Der ältere Gracchus lächelte freudlos.
"Nun, ridikül ist wohl eher, dass du in einigen Jahren rückblickend feststellen wirst, dass all diese Fur'ht gänzlich unbegründet war und du dir dein Leben, respektive deine Ehe nur unnötig schwer gemacht hast."
Durchaus sah er seine eigene Ehe bisweilen als noch immer nicht ganz einfach für sich selbst, doch längst schätze und genoss er gar die Vorzüge, welche diese Verbindung mit sich brachte. Kurz sann er darüber nach, ob der Zeitpunkt geeignet war auch Minors politische Zukunft zu thematisieren, entschloss sich indes dagegen. Die Herausforderung der bevorstehenden Ehe schien dem Vater vorerst ausreichend, um seinen Sohn zu beschäftigen, gleichwohl würde die Vorbereitung des Aedilates Minor ohnehin einfacher fallen sobald er in den Senat erhoben wurde - was wiederum von seiner Ehe abhing. Er erhob sich darob, um Minor seinen Vorbereitungen zu überlassen.
"Lasse es mich wissen, wenn du noch Hilfe benötigst."
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Gracchus suchte der Realität der aufkommenden Demütigung zu entkommen indem er sich in seine Gedanken flüchtete. Er eilte in den Raum der Ekstase, ließ sich hineintreiben in die in Malve und Lavendel changierende Glut, segelte über die güldene Klangkaskade hinweg, griff nach den glimmenden Funken, welche Sternschnuppen gleich um ihn tanzten, und bedeckte seinen Geist mit dem Sentiment seiner Träume. Er folgte dem klandestinen Rascheln Priscas Gewand als diese sich regte und als seine Gemahlin auf ihm saß ließ er seine Hände über ihre Hüften gleiten, hob die feinen Stoffbahnen an, um ihre Haut zu berühren, die Distanz zwischen ihnen auf eine Nichtigkeit zu schrumpfen. Doch er fand nicht die feste Spannung wie einst am Leibe Caius', nicht die starken Muskeln wie an Faustus, nicht die sehnige Drahtigkeit wie bei Sciurus, nur weiche, weibliche Rundungen, welche in ihrem Anblick dem ästhetischen Gesamtwerk zuträglich waren, in Berührung seine Sinne jedoch derangierten. Statt seinen Leib in Entspannung zu versetzen hätte er augenscheinlich besser daran getan seine Sinne zu betäuben wie zu jenen vorigen Gelegenheiten der ehelichen Pflichterfüllung. Gracchus setzte sich zur Wehr gegen die in ihm empor steigende Panik, setzte sich hinweg über Priscas Berührung und öffnete die Augen, um sich seines Zieles zu versichern. Prisca. Er konnte nicht sie begehren und sie gleichzeitig aus seinen Gedanken negieren, er konnte nicht ihr seine Hingabe zueignen und dabei in fremden Gefilden sich vergnügen.
"Prisca"
, flüsterte er als müsse er ihre Anwesenheit bestätigen, hob seine Hände, um die ihren zu ergreifen und sinken zu lassen, ehedem er seine Gemahlin fest umfasste und an sich drückte, ihren Hals mit Küssen bedeckte. Doch so sehr er auch suchte sich in Begehren hinein zu versetzen, so wenig folgte der entscheidende Teil seines Leibes diesem Pfad. -
Zitat
Original von Iunia Axilla
ZitatOriginal von Cnaeus Fabius Torquatus
...
"Senator Flavius, Aurelia, ich freue mich, dass ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt." Einen Consular im Hause zu haben war natürlich zu jedem Anlass eine Bereicherung. Während Axilla ihr Interesse an Aurelia Priscas Kleid offenbarte, nutzte ich die Gunst der Stunde um mich dem Flavier etwas anzunähern. "Ich hörte, dass du dich einige Zeit von Rom ferngehalten hast, Senator. Ich hoffe doch, dass du nicht nur wegen unserer Hochzeit nach Rom zurückgekehrt bist?", begann ich lachend. Die Kanzlei war natürlich eine Fundgrube für allerlei Informationen und Gerüchte. Umso mehr war ich daran interessiert zu wissen, wie es um die Ambitionen des Senators bestellt war. Eine Bekanntschaft, die sich für mich lohnte, war es aber allemal.
