Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    "Dass dies einen Nutzen hat, hoffe ich sehr. Vor allen Dingen in Bezug auf die Annalen des Imperium ist Organisation vonnöten. Ich kenne zwar die Rechte des Quaestor Principis, doch nichts liegt mir ferner, als etwas aufzuoktroyieren. Die Geschichte mag Flavier kennen, welche wahrhafte Tyrannen waren, doch ich gehöre gemeinhin nicht dazu."
    Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen nahm auch Gracchus Platz.
    "Politik sollte nicht über Freundschaft bestimmten, Aurelius. Gerade im Disput zeigt sich doch immer wieder, dass Männer völlig unterschiedlicher Meinung sein können und dennoch nichts sie davon abhält, einen Becher Wein miteinander zu genießen. Dennoch begrüße ich es sehr, dass wir unsere Quaestur gemeinsam erfüllen werden. Doch ich muss gestehen, nur sehr wenige Mitglieder deiner Gens sind mir näher bekannt."
    In Gracchus' Erinnerung tauchen Bilder seiner Verlobung auf, dort waren Aurelier geladen, doch er kann sich nichteinmal mehr daran entsinnen, ob Cicero womöglich auch zu jenen gehört hatte. Er schalt sich nun, Sciurus nicht voher nach diesen Dingen befragt zu haben, ersetzte ihm jener doch bald seine Aufzeichnungen,.
    "Ich fürchte, an Informationen kann ich dir nicht mehr bieten als das, was Rom zu bieten hat. Die Menschen sind aufgebracht über den Aedilis Plebis, doch sie werden dies und alles andere schon bald vergessen, wenn erst die Ludi Romani beginnen. Fünfzehn Tage voller Attraktionen und kostenloser Bespaßung, unsere Vorfahren wussten genau, wie sie dem Volk die tristen Tage des Septembers schmackhaft zu machen haben."
    Fünfzehn Tage bis zu seiner Hochzeit. Ein schauderlicher Gedanke und nichts würde die Tristesse seines eigenen Septembers vertreiben können.

    Auch Gracchus stand an jenem Tag auf dem Tempelvorplatz des Tempels der kapitolinischen Trias und harrte dem Opfer. Wenige Tage zuvor hatte er noch zu den Sacerdotes gehört, welche in jenem Tempel ihren Dienst taten, doch am heutigen Tage genoss er, ein Teil der Zuschauer zu sein. Unter jenen entdeckte er auch seinen Amtskollegen Aurelius, welchem er kurz zunickte, bevor bereits der Herold zur Stille aufforderte.

    Erst glaubte Gracchus einem Hochstapler erlegen zu sein, doch als Pomponius fortfuhr, begann er zu lachen.
    "Wunderbar, ein wahrhafter Künstler. Ich könnte mir gut vorstellen, dass du zwischen den Gängen des Mahls einige Gedichte zur Auflockerung einstreust. Möglicherweise Valerius Catullus? Zum Ende des Mahls hin, vor dem Brautzug, dann allfällig etwas Klassisches. Eine griechische Kommödie, meinetwegen auch in Form einer Fabula Palliata. Was auch immer, es sollte nur nicht allzu lang sein, weder langatmig noch von schier endloser Dauer."
    Denn lange würden Gracchus diese Tage ohnehin werden und dem süßen Wein haftete bereits jetzt ein bitterer Nachgeschmack an.

    Er brauchte nicht lange, um die in Frage kommenden Männer zu memorieren, doch keiner unter ihnen hatte sich bereits auffällig um das Imperium verdient gemacht. Daher schüttelte Gracchus leicht den Kopf.
    "Es gibt keinen darunter, dem eine solche Ehre bereits angemessen wäre."
    Sodann schwieg er wieder, war er sich seiner Position als Gast durchaus bewusst, und beobachtete interessiert. Ein wenig förmlicher hatte er sich diesen Conventus immer vorgestellt, saßen doch die wichtigsten Männer des Reiches beieinander, doch womöglich lag genau in jener Tatsache der Kern des Irrtums.

