgesehen von seiner Gemahlin, wofür jedoch er sich selbst die Schuld zuschob.
    "So, so"
    , stellte Gracchus lakonisch fest.
    "Es würde dir also zur Freude gereichen, mir mit einem Nagetier zu dräuen. Nun denn, eines Tages mag dies geschehen, doch beklage dich dann nicht über meine Fußspuren auf dem Tisch, denn ich habe dich bereits im Voraus gewarnt."
    Ihre folgenden Worte kommentierte Gracchus nicht weiter, versuchte nicht erst, ihre Ansicht seiner Person zurecht zu rücken, sondern genoss den Nachhall der humorigen Atmosphäre, bis dass schlussendlich Sciurus' ein leises Räuspern hinter ihm vernehmen ließ. Ein Nicken quittierte die wortlose Verständigung zwischen Sklave und Herrn, ein Lächeln kräuselte hernach noch einmal Gracchus' Lippen.
    "Es ist stets die Pflicht, welche uns daran erinnert wie kostbar unsere Zeit ist, doch eben darum müssen wir ihr folgen. Indes, es war mir eine äußerst große Freude, ein wenig meiner Zeit auf solch angenehme Weise hier verstreichen zu lassen und ich danke dir dafür."
    Er erhob sich von der Kline.
    "Sofern wir Neuigkeiten von Marcus erhalten, werde ich dir darob eine Mitteilung senden lassen."
    In keinster Weise ahnte er zu diesem Zeitpunkt - wie auch später nicht - dass Epicharis weitaus mehr Nachrichten von Aristides würde erhalten, als die Bewohner der Villa Flavia. Mit dem ihr entgegen gebrachten Wunsch eines weiterhin angenehmen Tages verabschiedete Gracchus sich von Epicharis und verließ daraufhin die Villa, seinen Pflichten nachzugehen.