Kaum nur kannte Gracchus Iunia Axilla und doch war er sich in diesem Augenblicke sicher, dass sie mit gleichem Sentiment an jenen Tag in den Gärten des Lucullus zurück dachte wie er selbst. Damals hatte er geglaubt, dieses aleatorische Zusammentreffen würde mit ihrem Auseinandergehen im Laufe des Lebens sich wieder verlieren und nicht mehr bleiben als ein flüchtiger Gedanke, doch wohl hatte es sich in ihrer beider Leben als Gedächtnispunkt bewahrt. Dies evozierte um so mehr Wohlgefallen in Gracchus, da Axilla augenscheinlich ob dessen ihm mit freudiger Gesinnung gegenüber trat, fürchtete er doch ob des Bürgerkrieges wegen im Leben der meisten anderen Menschen, welche mit seinem Schicksal nur lose verbunden waren, eher Verwüstung und Leid hinterlassen zu haben. Als indes die Damen in Schwärmereien über Kleider verfielen war der Flavier froh, dass Fabius das Gespräch aufnahm, sei es auch nur zu unverbindlicher Konversation - welche Gracchus zwar nicht lag, im Augenblicke jedoch angebracht war.
"Tatsächlich war es eine Ho'hzeit, welche nach Rom mich zurückzog, allerdings bereits vor einiger Zeit jene meines Neffen Scato."
In diesem Augenblicke wurde Gracchus dessen sich gewahr, dass seit seiner Rückkehr die Pein, ob deren er nach Baiae geflüchtet und welcher auch dortig er nicht war entkommen, nicht einen einzigen Tag ihn hatte torquiert.
"Darüber hinaus indes war es überdies an der Zeit, meinen Pflichten hier in der Stadt wieder nachzukommen. Um so mehr jedoch stimmt es mich freudig, diese Pflicht zuweilen ob solch er..quicklicher Gelegenheiten wie dieser ruhen zu lassen."
Womöglich würde diese Festivität tatsächlich weit weniger prosaisch als die patrizischen Feierlichkeiten, welchen Gracchus sonstig beiwohnte. Deplorablerweise erhob ihn jedoch auch diese Aussicht nicht zu einem passablen Routinier der unverbindlichen Konversation, ob dessen er alle Regeln der Kunst zur Aufrechthaltung eben dieser unberücksichtigt ließ. -
Einen Augenblick lang gereichte Minors Äußerung tatsächlich dazu, dem älteren Gracchen eine Braue empor zu treiben, doch musste er tief in seinem Inneren sich eingestehen, dass allfällig auch in Epikurs Ansatz ein Funken von Wahrheit sich verbarg, gleichwohl dies nichts war, was er gedachte in Anbetracht der bevorstehenden Eheschließung mit Minor zu diskutieren. Als jener die Furcht seiner eigenen Ehe ansprach nickte Gracchus.
"Oh ja"
, konzedierte er und sein Blick wandte sich durch den Tisch in die Unendlichkeit.
"Felix hatte unsere Ehe arrangiert und als ich deine Mutter zum ersten Male traf glaubte ich mich dur'haus noch zufrieden, war sie doch unbeschreiblich schön und klug dazu. Doch je näher der Tag unserer Eheschließung rückte, desto mehr sah ich dem bis dato schlimmsten Tage meines Lebens ent..gegen. Es graute mir nicht nur vor der Ehe, ich ... hatte regelrechte Fur'ht vor Antonia, Furcht vor der ersten Nacht und jeder weiteren, jedem Tage der danach würde folgen. Diese Beklommenheit blieb auch nach unserer Eheschließung noch sehr lange Teil unseres Alltages, und mein inwendiges Grauen wurde um so größer, je mehr Zeit ver..ging ohne dass sie ein Kind gebar. Erst mit deiner Geburt wurde unser Verhältnis ein wenig entspannter, gleichwohl es zu Vertrautheit noch viele weitere Jahre benötigte."
Letztendlich hatten sie es zu wahrhaftiger Liebe und bedingungslosem Vertrauen wohl niemals geschafft, denn obgleich Gracchus ihr stets erbeben war, hatte er bis zuletzt hatte das Gefühl, Antonia nicht genügen zu können. Er blickte wieder empor und Minor an.
