Die junge Frau neben ihm erschien dem Flavier tatsächlich bekannt und er hätte sie wohl auch dem Umkreis seiner Gemahlin zugeordnet, indes hätte er in diesem Augenblicke der Reizüberflutung nicht bestimmen können ob sie eine Verwandte, Freundin oder Bekannte Priscas war. Glücklicherweise bewahrte Drusilla ihn unwissentlich vor einem Fauxpas durch die Frage nach ihrer Cousine, so dass ihm der Sesterz fiel und er sie der Aurelia konnte zuordnen, wenn auch er noch nach ihrem Cognomen suchte - Camilla, Drusilla , Lucilla - etwas in diese Klangrichtung meinte er sich zu entsinnen.
"Aurelia, welch eine Freude! So hat das Meer also nicht nur Tang und Muschelwerk an den Strand von Ostia gespült, sondern auch eine schimmernde Perle!"
Die junge Frau - aus Gracchus' Perspektive eher noch ein Mädchen - war in der Tat überaus ansehnlich, als wolle Venus auch an dieser Aurelia zur Schau stellen, wie sehr sie diese Familie liebte. Einen Augenblick erwog der Flavier, ob sie wohl eine gute Gemahlin für seinen Sohn Titus würde abgeben, indes durch seine eigene Ehe war das Band zur Aurelia bereits stark, dass eine Verbindung in eine andere Familie wesentlich nutzbringender würde sein.
"Bedauerli'herweise nein, Prisca ist in Rom geblieben. Sie fühlt sich dieser Tage ein wenig unpässlich"
, beantwortete er die Frage nach Prisca. Gracchus sorgte sich ein wenig um seine Gemahlin, andererseits war ein wenig Müdigkeit und Energielosigkeit zu dieser Jahreszeit zweifelsohne auch nicht unbedingt ungewöhnlich.
"Salve Aurelius Batiatus, es ist mir eine große Freude, dich kennen zu lernen"
, grüßte er sodann den aurelischen Onkel, während auf der Rennbahn die Gespanne sich ihre Duelle lieferten.
"Gilt eure Leidenschaft einem der Rennställe oder gar einem der aurigae?"
Die Tunika Drusillas schimmerte zwar nicht im vollen Grün der Praesina, doch eine Aurelia würde zweifelsohne sich auch nicht derart ordinär präsentieren, um ihre Gunst der Welt mitzuteilen.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Kein Patron, dies war zwar ungewöhnlich für einen jungen, aufstrebenden Mann in Rom, im Zweifelsfalle aber besser als der falsche Patron.
"Nun, ob die Unsterblichen tatsächlich uns brauchen oder wir nur die Götter, dies ist zweifelsohne eine komplexe Überlegung, welche indes für heute nicht relevant ist."
In Caesonius' Betrachtung fehlte zudem der Einfluss des cultus publicus auf die Politik, respektive der Politik auf den Kult, was jedoch aus seinem Standpunkt nicht verwunderlich war. Bisweilen wünschte Gracchus sich, er könne selbst zu diesem unverdorbenen, idealistischen Standpunkt seiner Jugend zurückkehren. Sonstig indes waren Caesonius' Antworten ausführlich und durchaus fundiert, was den Flavier überzeugte, dass der Iulier nicht nur an einem schnellen Aufstieg innerhalb der Kultränge interessiert war, sondern sich tatsächlich dem Sujet in seiner Tiefe mochte widmen.
"Darüber hinaus jedoch scheinst du dir offensi'htlich bereits profunde Gedanken über das Wirken des Kultes zu machen."
Für einen Aedituus war dies nicht zwingend notwendig, immerhin glich die reine Kulttätigkeit im Tempel eher einem pragmatisches Handwerk denn der geistigen Durchdringung der Kultwelt.
"Ich bin daher bereit, dich in deinem Vorhaben zu unterstützen. Wäre dir eine Art kultisches tirocinium fori genehm? Denn ich fürchte, zum Dozenten langwieriger Theoriestunden eigne ich mich nicht unbedingt, dies könnte für dich schnell er..müdend werden."
Ein schmales Lächeln umschlich seine Lippen. Einer guten Diskussion war Gracchus nicht abgeneigt, hatte je nach Sujet gar seine reine Freude daran. Der lange Monolog indes schien ihm einzig Senats-Kandidaturen vorbehalten, dass er sich die Betätigung als theoretischer Lehrmeister kaum konnte vorstellen. -
Zitat
Original von Aurelia Drusilla.... .
Gracchus war kein Anhänger eines Rennstalls, genau genommen konnte er Wagennennen nicht einmal viel abgewinnen. Für ein solches Ereignis auch noch nach Ostia zu fahren wäre ihm selbst zweifelsohne nie in den Sinn gelangt. Doch dies war nicht irgendein Rennen - es wurde ausgerichtet von seinem Freund Aurelius Lupus, und sein Freund Cornelius Scapula hatte ihn überredet dem beizuwohnen.
"Das wird grandios, am Strand entlang, das tosende Meer im Hintergrund, Wind und Möwen um die Köpfe, ein fantastischer Bodenbelag, der die aurigae fordern wird wie selten zuvor, dazu gehen..." - an dieser Stelle waren einige Namen von Wagenlenken gefallen, die Gracchus sich nicht hatte merken können, oder wollen, welche ihm ohnehin gänzlich unbekannt waren - "... an den Start, das wird ein Kampf der Superlative, das kannst du dir unmöglich entgehen lassen!"