    Der engste, den ich habe. Irrational war die Furcht, welche in Gracchus ob Corvinus' Worte erwuchs, erneut schlich ein Hauch von Eifersucht durch die Räume seines Gedankengebäudes, gerade so filigran, als dass er mit einem direkten Blicke nicht zu fassen war, nur allenthalben in den Augenwinkeln als diffuser Schatten sich abzeichnete und sich sogleich verflüchtigte, so Gracchus versuchte ihn zu fixieren. Doch mochte bisweilen der Aurelier womöglich auch mehr in Aquilius sehen denn nur einen Freund, Gracchus vertraute seinem geliebten Vetter, mehr als sonst irgendwem auf dieser Welt, und jener hatte die Furcht längst von ihn genommen, in eindringlichen Worten und eindringender Tat, so dass im Grunde sie nicht mehr war vorhanden - wenigstens so lange niemand die massive Türe zum Kellergewölbe des mentalen Gebäudes hin aufschloss, die Tausend krummen Stufen aus tief schwarzfarbenem Granit dort hinab stieg, den Deckel der schweren, eisernen Truhe anhob und letztlich noch die dünne, lederne Schicht entfernte, welche jenen kleinen Kern stetigen, furchtsamen Zweifels umhüllte, welchen Gracchus bezüglich seines Geliebten dort hatte verborgen.
    "Für uns selbst mögen wir akzeptieren können, was wir sind, Aurelius. Doch dies bedeutet längst nicht, dass die Welt um uns herum dies tut. Gleichsam mag die Welt vergessen, so man das Fundament der Erinnerung ihr entzieht, doch wie können wir diese Grundlage ihr entziehen, wenn wir doch sind, was wir sind und gleichsam dies nicht verleugnen können, ohne uns selbst dabei zu verlieren?"
    Es sagte dies kaum mehr als eine substanzielle Philosophie aus für jenen, welchem nicht gegeben war, auf jene grazile Schwingung zu reagieren, welche unweigerlich in Gracchus' Tonfall anklang, doch gleichsam schufen seine Worte eine Brücke zum anderen Ufer, so der Schall dieser auf einen Klangkörper stieß, welcher ihn zu fassen vermochte. Ein leises Gefühl beschlich Gracchus selbst beim Anblick seines Gegenübers, das reagible Schwingen feinster Sinne, Gräsern gleich, die im Winde erzitterten, ident dem Erbeben marginalster Härchen im Inneren der Nase im Hauche eines fremden Odeurs oder jener Membran im Inneren des Ohres beim Herannahen eines Flüsterns. Er war schön, jener Aurelius Corvinus - harmonische Züge umschmeichelten starke, ausdrucksvolle Augen, die Lippen schwangen sich in perfekter, ebenmäßiger Linie und allenthalben durchfurchte die Verwunderung seine Stirne, was einen Ausdruck von starkem Charakter ihm verlieh. Zu früheren Zeiten, vor Jahren einmal, mochte dieser Anblick dazu gereicht haben, Gracchus' Sinne schwindeln zu lassen, ihn zu übergießen mit einem wohligen Schauer dürstenden Verlangens, einem warmen Sommerregen gleich, ihn eintauchen zu lassen in einen Ozean aus dahintreibender, vergeblicher Sehnsucht - doch dieser Tage war alles Verlangen gestillt, jede Sehnsucht erfüllt, und seine Sinne von tiefster Zufriedenheit hinsichtlich seiner Bedürfnisse saturiert. Caius war alles, nach was sein Herzen es je hatte gedürstet, und er war kein Mann, welcher sich nach Erreichen seiner Ziele in blinde Willkür musste ergeben, um die Suspense des Reizes aufrecht zu erhalten, gegenteilig wusste er genau, dass sein Leben lang er sich würde in nie endender Hingabe, in ewiglich währender Euphorie an seinem Geliebten würde delektieren können, ohne dass auch nur eine Spur von Ennui würde in ihm erwachsen, denn beständige Sicherheit war ihm weitaus agreabler denn abwechslungsreiches Abenteuer, von welchem ohnehin nur ihm wurde allzu schnell blümerant vor Augen. Die Wahrheit zu leben indes bezog sich in diesem Augenblicke nicht nur auf jene brisante Nähe zu seinem Vetter, welche er zwar nicht würde verleugnen können, doch gleichermaßen nie würde freiwillig offenbaren, sondern gleichsam auch auf den ihm innewohnenden Makel, für welchen es keine Alternative gab denn nicht ihn zu verhehlen, um von seiner Gattin ihn dadurch abzuwenden.
    "So die Götter uns dies verwehren, muss ich lange vor dem Staat sie bereits erzürnt haben. In manchen Angelegenheiten jedoch sind selbst die Götter machtlos und müssen dem Schicksal sich beugen. Doch es ist müßig darüber zu sinnieren, glaube mir, ich habe dies lange genug getan und längst nicht beendet."
    Letztlich begann und endete alles mit jenem Fluch, welcher beständig auf der Flavia zu lasten schien, doch selbst dessen war Gracchus sich längst nicht mehr gänzlich sicher. Manch eine Begebenheit im Leben indes erfüllte einen klandestinen Zweck, welcher erst weit danach wurde deutlich, manches mal allfällig niemals in diesem Leben dies mochte werden.
    "Dennoch danke ich dir für das Angebot deiner Diskretion, wie auch ich trotz allem weiter eingestehen muss, dass mein Auftreten in der Tat mehr als unangemessen war."
    Ein sublimes Lächeln kräuselte langsam Gracchus' Lippen, versuchte in seiner marginalen Spannung diejenige aus seinem Inneren zu lösen.
    "Beinahe bin ich versucht anzunehmen, es sei deine Person, welche bald regelmäßig dazu gereicht, mich aus der geradlinigen Bahn meiner Selbst hinaus zu katapultieren. Ich hoffe darob, wir werden im Senat stets auf gleicher Seite stehen oder zumindest nicht vis á vis."
    Immerhin gab es im Senat zwischen gleichen Seiten und vis á vis eine Menge diffizilster Grade, in welchen man zueinander stehen konnte. Für einen kurzen Augenblick sog Gracchus seine Unterlippe zwischen die Zähne, bevor er weiter sprach.
    "Dies ist sonstig tatsächlich nicht meine Art, derart impulsiv zu reagieren, es ist nur ... nun, sobald es die Familie tangiert, wirft das Leben augenscheinlich mich ein wenig rapider und resoluter aus der Bahn als gewöhnlich."
    Es war dies durchaus ein wenig blamabel, denn obgleich die Familie einer jener wichtigsten Werte der römischen Gesellschaft war, bedeutete dies Eingeständnis dennoch eine Schwäche. Ungleich unangenehmer jedoch war jene Eröffnung, welche Corvinus folgen ließ, denn dass jener ihn und seinen Intellekt schätzte, dies mochte ihm und womöglich auch anderen kein Geheimnis sein, Gracchus indes war es bis dahin nicht unbedingt bewusst. Selten sah er sich in einer Position, in welcher von anderen er geschätzt wurde, zudem war im Angesichte solcherlei ihm stets unbehaglich, da fortwährend hinter der Ästimation er ein Missverständnis vermutete, aus jenem Grunde da er einen Eindruck erweckt haben mochte, welcher nicht im mindesten seine Person tatsächlich wiederspiegelte, und sogleich selbst sich der Subreption schuldig sah, da solcherlei Wertschätzung gänzlich jener Vorstellung entgegen stand, welche er selbst von sich hegte. Es drängte ihn danach, sich zu rechtfertigen, sich zu exkulpieren für jenen falschen Eindruck, welchen er erweckt haben mochte, doch Aquilius hatte geduldig ihm ausgetrieben, solchermaßen zu reagieren, da dies die Situation im Allgemeinen nurmehr verkomplizierte, so dass er solcherlei höchstens seinem Vetter gegenüber noch wagte. Gracchus schwieg darob diesbezüglich - denn was auch er würde sagen, es würde letztlich nur in einer notdürftigen Rechtfertigung enden - fasste den Kelch aus schimmerndem Glas, vergoss ebenfalls einen Schluck den Göttern zu Ehren, und hob hernach ihn an.
    "Auf den Wert der Familie."
    Während der kühle, verdünnte Wein - obgleich er keinen sonderlich ausgeprägten Gaumen für den Saft der Reben besaß, so musste selbst Gracchus bemerken, dass dies ein äußerst passabler Tropfen war - über ihre Lippen hinweg perlte, ihre Rachen umspülte, um letztlich die Kehlen hinab zu rinnen und wohlig in ihren Mägen sich auszubreiten, hing die Stille des Schweigens schwer in der Luft zwischen ihnen. Da die Situation indes bereits solchermaßen gegeben war, dass er im Hause des Aurelius eben jenem gegenüber saß, und zudem es sich anbot, um vom eigentlichen Thema ein wenig ab zu kommen, sprach Gracchus denn die Zukunft an.
    "Wirst du dich zur kommenden Amtszeit erneut zur Wahl für den Cursus Honorum aufstellen lassen? Dein Vigintivirat war immerhin äußerst erfolgreich, so dass einer Quästur kaum wohl etwas entgegen steht."
    Kaum einen Zweifel hegte Gracchus daran, dass Corvinus sich würde bei Zeiten für ein weiteres Amt aufstellen lassen, doch ein Mann, welchem die rechten Mittel und damit die Möglichkeit gegeben war, nicht auf ein senatorisches Amt mit aller Gewalt hin zustreben zu müssen, um die maroden Kassen wieder aufzufüllen, konnte sich immerhin Zeit dabei lassen, die Stufen des Cursus Honorum zu erklimmen, und seine Aufmerksamkeit dabei durchaus auf andere Pflichten konzentrieren.