"Und auch vor der zweiten Ehe verspürte ich diese Furcht. Zwar wussten Prisca und ich in gewissem Maße, worauf wir uns einließen, doch letztlich... eine Ehe ist nun einmal eine Ehe, und auch im wiederholten Falle bleiben die Pfli'hten ident."
Ein wenig ergeben hob Gracchus die Schultern und ließ sie wieder sinken.
"Es ist wie mit allen Aufgaben im Leben, Minimus. Nur mit Entschlossenheit und Diligenz wirst du deine Ehe zur Blüte führen. Darob ver..zage nicht bereits im Vorhinein, denn ich hege keinen Zweifel, dass du auch dies meistern und alsbald auch die Vorzüge Philonicas erkennen wirst." -
Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen des Vaters.
"Wer weiß, ob die Götter für all diese Details menschlicher Eheschließungen Sorge tragen. Doch die Parzen haben vor langer Zeit deinen Schicksalsfaden gewebt und mit jenem Cornelias ihn ver..bunden, zu welchem Zwecke wird erst die Zukunft dir weisen."
Gracchus konnte nicht sich entsinnen, dass Minor hinsichtlich der Ehe mit Philonica seine Abneigung ihm hatte offenbart, ob dessen dies zweifelsohne in der stürmischen Phase ihrer Beziehung war gewesen, in welcher den Vater beinahe jedes Wort seines Sohnes mit Sorge oder Wut hatte erfüllt, oder aber er hatte schlichtweg daruaf vergessen, da es ohnehin nichts mehr zu ändern gab. Die augenblickliche Emotionalität Minors jedoch rührte ihn an, ob dessen auch er ein leises Seufzen ließ echappieren.
"Ich bezweifle, dass je ein Mann ob seiner künftigen Gemahlin wegen der Eheschließung mit Freude hat entgegen gesehen"
, kommentierte der Vater die Furcht seines Sohnes vor dem Hochzeitstag, denn tatsächlich konnte Gracchus sich nichts anderes vorstellen in seiner Welt, in welcher Ehen einzig aus rationalen und politischen Gründen wurden geschlossen.
"Eine unbekannte Frau, welche das eigene Leben invadiert, Pfli'hten und Obliegenheiten einfordert, Obhut und Verantwortung bedingt - die Aussicht darauf ist selbstredend abominabel. Gleichwohl wird nicht jede Ehe mit den Jahren in Liebe, nicht einmal in gänzlicher Zufriedenheit enden."
Es hatte keinen Sinn, darüber zu lügen.
"Dies ist mehr oder minder harte Arbeit, von beiden Seiten. Erwarte nicht mehr als gebührend ist, und gebe wie stets dein Bestes, Minimus." -
Da Gracchus nicht sicher war, ob Senators Manlius Polla zu ihrem verdrießlichen Laut anspornte oder ob es der Wein war, suchte er das Thema zu einem unspezifischen Ende zu bringen.
"Nun, der Senator hat sich mit deinem Namen zufrieden gegeben."
Dies konnte letztlich alles oder nichts bedeuten. Hernach hob Gracchus seine linke Braue ein wenig und dachte einige Augenblicke nach über Scatos Zukunft. Er hob seine freie Hand und knetet es seine Unterlippe, ehedem sein Kopf sich ein wenig schief legte.
"Die Gesetze mögen die eingeforderten Mindest-Pausen zwischen den Ämtern determinieren, doch letztendlich sollte die Vernunft die Realität bestimmen. Die Gesetze verhindern, dass allzu gierige Barbaren schneller als ihr Ver..stand durch die Ämter rutschen, und so du mich fragst sind die Pausen von einem Jahr für so manchen noch viel zu kurz. Consular zu sein ist schlussendlich nicht das Ziel, sondern der Dienst an Rom. Gerade in den senatorischen Ämtern bedeutet dies nicht mehr nur Anweisungen zu folgen, sondern selbst vorweg zu gehen. Ein solches Amt vortrefflich und über das Mindestmaß auszufüllen bedingt nicht nur weitrei'hende und umsichtige Vorbereitung, welche in all ihren Feinheiten schnell sich über ein Jahr hinweg spannen kann, sondern ebenso eine gebührende Retrospektive und Reflektion des Erreichten, wiewohl im Zweifelsfalle die Nachverfolgung begonnener Arbeit, was ebenso einige Monate sich noch hinziehen kann. Mir ist es lieber, Scato bereitet sich an..gemessen auf seine Amtszeit vor und füllt diese mit Elan und Scharfsinn aus. Allerdings"
, konzedierte er.