Wie viele Rennbegeisterte verlor Scapula in Hinblick auf ein anstehendes Rennen jeglichen Sinn für Ernsthaftigkeit und Mäßigung, so dass Gracchus dem Drängen seines Freundes, ihn zu begleiten, schlussendlich hatte nachgegeben. "Du wirst schon sehen, das wird so gut wie lange nicht mehr, das wird ein bisschen wie früher als wir noch jung waren!"
Nun also stand der Flavier inmitten einer Menschenmenge, welche er sonstig lieber gemieden hätte. Sie würden sich vor Ort treffen, so hatte der Cornelier es formuliert, ohne "vor Ort" weiter zu spezifizieren.
"Ich kann ihn nirgends entdecken", meldete Sciurus neben seinem Herrn sich zu Wort. Er hatte schon vor geraumer Weile sich von Gracchus trennen und nach Scapula suchen wollen, doch der Flavier ließ ihn nicht von seiner Seite weichen. Wie ein Stück Treibgut wurden sie durch die Masse getrieben, und Gracchus fühlte sich alles andere als gut - oder gar jung. Als sie nahe der Ziellinie in einem Pulk endeten, der dem Flavier beinahe den Atem raubte, zudem die Plätze allmählich knapp zu werden drohten, deutete er auf die Sitzränge.
"Ich werde dort oben Platz nehmen und mich nicht einen digitus bewegen. Su'he du nach Scapula, allfällig ist er noch bei seinen Wagenlenkern."
Nach einem tiefen Atemzug kämpfte Gracchus sich vorbei an einer Gruppe unentschlossener Grüner, einem jungen Mann mit roter Gesichtsbemalung und zwei kichernden Alten, die begeistert und ohne Rücksicht ihre blauen Fahnen schwenkten, ehedem er sich mit einem Seufzer auf einem freien Platz nieder ließ, welcher zufälligerweise neben jenem von Aurelia Drusilla war.
"Welch eine Menge von Menschen"
, sprach er ein wenig everviert, ohne dessen sich bewusst zu sein, dass er seine Gedanken laut in Worte fasste. Schon begann auch das Treiben auf der Sandbahn, ohne dass Sciurus zurückgekehrt oder Scapula aufgetaucht wäre, und wie die Menschen rings um ihn her wandte der Flavier den Blick dorthin, wenn auch vermutlich weit weniger interessiert und begeistert als der Rest. -
Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Meine Vermutung für einen Teil der Ursache ist ja, dass der klassische Desktop-PC oder Laptop, an dem es sich bequem schreiben lässt, als Teil der Freizeitgestaltung eine abnehmende Rolle spielt. Es ist schnell und bequem, mal eben vom Sofa oder der Bahn aus an einem Mobilgerät im IR zu lesen, aber deutlich unbequemer, mit der Touch-Tastatur einen längeren Beitrag zu schreiben. Aber nur für's IR wird der PC dann eben auch nicht eingeschaltet.
Den PC-müden, aber schreib-affinen Tabletnutzern kann ich ein Tablet mit digitalem Stift empfehlen. Ich schreibe meine Beiträge (und viele weitere Texte) mittlerweile so wieder handschriftlich - auf dem Sofa. Von Spracherkennung über Digitalisierungsstifte habe ich so einiges getestet, um die Tastatur zu ersetzen, aber überzeugt hat mich zuletzt nur ein Tablet mit Stifteingabe.Mir persönlich fehlt es derzeit eher an inspirierenden Ideen rund um meine ID, die allfällig schon etwas zu festgefahren im IR ist. Zu einer Neuen indes kann ich mich nicht durchringen ...
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Selbstredend war Gracchus nicht überrascht von der Kandidatur des Aurelius Lupus, auch wenn sie zuvor nicht im Detail über all seine Pläne hatten gesprochen. Doch es war ein Zeichen ihrer Freundschaft, dass auch ohne ausführliche Gespräche im Vorhinein, Beteuerungen oder Bestechungen Gracchus den Aurelier würde unterstützen, was zweifelsohne wiederum kaum für Überraschung im Senat würde sorgen. Nach einem kurzen Augenblick am Ende der Rede nur - immerhin saß der Flavier in den Reihen der Consulare, welchen im Senat ein gewisser Vorrang war eingeräumt - erhob er darob seine Stimme.
