Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Nun ich bin Plebejer und halte von der Regelung nicht allzuviel. Das Volk von Rom ist schon viel zu verweichlicht um irgendwelche Aufgaben welche momentan die Sklaven erledigen selbst zu machen. Davon mal abgesehen würden die meisten Leute diese Arbeiten wahrscheinlich auch gar nicht machen wollen. Aber ich halte mich da raus. Ich bin Soldat ich brauche keine Sklaven zumindestens noch nicht :D


    Für einen, der sich heraushielt, hatte der Soldat recht viel zu sagen. Doch Gracchus achtete nicht weiter auf ihn, sondern blickte in Erwartung einer Antwort nach vorn zum Tribunus Plebis. Einzig er würde Gracchus' Frage beantworten können und somit entscheiden, ob es vonnöten war, sich um das Wohl seines Sklaven zu sorgen.

    Endlich hatte das Warten ein Ende und der Tribun würdigte Gracchus mehr als nur eines Blickes. Da auch Furianus angesprochen worden war, musste sich Gracchus eilen um die volle Aufmerksamkeit des Praetorianers zu erlangen.
    "Ich bin weder der einen, noch dem anderen je begegnet."
    Es klang beiläufig, doch so, wie er es sagte, konnte es einerseits die Wahrheit sein, andererseits jedoch ebenso gut eine glatte Lüge.

    Da er ohnehin ersteinmal nicht gefragt zu sein schien, hielt sich Gracchus im Hintergrund und begnügte sich damit, den Tribun im Auge zu behalten. Er erfreute sich an jeder seiner Regungen und es entzückte ihn wie der Praetorianer kurz die Kontrolle über sich verlor. Gracchus stellte sich vor, welche Kraft in den Muskeln dieses Mannes innewohnte und welch ein Vergnügen es wäre, über diese Muskeln zu streichen. Die wirklich schönen Männer gab es anscheinend doch bei den kämpfenden Einheiten, doch leider waren sie selten feinsinnig.

    Nachdem er dem jungen Furianus und Tiberia Livia Bescheid gegeben hatte, machte sich Gracchus daran auch in die restlichen Cubiculi und Gästezimmer der Villa zu sehen, was nicht gerade wenige waren. Ein glücklicher Umstand, Zufall oder Fügung, führte dazu, dass ihm ein Sklave über den Weg lief, der heute zwar frei hatte, jedoch in der Villa geblieben war. Gracchus wünschte ihm frohe Saturnalien und fragte beiläufig, ob momentan noch weitere Gäste im Haus anwesend waren. Als der Sklave verneinte, kehrte Gracchus zum Arbeitszimmer seines Vetters zurück. Er trat ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Ein Nicken deutete seinem Vetter an, dass alle informiert waren und ein kurzer Rundblick zeigte Gracchus, dass sogar alle anwesend waren. Die Befragung konnte also beginnen.

    Mit jedem, der in der Villa zugegen ist, würde auch Gracchus einschließen. Welch eine überaus reizvolle Vorstellung. Er konnte nicht umhin, sein Blick blieb immer wieder an dem Tribunen hängen. Er überlegte sich bereits ein paar verzögernde Antworten und Gegenfragen, denn zu der genannten Flavierin konnte er nicht viel sagen, kannte er sie doch nur aus brieflichen Erwähnungen. Doch es wäre zu schade, wenn das intensive Gespräch aufgrund dieser mangelnden Kenntnis kurz ausfallen müsste.
    Von seinem Vetter aus den Gedanken geholt, nickte Gracchus.
    "Ich werde ihnen Bescheid geben."
    So langsam konnte er sich sehr gut in den Geist der Saturnalien einfühlen. Er öffnete die Tür, schloss sie hinter sich und machte sich auf die Suche nach den übrigen Bewohnern der Villa.

    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, blieb Gracchus dort stehen. Aus diesem Blickwinkel heraus fuhr er fort, die Männer, welche nun etwas verteilter im Raum standen, genauer zu mustern, vor allem den Wortführer. Es war eine Schande, dass solche Männer normalerweise unter Rüstungen versteckt wurden und insgeheim war es Gracchus ganz recht, dass sie so unauffällig in die Villa gekommen waren.