    In flammendem Rot wie das Feuer der Leidenschaft, sinnliche Aphrodite in Person, erschien Antonia im Triclinium - so unsäglich erhaben, so unglaublich schön, dass es Gracchus schmerzte, sie an sich selbst verschwendet zu wissen, da keine Leidenschaft, kein Verlangen sich in ihm regte, einzig ein stilles Vergnügen, genährt durch die perfekte, harmonische Ästhetik ihrer Person, welche nichts feindseliges mehr an sich hatte, nichts zerstörendes - selbst der Klang ihrer Stimme durchschnitt nicht die Stille einer scharfen Klinge gleich, sondern trug sie in sanften Wogen aus dem Atrium hinaus.
    "Salve, Antonia."
    Gracchus erhob sich, um seine Gemahlin die Hand zu bieten, auf dass sie sich neben ihm auf die Kline würde legen - mehr der Berührung wagte er trotz allem nicht. Denn noch immer überschattete die allgegenwärtige Situation ihre Beziehung zueinander - nach dem Gespräch mit Aquilius hatte Gracchus bisherig keine Zeit und Gelegenheit gefunden, mit Antonia darob zu sprechen, und nun drängte dieser Abend sich zwischen sie, noch ehe er ihr hatte eröffnen können, dass ihrer Ehe letztlich kein Kind würde beschieden sein. Ungern nur wollte er dies zwischen Vor- und Nachspeise ihr eröffnen, so dass er kaum wagte, in ihre Augen zu blicken, denn trotz allem war er sich längstens nicht dessen sicher, dass sie auch in diesem Falle würde an seiner Seite bleiben. Ihr Wunsch war es gewesen, ihm trotz allem einen Nachkommen zu gebären, doch in dieser Sache ging längst es nicht mehr um ihn allein, gleichsam wusste er nicht, wie drängend in ihr selbst das Sehnen nach einem Kind war. Er konnte und würde ihr nicht verwehren, das Glück einer Familie an der Seite eines anderen Mannes zu suchen, so es sie danach würde verlangen.
    "Wie geht es dir?"
    fragte er, nachdem sie Platz genommen hatten, tatsächlich daran interessiert.