"Werte Senatoren! Ich kenne und schätze Aurelius Lupus als einen tatkräftigen Mann von ausgeprägtem Sinne für Recht und Gere'htigkeit! Wenigen anderen Männern würde ich bedenkenloser jeglichen Rechtsfall zur Urteilsfindung vorlegen, ob dessen es keinen besseren Kandidaten könnte geben, um das Amt eines Praetors im nächsten Jahre auszufüllen. Gleichwohl bin ich dessen gewiss, dass Aurelius Lupus weit über das ge..forderte Maß hinaus unserem Reiche in dieser Amtszeit ein Gewinn sein wird. Eine Reform des Codex Iuridicalis, wiewohl der Lex Germanica Servitium ist längst fällig. Senator Aurelius bringt nicht nur den hinreichenden Sa'hverstand für diese Aufgabe mit, sondern zudem auch die notwendige Verve, eine Gesetzesreform zu einem kooperativen Akt zum Wohle Roms zu erheben. Meiner Stimme kann Sextus Aurelius Lupus sich darob gewiss sein, wiewohl ich einem jedem Senator in dieser Halle, welchem ebenfalls das Gedeihen Roms am Herzen liegt, nur nahelegen kann, es mir gleich zu tun!" -
Ich möchte um Verzeihung bitten für meine unangekündigte Absenz. Zuerst wurde ich von außergewöhnlichen Verdrießlichkeinen auf der Arbeit abgelenkt (was überaus selten geschieht), und nachdem diese gelöst waren direkt von einem sehr hartnäckigen und darob enervierenden grippalen Infekt überrollt.
Nun indes bin ich zurück.
Sollte ich irgendwo noch eine ausstehende Antwort meinerseits übersehen haben, bitte eine kurze PN.Menecrates wünsche ich eine baldige Genesung und hoffe, der Aufenthalt im Krankenhaus bringt den gewünschten Erfolg! Was die Hände alles leisten wird einem wohl vorwiegend erst dann bewusst, so sie diese Leistung einmal einstellen...
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Zitat
Original von Aurelia Prisca
...
"Der Hafen?"
, fragte Gracchus voller Hoffnung auf den Ablenkungsversuch Priscas hin und wandte den Blick zum Horizont. Indes konnte er nicht das eine Land vom anderen unterscheiden, schon gar nicht detektieren ob dort ein Dorf oder eine Stadt oder gar ein Hafen lag, oder ob dies doch nur die trügerischen Formen von Fels und Wald waren. Früher einmal hatte sein Blick durchaus derart weit in die Ferne gereicht, doch seit einigen Jahren legte sich über die Ferne stets eine Decke aus weichen, fließenden Formen. Er kniff die Augen ob dessen zusammen, doch eindrücklicher als jedes Detail wurde ihm nur, dass das Land nicht stabil blieb, sondern auf und ab sich wogte.
"Ich... ich werde mich besser wieder hinlegen. Das... das bekommt mir zu..meist besser."
Es gab kaum etwas, das diese Pein konnte lindern. Sein alter Sciurus - der erste dieses Namens- hatte ein Pulver besessen, welches den jungen Gracchus in regelrechte Stasis hatte versetzt, um die regelmäßige Überfahrt von oder nach Achaia ihm zu erleichtern. Deplorablerweise hatte er das Wissen darum mit in sein Grab genommen. -
Im Außen gänzlich auf den Besucher konzentriert beschritt der Flavier im Inneren den Raum seines Gedankengebäudes, in welchem kultische Tage waren abgelegt - drei Wände und zwei Reihen in seiner Mitte waren gefüllt mit Regalen aus Walnussholz, auf denen in akkurater Sortierung Gedächtnispergamente Iagerten, differenziert durch Lokalitäten und Anlässe, Gerüche, Geschmack, Jahreszeiten und Wetterlage, Sentiment, Ergebnis und beteiligte Personen. Cornelius Scapula war selbstredend ein Kriterium der Ordnung, welches die Erinnerung eindeutig werden ließ. Nie wieder war ihre Freundschaft derart gefestigt wie vor den Tagen des Bürgerkrieges, doch Gracchus verspürte zumindest wieder eine gewisse Offenheit des Cornelius, welche ein ungezwungenes Miteinander zuließ, und zweifelsohne auch durch Gracchus' Schwiegertochter aus dem cornelischen Hause war begünstigt worden. An jenen Tag vor dem Tempel der Venus entsann er sich darob nun tatsächlich, weniger des Prüflings wegen, sondern eher des anschließenden Mahles mit dem Cornelius. Dennoch, auch der lulius wurde ihm ob dessen eingedenk - ob seiner Leistung in positiver Weise (denn sein Lob in Hinblick auf eine Leistung sprach der Flavier niemals im unberechtigten Falle aus Schmeichelei, sondern nur aus Überzeugung aus).
"Nun, allfällig ist dein Falke ein Bote Appollons, wie Homer es uns lehrt, so dass du dich eher den Künsten solltest zuwenden."
Gracchus garnierte diese Überlegung mit einem schmalen Lächeln, um ihr die Ernsthaftigkeit zu nehmen.
"Dein Ansinnen ehrt dich, und zweifels..ohne ist der Cultus ein Tor zu vielen Antworten - wenn auch oftmals zu noch mehr Fragen -, wiewohl ich dir dabei könnte behilflich sein, dieses Tor zu öffnen, allfällig eines Tages es gar zu dur'hschreiten."
Das Wissen allein war im Falle göttlicher Gefilde deplorablerweise nicht immer ein Garant, diese auch zu begreifen.
"Bevor ich indes eine Entscheidung treffe, beantworte mir noch drei Fragen. Zuerst einmal, wer ist dein Patron?"
Es gab nur wenige Männer, deren Patronat Gracchus Grund genug für eine Absage waren - doch es gab sie.
"Hernach, was siehst du als Ursache des Kultes, was ist der Grund für seine Existenz?"
