Beiträge von Manius Flavius Gracchus

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Salvete!", grüßte er beim Eintreffen, nickte jedem zu und verweilte kurz bei Flavius Gracchus. Gern hätte er ihm zur Ernennung seines Sohnes gratuliert, aber er fand, das Thema passte hier und heute nicht. Er würde es nachholen.
    "Ich freue mich über eure Anwesenheit und bin sicher, sie wird dazu beitragen, die einst hier Lebenden für unser Bauvorhaben milde zu stimmen." Nach ein paar höflichen Worten verabschiedete er sich, um anschließend eine weitere kleine Gruppe zu passieren. Einige Ministri und Popae hielten sich bereit, die Kohle in der Feuerstelle glimmte bereits.


    Auf seinem Weg zum Beginn der Zeremonie drehte der Prefectus Urbi eine kleine Begrüßungsrunde und hielt selbstredend auch bei den Pontifices. Jene erwiderten seinen Gruß ehedem Gracchus anfügte:
    "Diese Station wird allfällig nicht der Garant dafür sein, dass die Welt am morgigen Tage zu einem besseren sich wird wenden, doch zweifelsohne ist sie ein guter und wichtiger Schritt in diese Ri'htung. Es ist uns darob nicht nur eine große Ehre, sondern ebenso eine Freude am Tage ihrer Weihung hier zu sein."
    Claudius mochte im Senat nicht stets die besten Worte finden und manchmal hatte Gracchus den Eindruck, dass sein Eifer und seine Begeisterung ihm dort zuweilen selbst im Wege standen, doch - soweit er dies konnte beurteilen - waren Menecrates Beweggründe geleitet vom Wohle Roms und gerade sein Eifer und seine Begeisterung trieben ihn stets voran, Rom zu einem besseren Ort zu machen.


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    Original von Lucius Iulius Centho
    ..
    So war er zum Podest gekommen, wartete aber unten da er nicht zur Opfergemeinde gehörte, sondern sein Einsatz erst kam wenn der Bauplatz geweiht werden sollte. Zielsicher hatte er sich aber zu den Pontifices da es nicht ungewöhnlich war das die Collegen der kultischen Colleigien bei einander standen. „Salvete die Herren.“ Begrüßte er sogleich nach seinem Erscheinen die anwesenden Pontifices.


    Nachdem der Claudier weitergezogen war, gesellte sich Iulius Centho zu der kleinen Gruppe kultischer Abgesandter. Gracchus hatte den Auguren schon seit längerem nicht mehr gesehen in der Stadt, ob dessen er ihn nur knapp grüßte, auch da die Zeremonie nun ihren Beginn nahm und Schweigen gefordert wurde.

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    Original von Aurelia Drusilla...
    Der Lärm der Zuschauer schwoll in des immer weiter an. So das die beiden ihre Unterhaltung auf eine recht lautes Maß erhöhen mussten. So laut sprach sie im Regelfall nicht. „Nun dann kann man verstehen warum sie so schnell laufen. Der Lärm ist wirklich kaum auszuhalten.“ Nun musste auch sie ihre Stimme erheben um vom Flavius verstanden zu werden. Noch bevor sie sie antworten konnten hatte sich die Anzeigetafel, der sie bis jetzt weniger Beachtung geschenkt hatte auch schon wieder verschoben.„Wie mir scheint hast du Recht.“ Sagte sie und wies auf die praktische Anzeige. Auch wenn sie, wie der Flavius wusste das der Lärm wohl nichts damit zu tun hatte. Denn auch wenn sie nicht so viel von Pferden wusste, wusste sie dennoch das Pferde Lärm nicht mochten, sich sogar davor fürchteten.


    Der flavische Blick folgte dem Drusillas zur Anzeigetafel hin, währenddessen sich seine linke Braue hob. Selbstredend war seine Bemerkung nur ein Scherz gewesen, doch sah man nun am Ende der Kurve auch die beiden roten Gespanne heranstieben, augenscheinlich getragen von den Rufen und Gesängen ihrer Anhänger, währen die übrigen Fahrer durch Schmähungen ausgebremst wurden.
    "Faszinierend"
    , bemerkte Gracchus und folgte zum ersten Mal an diesem Tage tatsächlich interessiert dem Geschehen.
    "Womöglich gibt es einen Ritus zuvor, welcher dieses Skandieren und Singen zu einer Opfergaben erhebt, um eine Begünstigung durch die Götter zu errei'hen"
    , überlegte er laut und kniff ein wenig die Augen zusammen, um dem Geschehen auf der Rennbahn folgen zu können, ehedem er mit erstaunter Miene zu Drusilla sprach:
    "Nun werde ich doch zum nächsten Rennen wiederkommen müssen, um diese Theorie zu evaluieren."