    Zitat

    Original von Iulia Helena
    Mal ehrlich ... mit einer Kornähre am Stirnband rumrennen IST peinlich ... ich sehe das nur realistisch. :D


    Wie peinlich ist es, mit einem Kreuz beladen durch die Straßen zu ziehen und dabei seinem Heiligen zu gedenken? Ich denke, im religiösen Umfeld ist hier die Grenze schwer zu ziehen und sicherlich hat jede Religion ihre peinlichen Riten und Feste. Was den einen völlig deppert vorkommt, ist für die anderen mit tiefen Emotionen verbunden. Sicherlich war das bei den Römern ähnlich.

    Als der erste Quaestor eintraf - im Grunde der zweite, doch Gracchus zählte sich selten mit - legte Gracchus sein Unbehagen in einer tiefen Schublade seiner selbst ab und ein erfreutes Lächeln kräuselte seine Lippen.
    "Salve, Aurelius Cicero! Die Gratulation kann ich nur zurück geben. Es freut mich, dass ich dich heute in unserer Villa begrüßen kann. Und ich hoffe darauf, dass sich nun, da du in Rom verweilen wirst, die Gelegenheit doch ergeben wird, den Disput fort zu führen."
    Er wies auf die Klinen und die bereitstehenden Kleinigkeiten.
    "Bitte nimm Platz, wir warten noch auf den Quaestor Decimus. Tiberius ließ sich entschuldigen, er wird etwas später zu uns stoßen. Man entlässt ihn anscheinend nicht so schnell aus den Fängen der Iuristerei."

    Gefolgt von seinem Leibsklaven betrat Gracchus den Raum und knetete abwesend seine Finger. Wieder und wieder hatte er in Gedanken memoriert, was es zu besprechen galt, doch augenscheinlich hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges dabei vergessen zu haben. Er drehte sich um, blickte Sciurus an, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er hatte den Sklaven bereits zwei mal gefragt, doch jener hatte ihm immer wieder versichert, dass dies alles sei.

    Die Gelegenheit schien Gracchus günstig, war es doch nicht mehr allzu lange hin, bis zum Tag der Hochzeit.
    "Eine vorzügliche Idee."
    Er wandte sich dem Sklaven zu.
    "Eine Taverne in der näheren Umgebung."
    Sciurus verzog keine Mine, nickte nur und schlug den Weg in Richtung des Forum Boarium ein. Gracchus bedeutete Pomponius dem Sklaven zu folgen und tat dies ebenfalls.

    Eine Taverne mit angenehmem Erscheinungsbild, im Velabrum an der Verbindungsstraße zwischen Forum Romanum und Forum Boarium auf der dem Palatin zugewandten Seite gelegen. Redliche Bürger sind hier zu finden, dazwischen einige vielleicht nicht ganz so redliche Geschäftsmänner. Sie gönnen sich nach getaner Arbeit ein Mahl oder kommen, um bei einem kleinen Imbis zu Reden oder zu Verhandeln. Vor der Tür steht ein Hühne von Mann - an dessen Oberkörper Gracchus' Blick nicht gänzlich unbeeindruckt vorbeiziehen kann - welcher dafür Sorge trägt, dass Gäste, die nicht zahlunskräftig erscheinen, draußen bleiben müssen. In Begleitung des Sextus Pomponius betritt Gracchus das Etablissement und der Sklave Sciurus sorgt sogleich dafür, dass ihnen ein angemessener Tisch zugewiesen wird. Wenig später, nachdem sie sich auf den Klinen niedergelassen haben, werden Wein und eine Obstschale gebracht.
    "Vita brevis, ars longa - Das Leben ist kurz, die Kunst jedoch lang. Ich gebe zu, sie mögen ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen sein, die Worte des Seneca, denn ich vermute, das Leben wird mit einer Heirat länger werden, als uns manches mal lieb sein kann. Dennoch steht es in keinem Verhältnis zur Kunst, welche uns alle um Welten überdauern wird. Dein Anteil soll es sein, dass zumindest die Erinnerung an das bevorstehende Ereignis eine Weile überdauert und in der Gäste Köpfe bleibt. Was also umfasst dein Können, Sextus Pomponius, welche Dichter beherrschst du?"