Genau genommen waren dies bereits drei Fragen, doch da Gracchus auf letztere eine beide umfassende Antwort erwartete fuhr er mit seiner dritten Frage fort:
"Und schließlich, worin siehst du den größten Unterschied zwischen privatem und öffentli'hem Kult?" -
Der Flavier musterte den jungen Mann während dieser Platz nahm, und suchte nach einer Reminiszenz ihm bereits einmal begegnet zu sein. Sein Antlitz war durchaus prägnant, doch blonde Männer lagen Gracchus weniger, dass sie ihm auch selten eindrücklich blieben.
"Nun, Iulius, in deinem Schreiben erwähntest du einen Drang nach Wissen in Hinblick auf kultische und göttliche Belange, welchem du na'hgeben und welchen du stillen möchtest. Erläutere mir bitte ein wenig genauer, was diesbezüglich dich umtreibt."
Die Aufforderung, das Anliegen vorzutragen, war ebenso offen und weit wie das Anliegen selbst, hatte der Flavier doch im Laufe seiner eigenen - bereits durchaus einige Zeit währenden - Laufbahn die Erfahrung gemacht, dass so mehr über einen Mann zu erfahren war, als durch die gezielte Frage, welche oft wenig mehr als eine einzige Antwort bot. -
[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png] | Acanthus
Der Ianitor der flavischen Villa, Acanthus, rieb seine Hände über einem Becken mit glühender Kohle und fröstelte innerlich ob der winterlichen Kälte. Seit einigen Wochen schon hatte er das Gefühl, der Winter wäre in diesem Jahr schlimmer als sonst, obwohl der Winter im Grunde war wie immer. Nike, das alte Waschweib behauptete, es wäre ein Zeichen des Alters - aber was wusste Nike schon!
Als es klopfte tat der Ianitor seinen Dienst wie eh und je. Die Ausstaffierung und das Geleit des Iuliers beeindruckten ihn nicht, er hatte schon vieles gesehen in seinem Leben an der flavischen Porta.
"Dein Herr wird bereits erwartet", entgegnete er dem iulischen Sklaven auf dessen Begehr und zog die Türe weiter auf, um den Gast einzulassen. Ein junger Sklave mit schmalen Lippen und mandelförmigen, braunfarbenen Augen führte den Iulier durch die flavische Villa - welche ihren Einwohnern stets gewöhnlich erschien, Besucher ob ihrer dezenten Pracht und ihres stilvollen Luxus jedoch oft in Staunen versetzte -, an den Masken der familiaren Ahnen vorbei durch das Atrium hindurch bis zum Officium des Hausherrn.
IANITOR - VILLA FLAVIA -
Von der über-standesgemäßen Ausstaffierung und gesteigerten Entourage seines Gastes bekam der Hausherr nichts mit. Gracchus saß gelangweilt über einigen Dokumenten zu finanziellen Einkünften aus den flavischen Landgütern. Im Grunde interessierte ihn dies nicht - wie nichts was mit Finanzen im Zusammenhang stand - und er prüfte mitnichten die Korrektheit der Zahlenreihen, welche sein Vilicus feinsäuberlich notiert, summierte und bilanziert hatte. Tatsächlich interessierte ihn dies alles nicht nur nicht, er hatte auch nicht die geringste Ahnung, was dies im Detail sollte bedeuten. Dennoch schob er die Pergamente ein wenig hin und her, brummte ab und an bestätigend oder sinnierend und nickte oder legte den Kopf schief. Sciurus hatte ihm zuvor bereits grob zusammengefasst, wie die finanzielle Lage sich gestaltete - durchaus zufriedenstellend -, dennoch bestand er darauf, dass sein Herr diese Arbeit wieder prüfte solange Minor auf dem Land weilte. Also tat Gracchus dies. Respektive tat so, als tue er dies. Als endlich Iulius Caesonius' Eintreffen ihm gemeldet wurde, atmete der Flavier indes erleichtert auf.
"Ah!"
Er schob die Pergamente zusammen und reichte sie dem Vilicus.
"Sehr schön, du kannst es abschließen."
Mit einem Nicken verließ Sciurus den Raum, um die Unterlagen fortzuschaffen, und noch ehedem er zurückkehrte wurde bereits Iulius Caesonius eingelassen. Der Name dessen hatte dem Flavier kein Bild einer Person evoziert, noch erinnerte er sich an dessen kultische Prüfung, doch das Streben nach Verständnis für den Dienst an den Göttern war ein Ansinnen, welches Gracchus zumindest wollte anhören. Während die Art und Weise des Ansinnens ihm von derartiger Relevanz war, dass er es nicht als Teil der alltäglichen Salutatio mochte abhandeln, war es indes nicht mehr oder weniger als ein gewöhnliches Gespräch, ob dessen er zu diesem Anlasse nur eine gewöhnliche Tunika trug - gewöhnlich zumindest aus Sicht eines wohlhabenden Mannes, gewoben aus feiner dunkelblaufarbener Wolle, an Kragen und Ärmeln mit grazilen silbernen Mustern gesäumt.