"Ich bin nicht sicher, ob Scato bereits mit diesen Vorbereitungen zur Praetur hat begonnen. Allfällig könnte er tatsächlich einen Anstoß in diese Ri'htung benötigen."
Während seine Base ihren Becher abstellte, ließ Gracchus sich noch ein wenig nachschenken. Obgleich das Urteil Pollas in Hinblick auf Minors Amtszeit allfällig nicht aus sich selbst heraus qualifiziert war, so erfüllte es den Vater doch mit Stolz, spiegelte es doch einerseits wider was die Gesellschaft dachte, und war anderseits wie im Kreise der Familie üblich in seiner Ehrlichkeit ohne Zweifel.
"Cornelia Philonica, die Nichte Scapulas und Virginia Nerulinas"
, bestätigte und detaillierte er Pollas Kenntnisse. Der cornelische Pontifex und seine Familie lebten seit Generationen ebenfalls auf dem Quirinal und waren mehr oder minder Nachbarn, so dass sie seiner Base womöglich ebenfalls bekannt waren.
"Wir haben diese Ehe bereits vor vielen Jahren beschlossen. Im Nachhinein wäre eine Verbindung in eine eher militärisch geprägte Familie allfällig opportun, andererseits helfen Minor zwei Stimmen im Senat derzeit allfällig mehr als ein Legat in einer fernen Provinz, zumindest solange er nicht gerade einen Krieg ent..fesseln möchte."
Gracchus lachte ein wenig verhalten, gleichwohl die etwas unbedachte Äußerung bereits im Augenblicke nachdem sie gesprochen war ihm einen Schauer evozierte, wäre die Unterstützung eines Legaten doch vorwiegend im Falle eines Bürgerkrieges von Nutzen. -
Decimvir Litibus Iudicandis Caius Duccius Callistus
Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud.M' Flavius Gracchus C. Duccio Callisto s.d.
Zur Klärung der Causa bezüglich des Erbes des F. Flavius Furianus empfange ich dich gerne zur achten Stunde am vierten Tag vor den Iden des Iunius* in der Villa Flavia.
Mögen die Götter dir und den deinen stets gewogen sein!
Sim-Off: * wann immer es dir passt
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Gracchus nickte bedächtig.
"In der Tat, Cornelia Philonica, die Nichte des Pontifex Cornelius Scapula, welche seit dem frühen Tod ihres Vaters unter seiner Obhut steht. Wir haben diese Ehe bereits in jungen Jahren der beiden arrangiert, doch sie ist noch immer sehr opportun. Im Senat mag Scapula nicht allzu forsch sein, doch die Stimme eines Consularen ist stets vorteilhaft, gleichwohl da sie mittlerweile um jene seines Sohnes er..gänzt wird."
Da auch der jüngere Cornelius den Cognomen Scapula trug, erübrigte sich es zu erwähnen, wer eben dieser war.
"Und auch Philonicas Bruder strebt dem Cursus Honorum entgegen."