    Gracchus hatte bereits zu viel in seinem Leben erlebt, als dass er sich durch einen Stand hätte täuschen lassen. Er hatte einfache Bürger erlebt, die mehr für Rom hatten getan als viele verdiente Männer, und er hatte hochrangige Männer erlebt, die in ihrer Gier und ihrem Machtstreben Rom beinahe hatten zugrunde gerichtet. Er selbst hatte hohe Ansprüche an seinen eigenen Stand, doch er wusste, dass selbst dieser kein Garant für Tugend und Vortrefflichkeit war. Deplorablerweise fanden sich auch in seiner eigenen Verwandtschaft genügend Beispiele hierfür. Stand und Herkunft boten letztendlich einzig dies, einen Stand und eine Herkunft, ein Fundament verknüpft mit Möglichkeiten und Verpflichtungen - doch inwieweit diese ergriffen wurden, war eine Frage von Charakter und Fügung. Der Valerier indes konnte weder den Stand, noch die Herkunft bieten, welche die anvisierten Möglichkeiten, aber auch Verpflichtungen in einem stadtrömischen Kollegium bedingte. Doch er war ein Klient Aurelius', welchem dies zweifelsohne gewahr war, weshalb er kaum zu diesem Mahl hätte geladen, hätte er nicht einen Gedanken zu einer möglichen Zukunft. Und ehedem noch Gracchus diesem Gedanken konnte nachspüren sprach sein Freund ihn bereits aus. Pontifex minor also. Keine sonderlich erstrebenswerte Position im Karrierebild des Flaviers, ein besserer Sekretär gewissermaßen, auch wenn mancher dies anders sah. Er hatte nie verstanden, weshalb sein Freund - damaliger Freund - Durus so lange sich mit dieser Aufgabe hatte abgefunden und vermutete darob ein weiteres, abgründiges Geheimnis des Tiberiers, welches er nie würde erfahren. Vor weiteren Überlegungen hinsichtlich des Valeriers Zukunft in diesem Amt wurde Gracchus jedoch abgelenkt als die überaus gefällige Hauptspeise wurde präsentiert, welcher auch der Flavier seine Bewunderung musste zusprechen - die Verquickung von außergewöhnlich kulinarischer Apparenz und vorzüglichem Geschmack war durchaus eine Ekstase, welcher er sich leidenschaftlich konnte hingeben.
    "Pontifex minor?"
    griff er sodann wieder das Thema auf. Ohne eine Aufgabe im Staat würde es schwer sein für den Valerier den Ordo equester zu erhalten, doch ohne Ordo bliebe ihm jede höhere Aufgabe im Staat verwehrt, und im Karrierebild eines Civis war das Amt des Pontifex minor nicht medioker, sondern durchaus respektabel.
    "Dann lasse uns einen Schritt zurückgehen"
    , wandte er sich an Flaccus.
    "Weshalb der Weg in den Cultus deorum? Weshalb nicht in die städtische Ver..waltung oder etwa das Militär?"
    Lupus wollte nicht, dass Gracchus die Katze im Sack kaufte, und letztlich galt dies nicht erst für einen Vorschlag zur Erhebung in den Ordo, sondern ebenso für ein Amt im Collegium pontificium, selbst wenn es nur das des Pontifex minor war.