"Iulius Caesonius, Willkommen! Bitte"
, wies der Flavier auf einen der beiden Stühle, welche ihm gegenüber auf der anderen Seite des wuchtigen, hölzernen Schreibtisches standen, um dem Gast einen Platz anzubieten. -
Mit raschem Schritt näherte sich ein Sklave aus dem flavischen Hause der Domus Iulia und gab dort eine Botschaft ab an den Aedituus Gaius Iulius Caesoninus.
M' Flavius Gracchus Pontifex G. Iulio Caesonino aedituo s.p.d.Es erfreut mich, dass dein Weg in den Cultus Deorum dich mit Zufriedenheit erfüllt, wiewohl mit einem inneren Drang dein Wissen zu vertiefen. Ich empfange dich gerne am Tage nach den Ludi Palatini, dem zehnten Tag vor den Kalenden des Februarius* in der Villa Flavia, um dein Anliegen der weiteren Wissensgewinnung zu erörtern.
Mögen die Götter dir stets gewogen sein!
Sim-Off: *wann immer es dir Sim-Off passt.
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Senator Sextus Aurelius Lupus
Villa Aureila, RomaM' Flavius Gracchus Aurelio Lupo suo amico s.d.
Der Tod Scatos hat uns alle sehr unvorbereitet getroffen, um so mehr danke ich dir für deine Gedanken und Worte. Die junge Claudia Sassia kehrte einige Tage nach der Bestattung Scatos zurück zu ihrer Familie, soweit ich unterrichtet bin hat sie sich zudem auf eines der claudischen Landgüter zurückgezogen.*
Meine Gemahlin indes erfreut sich stets an Besuch, insbesondere an solchem aus ihrer Familie, so dass ein Besuch deiner Nichte ihr zweifelsohne konveniert.
Deine Einladung nehmen wir ebenfalls mit großer Freude an. Ich bin sehr gespannt auf deinen Klienten und Prisca freut sich auf ihr altes Heim, wiewohl noch mehr auf ihren lieben Vetter.
Vale bene
http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png
[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/ManiusGracchus.png]Sim-Off: * sie weilt im Desideratum
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"Oh"
, quittierte der Flavier das kleine kommunikative Missverständnis und nahm sich ein Stück süß-sauer-eingelegte Rübe von der Platte vor ihm. Allzu süße Naschereien gehörten nicht zu seinen Vorlieben, doch wenn auf den zart-cremigen Hauch von Honig ein kleines Feuerwerk an grün-rotfarbenen, essigsauren Geschmackseruptionen über die Zunge strich, so konnte er dem durchaus Entzücken abgewinnen.
"Dies ist in der Tat eine ... geschickte Strategie. Der König wird sich gewiss nicht die Blöße geben, eine re..präsentative Gesandtschaft aus Rom abzuweisen. Nun denn, so bleibt es bei dem Beginn der Reise in den Frühjahrsmonaten. Das gibt uns mehr als genügend Zeit, alles im Detail vorzubereiten." -
Noch war Gracchus unsicher wie Prisca würde reagieren, da flog sie bereits ihm an den Hals - auf und ab wallten augenscheinlich ihre Gefühle, kaum geringer als das Schiff auf- und abwiegte auf den schaumbekrönten Wellen. Nicht, dass er sich jemals allzu intensiv damit hatte beschäftigt und dieser Bestrebung war gefolgt, doch in diesem Augenblicke wurde ihm gewahr, dass er sie nie würde verstehen, die Frauen - eher noch würde er jedes Spiel um Intrige und Kabale im Senat durchschauen. Indes, nun Eingedenk des Wissens was genau es bedurfte, um Prisca zur glücklichsten Frau des ganzen Imperiums zu machen, dies war zumindest ein Lichtblick dieser Queste und gab die Richtung des Weges vor, welchen es zu gehen galt - und welchen Prisca augenscheinlich in just diesem Augenblicke bereits wollte losmarschieren.
"Bitte nicht ... auf dem Schiff. Ich ... ich könnte mich nicht in ... ge..bührender Weise ... dir widmen"
, flüsterte er ihr pikarisch ins Ohr, sein wahres Sentiment aus dem flauen Gefühl in seinem Magen, dem Taumel um seine Sinne und dem Drang seines Leibes danach sein Innerstes nach Außen zu kehren überdeckend. Er griff nach ihren Händen und ließ sie in den seinen verschlossen herabsinken.
"In Antium überall. Überall, wo du möchtest."
Überall, nur nicht auf diesem Schiff. Überall, sofern sie dieses Schiff überhaupt würden lebend verlassen. Waren sie nicht ohnehin schon viel zu lange auf diesem Schiff? Gracchus hauchte seiner Gemahlin einen zärtlichen Kuss auf die Wange, um sie über das Warten hinweg zu trösten, in Gedanken noch immer weit mehr verstört von der Reise auf See als durch die Aussicht auf die kommenden Tage auf dem Landgut - am Strand, hinter einer Düne, im Wasser der Lagune, wo auch immer. Er würde seiner Pflicht nachkommen. Wie stets. Trunken von einem berauschenden Toxikum, in körperlicher Ekstase und geistiger Saumseligkeit. Wenn es dies war, das Prisca zu ihrem Glück würde führen, so würde es auch sein eigenes Glück sein. Ein wenig.
"Wie lange wird es noch dauern bis wir das Meer ver..lassen?"