    Blinzelnd schaute Gracchus auf die Bleimarke, dann in das Gesicht des Mannes, der nach vorne gekommen war und in einem drängenden Tonfall sprach.
    "Weshalb sagt ihr das nicht gleich, anstatt dieses seltsame Theaterspiel aufzuführen?"
    Verwunderung klingt in seiner Stimme mit.
    "Ihr möchtet mit dem Pater Familias sprechen, nehme ich an?"
    Das wäre auch freundlicher gegangen, hätte er es nur von Anfang an gesagt. Aber in Freundlichkeit schien dieser Mann nicht unbedingt geübt zu sein, sicherlich hatte er auch nicht viele Freunde. Was im Grunde recht bedauerlich war, denn rein Äußerlich gesehen konnte sich Gracchus durchaus vorstellen, näher mit ihm befreundet zu sein.
    "Kommt herein."

    Gemeinsam mit den Männern der Cohortes Praetoriae betrat Gracchus das Arbeitszimmer seines Vetters. Da diese hitzigen Mannsbilder ohnehin das gesamte Haus auf den Kopf stellen würden, wenn es ihnen beliebte, machte er sich keine Sorgen darüber, sie allein im Zimmer zurückzulassen.
    "Wenn ihr so nett wärt, und kurz warten würdet. Ich werde meinen Vetter Flavius Felix holen."

    Ein wenig erinnerten diese Clienten Gracchus an professionelle Ringer. Den Abdruck eines wohlgeformten Körpers unter eine Tunika kannte er genau und was sich unter den Tuniken der Bittsteller abzeichnete, das brachte ihm ganz andere Gedanken in den Sinn, als Clientengespräche. Doch dass sie allesamt gut trainiert waren und vor allem, dass sie zu mehreren auftauchten, verhinderte, dass er unachtsam wurde. Es war nicht lange her, dass in der Villa eingebrochen worden war und gerade die Saturnalien, wenn die Sklaven frei bekamen und in den Tempeln der Stadt feierten, waren ein idealer Zeitpunkt für den Überfall auf eine Villa. Das Merwürdigste überhaupt war jedoch, dass sie keinerlei Saturnaliengeschenke bei sich hatten. Ehrenhafte Männer, welche sich wirklich ein Clientenverhältnis versprachen und dazu an den Festtagen bei einem potentiellen Patron vorstellig würden, würden sich sicherlich keinen solchen Faupax leisten.
    "Ich bedaure, aber der Pater Familias ist zur Zeit unabkömmlich und er regelt Clientengespräche gerne selbst. Ich würde euch daher bitten, nach den Feiertagen wieder zu kommen, wenn es euch nichts ausmacht."

    "Wir kaufen nichts."
    Es rutschte Gracchus wie von selbst heraus, als er die Gruppe Bittsteller sah. Schließlich wurden ihm die Worte des Sprechers bewusst und er beäugte die Besucher genau. Allesamt hatten gut durchtrainierte Körper, dies sah er auf den ersten Blick.
    "Clienten?"
    Sie sahen nicht unbedingt aus, als gehörten sie allesamt einer Gens an. Doch der Schein konnte trügen. Warum sie jedoch gleich im Pulk auftauchten, war ihm schleierhaft.
    "Zu wem genau wollt ihr?"

    Nur zu gut wusste Gracchus, dass es üblich war, an den Saturnalien Freunde zu besuchen. Doch Patrizier nahmen normalerweise von diesem Brauch abstand, wussten sie doch alle ebenso gut, dass an den Tagen der Saturnalien die Sklaven nicht arbeiten mussten. In logischer Folge blieben so nur die Herren, um die Tür zu öffnen. Da sich auch das öffentliche Leben größtenteils dem Feiern zuwandte, respektierte man also die Saturnalien, blieb zuhause und harrte sieben Tage aus, bis wieder Normalität eingekehrt war.
    Und nun klopfte es doch. Schicksalsergeben trat Gracchus aus dem Atrium an die Tür. Er hatte ein einfaches Gewand an, wie es die Tradition verlangte, doch nur einfach in der Art und Verzierung, der Stoff war hochwertig wie alles, was Gracchus an seine Haut ließ. Wenn er schon die Tür öffnen musste, dann sollte auch jeder direkt sehen, mit wem er es zu tun hatte. Also öffnete er.
    "Bona Saturnalia!"