    Der letzte Bissen des Siebenschläfers verschwand in Gracchus' Kehle. Valerius Victor - diesen Namen hatte er schon sehr lange nicht mehr gehört, wiewohl er ihm nicht nur bekannt, sondern mit dessen Träger einige Zeit in direktem Kontakt hatte gestanden.
    "Septemvir Valerius Victor? Ein durchaus kompetenter Mann."
    Mit einer beachtlichen Karriere, gleichwohl er zeitlebens seine Herkunft nie hatte verbergen können.
    "Nach meiner Studienzeit und Rück..kehr nach Rom diente ich einige Zeit als Discipulus unter ihm als er noch dem Tempel des Mars Ultor vorstand."
    Er lachte ein wenig verlegen.
    "Dies waren damals andere, ein wenig seltsame Zeiten."
    Zeiten, in denen nicht nur ein Patrizier, der den Kult mit der Muttermilch hatte aufgesogen, sich von einem Pleb musste belehren lassen, sondern auch in der jener Patrizier noch jung und voller Ideale war gewesen. Damals, als Gracchus noch sich dem Iuppiter in Eid verbunden sah und strebte, dessen höchster Diener zu werden. Einen Augenblick lang fragte sich Gracchus, ob diese junge Version seiner selbst nicht ebenso verächtlich auf sein heutiges Alter Ego hätte herabgesehen wie auf seinen alten Lehrer. Hätte er damals gewusst, was alles noch vor ihm stand, vermutlich hätte er sich stante pede den tarpeischen Felsen hinabgestürzt. Der Blick des Flaviers glitt kurz zu seinem Komplizen und Freund Lupus, der seinen Teil dazu hatte beigetragen, dass der tarpeische Felsen aus Gracchus' alltäglichen Gedanken verschwunden war, dann zu Prisca, die sein Kind unter dem Herzen trug. Nein, dies war kein Tag für trübselige Blicke in die Vergangenheit, sondern für zuversichtliche Ausblicke in die Zukunft einer Generation, welche die Scham und Gram ihrer Väter nicht mehr hatte zu ertragen, sondern die Früchte ihrer Mühsal konnte ernten.
    "Später als Septemvir hat er viel für den cultus publicus geleistet."
    Was Victor an Etikette hatte gefehlt konnte er durchaus durch Eifer und Verve wettmachen.
    "Besitzt du selbst den ritterli'hen Stand, Valerius?"
    Dieser war immerhin Voraussetzung für eine Aufnahme in eines der staatskultischen Kollegien.

    Während Gracchus sich eines Siebenschläfers annahm und diesen auf seinem Teller tief in einer scharfen Soße für die Eier versenkte, schnitt Lupus die Zukunft seines Klienten an - immerhin der Grund dessen Anwesenheit.
    "Nun, der etruskische ist doch längst der römische Weg"
    verxierte der Flavier, hielten die Haruspices doch stets gegen diese Betrachtungsweise - zweifelsohne auch um ihrer eigenen Exklusivität wegen.
    "Indes, ohne die entspre'hende Herkunft bleibt dir dieser Weg dennoch verschlossen"
    , konzedierte Gracchus zu Valerius hin.
    "Hatte in deiner Familie bereits jemand ein kultisches Amt inne?"
    Obgleich dies nichts über eine Eignung aussagte, so machte sich ein Urgroßvater oder Urgroßonkel stets gut, um Ansprüche in eine gewisse Richtung zu begründen.

    Gutes Wetter war stets ein gutes Zeichen an Tagen wie diesen, denn wenngleich sich das Wetter selbstredend über eine weite Region und damit viele Ereignisse und Anlässe hin zog, so konnte ein jeder es für sich beanspruchen - schlussendlich hätten die Götter Missfallen zeigen wollen, hätten sie dafür Sorge getragen, dass der Termin hätte verschoben werden müssen. Die Sonne selbst trug also bereits zu positiver Stimmung bei, gleichwohl sie bei Pontifex Flavius Gracchus nur das Tüpfelchen auf dem i ausmachte, wurde er derzeit doch jeden Tag da seine Gemahlin weniger die herannahende Geburt ihres Kindes konnte verbergen, ein wenig mehr von Freudigkeit erfüllt. In vollem Amtsornat stand er gut gelaunt in der kleinen Gruppe des Collegium Pontificium, welche der Augustus hatte entsandt - aufgrund seiner Abwesenheit allfällig in größerer Zahl als unbedingt notwendig, namentlich die Pontifices Aemilius Marcellinus, Rabuleius Rullus und Flavius Gracchus, sowie der Pontifex Minor Palfurius Fronto. Andererseits indes war die neue Station der Cohortes nicht nur irgendeine weitere Station in Rom, sondern ob ihrer Lage ein Zeichen gegen Misstände und für Sicherheit, und dafür, dass Rom auch seine geringsten Bürger ein Anliegen waren - was Rom, respektive der Kaiser - und somit dessen Abgesandte aller Bereiche -, selbstredend entsprechend testieren musste.