Dass aus dem kleinen Mädchen in all den Jahren keine Schönheit geworden war, war zwar durchaus bedauerlich, denn eine schöne Frau war durchaus auch eine Zierde für ihren Ehemann, doch letztlich irrelevant aus flavischer Sicht. -
Gesellschaftlichen Anlässen in Art einer Hochzeit konnte Flavius Gracchus wenig abgewinnen, so dass er diese üblicherweise nur frequentierte sofern es ob familiärer, politischer oder gesellschaftlicher Verbindung obligat war. In diesem Falle war nichts davon relevant. Cnaeus Fabius Torquatus war ihm als Procurator a Memoria zwar weitläufig bekannt, zu wenig indes, sich verpflichtet zu fühlen. Mit Iunia Axilla verband ihn zwar eine wohlwollende Sympathie, welche ihren Ursprung an einem sehr, sehr weit zurückliegenden Tag hatte, welcher jedoch so weit bereits zurück lag, dass er Gracchus stets nur dann wieder wurde gewahr, wenn er ihrer angesichtig wurde, und ob dessen nicht für eine Zusage hätte ausgereicht. Seine Gemahlin Aurelia Prisca indes war mit der Braut bekannt und da sie jedem Anlasse zu Festivitäten enthusiasmiert entgegen sah, war sie selbstredend angetan gewesen ob der Einladung, was somit auch Gracchus zur Zustimmung hatte bewogen, da er Prisca kaum einen Wunsch konnte abschlagen, noch weniger dies wollte. So kam es also, dass das flavisch-aurelische Ehepaar ebenfalls Teil der Gästeschar im iunischen Hause war und Gracchus und Prisca sich in die Reihe der Ankommenden reihten.
"Cnaeus Fabius Torquatus, Iunia Axilla, wir danken für eure Einladung"
, sprach Gracchus förmlich als sie an der Reihe waren. Das Paar bot aus seiner Sicht einen recht interessanten Anblick: Der Fabier war behängt mit Goldschmuck, wie es nur bei Männern der Fall war, welche sich beweisen mussten, dass sie etwas besaßen, die Iunia indes bot ein unkonventionelles, aus den Augen des Pontifex beinahe ein wenig ungebührliches Bild einer Braut mit ihren hochgesteckten Haaren und dem Schleier um die Schultern gelegt. Indes, durch diesen ungetrübten Anblick ihres Antlitzes überkam Gracchus wieder die Reminiszenz an jenen weit, weit zurückliegenden Tag, was dazu gereichte, seinen linken Mundwinkel zu einem Lächeln empor zu heben.
"Wir sind überaus erfreut, heute Zeugen eurer Eheschließung sein und diesen be..sonderen Tag mit euch zelebrieren zu dürfen." -
"Gut"
, bestätigte der Vater.
"Der elfte Tag vor den Kalenden des Iulius also. Ich werde einen Auguren konsultieren, den Termin zu bekräftigen, und die Anwesenheit des Flamen Dialis arrangieren, hernach kannst du mit den Vorbe..reitungen beginnen, die Gästeliste mit den Corneliern abstimmen und die weitere Planung koordinieren. Selbstredend steht dir der gesamte Hausstand zur Verfügung, um deine Anweisungen umzusetzen."
Im Grunde musste Minor selbst nur wenig tun, drehte die Maschinerie des flavischen Haushaltes sich doch überaus perfekt durch die routinierte Sklavenschaft.
"Ich habe bereits bei passender Gelegenheit mit Aurelius Lupus gesprochen, er freut sich darauf, euch an diesem Tage den Willen der Götter zu lesen." -
Gracchus' linke Braue hob sich ein wenig empor als sein Sohn von den Lucaria zu sprechen begann, ehedem der realisierte woher dieser Umstand rührte. Zweifelsohne war es die Aufregung über den neuerlich großen Schritt, welche den Geist des jungen Flaviers ein wenig verwirrte.
"Vor den Kalenden des Iulius, Minor, nicht des Augustus. Sofern dir indes ein Monat später zusagt, dann zumindest nicht an den Lucaria. Mögen sie auch nicht mehr sonderlich populär sein, so ist der Tag dennoch den Göttern geweiht und keinem Sterbli'hen steht es zu, ihn zu seinem eigenen Ehrentag zu erkiesen."
Zweifelsohne mochte es Römer geben, welche selbst für ihre Hochzeit sich um die Lucaria nicht scherten, doch als Flavier, als Patrizier und insbesondere als Sohn eines Pontifex, welcher die Nichte eines Pontifex ehelichte hatte Minor sich streng an kultische Regeln zu halten. Gracchus hielt kurz inne um den Kalender sich in sein Gedächtnis zu rufen.
"Im Iulius wären wohl die Tage zwischen dem siebten und dem vierten Tag vor den Kalenden des Augustus eine gute Wahl."*Sim-Off: * 26-29.7.