    Im Grunde war es Gracchus gleich, was für Menschen seine zukünftigen Anverwandten sein würden. Der Name ihrer Gens war gut und selbst wenn nicht, Felix hatte eine Braut für ihn gewählt und Gracchus hegte nicht im geringsten Zweifel daran, dass diese Verbindung für die Flavier Vorteile brachte, wenn auch die der Gens Claudia größer sein mochten. Und dennoch verspürte auch Gracchus eine gewisse Neugier in Bezug auf die kleine Abordnung der Claudia. Obwohl er lieber die Frau gesehen hätte, mit der er seine Erben zeugen würde. Er hoffte darauf, dass er ihr erster Gatte sein würde, denn er war sich nicht sicher, ob er eine alte Frau berühren wollte, geschweige denn beim Anblick ihres runzeligen Körpers zu einem Zeugungsakt fähig wäre. Da der Augenblick jedoch ohnehin früher kommen würde, als es ihm lieb ist, schiebt er seine Gedanken beiseite und antwortet dem Claudier.
    "Mein Weg hat mich in den Cultus Deorum geführt. Die Götter scheinen Freude daran zu finden, mich ebenso wie meine Geschwister in die Religion zu führen. Der Kult, den ich wählte, ist natürlich der des Göttervaters Iuppiter. Die Fügung der Parzen hat mich jedoch vorerst zur Ausbildung in den Tempel des Mars verschlagen."
    Ein nach Gracchus Meinung unhaltbarer Zustand. Doch mit seinem Ziel vor Augen würde er jede Schwierigkeit meistern.

    Bedächtig musterte Gracchus den jungen Mann, der ihn angesprochen hatte und nickte dann wohlwollend.
    "Diese Zuständigkeit möchte ich ihm auch nicht im geringsten absprechen, mein Freund. Doch interessiert es mich, ob er in seiner Funktion als Vertreter des Plebs nur das Recht der Plebeier auf unbegrenzten Sklavenbesitz einschränken will, oder ob er vorhat, auch die Rechte der Patrizier zu beschneiden. Ein Recht, was ihm nach meinem Verständnis nicht zustehen würde. Doch ich muss wohl kaum erwähnen, dass dies einen Tribunus Plebis noch nie von etwas abgehalten hat."

    Auf der einen Seite seiner Wachstafel hatte Gracchus fein säuberlich in kleiner Schrift die Feiertage des Mercurius, des Iuppiter und des Apollo notiert. Sciurus würde sie am Abend auf ein Schriftrolle übertragen. Gracchus würde vielleicht dabei zusehen wie der Sklave die Feder in das Tintenfässchen tunkte, sie auf dem feinen Pergament absetzte und dann in schwungvollen Zügen festhielt, was Gracchus an diesem Tag gelernt hatte. Er würde sich über den Sklaven beugen, den leichen Schweißgeruch wahrnehmen und mit seinem Gesicht nahe an dem von Sciurus überprüfen, dass sich kein Fehler in die Feiertage schlich.
    Beiläufig begann Gracchus, überwältigt von seinen Gedanken, den Rücken des Sklaven, so, wie er ihn beim Abschreiben vom Bett aus sehen würde, auf die noch freie Seite der Wachstafel zu zeichnen. Ein paar einfache Striche für Schultern und Halsansatz, ein stilisierter Hinterkopf mit den feinen blonden Haaren, dann widmete sich Gracchus ausgiebig dem unteren Rückenteil, war der Körper auf seiner Zeichnung doch nicht unter Kleidung versteckt. Mehrmals strich er mit der flachen Seite des Stilus über das weiche Wachs um seine Zeichnung zu korrigieren und zu perfektionnieren. Als er schließlich mit dem Ergebnis vollauf zufrieden war betrachtete er es mit einem sehnsuchtsvollen Blick und widmete sich schließlich wieder dem Unterricht. Viel verpasst hatte er jedoch augenscheinlich nicht.

    Die Stirn in Falten gelegt hörte Gracchus der Rede des Volkstribunen zu und war bar erstaunt über die Idee, die sich im Geist des Decimers formte. Es hatte den Anschein, als konnte sich in dessen Familie niemand mehr als zwei Sklaven leisten und dies sollte ein Versuch sein, diesen Missstand zu kaschieren. Und wie von einem Volkstribun kaum anders zu erwarten artete dies wieder einmal in einen lächerlichen Versuch aus, die Bürger des Imperiums auf ein gemeinsames Niveau zu bringen, leider wie immer auf ein Niveau im unteren Bereich.
    Mit einem Wink bahnten die Gracchus begleitenden Sklaven, deren Anzahl die Zwei überstieg, einen Weg etwas nach Vorne zum Rednerpult hin. Als er sich nahe genug wähnte, als dass ihn der Volkstribun nicht überhören konnte, erhob Gracchus seine Stimme.
    "Sprichst du nur in Vertretung des Volkes, Tribunus Plebis, oder willst du mit diesem Vorhaben wieder einmal auch die Rechte der Patrizier beschneiden, welche dich und deine Ideen nichteinmal wählen durften?"