    "Ah, Iulius, salve!"
    grüßte der Flavier zurück in einem Tonfall, welcher beinahe vermuten ließ, dass sie sich ganz zufällig hier oben trafen. Indes war Gracchus kein Freund von inhaltslosem Geplänkel, ob dessen er jegliche Höflichkeitsfloskeln nach Befindlichkeiten oder dem Wetter übersprang und direkt in medias res ging.
    "Wir beginnen hier oben nicht allein der Götter wegen, welche hinter uns ihre Besitzungen haben, sondern um deinen Blick und dein Bewusstsein zu schärfen für die Menschen und ihre Verbindung zu den Göttern."
    Er trat einen Schritt näher zum Rand der Kuppe, zur Stadt unter ihnen hin und deutete über das ihnen zu Füßen liegende Rom hinweg auf die Gebäude, welche er benannte.
    "Über die gesamte Stadt hinweg verstreut finden wir heilige Orte - unter uns die großen Tempel um die Foren herum - des Saturn, der Minerva, der Pax, des Mars, der Venus, Castor und Pollux, der Mater Matuta, der Fortuna und all die anderen. Daneben die kleineren Kapellen, etwa der Roma Dea, des Vortumnus, noch einmal für Minerva, und letztlich ver..streut über die Plätze hinweg, an Brücken, oder den Rändern oder Schnittpunkten von Gassen die zahllosen Altäre - dort unten der Ceres und der Ops, dort der Carmenta und dort hinten neben dem Haus des Flamen Dialis der Febris. Deine Augen sind zweifelsohne noch besser als die meinen, darum wirst du wohl noch viele weitere Tempel und Altäre der Stadt erkennen können."
    Er ließ seine Hand wieder sinken.
    "Von Anbeginn unseres Lebens sind wir umgeben von dem, was wir schlicht Kult nennen, sei es im privaten oder im öffentli'hen Raum, wir vollziehen ihn mal mehr, mal weniger, doch selten machen wir uns bewusst Gedanken darüber, warum wir dies tun. Selbstredend beschäftigen wir uns bisweilen mit dem angemessenen Maß, mit der Abfolge eines Ritus allfällig, welche Dinge einbezogen werden müssen, um die Wichtigkeit einer Opferung zu erhöhen etwa, welche Personen in..volviert werden, oder auch welche Götter. Dass wir indes jeden Tag umgeben und eingebunden sind von und in den Kult, dies wird uns zumeist nur dann bewusst, wenn er fehlt."
    In fernen Provinzen mit mangelnder Infrastruktur etwa, oder wenn dem Willen der Götter nicht genüge getan wurde.
    "Die Götter und der Kult, dies ist ein fest verwobener Teil unseres Lebens, und wenn du dir einmal die Mühe machen möchtest, dann achte morgen ab dem Aufstehen den ganzen Tag über einmal bewusst darauf, wann du mit den Göttern in Berührung kommst. Du wirst zweifelsohne am Abend erstaunt sein wie häufig dies geschieht ganz ohne dass du darüber na'hdenkst. Gleichsam, auch wenn das Göttliche in unserem Leben einen beständigen Teil einnimmt, so ist es doch davon getrennt. Das Heilige, sacra, steht dem Profanen, dem außerhalb des Heiligen gelegenen, gegenüber. Der Kult hat seinen festen Platz - räumlich, zeitlich oder einem Anlass entsprechend."
    Gracchus legte eine kurze Pause ein, um einerseits dem Iulier Gelegenheit zu geben eine Frage zu stellen, andererseits dessen Miene zu studieren im Versuch zu erkennen, ob diese Gedankengänge bereits zu abstrakt waren oder noch nachvollziehbar für Caesonius.

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    Original von Aurelia Drusilla...
    „Wieder muss ich dir recht geben auch wenn ich wie ich schon gesagt habe ein Theaterstück vorziehe. Hat sich mein Verwandter damit wohl wirklich einen Namen gemacht das hier wird man wohl so schnell nicht vergessen. Und sei unbesorgt auch ohne das man auf einem Pferd herumturnen kann, kann man es weit bringen wie man an dir wohl am besten sieht.“
    ...