Während aus der Situation heraus diese Frage allfällig aus Sehnen nach dieser Vereinigung mochte missgedeutet werden, so sehnte Gracchus nach nichts sich mehr als das Schiff baldigst wieder zu verlassen, jeden Augenblick mehr da es eine neue Welle nahm und der Horizont vor seinen Augen schwankte. -
"Tarquinia"
lächelte Gracchus versonnen.
"Dies wäre durchaus eine Überlegung wert."
Was konnte schlussendlich entspannender sein als neues Wissen anzuhäufen, sich Studien zu widmen und in Welten vorzudringen, welche bisherig ihm verschlossen geblieben waren? Der Flavier rechnete seinem Freund dieses Angebot hoch an, denn Lupus hätte es nicht ausgerochen, hätte er es nicht ernst gemeint. Zweifeslohne würde es ein wenig Überzeugungskunst benötigen - wein wenig mehr vermutlich -, Prisca diese Region schmackhaft zu machen, doch letztlich würde auch für sie sich etwas Vergnügliches finden lassen. Eine Reise nach Parthia hinwider - dies stand auf einem gänzlich anderen Blatt. Tagelang zu Pferde oder in einer Reisekutsche unterwegs zu sein, zudem eine tagelange Überfahrt per Schiff über das grauenvolle Meer - es gab kaum eine schrecklichere Vorstellung.
"Ich hatte an Apronius Pius gedacht, seine kultische Kompetenz steht außer Zweifel, zudem war sein Vater einige Jahre lang Statthalter in Syria bevor Cor..nelius das Amt hatte übernommen, sodass die Gepflogenheiten des Ostens ihm ein wenig vertraut sind. Darüberhinaus ist er ein Klient Gavius' und wird darob kaum im Senat fehlen."
Gracchus' Geringschätzung für Senator Gavius war deutlich in seiner Stimme zu vernehmen. Der Senator war ein neureicher Emporkömmling aus der Provinz, von welchem man munkelte, dass er all seine Klienten eingekauft hatte. Apronius' Vater hatte es nie geschafft, seinen Reichtum zu mehren, respektive ihn zu halten, sodass für seinen Sohn es augenscheinlich opportun erschien, seine Stimme zu verkaufen.
"Bezüglich der Reise stimme ich dir zu, doch die Na'hricht an den Parthischen König sollten wir bereits im Winter auf den Weg bringen. Immerhin wird auch die Antwort ein wenig dauern, und so bleibt genügend Zeit, die Reise vorzubereiten." -
Es schien als würde der Winter in diesem Jahre sich ein wenig verspäten, denn noch immer war es sehr mild und ein wenig zu warm für den December. Die Bauern außerhalb der Stadt betrachteten dies bereits mit Sorge, waren sie doch abhängig von den Jahreszeiten, und ohne Verlass auf eben diese war auch kein Verlass auf Erträge. Zweifelsohne würden die anstehenden Saturnalia um so ausgiebiger gefeiert werden, immerhin war Saturnus maßgeblich zuständig für Felder und Äcker. Die Bewohner Roms indes erfreuten sich durchaus an gemäßigten Temperaturen und der zartgoldenen Sonne am hellblauen Himmel, welche es an diesem Tage zu feiern galt, wurde doch das Agonium des Sol Indiges zelebriert - wenn auch nicht sonderlich ausgiebig, noch von einem Großteil der Bevölkerung. Nur eine handvoll Priester hatten sich in der Regia eingefunden, der Rex Sacrorum Menenius Lanatus und die Pontifices Cornelius Scapula und Flavius Gracchus, dazu einige Kulthelfer. Einer von letzteren hielt das Opfertier an einem Strick um den Hals, ein Widder mit weißfarbenem Fell, welches zusätzlich gekalkt und mit glitzernden Eisenspänen durchsetzt worden war, dass es schimmerte und glitzerte und das goldfarbene Licht der Kerzenflammen reflektierte, ebenso wie die mit einem Hauch von Gold überzogenen mächtigen Hörner und Hufe des Tieres. Mit zitternder Hand zog der greise Menenius eine Falte seiner Toga über den Kopf und eröffnete den Ritus mit einer Geste der rechten Hand. Auch Scapula und Gracchus taten es ihm gleich, ehedem sie je eine handvoll Weihrauch über die glimmenden Kohlen der goldfarbenen Becken zu Seiten des Altares streuten, um die Verbindung zu öffnen zwischen der profanen Welt und der göttlichen Sphäre des Sol Indiges. Mehr in der Routine seines Amtes als mit aufmerksamer Konzentration vollführte der Opferkönig die Reinigung und anschließende Salbung des Opfertieres, während Gracchus ein Pergament entrollte und langsam, in getragenem Timbre die Worte verlas, welche er so oft bereits in diesem Raum gehört hatte, dass er sie im Grunde nicht einmal mehr musste ablesen.
"Sol Indiges, strahlende Sonne am Firmament!
Dir weihen wir unsere heiligen Riten,
Unsere Gebete und Entsühnungen, erhabenstes Gestirn,
Für alle Tage welche du uns erleu'htet hast.
Dein goldfarbenes Antlitz ist uns Wärme,
Dein strahlendes Abbild ist uns Licht,
Mannigfaltiger, nimm Du unsere Gabe,
Glückverheißender, hör unser Gebet, gib uns schuldloses Heil,
Mit Frieden, Göttlicher, und dem notwendigen Wohlstand."