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Priscas Worte gereichten dazu, Gracchus wieder in Entspannung zu versetzen, während sein Herz aufging vor Freude über ihr Glück. Als ihre Hände ihn berührten, senkte er sein Kinn und streckte seinen Nacken durch, atmete genüsslich ein und schloss die Augen wie sie es forderte. Keine Spur von Widerwillen zeichnete sich ab auf seinem Antlitz, gegenteilig war es umfasst von Ruhe und gar Genuss, zuckten seine Mundwinkel immer wieder ein wenig empor. Gracchus ließ sich fallen durch einen Vorhang aus goldfarbenen Samt, welcher in zarten Wogen sich um ihn wellte, fiel durch einen Regen aus süßlich, zimtigen Hyazinthen, ließ sich treiben durch einen Fluss aus zart klingendem Nebel. Er tauchte hinab durch den Spiegel aus azurblauem Moos, schwamm durch warmen, glimmenden Honig, und drehte, wiegte und tanzte gedankenverloren durch ein Meer aus transluzenten Seifenblasen, so wie er früher so oft hatte getanzt - auf den Wiesen außerhalb der Stadt, zwischen den Olivenbäumen hindurch, wenn er glaubte, unbeobachtet zu sein, in das Musikzimmer seines Gedankengebäudes war gewandelt und dort ein Stück hatte aufspielen lassen - eine Harfen-Spiel oder den Marsch der Gladiatoren -, zu welchem mit geschlossenen Augen er durch die Landschaft wehte, das weiche Gras unter seinen Fußsohlen kitzelnd, die Stahlen der Sonne über seine Haare streichend. Alsbald ging auch er dazu über, Priscas zarte Haut zu berühren, erst ihre Hände und Arme, dann über den Hauch ihres Kleides hinweg ihren Leib zu suchen, zu erkunden, zu goutieren. Nichts sehnlicher wünschte er sich noch als die Perfektion seiner Ehe mit dieser vollkommenen Frau, dieser Göttin vom anderen Ufer der Sehnsucht. Durch Priscas stetes Zutun, zweifelsohne jedoch auch höchlichst stimuliert durch das anregende Mittel in seinem Wein, ließ Gracchus ab von Sorge und Hader, ließ ab von Anspannung und Gedanken, ließ sich fallen in den Augenblick, bis dass jede Faser in seinem Leibe dieser Entspannung folgte. Jede Faser. Darunter auch diejenigen, welche zur Erfüllung ihrer Aufgabe ein großes Maß an Anspannung erforderten. Zu Anfang bemerkte er dies nicht, doch je mehr seine Gemahlin mit ihren Fingern sich eben dieser Region zwischen seinen Lenden annäherte, desto mehr wurde es ihm bewusst, und je mehr dies in seine Aufmerksamkeit rückte und je mehr er sucht dem irgendwie entgegen zu wirken, desto weniger mochte es ihm gelingen dort ein angemessenes Maß an Spannung zu evozieren.
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Der Vater betrachtete seinen Sohn mit gewogenem Blicke. Selbstredend hatte dieser bereits mit den Cornelii gesprochen, selbstredend hatte er bereits einen Termin bedacht. Obgleich es Gracchus bisweilen schwer fiel ihn aus seiner Rolle als Kind oder jugendlichen Knaben zu entlassen, musste er sich eingestehen, dass Minimus längst ein pflichtbewusster, zuverlässiger erwachsener Mann geworden war.
"Nun, die erste Hälfte des Iunius ist ebenfalls gefüllt mit vielen Feiertagen, insbesondere auch den Vestalia. Günstige Tage sind zwischen dem elften und neunten Tag vor den Kalenden des Iulius oder der vierte und dritte Tag vor den Kalenden des Iulius.* Wenn dir dies zusagt, können wir noch einmal die Auguren be..fragen, welcher Tag am glückverheißendsten ist."Sim-Off: * 21.-23. oder 28/29.6.
