Augenblicklich wandelte sich Gracchus Miene zu einer starren Maske. Sein Blick richtete sich auf eine unsichtbare Welt in weiter Ferne und seine Stimme wurde tonlos.
"Wann ist das passiert? Und wie?"
Mit seinem Bruder hatte ihn nicht unbedingt viel verbunden, ihre Ansichten waren öfter gegenteilig gewesen, als dass sie sie geteilt hatten. Und doch, von seinem Tod zu erfahren war wie ein Schlag in den Magen.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Leicht belustigt stieß Gracchus seinen Atem aus und lächelte sein Gegenüber milde an.
"Nicht alle Discipuli können als Flamen enden. Sicher wäre die Stellung als Flamen Dialis einem Flavier würdig, und auch in umgekehrter Weise, doch welchen Weg die Götter für uns bereit halten, können wir nicht vorhersehen."
Iuppiter hatte ihn nach Hause geholt und somit dafür gesorgt, dass er in den Tempeln Roms landete. Doch Gracchus war sich noch lange nicht sicher, ob dies von dauerhafter Natur sein würde. Dies waren jedoch Dinge von privater Natur und Gracchus beabsichtigte nicht, diese mit Scaurus zu erörtern. Er zögerte etwas und wägte seine Worte ab. Sich in seinem eigenen Haus über Mars negativ zu äußern, wäre sicherlich keine gute Idee, daher musste Gracchus seine Worte mit Bedacht wählen.
"Solange es Kriege gibt, wird der Dienst im Namen des Mars immer eine gute Wahl sein."
Er beschloss, nicht mehr dazu sagen. Vielleicht hatte Scaurus ohnehin vor, die Hauptstadt zu verlassen, denn dass der Kriegsgott hier an Bedeutung verloren hatte, zeigte, dass er vor langer Zeit schon aus dem kapitolinischen Trias verschwunden war. -
Innerlich seufzend blickte Gracchus wieder zu seinem Vetter. Das unausweichlich Unvermeidbare würde also schon unvermutet bald eintreffen. Vorbei wäre es mit der Zeit, in welcher er jederzeit nach Sciurus verlangen konnte. Vorbei mit den Besuchen im Lupanar. Eine Frau würde des Nachts sein Lager teilen und ihn zur Kopulation nötigen. Die Zeit bis zu diesem Augenblick wollte wahrhaft genüsslich ausgekostet sein.
Sim-Off: Ich bin generell eher gegen ein Wochenende, explizit jedoch besonders gegen 28/29.
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Ein sanftes Lächeln kräuselte Gracchus Lippen.
"Dass du noch da bist wird mir mit jedem Augenblick mehr und mehr bewusst, liebste Schwester. Ich habe die Familie sehr vermisst, als ich in Achaia war. Und auch wenn sich sehr viel verändert hat, so bin ich dennoch froh, wieder hier in Rom zu sein."
Vor allem nach dem, was in der Ferne alles passiert war.
"Sag, weißt du Neuigkeiten über unseren Bruder Animus? Außer, dass man schon lange nichts mehr von ihm gehört hat, hatte auch unser Vetter Felix nichts anderes gehört."
Vielleicht war dies besser so. Gracchus wusste die Christen nicht recht einzuschätzen. Ein weiterer Gott mehr oder weniger störte ihn nicht, doch dass die Christen behaupteten, es gäbe die römischen Götter nicht, dies konnte nach Gracchus Meinung nicht ohne weiteres geduldet werden. Daher war er doch hochgradig entsetzt gewesen, als er den Brief erhalten hatte, dass sein Bruder zum christlichen Bischof von Rom geworden war. Und so sehr er ihn auch mochte, dass er nicht in Rom weilte bedeutete so gesehen auch, dass er nicht für Aufsehen sorgen würde. -
Vollkommen überrumpelt war Gracchus der Vestalin, welche seine Schwester war, gefolgt. Schon bei ihrer Umarmung war er nicht mehr aus dem freudigen Lachen herausgekommen und als er ihr nun gegenübersaß und sie musterte, war die Freude noch lange nicht verflogen. So leicht war sie dahin, die lange eingeübte patrizische Ruhe.
"Es scheint mir, als wäre es erst gestern gewesen, als wir uns trennten. Und doch..."
Noch immer leicht fassungslos schüttelte Gracchus den Kopf. Aus dem jungen Mädchen war eine wunderschöne Frau erwachsen, die ihn schmerzlich an ihre Mutter erinnerte.
"Du bist gewachsen, Schwester."
Er hob eine Hand zum Mund und knetete seine Unterlippe, während er sie weiterhin musterte. Dann schüttelte er wieder den Kopf.
