Ich folge meiner Nichte und bin nun ebenfalls im Wochenende. Bis Sonntag Abend oder Montag.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Eine Sänfte hielt vor dem Gebäude auf dem Forum Augustum. Gracchus stieg noch etwas steif in den Gliedern aus und atmete tief die kalte, schneidende Morgenluft ein. Mit einem Wink schickte der die Sänftenträger davon und ließ seinen Blick über das Forum und den Tempel des Mars Ultor schweifen. Der Tempel könnte einen neuen Anstrich gebrauchen und Gracchus wunderte sich doch sehr, dass der Cultus Deorum nicht schon längst interveniert hatte. Sicher ein Versäumnis des Sacerdos.
Er betrat das Gebäude und suchte den Unterrichtsraum auf. In diesem wartete bereits Valerius Victor.
"Salve Sacerdos Valerius."
Gracchus zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und nahm Platz. Dann breitete er sein Wachstäfelchen aus, legte penibel das Schreibgerät etwa einen Fingerbreit daneben und lehnte sich abwartend zurück. -
Ein weiteres kleines Häppchen fand seinen Weg in Gracchus Finger und nach kurzem, eingehenden Betrachten auch in seinen Mund. Anschließend konnte er nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken, der Tag war doch anstrengender gewesen, als er es empfunden hatte. In Gedanken verweilte Gracchus schon in seinem Nachtlager, neben dem weichen, warmen Körper seines Sklaven.
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Ohne eine Regung hörte Gracchus der Antwort des Sacerdos zu. Schließlich nickte er kaum merklich. Der Sacerdos hatte natürlich das Recht, die Ausbildung nach seinem Gutdünken zu gestalten. Doch alles hatte ein Ende, auch diese Ausbildung würde irgendwann beendet sein.
"Wenn du es sagst, Sacerdos. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag. Vale!"
Gracchus nahm seinen Mantel auf, legte ihn um und verließ den Studienraum. In der Ausgangstür des Gebäudes blieb er stehen und ließ seinen Blick über das Forum Augustum schweifen, auf der Suche nach seiner Sänfte. Doch die Träger, die ohnehin nichts anderes zu tun hatten, als auf sein Erscheinen zu warten, hatten ihn bereits erblickt und trugen die Sänfte durch den Regen. Gracchus stieg ein und ärgerte sich wieder über die vom Wetter herrührende Dunkelheit, welche es ihm unmöglich machte seine Aufzeichnungen zu lesen. -
Nachdem Gracchus das Wachstäfelchen zusammengefaltet und eine Schnur darum herum gebunden hatte, steckte er den Stylus dazwischen und stand auf. Er schob den Stuhl an den Tisch und nahm die Wachstafel und das daneben liegende Papyrus. Damit wandte er sich an Valerius.
"Sacerdos, auf ein Wort. Zuerst einmal vielen Dank für die Schriftrolle, ich habe mir eine Kopie anfertigen lassen."
Er überreichte ihm die Religionsfibel.
"Des weiteren würde ich es begrüßen, wenn du in der Ausbildung nicht die Cognomina nutzen würdest." -
Gracchus schrieb sich ebenfalls ein.
M.F.G. -
Nachdenklich strich sich Gracchus mit dem Zeigefinger über eine Augenbraue. Schon wieder war ein Name gefallen, welchen er nicht einzuordnen wusste, auch wenn er sich daran zu entsinnen glaubte, dass er im Laufe des Abends bereits schoneinmal gefallen war. Er müsste sich dringend mit dem Stammbaum auseinandersetzen.
"Ich bin sicher, all dies hat seine Richtigkeit."
Er machte eine kurze Pause, um dann fortzufahren.
"Bitte hilf mir noch einmal in Bezug auf die Familie. Quirinalis, dein Pater, wessen Sohn ist er doch gleich?" -
Gracchus stellte sein Weinglas ab und schüttelte sich innerlich. Kalte Füße waren auch ihm ein Graus.
"Ein warmes Fußbad hilft in diesem Fall am Besten. Mit etwas Lavandula angustifolia angereichert wirkt es gleichsam beruhigend auf Körper und Geist."
Er sinnierte noch etwas vor sich hin, als ihm die letzten Worte Calpurnias vollkommen bewusst wurden.
"Du warst auf der Rostra? Bemerkenswert. Was sagt Felix dazu?
Gracchus selbst konnte die Bewegung der modernen Frauen nur Recht sein, auch wenn sie kaum im Sinne der Tradition waren. Er wünschte insgeheim, dass die für ihn Bestimmte ebenfalls des öfteren außer Haus war, hatte jedoch wenig Hoffnung, dass sein Vetter mit solch einer Person eine Heirat arrangieren würde. -
"Sie sind sicher begeistert."
Nun doch wieder hungrig griff Gracchus zu den Tinkenfischfrikadellen auf Melone, tupfte etwas Garum auf ein Stückchen und verzehrte es genüsslich.
"Welch eine Gaumenfreude. Wenn sie es erst einmal richtig gelernt hat, könnte diese Köchin im Wert steigen."
Ein weiteres Häppchen fand den Weg an seinem Gaumen vorbei, etwas Wein folgte darauf.
"Was bringt dich überhaupt nach Rom, Nichte? Ist der Winter in Hispania nicht sogar angenehmer als in Italia?" -
"Ein Wettkampf?"