    Ein amüsiertes Lachen echappierte Gracchus' Kehle.
    "Nun, ich kenne Senatoren, die auf einem Pferd nicht einmal richtig sitzen können, darob hast du zweifelsohne recht."
    Als der Ausrufer begann das Finale anzukündigen war an ein Gespräch nicht mehr zu denken. Um sie herum bebten die Zuschauerränge mit jedem einzelnen Fahrer, dessen Name aus den Kehlen der Fans gegrölt wurde. Gracchus' Braue hob sich ein wenig, und noch einmal ein wenig mehr als alle Zuschauer vereint dem Sprecher das 'Bitte' johlend entgegen schallten. Dies war ganz ohne Zweifel nicht seine Welt. Umso weniger, je lauter die Anhänger der jeweiligen Rennställe um sie herum wurden.
    "Man könnte annehmen, die Gespanne werden von Dissonanzen ange..trieben, und je mehr Stimmen die Anhänger eines Fahrers akkumulieren, desto weiter wird es ihn vorantreiben"
    , versuchte der Flavier sich gegen den Lärm mit der Aurelia weiter zu unterhalten, musste die eigene Stimme dabei indes bereits ein wenig verstärken.
    "Eine Siegeswette würde ich darob auf den roten Rennstall abschließen, dieser hat ganz eindeutig die stimmgewaltigste Anhängerschaft."

    Ich muss wieder einmal um Entschuldigung bitten ob meiner Absenz, zwischen erhöhter Hektik auf der Arbeit und im Privaten scheine ich dieses Jahr auch besonders anfällig für jegliche Infekte, die durch die Lande ziehen und meine Kreativität nicht eben erhöhen. Ich werde versuchen alle ausstehenden Beiträge zu beantworten, insbesondere da es nach Ostern im RL bei mir direkt wieder hoch her geht...

    Der Flavier nickte und ein sublimes Lächeln kräuselte seine Lippen als er den Blick zu seiner Gemahlin hob.
    "Prisca befindet sich in gesegneten Umständen"
    , ließ er die Katze - respektive das Kind - aus dem Sack. Für die Familie, insbesondere für Lupus' und Minors Zukunft, war dies ein durchaus bedeutsames Ereignis, band doch nichts - selbst eine Ehe nicht - zwei Familien so sehr aneinander wie der Fluß ihres Blutes in einem Kind. (Eine gemeinsame Konspiration zur Ermordung eines Kaisers allfällig noch in ähnlicher, jedoch weitaus klandestineren Weise, taugte dies doch nicht für öffentliche Zuspruchbekundung). Für Gracchus weitaus bedeutsamer war indes in dieser Angelegenheit die Freude seiner Gemahlin, welche nichts sich sehnlicher hatte gewünscht als ein Kind. Denn letztlich konnte nach einer erfolgreichen ersten Ehe samt passabler Nachkommen ein Mann durchaus sentimental werden in Hinblick auf seine Gemahlin.
    "In einigen Monaten also wird ein Sproß flavisch-aurelischen Blutes mit uns hier am Tische liegen."
    Selbstredend war dies nur eine Redensart, denn gleichwohl Prisca allfällig das Kind ihren Basen in diesem Haus würde vorstellen, würde in einer solchen Runde wie der heutigen kein Kind am Tische geduldet. Bis Gracchus seinen Sohn - denn was sonstig erwartete er - in solche Belange würde involvierten, würden noch viele Jahre vergehen müssen.

    Der Himmel über Rom zeigte sich in einem gnädigen Blau, durchzogen nur von zarten, wolkenen Schlieren, welche auch der noch ein wenig schwachen Mittagsonne ihren Raum ließen. Deren Strahlen waren von angenehmer Wärme, welche nun nach dem Winter noch willkommen war und die bevorstehende Hitze des Sommers nicht einmal erahnen ließ. Selbst Gracchus, der auf der area capitolina auf Iulius Caesonius wartete, hatte sein Antlitz gen Süden gewandt, um ein wenig die Sonne zu genießen. Der Tag schien ihm strahlender als er ohnehin bereits war und selbst die überaus ereignislose und recht fade Senatssitzung am Vormittage hatte diese Stimmung ihm nicht nehmen können. Über dem Forum Traiani erhob sich eine kleine Gruppe staubgraufarbener Tauben, kreiste über das Forum Romanum hinweg und verschwand über den Tiber gen Süden. Dem Flavier evoziert dies ein schmales Lächeln in Gedanken, welch göttlichen Willen ein Augur diesem Flug würde beimessen können.

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    Original von Aurelia Drusilla
    ....