    Auch Gracchus leistete mit gehobener Rechten seinen Schwur.


    "EGO, MANIUS FLAVIUS GRACCHUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, MANIUS FLAVIUS GRACCHUS OFFICIO QUAESTOR PRINCIPIS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, MANIUS FLAVIUS GRACCHUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, MANIUS FLAVIUS GRACCHUS OFFICIIS MUNERIS QUAESTOR PRINCIPIS
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS QUAESTOR PRINCIPIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    "Valete, bis zu den Vinalia!"
    Nachdem die beiden Artorier den Tempel verlassen hatten, drehte sich Gracchus der Iuppiter-Statue zu und sah sie sinnierend an. Er hob eine Hand und knetete an seiner Unterlippe, doch es wollte ihm nicht mehr einfallen, was er sich vorgenommen hatte, bevor die beiden zum Tempel gekommen waren. So ließ er die Hand wieder sinken und wandte sich um, strebte dem Ausgang des Tempels entgegen. Er verließ die Cella und blickte erstaunt in den düsteren Himmel Roms, als würde ihm eben erst wieder gewahr, dass es regnete.
    "Es ist anscheinend noch zu früh, den Heimweg anzutreten."
    Pyrgos, einer der Tempelsklaven, saß auf einer der obersten Treppenstufen vor der Cella der Minerva und blickte nun zu Gracchus hinüber.
    "Richtig! Rasch, Pyrgos, eile dich und hole einen trockenen Lappen."
    Ohne darauf zu achten, wie der Sklave missmutig in den Regen hinauseilte, kehrte Gracchus zu Iuppiter zurück und sah nun auch die Kanne mit Öl in einer Wandnische herumstehen. Denn die Statuen ölen, dies war es, was er zu tun gedachte.

    Im Grunde war Gracchus ein sehr friedfertiger Mensch, auf Harmonie bedacht und selten mit bösartigen Gedanken unterwegs, doch als er den Raum des Conventus betrat und sein Blick seinen Vetter streifte, so wäre jener augenblicklich tot umgefallen, könnten Blick töten. Keine halbe Stunde zuvor war der Sacerdos noch in Erfüllung seiner Pflichten im Tempel des Iuppiter Capitolinus inbegriffen gewesen, als ihn Felix' Nachricht erreicht hatte, dass er sich zu jener Zusammenkunft zu bemühen und Oliven mitzubringen hätte. Natürlich war es Gracchus eine große Ehre, diesem Kreis beisitzen zu dürfen, doch ein wenig mehr Vorlaufzeit hätte ihm sein Vetter gönnen können.
    "Salve, mein Kaiser! Verzeih die Verspätung, ich wurde sehr kurzfristig von diesem Termin unterrichtet."
    Er biss die Kiefer aufeinander und nickte auch den übrigen Anwesenden grüßend zu.
    "Salvete!"
    Schließlich nahm er auf dem ihm durch einen Sklaven zugewiesenen Platz Platz. Die Schale mit Oliven trug ein ihm folgender Bedienster des Palastes und stellte sie nun auf den Tisch in der Mitte. Es waren mit die teuersten Oliven gewesen, welche in Rom wohl zu finden waren, nicht unbedingt, weil sie die allerbeste Qualität aufwiesen, sondern weil er sie auf dem Weg vom Kaptitol her direkt am Forum erstanden hatte.