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"Ich bin ganz sicher, der Frühling wird auch dich wieder erstrahlen lassen und alsbald blühst du erneut auf"
, bekräftigte Gracchus. Er hatte nie nachvollziehen können, weshalb Frauen sich allzu gerne nur auf ihr Äußeres reduzierten, doch sofern es ihrem Wohlgefallen und ihrem positiven Gemüte zuträglich war, mochte er gerne dazu beitragen, sie ihres Glanzes zu versichern - sofern er dazu nicht würde lügen müssen, denn in diesem Falle wollte er lieber schweigen. In Pollas Falle indes war dies nicht notwendig, hatte die Mühelosigkeit eines patrizischen Lebens sie doch davor bewahrt, dass die Spuren der Zeit sich tief in ihr Antlitz hätten gegraben, so dass sie auch in ihrem Alter noch strahlte - zumindest sofern sie nicht von Krankheit wurde darnieder gestreckt.
"In der Tat, Senator Manlius erkundigte sich. Wir haben nur kurz miteinander gespro'hen, aber du weißt doch, ein neues Gesicht kann in Roms Gesellschaft sich nicht allzu lange verborgen halten. Insbesondere nicht das einer Flavia."
Eine Witwe war allfällig nicht die erste Wahl in Hinblick auf familiäre Bande, dennoch konnten auch solche Ehen durchaus vorteilhaft sein - insbesondere da die Flavier derzeit keine anderen Kandidatinnen zu bieten hatten. Zumindest jedoch aus flavischer Sicht musste Polla sich keine Sorgen allzu forscher Ehepolitik machen, war die Familie doch hinreichend gut positioniert, um keiner favorablen Verbindung zwingend zu bedürfen.
"Du hast ganz recht, die Provinz bleibt stets provinziell. Auch ich bin froh, wieder in Rom zu sein."
Die Betrachtung der Provinz konnte Gracchus seiner Base durchaus nachfühlen. Rom war für ihn stets das Zentrum der Welt gewesen und obgleich er auch seine Jahre in Achaia als Knabe hatte genossen, so war Rom doch immer sein Sehnsuchtsort. Wie von Polla gewünscht verschwendete er kein weiteres Wort an die 'kleine valerische Made' in der Provinz. Er hatte den älteren Valerius nur selten auf familiären Feierlichkeiten getroffen, zu deren Besuch Polla ihn hatte überreden können, an den jüngeren konnte er sich nicht entsinnen und war sich nicht sicher, ob er ihn überhaupt je hatte kennengelernt. Die eigene Jugend lag ohnehin näher.
"Nun, obgleich ich dir zustimmen möchte was unsere Jugend be..trifft, so gibt es derzeit keinen Grund zur Sorge. Scatos nächstes Amt ist zweifelsohne nur eine Frage der Zeit, und Minor wird im Sommer heiraten, um die Voraussetzung für die Senats-Aufnahme zu erfüllen, welche auch dann nur noch eine Frage der Zeit ist."
Er hielt inne und blickte seine Base fragend an, die linke Braue ein wenig angehoben.
"Oder siehst du etwa Bedarf zu handeln?"
Schlussendlich wusste Gracchus nicht, was die jungen Männer während seiner Abwesenheit getan hatten, und gleichwohl er Minor vollends vertraute, so hatte letztlich auch die Vergangenheit bewiesen, dass ein junger, enthusiastischer Geist bisweilen in die falsche Richtung rannte. -
"In der Tat"
, bestärkte der Vater und nahm unaufgefordert Platz.
"Deine Quaestur liegt nun hinter dir, darob lasse mich dir zuvörderst ver..sichern, dass ich wahrhaft stolz auf dich bin! Ich wünschte, deine Mutter könnte dies noch erleben. Auch sie wäre von großem Stolz erfüllt."
Er lächelte ein abwesendes Lächeln, ehedem er sich wieder der Zukunft zuwandte.
"Da du deine Aufgaben mit herausragender Bravour erfüllt hast, ist deine Erhebung in den Senat nurmehr eine Formalität. Indes -"
Gracchus hielt inne.
"Wie du weißt bedingt die Aufnahme in den Senat eine ordentli'he Ehe. Wir müssen ob dessen den Termin deiner Eheschließung festlegen."