    In einem sehr stillen Winkel seines selbst sann Gracchus einen Augenblick darüber nach selbst ludi scaenici auszurichten, allfällig zu Minors nächster Kandidatur, als Ergänzung zu dessen eigenen Initiativen. Oder aber im Zuge eines kultischen Feiertages - denn gleichwohl er selbst keine Wahlunterstützung mehr benötigte, so war er dennoch Rom weiterhin verpflichtet.
    "Zweifelsohne würde auch so manches moderne Leben sich als Stück im Theater eignen. Letzlich schreibt allfällig sogar das Leben Stücke, welche kein noch so schlauer Geist sich je könnte imaginieren."
    Nachdem auch die zweite Vorrunde ihr Ende hatte gefunden folgte ein Programm der Kurzweil, welches dem Flavier weitaus amüsanter erschien als das eigentliche Renn-Programm. Derweil kehrte auch Sciurus zu seinem Herrn zurück, ihm auszurichten, dass Scapula unabdingbar bei den aurigae seines Rennstalls gebunden war, was Gracchus zu einem Verdrehen der Augen hätte angeregt, wäre solch profane Mimik Teil seines Naturells gewesen. So indes ließ dies nur seine linke Braue kurz empor steigen, ehedem er sich wieder der Aurelia zuwandte.
    "Diese Reiter-Akrobatik ist wahrhaft beeindruckend. Ich hätte wohl bereits meine Mühe, von einem Pferd auf den Rücken eines anderen zu we'hseln so sie in Ruhe verharrten, dies jedoch in schnellem Galopp derart elegant zu bewerkstelligen ist wahrhaft magnifik!"

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    Original von Aurelia Drusilla
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    „Nun werter Flavius wir sind wohl alle Gefangen in einem Käfig aus Umstanden auf die wir uns einzustellen haben. Mein Verwandter Lupus wohl genauso wie auch du und ich.“
    ...
    „Da ich eine Frau bin wirst du mir sicher verzeihen wenn ich dir in diesem Fall Medea von Euripides vorschlagen würde.“


    Ein Käfig aus Umständen - zweifelsohne konnte auch Gracchus diesen Gedankens sich nicht verwehren, gleichwohl er selbst mittlerweile ein Alter, respektive eine Stellung hatte erreicht, in welcher so mancher Umstand mehr an seine eingenen Interessen anpassbar war. Dennoch, manches wiederum änderte sich nie, würde sich nie ändern, so dass der einzige Weg dies zu erleichtern die eigene Anpassung war - was wiederum ebenfalls mit dem Alter ein wenig einfacher wurde als noch in jungen Jahren. Oder aber der Mensch verlor schlichtweg mit der Zeit seinen Antrieb, seine Prinzipien, seine Kraft oder seine Ansprüche. 'Noch einmal jung sein!' - dies war ein Spruch des Alters, doch Gracchus mochte seine jetzigen Möglichkeiten nicht mit denen der Jugend eintauschen. Afällig würde sich dies im fortschreitenden Alter noch wandeln, doch bis dahin blieb er vorerst zufrieden.
    "Nun, zumindest ist unser Käfig ausstaffiert mit allerlei Annehmli'hkeiten und nicht nur ein dröges, umgittertes Stück Lehmboden."
    Gracchus mochte nicht die geringste Ahnung haben vom Leben in den unteren Schichten, doch seine Erziehung hatte stets das Bewusstsein ob seines Standes und der dazugehörigen Privilegien inkludiert - ebenso wie die daraus resultierenden Pflichten, welche zweifelsohne die Gitterstäbe des Käfigs formten.
    "Ah, Euripides"
    , strahlte er sodann erfreut während auf der Sandbahn unter ihnen der grüne und der rote Wagen sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen Iieferten, dass es beinahe schon als tragisch anzusehen war, dieser Spannung nicht die geringste Regung abgewinnen zu können. Doch den Flavier innervierte eine ganz andere Art von Tragik.
    "Eine vorzügliche Wahl! Ich liebe vor allem die Tantaliden-Werke! Die Geschichten selbst sind bereits so voller Ver..zwickungen, doch Euripides schafft es, sie zudem in ergreifende, anrührende Verse zu verpacken! Mehercule, ich könnte nicht zählen, wie oft mir im Theater in seinen Stücken bereits das Herz zerrissen ist!"
    So manche Episode seines eigenen Lebens hätte bisweilen womöglich selbst als Vorlage für eine Tragödie gelten können, doch selbstredend war dem Flavier die distanzierte Zuschauerposition weitaus erquicklicher.
    "Doch hoffe ich sehr, deine Wahl der Medea gründet sich einzig auf eine weibli'he Verbundenheit, und nicht etwa auf similäres Schicksal"
    , wandte er halb im Scherz, doch ein wenig besorgt ein.