    Es vergingen nur wenige Minuten, dann gab die Gastgeberin ihm zu verstehen, dass das Opfer nun beginnen konnte. Gracchus verabschiedete sich vorerst wieder von den Flaviern und trat zum Ort des Opfers hin. Ein Tisch war dort aufgebaut worden mit einer Statue des Iuppiters, geschmückt von allerlei Weinranken, daneben standen eine Räucherschale, die bereits mit glühenden Kohlen gefüllt war, Opferbehältnisse und eine Feuerschale bereit. Auch einer der beiden Tempeldiener, welche Gracchus in die Casa begleitet hatten, stand auf seiner Position, den anderen vermutete der Sacerdos bereitstehend mit dem Opfertier. Zusätzlich würde ein junger Verwandter Medeias als Minister helfen. Auf einen Wink hin verstummte die Trommel, schlagartig kehrte Ruhe in den Raum ein.
    "Werte Gäste der Vinalia rustica! Iuppiter ist es, dem zu Ehren wir uns am heutigen Tage versammelt haben, Iuppiter ist es, welchem die Ehre gebührt am heutigen Tage von uns gefeiert und reichlich beschenkt zu werden, auf dass die Früchte unserer Reben ihre vollmundige Reife erreichen, und die Lese der Trauben in diesem Jahre so reichhaltig ausfallen möge, wie die Jahre zuvor."
    Gracchus schlug sich einen Zipfel seiner Toga übers Haupt und wandte sich dem Opferhelfer zu, welcher die Räucherung anreichte. Keine Minute später kräuselten sich die bläulichen Cassiablüten auf der Kohle, bäumten sich leicht unter der Hitze auf und verströmten in der Verbrennung inbegriffen einen schweren zimtartig-würzigen Geruch. Der Sacerdos sparte nicht an der Räucherung, so dass die grauen Rauchsäulen sich unter der Decke des Atriums fingen und sich beinahe durch den gesamten Raum verteilten, ehe sie durch die Öffnung im Dach auch in den dämmernden Abendhimmel emporstiegen. Schließlich wandte sich Gracchus dem durch die Statue repräsentierten Gott zu.
    "Oh Iove hochgelobter, Iove höchster und größter! Schenke uns Deine Aufmerksamkeit noch einmal an diesem Tage, beehre uns mit Deiner Anwesenheit um anzunehmen, was wir Dir schenken. Diese Gaben für Dich, Iuppiter maximus, wie es Dir gebührt an diesem Tage, als Bitte die reifen Trauben unserer Reben zu schonen."
    Er nahm eine Weintraube von dem Opferhelfer entgegen und legte sie vorsichtig auf den Gabentisch vor die Statue hin. Anschließend goss er Wein in die bereitstehende Schale, ein leichter, süßer Duft stieg ihm dabei in die Nase, war es doch jener erste Wein des Jahres vom Gut der Artorier, denn während die Menschen bis ins nächste Jahr, bis zu den Vinalia priora, auf den Genuss des neuen Weines warten mussten, so wurde er den Göttern schon vorher offeriert. Schließlich trat der Sacerdos ein Stück weit zur Seite, um den Gästen die Gelegenheit zu geben, die Gaben aus ihren Opfersäckchen darzubringen.

    Es kostete Gracchus ein wenig Mühe, dem Dialekt des Pomponius zu folgen, doch durch sein Zitat bewies jener, dass er durchaus fähig war, rhetorische Qualität an den Tag zu legen, wenn auch nur in begrenztem Maße. Doch Gracchus vertraute darauf, dass er zu diesem auch bei einer längeren Darbietung in der Lage war.
    "Wie könnte ich einen Künstler in Ketten legen? Wenn dir beides liegt, die Rezitation und das freie Spiel, so sollte eine Mischung aus beidem die geeignetste Wahl sein, aurea mediocritas*, um bei Horaz zu bleiben. Jedoch muss die Darbietung auf das Publikum angepasst sein, es werde einige bedeutende Persönlichkeiten geladen sein. Dies sollte auch in deinem Interesse liegen, denn wenn es jenen gefällt, so wird sicher der ein oder andere einen Auftritt für dich bereit halten."
    Eine Gemeinde als Referenz sollte Gracchus genügen. Zudem, wer wollte gar immer nur die alten, abgedroschenen Schwafler hören, wenn sich neues Künstlerblut in Roma fand?



    * Die goldene Mitte

    Erfreut sah Gracchus, wie sich sein Sklave mit dem Redner auf den Rückweg machte, denn dies lies nur Gutes vermuten.
    "Salve, Sextus Pomponius. Mein Name ist Falvius Gracchus. Ein Künstler bist du also, dies ist wirklich vorzüglich. In einigen Tagen werde ich meine Vermählung feiern und für jenen Anlass suche ich noch nach einem geeigneten Künstler, möglicherweise nach dir. Sag, welches ist das Metier, dem du dich verschrieben hast? Gehörst du einer Schauspieltruppe an, stehst du möglicherweise gar einer vor? Oder sind es die dichterischen oder musischen Darbietungen?"
    Pomponius schien ein wenig exzentrisch, doch welcher Künstler war dies nicht?