    Nach einem langen, sehnsuchtsvollen Blick über Sciurus nackten Körper lehnte sich Gracchus schließlich zurück in sein Lager aus Kissen. Die Saturnalien standen kurz bevor und das Angebot des Sklaven ehrte Gracchus ungemein, auch wenn er es nicht offen zeigen würde. Mit dem Zeigefinger rieb er sich über die Augenbraue und dachte nach. Schließlich klopfte er auf die Decke neben sich.
    "Ich werde es mir überlegen, solange du unter meiner Decke steckst. Und nun komm."


    Gracchus genoss das abendliche Vergnügen und schickte Sciurus anschließend für die Nacht auf die Liege nahe der Tür.
    "Ich habe nachgedacht und ich werde dir die freien Tage gewähren. Du wirst mit Beginn des sechzehnten Tages vor den Kalendes des Ianuarius das Haus verlassen und nach Sonnenuntergang des zehnten Tages vor den Kalenden des Ianuarius zurückkehren. Und nun lösche das Licht."
    Die Decke über die Schultern gezogen schaute Gracchus dem Sklaven zu, wie er die Flamme der letzten brennenden Öllampe ausblies und schweifte dann mit den Gedanken in die Reiche des Morpheus ab.

    Nachdem er den Gästen nochmals zugenickt hatte, ließ sich Gracchus auf einer Kline nieder. Es freute ihn, dass sich sein Vetter Felix als solch ein kluger Taktiker herausstellte. Er nickte ihm kurz zu und bedachte dann den jungen Claudier mit einem kurzen Lächeln.
    "Es freut mich außerordendlich, dass unsere Familien bald in einer noch engeren Beziehnung stehen werden."
    Eine Braut aus den Reihen der Claudia war wahrlich keine schlechte Partie. Nachkommen aus dieser Kombination würden charakterlich starke Persönlichkeiten werden. Natürliche Stärke und Intelligenz gepaart mit einer ausgezeichneten Bildung und Förderung - aus einem solchen Zusammenschluss konnten wahrlich große Persönlichkeiten des Imperiums wachsen.
    Gracchus konnte Felix nur beglückwünschen, dass er diese Verbindung der beiden Familien zustande gebracht hatte. Er drehte den Kopf zu seinem zukünftigen Schwiegervater.
    "Ich bin sicher, der Tag wird allen beteiligten Freude bringen, wird eine solch vorteilhafte Verbindung doch nicht allertage beschlossen."
    Schließlich blickte er zu seinem Vetter zurück.
    "Ihr habt die Details bereits ausgehandelt?"

    Der Sklave hatte Gracchus gesagt, dass es dringend sei, und dass hoher Besuch anwesend war. Er versuchte noch, aus dem Sklaven herauszubekommen, wer denn nun genau seine Aufwartung machte, doch dieser konnte keine näheren Angaben machen. Gracchus hasste unfähiges Personal, folgte jedoch dem Bediensteten bis in den Garten.
    Dort grüßte er die anwesenden Personen.
    "Salvete zusammen.
    Er drehte sich den ihm Unbekannten zu und ließ einen unauffälligen Blick über sie gleiten.
    "Ich bin Manius Flavius Gracchus."
    Dann drehte er sich zu seinem Vetter.
    "Du verlangtest nach meiner Anwesenheit, Vetter?"

    Gracchus räusperte sich und betrachtete das Wachstäfelchen vor sich.
    "Der Iuppiter wird an einigen Tagen im Jahr verehrt, was nicht weiter verwundern sollte. Schon zu Jahresbeginn am ersten Ianuarius wird der kapitolinischen Göttertrias aus Iuppiter, Iuno und Minerva ein Opfer zum Wohl des Kaisers dargebracht. Weiter folgt an den Iden eines jeden Monats ein Schaf, welches der Flamen Dialis zu opfern hat. Während der Ludi Romani und der Ludi Plebei richten die Septemviri an den Iden das Epulum Iovis aus. Genau genommen also am 13ten September und am 13ten November. Zu diesem Festtag wird die Göttertrias zu einem Festmahl geladen und Statuen, welche sie repräsentieren, werden bewirtet, wie es Göttern geziemt."
    Gracchus schob seine Tafel ein Stück zurück um anzuzeigen, dass er fertig war.

    Eine Weile noch ging dieses lustige Beisammensein, man plauderte über dies und jenes, doch wirklich gesagt wurde nichts. Dann lösten sie die Runde in allgemeiner Müdigkeit auf. Gracchus verabschiedete sich von den beiden Damen und verschwand mit Scirus in sein Cubiculum um sich dem abendlichen Genusse hinzugeben.