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    Original von Aurelia Drusilla


    "Nun, Lupus' Beweggründe sind wohl eben diese..."
    Gracchus wies mit einem pikaresken Lächeln über die Zuschauermenge hinweg, welche bereits im nächsten Rennlauf gefesselt war und deutete schlussendlich zur Seite hin.
    "Dieser Mann dort etwa, welcher den blauen Wimpel schwingt und beinahe von seinem Sitz fällt, dieser Mann wird seinem Patron zweifelsohne beri'hten, welch ein Gewinn doch Aurelius Lupus für Rom ist. Und wird dieser Patron dies von einigen Klienten mehr noch vernehmen, sofern er nicht selbst hier ist und es mit eigenen Augen sieht, wird er sicher seine Wahl erwägen. Dies ist weitaus mehr wert als ein Patron, welcher selbst sich an ludi scaenici weidet, dessen Klienten jedoch murrend auf den Straßen sitzen. Insofern gibt es Lupus nichts vorzu..werfen - glückliche Römer sind Roms größter Gewinn."
    Er lächelte wieder Drusilla zu.
    "Wir beide sind wohl eher die Ausnahme unter jenen Römern. Nach welcher Tragödie würde dir der Sinn stehen?"
    Der Flavier hatte schon lange kein so angenehmes Rennen mehr erlebt, schlussendlich konnte eine gute Konversation über viel Lärm und Getöse hinwegsehen lassen.

    Nachdem auch Aurelia Corvina gebührend mit einem adäquaten Kompliment versehen war - stand sie doch ihren Verwandten in ihrer Anmut in nichts nach -, sowie der Valerier gebührend knapp - Gracchus konnte nicht sich entsinnen, ihn bereits näher kennengelernt zu haben - nahmen sie schlussendlich Platz.
    "Ah, die berühmte Lex Mercatus"
    , wandte der Flavier sich an Flaccus.
    "Ein hervorragendes Exempel wie ein gutes Gesetz geschrieben oder überarbeitet wird: nicht in der Exaltation einer schlaflosen Nacht infolge an..genommener Indignation allein mit sich selbst, sondern unter der Ägide eines schlauen Kopfes, doch in Kooperation mit anderen, mehr oder minder schlauen Köpfen. Denn während der einzelne seine eigene Perspektive einbringen kann, wird erst die Perspektive von mehreren ein vollständiges Bild ergeben - wodurch es zudem weitaus wahrscheinli'her wird, dass bereits alle Schwachstellen gesichtet und revidiert wurden, und nicht erst mit der ersten Wortmeldung im Senat emergieren und den Vorschlag so bereits zu Fall bringen ehedem allfällig sein Vorteil zutage treten kann. Denn den politischen Gegner zu Fall bringen, dies ist durchaus eine Art Sport in den heiligen Hallen des Senates."
    Gracchus war kein Freund dieses Habitus, gleichwohl war es schlicht unmöglich eine Diskussion mit derart vielen Beteiligten zu führen, wenn sie nicht im Vorhinein gut vorbereitet war.
    "Du kannst also viel von deinem Patron lernen."
    Er wandte sich Lupus zu.
    "Doch verzeih, ich wollte diesen Abend nicht umgehend mit Poltik füllen, ins..besondere da die Anwesenheit der Familie eine gute Gelegenheit für die Ankündigung einer Veränderung ist - wenn du gestattest?"

    Der junge Mann hatte nicht gerade geringe Ziele - Nachfolger der göttlichen lulier - doch das Streben nach Höherem war immerhin der Akzeptanz Geringwertigem vorzuziehen.
    "Nun, dann ist es so beschlossen."
    Der Flavier reichte Caesonius seine Hand über den Schreibtisch hinweg, um das Tirocinium zu besiegeln.
    "Bei Senator Purgitius?"
    schloss er sodann an, ohne dass dies eine tatsächliche Frage war.
    "Zweifels..ohne ist er einer der besten Mentoren auf diesem Gebiet."
    Bisweilen war der Purgitier Gracchus zu indifferent, doch zweifelsohne konnte man ihm selbst dies in anderen Bereichen - etwa militärischen Belangen - ebenfalls vorwerfen. Macer war zumindest zumeist besonnen und - soweit der Flavier dies konnte beurteilen - mehr an Rom interessiert als an der Mehrung seines eigenen Wohlstandes, was für einen Plebejer aus flavischer Sicht bereits eine Auszeichnung war.
    "Sonstig indes eher mit Blick auf militärische Belange, denn auf kultische."
    Er lehnte sich zurück.
    "Wie dem auch sei. Ein kultisches tirocinum sollte wohl mit dem Wesen der Götter beginnen, und jenes lässt sich am ehesten auf dem Kapitol erörtern. Ist es dir in zwei Tagen, kurz nach der Mittagszeit re'ht? Bei gutem Wetter vor dem Tempel der Trias, bei schlechtem unter dessen Kolonnade?"