    Ein wenig hob sich Gracchus' Braue, ganz so, als würde sie - und mit ihr er selbst - sich nicht gänzlich entscheiden können zwischen Belustigung oder Besorgnis.
    "Kleochares wie der Feldherr oder Kleochares wie der Eunuch? Du bist doch nicht etwa ein Eunuch?"
    Im Grunde genommen würde dies keinen Unterschied machen, ein Sklave brauchte seine Männlichkeit allenfalls noch zur Zucht, zudem waren Eunuchen bisweilen viel unkomplizierter, doch gerade so Kleochares etwas würde taugen, wäre es verschwendet, so er nicht in die Zuchtlinie würde eingereiht werden können. Zudem würde Gracchus die Vertuschung dieser Tatsache dem Händler übel nehmen.
    "Nun, wie dem auch sei, die Familie Cannutius ist mir tatsächlich ein Begriff, ich verbrachte meine Jugendzeit in Athen. Ist dir Cannutius Tugio bekannt? Ist nicht Scapula sein Bruder?"
    Athena, schöne Athena - Aquilius würde nicht glauben, was für ein Kleinod er an diesem Tage hatte ersteigert, obgleich Gracchus noch immer auf jenen Makel wartete, welcher den Sklaven zu solch günstigem Preise ihm hatte in die Hände fallen lassen.
    "Du wirst der Bildung meines Neffen ein wenig nachhelfen"
    , eröffnete er sodann Kleochares seine Aufgabe. Mit einem Blick über die Schulter suchte Gracchus nach Lucanus, welcher jedoch bereits von seinem hohen Fass herunter geklettert und in der Menge verschwunden war.
    "Er ist ein intelligenter, aufgeweckter, junger Mann, doch erwachsen in Flaviobriga, in der hispanischen Provinz. Es gibt dort nicht einmal eine Bibliothek, soweit ich weiß."
    Womit bereits alles zu Flaviobriga gesagt war.
    "Darob braucht er noch ein wenig Feinschliff, bevor er sich der Öffentlichkeit zum Amte stellen kann. Die Bibliothek unseres Hauses wird dir natürlich offen stehen, ebenso wie es keine Schwierigkeit sein wird, eine Kopie aus einer der öffentlichen Bibliotheken zu besorgen, so etwas fehlen sollte"

    Auch Gracchus konnte keinerlei militärische Erfahrung aufweisen, weshalb auch er nicht mit besonderen Vorkehrungen hatte dem Tage vorgesorgt, einzig mit ein wenig zusätzlichem Training in den zurückliegenden Tagen, doch er würde jede technische Schwäche leichthin durch seine Jugend ausgleichen - welche zwar real nicht mehr gegeben war, im Angesicht des Durchschnittsalters der Senatoren allerdings doch wiederum in gewisser Weise. Zudem fühlte er sich regelrecht beflügelt, denn es war dies ein Tag für die Götter, eine Entsühnung wahrhaft imperialen Ausmaßes, und wie oft in seinem Leben hatte ein Mann diese Gelegenheit, der unbedingten Pflichterfüllung gegenüber dem Staate so nahe zu kommen? Abgesehen von jenem Grunde, welcher sie erst an diesen Punkt hatte geführt, war dies ein wahrhaft erhabener Tag. So sah denn Gracchus nicht das Gewicht der Rinder, er sah nur die satten Farben ihres tingierten Felles, die leuchtende Pracht ihres Schmuckes, die funkelnden Hörner, ihren funkelnden Augen gleich, die in ihre besten Gewänder gekleideten Götterstatuen, welche in der Prozession würden mitgeführt, die Blumenkränze und Ranken - es schien dies ein Triumphzug der Götter zu werden. In bester Laune trat er darum zu den Senatoren Vinicius, Purgitius und Tiberius hinzu, sann nur einen marginalen Augenblick darüber nach, dass Vinicius an diesem Tage ausgesprochen maskulin wirkte, und auch darüber, dass etwas an Purgitius' Erscheinung nicht passen mochte, proportional allfällig, obgleich er nicht genau detektieren konnte, was dies war.
    "Salvete, Senatores!"
    Kurz ließ seinen Blick er über den Himmel schweifen, welcher hier oben auf dem Kapitol immer ein wenig näher schien denn unten am Forum.
    "Welch ein grandioser Tag für ein lustrum, die Sonne wird uns nicht versengen, doch gleichsam wird der Schweiß uns nicht am Rücken festfrieren. Die Götter scheinen unserem Ansinnen wahrlich gewogen."