Das ganze Leben bestand nur immer aus Vergleichen. Man wurde an anderen gemessen, im Spiel, in der Politik, im Militär, in der Villa, bis in die intimsten Bereiche hinein. Vor dieser Welt war Gracchus nach Griechenland geflohen, doch nun hatte sie ihn wieder. Er wusste, dass es vergebliche Mühe war, sich dagegen zu stellen, also willigte er ein.
"Eine wundervolle Idee, Calpurnia. Doch es braucht einen unparteiischen Richter in solchen Dingen." -
Zitat
Original von Marcus Matinius Metellus
Ich meine das der Mann sich mit dem 'Hinterteil' des Lustknaben vergnügt..
Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt!
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Da muss ich nun nocheinmal genauer nachfragen. *Hüstel*
Meinst du damit das 'Hinterteil' des Römers, oder das des Sklaven?Und der letzte Satz ist wirklich wahr? Aber was macht 'Mann' dann nach der Hochzeit, wenn er von Frau nicht begeistert ist?
(In diesem Fall müsste ich dringend dafür sorgen, dass mein Pater Familias mich noch eine Weile in Ruhe lässt...) -
Gracchus blickte von dem Wachstäfelchen auf und schüttelte langsam den Kopf.
"Was mich betrifft, so habe ich keine weiteren Fragen mehr, Sacerdos Valerius."
Er lehnte sich abwartend zurück. Je eher der Unterricht vorbei wäre, desto eher konnte er sich wieder den wirklich wichtigen Schriften über Iovis widmen. -
Gracchus nickte.
"Wie du möchtest, meine Liebe. Doch er ist wirklich sehr talentiert."
Traute man ihm etwa nicht zu, einen guten Sklaven auszubilden? Aber vielleicht war es so ohnehin besser, dann müsste er Sciurus nicht ausleihen.
"Felix wird deine Sklavin sicher irgendwo aufbewahrt haben. In dieser Villa geht nichts so schnell verloren."
Er gönnte sich noch einen Schluck Wein und einen beiläufigen Blick auf Sciurus. -
Gracchus Blick verfolgte den dunkelhäutigen Sklaven bis er das Haus verlassen hatte. Er würde auf jeden Fall wiederkommen.
Genießerisch lag er noch ein Weilchen auf der Cline und gab sich dem Wein hin, dann ließ er seinen Sänftenträgern Bescheid geben. Noch im Haus hüllte er sich wieder in seinen Mantel, zog die Kapuze über den Kopf und verließ dann das Etablissement. Vor der Tür bestieg er seine Sänfte, die sich kurz darauf in die Dunkelheit der Straßen Roms entfernte, womit ein rundum gelungener Abend seinen Abschluss fand. -
"Ich bin zufrieden, danke."
Melanurus nocheinmal musternd überlegte Gracchus, ob sein Herr diesen wohl verkaufen würde. Er verwarf diesen Gedanken jedoch bald wieder, denn der Besitzer würde einen solchen Gewinn sicher nicht veräußern. -
Auf einer Cline niedergelassen nahm Gracchus den Becher Wein in Empfang und lehnte sich saturiert zurück. Er ließ den Becher kurz kreisen, schnupperte dann und kostete einen Schluck. Mit schief gelegtem Kopf ließ er der Flüssigkeit einen Augenblick Zeit, um seinen Gaumen zu benetzen, dann schluckte er zufrieden.
"Ein ausgezeichneter Tropfen."
Er würde dieses Etablissement mit bestem Gewissen weiterempfehlen können. -
"Nicht, dass sie nicht genießbar wären..." setzte Gracchus noch an, doch das Thema war bereits vergangen.
Er überlegte angestrengt, von welcher Sklavin nun wieder die Rede war. Er war noch immer nicht weiter als vor der Küchensklavin, eine andere Sklavin als die Alte seines Vetters war ihm bisher nicht begegnet. Sollte er wirklich so wenig davon mitbekommen, was in dieser Villa herumlief?
"Du meinst doch nicht etwa die alte Truda?"
Er schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken, sich von der alten Vettel berühren zu lassen.
"Liebe Nichte, wenn du wirklich so dringend ein Massage brauchst, dann kann ich dir auch gerne meinen Sciurus anbieten. Er hat äußerst geschickte, flinke Fingerchen."
Gracchus unterstrich das mit einem Wink zu dem Sklaven hin, der daraufhin brav lächelte. -
Zitat
Original von Melanurus
"Möchtest du nun vielleicht noch etwas Trinken?""Ein Schluck Wein zur Abrundung des Abends wäre sicher nicht verkehrt."
Ein wohlwollender Blick bedachte den Sklaven nochmals und Gracchus grübelte.
"Erwähntest du vorhin nicht etwas von einem illyrischen Wein?" -
Gedankenverloren tupfte Gracchus etwas von dem Garum auf ein Stückchen Tintenfischfrikadelle, legte diese auf ein Stück Melone und verzehrte das so entstandene Türmchen. Er konnte gar nicht auf den Geschmack achten, so verwirrt ihn die Situation.
"Ich verstehe nicht, dass er sie frei herumlaufen lässt."
Stirnrunzelnd schob er seinen Teller zurück auf den Tisch und murmelte vor sich hin.
"Mir ist der Hunger vergangen. Vielleicht kehrt er später noch einmal zurück."