    Mit den schönsten Frauen Roms verheiratet zu sein hatte Gracchus noch die davon abgehalten anderen Frauen Komplimente zu verteilen, letzlich ging es ihm dabei weder um Schmeichelei oder Balzverhalten, sondern darum, offenkundige und hintergründige Ästhetik zu ästimieren - welche in seinen Augen darüberhinaus nicht nur in Vollkommenheit bestand, sondern durchaus auch im Besonderen und manches mal sogar im vordergründig Gewöhnlichen.
    "Nun, Schönheit ist meines Erachtens nichts, an das der Mensch sich jemals könnte gewöhnen oder gar daran abstumpfen, dass es mir zwar jeden Tag auf ein Neues eine Freude ist, meiner Gemahlin angesi'htig zu werden, dies mich jedoch nicht blind macht andere Schönheit zu erkennen und zu bewundern."
    Zweifelsohne hatte Drusilla ein feines Gespür für die Konventionen der Gesellschaft und obgleich der Flavier im Rang weit genug oben stand, um sich einige Eskapaden erlauben zu dürfen, so war auch er nicht demgegenüber gänzlich abgestumpft.
    "Es wäre mir eine große Freude und Ehre, dich heute an meiner Seite zu wissen, teuerste Aurelia!"
    Das Einverständnis ihres Onkels war selbstredend eine Formalität nur, dennoch eine, welche es nicht zu übergehen galt. Indes war sie rasch gegeben, so dass die unverfängliche Konversation konnte fortfahren.
    "Ich muss gestehen, ich hatte gehofft Lupus würde sich für ludi scaenici entscheiden. Diese gibt es meiner Ansicht nach viel zu selten in Rom. Indes mag diese Wahrnehmung durchaus durch meine Präferenz geprägt sein und selbst..redend bin ich mir gewiss, dass diese bei weitem nicht so populär wie Trivialspiele sind. Dennoch hoffe ich weiterhin, dass Lupus allfällig im Laufe seiner Amtszeit - welche für mich außer Frage steht - noch einmal die Kunst fördern wird."
    Beiläufig, doch nicht sonderlich aufmerksam klatschte Gracchus Applaus als das erste Rennen auslief und einige Teile der Zuschauer in Jubel ausbrachen.

    Die Einladung, wie auch die Zusage waren bereits seit längerem ausgesprochen, und um so mehr blickte Gracchus dem Abend mit Freude entgegen, denn letztlich handelte es sich nicht um einen drögen Anlass der Pflichterfüllung, sondern einen familiären und freundschaftlichen Abend, an welchem Politik nur beiläufig würde betrieben werden - im Zweifelsfalle jedoch nicht minder bedeutsam. Zudem war der Flavier erfüllt von einer tiefen Freude und Zufriedenheit, dass er - seine bezaubernde Gemahlin an seiner Seite - das Triclinium überaus wohlgemut betrat.
    "Lupus, salve!"
    begrüßte er zuerst seinen Freund und Gastgeber mit einem freundschaftlichen Handschlag, erkannte aus dem Blickwinkel jedoch bereits Priscas Cousine.
    "Danke vielmals für deine Einladung. Ich muss gestehen, ich hegte die Vermutung, du hast sie nur ausgespro'hen, um dein Haus ab und an mit ein wenig Anmut in Form meiner Gemahlin zu schmücken."
    Ein pikarisches Schmunzeln umspielte seine Lippen.
    "Doch ich sehe, die Schaumgeborene ist deiner Familie noch immer hold und kann nicht ertragen, dieses Haus ohne Anmut zu wissen."
    Er wandte sich Drusilla zu.
    "Werte Aurelia, in der Sandarena Ostias schimmertest du einer Perle gleich, doch heute überkommt mich der Ver..dacht Venus selbst hat ihre Töchter geladen - die eine, um an meiner Seite mich zu geleiten, die andere, um uns hier in Empfang zu nehmen."
    Womit beide gebührend gerühmt waren, ohne sie einander in VergIeich zu stellen.