Kaum hatte er geendet nahm Menenius seine secespita und entkleidete symbolisch das Tier, während Cornelius den Schmuck, die scharlachrot- und weißfarbenen Wollbinden von den Hörnern nahm, eben diese packte und ein wenig den Kopf des Widders anhob. Weitaus schneller, als sein Alter dies vermuten ließ, stach der Rex Sacrorum die scharfe Klinge in die Kehle des Tieres, welches augenblicklich aufzubegehren begann, und stieß noch einmal mit ein wenig mehr Kraft nach. Cornelius Scapula hielt den Widder in festem Griffe, während der Flavier in einer goldfarbenen Schale ein wenig des frischen Blutes auffing, und einen Herzschlag lang trafen sich die besorgten Blicke der beiden Pontifices und in ihren Augen stand die Frage, wie viele Agonalia dies noch würde gut gehen. Allmählich indes entwich das Leben aus dem Tier, welches ob dessen zu Boden sank. Mit wenigen, routinierten Schnitten war der Körper ausgeweidet und der Rex Sacrorum kniff seine Augen zusammen und begutachtete die Leber und das Herz und befühlte sie mit seinen Fingerkuppen.
"Litatio!"
verkündete er sodann mit krächzender Stimme und überließ es sodann den beiden Pontifices, den Ritus aktiv abzuschließen mit der Verbrennung der Opferteile, während er, beinahe ein wenig unbeteiligt, dabei nurmehr zusah. -
Den Vergleich mit dem Regenwetter mochte Gracchus nicht ganz gelten lassen, immerhin entschieden sich die Menschen bei Regen ganz bewusst, ob sie das Risiko nasser Füße eingehen wollten oder nicht, indes stellte ihn die Antwort des Annaeus durchaus zufrieden, da auch dieses Detail augenscheinlich bedacht worden war. Ob dies zu einer Störung im Ablauf des alltäglichen Lebens würde führen, konnte vermutlich ohnehin nur die Zeit zeigen, ebenso ob diese mögliche Störung als gegeben würde hingenommen würden im Ausgleich für saubere Straßen.
"Vielen Dank, für deine Erläuterung, damit habe auch ich keine weiteren Fragen. Das Vorhaben scheint mir zumindest gut durchda'ht." -
Die Causa der Straßenreinigung gehörte üblicherweise nicht zu jenen Themen, welche der Flavier mit großem Interesse verfolgte, gleichwohl war die Bildlichkeit, mit welcher Annaeus so manche Szenerie beschrieb ein wenig zu Detailreich für seinen Geschmack. Dennoch regte der Bericht das Interesse des Flaviers, war ihm der Elan des jungen Mannes doch bereits aufgefallen und die Arbeit der Vigintiviri bestätigte nun, dass er nicht nur diesen Elan für Rom gewinnbringend hatte genutzt, sondern seinen Einfallsreichtum gleich dazu. Gracchus liebte den Regen aus genau diesem Grund - er reinigte die Straßen und verlieh der Stadt stets einen neuen Glanz - insbesondere natürlich oben auf den Hügeln, welche ohnehin nur wenig verschmutzt waren. Dass Annaeus nun das überschüssige Wasser der Stadt nutzte, um einen künstlichen Regenguss in den stärker verschmutzten Gegenden zu erzeugen, war durchaus alert - auch wenn diese Art der Reinigung im Sommer, in welchem sie oft am dringendsten war, wegen der Trockenheit wohl kaum zu bewerkstelligen sein würde. Indes war dies kein Grund, im übrigen Jahr den Schmutz zu tolerieren.
"Vielen Dank für deine Ausführungen, Annaeus"
, erhob er ebenfalls das Wort.
"Diese neue Art der Straßenreinigung klingt durchaus vielverspre'hend. Allerdings sehe ich den Nachteil, dass gegenteilig zur althergebrachten Art dafür ganze Straßenzüge gesperrt werden müssten, oder nicht? Wird dies nicht das Leben in diesen Straßen be..einträchtigen? Wie lange dauert solch eine Reinigung einer Straße?"