"Verzeih, bitte. Du siehst mich überwältigt von Gefühlen. Am nächsten Morgen, nachdem du die Familie verlassen hattest, sagte eine der Küchensklavinnen, du wärst nun für die Welt verloren. Ich habe damals nicht begriffen, was sie damit meinte und es noch geglaubt, als unsere Eltern mich nach Achaia schickten."
Es waren die einfältigen Gedanken eines kleinen Jungen, der nicht verstand, dass es ein Unterschied war, ob die Götter die Lebenden zum Dienst in ihre Tempel holten oder aus dem Leben in die Unterwelt. Und doch hatten diese Gedanken Gracchus nie losgelassen, wie viele Jahre auch vergangen waren und wie viel Wissen er darin angehäuft hatte.
"Mir kommt es vor, als würde ich erst heute wirklich begreifen, dass du eben nicht verloren bist." -
Zitat
Original von Appius Aelius Varus
Varus betrat den Tempel des mars Ultor das erste mal und schaute sich erstaunt um, als er schließlich fast alles Betrachet hatte suchte er den Sacerdos Martialis Vibius Valerius Victor. Er hoffte ihn bald zu finden um seine Aufgabe zu erledigen zu können.Da er letztendlich ein Discipulus im Clutus Martialis geworden und dem auch nichts entgegenzusetzen war, befand sich Gracchus durchaus auch das ein oder andere Mal im Tempel des Mars. So auch, als der Aelier sich suchend darin umsah.
Es behagte Gracchus ganz und gar nicht, und doch führte kein Weg daran vorbei, den Fremden nach seinem Begehr zu fragen. Schicksalsergeben näherte er sich ihm.
"Salve, kann ich dir helfen?"Sim-Off: Der Sacerdos hat sich bis nächstes Jahr abgemeldet: An- und Abwesenheiten
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Nicht lange musste er suchen, da hatte ihn eine der Vestalinnen gefunden.
"Salve, Hüterin des heiligen Feuers."
Er verneigte sich leicht vor ihr.
"Ich hoffe in der Tat auf Hilfe. Mein Name ist Manius Flavius Gracchus und ich suche nach der Virgo Vestalis Maxima Flavia Agrippina."
Ihren Namen samt des Titels zu erwähnen, erfüllte Gracchus mit Stolz. Seine Schwester war immer ein Konglomerat sämtlicher Tugenden gewesen und dass sie es bis an die Spitze der heiligen Jungfrauen geschafft hatte, zeigte, dass sie es noch immer war.Sim-Off: Da ich nicht sicher bin, ob du einen Schleier trägst, bin ich vorerst nicht auf dein Äußeres eingegangen. Doch selbst wenn du unverschleiert bist, müsste ich dich nicht auf Anhieb erkennen, da wir uns doch recht lange Zeit nicht gesehen haben.
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Eine Sänfte hielt nahe des Tempels der Vesta und Gracchus entstieg dieser. Seitdem er wieder in Rom weilte, hatte er dieses Zusammentreffen im Sinne gehabt. Immer wieder jedoch hatten sich Gründe gefunden, dies und das, weshalb er es aufgeschoben hatten.
Nun endlich, in der wieder eingekehrten Ruhe nach den Saturnalien, stand Gracchus vor dem Tempel der Vesta. Er blickte sich um, suchend, nach einer der unantastbaren Frauen, welche er nach dem genauen Aufenthaltsort seiner Schwester befragen konnte. -
Die völlig unerwartete und dazu noch so angemessene Anrede beeindruckte Gracchus derart, dass er erst ein paar Mal blinzelte, bevor er seinem Mitschüler antworte. Es geschah dieser Tage nicht oft, dass ein einfacher Mann die Traditionen derart achtete.
"Es freut mich, dich kennen zu lernen, Pompeius. Mein Name ist Manius Flavius Gracchus. Wie nicht anders zu erwarten, bin auch ich Discipulus Martialis, wenn ich auch nicht auf Dauer vorhabe, dem Cultus Martialis treu zu bleiben."
Er musterte sein Gegenüber nun genauer. Glücklicherweise fehlte Scaurus die Ähnlichkeit mit seinem Ahnen Pompeius Magnus, so er denn überhaupt in direkter Linie mit diesem stand. Ganz im Gegenteil, das jugendliche Antlitz hatte durchaus etwas Gewinnbringendes an sich. Um das Gespräch in Gang zu halten, fügte Gracchus schließlich hinzu.
"Es zieht mich zum Obersten der Götter, dem Iuppiter." -
Gracchus berührte den Sohn seines Vetters an der Schulter und beugte sich etwas näher an sein Ohr, so dass nur sein Verwandter ihn hören konnte.