    Eine Bitte waren die unmissverständlichen Worte des Consuls kaum noch, eher eine Formalität, welcher genüge musste getan werden, so dass auch die Gewährung dieser keine tatsächliche Entscheidung war, weshalb Gracchus schlussendlich nicht zögerte, für das Collegium zu sprechen.
    "Das Collegium Pontificium wird die notwendigen Vorbereitungen treffen und für alle Details Sorge tragen."
    Und so sollte dies geschehen und womöglich eine Tradition begründen, welche in unzähligen Zeitaltern danach noch immer an diesem Tage einen Zug durch die Städte würde führen, womöglich allfällig auch nicht.


    --> lustratio senatorum - De Zoch kütt!

    Einige Herzschläge lang sann Gracchus darüber nach, ob er versuchen solle, Celerina davon abzubringen, ihn mit Onkel anzusprechen, ihr möglicherweise vorzuschlagen, dass sie ob des nicht allzu übermäßig großen Altersunterschiedes - welcher aus seiner Sicht heraus genau dann nicht allzu übermäßig groß war, wenn jener oder jene Verwandte bereits die Kindertoga hatte abgelegt - auf jenes Vettern-Basen-Verhältnis auszuweichen, wie er dies bei seinem Neffen Furianus tat - aus dem Grund, da Furianus sogar noch einige Jahre älter war als er selbst, doch letztlich schwieg er. Im Vergleich mit dem tatsächlichen Großonkel x-ten Grades war der einfach Onkel immerhin nicht gar so schlimm und obgleich er sich dies nicht unbedingt wollte eingestehen, so würden vermutlich nurmehr jüngere Verwandte in die Villa einziehen. Es wurde wirklich Zeit, dass Aristides nach Italia zurückkehrte und sich endlich in Rom würde niederlassen - im Vergleich zu ihm fühlte sich Gracchus trotz allem zwar auch nicht immmer unbedingt sonderlich jung, doch er war es.
    "Natürlich"
    , entgegnete Gracchus auf ihre Bitte, obgleich dies mehr nur Formalität war.
    "Wir werden uns heute Abend sehen."
    Er erhob und verabschiedete sich mit der Spur eines Lächelns auf den Lippen und ließ bei der Rückkehr in seine Gemächer bereits in Gedanken eine Liste potentieller Ehemänner für Celerina durch seinen Kopf ziehen.

    Sim-Off:

    Opfer-Priester gibt es in dieser Stadt keine mehr, doch jene werden ohnehin im Angesicht des Opferherren allgemeinhin überbewertet. Ein NPC-Sacerdos ist alles, was der Cultus Deorum dir derzeit anbieten kann.


    [Blockierte Grafik: http://img182.imageshack.us/img182/4282/sacerdosbi9.jpg
    Aufgeregt war er, der Sacerdos Orphidius Dento, beinahe ein wenig nervös, wie vor seinen ersten öffentlichen Opferungen, damals als er noch ein junger Mann gewesen war - denn ein Senator hatte sich ankündigt, ein Opfer der Iuno darzubringen, und tatsächlicherweise war dies kein Ereignis, welches sich dieser Tage sonderlich häufig ereignete. Seine beste Tunika hatte Orphidius daher an diesem Tage angelegt, in strahlendstem Weiß - bis auf den marginalen Flecken am hinteren Saum, welcher keiner Bleiche und keiner Lauge wollte weichen -, darüber die Festtagstoga, seine Füße am Morgen länger als gewöhnlich geschrubbt und die Backen gleich zwei Mal mit dem schon etwas abgestumpften Messer rasiert, dass seine Gemahlin bereits ob einer heimlichen Liebschaft ihm spottete. Indes, der Sacerdos ließ sich nicht beirren, denn es war dies ein gar in der imperialen Zeitung angekündigtes Opfer, vermutlich eines der Opfer mit größter Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, welche der etwas ältliche Sacerdos je noch in seinem Leben würde in direkter Weise begleiten, und da sein Patron es versäumt hatte, in der Politik weit voran zu kommen, so konnte nicht schaden, einem Senator im Gedächtnis zu bleiben.
    "Salve, Senator Decimus!"
    grüßte der Sacerdos den eintreffenden Senator erfreut.
    "Mein Name ist Orphidius Dento, ich werde dir bei deinem Opfer zur Seite stehen."
    Unauffällig versuchte Orphidius an Senator Decimus einen Blick vorbei zu werfen, um zu sehen, welche Gaben er brachte, der Iuno zum Dank.