konzentrierte er sich ein wenig kritisch auf seine Fragen, gleichwohl ihm der Rest des Berichtes überaus positiv erschienen war. -
Sein Leben lang war Gracchus nicht besonders gut darin gewesen, das Innere seiner Mitmenschen auf ihrem Äußeren zu lesen, doch wenn ein Sturm ihm um die Ohren brauste so konnte auch er dem sich nicht verwehren. Eben dies war es, was ganz unvermittelt geschah, als hätte das Schütteln des Schiffes einen Pfropfen gelöst schäumte die schöne Aurelia mit einem Male über und schlug ihren Sturm dem Flavier entgegen. Einen Augenblick lang kam ihm in den Sinn, dass es allfällig umgekehrt gekommen war, dass das inwendige Aufbrausen Priscas allfällig erst den Ruck des Schiffes hatte evoziert, doch der Gedanke war schnell verworfen, gehörte die Macht über die See doch den unergündlichen Launen der Götter. Unergründlich indes waren ihm auch die anfänglichen Worte seiner Gemahlin, dass der Flavier nur dreinblickte wie eine Ochse, welchem man Homers Odysee zu lesen gab, da mitnichten ihr Ausbruch sich ihm erschloss, gleichwohl mit jedem Wort mehr das Gesagte Stück um Stück in seinen Verstand sich bohrte. Ein Orakel. Das Orakel. Vor Wochen schon in Cumae. In Cumae? In Cumae! Vor Wochen! Weshalb hatte sie dies nicht erwähnt? Oder hatte sie dies erwähnt? Zweifelsohne hätte er mit ihr darüber gesprochen, hätte sie dies erwähnt. Weshalb hatte sie dies nicht erwähnt? Einem Kind das Leben zu schenken. Ein Kind? Daher also wehte der Wind, respektive der Sturm. Gracchus' Schultern sanken herab. Prisca wünschte sehnlichst sich ein Kind und glaubte augenscheinlich daran, dass sie möglicherweise doch fähig war, ein Kind zu gebären. War dies nicht eine Unmöglichkeit, da sie Piso doch keinen Erben hatte geschenkt? Indes - wie lange hatte es gedauert nach ihrer Eheschließung bis Antonia endlich Minor hatte unter dem Herzen getragen. Was, wenn weder Prisca, noch Piso daran Ursache trugen, sondern schlichtweg die Zeit zu kurz gewesen war? Gracchus selbst hatte keinen Bedarf mehr an einem weiteren Kind - er hatte seine Linie fortgeführt und wartete eher bereits auf einen Enkel aus dieser erfolgreichen Linie -, gleichwohl hatte er auch nichts gegen ein weiteres Kind - letztendlich würde jeder weitere Flavier die goldene Zukunft seiner Familie weiter festigen. Indes hatte er stets angenommen, dass Prisca kein Kind würde gebären können, ob dessen diese Ehe perfekt gewesen war - zusätzlich zu der Verbindung ihrer Familien, um die Geheimnisse des Bürgerkrieges zu bewahren. Er öffnete den Mund, wusste jedoch seiner Gemahlin nichts zu entgegen und blickte darob hilfesuchend zu ihrem schönen Sklaven. Da jedoch aus dieser Richtung keine Hilfe zu erwarten war - was wusste schon ein Sklave von Ehen, Frauen und Kindern - sank sein Blick alsbald zurück auf die Tabula, um auch den Rest des Spruches zu lesen. Seine linke Braue wanderte empor, indes schien die Weissagung ihm überaus eindeutig.
"Ich ... ich wusste nicht, dass du ... dass du die Hoffnung hegst, ein Kind zu gebären. Weshalb ... hast du dies nie erwähnt?"
fragte er schlussendlich ein wenig zögerlich und trat einen Schritt auf Prisca zu, noch immer das schwankende Schiff unter sich spürend, mit seinen Sinnen doch gänzlich bei seiner Gemahlin.
"Die Sibylle gibt dir eine präzise Antwort, doch jeder Satz, bisweilen gar jeder Satzteil verwendet eine andere Symbolspra'he. Du musst den Text daher zerlegen, einzeln transkribieren und am Ende wieder aggregieren"
, verlegte Gracchus sich sodann auf ein Gebiet, auf welchem er weit mehr bewandert war als auf jenem der Eruierung weiblichen Sentiments oder weiblicher Sehnsüchte und Hoffnungen.
"Die Antwort besagt, dass dein Leib alle Vor..aussetzungen erfüllt, ein Kind zu empfangen, ebenso wie der meine noch immer bereit ist, ein Kind zu zeugen. Wir müssen nur zusammenfinden, dann wird die Zukunft tiefe Zu..friedenheit bringen."
In Wachs geritzt las sich dies so einfach, doch in der Wirklichkeit wusste Gracchus, hatte er seine Schwierigkeiten damit, musste sich eingestehen, dass die Ursache Priscas Unglück bei ihm zu suchen war, der er doch nur hatte versucht, ihr Glück durch echte Wahrhaftigkeit zu mehren. Sanft fasste er sie an der Schulter.
"Ich habe drei Kinder gezeugt, Prisca, ich ... bin durchaus in der Lage, dieser Verpfli'htung nachzukommen. Ich dachte nur ..., ich wollte ... ich wollte nur, dass mit dir ..."
Dass alles anders ist. Dass er mit Prisca würde teilen können, was er mit Faustus hatte geteilt. Keine Pflicht, keine Verpflichtung, nur tiefgehende Erfüllung und Zufriedenheit in dieser ihnen aufoktroyierten Ehe, die zum Schutz der Welt war geschmiedet worden, die sie beide zum zweiten Male ihres eigenen Willens hatte beraubt. Ein wenig mehr Ergötzlichkeit hatte er sich erhofft für sie beide - doch wie hatte er ahnen können, dass Prisca zu dieser Freude ein Kind fehlte? Eine größere Welle erfasste das Schiff und brachte es neuerlich zum Wanken, dass Gracchus Magen sich wieder überschlug und er Mühe hatte, seine Worte empor zu lassen, während er sein Übelkeit hinab kämpfte.
"Ich möchte, dass du glücklich bist, Prisca. Ich ... ich verspre'he dir, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass ... du einem Kind das Leben schenken wirst."
Zumindest so sie diese Schifffahrt überleben würden.