"Der Tribunus Plebis wurde genau aus diesem Grund eingeführt, Furianus. Damit er Gesetze für das Volk erwirken kann, ob es uns passt, oder nicht. Doch es sollte uns eigen sein, dass wir uns nicht abfällig darüber beschweren, dies ist das Vorrecht der Plebs. Eine direkte Konfrontation führt zu nichts, allenfalls dazu, dass die einfachen Leute sich noch mehr echauffieren. Doch wie du gehört hast, können wir ihre Stimmen in dieser Sache für uns nutzen."
Er löste die Berührung, wandte sich wieder nach vorn und sprach lauter.
"Wie du hörst, Tribunus, will dein Volk, dass deine Regelungen für alle gelten. Doch wie du ebenfalls hörst, spricht sich ein großer Teil des Volkes gegen deinen Vorschlag aus. Vielleicht wäre es weise, deine Pläne fallen zu lassen und dich für etwas einzusetzen, was mehr Anklang findet."
Einen Moment lang rang Gracchus mit sich, ob er erwähnen sollte, dass selbst die Tribuni Plebis in der Vergangenheit nicht immer so unantastbar gewesen waren, wie die Tradition es verlangte. Doch dies würde nach einer Drohung klingen, und Solcherart war an dieser Stelle kaum angebracht und noch lange nicht von Nöten. -
Wie die anderen Tage auch kam Gracchus nicht zu Fuß, sondern in einer Sänfte. Er wies die Träger an, vor dem Forum Augustum zu halten. Da er an diesem Tag gut gelaunt und in großzügiger Stimmung war, schnippte Gracchus einem der Männer ein paar Münzen zu.
"Amüsiert euch ein wenig. Doch sorgt dafür, dass ihr wieder hier seid, wenn der Unterricht beendet ist. Und glaubt ja nicht, dass ich euch auslösen werde, ganz gleich weswegen."
Er verließ die grinsenden Sänftenträger und überquerte das Forum. Einen Augenblick blieb er an der prächtigen Statue des pater patriae stehen, bewunderte die feinen Züge und die bemerkenswerte Arbeit. Er streckte seine Hand aus und fuhr über den kalten Stein. So endeten sie alle, Kaiser, Feldherren, große Männer. Und doch barg der Stein mehr, als von denen blieb, die nichts hinterlassen hatten, stand er doch nicht nur für das Abbild einer Person, sondern für das Ideal eines ganzen Volkes.
Gracchus zog die Hand zurück und rieb sie mit der anderen. Dann setzte er seinen Weg zu den Nebengebäuden des Tempels fort. Im Unterrichtsraum warteten bereits der Sacerdos Valerius und der neue Schüler, dessen Name Gracchus entweder nicht mitbekommen, oder bereits wieder vergessen hatte.
"Salvete."
Er nahm Platz und legte seine Wachstafel vor sich hin. -
Nachdenklich lächelnd blickte Gracchus dem Sohn seines Vetters nach. Felix würde gut daran tun, den jungen Mann aus der Politik herauszuhalten, bis er etwas gefestigter war. Gracchus selbst hatte früh gelernt, dass Verräter in allen Schichten vorkamen, dies zeigte bereits ein kurzer Blick auf die Geschichte des Imperiums. Und so bedauerlich es auch sein mochte, selbst die besten Familien waren davor nicht sicher. Über die Verhältnisse in der Flavia war Gracchus nur aus Briefen informiert. Adoptionen, Ehen, Gebrurten, was war nicht alles geschehen, seit er seine Familie zuletzt vereint gesehen hatte. Selbst Felix, seinen Pater Familias, kannte er erst kurze Zeit. Zwar konnte sich Gracchus ebenfalls nicht vorstellen, wie jemand den Namen der Flavia in den Dreck ziehen konnte, doch gerade bei nicht blutsverwandten Flaviern mochte dies schneller geschehen, als einem lieb war. Doch auch diese Überlegungen machten Gracchus nicht glauben, dass das Attentat überhaupt direkt mit seiner Familie zu tun hatte.
Er blickte daher wieder zu seinem Vetter. Eine Antwort würde besser als alle Spekulationen sein. -
Die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengezogen folgte Gracchus dem Tribunen mit seinem Blick aus dem Raum hinaus. Ein weiterer Blick über Furianus hinweg zeigte ihm, dass dieser ebensowenig wusste, wie er selbst. Daher blieb er schlussendlich an seinem Vetter Felix hängen.
"In welchem Zusammenhang genau ist diese Flavia in das Attentat verwickelt? Müssen wir uns ernsthafte Sorgen machen? Und wie bei allen Göttern konnten die Attentäter überhaupt nahe genug an den Kaiser gelangen?"
Es behagte Gracchus ganz und gar nicht, dass am Ende ein Mitglied der Gens einen Kaisermord in Auftrag gegeben haben könnte. -
Verwirrt hörte Gracchus den Volkstribun sprechen. Da er keine der Fragen beantwortete, sondern eine Gegenfrage stellte, nutzte Gracchus diese um seine eigene Frage diesesmal direkt in einer Foderung zu verpacken.