    In den letzten Tagen kam Gracchus immer wieder einmal am Forum vorbei um den dort getätigten Rednern zu lauschen. Selten bemüßigte er sich dazu, ein Wort beizusteuern, waren die Themen doch selten von Belang oder Interesse für ihn. Der dichterische Beitrag des Mannes mit dem fremdländischen Akzent jedoch zog ihn merkwürdigerweise an. Der 'Pomponide' ließ ihn sogleich an Pomponius Bononiensis denken und Gracchus kam ein Gedanke, welcher ihm sehr gut gefiel. Allfällig bot sich hier eine Gelegenheit, welche man ergreifen sollte. Er sprach einige Worte zu seinem Sklaven Sciurus und schickte diesen sodann zu dem Herrn.

    Zitat

    Original von Titus Flavius Milo


    In seine frische Toga gekleidet betrat Gracchus das Atrium erneut und blickte sich nach dem Opfer um. Er schien noch einige Minuten Zeit zu haben, so trat er zu den Flaviern hin.
    "Wahrlich ein Hispanier. Aquilius, er wurde auf dem Weg überfallen."
    Sorge sprach aus Gracchus' Stimme.
    "Er wurde augenscheinlich in ein Handgemenge verwickelt, doch es geht ihm den Umständen entsprechend gut."
    Sein Blick schweifte über den Tänzer, doch auch dessen Anblick konnte ihn nicht von seinen Gedanken um den Vetter trennen.

    Ein sorgenvolles Lächeln trat in Gracchus' Gesicht.
    "Unverwüstlich, mein hispanischer Stier."
    Die letzten Worte fanden ihren Weg nur sehr, sehr leise über Gracchus' Lippen. Gleichzeitig lösten sie eine Flut von Erinnerungen aus und er löste seine Hand aus der seines Vetters und wandte sich ab.
    "Pass auf ihn auf."
    Seine Worte galten Sciurus, dann blickte Gracchus noch einmal an sich herab und richtete eine Falte seiner Toga, bevor er den Raum hoch erhobenen Hauptes verließ, in Gedanken jedoch weiter dort verweilend.

    Dankend nickte Gracchus seinem Vetter zu und beobachtete die Stimmabgabe der Sodales. Schließlich wandte er sich an den noch amtierenden Magister.
    "Auch ich stimme für mich."
    Wäre dies nicht der Fall, so hätte er sich nicht aufstellen lassen, immerhin war er davon überzeugt, ein besserer Magister zu sein, als kein Magister und ein qualifizierter Gegenkandidat hatte sich immerhin nicht gefunden.

    Irritiert blinzelte Gracchus ob der dieser abstrusen Geschehnisse um ihn herum und wandte sich wieder seinem Vetter zu, froh sich nicht weiter mit diesen auseinandersetzen zu müssen. Die Frage jedoch, welcher jener unvermutet in den Raum warf, war nicht eben dazu angehalten ein ausführliches Gespräch darüber zu führen.
    "Es geht ihr gut. Die Hochzeit wird am zwölften Tag vor den Kalenden des Oktobers* stattfinden."
    Gracchus hatte die Claudia zwar schon einige Zeit nicht mehr gesehen, doch die Kunde besorgniserregender Zustände wäre ihm sicher nicht entgangen, beziehungsweise seinem Sklaven Sciurus. Doch es gab wichtigeres als Gracchus' Verlobte und so führte er das Gespräch direkt in jene Richtung, welche ihm von größerem Nutzen sein konnte.
    "Aber sag, wie ist es dir auf Sardinien ergangen und was führt dich nun nach Roma?"
    Es gab ein Thema, auf welches er im weiteren Verlauf des Abends gerne eingehen wollte, doch noch erschien es ihm verfrüht seinen Vetter damit zu überrumpeln so lange er sich nicht darüber im Klaren war, was jenen überhaupt in die Kapitale trieb.



    * 20.9.2006/103 n.Chr.