Selbstredend hatte der Ponitfex bereits den Kalender geprüft und passende Tage ausgewählt, doch wollte er zuerst abwarten, welche Gedanken Minor sich dazu gemacht hatte. -
Gracchus suchte sich zu entsinnen, wann Aurelius' Sohn geboren worden war, konnte dies jedoch nicht memorieren. Er hatte ohnehin noch nie etwas mit Kinder anfangen können, nicht einmal seinen eigenen, so dass sie erst dann von Interesse für ihn wurden so er sich mit ihnen in adäquater Art und Weise unterhalten konnte, respektive sie begannen, sich für die Gesellschaft und Politik zu eignen.
"Ehedem du dich versiehst, wird er erwa'hsen sein. Doch er wird zweifelsohne ein ebenso erfolgreicher Haruspex werden wie sein Vater."
Ein wenig eigentümlich war dies für einen flavischen Spross, doch letztendlich trug er ohnehin den Namen Aurelius. Da das Thema bereits bei Söhnen verweilte, schloss Gracchus seinen Erben mit ein.
"Minor wird im Sommer Hochzeit halten. Selbstredend ist es nicht vonnöten, einen Haruspex zu beauftragen, doch ich würde mich freuen so du die Opferschau für das Paar vollziehen würdest." -
Der neuerlichen Sitzung bezüglich der Ergebnisse der Ermittlungskommission, wiewohl des augenscheinlichen Zusammenhanges in Hinblick auf die Rolle der Frauen im öffentlichen Leben hatte der Flavier durchaus entgegen gesehen, war das Ergebnis der vorherigen Diskussion doch ein wenig unbefriedigend geblieben. Indes wurde der Beginn eben dieser vorerst verzögert durch das Ansinnen Claudius Menecrates'. Der flavische Senator wartete, dass allfällig einer der anderen an der Untersuchung beteiligten Senatoren sich zu Wort meldete, doch als aus jenen Reihen keine Stimme sich erhob, dass die Stille beinahe schon erdrückend wurde, ergriff er das Wort.
"Zweifelsohne kannst du die Beflissenheit und Tatkraft des Trecenarius Tiberius in dieser Angelegenheit von uns allen am besten beurteilen, Senator Claudius. Da du jedoch nicht eine Auszei'hnung nur in deinem Namen, sondern durch dieses Gremium vorschlägst und sonstig augenscheinlich sich niemand von den in der Kommission beteiligen äußern möchte"
, was Gracchus als abträglich in Hinblick auf eine Auszeichnung ansah, schien sich doch niemand für den Tiberius aussprechen zu wollen,
"würde ich zuvörderst gerne den Bericht und die Er..gebnisse Tiberius' von jenem selbst anhören, so dass auch jene Mehrheit unter uns sich ein Bild dieser Arbeit machen kann, welche nicht unmittelbar beteiligt war."
Das Auffinden und Verhören von Personen gehörte immerhin zum Aufgabengebiet des Praetorianers, ob dessen der Flavier durchaus neugierig war auf die Details, welche der Tiberius dem würde hinzufügen. -
Der Prüfling kam barfuß zum Tempel, was nicht zwingend notwendig war, doch bereits ein positives Zeichen, dass es dem Iulier überaus ernst war mit seiner Aufgabe. Der Aedituus Digitius Felix stellte alle Beteiligten einander vor und nachdem der obligaten Begrüßung durch all diese Beteiligte war genüge getan, wandte Gracchus das Wort an den Iulier.
"Möchtest du noch etwas vorbereiten? Andernfalls kannst du mit der Opferung beginnen."
Digitus, Cornelius und der Flavier selbst würden sich dabei im Hintergrund halten, doch Caesonius stets folgen und jeden seiner Schritte genauestens beobachten. -
Zur Abnahme der Prüfung waren aus dem Collegium Pontificum die Pontifices Cornelius Scapula und Flavius Gracchus erschienen. Bei ihrer Ankunft hatten sie einige Worte mit Digitius Felix gewechselt und so auch den Namen des potentiellen Aedituus erfahren. Gaius Iulius Caesoninus war Gracchus unbekannt, doch war dies nicht ungewöhnlich, da er sich vorwiegend in Kreisen der Senatoren und Patrizier bewegte und darüber hinaus wenig Anknüpfungspunkte mit den übrigen Einwohner Roms hatte. Im Schatten der Kolonnaden warteten sie also auf den Prüfling.
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