"Ich denke, ich spreche im Namen aller Patrizier, wenn ich sage, dass wir nicht wollen, dass du unsere Rechte einschränkst. Unser Ziel muss es daher sein zu erreichen, dass deine Pläne in Bezug auf die Beschränkung der Sklavenanzahl sich wenn überhaupt nur auf den plebeischen Teil des Volkes beziehen. Wenn du also dementsprechend agierst, so werden wir zufrieden sein. Doch bedenke deine Entscheidungen auch in Bezug auf deinesgleichen und beschwöre nicht unbedacht Unmut herauf, dies wäre für alle, und vor allem für das Imperium schädlich."
Nachdem sich selbst der Plebeier vor ihm gegen den Vorschlag ausgesprochen hatte, hoffte Gracchus, das dies nun genügen würde, um den Tribunus Plebis von diesem Thema abzubringen. -
Nachdem er scharf die Luft eingesogen hatte, atmete Gracchus nachdenklich wieder aus. Dann schüttelte er den Kopf.
"Nein, ich fürchte nicht."
Er ließ seine Hand wieder sinken und blickte den Tribunen bedauernd an. Welch eine Verschwendung.
"Für einen Augenblick dachte ich wohl, ich wäre ihr einmal begegnet. Doch es war ein Trug, kenne ich doch selbst ihren Namen nur aus Briefen."
Kurz dachte Gracchus darüber nach, ob er mit einem Hinweis auf die Vermeidung von Gerüchten noch nähere Informationen aus dem Praetorianer kitzeln konnte. Doch wenn besagte Informationen wichtig waren, so würde sie Felix am Anschluss informieren. Wenn nicht, dann war es ohnehin nicht der Mühe wert sich weiter darüber Gedanken zu machen. -
Gracchus ließ einen lang gedehnten Laut von Nachdenklichkeit vernehmen.
"Hmmmm."
Wenn er Wert darauf legte, dass sich die wunderbaren Aussichten nicht allzuschnell verflüchtigten, musste er sich etwas einfallen lassen. Auf Furianus konnte er nicht zählen, war dieser doch erst kurz vor Gracchus aus Britannia zurückgekommen. Mit einer Hand begann er seine Unterlippe zu kneten, nicht ohne den Tribun aus den Augen zu lassen.
"Eventuell."
Er ließ die Nachdenklichkeit im Raum stehen und konnte die Spannung förmlich spüren. -
Ein zartes Lächeln umspielte Gracchus Lippen während er wieder dem Mann zuhörte, der sich aus dieser Diskussion heraushielt. Was er dem Claudier entgegnete waren die selben Parolen, welche seit einiger Zeit immer und immer wieder breit getreten wurden. Aufschwung der Plebejer, das Volk an die Macht, Gleichheit für alle, und am Ende noch freie Liebe. Ideen, welche vielleicht in tausend Jahren fruchten würden, doch kaum zu Gracchus' Lebzeiten. Weshalb er sich auch kaum Gedanken über dieses Geschwätz machte, auch wenn er eine leichte Sorge um das Wohl des Imperiums nicht von der Hand weisen konnte. Interessiert lauschte er daher der Antwort seines vielleicht baldigen Schwiegervaters.
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"Salve, Herr!"
Die Alte öffnete die Tür etwas weiter.
"Tiberia Livia befindet sich in einer Besprechung mit den Herren. Geht es um eine dringende Angelegenheit?" -
Ein wenig verwundert ob dieser Frage, vielleicht gar ein wenig pikiert, wandte sich Gracchus dem älteren Claudier zu.
"Mein Blut und mein Name sollten dir Garantie genug für Prinzipien und Traditionen sein. Das, was wir verkörpern, Werte, Ehre, Loyalität, Tugenden und Tradition, das lässt sich nicht abstreifen wie eine zweite Haut. Entweder man wird als Patrizier geboren oder nicht. Alles andere halte ich für unmöglich." -
Sim-Off: Da alle Mitglieder des Hauses im Arbeitszimmer sind und die Sklaven-IDs frei haben, werde ich mich mal Turdas bemächtigen, um dich hereinzubitten.
Die alte Turda schlich zur Tür. Feiertag, ja sicher, nur für sie wieder nicht. Die hohen Herrschaften hatten sich zu einer Versammlung zusammengerottet und das faule Sklavenpack machte sich einen faulen Lenz wie es sich an den Saturnalien gehörte. Und sie war wieder die Dumme. Aber vielleicht brachte ja diesmal jemand für sie Geschenke. Knarzend öffnete sich die Tür, da war auch mal wieder etwas Fett nötig.
"Jaaaa?"